Autoritäten

Hanmann, Enoch

Anmerckungen In die Teutsche Prosodie

| 'Bey dem Ignatius wirstu [griechisch] finden/ und noch mehr in Hugo Grotius Anmerckung in das 27. Capittel Matheus in dem 26. 27. Verß.' | 'Aber daß daselbst in gemeiner Rede auch viel Falschheit mit unterlauffe/ kan ich selbst bezeugen. Ist derowege daß sicherste/ das ich Herr D. Luthers Bibel vornehme/ welcher sich solches mit höhestem Fleiß hat lassen angelegen seyn.' | 'Will derowegen so lange mit Herr Schotteln bey dieser Regel [S] bleiben/ biß mir auß Herr D Luthers Bibel/ Reichsabschieden/ oder Geschichtschreibern (von solchen Rede ich/ welche sich der Reinen teutschen Sprache befliessen/ und derselben Kundig gewesen) ein Exempel dargebracht wird.' | 'Herr Luther da er handelt wie der Englische Gruß am besten teutsch zugeben/ sagt von diesem [S] Worte im 5. Jenischem Theile p. 142. also: Ich weiß nicht spricht er/ ob man auch daß Wort Liebe so hertzlich und genugsam im Lateinischen oder einiger ander[x] Sprache Reden könne/ daß also klinge und dringe in daß Hertze und durch alle Sinne/ wie es thut in teutscher Sprache. Opitz als er ein Erzörntes Gemüthe im 2. Psalmen will einführen.' | 'Mercke daß Opitz in Hohenlied das a in der mitten deß Worts außgelassen/ da Salomon spricht.' | 'Daß aber Herr Lutherus bißweilen (denn in seiner Bibel auch Unser Vatter zufinden) ubersetzet Vatter unsrer/ ist nicht davor zuhalten ob sollte er nicht gewusst haben daß daß adiect: müste vor dem subst: stehen/ weil unsrer oder unserer ein substantivum genetivi casus pluralis. Er hat auch die kindliche Liebe andeuten wollen/ die zuvor Vatter muß sprechen/ ehe sie unser nichtigkeit erwehnet.' | 'Ang. Rocha in App. Bibl. Vat. Dial. p. 309' | 'Angelus Rocha in Append: Bibl: Vatic: d. Dialectis pag. 326' | 'Wenn Lobwasser in 71. Psalmen sagt: Von Jugend hastu mich gelehrt' | 'Derowegen Reimet Lobwasser nicht wol im 7. Psalmen ¶ Mein’ Hoffnung auff dir Herr thut Schweben ¶ Für Schwebet. Dergleichen im 1. Psalmen: ¶ Der auch nicht mit sitzt auff er Spötter Bäncken' | 'Als Lobwasser in ps. 40. Gleich einem Stummen ich war worden still' | 'Lobwasser sagt ohne gebührlichem abschnied im 8. Psalmen: Wenn ich nur deine Werck pfleg anzuschawen' | 'Und was sag ich viel die Mutter aller Sprachen ist nicht so Reine/ daß sie nicht unterweilen etwas solte von ihren Töchtern geliehen haben. Wieviel findestu in dem Ebreischen Chaldeische Wort/ zugeschweigen von dem Syrischen als im 19. Psalmen in 3. Verß [hebräisch] I. Buch Mosyß am 29. Im 21 vers [hebräisch].' | 'Laurentius à villa vincentio, welcher sich sonsten nit geschewet/ fast sein gantz Buch auß deß Andreae Hyperii zuschreiben/ ohne das er was weniges geendert/ sagt/ da er die Prediger zur reinen Muttersprache ermahnet/ also lib. 3 d. Ratione stud. Theol. cap. 8. pag. 429.'

Opitz, Martin

Buch von der Deutschen Poeterey

| 'durch beystandt Göttlicher hülffe alle mein heil zue versuchen' | 'Befehle sie hiermit in den schutz des Höchsten/' | 'Zoroaster/ welcher/ wie oben erwehnet/ alle seine gedancken Poetisch auffgesetzt/ soll zwantzig Jahr in höchster einsamkeit zuegebracht haben/ damit er in erforschung der dinge nicht geirret würde.' | 'Gott befohlen.' | 'DIe Poeterey ist anfanges nichts anders gewesen als eine verborgene Theologie/ und unterricht von Göttlichen sachen. Dann weil die erste und rawe [S] Welt gröber und ungeschlachter war/ als das sie hette die lehren von weißheit und himmlischen dingen recht fassen und verstehen können/ so haben weise Männer/ was sie zue erbawung der Gottesfurcht/ gutter sitten und wandels erfunden/ in reime und fabeln/ welche sonderlich der gemeine pöfel zue hören geneiget ist/ verstecken und verbergen mussen. Denn das man jederzeit bey allen Volckern vor gewiß geglaubet habe/ es sey ein einiger und ewiger GOtt/ von dem alle dinge erschaffen worden und erhalten werden/ haben andere/ die ich hier nicht mag außschreiben/ genungsam erwiesen. Weil aber GOtt ein unbegreiffliches wesen unnd uber menschliche vernunfft ist/ haben sie vorgegeben/ die schönen Cörper uber uns/ Sonne/ Monde und Sternen/ item allerley gutte Geister des Himmels wehren Gottes Söhne unnd Mitgesellen/ welche wir Menschen vieler grossen wolthaten halber billich ehren solten. Solches inhalts werden vieleichte die Bücher des Zoroasters/ den Man für einen der eltesten Lehrer der göttlichen und menschlichen wissenschaft helt/ gewesen sein/ welcher/ wie Hermippus bey dem Plinius im ersten Capitel des 30. Buches bezeuget/ zwantzig mal hundert tausendt Verß von der Philosophie hinterlassen hat. Item was Linus/ wie Diogenes Laertius erwehnet/ von erschaffung der Welt/ dem lauffe der Sonnen und des Mondens/ und von erzeugung der Früchte vorgegeben hat. Dessen werckes anfang soll gewesen sein: ¶ [griech.] ¶ Es war die zeit da erstlich in gemein ¶ Hier alle ding’ erschaffen worden sein. ¶ Neben diesem haben Eumolpus/ Museus/ Orpheus/ Homerus/ Hesiodus unnd andere/ als die ersten Väter der Weißheit/ wie sie Plato nennet/ und aller gutten ordnung/ die bäw-[S]rischen und fast viehischen Menschen zue einem höfflichern und bessern leben angewiesen. Dann inn dem sie so viel herrliche Sprüche erzehleten/ und die worte in gewisse reimen und maß verbunden/ so das sie weder zue weit außschritten/ noch zue wenig in sich hatten/ sondern wie eine gleiche Wage im reden hielten/ und viel sachen vorbrachten/ welche einen schein sonderlicher propheceiungen und geheimnisse von sich gaben/ vermeineten die einfältigen leute/ es müste etwas göttliches in jhnen stecken/ und liessen sich durch die anmutigkeit der schönen getichte zue aller tugend unnd guttem wandel anführen. Hat also Strabo ursache/ den Eratosthenes lügen zue heissen/ welcher/ wie viel unwissende leute heutiges auch thun/ gemeinet/ es begehre kein Poete durch unterrichtung/ sondern alle bloß durch ergetzung sich angeneme zue machen. Hergegen/ spricht er Strabo im ersten Buche/ haben die alten gesagt/ die Poeterey sey die erste Philosophie/ eine erzieherinn des lebens von jugend auff/ welche die art der sitten/ der bewegungen des gemütes und alles thuns und lassens lehre. Ja die unsrigen (er verstehet die Stoischen) haben darvor gehalten/ das ein weiser alleine ein Poete sey. Und dieser ursachen wegen werden in den Griechischen städten die Knaben zueföderst in der Poesie unterwiesen: nicht nur umb der blossen erlüstigung willen/ sondern damit sie die sittsamkeit erlernen. Ingleichen stimmet auch Strabo mit dem Lactantius und andern in diesem ein/ es seyen die Poeten viel älter als die Philosophen/ und für weise leute gehalten worden/ ehe man von dem namen der Weißheit gewust hat: unnd hetten nachmals Cadmus/ Phevecydes/ und Hecatéus der Poeten lehre zwar sonsten behalten/ aber die abmessung der wörter und [S] Verse auffgelöset: biß die folgenden nach und nach etwas darvon enzogen/ und die rednerische weise/ gleichsam als von einem hohen Stande/ in die gemeine art und forme herab geführet haben. Solches können wir auch aus dem abnehmen/ das je älter ein Scribent ist/ je näher er den Poeten zue kommen scheinet. Wie denn Casaubonus saget/ das so offte er des Herodotus seine Historien lese/ es jhn bedüncke/ als wehre es Homerus selber.' | 'So ist auch ferner nichts närrischer/ als wann sie meinen/ die Poeterey bestehe bloß in jhr selber; die doch alle andere künste und wissenschafften in sich helt. Apuleius nennet den Homerus einen viel wissenden unnd aller dinge erfahrenen Menschen; Tertullianus von der Seele: einen Vater der freyen künste. Plato/ welcher im Tragedien schreiben so weit kommen/ das er auch andern kampff anbitten dörffen/ hat vermischet/ wie Proclus von jhm saget/ [griech.], die Pythagorische unnd Socratische eigenschafft/ hat die Geometrie vom Theodorus Cyreneus/ die wissenschafft des Gestirnes von den Egyptischen Priestern erlernet/ und ist aller dinge kündig gewesen.' | 'Wir folgen dem/ an welches uns Gott und die natur leitet/ und auß dieser zueversicht hoffen wir/ es werde uns an vornemer leute gunst und liebe/ welche wir/ nebenst dem gemüte unserem Vaterlande zue dienen/ einig hierdurch suchen/ nicht mangeln. Den verächtern aber dieser göttlichen wissenschafft [Poesie, J.T.]'

Zesen, Philipp von

Scala Heliconis Tevtonici

| 'AUCTORUM. Tam Poëtarum, quam Philologorum, aliorumque, qui in hoc opusculo citantur, Nomina.' | 'Viel dergleichen Lieder hat der große Luter/ und andere Gottes-gelehrte verfasset. zum nachrichte setzen wier dieses spruch-lied/ welches die Spanier Glose nennen/ und wier auf den wahl-spruch der wohlädelen/ hochgelehrten Jungfrau J. Annen Marien von Schürman/ [griech.], d.i. meine Liebe ist gekreutziget worden/ gemacht haben. ¶ Spruch-lied. ¶ WElt tobe/ wie du wilst/ und wühte/' | 'I. wan nach dreien Saffischen/ das Adonische aus einem rollenden und fallenden entsprossene band folget/ als eine kurtze antwort vielleicht derer weiber/ welche den Adon (wie Ezechiel im 8.14. (wie es etliche auslegen) bezeiget) wan eine sang/ beklagten.' | 'H. Schleupner hat das Lateinische Aufer immensam Deus, &c. auch fast eben auf die art/ doch nach unserer alten Dicht-kunst in unsere sprache gebracht.' | 'Dan der mund/ nach des Joben Zeugnüsse/ im 12. haubtstükke schmäkket die speise/ und das ohr prüfet die rede.' | '2. Das Hohelied Königes Salomons/ in rollenden Palmen-reimen/ zweimahl getrükt.' | '1. Die Asnat/ d. i. eine beschreibung der Geschicht zwischen Josef und Asnat/ in gebund- und ungebundener rede.' | '18. Was von der heidnischen Lehrdichterei und ihren Götter-nahmen zu halten sei?' | 'Die alten Meister-gesänge bestunden auch in unterschiedlichen dergleichen reimen; gleichwie noch itzund die geistlichen Lieder/ welche für diesem der große Luter Filip Niklasen/ und andere Gottes-gelehrte männer verfasset haben. Die unserer itzigen Dichterei vielmahls gahr nahe kommen/ ja bisweilen wohl gantz gleich seind. Zum beweis sei dieser des Beusts alter vierling: [S] ¶ Wer ist das kind? Immanuel.' | 'Die letzten Ebreischen Rabinen oder sprachmeister haben sie [die Dichtkunst, J.T.] nach dem gemeinen griechischen nahmen in ihrer sprache [hebr.]; und den Dichter [hebr.] genennet/ sonst in ihrer eignen Sprache haben sie das wort [hebr.] das ist ein gesang/ daher [hebr.] d.i. ein reim-gedicht; und [hebr.] d.i. ein Sänger/ in dem verstande/ wie bei den Griechen ein dichter [hebr.], und bei den Lateinern einer/ der etwas besinget/ genennt wird. David nennet sie im 49. Andachts-liede/ in der fünften spruch-rede [hebr.] ein gleichnüs/ und [hebr.] ein Rätzel/ welche beide nahmen Assaf im 78. Andachts-liede/ 2. zusammen setzet. Die Alten/ so wohl die Ebreer und Deutschen/ als die andern völker/ pflegten dannenher ihre gedichte mehr zu singen/ als herzusagen/ wie von jenen die H. Schrift/ von diesen aber Tazitus und andere bezeugen.' | '8. Gebundene Klage-rede über das bittere leiden und sterben unsers Heilandes. ¶ 9. Einige dichtereien über die Gebuhrts-nacht unsers Herren.'

Rinckart, Martin

Summarischer Discurs und Durch-Gang

| 'Im Jahr unsers Heyls und Heylandes' | 'Ob einem oder dem andern über kurtz oder lang/ zumal auff den Fall der bessern Zeiten/ belieben möchte/ solche Trost- und Frewden-Brosamlein zu sammlen/ bey Mir oder den Meinigen zu suchen/ unnd dem gemeinen Wesen zum besten/ und unserm trewen Erlöser zu Christ-schuldigen Ehren zu befördern. Demselben seyd zu bestendigen und ewigen Hulden und Gnaden befohlen/ und meine so günstige Herren und Freunde/ als ich dero ¶ Dienst-begieriger und inniger Vorbitter bey GOtt ¶ Eilenburg im angehenden Jahre unsers Heils unnd Heilandes 1645. ¶ M. MARTINUS P. L. Archi-Diaconus doselbst.' | 'NAchdem Uns/ Gutherziger/ und recht-Teutsch-gesinnter Leser/ die Königin der Teutschen zungen/ unsere hoch-geehrte Sprach-Mutter oder hoch-Teutsche Mutter-Sprache/ durch die so eisen-schwere an uns nunmehr (Gott helffe bald) abgeschlagene Zorn-Ruthen/ und dabey mit unter-blickenden Gnaden-Strahlen des Allerhöchsten/ in bißher schon ziemlich-vielen von newen-ausgegangenen rein-Teutschen Schrifften/ die Augen so weit eröffnet seyn/ daß beydes die studierende Jugend/ und was noch übrig von Teutsch-liebenden Bieder-Leuten/ an dem so unzehlich-viel Kauder-Welschen/ Frantzösischen Aussatz/ und Spanischen Fliegen-Geschmeisse/[S]beginnet einen billichen Eckel und Abschew zu gewinnen/ und sich wieder nach Rein-Teutschen Schrifften und Reden unnd Redenern ümbzusehen/ und gleich/ als von newen an dieselbe zu gewehnen' | 'Und Jch dann/ theils durch Liebe der keuschen/ und unschuldig-untertruckten Mutter/ theils durch die vielfältige Trübsalen/ und mit empfundene Zorn-Ruthen/ wie nicht weniger durch wunder-herrliche Erlösung des Allmächtigen und andere kurtz-vorherermelte Ursachen dahin getrieben worden/ daß ich nicht allein angefangen/ mir und ihnen eine so ziemliche Anzahl unterschiedener Klage-Trost-Danck- und Frewden-Lieder auff unterschiedlich/ und bißher so vielfältig abgewechselte wunderzeiten auffzusetzen/ und eintzelen auszugeben: Sondern auch numehr im Namen des HErrn verwilliget/ deroselben unterschiedene Gesang-Ringe zu hunderten und hunderten/ nach eigentlicher Schrifft-Ordnung zusammen zu tragen' | 'Zum (3) den Psalter belangend/ weil selbiger schon längst von vielen/ und sonderlich von H. D. Cornelius Beckern Geistreich/ nach den bekandten Lutherischen; und newlichst von Herrn Martin Opitzen Sprach-Rein/ nach den Lob-Wasserischen Weisen/ wie noch ferner von H. Jacob Vogel gantz Alexandrinisch/ und newlichst von Herrn David Bernhard wieder auff unterschiedene Lutherische Weisen von Anfang biß zum Ende gesetzet: Als hab ich an demselben unnöthige Arbeit vorzunehmen/ und zwar beydes mich an denselben gantz zu machen: und auch Jhn/ unter den gesampten Schrifft-Liedern (als die schönste Krone deroselben) gantz zu übergehen/ ein billiches Bedencken getragen/ bevoraus/ dieweil mich so wol die vielfältige Angst und Noth der Zeiten/ als folgends vielfältige Erlösungen mit Macht hienein getrieben/ auch in und an denselben meine Andacht zu suchen und zu schärffen. Demnach/ und wie der hocherleuchte König in etlichen seiner Psalmen etwas besonders/ und besondere Andacht spüren unnd mercken lassen: Also hab ich mir auch aus denselben etliche/ und zwar 7. mal 7. sonderbare/ und zu dessen desto mercklicher Erinnerung eine besondere Ordnung/ und denn auch die besondern letzten beyde newen Reim-Art Weisen darzu erkohren und auserlesen/ als nemlich: [S] ¶ Sieben Christliche Buß-Psalmen. ¶ Sieben Güldene A.B.C.-Psalmen. ¶ Sieben Heilige Fest-Psalmen. ¶ Sieben Evangelische Jubel- und Sieges-Psalmen. ¶ Sieben Zeitlichen Friedens-Psalmen. ¶ Sieben Allerley Noth- und Danck-Psalmen. ¶ Sieben Evangelische Catechismus-Psalmen. ¶ die alle in solcher Ordnung in diesem Gesang-Ringe zu befinden/ und dieses beyläufftig dabey in acht zu nehmen. ¶ Die 7. Christliche Buß-Psalmen ¶ Sind der 6. der 32. der 38. der 51. der 102. der 130. unnd 143. nach Davidischer Ordnung/ dero meisten/ und namentlich den 6. 38. 102. unnd 143. hab ich gesetzet Dactylisch und Anapaestisch/ und doch nach den uhralten Lutherischen Gesang-Weisen: Aus tieffer Noth! Erbarm dich mein O HERRE Gott! Gott der Vater wohn uns bey! zu versuchen unnd zu weisen: daß die gedachte Anapaestische und Dactylische Reim-Arten/ nicht nur zu Frewde und Frewden-Springen/ nach den drey-Schlägen (dazu sie wol eigentlich gehören) sondern auch zu Klag- und Trawer-Liedern gut und tüchtig seyn: und wie sich zu solchen newen Reim-Arten auch die alten Kirchen-Gesangweisen gar leicht beydes erweitern/ und von männiglich erlernen lassen. Herrn D. Luthers Buß-Psalm den 130. hab ich mit H. D. Beckern ungeendert gelassen: Hochgedachten H. D. Beckers einen aber/ den 32. hab ich dazu gesetzet/ unnd in wenig Worten was versetzet/ ümb zu versuchen/ wie sich dieselben nach itzo [S] mehr ausgeführter Reim-Art in andern mehrern möchten anbringen lassen. ¶ Die 7. güldene A.B.C.-Psalmen. ¶ Sein der 25. 34. 37. 111. 112. 119. und 145. aus und bey welchen unter andern merck-würdig und beweißlich: ¶ Am 1. Theil dieses/ daß das Ebreische Aleph-Beth und dessen noch heut gebräuchliche Ordnung/ mit nichten kein Babylonisches noch Esdreisch [?] Werck; wie auch ¶ Am 2. Theil/ nach dem Alphabeth versificiren/ und die ersten Buchstaben desselben in Gesängen unnd Gedenck-Ordnungen zu gebrauchen/ keine liederliche/ Schützische und Schul-Füchsische Einbildung; sondern beydes warhafftig schon zu Königs Davids Zeiten in der Kirchen GOttes im Brauch gewesen, und unwidersprechlich eine Erfindung des guten und hohen Geistes/ der durch den Mund dieses hoch-Königlichen Propheten geredet/ getichtet und gesungen hat/ davon in der Vorrede meiner Biblischen Gedenck-Ringe/ und anderwerts mit mehrern. ¶ Die 7. heilige Fest-Psalmen/ ¶ Seyn auff die heilige Advents-Zeit/ der 24. mit dem Hosianna aus dem 118. Auff das heilige Weynacht-Fest der 72. Auff die heilige Leidens-Zeit der 22. Auff das H. Oster-Fest der 118. Mit dem Teutschen Salve Festa Dies! und Also heilig/ etc. Auff die Himmel-Fahrt der 47. Auff das H. Pfingst-Fest der 68. und endlich der 33. auff das Fest der H. Dreyfaltigkeit. Dabey auch dieses/ wie auch bey den folgen-[S]den 7. Sieges- 7. Friedens- 7. Noth- und 7. Catechismus-Psalmen/ und in gemein bey allen meinen Schrifft-Liedern in acht zu nehmen/ daß ich wol bedächtig/ mit besonderm Fleiß/ und nach den klaren und offenbahren Exempeln nicht allein des obgedachten H.D. Beckers/ sondern auch D. Luthers selber allenthalten dahin gearbeitet/ daß die Gesäng unnd Sänger/ weil sie itzo nicht mehr Ebreische Jüden/ die im Schatten gewohnet; sondern (nach dohingehender Anweisung dero allgemeinen Titul) Teutsche und Evangelische Christen/ als welche an der klaren und hellen Sonnen wohnen; allerseits und in allen Articuln/ nicht mehr also dunckel-schattirte und Prophetische; sondern Sonnen-klare Evangelische unnd Apostolische Wort und Arten zu reden führen: Gottes und Christi Wolthaten öffentlich und ausdrücklich preisen und ausbreiten: also/ und auff die Weise/ wie sie uns der Sohn Gottes vorzeiten in seinem sichtbaren Wandel/ und itzo in der letzten Kirchen Erlösung öffentlich erzeiget unnd erwiesen hat/ daß die Armen und Elenden Leyen sie auch hören/ sehen/ erkennen und sich frewen/ und alles/ was zuvor geschrieben und geschehen ist/ nach Art des wahren seligmachenden Glaubens auff sich und ihre Zeiten ziehen/ und auch zu ihrem Theil und Heyl gebrauchen lernen.' | 'Das hab ich mit Gott gewaget/ zu versuchen/ und zu weisen weitläufftig in meinem ersten Gesang-Ringe/ an und mit 100. Schrifft- und etlichen Catechismus-Liedern/ so alle auff nachfolgenden Schlag und Zweck gerichtet: Zum (1) daß ich nechst und nach der Ehre GOttes unnd unserer Ehren-werthen Mutter-Sprache mich versuchte was Rein-Teutsch zu setzen/ [S] davon in der ersten und andern deroselben Vorrede. Zum (2) und weil die ersten 2. natürlichen Reim-Arten des Jamben und Trochen die bekantesten/ so hab ich deroselben auch allhier unnd sonsten am meisten/ und hier fast allenthalben/ als im Psalter gebrauchen wollen.' | 'Wann ich dann solcher meiner Kindlichen Pflicht-Schuldigkeit und Anheissung so gar nicht vergessen/ [S] daß ich/ zumal bey gegenwertigen/ so offt und wunderlich- durch Frewd und Leid verendertem Stande und Zustande der Christlichen Kirchen/ einen ziemlichen Vorrath unterschiedener solcher Sachen gesamlet und zu Hauffe bracht/ und aber die Eisen-schwere Zeiten den Verlag und alles dermassen gefässelt/ daß weder Tichter noch Verleger/ weder waten noch schwimmen können/ also gar/ daß ich bey mit-folgenden Alter muß anstehen und zweiffeln/ ob ich den gesampten Druck erleben möchte: Als hab ich vor Noth und Rath seyn erachtet/ bey gegenwertigen Poetischen Discurs (als nach welchem die meiste Nachfrage) was und wie viel ich/ durch Gottes Gnade/ hierinnen bißher verfertiget: und mit was Gelegenheit ich darzu veranlasset/ in ein und das ander Register zu bringen: Womit es sich helt/ wie nachfolget: Nachdem in vor-Jahren bey angehendem ersten Evangelischen Jubel-Fest von dem Wol-löblichen Grafen und Herren zu Mansfeld/ in H. D. Luthers Vaterland/ ich durch Gottes Gnade unwürdig in unterschiedene Schul- und Kirchen-Dienst-Bestattung gnädig befördert: ein und das andere Schawspiel an ihrer Hoch-Gräffl. Land-Schule/ vom angehenden Lutherischen Reformations-Wercke summarischer Weise helffen setzen und auffführen: Und solches die Wol-löblichen Herren Grafen in Gnaden vermercket/ und mich/ die gantze Geschicht auff solche Weise zu vollführen ermahnet und befehlichet: Als habe ich solche zu unterthäniger Folge ab und eingetheilet/ in nachfolgende [S] ¶ Sieben Lutherische Fest- und Zeit Comoedien/ als da seynd: ¶ 1. Eques Mansfeldio-Christianus: Der Eislebische Christliche Ritter: Darinnen der gesampte Religions-Streit zwischen den Päbstischen/ Lutherischen und Calvinischen. ¶ 2. LUTHERUS DESIDERATUS: Der lang-gewündschte Luther/ darinnen 200. jährige Reformations-Vorboten/ von Anno 1300. biß 1500. ¶ 3. INDULGENTIARIUS CONFUSUS: Der unverschämpte Ablaßkrämer: Doctor Martin Luthers erstes Schul-Recht von Anno 1510. biß 20. ¶ 4. LUTHERUS MAGNANIMUS: Der Groß-müthige Luther/ und sein grosser Lutherischer Reichs-Tag zu Wormbs. Anno 1521. ¶ 5. MONETARIUS SEDITIOSUS: Der Müntzerische Bawren-Krieg/ und was mehr vorgangen/ von 1521. biß 26. ¶ 6. LUTHERUS AUGUSTUS: Der hocherleuchte Luther/ unnd sein Augspurger- Reichs-Tag/ und andere Kirchen-Händel/ von Anno 1526. biß 36. ¶ 7. LUTHERUS TRIUMPHATOR: [S] Der triumphirende Luther/ und sein Lutherischer Triumph unnd Ausgang. Von Anno 36. biß 46. ¶ Also hetten mit an- und fort-gehenden hundertjährigen Gedenck-Circul diese Comœdien von Jahren zu Jahren erfolgen sollen: Es haben aber die schon damals hoch-schwürig mit eingefallene Kipper-Wipper und Krieges-Zeiten verursachet/ daß zwar die meisten verfertiget: Aber nur die Erste/ Dritte und Fünffte zu offenem Drucke kommen/ und beydes zu Eisleben/ Eilenburg/ Altenburg/ und in der Churf. Sächs. Land-Schule Grimme agiret und gespielet worden. Darzu kommen ¶ Anno 1627. Meine Biblische Gedenck-Circul. ¶ Es ist mir aber mit dieser Lutherischen Arbeit gangen/ wenn ich geringes darff mit grössern vergleichen/ wie dem Herrn D. Luthern mit dem Reinigungs-Werck selber. Denn wie ihm: durch Gottes Gnaden-Erleuchtung Fleiß und Arbeit die Augen ie weiter und weiter auffgangen/ und daher ein grosser Unterscheid unter seinen ersten und letzten Büchern: Also hat uns der Allmächtige in mitten dieser Arbeit einen newen Sprachen-Reformatorem unnd Teutschen Reim-Tichte-Meister erwecket/ der uns durch Gottes abermahlige Gnade vom übermachten toll und thörichten Kauder-Welschen Sprachen-Gemenge zu befreyen/ und Natur-mässige recht- gebundene und ungezwungene Vers zu machen/ die Bahn dermassen gebrochen/ daß ich mich der vorigen Reim-Arbeit billich und wil-[S]lig geschämet/ und eben dadurch von newen lassen aufbringen/ mich in etwas anders/ und auff bessere Weise zuversuchen. Sind also mit der Zeit auff Opitianischen Schlag/ verhoffentlich besser gerathen/ und nun/ Gott Lob/ unter andern ¶ Vollkömmlich verfertiget: ¶ 1. LUTHERUS AUGUSTUS: Der hocherleuchte und durchleuchtige Luther! Darinnen die gantze Summa des Augspurgischen grossen Reichs-Tages/ und was von 1526. biß 36. in der Kirchen Gottes vorgangen/ in Alexandrinische Vers gesetzet/ unnd auffs grosse Jubel-Fest gerichtet und zugerichtet. An. 1630. ¶ 2. FERA ARUNDINIS! FERARUM FEROCISSIMARUM FERACISSIMA, Daß an Grösse/ Gewalt und Grawsamkeit unerhörte/ vom grossen Mitternächtigen Alexander auffgetriebene/ und verjagte Rohr-Thier! in itztbemeldten Jubel-Fest (aus dem 31. Versicul des 68. Psalms) in Lateinische unnd Teutsche Fessel gefasset und auffgeführet. Anno 1630.' | '4. ALEXANDER MAGNUS DRAMA! Der Mitternächtige mit That und Namen hülffreiche Reginen-Erlöser GUSTAVUS ADOLPHUS, darinnen der gesampten Christlichen Kirchen in gemein über 200. jährige/ besonders aber letzte 5. jährige blutige Zustand unnd Wunderherrliche Errettung von Anno 1630. biß 35. in lauter nicht weit verstackten Griechischen Namen/ beschrieben unnd auffgeführet! darunter auch die gut-Schwedischen Klage-Weiber/ und der Evangelischen Helden-Panier und Sieges-Fahnen und derogleichen Sachen zubefinden. ¶ 5. Der 1. Gesang-Rinck/ darinnen hundert Schrifft-Lieder/ die ohne Mittel vom heiligen Geiste den Uhr-Alten Gottes-Heiligen/ vom Anbegin der Welt/ ins Hertz und in Mund gegeben: Uns aber im Alten und Newen Testament hin und wieder zum besten auffgeschrieben/ und demnach auch billig von uns auff unsere gegenwertige Zeiten gerichtet unnd zugerichtet Anno 1636. [S] ¶ 6. Der 2. Gesang-Rinck/ darinnen 100. Christ-Lieder/ unnd das hiebevor absonderlich gedruckte Hertz-Büchlein. ¶ 7. Der dritte Gesang-Rinck/ darinnen 100. Klage-Lieder! Die Meißnische Threnen-Saat/ Anno 1637. wie auch unter andern die Teutschen Anno 1637. 38. 39. Un-Teutsch bedrengte Himmel-Schreyer: Als der Un-Teutsch erwürgte Abel: Un-Teutsch gequälte Loth: Un-Teutsch gedruckte Weyse: Und Un-Teutsch belohnte Arbeiter. Jtem die Meißnischen Brodt-Noth- und Todt-Schreyer/ etc. ¶ 8. Der vierdte Gesang-Rinck/ darinnen 100. Danck- und Frewden-Lieder/ in der Meißnischen Fried- und Frewden-Ernde! bey theils vergangenen Jubel-unnd Reginen-Festen: theils stündlich-erwündschte Frieden-Schlusse füglich zugebrauchen. Dazu insonderheit gehörig: ¶ 9. MUSICA APOCALYPTICA: Der in der heimlichen Offenbahrung S. Johannis heimlich-offenbahrten himmlischen Cantorey-Gesellschafft himmlisches Liebe- und Lobe-Streit-Kräntzlein/ und immer und ewig steigende ein oder 50. Triumph-Lieder: durch alle Capitel. [S] ¶ 10. König Salomons des irrdischen unnd himmlischen 1. Prediger/ 2. Braut-Messe/ und 3. Weißheit/ iedes absonderlich gedruckt. ¶ 11. Der König Salomo/ unnd sein Welt-Grosser Reichs-Tag! Darinnen seine und seiner friedfertigen SULAMITHIN, höchste Weißheit/ bester Lobe-Streit/ und schönster Friedens-Schluß/ in ein ernstes Schaw-Spiel gesetzet/ und dem aller-hertzliebsten Vaterlande und dessen hoch-löblichsten Friedens-Stifftern/ zum aller-glückseligsten/ Gott gebe bald frölich/ unnd über-Salomonischen Friedens-Glück-Wundsch gestellet und auffgeführet. Und endlich: ¶ 12. Der Außerwehlten Kinder GOttes Christen-Hoheit / und Catechismus-Lieder etzliche 20. ¶ Wie nun die letzten Gedancken natürlich besser/ als die ersten: Also habe ich die letzten zwey/ und sonderlich auch die Schrifft-Lieder/ beydes auff gegenwertige Zeiten/ und zugleich auch dahin gerichtet/ daß die studierende Jngend und liebhaber der Teutschen Tichte-Kunst möchten Exempel haben/ allerley Reim-Arten/ so viel als deren itzund nicht allein im Brauche seyn / sondern in künfftig möchten erdacht und auffgebracht werden/' | 'Und zum 4. auch dem Sapphico zum besten/ denn daß man vermöge dessen/ auch diese letzt-berührte/ als die fünffte Reim-Art desto leichter/ und sonst schwerlich machen können/ weiset nicht allein mein Exempel im 136. Psalmen: Sondern auch des fünfften Psalms Weise im Lob-Wasser/ die eben einen solchen Beschluß und Anhang hat/ wie das Sapphicum, und vom Herrn Opitio auff gleichen Schlag gesetzet: [S] ¶ Mein Flehen bringen;' | '2. Oder/ nach anderer Meynung/ die auff die Noten/ und D. Luthers sonderbaren Helden-Muth mehr als auff die Poeterey sehen; also: [S] ¶ Der alt böse Feind:' | 'Also ist gleiches Schlages Der Geist-reiche Morgen-Stern H. D. Philippus Nicolai, und die ersten 6. Zeilen gut Jambisch: ¶ Wie schön leucht uns der Morgenstern! etc.' | 'sondern wol alle viererley Arten: Jamben; Trochen; Anapæsten; und Dactylen zu befinden: wie solche in meiner Catechismus-Vorrede/ und Könige Salomo/ und sonst versucht worden: Und der Kunst-beliebte Leser in Griechischen und Lateinischen/ und andern Gesängen und Gesang-Arten wird nach-schlagen und nach-ahmen/ und also von Zeit zu Zeit/ gantz Rom/ Athen unnd Zion/ mitten im Teutschlande helffen auffbawen'

Schottel, Justus Georg

Teutsche Vers- oder Reim Kunst

| 'Conscientiâ interim optimae voluntatis tum felix, lectorem´q;, ut judiciū, nō affectum, afferat, rogo Et si modò aliquando per otiū licuerit, exactiori opere fundamina linguae Germanicae, volente DEO, adstruemus.' | 'BIs hieher/ woselbst das aufgestekte Ziel etwa von ferne wir erblikken/ und den vorgenommenen Bau zum anfang eingefüget haben/ seynd wir durch Göttliche Leitung gekommen;' | '2. Was von der Reimung der Wörter/ so unterweilen/ ob zwar gar selten/ bey den Lateineren und Grichen mag gebrachet worden seyn/ davon zu sehen Alstedius in Encyclop. lib. 26. cap. 3. seqq. Iul. scal. poet. lib. 2.c.2. &c. oder wie sie die Frantzosen und Italiäner auffgenommen und beobachten/ davon unter anderen/ Claudius Fauchet, Ronsardus, Duretus, Torquatus Tassus &c. meldung nachrichtlichen thun; oder auch wie die Mönche vormals/ so wol auff Teutsch/ als nach der Teutschen art das Lateinische gelappet und gereimet/ davon die alten Bücher voll seyn; oder auch/ wie die uhralten Teutschen/ die Barden/ die Scalder und die Runen/ das ist die alten Celtischen Poeten gereimet und abgemessen haben/ davon Saxo Danicus, Olaus Magnus, Iohannes Magnus, und absonderlich D. Olaus VVormius in seiner/ vor wenig Jahren außgefertigten [S] Runica, oder Literatura Danica viele Sachen anführet/ Solche und alle derogleichen Reimungen dienen nicht zu unserem Vorhaben/ und gereichen nicht zu dessen nützlichem Zwecke' | 'In dem CLI. Gesprächspiele Herrn Harsdorffers wird folgendes vom wolerwehnten Autore vermeldet: Die Edle Poeterey/ spricht er/ ist eine keusche Jungfrau/ welche alle Unreinigkeit hasset/ und anfangs sonderlich zu dem Gottesdienste gewiedmet gewesen/ auch von denen Völckern/ welche sonsten aller Wissenschafften und Künste unwissend gewesen. Nun wird sie zum öfftern/ als eine gemeine Metze/ zur Wollust und uppigkeit gezogen.' | 'Was wil man doch mit Worten […] Rist. 5.7.' | 'So wündsch‘ ich mir zu guter letzt […] Rist 5.10.' | 'Laß dich die Lieb entzünden […] Rist. 5.3.' | 'Wir reisen nur mit eilen durch das leben/ […] Rist. 4.6.' | 'Daß ihr versuchendes gelüsten. Ps. 106. v. 8. ¶ Denselbigen die jeder zeit. Ps. 70. v. 2. ¶ Item in den Himmlischen Liedern Herren Ristij: ¶ Dis himmlische Geschenck.' | 'Ein Daumendickes Bret ist zwischen Tod und Leben. Opit. ¶ Ergentz das Pferdezeug/ verwahrt das Taubenhauß Opit. ¶ Stralenkrafft. Bilderwerck/ Eifersucht. Op. Ps. 75. ¶ Unter deiner Gnadenhand Rist. 4.1. ¶ Daß ist ja das Gnadenlicht ib. ¶ Ein Feind der Sündengifft. Rist. 4.2. ¶ Das wird zum Freudenleben. ib. ¶ Damit noch Tod noch Hellennoht. Rist. 4.4.' | 'Verheisset zuzusprechen. Gesinnet zuzuziehen etc. […] Rist. 5.3.' | 'Das höchste Gut im Leben […] Rist. 5.3.' | 'Dein’ Hand ist starck und mächtig/ […] Rist. 5.7.' | 'Gib uns des Leibes noht […] Rist. 5.8.' | 'Wer bey dieser zeit wil klimmen […] Rist. 5.1.' | 'Beten ist ein solches Licht […] Rist. 5.1.' | 'Wir müssen fort Gott hat es so beschlossen/ [...] Rist. 4.6.' | 'Also auch wenn Herr Ristius 4.10. sagt: ¶ Ein Bräutigam wenn Er die Liebste schauet […] [S] Alhie wird der sonst nötige Abschnitt/ nicht abgeschnitten/ sondern henget sich in dem Worte Meiner an/ daß also nicht unrecht angedeutet das feste unzertrenliche Vertrauen/ und die wehrende Frolockung eines Christen/ wohin das schöne Lied zielet.' | 'Wer gerne lang’ hie leben wil auff Erden [...] Rist. 4.6.' | 'als in H. Ristij Himlischen Liederen: ¶ Finden-Sünden.' | 'Ich wil dir al mein lebenlang […] Rist. 1.1.' | 'I. ¶ Viel ärger ist des Geitzes Wust […] [S] […] Herr Ristius 5.5.' | 'Item auß Herrn Ristio/ 4.6. ¶ Der Weg ist hart/ den wir hie wandlen müßen/' | 'Grausame Misgunst/ Krone der Schlangen/ […] Herr Rist.' | 'Ein anders auf diese kurtzschliessende Art/ so Herr Ristius übersandt: ¶ I. ¶ Ach wen höret doch auf die Grausamkeit' | 'I. ¶ Du mein Vaterland/ das du bist gewesen […] [S] […] Herr Rist.' | 'I. ¶ Nun sich Himmel und Erd’ erfreut […] Herr Rist.'

Hadewig, Johann Heinrich

Kurtze und richtige Anleitung

| 'Johan: Henric: Hadewig/ Phil. M. & Pastor in urbe Pariaee Lübb.' | 'Womit ich dich dem Höchsten anbefehle und verbleibe dir in andern weiter zu dienen geneiget.' | 'Ja daß der Teutschen Sprache solche Verse nicht gar unmüglich seyn/ erhellet ja deutlich auß unser Bibel/ da dem Herrn Lutherus in der verdolmetschung auch derselben etliche gleichsamb in der Feder gewachsen' | 'Johannes Buxtorf beschreibet ihn in seinem thesauro Hebr. p. 635' | 'Und dieses nach Art der Hebreer/ den so schreibet Buxtorf.' | 'Will zum Exempel diese Jambische Glückwünschungs und EhrenOde hieher setzen/ welche dem Ehrnvesten/ GroßAchtbarn und Hochgelarten M. Augustus Varenius, [S] der Hebraischen Sprache in Rostock/ weitberümten Professori, zu ehren/ da derselbe auf obgedachter hoher Schule mit grossem Ruhm S.S. Theol. Licent. ernennet ward/ meine schuldige Dankbarkeit zu enddekken/ verfärtiget habe. ¶ I. ¶ Wie blind der Heyd’ auch ist gewesen/' | 'Sprichstu aber wir beweisen ja ein anders in dem Gebett des HErrn/ daß wir nach des Herrn Lutherus Verdolmetschung Vatter unser anfangen: Aber daß der Herr Lutherus daselbst [griechisch], Vatter unser verdeutschet/ hat er nicht auß unwissenheit der teutschen Sprache gethan/ dan seine Außlegung viel anders davon zeuget; wenn er saget/ Gott will uns damit locken daß wir gläuben/ sollener sey unser rechter Vatter. Und nicht er sey der rechter Vatter unser. So können auch seine geistreiche Schrifften annoch sattsam außweisen/ daß er vor andern die teutsche Sprache trefflich wohl verstanden/ und derselben Reinlichkeit emsich gesucht und fleißig befodert habe; besihe unter andern den 5. Jenischen Tom. am 140 und folgenden Blättern/ sondern wie das ein sonderlich Gebett/ und von Gott selber gestellet/ [S] so hat er auch mit dem ersten Wort einen sonderlichen Nachdruck andeuten/ und nicht eben so genaw in diesem einzigen die Art unser Muttersprache achten wollen; weil uber das die Meynung der Rede leicht begriffen und vernommen wird.' | 'Also stehet vom Jona: [hebräisch] Jona der Sohn Amithai/ welche hebraische Endunge Opitz also gegeben: ¶ Der Höchste zu der Zeit als Ninos hoch vermessen/ […] ¶ Und ist solches in den Biblischen eygenen Namen mehrmahls geschehen; Also sagt man/ Esaias, Zacharias, Malachias, Sophonias, Haggaeus, &c. die doch nach der hebraischen Endungen uberall anders müssen außgesprochen werden.' | 'wie dan Lobwasser in seinem 23 Psalm diß unrecht zusammen gesetzet: ¶ Auf einer grünen Auen er mich weidet/'

Harsdörffer, Georg Philipp

Poetischer Trichter

| 'Demnach aber dem Traumenden gefallen/ mich jüngsthin mit Zuschreibung seiner Frantzösischen Andachten/ über das Leiden Christi/ zu ehren; hab ich nicht ümgehen sollen/ ihm dagegen/ zu Erwiederung solcher Gewogenheit/ diese eilfährige Arbeit aus dienstfreundlichem Wolmeinen zuzueignen/ und seiner günstigen Beurtheilung/ als einem Meister dieser Kunst/ zu untergeben; nicht zweiflend/ er werde solche Teutschhertzige Bezeugung unser vertreulichen Freundschafft mit günstigem Gefallen an- und aufnemen. Hiermit verbleibet/ nechst Emfehlung Göttlicher Beschirmung' | 'so lässet sich doch der Poet von dem abgesetzten Vorsatz nicht wendig machen/ daß er wegen eines artigen Schimpfs/ er sey so sinnreich er wolle/ Gottes Huld/ oder einen guten Freund verlieren solte: Nichts ist in der Welt/ daß allen solte ge-[S]fallen können: die Alten lachen der Jungen Einfälle/ die Jungen der Alten Geschwätz: Ist also darauf zu sehen/ was recht geredet ist/ und nicht was diesem oder jenem Klügling oder Faulwitzer/ wie solche Leute Herr Lutherus nennet/ übel oder wolgefället. Ihr Lob ist eine Schande/ und eines Verständigen Urtheil ist höher zu achten/ als hundert Unverständiger dünkler Verwerffung.' | 'IV. Von den verdoppelten oder (wie sie Herr Lutherus nennet) Zwillingswörtern' | 'In der heiligen Schrift findet man der Mahlstein/ Isa. 19/19. der Schalksraht/ Nahum 1/11. Zedergeschrey/ Judith. 14/17. wunderfroh/ Sirach 40/7. Diensthaus. 4 Esr. 2/1. rosenfrüchtig/ 3. Esr. 7/16.' | 'als zu sehen unter andern in dem Lied: HErr Gott nun sey gepreiset/ etc. Es klingt aber besser/ wann die letzte Zeil auch reimet: wie in besagtem Ton ein Lied zu finden in der Christlichen Welt- Feld- und Gartenbetrachtung H. Dilherrns am 153 Blat.' | 'also sagt Herr Lutherus/ es widert meine Seele/ Job. 6/ 26. Wellen/ Ps. 104/ 3. Wehmütig/ Sprüch. 7/7. Unwege/ Job. 12/24. ritten/ Matth. 8/ 14. dir greuelt/ Rom. 2/22. etc.' | 'mit hertzlichem Anerwünschen/ daß er [S] lange Zeit mit allem erspriesslichen Wolergehen verschliessen/ und endlich nach dieser zeitlichen Eitelkeit/ der ewigen Seeligkeit mit allen Frommen und Auserwehlten theilhafftig werden möge. Hiermit verbleibe ich/ nächst Empfehlung des Höchsten gnädiger Obhalt/' | 'Hier ist auch nicht zu vergessen/ was unser Mindrender in der Vorrede seines singenden Isaia vermeldet' | 'und suchet der übertreffliche Jesuit Marius Bettinus* [Apiar. X. Progym. I. f. 21. & 22.] einen Musicalischen Kunstklang in folgenden Versen: [S] ¶ Cuncta ne in aequoreos abierunt irrita ventos?' | 'Zum Exempel: der Name des Teuren und Geistreichen Lehrers seeliger Gedächtniß Johann Saubert: Heisset versetzt Jonas Abendruh. Hier ist eine gantze Meinung/ und das Gemähl ein Zier/ die auch kan ausgelassen werden: Die Erklärung ist zu lesen in dem CLXVII. Gesprächspiele §. 12.' | 'Wir bezeugen hiermit nochmals/ daß dieses und alles anders/ den Unberichten zu Gefallen/ zu selbsteigner Belernung/ *[Ego proinde fateor me exorum numero esse conari, quae perficiendo scribunt, & scribendo perficiunt. August. Epist. 7.] nicht aber aus schändlicher Lobsucht beschihet. Es verbleiben alle Liebhaber unsrer Teutschen Heldensprache/ dieser Arbeit so günstig/ als derselben Uhrheber ihnen zu dienen willg ist. ¶ Gott mit uns allen.' | 'unser Rüstiger in den Vorreden seiner Himmlischen Lieder' | 'Der Allgewaltige GOTT wolle meinem Hochgeehrten Herrn Gesellschafter/ bey beständiger Gesundheit gnädiglich erhalten/ mit reichem Segen mildiglich er-[S]füllen und bey allem selbsterwünschtem Wolergehen väterlich beschützen/ daß er unsre geehrte Muttersprache handhaben/ mit vielen Kunstfrüchten fortpflantzen und beblumen helffen möge. Hiermit verbleibet meines Hochgeehrten Herrn und wehrten Gesellschafters/ nechst Ergebung Himmlischer Beschirmung' | '19. Hertzbewegliche Sonntagsandachten nach den Evangelien verfasset. Diesem ist beygesetzet Hugonis Grotii einzeilige Fragen und Antowrten über die Haubtlehren des Christenthums. in 8. ib. 1649.' | 'darzu der höchste GOtt/ welcher grosse Dinge thut durch die Demütigen/ ein väterliches Gedeyen geben wolle.' | 'Solches ist wie gedacht den Philosophis nohtwendig/ den Poëten aber zierlich gewesen/ wie zusehen in Hesiodo, Pindaro, Euripide, &c. und haben dergleichen Sprachkündigkeit meisterlich erwiesen H. Lutherus/ Aventinus/ die Verfasser der Reichs-Abschiede/ Lehemann/ H. Obr. Werther Opitz/ Schottelius' | 'Andre vergleichen besagte Lehrsprüche mit dem Gewürtz wel-[S]ches mässig und mit Verstand gebrauchet/ Nutze und Lust zu der Speise mache/ welcher Meinung vielleicht auch S. Paulus saget; Daß der Christen Rede mit Saltz (das ist erbaulicher Lehre) sol gewürtzet seyn. Gebrauchet man aber dieser Würtze zu viel/ so hält man es für ungesund und dem Mund unangenehm.' | 'In der ungebundnen Rede sollen wir erstlich lesen den Teutschen Ciceronem H. D. Luthers Bücher/ welcher das Liecht deß H. Evangelii/ gleichsam auf den Leuchter unsere Sprache gesetzet' | 'Hierinnen ist nun unsre teutsche Sprache eine Meisterin in dem sie viel einsylbige Wörter hat/ solche Kunstmässig zusammen setzet/ und wie H. Lutherus redet/ verzwillingt wie vorgemeldet worden' | 'wie dorten Joas der König in Israêl die Erde dreymahl geschlagen und dardurch unwissend den Sieg wider die bald darauf geschlagnen Syrer bedeutet: Massen ihm solches Elisa erkläret/ sagend: hättest du fünff- oder sechsmahl geschlagen/ so würdest du die Syrer geschlagen haben/ biß sie aufgerieben weren: Nun aber wirst du sie dreymahl schlagen. 2. König 13/18.' | 'und solche sind gewesen die geelen Läpplein auf der Juden Kleidern darbey sie der Gebete GOTTES eingedenk seyn sollten. 4. Mos. 15/38. Ob wol solche Läpplein/ sich mit besagtem Göttlichen Gebeten gantz nicht vereinbaren. [S] Wie von diesem Unterscheid §. 99. ein mehrers folget.' | 'Zum Exempel: Wann ich mahle die zween Kundschaffter/ die den Trauben von Escol in der Israeliter Lager gebracht. 4. Mos. 32. 9. Diese Gemahlte Geschichte/ hat eine vergleichung mit den Vätern des Alten und Neuen Testamentes/ welche Christum den rechten Weinstock darzu er sich selbsten vergleichet/ Joh. 15/5.' | 'Jacobus Masen in speculo Imagínum' | 'GOTT mit uns.' | '4. Die Heilige Sprache/ welche bey deß Ebers Nachkommen/ benebens der waaren Religion beharret/ hat sich in die Chaldäische/ Syrische/ Punische und Arabische Mund-Art (der Samaritanischen zu geschweigen) getheilet/ daraus nachgehender Zeit besondre Sprachen worden/ daß/ die sie gebrauchet/ einander schwerlich oder nicht mehr verstehen können. In H. Schrifft haben wir ein Exempel an dem Wort Schiboleth/ welches die von Ephraim gleich ihren Brüdern nicht ausreden können/ und gesagt Siboleth Richt. 12. 6. Fast wie etliche Slagen/ Sleuder/ Slingen für [S] schlagen/ Schleuder/ Schlingen geschrieben und zärtlich ausgeredet haben wollen.' | 'daß nun kein Land in der Welt ist/ da man durchgehends Lateinisch [S] zu reden pfleget/ und bleibet sie also der Gelehrten Muttersprache/ mit Verlauff der Zeit ist sie vor ihrem ersten Stammgrund (lingua osca) fast gantz abgekommen/ daß sie noch ein Italianer noch einer der in dem Latein wol beschlagen ist/ nicht verstehen kan; Massen solches klärlich zuersehen/ aus der Poesi Osca/ deß Sinnreichen Jesuit. J. Balde.' | 'Ja/ wann uns Teutsche keine andere Ursache zu unser Poeterey treiben solte/ so wären doch die geistlichen Lieder/ zu Erweckung hertzbrünstiger Andacht darzu gnugsam/ welche/ ohne kunstrichtigen Bericht/ nicht können verfasset werden. ¶ 10. Von alters her ist das Lateinische Singen in unsrer Kirche geblieben/ damit die studirende Jugend zu üben; der gemeine Mann aber hat vielersprießlichern Nutzen von dem Teutschen Singen/ durch welches wir gleichsam den Englen nach ahnen/ und näher zu GOtt tretten. Wie soll der/ sagt der heilige Apostel Paulus/ 1. Corinthern 14. v. 16. so an statt deß Laien stehet/ Amen sagen/ auf deine Dancksagung? sintemal er nit weiß/ was du sagest. Ein andrer wird nicht davon gebessert/ etc. Welche fremde Sprachen reden/ daß sie nicht jederman versteht/ pfleget man für unsinnig zu halten/ wie in fol- [S]gendem 26. Verslein/ besagter Epistel/ folget.' | '9. Deß Poeten Absehen ist gerichtet auf den Nutzen/ und auf die Belustigung zugleich. Der Nutz sol andre und auch ihn selbst betreffen/ und niemals wider Gott/ noch durch Aergerniß wider den Nechsten gerichtet seyn. Was Ehr und Ruhm kan man doch aus unehrlichen und schändlichen Gedichten haben? Solche Unfläter/ wie sie Herr Lutherus nennet/ wollen sich mit Koht weiß machen/ und verstellen den Satan in einen Engel deß Liechts. Ihnen solte stets in den Ohren gellen der Fluch unsers Seligmachers: Verflucht sey/ der da Aergerniß giebet/ und daß wir auch von einem ieden unnützen Wort müssen Rechenschaft geben. Solcher Mißbrauch der Poeterey ist fast groß/ und wird von frommen Hertzen billich darüber geeifert: Es kan aber der fehler der Person nicht der Kunst zugemessen werden/ noch der Mißbrauch den rechten Gebrauch aufheben.' | 'Es kan auch diese Dicht- und Reimkunst niemand verächtlich für kommen/ als verächtlichen und verdächtigen Personen/ welche aus Neid oder Unbedacht hassen/ was sie nicht ergreiffen und gleichständig nachthun können. Ich will nicht sagen von dem Käiser Augusto, Nerone, Aurelio, noch von Mecaenate, Marone und Ovidio in den Ritterstand/ welche alle in der Poererey grosses Belieben gesuchet/ sondern nur von David/* [2. Chr. 23, 18.] Salomone* [1. König 4/32.] Hiskia* [Jesaia 38/20] [S] und den Propheten/* [Ps. 75/1.] die von dem Geist GOTtes getrieben in ihrer Sprache die trefflichsten Lieder verfasset/ die in der Heiligen Schrifft hin und wieder zu lesen.' | 'daß nach Scaligeri Meinung/ zugleich mit der Natur eine zahlbare und mäßrichtige Krafft/ entstanden/ welche zu der Poeterey veranlasst/ und ligen gleichsam die Quel-[S]len derselben in der Natur verborgen/ welche die Kunst nach und nach mit Fleiß untersuchet/ glücklich gefunden und zu dem allgemeinen Nutzen behäglichst abgeleitet/ und wie alle Wasser aus dem Meere kommen und wieder dahin eilen/ wie Salomo zeuget; also sollen auch solche überirdische/ Himmlische Einflüsse sonderlich zu GOttes Ehren/ aufsteigen und sich mit allerhand Lob- und Dankliedern ergeistern. Besihe hiervon den Anfang des Poëtischen Trichters und die Vorreden des I. und II. Theils der Sonntags Andachten.' | 'Wie nun alle/ so bißhero Bücher geschrieben keines Gewalts oder Befehls von andern benöhtiget gewesen; sondern aus eignen Wolmeinen/ dem Nechsten zu nutzen/ und ihre von GOTT ertheilte Gaben mitzutheilen vermeinet: also stehet annoch einem jeden frey zu schreiben was er andern vorträglich zuseyn vermeinet/ wie jener Kirchenlehrer in dergleichen Begebenheit geantwortet: Die Knechte Gottes pflegen das Pfündlein/ welches ihnen anvertrauet worden/ nicht in die Erden zu vergraben. ¶ 33. Wann die Menschen ihren Sinnbegrief unmittelbar eröffnen könten/ wie die Engel und Himmlischen Geister/ so sollten alle Reden über-[S]flüssig gehalten werden: Weil wir aber irdische Menschen/ so müssen wir das innerliche mit eusserlichen Mitteln vortragen und unsre Gedanken durch vernemliche Worte zu Gehör bringen oder mit sichtbaren Farben für die Augen mahlen.' | '10. Der erdichten Personen sind I. Heydnische Götter/ als Apollo/ Cupido/ Venus/ Neptun/ welcher etliche in ihren Gedichten gebrauchen zur Vorstellung des Tags/ der Begierde/ der Liebe/ des Wassers/ etc. Hiervon sagt unser Rüstiger in dem Vorbericht seines Poetischen Schauplatzes also: Pfui des Teuffelischen Wesens/ und der mehr als Heydnischen Blindheit! daß ihr/ die ihr euch der waaren Erkantniß Christi rühmet/ so gar nicht schämet der elenden Heyden Götter/ welche ihrer alten Lehrer und Mährleinschreiber selbst eignen Bekantniß nach/ Hurer/ Ehebrecher/ Diebe und Rauber/ ja gar leibhaffte Teuffel gewesen/ so andächtig anzuruffen/ und so meisterlich herauszustreichen/ etc. Verantwortlicher ist verstorbene Personen in Traumgesichten vorzustellen/ als die Sibyllen/ die Helden/ Poeten/ etc. ¶ 11. II. Kan an stat dieser füglicher gebildet/ und eingeführet werden/ die Tugend/ das Laster/ der Krieg/ die Zeiten/ etc. allermassen solche Bildkunst aus Cesare Ripa in dem VII. Theil der [S] Gesprächspiele ümständig beschrieben werden/ dahin dann der Leser beliebter Kürtze willen verwiesen wird.' | '4. Es sollen aber alle Liebhaber dieser Kunst getreueiferichst gewarnet seyn/ daß sie sich von unreinen Liebsdichtern nicht verkuplen/ und zur Unkeuschheit verleiten lassen. Ein Christlicher Poet handelt von der Liebe/ als von einer Tugend/ und bleibt in den Schranken der Erbarkeit. Die Weltling hingegen und Wollüster schreiben gleichsam mit einem Schwefelholtz/ aus welchem die buhlerische Hurenbrunst aufflammet/ und die unschuldigen Hertzen entzündet. Solche Gedichte lassen sich mit den Egyptischen Fröschen vereinbaren/ von welchen wir lesen/* [2. Mose. 8. v. 3.] daß sie gekommen in das Hauß/ in die Kammer/ auf die Lager und Bette/ etc. in dem man sich be-[S]liebter unreinen Gedanken auch in dem Schlaf schwerlich erwehren kan. Ob nun wol in dergleichen bösen Büchern auch gute und schöne Wort zu finden/ so ist doch gewißlich darunter tödlicher Schlangen-Gifft verborgen/ und möchte man von solchen mit dem weisen Mann sagen:* [Sirach. 12. v. 13.] Wann ein Schlangen-Beschwerer gebissen wird/ das jammert niemand als wenig/ als wann einer mit wilden Thieren ümgehet/ und von ihnen zerrissen wird. ¶ 5. Es ist die edle Poeterey eine Jungfrau/ die ihr lange Zeit aufwarten lässet/ und nicht sonder grosse Mühe/ benebens zuvor besagter Fähigkeit und Belieben/ zu erwerben.' | 'Also ist uns mehrmals das Gleichniß angenemer als die Sachen selbsten/ und sagt hiervon ein Kirchenlehrer also: *[Augustin. Epist. 119.]Ich glaube/ daß die Bewegung unsers Gemüts/ so lang sie in das Irdische verwickelt ist/ sich träg und faul zur Erden neiget/ bis es durch die Betrachtung deß Himmlischen/ und Vergleichung deß Zeitlichen und Ewigen aufgemundert und angefrischet wird. Was theur ist/ achten wir wehrt und hoch/ was wir mit Mühe erlernen/ oder durch grosse Arbeit erarnen/ beliebet [S] uns mehr/ als was wir leichtlich gewinnen; und gleichwie ein Safft/ durch ein Glas/ fährt er fort/ schöner scheinet/ also gefället uns die Wahrheit in einem schönen Gleichniß: Oder/ wie der Sonnen Stral vermittelst eines Hohlspiegels hefftiger brennet/ also durchdringet und beflammet auch die Gleichniß der Menschen Sinn.' | '27. Wir wollen die H. Schrift betrachten. [S] Die Historien oder Geschicht-Erzehlungen sind mit einfältigen Worten fürgetragen; Gestalt ein Geschichtschreiber der Warheit allein verbunden/ und sich mit vielen beygedichten zierlichen Worten zu weilen verdächtig machet. Wann aber die Gemüter zuerregen/ die Hertzen zubewegen/ und in demselben Hoffnung oder Furcht auszuwürken ist/ da findet man alle Rednerische Poëtische übertrefflichkeit in den Psalmen/ in Job/ in den Propheten/ in dem Hohenlied Salomonis/ und sonderlich in den Episteln deß H. Pauli/ der unter den XII. Aposteln zu den Füssen Gamaliels allein das Gesetz studieret gehabt/ daß gewießlich der vollständige Nachdruck der Grundsprach/ auch dem aller geübtesten Dolmetscher zu schaffen machet/ wie hiervon urtheilt August. l. 4. de Doctr. Christiana. c. I. Hieher gehöret/ was von deß H. Pauli Beredsamkeit in der Apostelgesch. am 14. gelesen wird daß man ihm nemlich für den Mercurium gehalten. ¶ 28. Diesemnach kan man in Geistlichen Reden und Gedichten keine Hertzbewegliche Wort und Red-Arten finden/ als die jenigen/ welche von GOTT dem H. Geist/ durch die Männder Gottes aufgezeichnet/ auf uns geerbet/ dieses sind Wort deß Lebens welche die Gnaden durstige Seelen/ mit voller Gnüge tränken und überschitten/ wie ein jeder glaubiger Christ und Kind [S] GOttes in sich selbst empfindet/ und sich derselben in Noht und Tod zugetrösten hat. ¶ 29. Wie nun etliche Prediger die Sprüche hochgerühmter H. Schrifft also zusammenfügen/ daß es eine gantze Rede scheinet/ und die Lateiner Centones aus dem Virgilio verfassen/ wie Lipsius seine Politicam von lauter denkwürdigen Sprüchen/ als hat man auch gantze Gedichte gemachet/ darinnen jede Reimzeil zum wenigsten einen Spruch aus der H. Schrifft begreifft. Wir wollen hier ein Exempel solcher biblischen Spruch-Gedichte von dem Friede beysetzen. ¶ 10. Der GOtt (a [Col. 3, 15.]) und Herr (b [Thess. 3, 15.]) deß Frieds/ deß Sohn heisst Frieden-Fürst (c [Es. 9,6.])' | 'Wanckelhertzige Leute/ ¶ Sagt D. Luther.' | 'und zwar die Rede deß Patriarchen Noe/ welche er vermutlich an die erste Welt dieses Inhalts gethan? ¶ Hört/ Gottsvergessne sichre Sünder!' | 'Ein Exempel ist zu Anfang H. Dilherrns Gartenbüchleins.' | 'Wie zweiffelst du/ daß GOTT die grosse Welt erschaffen? […]*[Lactant. l. 5. de Origin. err. c. 5.]' | 'Also hat Grotius (f [In Sophomp. act. 1, scen. 1.]) den Joseph folgendes Inhalts redend eingeführet. [S] ¶ Nun ist die Nacht verjagt/ und ihrer Macht beraubt/' | 'Zum Exempel: Wann ich wolte die [S] Geschicht vom Juda dem Maccabeer in einem Traurspiel vorstellen/ so könte ich kunstmässig dichten/ daß ihm der Hohepriester Onias in dem Traum erschienen/ ihm ein blosses Schwert in die Hand gegeben/ und ihn mit diesen Worten angeredet: ¶ O Held! nim dieses Schwert/ rett Tempel und Altar! […]*[M. Silveria en el Maccabeo f. 5.]' | 'Wir wollen ein kurtzes Exempel einer einschichtigen Erzehlung aus Hironymo* [In vita S. Pauli c. 3. Baronius An. 253.] anführen und dasselbe benamen Nicedam/ oder den Sieg der Keuschheit. […] Diese Geschichte kan also ausgedichtet werden. ¶ Wie? raset ohne Rast der Menschen Lustbeginnen/' | 'Zuzeiten kommet beedes zusammen: Als in der Geschichte Josephs/ da bey Benjamin der Becher gefunden/ und dar-[S]durch seiner Brüder Reise verändert und gehemmet worden: Nachgehens giebt sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen/ und folget darauf eine gäntzliche Veränderung.' | 'Also erkante Joseph seine Brüder/ als sie das erstemahl bey ihm gewesen; es erfolgte aber keine Veränderung/ bis er sich ihnen zu erkennen gegeben.' | 'Hiervon ist ein feines Exempel in dem Wort überwinden zu ersehen in der Göttlichen Liebesflamme deß hochbegabten und Geistreichen Mannes H. J. M. Dilherrens' | 'Zu weilen giebt ein einiges Wort Anlaß zu seinen Gedanken/ als in nachfolgenden Exempel das Wort anhangen/ gebraucht in einem ¶ Traumgedicht ¶ Von der Ergebenheit GOTTES ¶ Nach der Stimme: In dich hab ich gehoffet HERR etc. ¶ DAs Absehen dieses Lieds ist gefasst aus der Art zu reden in der H. Schrifft an GOTT hangen/ 2. Mos. 10. 20. Jos. 22/5. 23/ 8. daher David sagt Ps. 63.9. Meine Seele hanget an dir/ und Rom 12/9. sagt der Apostel ihr solt an den Guten hangen/ das ist sich euch dem H. Geist der die Kinder GOTTES treibet/ regieren lassen. 1. Ich lag‘ in einem tieffen Traum/' | 'F. Castelvetro gibt ein Exempel wider den Cardinal Bembum schreibend' | 'Zum Exempel wollen wir setzen die Obschrift der Nacht/ welche Michaël Angelo zu Florentz in einer Kirche von Marmol gebildet/ und ist solche folgenden Begriffs. ¶ Hier schläfft und ruht die sanffte Nacht‘' | 'wie unser Rüstiger in seinen himmlischen Liedern I/ 3. gethan/ also: ¶ O Traurigkeit/ O Hertzenleid'

Moller, Alhardus

Tyrocinium Poeseos Tevtonicae

| 'und andere Tugend-Lehrer/ jene mehr den Nahmen als die Lehre/ wie Hector der Trojaner, Achilles der Grieche/ Samson der Jude/ Iudas der Maccabeer/' | 'Sehl. H. Rist' | 'alsdann dancke ich erfreuet meinem GOtt/ daß nicht allein die öde- und Gesetz-Welt; besondern auch die erfüllungs Zeit/ beydes unter denen in GOtt gelahrten/ Reichs- und Rechts-verständigen/ Artznei-weisen/ und Vernunfft-Lehre erfahrnen/ so viel Sinnreiche und hochbegabte Geister/ hervor gegeben' | 'Juva! Domine JESU juva!' | 'In zu Gemüth-fassung dessen/ wollen wier (negst hülfreicher Gnaden-verleihung der allerheiligsten Mayst. Gottes/) zeigern hoch-herrliche Wissenschafft/ deutscher Verß-Kunst/ richtig/ kurtz/ hell und deutlich/ vorzutragen/ uns mit Mühe unbemühet erfinden lassen/ zu forderst aber: wie in Außleg- und Erklärung; aller herrlichen unter den Kreisen des Himmels beschlossenen Tugend-Wissenschafften übbahr' | 'BIß anhero haben wier/ nach dem uns von der allmächtigen Gerechtigkeit GOttes zugemessen- und mit grosser Barmhertzigkeit abgewogenen Gnaden-Theil/ des Füklein wenigen Verstandes/ was nemlich die Verß-Kunst sei […] angezeiget und vorgetragen.' | 'Wiewol der mit Göttlichen Gaben zureden und setzen außgerüstete deutsche Adler/ Herr Rist/ in seinem poëtischen Schauplatz Himlischen Liedern und Parnas, beides das Wörtlein und und es/ mittelbahr braucht/' | 'Herr Rist in seinen Himmels-Lieder pag. 9.' | 'Herr Rist in seinen Himmlischen Liedern.' | 'Hiemit verheisende/ daß ich Göttlicher Gnaden verleihung nach/ als ferne derselbe/ meiner Jünglingschafft Jahre und Tage/ erweitern/ und mich gesund erhalten wird/ mit ehistem/ ein anderes von poëtischen; jedoch viel herrlichen Materien handelnde zusamt einem methodus oder sonderbahren weise wie man die deutschen Verß-Kunst angreifen und negst Göttlicher Gnade glükklich vollenden müchte dienstlich darreichen und übertragen will.' | 'Juva! Domine JESU juva!' | 'so wollen wier hiemit im Nahmen/ der einig in drei Persohnen allerheiligst-geehrten Gottheit/' | 'NAch dem wier numehro durch Gnadenreichen Beistand des HErren/ HErren/' | 'DEutsch-Adliches Blut und Gott-ergebener Leser hiemit hoffe meiner wenigen wenigkeit abgeleten/ verheissung eine Khrist-schuldige folge geleistet' | 'und Göttlicher Gnaden verleihung nach/ wird verbesseren können.' | 'NAch dem die Straal deß dreieinigen Gottes vieler selig-abgestorbenen sinnhurtigkeit angeflammet/' | '(vermittelst göttlichen Beystandes/)' | 'Inzwschen hertz-innig wünschend/ GOtt Zebaoth/ wolle gemäß seiner gnädigen Leutseligkeit und leutseligen Gnade/ dier meinem hochgeneigten Leser/ alle selbst-wehlende Leibes und Seelen ersprießligkeit geben und verleihen/ nicht weniger Gnade ertheilen: daß du alhie in diesem Jammer-traur- und Threnen-thal also streiten mögest: damit du dort in jenem grossem fried- und freüden-sahl/ deine hier Krist-Ritterliche gefürte Waffen/ an die tausend-herrliche triumf-pforte des himmlischen Paradeises uff henken/ und mit der sieges-Krohne der unsterbligkeit prangen mögest: biß zu der unvergänglichen Ewigkeit. ¶ ENDE. ¶ SIs VItae, qUIsqUis te LInqUere VInCULa DIsCe; ¶ HanC, tIbI qUò Laetô CLaUDere sIne qUeas.' | 'Massen ein anders ist kluge Erfindungen haben/ ein anders ist dieselbe in Reim-arten fügen und binden können. Nicht wenige werden gefunden/ die zwar den Geist ihres Verstandes durch die Flügel der Vernunfft/ über die gemeine ersinnungen tragen/ und in wol nachdenkbahren einfallen glükkselig erfunden werden; dennoch aber keinen einfluß der Natuhr/ dieselbe Poetisch darzustellen/ spüren und empfinden können. Im gegentheil werden etzliche gestehen und bekennen müssen: daß sie zwar/ (wie in des sehl. Hans Sachsen zwey und viertzig jähriger Arbeit/ dem Grobiano, Theurdank/ und alt-gesetzten Comm- und Tragaedien auch vielen jüngsthin außgefertigten Gedichten zuersehen/) mit Gaben der Natur/ Biblische Historien/ hochgelehrter Leute Sprüche und Reden/ auch Welt-Geschichte und Gedichte/ Reim-weiß/ doch einsmahl ohne gewißmässige Reim-Glieder und art der Poëterei/ andermahl ohne sinnliche Erfindungen/ einzufügen/ außgerüstet gewesen. Alldieweilen aber von einem Poëten/ nicht allein die lieb- und zierliche einkleidung der Wort-Glieder erfodert; besondern auch wie obbemelt ein/ von GOtt im Hause des Verstandes angestekktes Gnaden-Vernunfft-Licht/ bei demselben gesucht wird; so muß derselbe (wiewol solches ein ungewohnt-seltenes Ding/) welcher den edlen Nahmen eines Poëten zugühren geden-[S]ket mit beiderseits Gnaden-Gaben blühen und außgerüstet stehen.' | 'Wann ich aber Hochwerthe Herren/ bey außfertigung dessen/ mich deren in campis Elysiis, (gemäß Heidnischer pietät/) jetzwallenden/ beneben denen so zum Theil in die Triumpf-Palläste himmlischer Thronen/ albereits eingezogenen/ zum theil GOtt Lob noch bey leben herrlichen artis & martis bedienten/ erinnert/' | 'Solches bezeuget des Cimber-Landes Ruhm/ der hochtheure Rist/ in seinem poëtischen Schau-platz/ setzende pag. 9. ¶ Denn der klugen Seelen Schrein/' | 'zum Exempel dieses will ich folgende Satze/ aus Herrn Ristii Himmlischen Liedern setzen: ¶ Ich will für allen Dingen/' | 'Solchen fals können gleich einig die acht- und neun-silbige nicht unbequem eingeordnet werden/ deren finde ich in des hochedlen Herren Ristii Himmlischen Liedern/ welcher sein: O wolte Gottt ich solt ablegen' | 'Oder wie Her Opitz Sehl. im Verß-weiß gegebenem Hohen-Lied Salomonis/ setzet/ ¶ Die Sulamithinn: ¶ Lest Salomon sein Bette nicht ümbgeben?' | 'Mit Salomon O Gott ich vor dich trete/' | 'zum Exempel dieses wollen wir folgende auß dem sehl. Herrn Opitio entlehnte Ode beifügen: ¶ O du GOtt der süssen Schmertzen' | 'Nebst diesem/ habe folgende Ode so aus des Herr Opitz Sehl. Gedichten genommen/ mit beifügen wollen/ […] ¶ Satz. 1. ¶ O Die selig‘ edle Seele/'

Tscherning, Andreas

Unvorgreiffliches Bedencken über etliche mißbräuche in der deutschen Schreib-und Sprach-Kunst

| 'Gott Lob' | 'LUTHERUS aber (schreibt mein hochgeehrter H. Buchner an mich/ der mir in diesem büchlein UNUS INSTAR OMNIUM sein wird) & plerique alii non Teutsch scribunt, sed Deutsch.' | 'Die Schlesier sagen noch heute: er macht ein gewerre id est, turbas dat. Wie Otfridus lib. 5. c. 20. Evang.' | 'Coloniensis Archiepiscopus, cujus vitam à Ruperto Abbate Tuitienfi in literas relatam Surius tom. 2. exhibet.' | 'Tatianus Syrus Harmonia 4. Evangeliorum, cujus aliquot capita edidit Jo. Isac. Pontan. lib. 4. Orig. Francicarum: In thie burg Galiléæ, thero name ist Nazareth, Op. ib. pag 2.' | 'Origines vocabulorum plurimas, imô vocabula ipsa non pauca (schreibet H. Opitz weiter in besagten Prolegomenis ad Rhythm.) aut amissa esse, aut ita immutata, ut nostra priscis dissimilia prorsus videantur, cùm ea quæ post receptam religionem Christianam (alia enim vix reperire est) in literas relata sunt, apertè demonstrant, tùm argumentis ostendi potest plurimis, &c.' | 'als beim Otfrido ad Salomonem Fpiscopum Constantiensem: ¶ Ther biscof ist nu ediles ¶ [...] ¶ Und in Cantic. Mariae linguâ vet. Nidar gisatta machtige van sedale.' | 'Und Luth. Luc. 2. Sihe/ dieser wird gesezt zu einem fall und aufferstehen vieler in Jsrael. ¶ Opiz im 104. Psalm. ¶ Den Menschen muß die Erde kräuter geben/'

Sacer, Gottfried Wilhelm

Nützliche Erinnerungen Wegen der Deutschen Poeterey

| 'Doch lebe ich der Hoffnung/ daß einer/ der einen ziemlichen Anfang zur Verß-Kunst gemacht/ und sonsten von Natur zur Poesie [S] nicht ungeschickt ist/ in diesem wenigen finden werde/ wie er/ nechst Gott ferner glücklich fortschreiten und zu seinem gewünschten Zwecke/ vermittelst unverdrossenes Fleisses/ löblich gelangen könne.' | 'Gewogener Leser/ sey Gott befohlen/ und wann ich geirret/ so gedencke daß auch du ein Mensch seyst' | 'Und einem der die Gaben hat/ so zu der himmelischen Poesie gehören/ ist es keine Kunst den guten Gedancken/ den guten Einfall zu behalten/ und gleichwol/ die/ der/ ihr/ zur rechten Zeit lang oder kurtz zu setzen. Wolte aber einer einwerffen/ Hätte sich doch David auch nicht an die Regulen gebunden/ die Pindarus in seinen Oden observiret hätte. Ich weiß nicht ob dieses Argument mehr zu belachen als zu beantworten sey. Führe einer fort/ er sänge ihm und seinen Freunden; Antigenidas sagte [S] auch: mihi cano & Musis, sein Absehen aber war nicht wider die Kunst zu singen/ ausser welcher er niemand gefallen wolte. Wer sich mit seiner deutschen Poesie besser herfür zu thun gedencket als der alte Hermann den das Podagra plagte/ oder Herr M. Bachmann/ der den Lindenbaum besunge/ unter welchen der vornehme Theologus und Polyhistor. Herr D. Helvicus begraben worden/ oder auch besser als der vom Schuster Geiste regierte Hanß Sachse/ der nimmet dieses an gehörenden Orten in acht/ welches bey itzt gedachten ist übergangen worden/ ob gleich den Mußquetierern in Stade und Bremen wenig daran gelegen ist.' | 'Werde aber/ so Gott Leben/ Gesundheit und Zeit verleihet/ nach diesem ein absonderlich Tractätchen/ von der Zierligkeit der Hochdeutschen Poesie ausfärtigen' | 'wann Herr Rist in der verschmäheten Eitelkeit/ in dem Liede des andern erbaulichen Seelen-Gespräches setzet: ¶ Rauch geht aus deiner Nasen/' | 'Bey Herr Stegman hab ich dieses funden: ¶ Es ist einmal genug die Kirchen sind verheert' | 'Es hat dem Autori beliebet/ Des Herrn Rüstigen Worte/ die er seinem so genannten Baptista Armato[/Aq], in einem Schreiben an Herrn Pomposian Windbrechern/ Herrn auf Schneideberg/ etc. gebrauchet/ Dem Leser zur Zugabe zu ertheilen.'

Kempe, Martin

Neugrünender Palm-Zweig Der Teutschen Helden-Sprache und Poeterey

| "So macht es der Franzos und ¶ alle Lands-genossen/ ¶ der Türk' und Araber: Elbedag ¶ und Ibun ¶ Die wollen ihrer Sprach' allein ¶ die Ehre thun/ ¶ Und wir/ wir solten nur sein da- ¶ von ausgeschlossen? ¶ Drum ist der Helden-Geist Lu- ¶ therus aufgebrochen/ ¶ Und hat/ als er die Schrifft ver- ¶ setzet und erklärt/ ¶ Was rein und hochteutsch heist/ ¶ Germanien gelehrt/ ¶ Durch ihn ist sie geschmükkt und ¶ zierlich ausgesprochen." | 'Denn singt mein Rüstiger die ¶ süssen Himmels-Lieder/ ¶ Vor denen sich der Fluß/ der ge- ¶ gen Morgen läufft/ ¶ Aus Ehren-Furcht entsetzt/ wenn ¶ er sein Ufer täufft/' | 'v. 12. Die durch Beredsamkeit. &c. Davon spricht der berühmte Französische Ritter/ H. Sorel in Tract. von der Menschlichen Vollkommenheit/ durch den Seel. Herrn von Stubenberg gedeutscht. I. Abhandlung am 218. Blat.' | 'Ist Apollo/ dem die Erfindung der Poeterey und Medicin zugeschrieben wird. Bey Ovidio l.1. metam. spricht er von sich selber. [S.i.O.] [S] -- per me concordant carmina nervis. soll des Osiridis/ oder Mittzraims (der des Chams Sohn war) Bruder gewesen sein/ und die 9. Musen in dem Schlosse Osiridis in Obacht gehalten haben/ wie aus Diodor l. 5. und Polydor. Virgil. de rer. Inventor. l. 1. c. 5. zusehen conf. Nat. com. l. 4. c. 10. Rosin. Antiq. Rom. l. 2. c. 7. Georg. Richter. orat. 32.' | 'Melanchton Poesin salutat florem & thesaurum eruditionis, Magistram vitae, & formatricem linguae.' | 'Hievon spricht der Edle Spielende Seel. Gedächtniß [S.i.O.] [S] im 151. Gesprächspiel: Die Edle Poeterey ist eine keusche Jungfrau/ welche alle Unreinigkeit hasset/ und anfangs sonderlich zu dem Gottesdienste gewiedmet gewesen/ auch von denen Völckern welche sonsten aller Wissenschafft und Künste unwissend waren. Conf. Aventin. diligentissimus vetustatis indagator, (ut eum nominat Althamer. in Tacit.) G. Joh. Vossius de Arte Poet c 3 n. 12 [?] 12. 13 fol. 205. Dannerher auch die Poeten Theologi genennt worden: Papias: Theologi Poetae ideò dicebantur, quoniam de Deis carmina faciebant: addit Casp. Barth. in Animadversion ad Britonis [?] Philippid p. 22. Sane vero antiqua Theologia humana in literis Poeticis, & Mysteria numinum introducta ab iisdem, ut exemplo vides Orphei apud Lactant. lib. 1. Cic. lib. 3. De Natura Deor. Clem. Alexandrin. Storm. 5. Plutarch. de Pythae Oracul. p. 342. Carminibus etiam antiqua oracula dicta sunt.' | 'Vom Lobe des Schattens hat der weltbekante Jesuit Athanasius Kircherus ein eignes Buch/ und J. Dousa eine statliche Rede/ (im Schauplatz der Socratischen Weisheit) geschrieben.' | 'Etliche haben von geringen Dingen mehrmahls grosse Werke gemacht. [...] [S.i.O.] [...] Balde die Ungestaltsamkeit/ Daniel Bartholi ein Italienischer Münch die Armuht/ Bruno/ wie Casp. Dornavius erwehnet/ den Satan' | 'vid. Jacob. Pontan. Attic. Bellar. Syntagm. 8. rer. Ludicrar.' | 'v. 94. Sang Salomon und Job und David nicht ein Lied etc. Salomon circa Ann. M. 2930 de cujus peritiâ Poetices vid. Alex. Donat. Instit. Poet. l. 1. c. 39. p. 90. Job Josepho Patriarchae suppar, ut censet Hieronym. circa Ann. M. 2250. alii tamen multo juniorem faciunt. vid. Horat. Tursellin. Histor. pag 10. Communis Patrum est Sententia Jobum fuisse Regem Edom. qui Genes. 36. 33. vocatur Jobab filius Serah, Raguelis nepos, ex Esavo & Ismaelis filia Basmath; liber ejus vulgò inter Poeticos SS. recensetur vid. Dn. D. Heinric, Philipp Friedlieb Theolog. Exegetic. Prolegom. Sect. 4. it. in Job. Classe tertia p. 540. add. Analect. [S.i.O.] [S] Sacr. Ursini. B. D. Schupp. im geplagten Hiob.' | 'Cecrops wird vor den ersten König der Athenienser gehalten/ der Athen erbauet/ und eine eigene Stadt/ Cecropia/ davon Plin. libr. 7. c. 56. hat zu Mose Zeiten gelebet. A. M. 2400. Tursellin. pag. 13.' | 'Nemlich die Taube Noä gegen Mittag zwischen dem grossen Hunde und kleinen Hasen.' | 'Der vornehme griechische Philosophus/ den die Heiden so hoch gehalten daß er auch ein Gott der Weisen benennet worden wie Cic. ad Attic. l. 4. Epist. 15. Meldung thut. Ein alter Pythagoreischer Lehrer/ schreibt bey Clem. Alexand. Strom. l. 1. [griech.] Quid est Plato nisi Moses, qui loquitur Atticè? Fuit apud Graecos Theologiae Doctor celeberrimus: de eo scripsit aliquando Augustinus: quod in AEgypto audiverit Prophetam Jeremiam, quam autem sententiam posteà retractavit l. 8. de C. D. c. 1. & [S.i.O.] [S] 23. lib. 18. c. 37. lib. 7. retract. cap. 4. monente D. Mich. Walthero dissertat. de praetensâ Ethnicor. Salute aeternâ. p. 73. Floruit annis ante Christum natum 428. juxta sententiam Joh. Baptist. Riccioli. Chronici part. 2. Almagesto novo annexi.' | 'v. 135. Protagoras. Ein Heidnischer Philosophus der [griech.] genennet worden/ wie Laert. lib. 9. berichtet; ist von den Atheniensern ins E-[S.i.O.]lend getrieben/ weil er eins seiner Bücher angefangen [griech.]. [...] Lactant. 1. divin. Instit. c. 2. & lib. de Ira Dei. c. 9. Euseb 14. Demonstrat. Evangel. c. 6 Theodoret. 3. libr. Graecan. affect. Augustin. l. 3. contra lit. Petil. c. 21.' | 'Der Gesetzanfänger und Stiffter werden in Geschichten 7. benahmet/ als Moses bey den Hebräern/ [...] und Phoronaeus/ der König in Egypten/ nach absterben Jacobs/ bey den Egyptiern; ist ein gerechter Ehrliebender/ und frommer Mann gewesen/ von dem nachmahls das beste und gerechteste Recht Forum genennet worden. Anton Guerar. im 1. Theil güldn. Sendschreiben.' | 'v. 163: Musaeus vorgespielt. Discipulus Orphei, à quo etiam Lyram accepit. vixit sub A. M. 2730. Deorum filius dicitur, quod ab aliquibus apud Graecos Deus habitus sit teste Tertullian. l. de anima. c. 2.' | 'Wie dieses zu verstehen sey/ berichtet Alexand. Donatus. l. c. p. 90. Ex Tyrii [S.i.O.] [S] Sermon. 21. p. 161. Mit diesen Worten: At inter Reges, Amphion Thebarum Rex vetutissimus, Judicum Hebraeorum (puta Othonielis, test. Tursellin. Hist. p. 17.) avo, poeticis cantibus Saxa permovisse perhibetur, h.e. saxeos rudesque homines, ut moenia conderent, impulisse.' | 'O verè Deum, qui inopinatè mutat! vid. m. Petrarch. de Remed. utriusque fortunae Dial. 37. p. 122.' | 'Otto Frisingensis lib. 4. c. 13. Urbis [S.i.O.] [S] antiquae, terrarum Dominae, dignitatis tantùm ac nominis vestigium mansit, Lubet etiam adscribere verba Wurffbain. in Relat. Hist. part. 8. p. 238. cit Besold. in Thes.' | 'Solches bezeuget auch der lobwürdige Regent Salomo. Sprüchw. 11. v. 14. Wo nicht Raht ist/ da gehet das Volk unter/ wo aber viel Rahtgeber sind/ da gehet es wohl zu. it. Anschläge bestehen wo man sie mit raht führet c. 20. 18. conf. 24. v. 5. & 6. Pred. 9. 16. 18.' | 'Augustin. 6. C. D. cap. 6. Cic. fasset alles zusammen lib. 1. Academ. quaest. §. 9. (ad Varronem:) Tui libri nos in nostra urbe peregrinanteis, erranteisquem tanquam hospitex, domum quasi deduxerunt, ut possemus aliquando, qui, & ubi essemus, [S.i.O.] agnoscere. Tu aetatem patriae tu descriptiones temporum, tu sacrorum jura, tu sacerdotum, tu domesticam, tu bellicam disciplinam, tu sedem regionum & locorum, tu omnium divinarum humanarumque rerum, nomina genera, officia, causas, aperuisti, plurimumque Poëtis nostris, omninoque Latinis & literis luminis attulisti, & verbis. &c. leg. Isidor.' | 'Liberalium disciplinarum Patrem didicebat Tertullian. vid. celeberr Dil- [S.i.O.] herri Philolog. Apparat. p. m. 429. De tempore quo vixit, variae sunt auctorum Chronologorum sententiae, quidam denominant A. M. 2909. ut Alsted. Chronol. & seniorem Salomone faciunt, Tursellin. saepe cit. lib. p. 28.' | 'Hermes cognomen Mercurii, Eloquentiae praesidis, quem Horat. Od. 10. l. 1. vocat Facundum nepotem Atlantis. Per illum hic ipsa facundia intelligenda. Alias vel ex solo Ciceron. lib. 3. de divinat. §. 56. Constat plures fuisse Mercurios, quos inter omnium celeberrimus Trismegistus, quem divino AEgyptii cultu venerati sunt, putantes omniâ quae haberent, ab ipso inventa esse: at magni in regno literario viri eundem nihil praeter figmentum esse censent. vid. prolixè D. Klotz. Pneumatic. Disputat. 2. p. m. 51.' | 'Mattheus Parisius Anglicus Historiographus, Germanos jam olim ante Christi tempora scriptis praesertim Rythmicis suas Historias conscribere solitos testatur, & quosdam ejusmodi libros nominatim indicat. Conf. Cluver German. Antiq. Auctor. est Helveticae Nobilitatis [S.i.O.] eruditissimus Melchior Goldastus, ante hos cIɔ cc annos scripta Christianorum Latinis juxta & vernaculis literis in Germania visa: Wileramum quem, produxit P. Mercula, clɔ praeterpropter annos aequare: Rabanum Maurum, Otfridum Wisenburg, alios ab hinc 800. annis scriptis suis claruisse Frischlin. in Culic. Virgil. Praefat.' | 'Von der Türken Ursprung seind bey den Scribenten unterschiedliche Meinungen; Theils halten davor/ das Geschlecht komme von Japhets Sohne Magog der im 1. B. Mos. 102. genennet wird. Dannenhero der Türk mit seinem Reich Magog heißt Ezech. 38. 39. Und mit Verkurtzung des Nahmens [S.i.O.] [S] Gog: Und streiten die Türken daß sie ihren Anfang von den Juden haben/ weil sie Hagarener von Hagar/ Abrahams Kebsweibe/ welche den Ismael gebohren/ benahmet werden.Weil sie sich aber dessen geschämet/ wollen sie nicht Hagarener/ sondern Saracenen von der Sara heissen/ deßwegen auch ihr Lügen Prophet Mahomet/ welcher der Türken Moses ist/ ihnen gleiche Ceremonien mit den Juden verordnet/ daß sie viel waschens/ fastens und reinigens haben müssen. Harsdorff im Geschichtspiegel Hist. 69. §. 3. Andere sagen ihr Ahnherr sey Esau/ der in der heiligen Schrifft 1. Mos. 25. 25. 31. Edom oder der Rothe genennet wird. Barth. Animadvers. in Briton. p. 137. ubi Joseph. l. 4. c. 6 & l. 2. c. 1. citat. Und sollen dieselbe Völker mit den Tartern/ die sonst auch die rothen Juden heissen/ ein Volk gewesen sein/ und nach der Trojanischen Schlacht in Scy-[S.i.O.]thien ihre Wohnung aufgeschlagen haben: Sieh Barclaj. Icon. anim. cap. 8. p. m. 308.' | 'conf. D Georg Mylius in den 10. Türkenpredigten conc. 1. p. 12. D. Godfried Olearius pent. Orat. or. 1. de Gog. & Magog. Sal. Schweigger. lib. 2. Itiner. c. 46. Lassenius Türken macht von Gott verlacht im 3. Sendschreiben.' | 'v. 305. Drum ist der Heldengeist Lutherus aufgebrochen. biß zum 308. v. Wie Tscherning im unvorgreifflichen Bedenken über die teutsche Schreib- und Sprachkunst p. 40. aus Sleidan. lib. 17. anmerket. Da Sleid. spricht: Germanicam linguam & exornavit plurimùm & locupletavit, & primam in eâ laudem obtinet, & vertit ea Latino sermone, qua verti non posse putabantur, & significantissimis utitur verbis, maximeque propriis, & unicâ voce rem non nunquam ob oculos ponit.' | 'Nonnulli laudem inventionis literarum ipsi Adamo transcribunt; non tantùm ex fide, sed etiam historià gentilium, uti loquitur Joh. Annius in Notis ad l. 1. Berosi. Vide si lubet fusissimè de hoc negocio differentem Caspar. Schottum Technicae Curiosae part. 1. lib. 4. [?] Mirabil. Graphicor. & Guilielm. Postellum, de Phoenicum literis & prisco Charaćters. Einige schreiben dieses Lob einem andern zu der Pirach Ca-[S.i.O.]leb geheissen/ dessen im B. Josuae am 5. und B. der Richter am 1. gedacht wird/ wiewohl wenig eigentliches davon behaubtet wird. Lege Athanas. Kircher. in Mystagog. AEgypt. & Obelisco Phamphilio Tom. 2. Classe 2. cap. 2. §. 3. it. Michael Watson, Theatr. variar. rer. §. 42.' | 'D. Dan. Cramer. In Erklärung Hiobs Schreibtäfflein.' | 'Das Wort Ries kommt wie Goropius Becan. vermeint vom Holländischen Rees/ quod est in altum assurgere Op. Hieroglyph. pag. 104. und deutet grosse Leute an/ von welchen die Poeten viel geschrieben/ dannenhero etliche Gelegenheit genommen/ gantz und gar zu verneinen/ das iemahls Riesen in der Welt gewesen wären wie zu Augustini Zeiten/ als welcher also redet lib. 15. c. 9. de C. D. Quippe non credunt etiam magnitudines corporum longiores tunc fuisse, quam nunc sunt.' | 'Nicht ohne sonderbahre Schikkung Gottes ist eben 100. Jahr nach der Reformation Lutheri/ nemlich 1617. die teutsche Sprache mehr und mehr empor kommen/ und von dem Christl. und teutschliebenden Fürsten/ Ludwig v. Anhalt Seel. Gedächtnüß/ die nutzreiche Fruchtbringende Gesellschaft gestifftet worden/ von derer Gebräuchen/ Satzungen und Fortgang/ der Palmbaum aufzu-[S.i.O.][S]schlagen. Ausführlichen bericht wird ehistes H. Neumark in einem absonderlichen Tractat erheilen.' | 'v. 433. Was Barry. Ein Engelländischer Scribent/ dessen H. Meinungen oder Verträge zwischen Gott und der ihm ergebenen Seele/ der weltberühmte Spielende verteut-[S.i.O.]schet/ und Aloysii Novarini verborgenen Wohlthaten Gottes angefüget.' | 'Sabellic. lib. 8. Ennead. 9. Factum Id Anno Domini M. CCC. XXXVIII. Uti habet Platina in vitâ Benedicti. XII. & Nauclerus vol. 2. Generat. 45. fol. 251. 252.' | 'Richard Bakers eines Engelländischen Ritters geistl. Betrachtungen über das Vater unser seind ohnlängst von wohlerwehnten H. Gryphio übersetzt.' | 'Joseph Hall ein Engelländischer Theologus/ dessen Balsam zu Gilead/ Seelengespräch/ Geistlicher Seelen Irrdisch Valet und rechter Christ/ durch einen Prediger zu Liegnitz D. Heinrich Schmettau geteutscht; Josephs Halls Tugend und Laster Kennzeichen sind vom Harsdorff dem Fünfekk beygerükket.' | 'Abgesehen auf die Denksprüche des Muslims Imperatoris Alis, welche H. Tscherning aus dem Arabischen geteutscht und seinem Früling beygesetzt.' | 'Diese That hat der H. Unglükkseelige kurtz vor seinem Seel. Ende aus dem Frantzösischen teutsch gesetzt/ und wird bald an das Licht kommen.' | 'v. 477. Den singt mein Rüstiger. Was dieses theure Rüstzeug GOtt zu Ehren bißher aufgesetzet/ ist gnüglich bekant. Ja sein Ruhm wegen der schönen himmlischen Lieder/ ist bald anfangs biß an den Kaiserl. Hoff erschollen/' | 'Fräul. Margareth von Bu-[S.i.O.]binghausen und Walmeroda/ hat sich gleichfalls bisher in der Poeterey ausgelassen/ so wohl gegen den Seel. H. Unglükkseligen/ als auch den Spielenden/ die ihrer rühmlich gedenken.' | 'Es ist so wohl aus H. Schrifft/ als aus weltlichen Geschichten bekant/ daß die Palmenzweige Siegeszeichen gewesen. 1. Maccab. 13. vers. 51. 2. Macc. Johan. 12. 13. Apocal. 7. 9.' | 'Bartholdo Schwartzen einem Cöllnischen Franciscaner München wird bey den Teutschen die Erfindung der Geschütze und Büchsen zugeschrieben/ und auf das Jahr Christi 1380. geleget/ [...] [S.i..O] [S] [...] Heutiges Tages wird in der weltberühmten Dresdischen Kunst-kammer/ eine solche Büchse gewiesen/ die nach des oben benanten München Manier gemachet sein soll.' | 'Appositè Bodinus cap. 7. Meth. Histor. In totarerum universitate nihil est ad mirabilius Magnete, estque usus ejus plane divinus. Et Kircher. de Arte Magneticâ ad Lector. Singulare est Naturae monstrum, vera coelorum simia, totius Idea universi, novorum [S.i.O.] [S] mundorum reclusor, divina quaedam ad inexhaustas orbis terrarum divitias virgula & clavis, totius denique Naturae compendium.' | 'Hie fällt eine lustige und sinnliche Frage für: Ob die Alten sonderlich in dem Morgenländern [S.i.O.] nichts von besagter Eigenschafft des Magneten gewust? it. Ob auch dem weise Könige Salomon dieselbe sey bekant gewesen. Solches bejahen etliche: Joh. Fried. Hervartus in admirandis Ethnicae Theologiae mysteriis stehet in denen Gedanken/ daß die Aegyptier zum ersten die seltzame ahrt des Magneten/ wodurch er die Schiffart befördere/ angemerket' | 'Die andere Frage: Ob Salomon von der-[S.i.O.]selben [der Magnetnadel, J.T.] gewust? hat der Gelehrte Jesuit Joh. Pineda lib. 3. de Salomon c. 22 und Füller. Miscell. Sacr. c. 19. sect. 9. n. 11. Zu bestätigen sich sehr sauer werden lassen. Allem ansehen nach aber wenig erhalten und gnüglich erwiesen: In Betrachtung/ das Salomo so er dieses Geheimnüß gewust hätte/ nicht würde 3. Jahr auf eine Reise gen Ophir gewant haben/ da er sie durch Hülfe des Magnets in einem Verrichten können; und Philo Judaeus, der den Salomon in allen Stükken bester masen heraus gestrichen/ würde dieses auch nicht zu melden vergessen haben. Folgends kan man auch nicht schliessen: weil Salomon der weiseste unter allen Leute zu seiner Zeit gewesen/ hat er auch wohl des Magnets eigeschafften ergründet. Der Text im I. B. der Kön. am 4. v. 31. meldet: Das Salomon sey weiser gewesen den alle Kinder gegen Morgen/ und aller Egypter [S.i.O.] [S] Weisheit etc. Jedoch kan solches nicht schlechthin verstanden werden/ wie D. Walther in Harmon. Biblic. pag. 397. weitläufftiger erinnert. ¶ Nachgehends ist auch zu erwegen/ daß einer zeit alles zuerfinden nicht vergunt ist/ sondern eine iede bringet das ihrige hervor. Dieser Meinung schreibt Athanas Kircher. de Magnete part. 1. 9. 5. Magnetem ejusque vim ferri attractivam nullo non tempore fuisse cognitam: Veruntamen utrum ejus verticitas atque dispositiva vis ad axem mundi caeteraeque ejus virtutes noviter adinventae, primis iis seculis, ut Ebraeis, AEgyptiis, Graecis, (adde etiam Salomoni) fuerint cognitae, meritò quempiam dubitare posse. Ist demnach schlielich zu glauben/ daß der Gebrauch des Magneten zum Compas/ den Europaeern und sonderlich Teutschen eher als andern Völkern sey bekant worden. Fusissimè ac doctissimè quaestiones hasce resolutas legesîs in Navigati- [S.i.O.] one Salomonis Ophiritica Claris. M. Martini Lipenii. Evolvi etiam potest Joseph. à Costa. l. 1. de Natura Novi orbis c. 16. & 17. & Jacob. Pomerus. Patritius Noricus in 4. Orat. de Antiquitate.' | 'und hat die Haut zimlicher massen voll gesoffen/ so weiß es seine Klugheit durch nichts anders an den Tag zu geben/ als das es diesen Seel. Menschen [Opitz, J. T.] im Grabe schmähet. Da sitzet den der weise Meister Vix und brüstet sich wie ein Calcutischer Hahn/ dieweil fast keiner ist der ihm das wiederpart halten darf/ da läutet den bißweilen Bruder Jörge mit der Säuglokken zu/ Herr Ezechiel lacht darüber/ Junker Abraham winkt mit den Kopf und Meister Simon schüttelt das Ohr wie ein ander Bürstenbinder etc.' | 'oder auch wie H. Lutherus die Wort gebrauchet/ gleich dem übel übereinstimmenden Gugkugsgesange/ der sich zugegen der Nachtigal hören läßt.' | 'Ist eben so viel als das Wort Faulwitz/ welches H. Lutherus brauchet. Viel zuschaffen haben da nichts befohlen/ und da lassen/ da viel befohlen ist. [griech.], ich wils/ sagt er/ Faulwitz nennen/ klug und geschäfftig sein in fremden Sachen. Also finden sich viel Tadler der teutschen Sprache und Poeterey die sie lieber verunglimpfen als ausarbeiten wollen.' | 'Sieh Strigenicii Predigten von der ährnen Schlangen am 262. blat.' | 'Weizii Epist. ad Dn. Dilherrum in Apparatu Philolog ejusdem p. 419.' | 'Hiezu hat Anleitung gegeben der Sinnreiche Italiäner Trajan. Boccalini. Relat. 100. centur. 1. Philaut. i. e. vanus, se ipsum colens, qui, ut Balde Dissertat. de studiô Poëticô loquitur, non expectato flamine sibi aram struit, sibi sacrificat, sibi thus adolet; Idolum simul & popa.' | 'Jure optimo cum famigeratissimo Philologo & Theologo, Dn. Dilherro exclamandum est: Utinam nulli Poëtices Candidati audire discuperent, nisi quos Deus, & melior natura etiam [griech.] voluissent! Non tanta foret Lauri annona, nec tot homines trium literatum obambularent; utinam exercitum regeret nemo, nisi cui animus Ulysseus, & dextera Achillea &c. Apparat. Philologiae p. m. 423.' | 'v. 813. Man sieht die Schwermer lauffen/ die iedes Tauf- und Braut- und Leichen-mahl begehn. Jacob Balde dissertat. de stud. Poët. Versificatorum genere nihil vilius est: omnes parietes, ipsum pavimentum quod calcant, extemporalibus & inficetis versiculis gaudent incrustare: (an dicam conspurcare?) Tales vestiunt muros, suspendunt [S.i.O.] [S] emblemata, ad ravim usque laudant vìvos, functosque, imminent tumulis ac cunis; Rythmicos dicas pollinctores, circulatorios paranymphos, nuptiales agyrtas, genethliacos chiromantas. Ubique declamant recitatores molestissimi, foelices se putant, quia veloces; Cosidera situs: versificator sedet, cupiditas volat, animus pendet, ingenium jacet, inscitia stat, versus currunt & praecepitantur per saxa, tesqua, confraga. Infantibus, puerperis, thalamis, piis impiisve manibus venales pretio, quo praesagia sua vendunt, Cingari.' | 'Hieroglyphicam Lothi interpretationem videsis apud Athanas. Kircher. Obelisci Pamphilii lib. 2. c. 5. fol. 123. de Institut. & Fabrica Hieroglyphicor.' | 'v. 90. Der ein Prophete war/ und gleichfals ein Poet. Moses Exod. 15. Primum carmen condidisse legitur. Anno Mundi 2453 juxta Alsted. Chronologiam. pag. 485. Ioseph. l. 4. Antiq. Judaic. cap. ult. Vir omnium, quotquot unquam fuêre prudentissimus. Imperator cumprimis bonus, Vates, qualis nemo alius, ut omnia ejus verba oraculorum vim obtinerent. & lib. 1. Divino afflatus numine Carmen Hexametrum invenit, quod in Laudem DEI gratiarumque actionem edidit.' | "Was war die alte Welt? Ein gar ¶ verwirrtes Wesen/ ¶ Ein nebel-voller Klumpf/ eh sie ¶ der Weisheit Strahl ¶ Erleuchtet/ und als sie zum al- ¶ lerersten mahl ¶ Die Weisen angehört/ und man- ¶ ches Buch gelesen. ¶ Sie ward erst angeblikkt zu Mo- ¶ ses alten Zeiten/ ¶ Der ein Prophete war/ und ¶ gleichfalls ein Poet/ ¶ (Man weiß ja/ wie er GOtt mit ¶ manchem Lied' erhöht/ ¶ Um bei der Heidenschaft ihn wei- ¶ ter auszubreiten.) ¶ In dieses Alter ist die Poesie zu ¶ zehlen: ¶ Sang Salomon und Job und ¶ David nicht ein Lied/ ¶ In dem die Gottesfurcht und ¶ Andacht feurig glüht? ¶ Nach diesem kunte sie Cecropien ¶ erwehlen/ [S.i.O.] ¶ Wo durch beliebten Schein die ¶ Sonn' ist aufgegangen ¶ Der wahren Wissenschafft/ hie ¶ merket man die Spur/ ¶ Als nunmehr Land und Stadt ¶ gesondert die Natur/ ¶ Bei Griechen/ wie man meint/ ¶ hat Weisheit angefangen." | "v. 700. Ja ja sie hat fürwahr ein himmlisches Beginnen etc. Cicero p. L[?]archiâ. §. 18. Atque sic à summis hominibus eruditissimisque accepimus, caeterarum rerum studia, & Doctrinâ, & praeceptis, & arte constare: poetam naturâ ipsâ valere, & mentis viribus excitari, & quasi divinô quodam spiritae afflari. Marsil. Ficinus in Plat. Phoed. fol. 443. Tanti est Poesis, ut absque summo favore Dei comparari nequeat. Lege Aeschac. [?] Major. Scrutin. Ingenior. c. 1. p. m. 52. c. XI. p. 286. seqq. ¶ Bartas in der Urania. [S.i.O.] ¶ Tout' art s'apprend par art: la seule Poësie" | 'Wenn man aber dem Nahmen Prometheus/ welcher [griech.] à Providentiâ. stammet/ eigentlich nachsinnen will/ wird dadurch nicht ungeschikklich die Gött-[S.i.O.] [S] liche Vorsorge verstanden. Plutarchus deutet hiermit auf des Menschen Gemüht/ so den irrdischen Leib unterrichtet und Kräfte zuleget; daß er aber das Feuer gestohlen/ wird auf seine Wissenschafft gezogen/ da er die Assyrer erstlich in der Astrologi unterrichtet/ das Gestirn/ Blitz und Donner/ als das rechte himmlische Feuer/ auf Erden den Menschen bekant gemacht und angemerkt hat. vid. Apollodor. Argonaut. libr. 2. Hesiod. Theogon. Diodor. Sicul. & Agaeta rer. schytic. libr. 13. it. Lucian. Er soll zu den Zeiten des Patriarchen Josephs gelebt haben. A. M. 2250. teste Tursellin. Hist. p. 10.' | '92. Um bey die Heidenschafft &c. Famigeratissimus Philologus & Theologus, J. M. Dilherrus lib. 2. Elect. c. 6. p m 146. è Censorin l. de N. D. c. 1. observavit quemlibet gentilium in agro suo habuisse [S.iO] partem aliquam Dîs consecratam, in qua eos colerent. v. Cl. Weitzius in Prudent. undè nostra appellatio quoque traxit originem, quando eos vocamus Heiden/ weil sie auf dem Feld in wäldern und auf Heiden sich aufgehalten und ihren Götzendienst verrichtet.' | "v. 126. Es müst' ein Schöpffer sein. Solches ist bey heidnischen Scribenten mit Uberfluß zu lesen/ dannenhero Lipsius wohl gesprochen cent. 2. Ep. 26. ad Belgas: Est inter communes receptasque notiones, quas natura parens omnibus, quae ubique orbis sunt aut fuerunt gentibus insevit, Deum esse. Avicenna: qui Deum aut NUMEN non agnoscit, non tantùm ratione caret, sed etiam sensu. Nulla gens tàm fera, nemo tàm immanis, cujus mentem non imbuerit Deorum opinio. Cic. 1. de [S.i.O.] [S] Cic. 1. Tuscul. quaest. §. 30. conf. De N. D. §. 43. it. libr. 2. de N. D. §. 15. in hunc sensum quoque Seneca Epist. 117. & Eleganter Minutius Felix, in Octavio. t. 8. Bibliothec. Magn. Patrum fol. 4. Et quid, ait, potest esse tàm apertum, tàmque per spicuum, & confessum, cùm oculos in coelum sustuleris, & quae sunt infrà citràque lustraveris, quàm esse aliquod NUMEN praestantissimae mentis, quo omnis natura inspiretur, moveatur, alatur, gubernetur? Coelum ipsum vide, quàm latè tenditur, quàm rapidè volvitur, vel quod in nocte astris distinguitur, vel quod in nocte astris distinguitur, vel quod in diem Sole lustratur; jam scies, quàm sit in eo summi MODERATORIS mira & divina libratio &c. conf. August. Serm. 143. de temp. fol 652. tom. 10. oper. Hugo Grot. l. 1. de Veritate Relig Christian. c. 2. p. 4. 5. Lactantius indignos censet Philosophorum nomine negantes Deum, l. 7. c. 9. scribens: Qui nullum omninò Deum esse dixerunt, [S.i.O.] non modo Philosophos, sed nec homines quidem dixerim. add. Micraelii Ethnophroniam. Lubin. praefation. in Juvenal. Joh. Ludovic. Ruel. Religion Gentium. circa festa. itemque D. Steph. Klotz. Pneumatic. Disputat. 16. pag. 869." | "Sie [die deutsche Sprache und Welt, J.T.] ist ja/ die sich mag von Ba- ¶ bels Zeiten preisen/ ¶ Von wannen Ascenas/ des gros- ¶ sen Gomers Sohn ¶ Und aller Helden Haupt/ gebracht ¶ denselben Thon/ ¶ Der uns noch heute kan die teut- ¶ schen Wurzeln weisen. ¶ Denn da nunmehr das volk zer- ¶ streuet und getrennet/ ¶ Da einer diesen Ort und jener ¶ den nahm ein/ ¶ Bedünkt dem Ascenas das Theil ¶ bequem zu sein/ ¶ So biß auf diesen Tag Europa ¶ wird benennet. ¶ Hie bauet er das Land/ und thei- ¶ let sein Geschlechte ¶ In grossen Inseln aus/ (wo He- ¶ cla donnernd bebt/ ¶ Und wo die Norder-See sich ¶ Wolken an erhebt) ¶ Damit er seinen Ruhm auf spä- ¶ te Nachwelt brächte. [S.i.O.] [S] ¶ Diß ist ihr Alterthum von vielen ¶ langen Jahren/ ¶ Als man die teutsche Wort' erst ¶ ausgebildet hat ¶ Und solches grub in Stein/ was ¶ ein papieren Blat ¶ Bei uns wie ein gemerk und denk- ¶ mahl muß bewahren. ¶ Tuiskon ward geehrt mit Lie- ¶ dern und Gedichten/ ¶ Die nach selbst eigner Ahrt der ¶ Sprachen angestellt/ ¶ Wie Tacitus bezeugt/ daraus ¶ zur gnüg' erhellt/" | 'das die teutsche Sprach nicht allererst vor wenig Zeiten aufgekommen/ ist aus alten Merkmahlen zu erweisen. Ihrer viel wollen daß sie von dem Thurmbau zu Babel auf uns hergeleitet/ und nehmen ihre Beweiß-gründe aus den Zeit- und Geschlecht-rechnungen/ [S.i.O.] sonderlich verfasset. Denn nach dem zu Babel die allgemeine Ahrt zureden aus sonderbahrer Schikkung Gottes zertrennet/ und die Menschen in die gantze Welt zerstreuet worden/ hat sich Ascenas als ein Stamm-Vater seines Geschlechts/ durch klein Asien in Europam/ als welches anfangs dem dritten Sohne Noah/ dem Japhet zugeeignet worden/ erhoben/ die Länder ausgetheilet/ und aller derer Völker/ welche hernach in den Ländern gewohnet/ die man ietzund Teutschland/ Frankreich/ Spanien/ Holland/ Norwegen und Thracien heisset/ Oberhaupt und Vater gewesen. Besagter Ascenas aber hat seinen Ursprung von Japhet also: ¶ zeuget ¶ Noah ¶ Japhet ¶ Gomer ¶ Ascenas ¶ Welcher die alte teutsche Sprach der Cimbrer in alle Länder Europae [S.i.O.] [S] ausgebreitet: dannenhero vor längsten die Teutschen von den Juden mit dem Nahmen Ascenacim beleget worden. Massen auch noch heute im gebrauch ist der Nahme Ascanius. Hievon stehen bey Aventino alte Reime/ die/ weil solches Buch nicht in iedermans Händen ist/ ihm der Leser hie nicht wird mißfallen lassen. ¶ Ascenas den man nennet Tuiscon/ ¶ [...] [S.i.O.] ¶ Und obgleich diese meinung von iemand möchte in zweiffel gezogen werden/ wird doch niemand unserer Sprache ihre würde und alter streitig machen/ als die von mehr als 800. Jahren solche Denkzeichen hervor bringen kan/ die leichtlich von einem [S.i.O.] [S] der deutschen Sprach Erfahrenen mögen verstanden werden. Dergleichen in der 3. Lobrede des um unsere Muttersprach hochverdienten Edlen H. Schottelii Opere unterschiedlich zu lesen. Conf. Georg. Henisch. in praefat. Thesauri von der teutschen Sprach. Wolfg. Lazius. l. g. de Suev. Non audiendi sunt, qui ante annos 306. Linguam nostram primùm omnium scribi solitam exstimant. Das wort Teutsch soll seinen Nahmen und Ursprung haben von Theut oder Tuit/ dessen Tacitus de Germ. moribus. gedenket wenn er spricht: Celebrabant carminibus antiquis Tuistonem (sive Teutonem) Deum terrâ editum, & filium ejus Mannum, originem gentis conditoresque. Das ist; sie rühmeten mit ihren alten Gesängen den Gott Tuit oder Teut/ und dessen Sohn Mann. Wo durch die Barden/ welche alte teutsche Poëten gewesen/ den Schöpfer aller Menschen/ und den ersten Sohn des Schöpffers Adam [S.i.O.] verstanden. Sonst ist ausser allem zweiffel/ daß mit diesen Wörtlein die Alten ihre Götter bedeutet/ wie auch aus Lactant. lib. 1. c. 6. kündig/ daß die Aegyptier ihren Gott Teut geheissen/ wo durch sie Mercurium Trismegistum verstanden. Josephus Judaeus, qui auctore Clemente è linguâ Phoenicum in Graecam transtulit Mercurii libros illum vocat Toautum, sive [griech.]. Cic. de Divin. lib. 3. §. 55. & D. Walther dissertat. de praetensâ salute aeternâ Ethnicor. p. 67. Livius etiam memorat Hispanos Deum Teutanem honorasse libr. 36. conf. Schottel. l d. §. 20. 21. 22 23. it. Aventin. prolixè fol. 444. it. fol. 46. ¶ Ibid. Von Babels zeiten preisen. ¶ Babel hat den Nahmen von der Verwüstung. Ab hâc linguarum conturbatione nomen urbs accepit ut Babel diceretur, Sleidan. de 4 Summ. Imper. p. 8. Ubi ex Matth. Beroald. l. 3. Chronic. c. 2. dicit: Babel, unde est Babylonis pro- [S.i.O.][S] fectum vocabulum, id est, ac si dicatur, Ba venit, & Bel, hoc est confusio; i. e. pro gloriâ quam homines DEI securi somniabant & quaerebant, retulerunt justo DEI judicio confusionem & ignominiam. Augustin. de C. D. cit. Roesero in Epistolgraph. Emblemat. p. 547. Hat von dem Thurmbau solche Gedanken: Daß Nimrod/ (filius Chusi. Nepos Chami, pronepos Nohae, cujus mentio fit Gen. 10. v. 9.) die Leute selben ihm bauen zu helffen beredet/ daß es eine Festung und Schloß seiner Grausamkeit wäre/ die er im Sinne gehabt. Die Stadt Babel soll nach Mathematischer calculation 12. teutsche Meilen in der Ringmauer/ und der grosse Thurm/ eine halbe Meil umher in sich gehabt haben. Bunting. Itinerar. p. 193. conf. B. D. Gerhard. Comm. in Gen. 11. c. & Matth. Hostus. l. 3. de mensur. & pondere. die Zerstörung beschreibet Xenophon. und Herodotus.' | 'die IV. [Denkzeit der deutschen Sprache, J.T.] fället auf die Zeit des grossen Mannes Lutheri ein' | "Was vormahls Palumed und ¶ Cadmus kunt' ergründen/ ¶ Was Rom in Ertz und Wachs/ ¶ und Pergamus hernach ¶ Auf Pergament gebracht/ ist ¶ durch die schöne Sach ¶ Das Nutz-bereichte Werk/ der ¶ Drukker-kunst erfinden ¶ Uns glükklich mitgetheilt: wir ¶ haben was gelehret/ ¶ Ja die selbst eignen Wort' und ¶ Sprüch' in grosser Zahl/ ¶ Wir wissen was geschehn/ bald ¶ dieß bald jenes mahl. ¶ Wie Capua/ Corinth/ Numan- ¶ tien/ verstöret/ ¶ Und Didons grosse Stad/ wer ¶ Persien besieget/ ¶ Was Annibal versucht/ was ¶ Ninus auf erbaut/ ¶ Wie sich dem Fichten-baum' hat ¶ Jason anvertraut ¶ Um Colchis güldnes Fell/ wie ¶ Mithridat gekrieget/" | 'Die alten Dähnen/ bey welchen der Bischoff Uphila die Buchstaben aufgebracht/ beschrie-[S.i.O.]ben ihrer Vorfahren thaten Verßweise/ und gruben sie in Stein; dieser war das Papier/ der eiserne Grieffel die Feder/ und der Schlegel oder Hammer die Dinten. legesis Hist. Danic. Sax. in. praefat. Ol. Worin. in monument. Danic. Nobiliss. D. Conringius praefat. ad Tacit. de Germ. & Dilherr tom. 2. dissertat. pag. 417. 426.' | 'Ich mag durch dieses Lied ge- ¶ nauer nicht verfassen/ ¶ womit sonst Teutschland prangt. ¶ Was Schwartz erfunden hat/ ¶ Wie auch den Schiff-Compas/ ¶ den mag ein ander Blat/ ¶ (So Gott und Glükk vergönnt) ¶ beschrieben sehen lassen.' | 'Bey den Ebräern heißt es [das Wort Wein, J.T.] [hebr.] Chaldaic. [hebr.] (à Janô, puta Noah, qui vini inventor creditur, & à quô JENAM nomen accepisse nonnulli autumant: cùm verò Janum Germanos coluisse ex Historiis non constet, probabilior videtur esse sententia eorum, qui JENAM à [hebr.] dictam volunt, quemadmodum etiam olim Stigelius cecinit: ¶ Hinc placet Hebraeô nobis hanc nomine dici, ¶ [...][S.i.O.][S] ¶ vid. plura in Atlante Minori Gerardi Mercatoru pag. m. 433.) Von dem Hebräischen stammet vielleicht das griechische [griech.]' | 'Der Heillose Schwermer Severus hat fürgegeben: der Wein wäre ein Geschöpf des Teufels/ daher auch die Weinstökke rund wären und sich wie die Schlangen krümmeten/ die nichts als Giffttropffen von sich geben könten. Fast auf [S.i.O.] diesen Schlag hat der Türkische Mahomet gesagt als sich einsmahls seine Soldaten am Rohten Weine bezecht' | 'v. 830. Den mir der Rüstige gewogen vorgelegt. Hiemit muß ich gegen denselben vornehmen Mann meine schuldige Höflichkeit bezeugen/ als [S.i.O.] welcher mit aus unverdienter Gunst/ (sonder unziemlichen Ruhm zu melden) unterschiedliche Mahl/ so wohl Münd- als auch Schrifftlich diese Ehre angetragen. Zum Angedenken wil ich dir vor etlichen Jahren ihm von mir aufgesetzte Sonnete beybringen: ¶ I. ¶ Auf Dessen gemahltes Bildnüß/ so er mir in seinem Hause gewiesen. ¶ Diß ist der grosse Rist/ der ädle [?] Zimber Schwan/'

Kindermann, Balthasar

Der Deutsche Poët

| 'Und damit Kurandor ja allen Verdacht und [S] Argwohn/ auch wegen der allerkleinesten Pralerey/ vermeiden möchte: hat Er/ dieser Ursach halben/ nicht einmal eine Unterschrift/ wie gebräuchlich/ ausgebethen; wiewol ihme dergleichen von einem hohen und durch die gantze Christenheit gepriesenen Theologen eigenwillig ist angebothen worden:' | 'so wenig als gläublich ist/ daß der Göttliche Julius Scaliger so viel Lesbien/ Crispillen, Adamantien, Telesillen, Pasicompsen, und wie sie alle heissen/ geliebet als gepriesen habe.' | '§. 38. So iemand hievon weitern Nachricht begehret/ der ersehe sich nur in dem Nothwendigen Vorbericht/ zu dem andern Theil/ des Musicalischen Seelen-Paradieses/ Meines Väterlichen Gönners/ des unsterblichen Ristii/ mit dessen Worten ich dieses Kapit. wil beschliessen/ wann Er/ an gedachtem Orte/ saget: Wann alle die Bücher ärgerlich/ und des lesens unwürdig solten geschätzet werden/ in welchen von lieben/ küssen und hertzen etwas gedacht wird: So müste man offt die allerChristlichste Bücher/ ja die heilige Schrifft selber nicht [S] lesen/ zumahlen in derselben so viel mahlen/ nicht allein des liebens/ küssens/ umfangens/ sondern auch so gar des Beischlaffens wird erwehnet/ und zwar mit so klaren Worten/ daß man es fast nicht deutlicher könte geben.' | 'Zuzeiten müssen sie zweene Cupidines führen/ auf einen Wagen/ und halten wir dafür/ als sey hiermit auf des Göttlichen Platonis seinen Spruch gezielet worden/ in welchen er der Meinung ist/ als wenn zweene Cupidines gefunden würden/ ein irrdischer und ein Himmlischer/ von welchen dieser eine Himmlische/ jener aber eine irdische Liebe in uns entzündete.' | 'Man besehe hiervon/ und von desselben Bedeutung des selig. Hrn. Harsdörffers Gesprächspiel.' | 'saget der selige Herr Opitz/ in seinem Vesuvius.' | 'Denn gleich wie ein Safft/ schreibet ein Gottseliger KirchenVater/ durch ein Glas/ schöner scheinet/ also gefället uns die Warheit/ in einem schönem Gleichniß: Oder/ wie der Sonnen-Stral/ vermittelst eines HohlSpiegels hefftiger brennet/ also durchdringet und beflammet auch die Gleichniß der Menschen Sinn.' | 'gestalt dan solches von dem Göttlichen Scaliger, und anderen theuren Männern ohne diß zur gnüge/ mit deutlichen Worten/ ist dargethan und gewiesen worden.' | 'Der grundgütige GOtt erhalte unsere weitbe-[S]ruffene Vater-Stadt/ bey solcher ruhmwürdigen Glückseligkeit; Die Väter aber derselben/ für so sorgfältiges fortpflantzen/ der Göttlichen Studien/ bey ewigen Friede/ Ruhe und Segen/ daß auch wir sagen können: Von Machir sind Regenten kommen/ und von Sebulon sind Regierer worden/ durch die Schreibfeder/ aus dem Buch der Richter am 5. 15.' | 'Als/ wan jener Cardinal von N. einen Stern mahlen lassen/ und darob geschrieben: ¶ Micat inter omnes. ¶ Wer würde hier errathen/ was er dadurch verstanden/ als der/ so gewust/ daß Er Juliam Gonzagam zur Bulschaft gehabt/ und daß der Verß bey dem Venusinischen Poeten ferner lautet: ¶ Micat inter omnes Julium fidus.' | '§. 31. Auff die Erheber und Handhaber der hochl. Fruchtbringenden Gesellschafft/ hat Herr Harßdörffer ein solches Dreyständiges Sinnbild ausgedacht. [...] ¶ Drittens mahlet er einen MeerCompaß/ welcher sich nach dem Mitternacht- oder Leitstern richtet/ mit schliessender Obschrifft: ¶ Dem Himmel wolgefällt. ¶ Die Meinung ist/ daß diese Gesellschaft/ in dem sie von dem Hochfürstl. Hauß Anhalt gestifftet/ viel Fruchtbringende Mitgenossen gleichsam durch eine Anhaltische oder anhaltende Magnet-tugend/ zu sich gezogen/ und mit hindansetzung dero hohen Angelegenheiten sich mit geringeren Teutschliebenden Personen vereinigt und vergesellschafft haben: über welcher sämtlicher Arbeit/ GOtt der Höchste ein sonderbares Gefallen trägt etc.' | '§. 8. Gefällt mir demnach wol/ was Laurentius à Villa, Vincentio lib. 3. de Rat. Stud. Theol. c. 8. p. 429. schreibet/ da er die Prediger insonderheit zur reinen Muttersprache fleißig ermahnet: [S] Quò quis, spricht er/ sermonis patrii est peritior, & in eodem disertior, eò judicatur ad docendum populum magis idoneus. Ac decet omninò Concionatorem aliquid supra vulgus praestare in sermonis patrii munditie ac puritate: & non modo verbis quibusdam elegeantibus ac acquisitis, verùm etiam copiâ earundem locupletatum prodire.' | '§. 10. Also ist es unrecht/ wie Herr Tscherning schreibet/ wan man in des Herren Gebete spricht: Verlaß uns unsere Schuld. Denn man saget nicht recht/ einem die Schuld verlassen/ sondern erlassen. Man muß allhier auf den rechtmässigen Gebrauch/ und des Wortes Eigenschaft sehen. Wir wissen ja/ wie der seel. Herr Lutherus jenen Ort Matth. 18. cap. im 27. v. verdolmetschet: Da jammert den Herren desselben Knechts/ und ließ ihn loß/ und die Schuld erließ Er ihm auch. Item Joh. am 20. cap. im 20. v. Welchen ihr die Sünde erlasset/ denen sind sie erlassen. Nun ist ja der theure Wundermann [S] Lutherus eben der jenige/ der sich zuföderst um die Reinligkeit und Ausbreitung unsrer Muttersprache/ vor dieser Zeit/ treflich verdienet/ daß Er auch deßwegen/ bey den Außländern selbst/ hochgerühmet worden. Wie dan der fürnehme Frantzösische Poet/ der Herr von Bartas/ in seinem Babylon/ die Zier und Reinligkeit unsrer Sprache/ auf ihn und Peucern/ mit ihrem unsterblichen Lobe/ gegründet hat. Herr Buchner/ in seiner Anleitung zur deutschen Poeterey.' | '§. 12. Rügen heisst so viel bey den alten Deutschen/ als/ agere, accusare, damnare, unico verbo, judicare. Dannenher kan man H. Lutheri Dolmetschung verstehen/ Matth. am i. cap. im 19. v. in dem Er das Wörtlein [griech.] gegeben hat/ rügen. Joseph aber ihr (Mariae) Man war fromm/ und wolte sie nicht rügen/ das ist/ Er wolte sie nicht verklagen/ oder zuschanden machen/ vor den Leuten/ als er wol macht hatte/ nach dem Gesetze. ¶ §. 13. Noch viel weniger ist es zugelassen/ mit allerhand unehrlichen und schandbaren Worten um sich zuwerffen/ auch nur mit denen/ die von anderen übel können gedeutet/ und mit Unwillen können gelesen werden. Faeditates, spricht Scaliger, nemo bonus nominare debet, nedum ut literis mandet. Obscoena enim quantumuis bellè dicantur, quid sunt, nisi mella venenum tegentia? ut vocat Lactantius lib. 5. div. Instit. Si, ut Christus docet Matth. 12, 36. de otioso etiam verbo reddenda est ratio: quantò magis de obscoeno, ac moribus noxio, imò gentiles quoque, ejusmodi Scriptores spurcos damnârunt vid. Val. Max. l. 6. c. 4.' | '§. 6. Man sehe sich nur ein wenig in der Welt um/ so wird man befinden/ daß rechtschaffene Poeten die fürnehmsten EhrenAemter besitzen/ so wol in dem geistlichen/ als weltlichem Stande: Welche auch/ mit ihrem höchsten Ruhm/ entweder der Seelen ihrer Zuhörer und PfarrKinder treulich und fleissig wahr nehmen/ oder ihren Fürsten und Herren/ mit Verstand und Raht zu hülffe kommen/ oder gantze Länder und Städte wol re-[S]gieren/ oder dem Krancken und Bettlägerigen/ zu voriger Gesundheit/ nechst Göttlicher Hülffe/ glücklich verhelffen/ oder aber die liebe Jugend gantz fruchtbarlich auf die beine bringen.' | '§. 3. Was nun das Wort/ Dicht/ belanget/ so sagen wir/ daß dasselbe vornemlich zweyerley Bedeutung habe: Erstlich wird dadurch verstanden/ alles das jenige/ was fest/ hart und dik ineinander gefüget ist/ wie dorten befohlen wird/ daß man die Mayen von den dichten Bäumen nehmen sol/ zu dem Laubhüttenfest/ im 3. Mos. am 23/40. Hernach wird dicht gebraucht/ für oft/ als wann man sagt; Dichternannte/ dichterwehnte/ dichtbesagte Nahmen: Drittens wird auch durch das Wort Dicht/ Gedicht/ und dichten verstanden das Nachsinnen/ Ausdencken/ Untersuchen; daher lesen wir/ daß der Menschen Dichten und Trachten böß sey/ von Jugend auf/ 1. Mos. 7./5. und das Fleisch und Blut Arges dichtet/ Sirach 17/30 von solchen Laster-Dichten unserer verderbten Natur/ ist dieses Orts die Frage nicht. Sondern wir verstehen es/ wie [S] dort der Königliche Poet/ dessen Parnassus die Burg Sion gewesen/ wann Er sagt: Mein Hertz dichtet ein feines Lied/ Psal. 45./2. Besiehe hiervon obenberührten Herren Harsdörffer/ welcher dieses Wort auch Metaphoricè oder vernennungsweise verstehet/ als wann man sagt/ daß in dem Gedicht alles fest und dicht ineinander gefüget/ und durch die Reimen gleichsam mit Riemen verbunden sein sol. ¶ §. 4. Es ist aber dichten/ nicht/ aus einem Nichts/ etwas machen/ welches allein GOtt zustehet/ sondern/ aus einem geringen oder ungestalten Dinge/ etwas herrlich/ ansehnlich/ geist- und lobreich ausarbeiten.' | 'Das II. Kapit. ¶ Erkläret die Andre Erfindungsart/ so von dem Dinge selbst/ davon man handelt/ absonderlich aber von den überirrdischen und himmlischen Personen/ kan hergenommen werden. ¶ §. 1. Nach dem wir die Erste Erfindungsahrt beschauet/ schreiten wir zu der Anderen/ welche von dem Dinge selbst/ davon man handelt/ mus her-[S]genommen werden. Die Erfindung des Dinges oder der Sache bestehet entweder auf Personen/ oder allem dem/ was ausser denen Personen kan gefunden werden/ nach der Lehre des Göttlichen Scaligers im 3. B. seiner Poererey/ am I. Kap. Die Personen sind entweder Himmlisch/ oder Irrdisch oder unterirdisch.' | 'Das II. Kapit. ¶ Darinnen die beyde Fragen erörtert werden/ ob man die heidnischen Poeten/ in Schulen/ gebrauchen/ und der falschen erdichteten Götter-Nahmen/ in unsern Gedichten und Liedern sich bedienen dürffe? [S] ¶ §. 1. Wann wir aber die Liebhaber der Göttlichen Poesie zu beharrlicher ausübung ihres geistigen Gehirns/ aufzumuntern gedencken/ so ist dieß nicht unsere Meinung/ als wenn solches allein und fürnehmlich durch Hülffe der Heidnischen Scribenten geschehen müsse. Zu dergleichen wil ich der studierenden Jugend/ welche wir allhier allein gemeinet seyn/ zur himmlischen Poeterey/ nechst Göttlicher Hülffe/ anzuführen/ keines weges rathen. ¶ §. 2. Denn wer ist wol/ unter den Christlichen Theologen und Philosophen/ welcher nicht gestehen müsse/ daß die jenigen Lehrer gar übel thun/ welche die Zarte Jugend/ in ihren Schulen/ auf die Klugheit und Kunst der Heidnischen Scribenten führen/ und mehr noch wol zuweilen/ als auf die heilige Bibel selbst? ¶ §. 3. Sagt mit doch/ lieber! was es sey/ das wir in Schulen lehren und lernen sollen? Ohne allen zweiffel die Tugend und Weißheit/ welcher wir aber nicht so sehr aus den Fabeln der Heiden/ als aus dem von Gott selbst geoffenbahrtem Worte/ können und müssen schöpffen. ¶ §. 4. Wir fragen Euch/ die ihr in Schulen sitzet/ was doch die rechte Weißheit sey? Daß wir/ nemlich/ dich/ O GOtt/ und den du gesand hast/ JEsum CHristum/ recht erkennen/ und in solcher seiner Erkenntniß/ Ihn/ von grund un-[S]srer Seelen/ lieben und ehren. Daß aber dieses hohe Erkänntnis solte aus den Büchern der verdammten Heiden können erlernet werden/ das wird niemand/ im fall Er nur weis/ wie weit sich solches Erkenntnis erstrecke/ leichtlich erweisen. ¶ §. 5. Denn wie solte doch von denen der warhafftige GOtt mögen erkennet werden/ die sich so vieler Götter berühmt/ so manches von ihnen getichtet/ und in beteurung einer oder der andern wichtigen Sache/ ihnen so vielfältige gantz erlogene Nahmen zugeschrieben? Es ist unmüglich/ und nicht wol zugläuben/ daß ein blinder Führer sich und den/ welchen er führet/ vor einer Grube/ ohne gewissen hineinfall/ sicher kan fürüber führen. ¶ §. 6. Ich mag für diesesmahl nichts gedencken/ von dem hohen Geheimnis der heiligen DreyEinigkeit/ von welchem die Heiden nicht das geringste verstehen und reden können. Denn Gott hat alle Heiden ihre eigene Wege wandeln/ und sie/ nach dem Er von ihnen gnugsam verachtet/ in ihrem verstockten Sinne wandeln lassen. Nun ist es ja Fleisch und Blut nicht möglich/ daß es dergleichen hohes und unerforschliches Geheimnis einigem Menschen offenbahren solte; sondern der Vater muß es thun/ der im Himmel wohnet. [S] ¶ §. 7. Dahero trauen wir/ weder dem Homerus/ noch dem Hesiodus/ noch dem Pindarus/ und andern heidnischen Poeten/ zu/ daß sie/ von dem einigen und wahren GOTT/ was warhafftiges hätten reden und schreiben sollen. Und sind eben diese Leute auf eine solche Thorheit gerahten/ daß sie auch dasjenige von ihren stummen Götzen getichtet und gegläubet/ welches wir uns/ nur nachzusagen/ schämen müssen. Sie haben sich solche höfliche Götter eingebildet/ welche/ so es Menschen weren/ gewiß in keiner erbahren Stadt würden geduldet werden. Wie dann daher Palingenius im I. Buch/ welches Er den Widder nennet/ geschrieben hat: ¶ In coelo est meretrix, in caelo est turpis adulter. ¶ [...][S] ¶ §. 8. Und das heisst recht den von Natur verterbten Menschen noch mehr verterben/ und Feuer zum Feuer tragen/ dafern wir dergleichen ärgerliche Schrifften/ der noch zarten Jugend/ ohne unterscheid und gantz unbedachtsam in die Hände geben. Wir sagen/ ohne unterscheid und gantz unbedachtsam. Denn sonst haben die heidnische Schrifften auch ihren sonderbahren Nutz/ bey den erwachsenen/ welcher doch so groß nicht sein kan/ bey den unerwachsenen. ¶ §. 9. Es lesen ihrer viel/ saget H. D. Mengering in Scrut. Consc. in der 103. GewissensFrage/ die doch gut Evangelisch sein wollen/ den Knaben in der Schulen ehe und mehr Ovidium de arte amandi, dann den lieben Catechismum des heil. Vaters Lutheri. Ja die gantze Woche haben die alte heidnische Hurenjäger und Schandlappen/ Ovidius, Terentius, Virgilius &c. stat und raum in den meisten Schulen; Christus aber auf seinem Esel/ mit dem heil. Catechismo und Gottseliger Kinderzucht/ muß kaum auf den Sonnabend eine Stunde haben. Nun hat es wol seine Maaß/ daß die Kinder die Lateinische Sprache/ auß den Scribenten lernen/ wann man auch Christum zu rechter zeit mit zuliese/ und nicht gar lateinisch würde. Es rühmen auch solche viel-[S]mehr von ihren Knaben/ daß sie viel guter Sententz und Verse aus den heidnischen Poeten können/ dann daß sie sich solten vernehmen lassen/ sie hätten ihre Knaben dazu gehalten/ daß sie viel feiner Trostsprüche/ aus den Sontags- und FestEvangelien/ oder sonst aus Göttlicher heiliger Schrifft gelernet hätten/ wie/ Gott lob! dennoch in etlichen Herrschafften und wenig Städten geschehen ist/ und noch geschicht: Dancken nu auch Gott desfals/ wegen dieses Orts. Des Pfaffenwercks/ meinen sie/ hätten sie schande/ und jenes lassen sie sich düncken/ haben sie grosse Ehre. Denn es diene ad Eloquentiam. Aber sie werden/ an jenem Tage sehen/ daß ihre Zeit und Arbeit übel angelegt/ so sie allein an die Eloquentiam/ in heidnischen Büchern/ gewendet/ mit verlassung des heiligen Catechismi und Vermahnung zur Gottseligkeit. ¶ §. 10. Das HochEhrwürdige Ministerium zu Hamburg schreibet hiervon also: Wir haltens dafür/ wenn man zu des Hn. Lutheri Zeiten/ des Frischlini und Schonaei Comoedien und Tragoedien hätte gehabt/ Er diese viel eher/ als den Plautum und Terentium der Jugend würde recommendiret haben/ biß dieselbe confirmatius Judicium hätte/ und solche heidnische Autores selbst lesen/ und das pretiosum â vili discerniren könte. [S] Und ob gleich ein Unterscheid zwischen einem und andern ist/ und dem Plauto, Terentio, Ciceroni, Demostheni, Virgilio und anderen/ die so allerzierlichst geredet und geschrieben haben/ die neuen Comici, Oratores und Poeten/ vielleicht nicht gleich thun; so ist doch keiner zu verwerffen/ insonderheit sol bey uns Christen die Jugend also informiret werden/ daß sie nicht allein in guten Künsten und Sprachen/ sondern für allen dingen/ in wahrer Gottseeligkeit/ proficire und zunehme/ und solte ja einerley fehlen/ ists viel besser etwas zuentbehren/ in den grossen freyen Künsten und hohen Sprachen/ als an der wahren Gottseligkeit. Denn mit herrlicher Geschickligkeit/ und vieler Gottseligkeit/ kan man den Himmel erben/ und dieser Welt auch nutzbar dienen: Aber mit Epicurischer WeltWeißheit und hohen Sprachen/ ohne Gottseligkeit/ ist weder GOtt noch Menschen recht gedienet. Und für solche hochgelahrte Atheisten ist der Himmel verschlossen. ¶ §. II. Hiermit stimmet auch überein/ der Hocherleuchte Rist/ Mein Ruhmwürdigster Kröhner/ wann Er in seinem Nothwendigen Vorbericht/ bey dem neuen Teutschen Parnaß/ ein solches Urtheil von sich giebet: Wir dürffen/ spricht Er/ uns in aufsetzung vielerhand Getichten/ der heidni-[S]schen Lügen/ und ihrer verfluchten Abgötzen schändlicher Laster und Untugenden/ so wenig bedienen/ so wenig wir von nöthen haben/ daß wir aus Deutschland in die Indien schiffen/ und daselbst/ zu erhaltung des Lebens/ ihre Wurtzeln Aypi und Maniot genannt/ oder auch ihr Korn/ welches sie Abati/ andere aber Mais nennen/ in diese Länder bringen/ dieweil wir/ GOTT lob/ aus Weitzen und Rocken viel besser Brod/ als aus den dürren Indianischen Wurtzeln und gar zu dichten Korn oder Mais können machen. Und daß ich nur dessen ein eintziges Exempel gebe: Warum muß man der lieben Jugend/ in den Schulen eben des Terentien Schauspiele oder Comoedien so gar fleissig fürlesen? ist dann solches gantz nicht zu endern? Antwort. Unsere Herren Schulfüchse (etliche meine ich/ aber nicht alle) sind der gäntzlichen Meinung/ daß dieses herrliche Buch ja so fleissig/ ja auch wol fleissiger/ als der Catechismus oder die Evangelien und Episteln/ in die Jugend müsse geblauet/ und ihnen viel besser/ als die heilige Schrifft/ bekant gemacht werden. Fragestu aber/ warum? Eben darum/ das nicht allein dieses Buch in der Lateinischen Sprache eine gute Redensart führet/ sondern auch/ dieweil wol zwantzig schöne Sprüche oder sententien (welche sie die Schulfüchse Gemmulas Te-[S]rentianas, oder Terentianische Perlen nennen) in denselben zu finden. Ist aber das nicht eine überaus grosse Blindheit/ daß man um etlicher gar wenig guter Zeiten willen/ welche doch gegen wolausgearbeiteten Christlichen Schriften/ nur wie Koht sind zu schätzen/ ein gantzes Buch/ mit heidnischen Narrenpossen angefüllet/ den Knaben in die Köpffe bringet/ und sie zugleich dadurch unterweiset/ wie sie mit der zeit gute Pamphili werden/ mit den schönen Glycerien Kundschaft machen/ ja wol gar von dem Plautinischen Jupiter erlernen sollen/ mit was Behendigkeit man dem Amphitruo Hörner könne auf setzen. Pfuy der grossen Schande/ daß man Christen Kinder/ mit heidnischen Greueln/ wil klug machen: Ich frage aber ein anders: Warum werden doch des überausgelehrten und fürtrefflichen Erasmens von Rotterdam/ unschätzbahre Bücher und Schriften/ an stat dieser Heidnischen/ nicht in die Schulen geführet? Wil man fürwenden: Es finde sich in den Büchern des Erasmen keine so gute Redens- oder Schreibensart/ als bey den Terentien/ Plauten/ uud anderen dieses schlages: So antwortete ich abermahl: daß der jenige/ der dieses darf fürgeben/ gantz und gar kein Latein verstehet. Es hat ja der Erasmus rein/ deutlich und zierlich geschrieben/ wie mir dessen [S] alle rechtschaffene gelahrte Leute werden Zeugnis geben. Will man sagen: Man könne in des Erasmi Büchern solche schöne sententien oder Sprüche nicht haben/ als bey denen heidnischen Schauspielschreibern/ so antworte ich abermahl: daß/ wer solches gläubet/ derselbe verstehe weder gute/ noch böse Sprüche: Ich wil klärlich darthun und beweisen/ daß auf vier Blätern/ in des Erasmens Milite Christiano, oder Christlichen Ritter/ (anderer seiner herrlichen Schrifften zugeschweigen) mehr nützliches und der Jugend zuwissen dienliches/ als in allen Schauspielen des Terentien zufinden/ noch machet man sich dieser wegen kein Gewissen/ wann man die liebe Jugend/ mit sondern Fleisse und Ernst/ verhindert/ daß sie mit den Sprachen ja nicht zugleich den Grund ihres Christentums erlernen/ und so wol zur Gottseligkeit/ als Sprachübung werde gehalten. ¶ Bißhieher mein Ewiggeliebter Herr Ristius. ¶ §. 12. Ob es nu gleich höchstscheltbahr und gantz unverantwortlich ist/ den Kunstverstand der lieben Jugend/ mit den ärgerlichen Schrifften/ der heidnischen Scribenten/ anzufüllen; so folget doch hieraus noch lange nicht/ das Christliche Poeten nicht solten befüget seyn/ in ihren Gedichten/ der Heidni-[S]schen Götter Nahmen bisweilen zugebrauchen. ¶ §. 13. Die Liebe/ saget an einem Orte Herr Harsdörffer/ der Neid/ die Furcht/ die Gewissensplage/ sind so mächtig in den Menschen/ das die Heiden solche für Götter und Beherscher der Menschen Hertzen gehalten. Wir Christen lassen sie für Götzen gelten/ nennen ihren Nahmen/ und gebrauchen ihrer Gestalt/ um sie abscheulich und verhasst zu machen: Weil ihre Vorstellung sich mit der Eigenschafft der Laster/ und Laster straffen/ artig vergleichet: So ist mir wol erläubet/ von dem Avernischen Reiche/ von den Elyserfeldern zusagen/ aber ich muß sie nicht beschreiben/ wie sie die Heiden beschrieben haben.' | '§. 2. Unter denen Himmlischen ist ¶ 1. Saturnus/ ein Gott der goldenen Zeiten/ [...] Daher haben auch nun die Saturnalia ihren Ursprung bekommen/ von welchen Becanus schreibet/ daß der Patriarch Noah die ersten gehalten habe/ den ersten Tag des zehenden Monats/ da Er den Kasten eröffnet/ und das Liecht wieder angeschauet/ daher zum Angedächtniß solcher Freude/ alle seine Nachkommen/ zu selber Zeit/ Gastereyen anzustellen/ und einander mit Lichteren zubeschencken/ hergebracht: und [S] sey ob solcher Ursach das Lichtmeß-Fest bey den Christen/ die Saturnalia bey den Heyden im gebrauch gekommen. ¶ §. 3. 2. Jupiter/ der Gott des Donners und des Blitzes/ [...]; und folgbahr auch das Dictam, davon Tertull. de poenit. c. XI. Aristot. d. mirab. schreiben [...]' | '§. 34. 7. Ceres/ die Göttin des Getreides/ eine Tochter des Saturnus/ und der Ops/ wird mit einem Krantze von Aehren gemahlet/ weil sie darvor gehalten wird/ als habe sie das Getreide erfunden/ von welchem Aberglauben Tertullianus schreibet: Fruges dicuntur (Dij) necessaria vitae invenisse, non instituisse: quod autem invenitur, fuit, & quod fuit, non ejus deputabitur, qui in-[S]venit, sed ejus, qui instituit.' | 'Das IV Kapit. ¶ Darinnen erwiesen wird/ daß Deutschland eine Mutter und Seugamme sey der Göttlichen Poesie/ und wie dasselbige sich bereit für so viel hundert Jahren/ mit dieser herrlichen Wissenschafft/ durch ihre Barden oder Druiden/ so trefflich herfür gethan habe/ wobey dann auch zugleich von den Meister-Sängern etwas gedacht wird. ¶ § 1. So wenig das gelobte Land seines Davids/ Salomons/ Assaphs/ Calchals/ Dardans/ und Ethans;' | '§. 10. Wir können auch also bald ¶ [...] ¶ Drittens den Eltern hierzu Gottes Segen wünschen. C. ¶ §. 11. Nur gedachter Poet/ Herr Sieber/ hat an Herrn Siegmund Gottfried Peißkern/ S. S. Theol. D. und wolverdeinten Superintendenten zu Bischoffswerda/ als seine geliebte Hauß-Ehre eines Söhnchens genesen war/ nachgesetztes geschrieben: ¶ A Ich freue mich mit dir/ du hochgelehrter Lehrer/' | '§. 1. Bey der Kröhnung eines vornehmen Potentaten/ ermahnet man [...] ¶ Drittens ermahnet man die Räthe des Reichs/ die Priester/ Bürger u. s. f. zur Danckbarkeit. C. ¶ [...] ¶ §. 2. Ein Exempel hierauf hat Herr Rist/ seinem deutschen Parnaß einverleibet/ als dem Durchläuchtigsten/ Großmächtigsten Fürsten und Herren/ Herren Friede-[S]rich/ dieses Nahmens dem Dritten zu Dennemarck/ Norwegen/ der Gothen und Wenden Könige/ [...]. In deroselben Haubt- und ResidentsStadt Kopenhagen die Königliche Krohn ward aufgesetzet/ welches geschehen am 23. des HerbstMonats/ im 1648. Jahre. ¶ A. Laß/ altes Dennemarck/ laß itzt mit tausend Freuden' | '§. 3. Oder/ wir reden bald ¶ Anfänglich den neuen regierenden Bürger-Meister an/ daß Er das ihme auffgetragene Amt willig annehmen/ und die Gaben/ so ihme GOtt gegeben/ hierbey anlegen wolle. A. ¶ Darnach sagen wir/ wie alles/ so wol im Himmel als auch auff Erden/ an guter Regierung sich ergetze/ und/ ausser GOtt/ derselben nicht entrahten könne. B. ¶ [...] ¶ §. 4. Als der selige Herr AEgidius Siegler/ in Wittenberg/ das BürgerMeister-Amt antrat/ wurde ihm nachgesetztes zu ehren verfertiget: [S] ¶ A. Nehmt an/ Geehrter Herr/ die auffgetragne Würde/' | 'Fünfftes folget das Glück zu/ welches verbunden ist/ theils (a) mit der Schwere des Amts/ theils (b) auch mit dem Göttlichen Beystande und Segen. u. s. w. E. ¶ §. 8. Als Herr M. Martin Lehman/ von Guben zum Archidiaconat/ in sein Vaterland beruffen worden/ hat mehrgerühmter Herr Francke folgendes ausgefertiget: ¶ A. Daß ungesparter Fleiß dennoch den Thron der Ehren' | '§. 9. Solte aber iemand von einem Orte zu dem andern/ aus einem Lande in das ander/ oder nur aus einer Stadt in die ander befördert werden/ so sagen wir ¶ Anfänglich/ wie unser Leben recht eine Pilgerfahrt sey/ und wir/ auf des Himmels Geboht/ von einem Ort zu dem andern wallen müssen. A. ¶ Darnach ziehen wir solches auf den Neubeamteten/ und bestetigen GOttes Weise/ mit desselben Exempel. B. ¶ [...] ¶ Vierdtens wünschen wir/ wie auch mit noch andern lieben Freunden/ denselben länger/ an unserm Ort/ zubehalten; trösten uns aber hierauf mit der wunderbahren Regierung Gottes. D. ¶ [...][S] ¶ §. 10. Als Herr M. Johann Rotlöben/ dero Königl. Majestät zu Dennemarck/ Norwegen bestalter Hoffprediger/ und der Graffschafft Pinneberg wolverordneter Probst/ von höchstgedachter Ihrer Königl. Majestät/ nach Hadersleben zur Probstey daselbst allergnädigst ward beruffen/ und numehr seine Reise daselbst hin anstellete/ schrieb Unser Ruhmwürdigster Herr Rist/ nachgesetzte Glückwünschung/ so zu finden auf dem 179. Blate/ seines Deutschen Parnassus: ¶ A. Nun werdet ihr samt mir/ Hochwehrter Probst/ bekennen/' | 'Drittens mahnen wir ihn an/ der Regierung GOTTes zu folgen/ und seine Reise anzugehn. C. ¶ [...] ¶ §. 14. Als der Hochwürdige/ Fürtreffliche und Hochgelahrte Herr Sebastian Gottfried Starck/ der Heil. Schrifft berühmter Doctor sich von dem Ertz-Englischen Lüneburgischen Pastorat/ die Freybergische Superintendentur anzutreten/ auf die Reise begab/ schrieb Herr Sieber nachgesetzte Ode: ¶ A. Delia/ die edle Nimphe/' | '§. 18. Der Erleuchtete Rist gebrauchet sich gleicher Erfindung/ bey der Hochzeit/ Herrn Johann Konrad Reben und J. Margarethen Schwartzin/ wann Er ¶ (A) Anfänglich singet/ wie alle Gaben/ so der Mensch in seinem Leben zugeniessen hat/ Jährlich von der Hand des HErren gesegnet werden. [...] [S] ¶ §. 19. Das Exempel stehet in dem neuen Deutschen Parnaß/ am 121. Blat: ¶ A. Alle Schätz und gute Gaben' | '§. 20. Ein artliches Gedicht ist auch das baldfolgende Schertzgedicht Unsers Herrn Risten/ welches Er/ Herrn Kohlblat und J. Hessin zu Ehren gesetzet/ darinnen dan gleichsfals die Erfindung aus des Herrn Bräutigams Nahmen genommen ist. [S] [...] ¶ C Drittens redet Er den Bräutigam an/ und (f) rühmet die Braut von ihrem Vater/ von ihrer eigenen Gottesfurcht/ Keuschheit/ u.s.f. (g§. 21. Zum Exempel: ¶ So heisst es dan gewagt/ nach vieler Zeit bedencken/' | '§. 52. Fast auf gleichen schlag/ ist die Erfindung des Sonnets/ auf den Abschied von Brandenburg/ zur Inspection nach Saltzwedel/ des vornehmen Theologi/ Herrn M. David Grossen/ Meine hochberühmten Gönners. ¶ Itzt denck ich gleich daran/ was mir in dieser Nacht' | '§. 16. Zum Exempel kan uns sonderlich dienen/ das herrliche Gedicht des vortreflichen und geistreichen Poeten Herrn Siebers/ an unsern hocherleuchteten ElbeSchwan/ den tapfren Rist/ in welchen er sein hertzliches Mitleiden/ gegen unsern ruhmwürdigsten Kröhner/ in der damaligen grossen Nordischen Kriegs-verfolgung/ zuerkennen gegeben hat. [...][S][...] ¶ A. Es war ein edler Schwan im schönen CimberLande/' | '§. 12. Ingleichen an den nunmehr in GOtt verblichenen Herren Sennert/ zu Wittenberg: ¶ Als erst der Höllen-Gott/ Herr Sennert/ Euch verspürte/' | '§. 5. Ingleichen auf Herrn Christoph Schlegels/ gekröhnten Poeten und der H. Schrift Licentiaten/ Predigern und Professoren zu St. Elisabeth in Breßlau/ Hochzeit: ¶ Ich weis mich selber zwar/' | '§. 3. So hat der selige Herr Tscherning/ auf den Namens-Tag/ Frauen Magdal. Sanffte Lebinn/ gebohrner Lyrinn/ die Erfindung von ihren vornehmsten Tugenden genommen/ wie aus dem nachfolgenden zusehen/ dessen Lehrsätze unten lib. 4. c. 2. §. 31[/31]. zufinden. ¶ A So viel höher allen Schätzen' | '§. 4. An den Durchläuchtigsten/ Hochgebohrnen Fürsten und Herrn/ Herrn Fridrich/ Erben zu Norwegen [...] hat der HochEhrwürdige/ und Hochedle Herr Rist/ eine solche LobRede geschrieben/ daß Er in derselben auch die hohen Fürstlichen Tugenden/ als die Gottesfurcht/ Geschickligkeit in den Himmlischen/ irdischen und unterirrdischen Sachen/ die kluge Regierung/ [S] und der gleichen mehr/ auf das Allerziehrlichste anführet/ in seinem nie zur gnüge gepriesenen Teutschen Parnaß: ¶ §. 5. ¶ Laß/ meine Feder itzt/ all andre Fürsten stehen' | '§. 5. Also redet der Hoch-Edle Herr Rist seinen Parnaß/ als Er denselben im 1652. Jahre zum ersten mahl besuchte/ mit sehr liebreichen Worten an/ in folgendem Sonnete: ¶ Glück zu mein Elbestrohm/ Parnassus sey gegrüsset/' | '§. 6. Unter die Zeit/ werden auch ins gemein allerley Kranckheiten gebracht/ gleich wie der selige Herr Tscherning ein solch Gedicht an Hn. Johann Hermann/ Pfarrern zu Köben/ als derselbe am Fieber zu Bette lag/ geschrieben: ¶ O GOtt/ du grosser Artzt/ der du in deinen Händen' | '§. 13. Hieher gehöret auch die Erfindung von dem Alter/ woraus Herr Tscherning/ an Herrn Zacharias Hermann/ der heil. Schrifft Doctorn/ als derselbe das siebentzigste Jahr angetreten/ folgendes Gedicht verfertiget: ¶ Der alles ist und weiß/ der alles auch kan geben/' | '§. 11. Unter diesen Titul ziehen wir das niedliche Gedicht über Herrn Johann Ristens/ Predigers zu Wedel/ an der Elbe/ Käys. Hoff-Pfaltzgrafens/ Edelgekröhnten Poetens/ und fürnehmen Mitgenossens der löbl. Fruchtbringenden Gesellschafft/ abermahlige geistliche Arbeit/ an den Alle-Manns-Tadler-Pasquin/ welches Herr Just Sieber seiner Poetisirenden Jugend hat einvereibet: [S] ¶ Was lässt du dich/ Pasquin/ was läst du dich gelüsten/' | '§. 17. Und itztgedachter Herr Rist hat in seinem Parnaß über das Bildnis des weiland WolEhrwürdigen und hochgelahrten Herrn/ Herrn Johann Balthasar Schuppen/ hocherühmten Theologen und HaubtPredigers der Kirchen zu S. Jacob in Hamburg/ seines gewesenen grossen Freundes das nachgesetzte aufgezeichnet: ¶ Wenn man die Tugend könt als Eure Glieder mahlen/' | '§. 20. Unser Herr Rist/ setzet über die Abbildung des WolEhrwürdigen und Hochgelahrten Herrn Daniel Wülffern/ vornehmen Predigers in Nürnberg/ folgendes Epigramma: ¶ Hier ist der Schatten nur gebildet anzusehen ¶ [...] ¶ §. 21. Ein anders: ¶ Hier siehet man zwar die Gestalt ¶ [...] ¶ §. 22. Und noch ein anders eben darauf: ¶ Sehr hier das Ebenbild des Nürenberger Hirten/' | '§. 27. Unser Herr Rist/ hat der seligverstorbenen/ Viel Tugendwerthen Frauen Margarethen Rövers/ gebohrnen Beckmannin/ nachgehende Grabschrifft aufgebauet: [S] ¶ Die lebens würdig war/ die sich mit Tugend zierte/' | '§. 28. Und eine andere/ auf das Grab des in Gott selig verstorbenen Herrn Lucas von Eitzen/ des hohen Stiffts zu Hamburg wolverdienten Seniorn und fürnehmen Dohmherrn: ¶ Der redlich/ friedlich/ from/ getreu/' | '§. 36. Von der Comparation oder Vergleichung/ hat der Wol-Ehrwürdige und Hochgelahrte Herr SIEBER/ über den [S] trefflichen Kirchenlehrer/ Hn. D. Jacob Wellern von Molßdorff/ Churf. Sächs. Ober-Hoffprediger/ Beichtvatern/ Geistlichen und Consistorial-Raht/ nachgesetztes Epigramma verfertiget: ¶ Was ist doch für ein Geist der Väter wieder kommen?' | '§. 39. Und Herr Rist/ an den WolEhrwürdigen und Hochgelahrten Hn. M. Johann Hudeman/ bey der löbl. Stadt Krempe treufleissigen SeelenHirten und HauptPrediger/ hat folgendes aufgesetzet: ¶ Ich weiß es/ daß ich dir/ Mein Bruder/ zugefallen.' | '§. 7. Der Edelgekröhnte Herr Christian Adolph Balduin/ vornehmer Rechtsgelehrter/ und Syndicus zum grossen Hayn/ hat auf Herrn Zacharias Engelhardt/ Churf. Durchl. zu Sachsen wolbestalten Kornschreiber zu Wittenberg seliges Absterben folgende Elegie (darinnen ein löbliches Abbild der alten Deutschen enthalten ist) aufgesetzet: ¶ Groß ist der edle Ruhm der alten deutschen Ahnen' | '§. 8. Ingleichen auff das Hochadeliche Hochzeit Fest/ des hochedlen/ Gestrengen und Vesten/ Herrn Christian von Hartig/ auff Hörnitz/ Rittern von S. Marco [...] mit der Weiland Edlen und Tugendberühmten Jungf. Dorotheen Schedin/ des HochEdlen [...] Herrn Johann Scheden/ auff Ammelgoßwitz [...] [S] [...] meines hochgeschätzten Gönners/ hertzgeliebten Jungfer Tochter/ meiner großgeneigten seligen Fr. Burgermeisterin/ hat unser Herr D. Ziegler folgende Madrigalen gespielet: ¶ 1. ¶ Zu Leitzig sucht man itzt auff allen Strassen' | '§. 48. Nicht gar lange hat der Sinnreiche Poet/ Herr Johann Sigmund Pirscher ein Nahmens-Gedicht an seinen Herren Vater/ Herrn Sigmund Pirschern/ der Evangelischen Gemeine zu Groß Glogau wolbestalten Pastori und Inspectori, geschrieben/ und abgeschicket/ [...] ¶ §. 49. Das Exempel an ihm selbst ist dieses: ¶ A. Ihr Musen gute Nacht/ die Lust/ die ich genossen/' | '§. 18. Ein Exempel hierauf nehmen wir aus dem Herrn Sieber/ auf Herrn Johann Petrins/ Poetens und Pfarrherrns/ in NiederLausitz/ Hochzeit-Fest: ¶ A. Nemlich dieses fehlte nur' | '§. 22. Ein Exempel hat Herr Tscherning auf Hn. Andreas Rölichens/ Pfarrern zu Lüben/ Hochzeit aufgesetzet: [S] ¶ Herr Kölich/ werther Freund/ wo wird mein Vorsatz bleiben/' | '§. 25. Ein Exempel hierauf stehet im Herrn Risten Parnaß/ auf Herrn Johannes Lonicer/ der Rechte gewürdigten und des WohlEhrwürdigen Dom-Kapittels in der löbl. Stadt Hamburg wolbestalten [S] Secretarien/ mit Frauen Marthen/ Hn. Jochim Lobecks/ Bürgers und Handels-Manns in Lübeck nachgelassenen Wittwen/ Hochzeitlichen Ehren-Tag. ¶ A. Ist dan der erwünschte Tag' | 'w. wie wir solches klärlich werden sehen aus dem nachgehendem Exempel/ welches der selige Herr Tscherning/ auf Herrn Friedrich Scholtzens/ Pfarrers zu Herren Motschelnitz/ und Jungf. Ursulen/ gebornen Reisselin Hochzeit an die Jungf. Braut: ¶ A. Was seh ich? oder kömt es mit nur also für?' | '§. 6. Ein Exempel hierauf setzet Herr Tscherning/ auf Herrn David Rhenisches sel. Absterben: ¶ A. Was noch einig hat gefehlet' | '§. 8. Auff des theuren Herren Harßdörffers seliges Ableben ist/ nach itzt gesetzter Art/ folgender Pindarischer Trauergesang geschrieben worden: ¶ 1. Satz. ¶ A. Wie nun? Apollo! darff der Tod' | '§. 16. Ein Exempel hat Herr Tscherning auf Herrn Christoph Zacharias sel. Abschied geschrieben: [S] ¶ Was wil ein Mensch viel klagen' | '§. 5. Nach dem der Hochwürdige [...] Herr Otto Freyherr von Schwerin/ Herr zu Altenlandsberg/ Oldenwichshagen und Zachan etc. Der Chur- und Marck Brandenburg Erb-Cammerer/ ThumProbst der Churfürstlichen Bischöfflichen [S] StifftsKirchen zu Brandenburg etc. [...] Mein gnädigster Herr/ zum Thumprobst der Churf. Bischöfflichen Stiffts-Kirchen zu Brandenburg aufgeführet worden/ haben wir seiner Hochw. und Excellentz/ mittelst einer Nacht-Music nachgesetzte Ode/ in Unterthänigkeit/ übergeben: ¶ A. Saldria! Dort sitzt die Sonne' | '§. 2. Als dem unvergleichlichem Redner und Poeten/ unserm seligen Herrn Buchnern/ mit einhelligen Raht/ und Zustimmung der Hochgelahrten Väter/ das Zepter und Beherrschung über das Chur-Sächs. Wittenbergische Athen/ als einem wolwürdigen Vorgeher/ auff das halbe Jahr/ vertrauet und übergeben ward/ verfertigte [S] der weitberühmte Gubensche Poet/ Herr Johann Francke/ folgendes Gedichte: ¶ A. Wo dieses würdig war (wie es zwar ist gewesen/' | '§. 2. Als der WolEhrwürdige [...] Herr Sebastian Gottfried Starcke/ hochverdienter Pastor zum Ertz-Engel in Lüneburg/ und derer darzu gehörigen Kirchen und Schule treufleissiger Inspector/ am 23. Tage des HerbstM. des 1651. Jahres/ auf der Universität Leipzig/ zum Doctor der heiligen Schrifft gekröhnet worden/ schrieb Mein Ruhmwürdigster Herr Rist nachfolgendes Gedicht/ so zu finden ist/ in seinem Neuen Deutschen Parnaß/ am 568. Blate: ¶ A. Nun/ Teutschland/ schmecket man die rechte Friedens-Früchte/' | '§. 12. Als Herr Michael Jacobi/ von einem Edlen und Hochweisen Raht/ der weitberühmten Stadt Lüneburg/ aus Holstein/ zum Cantore/ Führer und Regierer ihrer wolbestalten Music/ für vielen anderen/ ward beruffen/ erwehlet und angenommen/ hat/ zu sonderbahren Ehren/ gedachten Herrn Jacobi/ unser Herr Rist/ nachfolgendes aufgeschrieben: ¶ A. Hertzgeliebtes Vaterland/' | "§. 3. Zum Exempel wollen wir/ in Ermangelung anderen aus unserm Buche der Redlichen/ nachfolgende hieher setzen/ als ¶ über Das Hoch-Freyherrlicheh Wapen Des Hoch-würdigen/ Hoch- und Wohlgebohrnen [...] Herrn/ Otto/ Freyherrn von Schwerin/ Herren zu Alten-Landsberg/ [...] Thumprobstes der Churfl. Bischofflichen Stifftkirchen zu Brandenburg [...] ¶ 1. ¶ Der Deutsche fragt' einmahl/ wodurch der Herr Schwerin/" | 'Und Lutherus Luc. 2. Siehe/ dieser wird gesetzt/ zu einem Fall und aufferstehen vieler in Israel. ¶ Opitz im 104. Ps. ¶ Den Menschen muß die Erde Krauter geben/' | '§. 17. Kan demnach Ambrosius Lobwasser/ durchaus nicht entschuldiget werden/ wan Er im 51. Ps. gesetzt: ¶ Und lösch sie aus mit deiner GnadenOnden. ¶ Das ist/ Wasser.'

Buchner, August

Anleitung Zur Deutschen Poeterey

| 'meines in GOtt ruhenden Herrn Schwähers/ Anleitung' | 'Und das eben dieses der Alten Gebrauch/ nicht aber/ wie etlich meinen/ eine neue Klugheit sey/ könnte aus derselben Schriften gar leichte beygebracht/ sonderlich aber aus Herr Luthern zur Genüge erwiesen werden/ der sich zuförderst üm die Reinligkeit und Ausarbeitung unserer Muttersprache vor dieser [S] Zeit treflich verdienet/ daß er auch deswegen bey den Ausländern selbst hochberühmt worden.' | 'Im andern Psalm setzt Lobwasser: [S] ¶ Darüm ihr König/ Fürsten/ und ihr Herren/' | 'Ist also unrecht/ wenn in dem 8. Psalm Lobwasser setzet: ¶ Durch sie zu schanden machstu deinen Feind/' | 'Derowegen ist der vierte Vers in dem Liede: Erhalt uns HErr bey deinem Wort/ etc. welcher also lautet: Stürtzen wollen von seinem Thron/ unrecht. […] Der 42. Psalm Davids/ von dem Lobwasser aus dem Französischen übersetzt/ ist gantz Trochäisch' | 'Als im 23. Psalm Lobwassers: ¶ Auf einer grünen Auen Er mich weidet/'

Neumark, Georg

Poetische Tafeln

| 'In dem nun/ Durchleuchtigste Fürsten und [S] Herren/ ich dieses bey mir auch erwege/ und darneben/ welcher gestalt nicht allein hiebevor unter dero weyland Durchleuchtigsten/ und in Gott seeligst-ruhenden Herrn Vaters etc.' | 'und meine/ wie bishero also auch forthin unverdrossene Dienstleistungen/ Euren Durchl. nach Gottes Willen/ in treuer Pflicht fernerweit darbiete.' | 'Demnach ich aber von solcher Werkstellung/ bald durch dieses/ bald jenes abgehalten/ und sonderlich/ weil ich auf der Reise an keinem beständigen Ohrte lange verharret/ auch bey meiner Heimkunft/ durch GOttes väterliche Vorsorge/ bald in hiesige Fürstliche Dienste getreten/ ist es etliche Jahre nach einander ins stekken gerahten/' | 'Und dafern/ ich durch Gottes Gnade/ Leben und Gesundheit erhalte/ künftige Neujahr-messe/ des in meinem jüngsthin vor wenig Monaten/ heraus gelassenen Historischem Lustgarten gethanenem Versprechen nach/ wieder ein ander Tractätlein gewarten. Gott mit Uns!' | '[G: Jacob. Masen. Palaest. eloquent. Ligat. lib. I. cap. I. p. 2.]' | 'Amphion, der nebst seinem Bruder Zetho, zu des Atheniensischen Königs Cadmi Zeiten/ den Griechen die Music gelehret/ wie Eusebius lib. 10. de praeparat. Evang. davor hält, wird noch heute verwundert. Wo bleibet der Göttliche Homerus, der als ein unergründetes Meer der Wohlredenheit/ der Poesie allen Pracht und Schmuck ertheilet hat?' | 'Jacob Spigel. in Gunteri Ligurinum, leget die Zeit/ in der die Poeterey bey den Römern den Anfang genommen/ auf des Numae Pompilii Regiment. Serò à Romanis fuit facultas Poetices recepta, annos post urbem conditam CCCC. Regnante Numa Pompilio Saliorum Carmina facta sunt, inculta atque incondita, proptereaque parum posteris intellecta. Paulò post Cantica quaedam & devotionum Sacra vulgata sunt, laudesque Deorum versibus absolutae, quibus more suo Deos comprecari consueverunt, aut expiare urbem insigni aliquo prodigio. Primus omnium Poeticam illustrare coepit Livius [S] [G: Augustin. lib. 2. de. C. D. cap. 9. p. m. 168.] Andronicus, quam paulò post auxerunt praecipueque instruxerunt [ZEICHEN]. Ennius, M. Plautus, Naevius, Pacuvius, Actius & Lucilius &c.' | 'Hierauf hat auch Syrach XXXII. 7. 8. 9. sein Absehen gehabt/ als er geschrieben: Wie ein Rubin in feinem Golde leuchtet/ also zieret ein Gesang das Mahl/ wie ein Smaragd in schönem Golde stehet/ also zieren die Lieder beym guten Weine.' | 'Die dreyerley Arthen der Gedichte bey den Gastereyen/ [...] beschreibet [S] Clemens Alexandrin. lib. 2. [...]' | 'Nachgehends hat unter der Regierung des Käisers Valentis um das Jahr Christi 364. ein Gothischer Bischoff/ Gulphilas oder Ulphi-[G: Petr. Crinit. lib. 17. de Honesta disciplin.] las genant/ seinen Leuten eigene Buchstaben erfunden/ wie die bekanten Verse bey Lilio Gyraldo dialog. I. de Historiâ Poetarum p. 9. & 10. andeuten. ¶ Primus Hebraeas Moyses exaravit literas, ¶ [...] ¶ Welcher Meinung auch beystimmet Socrates Histor. Ecclesiastic. lib. IV. c. XXVII. Jornandes in Geticis, Ricobaldus Ferrariensis in Chronico, cui titulus pomoerium Ecclesiae Ravennatis.' | 'Johannes Magnus will libro I. Historiae Suecicae cap. 7. behaupten/ daß die Gothen eher als die Lateiner/ und also fast tausend und zwey hundert Jahr vor Christi Gebuhrt/ ihre Buchstaben gehabt. Welches/ wenn man es recht bedenckt/ gantz und gar der vorigen Meinung zu wieder läufft/ und dannenher nicht unbillich dem Unvergleichlichen Vossio und dem Cornelio Agrippa lib. I. de Vanit. Scientiar. cap. II. verdächtig vorkömmt. Denn weil Gulphilas, wie allbereit erwehnet/ die Gothische Buchstaben erfunden/ und um das Jahr Christi 364. gelebt hat/ so können sie ja nicht so lange zuvor/ als Johannes und Olaus wollen/ dieselbigen gehabt haben. Es wäre denn/ daß offt ernanter Bischoff nicht so wohl die Gothischen Buchstaben erfunden/ als in üblichen Gebrauch gebracht hätte: Wohin Theodorus Zwingerus in V. H. Theatr. volum. IV. lib. I. gehet. Vossius schreibet in seinem überaus gelehrten Aristarcho lib. I. cap. IX. pag. m. 38. davon/ wie folget: Plane vereor, ne hoc majori gentis suae amore scripserint, quàm veritatis. Lubens quidem illud dedero, quod Ulphilas Gothicas dicitur literas invenisse, id ex eo profectum videri, quod antequam ille Biblia in Gothicam transtulisset linguam, paucis ex eâ gente literae essent cognitae, ac propterea nec habere illas nationibus crederentur: Attamen istud persuadere mihi non possum, fuisse Gothis suas literas, antequam eas haberent Latini. Siquidem tardè admodum has didicére gentes ad Septentrionem sitae; etiam quae Orienti, unde homines & Scriptura, non paulo viciniores, ac cultioribus populis commerciis magis frequentatae, Sanè Thraces, utcunque apud eas Orphea natum fabulentur, nec dum literas nôrunt Aeliani aetate. &c.' | 'Gleicher Gestalt erzehlet ein Engelländischer Geschichtschreiber Mattheus Parisius, daß die deutschen allbereit vor Christi Geburt ihre Geschichte in Reimen aufgezeichnet. Und [S] Tacitus, der vor anderthalb tausent Jahren gelebet/ bezeuget/ daß ob wohl weder Mann noch Weib unter ihnen zu seiner Zeit den freyen Künsten obgelegen/ sie dennoch was merckwürdig gewesen in Reime verfasset und ihre Götter mit alten Gesängen gepriesen haben: Celebrabant Carminibus antiquis (quod unum apud illos memoriae & anualium genus est,) Tuisconem Deum è terrâ editum & filium Mannum Originem Gentis, Conditoresque. Fuisse apud eos & Herculem memorant, primumque omnium virorum fortium, ituri in praelia, canunt.' | 'Ein solcher Gesang ist von dem Hrn. Unverdrossenem dem Deutschen Palmbaum einverleibet/ wiewohl es nicht unter die gar Alten Deutschen Gedichte zu zehlen. Es handelt von dem Wendischen Könige Anthyro, und ist vor wenigen Jahren in einem Kloster/ Dobberau genant/ im Fürstenthum Mechelnburg gelegen/ von etlichen Kaiserlichen Soldaten/ in einem gemaurten Schrancke gefunden worden.' | 'Aus dem um die Deutschen Geschichte Hochverdienten Goldasto führet gedachter Autor gleichfals etliche alte Dichter an/ als nemlich den Willeranum, Rabanum Maurum, Otfridum Wisenburg, und was sehr denckwürdig ist/ eine Jungfrau RHOSVITA genant/' | 'des Säl. Hrn. Harsdorffs Worte' | 'Denn nach Abwechselung der Dinge/ die täglich in der Welt vorgehen/ pflegt sie [die "Poeterey", J.T.] sich allewege zu richten/ und nach dem Beyspiel des wanckelbaren Proteus, in mancherley Gestalten zu verkehren. Bey ihr lässet sich der Anschlag nicht anbringen/ welchen einmal Pabst Alexand. VI. [G: V. Boxhorn. Chronol. ad Ann. 1494. Verthäd. der Kunstgelehrten im andern Th. p. 169.] an dem grossen Ocean versuchet/ da er nemlich von einem Himmels Angel zum andern eine Linie vor eine von den Inseln des grünen Vorlandes gezogen/ und die Gräntzen gesetzet für die Schiffarten/ disseits denen Spaniern gegen Abend/ jenseits denen Portugesen gegen Morgen.' | 'Darum hat Lactantius lib. I. Instit. recht gesagt: Eines Poeten Ampt sey/ daß er die Dinge/ so wahrhafftig geschehen/ unter artige und verblümte Bilder zuverstecken wisse.' | 'Boccatius erwehnet in Genealogia Deorum, daß Jacobus Sanseverinus Graff zu Fricario pflag zu erzehlen/ welcher Gestalt Robertus Königs Caroli Sohn/ der hernach König zu Jerusalem und Sicilien worden/ eines trägen und ungeschickten Kopfes/ als er auf eine Zeit die Fabeln Aesopi hörete rühmen/ eine Lust dazu bekommen/ und sie zu lesen angefangen/ dadurch er dermassen aufgemuntert wor-[S]den/ daß er auch zur höchsten Wissenschafft in der Philosophia gelanget.' | 'Man darf auch nicht meinen/ daß die H. Schrifft vor solchen klugen und gelehrten Fabeln einen Abscheu habe/ sintemahl nach Aussage Brentii am vor angezogenen Ohrt/ darunter gerechnet werden können die Gesichte der Propheten, und die Träume Pharaonis und Nabucadnezaris, welche traun an ihnen selbst nichts waren/ und doch der Sachen Wahrheit durch des H. Geistes Offenbahrung darthäten. Wie? Wenn wir auch die Parabeln und Gleichnüsse Christi mit darzu rechneten? durch welche er ja auch auf ietzt beschriebene Arth die Wahrheit der Dinge angedeutet.' | '[G: Lactant. de Fals. Religion. p. 29. cap. XI.]' | 'Welches jener Bischoff wohl beobachtet/ sagend: [G: Abulens. lib. 5. de Paradiso cap. 103.] Wenn das gemeine Volck spricht: Man höre die Verdamten Seelen in dem brennenden Berg Aetna wehklagen/ soll man darauf antworten; daß das Volck mehr als die Poeten ertichtet/ weil sie etwas mit gutem Vorbedacht erdencken/ das Volck aber nicht begreifft und verstehet was es saget.' | 'Nicht alles/ was erdacht wird/ ist eine Lügen/ sondern wenn das erdachte Nichts bedeutet/ alsdenn ist es vor eine Lüge zu halten. Wenn aber ein Gedicht zur gewissen Bedeutung ertichtet wird/ so ist es eine Figur der Wahrheit/ sonst müssten alle Sachen die in figürlichem Verstande/ so wohl von Weisen und heiligen Leuten/ als auch selbst von Christo vorgebracht worden/ in die Ordnung der Lügen gerechnet werden. Weil darinn [G: lib. II. Quaest. Evangelic. quaest. 51.] die Warheit nach dem eigentlichen Verstande nicht gefunden wird. Seind Worte des H. Kirchenlehrers Augustini, welcher auch fer- [S] ner hinzu thut. Sicut autem dicta, ita etiam facta finguntur sine mendacio, ad aliquam rem significandum. Unde est etiam illud, ejusdem Domini, quod inficit arbore quaesivit fructuum eo tempore, quo illa poma nondum essent. Non enim dubium est, illam ininquisitionem non fuisse veram; quivis enim hominum sciret, si non divinitate, vel tempore, poma illam arborem non habere. Fictio igitur, quae ad aliquam veritatem refertur, figura est, quae non refertur, mendacium est.' | '[G: Vid. Augustin. libr. XVIII. de Civ. Dei Cap. XII.]' | 'Welche Gedicht durchaus nicht wahr scheinen/ darum sie [G: Palaestra Eloquent. Ligat. lib. I. cap. V.] auch Masen. in seinem Buch von der Poeterey per se ficta nennet/ (quorum tota substantia ficta esse cognoscitur, ad differentiam alterius fictionis generis, quod per accidens dicitur, cujus substantia ve- [S] risimilis est; licet re ipsa nunquam posit a fuerit, quod factibili per se rerum naturae evenire potuit. Solchen Einwurff haben etliche Gelehrte/ damit des Virgilii Ansehen nicht verkleinert würde/ beantwortet. Was das erste betrifft von dem Baum/ meinen sie/ daß was sonderliches/ den Alten Heydnischen Gottesdienst betreffend/ darunter verborgen sey.' | 'Hiewieder wäre gleichfals einzuwenden/ daß Ovidius dem Virgilio nicht zum Schutz dienen könte/ als wel-[G. Met. I. v. 691.]cher gar viel unnütze Händel in seine Verwandlungs-bücher gebracht/ die weder zur Weißheit noch Tugend dieneten/ und deswegen nicht gut geheissen würden. Davon bey gedachten Masenio nachzusehen/ cap. VII. pag. 14. 15.' | 'Planè homines profligatae simul vitae ac verecundiae tales esse oportet, qui sacram hanc gymnadem tanquam lupanar adeunt, in qua Laides pro Musis colant, Cynthiasque nocte digni, venerantur. Enimverò hi lenones, nec in Epicuri quidem scholâ hoc nomine tolerati, eversores potiùs quam assertores Poesios habendi sunt, schreibet der gelehrte [G: lib. I. Palaestr. cap. 2. p. 4.] Jesuit Masenius aus dem Heraclide Pontico:' | 'des Seel. Tscherings' | '[G: Conf. Augustin. lib. II. de C. D. T. I. cap I. p. m. 168.]' | 'Wie Nicolaus Trigautius de Christian. Expedition. apud Sinas. lib. I. cap. 5. pag. 32. zeuget' | '§. IV. Was von den Fabeln AEsopi zu halten/ meldet der Seel. Vater Lutherus im 5. Jehnischen Theil am 247. Blat: Nach der H. Schrift/ spricht er/ sind wenig Bücher/ welche so verständig und heilsam von der Tugend und des Menschen Leben lehren/ als die Fabeln AEsopi . Ein unbenannter Autor hat vorgegeben/ als ob AEsopus Assaph des König Davids und Salomonis Capellmeister gewesen; den die Hebreer Aesop genennet/ und habe des Salomonis 3000. Sprüche/ so er über der Tafel erzehlet/ von den Fischen/ Vögeln/ Gewürm und dergleichen aufgezeichnet/ und weil etwas davon unter die Heyden kommen/ so hätten sie gedichtet/ es sey einer von ihren Philosophis beym Könige Croeso mit Namen AEsopus gewesen/ welcher diese Fabeln alle erdacht hätte/ und den Phrygiern/ die da- [S] mals noch einfältige Leute/ und in dem ältesten Handwerke der Viehzucht bemüssiget waren/ dardurch unterrichtet. Welche Mei- [G: D. Schuppius im Fabel Hans. Lib. 5. c. XI.] nung auch der vortreffliche Laurenbergius aus alten Scribenten erweisen wollen. Andre stehen in den Gedancken/ daß sie Socrates geschrieben.' | 'In der H. Schrift/ damit ich etwas näher trette/ wird des königlichen Propheten Davids süßhallende Harffe sehr hoch gerühmet/ worein er denn/ ausser zweiffel/ einen lieblichen Psalm mag gesungen haben/ dadurch der höllische Geist gehemmet worden. Also daß wir fast nicht vor ein Mährlein halten dörffen/ was von dem Orpheus erzehlet wird/ daß er mit der Thon-Kunst seine Eurydice aus der Hölle zurükk geholet.' | 'Wie aber ein grosses und weitläufftiges Geticht könne ausgearbeitet werden/ belehret der berühmte Jesuit Jacob. Masenius mit guten Regeln und angefügten Beyspielen/ wenn er des Virgilii Aeneis durch alle Bücher betrachtet/ und darnach andere Poëmata zu machen an die Hand gibt.' | 'So nennet der Göttliche Plato die Augen des Menschen ein recht Göttlich und himmlisches Stükk/ weil es ein Feuer hat/ und doch nicht brennet; und Orpheus einen Spiegel der Natur.' | '§. XVII. Zum dritten dienen die Personen in mancherley Erfindungen. Diese sind entweder wahre oder erdichtete/ zu welchen alle heydnische Götter und Göttinnen gezogen werden/ davon Masenius in offt angezogenem Ohrte weitläufftig geschrieben.' | 'Sieh den 3. Theil des Poet. Trichters am 58. Blat/ wie auch die Vorrede zu Hn. Dilherrns täglichen Geleitsmann.' | 'der Seel. Harsdorff' | 'der Seel. Harsdorff' | 'schreibt der bekannte Jesuit Alexander Donatus de Arte Poët. lib. 3. cap. 78. p. m. 346.' | 'Masenius lib. 3. Palaestrae Eloquent. Ligat. cap. 8. p. 389.' | 'Bey den Deutschen hat sich vor wenigen Jahren der hochbeliebte Hr. Andreas Gryphius Seel. mit den Trauerspielen sonderlich vor andern hervor gethan/ aus dessen Schriften ein Liebhaber satsame Unterweisung nehmen kan.' | 'Nicolaus Trigautius ex Matthaei Ricii Commentariis de Christianor. expeditione apud Sinas lib. I. cap. 4. p. 22.' | '[G: conf. Alex. Donat. instit. Poët. lib. III. c. 12. p. 273.]' | '[G: Natal. Com. [S] Mythol. lib. 5. c. 5.]' | '§. V. (b) In den Verkleinerungswörtern/ die gleichfalls an gehörigen Ohrten/ wenn man verkleinern/ liebkosen/ und schertzen will/ wohl stehen können/ ist die rechte Hauptendung lein/ als: Äugelein/ Bächlein/ Hütlein/ Blümelein/ Weiblein/ Mägdelein u. a. m. die man in Lutheri Schriften häufig findet/ und auch von guten Poeten gebraucht seynd.' | '§. VIII. Überdieß liegt sehr viel daran/ daß man (d) recht Hochdeutsche und (e) reine Worte in seinen Reden führe/ welche man nirgends besser und zierlicher/ als an vornehmen Höfen und Kantzeleyen findet. In Ermangelung aber der Gelegenheit/ daß man an solchen Ohrten sich nicht aufhalten kan/ werden die Reichs Abschiede/ samt den Cammer-Gerichts-Policey- und andern Ordnungen/ wie auch des Seel. Hn. Lutheri herrliche Schriften/ die auch von Ausländischen hochgeachtet und beliebet sind/ dem Lehrbegierigen gute Anleitung zu Erlernung der reinen Deutschen Sprache ertheilen.' | '[[Opitz, J.T.] G: in Prolegomen. ad Rhythmum de S. Aunone.]' | 'Und wenn es üm und üm kommt/ bleibet es bey dem/ was Ambrosius adversùs gentes sagt: Si [G: in Tscher- [S] nings bedenken p. 13.] [S] verum spectes, nullus sermo naturâ est integer, vitiosus similiter nullus.' | 'Hiezu weiset uns der vortrefliche Jesuit Jacob Balde lib. II. Palaestr Eloquent. Ligat c 8.' | 'Masen. cap. 9. lib. II. Eloq. Lig.' | 'der Seel. Hr. Harsdorff' | '§. VI. Wenn aber aus obberührten Ursachen ein Wortstreit nicht zu entscheiden/ so schreitet man zu der Autorität/ und siehet/ wie vor dem berühmte und erfahrne Leute dieses oder jenes geschrieben haben. Hierinn will es uns Deutschen fast am allermeisten gebrechen/ als die wir nicht sonderlich viel alte Scribenten aufweisen können. Gemeiniglich werden des Hn. Lutheri Schriften in diesem Falle gelobt und angezogen. Aber hierüber wollen wir den sinnreichen Hn. Harsdorffen reden hören: Cicero, spricht er/ Specim. Philolog. German. Disquisit. 10. p. 211. B. Lutherus & Eloquentiae Germanicae parens; non Varro, Grammaticus vel Criticus: ipsius studiis vernacula nostra coepit ex tenebris enitescere; sed non omnibus numeris grammaticis, quem scopum sibi nunquam proposuerat, absoluta venit. Addo Typographorum incuriam, quae veluti per traducem ad nostra usque tempora propagata est, ut rectè ab Heinsio Maecenates ignorantiae dicantur, plurimùm ab Autographis defecisse.' | '§. X. Etliche gebrauchen im Anfang einer Sylben/ wenn das Wort von Natur Lateinisch ist/ und in der Grundsprach ein C hat/ das k/ als Körper/ kasteyen/ Kreatur/ u. a. m. nach Ahrt der Grichen/ die für das Lateiner C in denen Worten/ die sie von ihnen nehmen/ das k setzen/ wie in [griech.], Speculator. Marc. VI. v. 27. [griech.], Centurio. Marc. XV. v. 39. [griech.], custodia. Matth. XXVII. v. 16.' | 'GOtt allein die Ehre.' | 'WIe zeiget sich nun als auf einem öffentlichen SchauPlatze das keusche und liebseelige Jungfräulein/ die Poeterey/ allen denen/ die zu ihr ein Belieben tragen/ und an Sinnreichen Erfindungen die Augen des Gemüthes belustigen wollen. Der Nahme den sie führet/ stammet nach Boccatii Bericht in Genealogiâ Deorum, von dem Griechischen Worte [griech.], welches so viel heißt als machen/ weil der Poet nach den Grund-sätzen seiner Kunst den Vers oder Reim machet/ damit er so wohl was wahrhafftig ist/ zierlich beschreibet/ als auch/ etwas von ihm selbst erfindet/ und solches/ ob es vorhin nichts war/ geschicklich ausbildet und gestaltet. In welchem Stücke die Poesie etwas Göttliches bey sich hat/ nach Außage des unvergleichlichen Heldes der gelehrten Jul. Caes. Scaligeri. Die andere Wissenschafften/ [G: Lib. I. Pöet. c. 1.] spricht er/ erzehlen blößlich das Ding oder Wesen/ wie es an ihm selbst etwa gewesen oder sey; Die Poesie aber machet gleichsam eine andere Natur/ zwinget (was sonst ungut) mehr als ein gutes zu haben: und also ist sie Göttlich/ und machet ihre Liebhaber zu Nachfolgern und Vorstellern alles dessen/ was Göttlich/ himmlisch/ herrlich/ hoch/ in der Natur das anmuthigste/ und in der Tugend das [S] lieblichste sein kan. [...] ¶ §. II. Nicht weniger nachdencklich ist bey uns Deutschen der Nahme Tichter/ und Tichtkunst/ vom tichten/ oder dichten/ welches entweder so viel heißt als/ etwas genau zusammen fügen/ daß es an einander bleibet/ oder einem Dinge scharff nachsinnen und genau nachdencken: In welchem Verstande die H. Schrifft saget/ daß das tichten und trachten des Menschen böse sey/ von Jugend auf. I. B. Mos. VI. 5. Syrach XVII. 30.' | '§. III. Die Bild-Kunst eignet ihr ein Himmel-blaues Kleid zu/ damit man aus dem eußerlichen Zeichen ihre innerliche Eigenschafft beurtheilen könne. Keine Farbe stehet ihr besser an als diese/ weil sie ihrem ersten Ursprunge nach himmlisch ist/ und anfänglich zu dem Gottesdienst gebrauchet worden. Der gelehrte Holländer Anton. Rodorn. Scriekkius sagt davon also: Divi- [G: lib. I. adversar. Scal. l d.] nam esse Poeticam antiqui & recentiores omnes crediderunt, & loquuntur. Metri originem suggestam afflatu divino, quod magnum mundum certâ ratione quasi metro dirigat, ipso vero videmus. Und der Phoenix unserer Zeit Casp. Barth. meldet über die Worte Papiae: Theologi Poetae ideò dicebantur, quoniam de Diis carmina faciebant; Sane verò antiqua Theologia humana in [G: V. m. Augustin. l. 6. de C. D. c. 5. p. m. 584.] literis Poeticis & mysteria Numinum introducta ab iisdem, ut exemplo Orphei vides apud Lactantium. Ja auch nach dem Zeugnisse des allerberedesten unter den Römern/ Ciceronis, hat niemals ein Barbarisches und wildes Volck den Nahmen eines Poeten vernachtheiliget/ sondern sie sind allezeit hoch und heilig gehalten worden. Um welcher Ursache willen auch die alten Heyden vor gewiß und unfehlbar gegläubet: Es könte keiner sich mit dieser holdseligen Nymphen befreunden/ wenn ihn nicht die mildreiche Gunst des Himmels vor anderen Leuten [S] beglückseliget/ und seiner Natur eine sondere Fähigkeit eingepräget/ dadurch der Verstand erleuchtet/ und die Sinnen begeistert würden. Welches Socrates andeuten wollen/ wenn er zu dem Jone gesprochen: Wenn er (jo) von dem Homero wohl reden wolte/ so könte ihm hierinn nicht so wohl die Kunst behülfflich seyn/ als eine Göttliche Gewalt/ die ihn bewegen müste; gleich als ein Magnetstein/ welcher nicht allein das Eisen an sich zeucht/ sondern auch demselben eine Ziehungs-Krafft/ mittheilet/ daß ein ander Eisen daran hangen bleibet/ eben als das vorige am Magnet. Als wolt er sagen; man sehe zwar/ daß von dem Magneten das Eisen angezogen würde/ aber die Ursache wäre unbekant: Solche Bewandniß hätte es auch mit der Poeterey/ die sich auf eine unerforschliche Weise in dieses oder jenes Natur befindet. ¶ §. IV. Bey einem ieglichen/ der sich einer Kunst ergeben will/ werden nach Außage der Weltweisen/ dreyerley erfordert: Nemlich die Natur/ die Unterweisung und die Ubung In allen andern Wissenschafften können die zwo letzten Stücke viel verrichten/ In der Poesie aber wird nothwendig die natürliche Neigung vorangesetzet; Wohin des Ciceronis Worte zielen: Sic à summis ho- [G: Orat. pro Arch.] minibus eruditissimisque accepimus, coeterarum rerum studia & doctrinâ, & praeceptis & arte constare; Poetam naturâ ipsâ valere & mentis viribus excitari, & quasi divino Spiritu afflari; Welchen [G: lib. 2.] nicht ungleich seind die in den Tusculanischen Fragen gelesen werden: Mihi verò ne haec quidem notiora & illustriora carere vi divinâ videntur, ut ego aut Poetam grave plerumque carmen sine coelesti aliquo mentis instinctu, putem fundere & c. Und Ovidius hat frey heraus bekant: ¶ Es ist ein Gott in uns/ so bald sich der nur reget ¶ Brennt unser Geist auch an und wird mit ihm beweget.' | '§. VIII. Ins gemein wird davor gehalten/ daß die Hirten-Lieder die ältesten unter allen Gedichten seyn; Andere hergegen wollen erhärten/ daß von den Wintzern oder Weinhäckern die ersten Gedichte gesungen worden/ dahin sie denn die Sprüche der Propheten ziehen. Jerem. XXIIX. 33. 45. Der Creter wird nicht mehr sein Lied singen/ Und Esa. V. 1. Ich will meinem Lieben ein Lied meines Vetters singen. Damit sie diese Meinung desto scheinbarer machen/ gebrauchen sie das Griechische Wörtlein [griech.], Carmen, und wollen es von dem Hebräischen [hebr.] vinea vel racemus herführen. ¶ Dem sey nun wie ihm wolle/ so wird doch keiner leichtlich das undenckliche Alter der Poesie streitig machen können. Aus der H. Schrifft ist offenbahr/ daß schon zu Moses Zeiten die Lieder im Ge- [G: Alsted. Chronol. p. 485.] brauch gewesen/ gestaltsam er im zweytausend/ vier hundert und drey und funfzigsten Jahre der Welt/ als Pharao im Rothen Meer umgekommen/ GOtt mit einem schönen Loblied gedancket. Exod. XV. Denckwürdig ist auch/ daß das Triumph-Lied der Israeliter über den erhaltenen Sieg von den Amoritern/ zwischen dem Fluß Arnon und Jabock, Num. XXI. 27. Von einem Chananaeischen Poeten verfertiget worden. Der um die Grundsprachen Hochbelobte Buxtorfius hat aus einem Alten Rabbinen Mosche Schem tobh angemerckt/ daß auch zu Amasiae des Jüdischen Königes Zeiten/ dessen 2. Reg. XIV. gedacht wird/ auf die Leichsteine in Reimen bestehende Grabschrifften eingehauen worden. Und führet auch etwas weniges zum Beyspiel an. (a [Tractat. de Prosodiâ Metricâ Thes. Grammat. annex. pag. 636.]) Der [S] Königliche Poet/ dessen Parnassus die Burg Zion gewesen/ hat sein gantzes Leben mit heiligen Liedern und Psalmen bezeichnet. Als er ein Hirtenknabe gewesen/ hat er den XXIII. gedichtet/ vor Erlegung des Riesens Goliath. 1. Sam. XVII. Den XX. in seinem Elende I. Sam. XXII. Wieder Doeg den LII. und CIX. Bey seinem Abschied von Nobe den XXXIV. 1. Sam. XXV. Wieder die Philister den LVI. In der Höle Adullam den LVII. zu Kegila, I. Sam. XXIII. Den LV. wieder die Siphiter, I. Sam. XXIII. und XXVI. Den XI. und LIV. In der Hölen/ den CXLII. in seiner Regierung machet er den L. und CI. Als er die Bundeslade eingeholet/ 2. Sam. VI. Den CXVIII. Als ihm Christus verheissen worden/ den LXXXIX. und CX. Seine Sieg-Lieder seind der XXI. XLVI. LX. LXIIX. und LXXXIII, Psalm. Seine Buß- und Thränen-Lieder/ der III. IV. V. und LI. Seine Lob- und Danck-Lieder/ der XCIII. und LXXI. Daher der ZuchtLehrer Syrach mit Wahrheit von ihm gesagt: Cap. XLVII. 9. Für ein iegliches Werck danckt er dem Heiligen/ dem Höchsten mit einem schönen Liede. Ich wil hie nicht weitleufftig gedencken/ daß des Davids wohlgerathener Sohn/ König Salomon tausend und fünf Lieder ertichtet: von dem gleichfals in der H. Schrifft I. Kön. IV. 32. zu lesen ist. Daraus gar wohl zu schliessen/ daß die Poeterey schon dazumahl im Flor gewesen/ und lange zuvor den Leuten ist bekant worden. ¶ §. IX. Von den Hebräern und Chaldäern schreiten wir zu ihren Gräntz-Nachbarn/ den Arabern und Persern;' | '§. XIII. Der Gebrauch der Edlen Poeterey bestehet entweder in Geistlichen oder in Weltlichen Sachen. Anfänglich ist der wahre Gott damit geehret worden/ Als aber die Heyden ihnen nach ihrem eigenen Wahn gewisse Götzen erdacht/ welches [G: vid. supr. §. 3.] aus Unwissenheit etlicher Sachen/ woher dieses oder jenes seinen Ursprung hätte/ geschehen/ haben sie denen erwehlten Göttern solche ihnen verborgene Kräffte zugeschrieben/ und sie mit Lobgesängen erhoben. In welchem Dienste sie noch mehr bekräftiget worden/ als ihnen der Teuffel durch die Götzenbilder geantwortet/ und auf ihre Fragen Bescheid gegeben. Einem ieden Abgott waren eigene Lieder zugeeignet/ aus welchen etliche der alte Kirchenlehrer Theodoretus Serm. 4. ad Graecos infideles anzeucht: Ne cantemus Julum Cereri, neque ipsi Rheae Lityersam, ne Bacho Dithyrambum, ne Paeana Pythio Apollini, neve Dianae concinamus Hipoesiam, sed rerum omnium conditori Deo hymnos Davidicos proferamus. Conf. Scalig. lib. 1. Poet. c. 44. Athen. lib. 8. c. 13. Jamblich. de Myster. Aegypt. Sect. 3. cap. 9. Coel. Rhodigin. lib. 9. cap. 8. Antiq. Lect.' | 'XVI. Aber lasset uns ein wenig weiter gehen/ und den vorigen Zustand der Poeterey mit dem heutigen in etwas genauer überlegen: Vorzeiten ward diese keusche Jungfrau in großen Ehren gehalten/ und von allerhand Stands-Personen bedienet. Da schämeten sich nicht die klügsten Leute/ die durch das Orakel zu Delphos vor weise ausgeruffen worden/ mit ihr Gemeinschafft zu halten. Ich will nicht von dem Orpheus, Linus, Musaeus, Thales, Cleobulus, Pittacus, Periander, Chilo, Bias, Socrates, Plato, und Aristoteles weitläufftig melden/ wie sie so wohl die Poeterey geliebet/ als auch viel darinnen verrichtet. Von dem letzten wird gelesen/ daß er mehr als fünff undn viertzig tausend Gedichte verfer- [Vid. Alexand. Donatus, Instit. Poëtic. lib. I. p. 36.] tiget; worinn ihm der berühmte Sternkündiger Zoroaster, der Bactrianer König vorgegangen/ als der nach Plinii Bericht im 30. Buch cap. I. zwantzig mahl hundert tausend Vers von der Philosophie soll gemachet haben. Conf. Augustin. de Civ. D. lib. XXI. p.m. 981. T. 2. Was bey den Römern darauf gehalten worden/ ist fast unnöthig zuerzehlen; Varro hat dadurch nicht den geringsten Preiß verdienet. Ja Käyser/ Fürsten und andere vornehme Herren/ haben ihre Würde durch den unverwelcklichen Lorbeer-Krantz viel herrlicher und scheinbarer gemachet. Was Augustus, Tiberius, Germanicus, Claudius, Nero und andere nach ihm/ dieser Kunst zu Ehren gethan/ ist der beständigen Unvergessenheit [S] längst einverleibet. Was soll ich von den alten Kirchenlehrern sagen/ unter denen die niemals genug gelobte Poeterey/ als in einem köstlichen Pallast gewohnet? Cyprianus, Hilarius, Ambrosius, Fulgentius, Nazianzenus, Juvenculus, Venantius, Licentius, Sedulius, Prudentius, Paulinus u.a.m. haben ingesamt allerhand schöne Poetische Schrifften hinterlassen/ und werden mit höchster Beliebung auch auf den heutigen Tag durchgesuchet. Diese aber wird nach Hochverständiger Leute Gutdüncken keiner zur Gnüge verstehen/ wo er nicht von der lieblichen Poeterey eine Wissenschafft und Vorschmack hat. Dannenher es auch keinem Studioso Theologiae zur Schande oder Schaden gereichet/ daß er diese Kunst in einer und andern Sprache verstehet/ wie etliche frühzeitige Klüglinge meinen; sondern es ist vielmehr nöthig/ daß der jenige/ so einmahl der Kirchen Gottes mit Nutzen vorzustehen gedencket/ nebst den Grundsprachen auch auf die Deutsche Muttersprache acht habe/ und darin ein geschickliches Lied aufsetzen lerne. Man bläuet sich viel Jahre/ voran im Griechischen/ ein wenig weiter im Lateinischen/ endlich aber ist es unsere Deutsche Sprache/ davon man sich ernähret/ und die so wohl den Geistlichen/ als Weltlichen/ ihr Brodt verdienen muß/ und gleichwohl ist man so wenig darum bekümmert. Schreibet der Edle Hr. Schottelius in seiner SprachKunst/ in der ersten Lobrede. Ein Hocherleuchteter Lehrer der H. Schrifft zu Straßburg/ hat gar verständog gerathen/ Es soll ein ieglicher/ der zu Kirchen-Diensten befördert werden will/ zu seiner erbaulichen Ergetzlichkeit deutsche Poeten lesen/ und ein Gedicht zu Papier bringen lernen: Weil man dadurch zierlich und beweglich reden/ eine Sache mit dringenden Worten vorbringen/ und zu Erweckung brünstoger Andacht/ nach Begebenheit auch ein Geistliches Lied werde verabfassen können. (Harsdorff im Sendschreiben vor die Welt- Feld- und Garten-Betrachtungen.) Auf gleichen Zweck zielet auch die Vermahnung des Laurentu à Villa Vincentio, (welcher sich sonsten nicht gescheuet/ fast sein gantzes Buch aus des Andreae Hyperu zu schreiben/ ohne daß er was weniges geendert/ wie Enoch [S] Hannman über Opitii Prosodie errinert am 125. Blat) an die Prediger/ wenn er sie zu Ausübung der reinen Muttersprach reitzet lib. 3. de Ratione Stud. Theolog. c. 8. p. 429. Nam quò quis sermonis patrii est peritior, & in eodem disertior, eò judicatur ad docendum populum magis idoneus. Ac decet omninò concionatorem aliquid supra vulgus praestare in Sermonis patrii munditie ac puritate: Et non modò verbis quibusdam elegantibus & acquisitis, verùm etiam copiâ eorundem locupletatum prodire. Puritatem sermonis patrii non haurias, nisi vel ex convictu familiari eorum, qui tersissimè & nitidissimè illum sonant, vel ex libris commendatissimâ dialecto editis: qualis multorum judicio censetur in Italiâ dialectus Tuscanica: in Galliâ Turonesis: in Germaniâ Misnensis, in Britanniâ Londinensis. Dannenher der Seel. Herr Lutherus sich so sehr um die Reinigkeit der Teutschen Sprache bemühet/ daß er billich von fremden Nationen gelobet wird.' | 'WEil die Poeterey so wol weltliche als Göttliche Sachen in sich begreifft/ wie im Anfang des vorhergehenden 3. Cap angedeutet/ mag sie mit Recht und Ehren eine Aeltere Philosophia genennet werden: wie sie denn auch der vornehme Platonist/ Maximus Tyrius sermon. 6. p. m. 57. adde Lipsii Manuduct. ad Philosophiam Stoicam lib. I Dissertat. 7. mit diesem Titel beleget. Sintemal sie dem Alter nach/ nicht alleine den Geschichtschreibern/ sondern allen andern Scribenten vorgehet. Und seyn die Poeten/ ehe der Name Sophia, oder Philosophia aufkommen/ vor weise Leute geschätzet worden. Plato heisset sie der Weisheit Väter und Erhalter; weil sie zuerst in [G: Sihe den Eingang c. 2. §. 6.] dem guten Wandel und löblichen Sitten die Leute unterrichtet: als die Druides bey den alten Celtis; bey den Thraciern Zamolxis und Orpheus; bey den Griechen Musaeus und Linus. Welche alle zu ihren Zeiten berühmte Poeten gewesen. Von dem Orpheus findet man bey den Autoren unterschiedliche Meinungen/ die ich hie mit stillschweigen nicht vorüber gehen kan. Aus dem Aristotele meldet Cicero lib. I. de naturâ Deorum, daß er gemeinet/ es hätte niemals derselbe Orpheus, von dem bey den Poeten so viel gelesen wird/ gelebet. Andere wollen nicht zugeben/ daß er weise und gelehrt gewesen sey/ wie AElianus lib. VIII. Histor. Var. cap. VI. aus Androtione mit folgenden Worten anführet. Ajunt, neminem antiquorum Thracum novisse literas. Imò, quotquot barbarorum Europam inhabitant, turpissimum duxerunt literis uti. At qui in Asiâ sunt, magis, ut fama est, iis sunt usi. Unde est, quod dicere audent, [S]ne Orpheum quidem fuisse sapientem, quia Thrax fuerit, sed alios ejus fabulas ementitos. Hingegen hält ihn Lactantius Instit. Divin. lib. I. cap. V. vor den ältesten Poeten. Teodoretus meldet aq[]Serm. 2. [griech.]. daß er noch vor dem Trojanischen Kriege gelebet. Augustin. lib. XVIII. cap. XIV. de civit. Dei gedencket so wol seiner/ als des Lini und Musaei mit folgenden Worten: Per idem temporis intervallum (quô Haebraeis judices praeesse coeperunt, ut praecedenti capite XIII. innuit) exstiterunt Poëtae, qui etiam Theologi dicerentur, quoniam de Diis carmina faciebant, &c. Ex quorum numero fuisse perhibentur Orpheus, Musaeus, Linus. Verùm isti Theologi Deos coluerunt, non pro Diis culti sunt. Idem capite XXIV. ejusdem libri scribit: Eodem Romulo regnante Thales Milesius fuisse perhibetur, unus è septem Sapientibus, qui post Theologos Poëtas, in quibus Orpheus maximè omnium nobilitatus est, Sophi appellati sunt, quod est Latinê Sapientes. Confer. Justin. Martyr. Orat. ad Gentes.' | '§. XI. Aber wenn wier gleich alle Fabeln, so von Natürlichen [G: Masen. cap. 5.] Dingen und der SittenLehr handeln/ beyseit setzen und paßiren lassen/ so bleibet dennoch ein nicht geringer Scrupel und Zweiffel übrig/ ob man zulassen soll was von den Göttern gedichtet worden? Es ist unleugbar/ daß die Alten um dem gemeinen Mann ihre Geheimnisse der Lehren zu verbergen/ gleich einem köstlichen Schatz in die Erde/ unter die Fabeln verstecket haben. Solebant Poetae fabulis quasi nubeculis quibusdam sua & mysteria & praecepta Philosophiae naturalis & moralis operire atque involvere: sicut Medicus acerbiora Pharmaca exhibiturus prius oras pocula circum conspergit mellis dulcis flavoque liquore. schreibt mein hoch-geehrter Patron Hr. von Birken in Monumento Dom. August. Sacr. Teuton. praefix. §. 37. Nichts desto weniger ist übel und unrecht gethan/ daß ihrer viel von den Göttern als von groben Säuen geredet/ wie Scaliger l. 4. c. 1. Poet. p. m. 414. klaget. Imgleichen Tertullian. adversus gentes c. 14. Es sey nicht leicht einer unter den alten Poeten gefunden [S] worden/ der nicht die Götter solte beschimpffet haben. Etsi fabula cantat crimen Numinum falsum, delectari tamen falso crimine, crimen est, urtheilet gar wohl Augustinus lib. IX. de C. D. cap. 12. p. 556. Ja selbst der Heyden eigene Zeugnisse seind dawieder/ und bestraffen sie deshalben/ wie bey dem Isocrate in Busiride zuvernehmen. Pythagoras soll gesagt haben/ daß Homerus in der Hölle gemartert würde/ weil er so viel schändliche Fabeln in seine Gedichte gesetzet; Dionys. Longin. [griech.] spricht von ihm. Er hätte aus den Göttern Menschen gemacht/ weil er ihnen so viel Laster und Schand-thaten angedichtet; und die Sternen unter unzüchti- [G: lib. 10. de Rep. & Dial. a. [?] f. 581] ge Bildnisse verhüllet. Dieser Ursache wegen hat Plato weder den Homerum noch andere/ die ebenmäßige Freyheit der Schmachsüchtigen Feder gestattet/ im Stadwesen dulden wollen/ da er doch sonsten den Poeten nicht hat abgeneigt seyn können/ wo er sich selbst nicht hätte zu bestraffen gesuchet/ alldieweil er ein guter Poet mit gewesen/ wie Jul. Caes. Scaliger apicular. part. I. p. 13. andeutet. Dion. Chrysostom. orat. 53. schreibt von des Platonis Gesetz also: Plato Homerum reprehendit in fabulosis sermonibus de Diis, ut qui nequaquam hominibus conducentia ea dixerit, nempe cupiditates, & mutuas insidias & adulteria & contentiones, litesque de Diis recitans: undè noluit eum participem esse civitatis Reipublicaeque suae sapientis, ut ipse putabat, futurae, ne haec audirent de Diis Juvenes. Conf. Theodoret. lib. 2. de curat. Graec. affect. Euseb. lib. 13. de praeparat. Evang. cap. 1. & 2. Athenaeus lib. 2. Max. Tyrius Serm. 7. Das ärgeste ist/ daß sie allerhand Ubelthäter mit unter die Götter gezehlet. Worüber auch Nazianzenus mit diesen Versen geeyfert: ¶ Nunc Graeci fingunt, quorum vaesania Divos ¶ [...] ¶ [G: Verthäd. der Kunstliebenden 2. Theil p. 200.] Jupiter-Jungfrau-Raub hatte nicht gnugsam an des Tages Licht kommen können/ da man solchen nicht unter die Sterne gesetzt hät- [S] te. Es wäre nicht genug gewest/ daß man sie in Marmel ausgehauen/ in Metall gegossen/ in die Gemähle gesetzet/ und in offentlichen Freuden-Spielen dargestellet hätte/ wenn man ihnen nicht noch dazu den Himmel zu einem Schauplatz einräumete/ die Sternen durch sie abbildete/ und die gantze Welt zum Beschau einladete. Deßwegen hat die Königin Dido von ihrer eigenen Person bey Ausonio den Leser gewarnet/ daß er nicht alles/ was bey Poeten von ihr gemeldet wäre/ gläuben solte/ wenn sie also heraus gebrachen: ¶ Vos magis Historicis lectores credite de me [G: Epigramm. III.] ¶ [...] ¶ Was von mier Geschichte melden könnt ihr Leser besser gläuben/ ¶ [...] ¶ §. XII. Etliche wollen zwar die Poeten hierin entschuldigen/ vorgebend/ sie hätten die Götter nicht nach ihrem Wesen beschrieben/ sondern nur nach dem gemeinen Wahn des Pöfels/ den er von ihnen geschöpffet. Daß sie aber so viel Götter ertichtet/ davon giebt Cicer. lib. 2. de Natur. Deor. den Bescheid: Suscepit vita hominum consuetudoque communis, ut beneficiis excellentes viros in Coelum famâ, ac voluntate tollerent. Hinc Hercules, hinc Castor & Pollux, hinc Aesculapius. Wenn von dem Jupiter geredet wird/ [G: Voss. lib. I. de Idololatr. cap. 14. p. 110.] so ist zu wissen/ daß die Alten ihre Fürsten und Könige mit diesem Nahmen beehret/ weil sie über alle eine Gewalt/ und also gleichsam was Göttliches an sich hatten. [...] Andere meinen/ man müß einen Unterscheid halten/ unter denen Sachen die sich in Wahrheit begeben/ und de-[S]nen die Poeten/ also zu reden/ ein Färbchen angestrichen/ welches [G: Lib. de Fals. Religion. cap. XI. p. m. 27.] auch Lactantius erinnert/ wenn er von dem Jupiter und der Danae schreibet: Danaen violaturus Jupiter aureos nummos largiter in ejus sinum infudit. Haec stupri merces fuit. At Poetae, qui quasi de Deo loquebantur, ne auctoritatem creditae majestatis infringerent, finxerunt ipsum in aureo imbre delapsum, câdem figurâ, quâ imbres ferreos dicunt, cum multitudinem telorum sagittarumque describunt. Rapuisse in aquila dicitur Catamitum. Poeticus color est. Sed aut per legionem rapuit, cujus insigne aquila est; aut navis, in quâ est impositus, tutelam habuit in aquila figuratam: sicut taurum, cum rapuit & transvexit Europam. Eodem modò convertisse in bovem traditur Io, Inachi filiam, quae ut iram Junonis effugeret, ut erat jam setis obsita, jambos tranâsse dicitur mare, in Aegyptumque venisse at´que ibi receptâ pristina formâ Dea facta, quae nunc Isis vocatur, &c. Non res ipsas gestas finxerunt Poetae, sed rebus gestis addiderunt quendam colorem: cum Poetae officium sit in eo, ut ea, quae gesta sunt verè, in aliquas species obliquis figurationibus cum decore aliquo conversa traducat. ¶ §. XIII. Dem sey nun wie ihm wolle/ und ob gleich etliche Außlegungen zu den nachtheiligen Fabeln gemacht würden/ so ist doch gewiß/ daß dadurch die guten und erbaren Sitten untertretten/ und die züchtigen Gemüther geärgert werden/ deßwegen man sie gantz nicht billigen kan. Zu dem Ende ermahnen auch verständige Leute/ daß Christliche Poeten so viel als müglich dieselbe Getichte/ darinnen schandbare Possen enthalten/ mit Fleiße fliehen/ und in ihren Schrifften sich der Heidnischen Abgötterey nicht gebrauchen sollen. Denn es ist fast unverantwortlich/ daß ein Christ/ der den wahren Gott aus seinem Wort und mannichfaltigen Wunderwercken erkennet/ die ärgerliche Götzen in seinem Munde oder Feder führet/ und unter geistliche Sachen vermänget/ nicht anders als wenn ein Heyde in seinem blinden Wahn von den Göttern und Göttinnen schwärmete. Pfui des Teufflischen Wesens/ saget mein HöstchgeEhrter Hr. Rist im Vorbericht seines Schauplatzes/ und der mehr als Heydnischen Blindheit/ daß [S] ihr/ die ihr euch der wahren Erkäntniß Christi rühmet/ so gar nicht schämet der elenden Heyden-Götter/ welche ihrer Alten Lehrer und Mährlein-schreiber selbst-eigenem Bekäntniß nach/ Hurer/ Ehebrecher/ Diebe und Räuber/ ja gar leibhaffte Teuffel gewesen/ so andächtig anzuruffen/ und so meisterlich heraus zu streichen. Träget aber iemand sonderlich Belieben zu den Alten Poeten/ und begehret etwas daraus zu nehmen/ der sehe wohl zu/ daß er nicht gleichsam mit heißhungerigem Magen alles was ihm vorkommt/ zu sich nehme/ sondern mit Bedachtsamkeit auslese was ihm dienet/ und nicht gar zu schwer verdauen fällt/ damit er keinen Schaden davon tragen dörffe. Er soll es nach Augustini [G: de Doctrin. Christian.] Ermahnung anfangen/ wie die Israeliter mit den Egyptern thaten/ da sie die güldene Geschirre aber nicht die Götzen/ ob sie schon gülden waren/ mit sich genommen haben. Er kan die Sichel seines Verstandes auf der Alten Poeten Wetzstein schleiffen/ doch darff er nicht eine Aerndte von diesen Feldern ohne einiges Bedencken anstellen/ damit er nicht statt des Getreides lauter Unkraut/ und vor die Mühe Verdrüßlichkeit einsamle.' | 'Der Nahme [griech.], welcher noch biß auf heutigen Tag aus der Heydenschaft übergeblieben/ heisst eine Wendung: Denn die Heyden pflagen bey diesen Liedern einen Tantz üm der Götter Altäre zu halten. Erstlich kehrten sie sich von der rechten Seiten zur linken. Dieß geschah bey des Liedes ersten Theil/ davon dasselbige den Nahmen der ersten Strophen wie es scheinet/ überkommen. Hernach dreheten sie [G: Masen. Palaestr. Eloq. ligat. p. 326.] sich von der Linken nach der Rechten. Daher Antistrophe. Letztlich stunden sie vor dem Altar still/ und schlossen durch einen Beysatz (per Epodon) den gantzen Gesang.' | 'DAß unsere geliebte Muttersprache/ derer Ursprung ins ge- [G: Wolffgang. Lazius. de Migrat. Gent. lib. I. p. 17.] mein von dem Babylonischen Thurmbau Babel hergeleitet wird/ eben so wohl als andere Sprachen/ die zahlbare gewißmäßige Kunst/ dadurch ein Vers geschlossen wird/ in acht zu nehmen wisse/ ist mit Schimpff und Schande derer/ die gewähnet/ daß die deutsche Mund-arht zu hart und rauh wäre die zarten Musen aufzunehmen/ von vielen vortrefflichen und Dapffern Leuten erwiesen worden. Und bedarff ein so ungegründeter Irrthum kei-[S]ner weitläufftigen Wiederlegung/ alldieweil wier/ dem Himmel sey Danck! in diesem Falle uns mit dem unsrigen reichlich behelffen können/ und von andern etwas abzuborgen nicht vonnöthen haben.' | 'Uberdieß ist der Türcken Alkoran oder Gesetz-Buch in lauter Arabischen Reimen verfaßt/ wiewohl sie nicht alle gleichförmig; denn bald ist der eine kurtz/ der andere aber zwey und mehrmahl so lang; Dannenher Scaliger Animadvers. in Chronolog. Eusebii p. 7. nicht zugeben wollen/ daß er Poetisch gesetzt wäre/ sagend: Non enim, quod vulgo persuasum video, Alcoranus ullo constat genere metrorum, non magis quàm Epistolae Ciceronis, sed ibi cola finiuntur, ubi similis desinentia est, etiamsi sit maxima membrorum inaequalitas; quae scias ibi terminari, ubi flosculi auro, aut minio picti videntur: qui nihil aliud sunt, quàm signa similium desinentiarum. Jedoch haben etliche gelehrte Leute im Alcoran nicht allein ein gewisses metrum, sondern auch recht geschränckte Reime in acht genommen/ und halten davor/ daß Mahomed etwas von der Poesie verstanden habe. Vid. Philip. Guadagnolus Instit. Ling. Arab. edit. Roman. An. 1642.' | 'Bey den Türcken soll noch heute zu Tage gebräuchlich seyn/ Jährlich an des Mahomets GeburthsTage ihre Poeten auf geschehene Proben mit grossen Geschencken/ an Gold/ Kleider und Pferden zu begaben. Leo. Afer. lib. 3. c. 38. conf. Theatr. Tragic. Zeiler. in Not. ex Histor. XV.' | 'Die Barden waren bey den Celten/ (unter welchem Nahmen nach Lazii aussage die Deutschen zu verstehen. Primaevi Tuiscones atque Galatae, qui posterius Alemanni Germanive, Celtae Gallive nominati fuerunt. lib. I. p. 20.) Meistersänger; und soll/ nach Aventini Meldung/ der erste Bardus zu Abrahams Zeiten in der Gegend/ wo ietzund Franckreich ist/ die Singekunst Feyer- und Tantztage/ wie auch eine sonderlich-bewegliche Ahrt in Deutschen Reimen aufgebracht haben.' | 'Und überdieß berichtet noch Alfricus in Glossario Saxonico, daß die alten Sachsen in Engelland (Britannia) ihren Priester DRY genant haben. Dannenher so viel weniger zu zweiffeln/ daß dieses Wort aus der Celtischen Sprache/ die vor Zeiten bey den Britten und Gallis üblich gewesen/ herstamme. Das alte deutsche Stammwort Dru/ welches andere trou aussprechen/ heißet nach unserer hochdeutschen Mundahrt Treu/ oder Glauben. Von demselbigen haben die Alte Gott Drutin oder Trutin genant/ wie aus des Münchs Otfridi Evangelio und an- [G: vid. Rodorn. Scriekk. l. 3. Adversar. c. II. Gorop. Becan. Alhamer. A. ventin.] dern zu sehen. Deßwegen hat man die Priester/ divinos oder fideles, Göttliche/ und getreue Leute oder Druiden geheißen.' | 'Sehen wir uns heutiges Tages in unser Hochdeutschen Sprach ein wenig um/ müssen wir uns [S] über ihrer Reinigkeit billich erfreuen/ und haben Ursach dieselbe in Ehren zu halten/ weil der lieblich-abfliessende Laut der Reime/ in den Ohren eine sonderbahre Ergötzlichkeit erwecket/ nach der leichtlich der Unterscheid zwischen den ietzt-üblichen und denen/ die vor 800. Jahren der Münch Otfrid geschrieben hat/ zu treffen ist. Denn Er lässet sich in der Vorrede seines Wercks also vernehmen. Hujus linguae Teutiscae proprietas nec numerum nec genera me conservare sinebat; numerum pluralem singulari, singularem plurali variavi, & tali modo in barbarismum & soloecismum saepè coactus incidi.' | '§. XVIII. Daß aber zu diesen Zeiten die Poeterey in grosse Verachtung kommen/ rühret vornehmlich aus zweyerley Ursachen her/ die eine ist der Neid und Unverstand etlicher Leute/ welche der Poeterey geschwonre und abgesagte Feinde seyn; denn gleich wie ihm/ zu des Käiser Valens Zeiten/ jener aufgeblasene Koch belieben ließ/ des Basilius geistliche Bücher zu verlästern/ wiewohl sich sein Verstand nicht weiter als über die Fleischtöpffe erstreckte; also finden sich noch ihrer viel/ die sich an berühmten Poeten wagen/ wie die Sau an Minerven, in der bekanten Fabel/ und wie Themistocles, der von der Leyre nichts verstand/ dieselbe verachten und vernichten.' | 'Andere aber haben kein bedencken/ dergleichen Gedichte [in Prosa, J.T.] unter die [S] [G: Masen. Palaestr. Eloq. Ligat. cap. I. p. 2.] Poetische Sachen zu rechnen/ weil der vornehmste Theil darvon/ als die Erfindung und der Inhalt/ Poetisch ist. Wie das Helden-gedicht von der Diana und Dianae, und des Hochgebornen Ritters, Hn. von Stubenberg Sel. Gedächtniß. Eromena und Kalloandro; imgleichen des berühmten Theologi, Johann. Valentini Andreae Mythologia Christiana. Harsdorffs Lehrgedichte/ und seine Lateinische Comoedi Pseudo-Politicus betitelt/ die er ineinem Theil der künstlichen Gesprächspiele verteutschet. Diesen ist auch billich das herrliche Werck vom teutschen Hercule und der Valisken beyzusetzen/ wiewol es einigen nicht allerdings gefallen will. Davon mein Herr Rist in der Vorrede seines Musicalischen Seelen-Paradises/ über die Sprüche des N. T. handelt.' | 'Die Hebräer haben in ihrer Cabala, welches eine Wissenschafft ist von den Geheimnissen/ so theils in eintzeln Buchstaben/ theils in gantzen Worten bestehet/ (Cabala est divinae revelationis ad salutiferam Dei & formarum separatum contemplationem tradita symbolica receptio. Johan. Reuchlin. lib. I. de arte Cabalisticâ.) sehr viel seltzame Dinge durch die Wortforschung hervorgebracht/ in dem sie einem jeden Buchstaben im Alphabeth eine Bedeutung zugelegt. Davon der H. Kirchenlehrer Hieronymus in Epist. ad Paulam, und in praefat. commentar. über die Klaglieder Jeremiae handelt. Aleph heisst doctrina, Beth domus, Ghimel plenitudo, Daleth Tabularum, welche Buchstaben/ wenn sie mit ihrer Auslegung zusammen gesetzt werden/ diesen Verstand geben: Doctrina domus plenitudo Tabularum, und also von ihm erkläret seyn: Doctrina Ecclesiae, quae est Domus DEI, [G: I. B. Mos.] in librorum divinorum reperiatur plenitudine, &c. Von dem ersten Wort der H. Schrift/ Bereschit, (mit welchem Nahmen sie auch ein theil der Cabalae benennen/ und ihnen so viel als Cosmologia ist/ darinn von der Kraft und Würkung aller erschaffenen Dinge am Himmel und auf Erden gehandelt wird/ und unterschieden ist von der Merchiana, als dem 2. Theil der Cabalae, so die Göttlichen Sachen/ Buchstaben/ Zahlen/ Linien und Punkten begreifft/ daher sie auch von etlichen Cabala Elementaria, von andern aber Theologia Symbolica, genennet wird) hat Picus Mirandulanus in seinem Heptaplo viel nachdenkliche Meinungen aufgezeichnet/ wie bey ihm zu [S] lesen. Sieh was Nicolaus Causinus in Eloq. Sacr. & profan. f. 174. seqq. und Caramuel. Apparat. Philosophic. lib. 2. de omnium gentium characteribus & literis secretis, insonderheit aber Athanasius Kircherus in Oedipo AEgypt. Tom. 2. classe 4. angemerket. Wir Deutschen können an stat der Hebräer Cabala die ZahlBuchstaben gebrauchen/ unter denen entweder ¶ a gilt 10 ¶ [...] ¶ Oder den Mitlautenden wird eine gewisse Zifer zugelegt/ davon bey Hn. Harsdörffern im CXLVII. Gesprächspiel/ wie auch im Poet. Trichter 8. Stunde. §. 12. &c. ausführlich zu vernehmen ist. Daß die Griechen gleicher weise die 5. Buchstaben [griech.] vor heimlich und geistlich geachtet/ erwehnet Isidorus. ¶ Durch die erste das [griech.] ist das menschlich Leben abgebildet/ wie bekant; durch die andere der Tod/ sintemahl das [griech.] bey den Namen der Verurtheilten von den Richtern gesetzet worden. Die dritte zeigt auf das Creutz Christi/ damit alle Betrübte zum Trost sollen gezeichnet werden/ welche Meinung auch etliche den Hebräern beygemessen/ weil bey dem Propheten Ezechiel befohlen wird Signa Tau in fronte gementium & dolentium: Zeichne ein Tau auf die Stirne der Seuftzenden und Klagenden. Die 2. übrigen/ als [griech.] und [griech.] eignet ihm unser Heiland selbst zu/ wenn er von sich sagt: Ich bin das [griech.] und [griech.]/ der Anfang und das Ende. Diesen hat Justinus Martyr in seiner 2. Apologia ad Antonium noch das X zugesellet/ wodurch gleicher weise das Creutz Christi angedeutet würde.' | 'Augustinus vergleicht sie [die Gleichnisse, J.T.] mit einem hellen Glase: Denn wie durch selbiges alle Säffte und Blumen so viel herrlicher gläntzen/ also wird der Verstand durch die Gleichnüsse desto mehr beleuchtet und vergnüget. Es sind aber zweyerley Gleichnüsse/ die entweder etwas erklären oder beweisen/ und haben einen grossen Nachdrukk bey den Zuhörern. Dannenher der HErr Christus so viel Lehrgedichte/ welche nichts anders/ als in vielen Stükken bestehende Gleichnüsse sind/ in seinen Predigen gebraucht.' | '§. XXIV. Die beweisende Gleichnüsse sind fast wie die Exempel geartet/ und können auf eine Schlußrede gezogen werden. Ein hieher gehöriges Exempel ist in dem Eintritt von des Agrippae Fabel beygebracht/ und könte man unterschiedliche aus der Bibel anführen/ womit der HErr Christus die Jüden vielmahls widerleget hat/ wenn es die Zeit leiden wolte.' | 'Etliche gelehrte Leute haben beobachtet/ daß die Ebræer mit den Deutschen [G: lib. 5. Op. p. 1024.] im Verse-machen ziemlich übereinkommen/ zu welchem Ende Clajus geschrieben: Germani ut Hebraei carmina scribunt, observantes in fine Rythmum, id est, [griech.], ut: ¶ [G: Grammat. German. de ratio. Carm. German.] HERR JESU Christ/ ¶ [...] [S] ¶ Versus non quantitate (ut apud Latinos & Graecos diphthongo, vocali ante vocalem & positione) sed numero syllabarum mensurantur, sic tamen, ut [griech.] & [griech.], i. e. acutus & gravis accentus observetur. Juxta quam pedes censentur aut Jambi, aut Trochaei, & carmen fit vel Jambicum, vel Trochaicum. Syllabae enim, quae communi pronunciatione non elevantur, sed raptim, tanquam scheva apud Ebraeos, (ut geliebt/ bekannt) pronuntiantur, in compositione versûs nequaquam elevandae sunt, sed deprimendae: & contra, syllabae longae, & accentum sustinentes, nequaquam deprimendae, sed elevandae sunt, ut: ¶ Im Gesetze steht geschrieben/ ¶ [...] ¶ Trochaici sunt. Nam si Jambici essent, syllabae deprimendae elevarentur, & elevandae deprimerentur. Binis enim syllabis fit dimensio, quarum prior deprimitur, altera elevatur, in carmine Jambico; in Trochaico verò prior elevatur, posterior deprimitur. ¶ §. III. Hiebey fället auch vor zu erinnern/ daß viel Lateinische Getichte/ aber Geistliche/ nicht nach ihrer rechten quantität; sondern nach dem accent gesetzet seyn. Diese Abmessung nennet Beda lib. de metris Rythmum[?], und schreibt davon also: ¶ Videtur Rythmus metris esse consimilis verborum modulata compositio, non metricâ compositione, sed numero syllabarum, ad judicium aurium examinata; ut sunt carmina vulgarium Poëtarum Et quod Rhythmus per se sine metro esse potest; metrum verò sine rhythmo esse non potest. Quod liquidius ita definitur Metrum est ratio cum modulatione: Rhythmus est modulatio sine ratione. Plerunque tamen, casu quodam, invenies etiam rationem in Rhythmo, non artificii moderatione servatam; sed sono & ipsa modulatione ducente: quem vulgares Poetae necesse est faciant rusticè, docti faciant doctè. Quomodo ad instar Jambici metri pulcerrimè factus est hymnus ille praeclarus: [S] ¶ * [* fortè O Rex, vel Rex aevierne.] Rex aeterne Domine, ¶ [...] ¶ Et alii Ambrosiani non pauci. Iem ad formam metri Trochaici, canunt hymnum de die Judicii per Alphabetum: ¶ Apparebit repentina dies magna DOMINI,' | 'Es ist merkwürdig/ daß in allen 72. Sprachen (welche/ wie die Gelehrten ins gemein davor halten/ geschrieben werden) das A den Anfang macht/ wovon Frantz Loredano in seinen Bizzarien fol. 560. dreyerley Ursachen giebt. I. Weil das A einer Thüren gleich/ dadurch man zu den andern Buchstaben allen gleichsam eingehen müsse; wiewohl in der Ebraeischen/ Syrischen und Deutschen Sprache das A so wenig einer Thüre gleicht/ was die Figur betrift/ als das [hebr.] einem Hause. [...][S][...] Petrus Bungus setzt noch eine andere Ursache: weil nemlich das A einem [griech.] gleiche/ und GOtt wird das A, der Anfang/ und das O, das Ende genant. Dadurch die Vollkommenheit zu bedeuten/ wobey aber zu bedenken/ daß das A nur im Lateinischen einem [griech.] gleiche/ und angezogener Spruch nicht durchgehends alle Sprachen antreffe/ sondern sich allein auf die Grichische beziehe. Der Weltbekante Jesuit, Athanasius Kircherus suchet ein Geheimnüß in diesem Buchstaben/ und meint/ daß dadurch das Ab- und Zunehmen des gantzen Weltwesens könne abgebildet werden; [GRAFIK] von Eins in zwey/ von zwey bis drey gehet das Wachsthum/ denn fället es ab von drey [G: vid. Column. Pamphil. fol. 385.] biß vier/ von vier in fünf/ und dieses Ab- und Zunehmen wird miteinander zwey und vier gleichständig verbunden.' | '§. XI. Die fremden Wörter/ so allbereit bey den Deutschen das Bürgerrecht erlanget/ und sicher können gebraucht werden/ sind entweder die Kunstwörter/ so nicht füglich können gedeutscht werden. In welchem Stükke der nie genug gepriesene Harsdorff und Schottelius in ihren Schrifften ein grosses Kunststükk erwiesen haben. (Ut in republica tolerantur cives necessarii, quibus ejectis, vel seditio, vel aliud malum metuendum esset; ita peregrini feruntur termini: sunt verba D. Dannhaueri, in Disput. de mal. Soph. sect. I. art. W.) Oder sie sind schon allen wohl bekant/ daß der Bauer so wohl als der Gelehrte weiß/ was dadurch angedeutet wird. Als: Cavallier/ Printz/ [G: vid. Cluver. Antiq. German. lib. I. c. 3.] Capitain/ Firmament/ Music/ Monarch/ Apostel/ Prophet/ Evangelium/ Catechismus/ Absolution/ Testament/ Prophet/ Sacrament/ Tempel/ Calender/ Religion/ Exempel/ und andere dergleichen.' | '§. XX. Zum Beschluß dieser Tafel/ damit ich nun wieder auf die Stükke/ so in einer Rede zu betrachten sind/ komme/ soll sie (i) erbar und höflich seyn: Es soll sich auch der Poet höchstes Fleisses von Beschreibung abscheulicher Sachen enthalten/ wo nicht der Inhalt des Getichtes nohtwendig solche erfodert: Denn sonst wird es dem Leser oder Zuhörer einen Ekkel machen/ da doch iederzeit sein Zwekk dahin gerichtet seyn soll/ daß seine Erfindung beliebt werde. Von den Lacedaemoniern meldet Valer. Max. lib. VI. cap. IV. daß sie des Archilochi Schriften aus ihrer Stadt weggeschaft haben/ weil etliche schandbare Sachen darinnen enthalten gewesen: welche sie ihren Kindern nicht haben wollen vortragen lassen/ auf daß derselben zarte Gemüther und Sitten dadurch nicht bemakelt würden. Wie vielmehr will denn einem Christlichen Poeten geziemen/ vor so schädlichen Sachen einen Abscheu zu haben/ der künftig einmahl/ wie Christus bey Matthaeo am XII, 36. lehret/ von einem ieden unnützen Worte Rechenschaft geben soll. Augustinus schreibt im ersten Buch seiner Bekäntnüß im XVI. cap. von den heydnischen Poeten also: Non omninò per hanc turpitudinem verba ista commodiùs discuntur; sed per haec verba turpitudo ista confidentiùs perpetratur. Non accuso verba quasi vasa electa atque pretiosa; sed vinum erroris, quod in eis nobis propinatur ab erbriis doctoribus. Conf. Lactant. Firmian. lib. V. Divin. Institut.' | 'Gesprächsweise hat mein wehrtester Herr Domburg/ sein schönes Werk den Selbststreit/ geschrieben/ da des Potiphars Weib/ die Sephyra/ erstliche eine Rede hält/ dadurch sie den Joseph zu verführen willens ist/ nachmals beantwortet Joseph ihr Anbringen. Also ist auch die Ode auf Hn. Albins/ wohlbekanten Poetens/ etc. und Hn. Joh. Jacob Löwens von Eysenach F. S. Capellmeisters geistliche Sionitin und Sulamitin/ als ein Gespräch von mir ersonnen. ¶ Gespräch/ ¶ Daß die Sulamitin oder glaubige Seele/ mit ihrer Schwester Sionitin/ oder der Christlichen Kirchen/ vor ihrem Heylande hält. ¶ Sulam. ¶ I. Schwester/ Sionitin/ komme/' | 'Die Lerche redet mit dem Papagey: ¶ [G: In Dilherrn Welt- Feld- und Gartenbetrachtungen 1. Bl.] Freyer Sinn und freyer Muht' | 'Zum Exempel sey aus dem überaus geistreichen Liede meines an Vaters stat geehrten Hn. Risten: ¶ (α) GOtt/ der du selber bist das Licht/' | 'Auf meines höchstgeliebten Hn. Risten Passions-Andachten/ darinn allezeit die Helffte desselben einen richtigen Reim giebt. ¶ Pindarisch Kling-geticht. ¶ Satz. ¶ Ihr Phoenix unser Zeit/' | 'I. ¶ Auf die unschätzbare und Hochheilige ¶ Seelengespräche ¶ des ¶ Weltbekanten Hn. Risten/ ¶ Pindarische Ode. ¶ Satz. ¶ Itzo da die Majenblüht alle Felder basamiret/' | 'II. ¶ Als ¶ Herrn Jacob Klinkebeilen ¶ von Grünewald/ ¶ Com. Pal. Caes. sein erstes Söhnlein gebohren wurde/ schriebe ich nachfolgendes nach Spanischer Reimahrt/ die Hr. Harsdorff in dem 12. Andachtsgemähld des 6. Theils der Gesprächspiel am 49. Blat anweiset. ¶ Satz. ¶ JEtzt bemahlt der Garben-Krantz (a [[...][S][...][S] Bey den Heyden sind den Göttern und Göttinnen absonderliche Kräntze oder Kronen zugeeignet. Unter andern ward Ceres (welche die Egypter unter dem Nahmen Isis ehreten/ und vermeinten/ daß sie die Ähren erstlich erfunden hätte) mit einem Ähren Krantz geziert/ welcher Krantz nachmahls an die Thüren der Tempel gehangen worden [...]. Von diesem Gebrauch ist ausser Zweiffel bey den Christen aufkommen/ daß noch heute zu Tage von allerhand Getreide Ähren-Kräntze geflochten/ und dem Hausvater übergeben werden/ der sie zum Gedächtnüß in die Höhe zu hängen pflegt. Also wird in Frankreich zur Erndtezeit Johannis des Teufers Bild mit einem Ähren-Krantz ümgeben/ wie Carolus Annibal Fabronus ad Leg. Nullus omninò Cod. Theodosian. de Pagan. sacrificiis & templis anmerket. Sieh auch Hr. Dilherrns Christl. Welt- Feld- und Garten-betrachtung cap. 2.])' | 'Zum Beyspiel füg ich diese aus einem Jambo Binario Hypercatalectico bestehende Ode an Hn. Johann Georg Albinum, vornehmen Poeten und treufleissigen Seelsorger zu S. Othmar in Naumburg/ als er Anno 1663. seinen Nahmenstag begieng. [S] ¶ I. ¶ AUf/ tichtet Lieder/' | 'Über den Spruch: Schauet die Blumen/ etc. Matth. 6. ¶ [G: H. Neumark. 3. Abtheil. p. 8.] Kommt ihr Bekümmerten/ ihr Sorgenvolle Sinnen/' | 'Als wenn ich sagen wolte: Die Zuchte/ der Morgensterne/ der Mensche/ das Kinde/ geleiche/ in das Reiche/ Christenlich/ ein Bilde/ von Jahre/ noch junge/ der Winde/ die Krafte/ der Heilig Geist/ Höllengwalte/ Gwin und Gwerb/ Gsel/ Bschwerd u. so f. wie fast in allen Getichten Johann Wilhelm Simlers vorkommt; vor die Zucht/ der Morgenstern/ der Mensch/ das Kind/ gleich/ in das Reich/ Christlich/ ein Bild/ von Jahren/ noch jung/ der Wind/ die Kraft/ der Heilige Geist/ [S] Höllengewalt/ Gewinn und Gewerb/ Gesell/ Beschwerd.' | 'So redet man auch in ungebundener Rede: Hr. Lutherus im XCII. Psalm v. I. Das ist ein köstlich Ding dem HErren danken.' | 'Also hat der Christliche Poet Pru-[S]dentius in dem Wort idolum (ein Götz oder Abgott) die mittelst gesetzt/ da doch ein [griech.], oder grosses O im Grichischen stehet.' | 'Imgleichen die Wälschen die stets das ph mit dem f schreiben/ als Filippo, Profeta, Filemone, Filosofa, und bisweilen auch die Spanier. Bellin. p. 61. in der 6. Abtheil. Also solte man auch schreiben Kristen und Kristus (wie allbereit vor 800. Jahren der Mönch Ottfrid geschrieben. Wie auch Walter von der Vogelweid/ den Opitius in seiner Prosodi anführet) Kristof/ Kuhrfürst/ welches von dem alten NiederSächsischen kühren/ eligere, herkommen soll/ u. a. m.'

Pfefferkorn, Georg Michael

Kurze Anleitung in kurzer Zeit einen reinen teutschen Verß zu machen

| 'I.N.I.' | 'Oder wie Bischoff Freculphus in dem Gedicht vor seinem Chronico, daß er an seinen Lehrmeister Elisacharum schreibet/ sagt; ¶ Hæc cecini breviter memorans, venerande Sacerdos' | '§. 2. Die Reingkeit aber besteht vornemlich/ wie der ofterwehnte Buchner p. 63. spricht/ darinn/ daß man sich guter Meißnischer/ und bey den fürnehmsten Canzeleyen bräuchlicher Worte bediene. Zu dieser Reinigkeit vermahnete vor diesem Philippus Melanchton seine Jugend/ und sagt: hortator sum meis pueris, ut aliqvam saltim curam, etiam maternæ lingvæ discendæ & exercendæ á primis annis suscipiant, & studiosè obser-[S] vent, ac imitari studeant illos, qui propriè eleganter sine affectatione Germanice loquuntur. Manlius in Collect. p. 50. 51.' | 'und wie der Seel. Lutherus im 51. Psalm/ das Wort Entsündigen/ braucht/ und bey den Teutschen Sprach-Schreibern dadurch Lob verdienet hat.' | 'Jns künftige soll/ so es GOtt und Zeit vergönnen/ denen/ die es begehren/ eine leichte Anweisung zur teutschen Rede-Kunst auch auf diese Weise von vier oder fünf Bogen verfertiget werden.' | 'DEO SOLI. ¶ cujus ¶ POEMA SUMUS ¶ Eph. 2. v. 10. ¶ GLORIA.' | 'UM GOtt/ Kunst und die Tugendhafften nach Vermögen zu ehren/ und meine andere Studien zu ver-fassen habe ich die Feder zu diesen Sachen angesezzet; und weil ihrer viel andere Ergözzungen suchen und ihre Zeit dadurch verkürzen wollen / auch solche nicht selten mit Gefahr grosser Beschimpfung verüben/ habe ich gedacht/ stat eines solchen Nebenwerks mich der göttlichen Dichtkunst zubedienen. Und ob gleich etliche sagen/ daß solche sich mit denen / so der Gottes Lehre obliegen/ nicht befreunden könte/ massen es gleiche Fügniß hätte/ als wenn man Greiffe zu denen Pferden spannen wolte/ wie H. D. Dannhawer mit solchen Worten derer obgedachten Irrtuhm erzehlet; So weis doch iedweder/ so Verstand hat/ daß solches weit vom Ziel der Warheit abgehe. Denn ich wil hier nicht anführen / daß GOTT selbsten die Dichtkunst geehret / in dem er (nach etlicher Ausleger Meinung/ wie der Ehrw. Beda in der Erkl. [S] des 45. Ps. des schönen Gedichts/ auf die Vermählung des HErrn JEsu mit seiner Kirchen/ p.m. 528. schreibet) also singet: Ebullit cor meum (rem) verbum bonum; alwo zwar durch das ebullire, von etlichen verstanden wird die ineffabilis generatio, und durch das Cor meum, die intima substantia DEI, quâ occultus est quicquid est; so hat doch solche Worte H. Lutherus gegeben/ mein Herz dichtet ein feines Lied; Dieses sag ich/ wil ich aniezt übergehen/ und nur das erwehnen/ wenn der obgenennten irrenden Sazz auf festem Grunde bestehen solte/ so hätte Moses nicht singen dürffen/ der sinnreicheste Orfeus auf Sion/ David hätte auch seine Lauten und Dicht-Kunst hinlegen müssen/ Salomo hätte das herrlichste und vortrefflichste Lied/ wie es Münsterus, das geistliche Gedicht/ wie es Glasius, das Carmen Spirituale Bucolicum, wie es der S. Gerhard nennet/ das hohe Lied/ von der Liebe des Himmelischen Bräutgams und seiner Braut der Kirchen/ in den Weingärten Engaddi unter den schönsten Palmen und wolriechenden Balsambaumen nicht dichten/ und über die 1005. Lieder/ (1. König 4.) nicht 500. Bücher voll Gesange/ wie Josephus 8. B. 2. Cap. bezeuget/ schreiben/ und der rechtgläubigen Kirchen hellflammende Liechter/ Lutherus/ Selnekker/ Bekker und andere hätten ihre Lieder-Schreib-Feder nicht ansezzen dürffen. Und zu dem/ wer wolte sagen/ daß es Gott mißfiele/ wenn man ihn lobte/ wer lobet aber GOtt mehr/ als ein Dichter / wie Herr Rist singt: ¶ Wenn lobet GOtt ein reiner Mund? ¶ Wer ehret ihn aus Herzen-Grund? ¶ Ich mein/ es thuns Poeten. ¶ Wer singet GOtt ein Liedelein? ¶ Ich sage/ daß es Dichter seyn. ¶ Wer wolte doch sagen/ daß die übel thäten/ welche mit Dichten die teutsche Mutter Sprache wo nicht vermehren/ doch auch nicht vermindern/ und durch dz Lobgetöne der aufrichtigen Zungen/ und mit warhafftiger Feder die [S] Tugendhafften also bebalsamiren/ daß sie in undenklich Jahre hinaus/ auch ob gleich entseelet/ einen lieblichen Geruch behalten können?' | 'Aber das Außhöhnen/ welches alle Künste leiden müssen/ achtet ein Liebhaber der Tugend so wenig/ als jener Philosophus, welcher/ als man sagte/ es lachten ihn die Leute wegen seiner Gelehrsamkeit aus/ sprach; rident me illi, & illos rident asini, nach Aussagen des Hugonis d. S. Victore l. 3. erudit. Didasc. c. 15. p. 15. Ein Tugendhaffter/ sage ich/ achtet solches wenig/ in dem ihm über dieß wol bewust/ daß die Poesis, wie Cherus im Ersten Teil der zusammen gedrukten Holländischen Poeten sagt/ rerum divinarum humanarumqve quinta essentia, oder/ wie A. S. Minturnus in seinem Buch vom Poeten p. 18 spricht/ daß sie sey Oceanus omnium disciplinarum, [S] qvò illæ, ut inde ortum habuerunt, ita confluunt; Er giebt auf die Verhönung nichts/ weil er weis/ daß ihr Ursprung Göttlich sey; Dann Poëtica elocutio à Scripturis sumsit exordium/ nach dem Zeugniß des Cassiodori über die Psalmen; Wie dieses Herr D. Bakius n Prolegomenis seines erklärten Psalters weitläuftiger ausführet. Und ob gleich die Heiden was darzu gethan/ hat sie uns doch nebst der beweglichen Beredsamkeit wieder werden müssen: Dann wie die Israeliten das Gold denen Egyptier abnahmen; also haben wir Christen auch diese zwey edle Künste denen Heyden wieder entwendet/ und zu unserm Christlichen Gebrauch angewendet wie diese Redens-Art nachdenklich gelesen wird in I. Canon. can. 7. distinct. 37. Dannenhero schleust ein Verständiger/ ie höher Ursprung der Tichtkunst/ ie wol anständiger sie auch allen Zierlich-gelährten sey.' | 'Wie zierlich und nützlich ist sie [die Tichtkunst, J.T.] einem Gottesgelehrten? Was kan der durch ein Geistliches Lied einem betrübten Menschen vor Trost und Freude von GOtt und der Seeligkeit machen? Da man geht in vollen Sprüngen/ wenn man GOTTES Wort hört singen/ wie hierinnen der Seel. Luthierus und der wolgeprüfete Paul Gerhardi, D. Müller und D. Olerarius bewehrte Meister seyn. Kein schlechtes Gebet beweget so sehr/ als dasjenige/ so in Reimen gefasset ist/ welches auch der Heyde gewust / wann er gesagt. Carmine dii superi placantur, carmine Manes.' | 'so geht doch solches nur dahin/ daß man sich nicht einzig und allein drauflegen und eine Profeßion daraus machen solle/ und leßt es zu/ daß ein verständiger David/ ein kluger Salomo ein gelährter Carolus Magnus (a. [Gryphiand. Weichbild c. 5. p. 10]) ein verständiger Alphonsus, (b. [Buchanan. l. 10. rer. Scot. p.m. 372.]) ein erfahrner Jacobus in Engeland/ einen Vers mache/ und nicht aus Dürfftigkeit/ sondern zur Lust und Gemühts Ergözzlichkeit sich des Tichtens bediene/ und etwann ein geistlich Lied wie vor diesem Wilhel. IV. D. Sax. Das Lied GOTT der du hast Friede gegeben/ dem Himmel zu Ehren aufsezze/ oder sonst was Zierliches zur Ergezzung verfertige.' | '§. 6 Zur Poetischen Zierligkeit / kömt noch dieses/ daß man eine oder die andere Redens-Art von einer Fabel hernehme: Deßwegen man sich die Namen der Heidnischen Götter/ (nicht alß wenn wir sie davor ehren wolten) wie auch die Fabeln aus des Hesiodi Theogonia, Natali comite und anderen bekannt machen soll/ denn/ wie Mathesius in con, 9. H. Luth. p. 98. sagt/ so ist jo in den Fabeln auch hohe Weißheit von den Alten verborgen. ¶ §. 7. Doch ists fein/ wenn ein Mensch sein Carmen nicht ganz und gar anfüllet mit den Namen der Heyden Gözen/ (denn solches wird von den meisten ausgelachet) sondern sich hierinnen mäßget; Auch sie nicht anrüffet; sondern/ wie Harsdörffer spricht/ ihre Namen gebraucht um die Laster und Tugenden dardurch besser darzustellen.' | '§. 2. Wie nun die Reimen in der Hebreischen Sprache anzutreffen (welches Buxdorff Gramm. p. 629. aus dem Psalter beweiset;) wie sie auch anzutreffen in der Lateinischen/ (da [S] man nicht allein in der Mitte des Wortes den Reim/ als bella puella decoræ more pa læstræ beobachtet/ wie P. Caroli. Aim. Gell, c. 19. p. m. 499. schreibt/ sondern auch am Ende/ wie Bernhardus und Cremcovius gethan: Also auch Lucanus: Majores in luce moras tu sola furentem, inde virum poteras atqve hinc retinere parentem. Wie hiervon zusehen seyn Massenius l. 2. Pal. E. Poët.c. 29. und Jac. Balde in Philomela, und gedachter Ph. Caroli d. I. ;) Also sind sie in der teutschen Sprache am allerbekantesten.' | 'IV. Man muß nicht Lust tragen an garstigen unflätigen Possen/ und ärgerlichen Liedern/ denn sonst triffts ein/ was Hieronymus beym Grutero in Face artium lib. Syll. 5. c. 7. p. 120. spricht/ Poetarum Versus esse pabulum Dæmonum, und mus darnach heissen/ was Paulinus Epist. 7. gesagt: Negant Camænis, nec patent Apollini dicata Christo pectora. Nicht alle Gedichte sind zu lesen verboten/ sagt Gregorius lib. 9. Regist. Ep. 49. sondern nur diejenige/ quae libidinis fomenta excitant, denn man opfert dem Teufel nicht nur allein/ wenn man ihm Weirauch anzündet/ sondern wenn man auch Lust hat an garstigen und lust-reizenden Rede-Arten und Liedern.' | '§. 2. Nun müssen wir Christen zwar gestehen/ daß Martialis nicht darmit auskomme/ Lasciva est nobis pagina, vita proba, und wie Adrianus von dem Voconio gesagt/ Lascivus versu, mente pudicus erat; Dann es ist nach unsers Heilandes Meinung kein einiges unhöfliches Wort zu reden vergönnt/ in Erwegung daß darvon soll Rechenschafft gegeben werden: Sondern diejenige loben wir/ welche ehrliche Scherze mit ehrlichen keuschen Worten einführen. Denen kan nicht allein das obige Urtel CHRisti nicht nachteilig seyn/ sondern sie sind noch zu loben/ weil auch der S. D. Finkius sagt/ die H. Schrift ließ solche Scherzworte auch wol zu/ wenn sie sagt: Eure Rede sey gewürzet/ da Sal so viel könte heissen/ als eine ehrliche Scherz- und Lust-Rede. ¶ §. 3 Also wann ich solt und müste Sachen einführen/ derer man sich zu schämen hat/ macht ichs wie Opiz ¶ Es kam dahin/ wohins zu kommen wehrt/ ¶ Da wo man auf die Wand den blossen Rükken kehrt. ¶ Also hat auch der edle Poet Sannazar etwas genennet: [S] ¶ -- Unde prodire solentQvæ de Sabaeis nil spirant messibus auræ. ¶ Virgilius nennt/ das ich nicht sagen mag/ arvum genitale, wie solche Keuschheit auch bey den Ebräern bekannt ist/ die nennen partes genitales, Pedes, hinc urina dicta est Pedum aqva 2. reg. 18. 27. Sumere aqvam est ad secreta ventris ire Jud. 3. 25. 1. Sam. 24, 4, Drusius qq. Ebr. l. 1. q 35. p. 29. sqq. ¶ §. 4. Buhlen Lieder und garstige Hochzeit Sachen zuschreiben kömt keinem rechtschaffenen Christen viel weniger Poeten zu/ welcher dem gemeinen Wesen in Lobung der Tugenden und Scheltung der Laster dienen soll. vid. sup. p. 9. ¶ §. 5. Derowegen mag niemand meinen/ daß die unhöffliche Lieder/ so hin und her bey den Liedermännern anzutreffen/ von einem ehrlichen Gemüht/ sondern vielmehr von ungelehrten Liedes-Phantasten geschmiedet seyn.'

Schelwig, Samuel

Entwurff/ Der Lehrmäßigen Anweisung Zur Teutschen Ticht-Kunst

| 'GOtt allein die Ehre.'

Kaldenbach, Christoph

Poetice Germanica, Seu De ratione scribendi Carminis Teutonici Libri Duo, Cum Dispositionum Carminumq

| 'Quae tamen exempla quod integra non adscripsi pleno undique numero, spes facit, fieri adhuc posse, ut junctim, unoque corpore, in publicum, DACHII praesertim, Viri, vatisque ad decus & laudem Musarum in universum omnium nati factique, mittantur. Haec autem universa, quantulacunque sunt caeteroquin, quod vestro inscripta nomine luci commisi, beneficii exigebat memoria, quod vobis ego & filius meus nuper admodum debemus, quando stipendio Burckhardiano inclyto, quo frui poteratis, cedere spontè in uti-[S]litatem nostram voluistis. Atque ita in Patrem & filium pater & filius, in Filium inde unicum, hinc item unicus, grati sumus pro viribus, dum ultra meritum vos benefici fuistis. Quibus proinde nec in posterum colendis, venerandis, si vires abfuerint, animus abfuturus est unquam. DEUS T. O. M. Vos ambos, fulcrum & spem patriae, familiae ac nominis columnam unicam, sospites quam diutissimè, & incolumes conservet. Tubingae, ipsis Cal. Julii, Anni salutaris M. DC. LXXIV.' | 'In qua illud ante omnia curandum, ut non plebejus fit, quo scribimus, sermo; sed ad cultam illam, nitidam´que Dialectum, quam hochdeutsch appellamus; quae´que inter eruditos, in´que archivis Principum, [S] & in scriptis Lutheri, Opitii, aliorum´que probatorum Authorum viget, inde´que emicat, conformatus.' | 'Exempla Trochaicorum peti ex ejusdem Juditha possunt; quale hoc: ¶ Eben dieser/ den du lobest/ Judith/ will aufs Nachtmahl hier' | 'Ein ungeheurer Fisch/ so Jonam gantz verschlinget; nicht/ Jonas. Tschern. ib. obs. 13.' | 'Sic ne´que hoc genuinum, der mächtiger GOtt: Tscherning. contra Schottel. c. 2. obs. 3. quanquam apud Ristium quo´que crebra haec: Der gnädiger Himmel/ der wunderschöner Stern.'

Birken, Sigmund von

Teutsche Rede- bind- und Dicht-Kunst

| 'der Himmel wird dort in der Ewigkeit mein Zeuge seyn/ bäst gemeint gewesen. Ich vermuhte/ gleichwie ich auch innigst wünsche/ daß ich meiner Seel. Liebsten Florinda bald in das Land der Heiligen nachfolgen werde.' | 'Der Himmel verfüge/ daß ich mein heiliges Ziel erreiche/ und GOTT hiermit geehret/ auch der Nächste erbauet werde!' | '(Gibt GOtt Leben und Gesundheit' | '80 Diese Art/ folget die Zweite mit vier Versen/ wird genannt ein Vierling oder Viergebände/ heist bei den Lateinern Tetrastichon, und bei den Franzosen Quadrain. Im Geistlichen Weihrauch sind derer XII Dutzet/ in der Dilherrischen CharWoche VI Dutzet/ in der Pegnesis I Theil 50/ im Osterreichischen EhrenSpiegel 58/ und soviel Lateinische/ in der Dilherrischen HandPostill 170/ und noch viele anderswo/ zu finden. Ein Beispiel sei dieses/ über die ¶ Blum Vergiß mein nicht.' | '82 Die Sechslinge oder Sechs-Gebände/ in Latein Hexasticha, bei den Franzosen Sixains genannt/ bestehen in Sechs Zeilen: und sind derer/ in der Dilherrischen Hand Postill über huntert/ im Oesterreichischen Ehren-Spiegel 28 aufzusuchen. Eines von jenen/ lautet also: [S] ¶ Bittet/ daß ihr nehmet.' | 'Daß Jacob der Patriarch/ Moses der Fürst und David der König in Israel/ zugleich Hirten und HimmelsDichtere [S] gewesen/ ligt von diesen beiden am tag/ und ist von jenem zu mutmaßen. Sie sangen anfangs/ (schreibt der Edle Scaliger (a [de re Poët.])/ der dieser meinung zustimmet) gekrönt mit Blumen und Grün zweigen/ unter schattichten Bäumen stehend/ lehnend oder sitzend/ oder mit der Heerde fortspazirend/ den Schäferstab in der Hand/ und die Hirtentasche/ darinn Brod und Wein/ am Leib tragend. Arcadien und Sicilien/ sind bei den Griecheu/ von solchen gelehrten Hirten berühmte Landschaften. ¶ Es scheinet/ die Zeit/ die nun bald in die Ewigkeit sol verwandlet werden/ kehre mit ihrem Ende/ wie eine in Zirkel [S] geschlungene Schlange/ in ihren Ursprung zurücke. Sie höret auf mit diesem Thun/ wie sie angefangen/ und macht ihre jetzige Poeten zu Schäfern.' | 'Und daher/ glaubt man nicht ohne Warheit-schein/ hat Jubal anlaß genommen/ wie das Buch der Schöpfung von ihm berichtet/ Geigen zu erfinden/ und aus Rohren/ darein der Wind gepfiffen/ ihme Pfeifen zu schneiden. ¶ 2 Plutarchus nennet die Musik/ eine Göttliche Erfindung: (a [griech.]) gleich als wäre sie/ durch die himmlische Heerschaaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ als ein Vorschmack des Himmels/ auf Erden herab gebracht worden/ damit die Menschen etwas hätten/ womit sie ihr [S] Elend trösten mögen. Indem nun/ des Jubals und Jabals Schüler und Schäferei-genoßen/ also aufspielten und sangen/ ward ihre Schwester/ die schöne Naema/ samit ihren Gespielinen damit herzu gelocket: die dann einen Reihen schlossen/ und nach dem Thon ihrer Seiten- und Pfeifenspiele gedanzet. Als nun selbige Feld-Musikanten in diese Dänzerinnen sich verliebet/ wurden sie veranlaßet/ Liebesklagen zu verfassen und in das Seitenspiel zu singen. Und solcher gestalt hat/ die Liebe/ zu erfindung der Poesy/ den ersten anlaß gegeben. So ein Liebgedichte sol vor alters die Erifanis dem Menalcas/ einem berühmten Jäger/ gemacht und gesungen haben. ¶ 3 Dieses thäten die Cainiten. Löblicher aber verfuhren/ die von der Kirche der Erzvätter. Adam/ der Fürst und Vatter unter denselben/ hat ohnezweifel/ mit seiner Eva im Paradeis unter dem Baum des Lebens/ GOtt ihrem Schöp-[S]fer Lob-gesungen. Nachmals/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten sie ihre Gedanken zu Gott/ schwebten damit im Himmel/ den sie über und vor sich sahen/ betrachteten in den Geschöpfen den Schöpfer/ auch an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an stat der eitlen irdischen Liebe raum zu geben/ dichteten sie Lieder zur Ehre GOttes/ und sungen solche bei Verrichtung des Gottesdienstes/ oder ließen sonst Gesänger voll Tugendlehren erklingen. Diß geschahe/ wie zu vermuhten ist/ in der ersten Welt vor der Sündflut: da man ja nicht in der Beehrung GOttes wird gefeiret haben/ sonderlich in des Henochs Schule/ der ein Göttliches Leben geführet. ¶ 4 Nach der Sündflut/ ist/ vor Mose Zeiten/ keiner Poesy oder einiges Lieds gedacht worden: außer daß sich vermuten lässet/ Noah werde/ nach der Sündflut/ beim Opfer/ ein Lob- und Danklied GOtt zu Ehren gesungen/ und [S] der Schäfer Jacob/ zu Haran in Mesopotamien/ auf der Weide bei den Heerden/ seiner schönen Rahel/ die er innigst geliebet und 14 Jahre um sie gedienet/ manches HirtenLied gedichtet haben. Er wohnte nachmals bei den Thurn Eder/ (a [Gen. 23. V. 21]) nahe bei Betlehem/ welcher Ort ohnezweifel von ihm und seiner SchafeTrift/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselbst seinem GOtte/ der ihn beschirmet und gesegnet/ manches DankLied gesungen haben. Daß aber die Hebreer/ und andre Völker in den Morgenlanden/ Poeten gewesen/ erscheinet aus den vielen in Heil. Schrift aufgeschriebenen Liedern und Psalmen/ wie auch aus des Lügen-Profetens Mahumed Alcoran/ welcher in lauter/ wiewol übel-abgemessenen/ Reimzeilen bestehet: aus welchem letzern abzunehmen ist/ daß die Poeterey bei den Arabern/ der Ebreer Nachbaren/ sehr üblich müße gewesen seyn. [S] ¶ 5 Im Jahr der Welt 2415 ungefähr 800 Jahre nach der Sündflut/ lebte mit 40 Jahren der Poet und Profet Mose/ und wohnte ebensoviel Jahre im Land Midian/ bei einem Brunnen/ dahin er aus Egypten geflohen ware: und daselbst hütetete er der Schafe Jethro/ des Priesters in Midian/ der ihm eine von seeinen sieben Töchtern zum Weibe gegeben. Mit diesen sieben Schäferinnen/ insonderheit mit seiner lieben Zipora/ wird Moses sich oft im Singen auf dem Feld ergetzet haben (b [Ex. 2. V. 15/16/24. C. 2. V. 1]). Dann/ daß er ein Poet gewesen/ ist zu ersehen aus dem schönen DankLied/ damit er Gottes Hülfe gepriesen/ da der Feind seines Volks mit allen seinen in rohten Meer ertrunken: worbei seine Schwester Miriam auch das ihre gethan/ und den andern Frauen/ als Sängerinnen/ vorgesungen (c [Ex. 15. V. 21]). Er sange auch/ kurz vor seinem Tod/ ein langes [S] Lied (d [Deut. 32.)/ darinn er aus Profetischem Geist vorgesaget/ wie das erwehlte Volk von GOtt abfallen würde. Es wird auch der Neunzigste Psalm ihme/ durch die Obschrift/ zugeschrieben/ womit er die in der Wüsten sterbende 600000 Israeliten getröstet. Welchergestalt das Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunn/ ein Liedlein wechselweis gesungen/ hat eben dieser ihr Fürst und Capellmeister nicht unerwehnt lassen können. (e [Num. 21. V 17/18.]) ¶ 6 Ein huntert Jahre nach der Zeit Mose/ thäte sich auch in Griechenland die Poesy herfür/ und zwar erstlich in Bäotien zu Dodona und Delfi: da die Götzen oder vielmehr Teufel/ Jupiter/ und nachmals Apollo/ so in seiner Jugend auch/ wie Mose/ ein Schäfer gewesen/ aus Hölen (aus der Hölle) und zwar allemal in Versen/ geredet/ und den Leuten/ die um künftige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher sie Oracula genennt [S] worden: und soll zu Delphi das erste Weib/ durch welche der Geist geredet/ namens Phemonoe/ die Verse-art/ so bei den Griechen und Lateinern Hexametri heißen/ erfunden haben. Es ist aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Griechen erste Geschichten/ und hat der Höllen Fürst/ als jederzeit Gottes Affe solches von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und nachgedichtet. ¶ 7 Im Jahr der Welt 2620 trate im Volke GOttes hervor/ die Heldin/ Richterin/ Profetin und Poetin Debora: welche mit dem Barak/ nachdem sie die Canaaniter geschlagen/ dem Herrn mit einem schönen Lied dafür gedanket (f [B. Richt. 5.]). Von dieser glaubet man/ daß sie eine von den Sibyllen gewesen: welche auch Poetinen gewesen/ und ihre Weissagungen in Versen geschrieben.' | 'Auf die Debora folgte/ nach 200 Jahren/ im heiligen Volk/ die fromme Hanna/ des Profeten Samuels Mutter: welche diesen ihren Sohn von GOtt erbetten/ und dafür ein schönes DankLied gesungen. ¶ 8 Endlich um das Jahr der Welt [S] 2680 sezte die Poesy sich erstlich auf den Königsthron/ und zwar im Volke Gottes. David der Sohn Isai/ weidete damals bei vor-erwehntem Bethlehem und Thur[?] Eder/ wo Jacob seine Hütten gehabt/ seines Vatters Schafe/ war ein künstlicher Harffenspieler/ fienge an Psalmen zu dichten/ und ward also zugleich ein Schäfer und Poet/ und zwar ein Geistlicher Poet/ ein Himmels-Dichter. Daher haben die Blumgenoßhirten die zugleich Schäfere/ Poeten/ und Gekrönte sind/ und den Spruch Alles zur Ehre des Hummels/ zum Gesellschaft-Wort und zum Absehen ihrer Schriften erwehlet/ diese Hirten und Gold-gekrönten Himmel-Poeten ihren Gesellschafter (g [S. Pegnes. II Theils I Hirtenged. § 3.]) benennet. Seinem Freund Jonathan/ auch seinem Feind und Schweher Saul/ schriebe er/ nachdem sie in der Schlacht umgekommen/ ein klägliches LeichLied/ nennte es den Bogen und ließe es in Is-[S]rael offentlich singen: und hierauf ward er zum König in Israel gekrönet. Seine ewige Ehre ist/ auf Erden und im Himmel/ was Sirach ihm nachrühmet: Für eine jede Wohlthat/ dankte er dem HErrn/ mit einem schönen Lied (h [Sir. 49. V. 9]). Wie er dann derer/ im Psalter oder Ebreischen Liederbuch/ eine große Anzahl hinterlassen: und ersihet man aus selbigem Buch/ und den Obschriften der Psalmen/ das damals und hernach viel Poeten in Israel gewesen. Von seinem Sohn und Reichs-Nachfolger/ dem König Salomo/ schreibt das Biblische Buch der KönigsGeschichten (i [I B. Kön 4. V. 32.])/ daß er über tausend Lieder gedichtet: unter denen aber allein das so-genannte Hohe Lied noch vorhanden ist/ welches ein SchäferGedichte ist/ und unter dem Namen Salomo und Sulamith/ den Sohn Gottes mit seiner Braut/ dem Menschlichen Geschlecht/ verliebt redend einführet. ¶ 9 Nach Davids und seines [S] Sohns zeiten/ wurden in Griechenland berühmt/ der Fürst selbiger Poesy Homerus/ und hernach Hesiodus: deme Tyrtäus/ die Dichterinnen Telesilla und Sappho/ Aleman/ Arion/ und die andern/ nach und nach gefolget. Zwischen denselben waren im Heil. Land berühmt die Profeten und Poeten/ Esaias und Jeremias: deren jener seinem Lieben/ dem König Usia oder Jothan ein Lied seines Vettern/ des Herrn Messias/ gesungen (k [Esa. 5. V. 1]): der andere aber/ seine KlagLieder über die Verstöruug des Jüdischen Landes und der HauptStadt Jerusalem/ angestimmet. Also hat auch die Heldin Judith/ dem HErrn ein DankLied gesungen. Aus bisher-erzehltem erhellet nun/ daß keineswegs die Griechen/ wie zwar von ihnen gerühmet wird/ sondern die Ebreer und Israeliten/ die erste Poeten gewesen/ und zwar nur GOtt zu Ehren Lieder gesungen. Unterdessen hat diese Kunst [S] auch in Italien sich fest gesetzet: maßen/ schon zu R. Numae Zeiten/ die Priester des Kriegs Gottes/ Salii genannt/ gewiße Lieder gesungen. Lang und wol 300 Jahre hernach/ folgten die Poeten Livius/ Ennius/ Lucilius/ Lucretius/ Plaucus/ Terencius/ Virgilius/ Ovidius/ Horatius/ und huntert andere. ¶ 10 Zur Zeit der Hochheiligen Christgeburt sangen im Jüdischen Land/ die hochgelobte Gottes-Mutter Maria/ und ihr Vetter der Priester Zacharias/ zwei schöne Dank- und LobLieder: gleichwie auch die Engel selber/ in der Christ-Nacht/ diese der Welt HeilGeburt feirlich besungen haben. Auf diese folgten/ nach 300 Jahren/ eine große Anzahl Irdischer Engel oder GOtt- und Christliebender Poeten/ als Juvencus/ Hilarius/ Avitus/ Ambrosius/ Augustinus/ Gregorius/ Apollinaris/ Ausonius/ Prudentius/ Nonnus/ Paulinus/ Synesius/ Sedutius/ Sidonius/ Boëtius/ Venantius/ Fortunatus/ Theodulphus/ Bernhardus/ so meistenteils der ersten Kirche Christliche Bischofe gewesen/ und unter denselben auch zwo Weibspersonen/ Proba Falconia und die Käiserin Eudoxia.' | '11 So ist nun klar und wahr/ daß die edle Poesy/ nach der Musik/ die ältste Kunst/ und vor allen andern Künsten am ersten sei erfun-[S]den worden/ da noch keine Gottes-Staats-Verstand-Tugend-oder Natur-Lehre am tag gewesen. Ja es sind/ von dieser/ nach und nach die andere Wissenschaften entsprungen. Es hat ja Orfeus/ der ältsten Griechischen Poeten einer und unter den Heiden der erste Theologus, die Götter mit Hymnis und Liedern verehret/ und nach dem Vorspiel Amfons/ mit seinen Poetischen Sitten- und Tugend-Lehren/ die wilde in Wäldern und auf Bergen herum schweiffende verstreute Leute/ in Dörfer/ Märkte und Städte zuhauf gesammlet/ und in das Band Menschlicher Gesellschaft eingefangen: daher von ihm die Fabel entstanden/ er habe mit seinem Sing- und Seitenspiel/ die Thiere/ Steine und Bäume an sich gezogen. Die Poesy ist freilich die Kunst/ so mit den Gottes-Liedern angefangen. Sie ist die rechte Pallas/ von deren die Griechen gedichtet/ daß Jupiter sie aus seinem Gehirne [S] gebohren habe: wie dann alle Weißheit von GOtt kommet. ¶ 12 Die Heiden wusten dieses: darum haben sie/ nicht nur eine Pallas oder KunstGöttin/ sondern auch einen Apollo oder Vorsteher der neun Musen erdichtet/ ihm eine Cyther in die Hand/ und die Berge Parnassus und Helikon zur Wohnung gegeben/ einen Brunn daraus herabfließen gemacht/ und vorgegeben/ man trinke Geist-Feuer mit selbigem Wasser in sich/ und man erwache ein guter Poet/ wann man auf dieser Berge einem eingeschlaffen. Dieses hat/ der Feind und Affe Gottes/ von David dem König und Poeten abgesehen: welcher viel Sänger und Poeten/ als Musen/ um und unter sich gehabt/ auf dem Berg Sion gewohnt/ daraus der Brunn Siloha gefloßen/ auf der Harffen gespielet/ und in deren Thon viel Psalmen gesungen. Im I SchäferGedichte des II Theils der Pegnesis/ der Norische Parnaß [S] genannt/ wird dieses umständlicher ausgeführet. ¶ 13 Von den Brunnen insonderheit/ ist bei den Heiden viel Aberglaube gewesen/ und haben sie dieselben/ weil sie also unabläßig rinnen und ihren Lauf behalten/ für Göttlich gehalten/ auch ihneu Nymfen und Najaden zu Vorsteherinnen zugeeignet. Daß aber ein Brunn den Geist der Poesy eingießen soll/ scheinet daher entsprungen zu seyn. In der ersten Welt/ wann die Weibspersonen bei den Brunnen/ um Badens willen/ zusammen kamen/ haben sie die Mannspersonen nach sich gezogen/ welche/ ihre Leibsschönheit zu beschauen/ begierig gewesen: dergleichen mit der Diana und ihren Nymfen/ und mit dem Actäon/ sich zugetragen. Weil nun/ durch solche Anschauung/ in den Herzen der Mannspersonen die Liebe angezündet worden/ haben sie mit Gesang-Rede derselben Weibsbilder Schönheit gepriesen/ und [S] um deren Holdschaft angesuchet. Daher entstunde die Sage und Fabel/ man lerne bei den Brunnen ein Poet seyn/ schöpfe und trinke diese Kunst (mit den Augen/ aber nicht mit dem Munde) aus denselben. Also haben die heilige Hirten Jacob und Mose/ bei Brunnen/ ihre Schönen gefunden die sie hernach geliebet und mit Liedern beehret: wie dann auch sonst gemeinlich junge Poeten/ mit Liebssachen/ zu poetisiren anfangen. Sidonius verlachet solche Brunn-Poeten/ und saget/ Ein Gedichte müße/ nicht aus dem Strom/ sondern aus der Stirn hervorschwitzen. (l [Carmen non tàm fonte, quàm fronte Sudari. I. 8. Cp. 3.]) ¶ 14 Es ist aber ein anderes Wasser/ mit welchem die Dicht-fähigkeit einfließet/ nämlich die Feuer-Flut des himlischen Geistes/ von welchem Plato also redet: Das Gemüte kan keine Brut empfangen oder gebähren/ es werde dann durch einen Strom von Himmel herab über-[S]gossen und beschwämmet. Der Himmel/ oder die Wohnung der Herrlichkeit Gottes/ wo nicht nur Neune/ sondern viel 1000000 Musen wohnen und ein LobLied nach dem andern anstimmen/ ist der rechte Parnassus/ daraus diese Geistes-Flut erqwillet und herabschießet. Gleichwie aber das von oben abfallende Wasser/ wann es durch Röhren in ein Brunngefäß geleitet wird/ in demselben wieder empor und hervorspringet: also soll die DichtKunst/ weil sie vom Himmel einfließet/ wieder gen Himmel steigen und Gott zu Ehren verwendet werden. Sind also die Poeten himlische Spring Brunnen/ oder sie sollen solche seyn/ und das Himmels-Flut Feuer nicht Irdisch verwenden: worauf mit dem Titel-Sinnbild gezielet worden/ da die Poesy und Andacht/ als die wahre Uranie in zweyen Personen/ vor einem solchen Brunnen sitzet. Solcher gestalt wird/ die Erde/ zum Echo und Gegenhall des Him-[S]mels/ und GOtt/ wie billig/ droben und hierunten beehret. ¶ 15 Es haben jederzeit Welt-Hohe sich gefunden/ die nicht allein die Poesy geliebt/ sondern auch selber Poeten gewesen. Waren nicht/ wie erwehnt/ David und Salomon große Könige?' | 'Also wurden gekrönt/ zu Käis. Domitiani zeiten/ L. Valerius Pudens, und in der Christenheit Prudentius, beide erst dreizehnjärig.' | '141 Das Absehen oder der Zweck/ wornach ein Poet zielet/ ware bei den Heiden/ Nutzen und Belusten/ prodesse & delectare, wie Horatius redet/ oder simul jucunda & utilia, vel utilia jucundè dicere, nützliche Sachen lieblich ausreden/ lieblich nutzen und nützlich belustigen. Es haben aber die Heiden/ auch zur Ehre ihrer Götter/ die Poesy mit Lobgesängen verwendet/ daher Horatius saget: [S] ¶ Disceret unde preces, Vatem nisi Musa dedisset? ¶ Woher könt man lernen beten/ ¶ wan nicht wären die Poeten? ¶ So nennen dann wir Christen den dritten Zweck der Poesy/ vielmehr den ersten/ die Ehre Gottes. Die Poetische Dichtfähigkeit/ wie zuvor erwehnt/ und der Geist/ komt von Himmel: so ist ja billig/ daß dessen Wirkung in seinen Ursprung wiederkehre. Aller Thon/ alle Rede und Schrift/ sol Gott loben: weil Gott allein/ das Leben/ die Redfähigkeit/ den Geist und die Kraft/ gibet. Der Heidenlehrer befihlet: Alles/ was ihr thut/ mit Worten oder Werken/ das thut im Namen und zur Ehre GOttes. (a [I Cor. 10 V. 31]) Und wann schon das Absehen nicht eigentlich auf Gott zielet/ soll doch iedes Gedicht also abgehandelt werden/ daß es anmutig zur Gottes-Ehre und Tugend-Lehre gereiche. ¶ 142 Zu einem wahren rechten Poeten/ der da fähig seyn soll/ von allen Dingen zu poetisiren/ gehört notwendig die Wissenschaft aller/ sonderlich [S] himlisch- und natürlicher Dinge.' | 'Der unvergleichliche Roterdamer Erasmus/ schreibet an einem Ort: Es wäre gut/ wann man alle Biblische Historien zu Schauspielen machte/und die Jugend sich darinn offentlich üben ließe; maßen solches oftmals mehr/ als eine übereilte Predigt/ verfangen und Nutzen schaffen würde. ¶ 233 Also wird nun hiermit diese Poesy-Anweisung mit GOTT beschlossen/ in dessen Namen sie auch angefangen/ und zu dessen Ehre geschrieben worden: unter Absehen/ daß die Poesy-begierige Jugend/ und etwan auch sonst ein anderer Leser/ durch die GOtt-ehrende ange-[S]zogene Beispiele/ zur Gottes-Liebe aufgemuntert werden/ und solche zugleich mit dieser Kunst Lehr-Sätzen gleichsam in sich trinken möge. […] Unterdessen ¶ GOtt ich Ehr’ und Dank zusende: ¶ der mir halfe/ daß ich ¶ ENDE.' | '50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. (a [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ Homerus, unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit Virgilio, Ovidio und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon juvans pater, ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. (b [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. Hubertus Golzius hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen Mercurio einen Hymnum zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. Justus Lipsius hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. (c [Epist. Cent. I 27.]) Also haben Dan. Heinsius und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen Marti und Baccho, Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten (d [J. V. Andreae Mythol. man. II 35.]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den Phoebum, als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus und mehr andere/ die viel schöne Carmina ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ (e [à rad.[hebr.], amoenus, venustus.]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche Ovidius fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten Torquato Tasso, welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/' | 'Es ist aber damit nicht ausgemacht/ daß man allein suche die Menschen zu belustigen oder zu schrecken. Die blinde Heiden/ die vom wahren Gott nichts wusten/ haben hierinn gröblich und verdammlich geirret/ und sich nicht gescheuet/ allerhand Bosheiten offentlich vorzustellen/ wann sie nur besagten Zweck erreichen mochten: da dann Schauspieler und Spielschauer miteinander dahin gefahren/ wo sie nun/ auf dem feurigen Schauplatz ihres Götzen Plutons ein ewiges Traurspiel spielen. ¶ 231 Wir Christen sollen/ gleichwie in allen unsren Verrichtungen/ also auch im Schauspiel-schreiben und Schau-spielen das einige Absehen haben/ daß Gott damit geehret/ und der Neben-Mensch zum Guten möge belehrt werden: da dann das Belusten/ [S] in seiner Maße mit folgen kan. Dieser Zweck wird aber nicht beobachtet/ wann man nicht allein solche Schauspiele vorschreibet/ die Gott verunehren/ und den Leser ärgern/ sondern auch dieselben offentlich vorstellet: da manche Matron oder Jungfrau/ die schamhaftig und züchtig in das Spielhaus gegangen/geil und frech wieder nach Haus gehet. Und solches geschihet/ wo nicht durch die HauptSpiele/ doch durch die schändliche Nachspiele: zu welchen man ja/ an stat der Buhlereyen und losen Händel/ andere lustige Materien/ deren ganze Bücher voll im Druck sind/ erwehlen könte. Wann man bedächte/ wie Gott und seine Engel überall zugegen seyen/ alles mit ansehen und anhören/ und wie die Teufel alle unnütze Gebärden und Reden aufzeichnen/ derentwegen dort ewig (wie unser Heiland vorsaget) von ihnen Rechenschaft zu fordern: ich weiß/ die Furcht vor dem Allherheiligsten All-Aug und All-Ohr/ und der Höllen-Schrecken/ würden uns bald den Lust vergehen machen/ solche Up-[S]pigkeit zu üben und anzuschauen. Es ist auch zu bewundern/ daß man in Schulen die Jugend aus dem Terentio, der ja alle Laster vorträget/ und nicht vielmehr aus dem Terentio Christiano Schonaei/ und andern guten Büchern/ das Latein lernen lässt: da doch Gott einmal nicht fragen wird/ hast du gut Latein geredet? sondern/ bist du ein guter Christ gewesen?' | 'Ich vermeine auch hiemit dem lieblöblichen Frauenzimmer zu dienen/ indem ich alles Teutsch vorgetragen: wie dann heutigs tags derer viele/ sonderlich in unserer Genosschaft/ sich dieser edel-schönen Kunst befleißigen/ und in die Fusstapfen der Biblischen Debora/ Hanna und Judith/ ja auch der hochgelobten GottesMutter Maria treten.' | 'Die Mönche haben vordessen/ die Grabschriften und andere Carmina, in dieser Art verfasset/ dergleichen eines von einen Erzbischof zu Mainz also redet: ¶ Nudipes Antistes! non curat Clerus, ubi stes: ¶ Si non in coelis, stes ubicunque velis. ¶ Leswürdig ist das große Gedicht eines Mönchs/ Bernhardi Morlanensis, von Verachtung der Welt/ (de contentu Mundi) in welchem jeder Vers in der Mitte zweimal/ und allemal zween Verse hinten/ auf einander/ wiewol nicht allemal richtig/ sich reimen. Etwas davon zu zeigen/ werden die vier allerlezten hiermit angesetzet und geteutschet. ¶ Respice, respice nos, Patris unice Virgine nate! […] [S] […] ¶ Schau zurücke/ uns anblicke/ Gottes und Marien Sohn!' | '73 Noch eine andre ist/ wann man zwar angenehm Gleichnis-redet/ aber zur Beschimpfung es widersinnig verstehet: wie der Prophet Esaias von dem Lucifer redet: ¶ Wol bist du Himmel-auf gestiegen! […] ¶ Also sagte GOtt/ von dem gefallenen Adam/ als er ihn aus dem Paradeis ausstieße: ¶ Nun Adam lebt in höhern Orden/ […] ¶ Wiederum die gottlose Soldaten/ in der Passion/ zu Christo: [S] ¶ Ja/ König/ sei gegrüßt! […] ¶ Diese Art/ wird von den Latinern Antiphrasis, die Widersinn-Rede/ genennet: wiewol sie solche unnötig/ mit den Namen Ironia und Sarcasmus, eigentlicher ausdrucken wollen.' | '85 Die Vierzehnzeilige Redgebände/ können in Latein Tesseradecasticha heißen/ und werden von den Franzosen Sonnetes genennet: wovon sie auch/ in Teutscher Sprache den Namen KlingGebände empfangen haben. Die 1/4/5 und 8/ wie auch die 2/3/6 und 7 Zeilen reimen sich auf einander: Die übrige Sechse aber kann man nach belieben schränken. Die HochWolgeborene Freyin von Greifenberg/ die HochFürtreffliche Teutsche Uranie/ thut dieser Red-Gebänd-Art die Gnade/ und liebet sie vor andern: maßen Sie deren/ wie ich vermute/ wol tausend verfärtigt. Das [S] folgende/ welches ich billig/ als das bäste/ zum Beispiel anziehe/ kan von diesem unvergleichlichem Geiste zeugen. ¶ Göttliche Wunder-Regirung.' | '104 Eine ungemeine Art von Liedern ist auch/ wann ein Spruch erkläret/ und von dessen Worten allemal etwas an jedes Gesetze gehänget wird. Ein Beispiel sei dieses/ über das gewönliche Vor-Tischgebet/ so aus Davids XLV Psalm V. 15/16 genommen ist. ¶ Mensch/ Fische/ Vieh und Vögelein/' | '115 Die Letterkehren oder BuchstabWechsel/ in Latein Anagrammata genannt/ lauffen auch mit in die Redgebänd-Arten/ mit ihren Erklärungen. Sie sind aber gleichfalls eine Sinnen-Marter/ und klingen übel/ wann sie erzwungen werden. Ist eine uralte Erfindung/ und bei den Ebreern/ [S] schon gebräuchlich/ da sie von den Cabalisten Gematriia genennt wird: maßen deren einer einen schönen Letter-Wechsel aus H. Schrift hervorbringet. (a [Esa. 40 V. 26 [hebr.] Quis creavit haec? Anagr. [hebr.] Deus creavit.])' | '116 Dem LetterWechsel sind verwandt/ die Wortgrifflein oder Logogriphi: da aus einem Wort/ durch dessen Theilung/ oder durch Versetzung der Buchstaben/ etwas anders/ aber sinnreich/ hervor kommet. Also theile ich die Worte JEsus/ Jonas/ Jason/ Nathan: so kommet mir/ je süß ( nach dem Innhalt des Lobgesangs Bernhardi) Jo-naß (er war io naß) Ja-Sohn/ Nat-han' | 'Sonsten können auch ganze große Gedichte/ also Mängzeilig/ verfasset werden: und heißen dieselbe/ bei den Latinern/ Dithyrambi; der fürtreffliche Poet Jacobus Balde, nennet es Vagum, ein Irrgebände. Dergleichen ist/ die Rede der Göttin Venus/ in meinem FriedensBallet/ und eine KlagRede § 18 des Hirtengedichts von Magdalis/ im 11 Theil der Pegnesis.' | 'Es ist auch ihre Zierde/ wann zuweilen ganze Verse oder Disticha hineingerücket werden. Man kan sie in unserer Teutschen Sprache ja so gut/ als in Latein/ hervorbringen: wie/ in dem Mausoleo Regum Hungariae, ein ganzes Buch von Exempeln vor augen liget/ gleichwie auch in dem geteutschten Collegio Electorali H. D. Frischmanns. Mit dieser Art Schriften hat sich/ in Lateinischer Sprache/ vor andern hervorgethan Emmanuel Thesaurus ein Italiener: aus dessen Genealogiâ Christi das erste/ aber etwas freyer/ hiermit hieher geteutschet wird. ¶ Adam der Erden-Sohn.' | '146 Wir wollen nun die Gedichtarten nach einander beschauen/ und wie solche zu erfinden seyen/ in betrachtung ziehen. Die erste unter denselben sind/ die so-genannte Hymni oder GOtt und den Himmel zu Ehren verfasste Geistliche Lieder: dergleichen zwar billig alle Lieder seyn solten. Droben ist erinnert worden/ wie übel es stehe/ wann ein Christlicher Poet/ die Namen der Heidnischen Götzen/ in seinen Gedichten anführet. Was ist dann erst dieses für ein Ubelstand/ wann man solches thut/ in Geistlichen Liedern und Gedichten/ und also die Lade des [S] Bunds neben den Dagon/ den Belial neben Christum/ setztet? Dergleichen Unform/ erscheinet in diesen Reimen: ¶ Wann soll doch mein Leid sich enden/ ¶ […] ¶ Weil Geistliche Lieder für jederman/ auch für Ungelehrte/ gesetzet werden/ so hat man auch darum diesen Unform zu vermeiden. ¶ 147 Es folget aber hieraus nicht/ daß man/ zum gegenspiel/ in dergleichen Gedichten/ alle Poetische und Figürliche Redzierden hinweg lassen/ und nur schlechthin leblose Reimen leimen und daher lirlen müße. GOtt/ der uns den Verstand und die Rede verliehen/ hat uns ja nicht verboten/ zierlich von und vor ihm zu reden. Er hat auch befohlen/ daß man ihm ja nichts gebrechlichs/ dürres oder dergleichen/ sondern etwas gutes und unmangelhaftes/ opfern solle/ (a [3 B. Mos. 22 V. 22]) sonst [S] werde es nicht angenehm seyn. Und wie solte es können GOtt gefallen/ wann ein fauler Gesell/ der das Gehirne nicht anstrengen mag/ ein rechtschaffenes Gedicht zu verfärtigen/ oder verfärtigen zu lernen/ ein leeres Gewörtel ohne Geist und Andacht/ wie es ihm ungefähr und in der Eile zwischen die Backen und Finger kommet/ auf das Papier sudelt/ und solche Schalen ohne Kern/ wie jener/ ihm aufopfert? ¶ 148 Da auch Geistliche Lieder zu des Nächsten Gebrauch/ und daß auch andere GOtt damit verehren/ geschrieben werden: wie kan/ durch ein solches HülfenLied/ die Andacht bei jemand erwecket und dessen Geist angefeuret werden/ da es ohne Geist und Andacht geschrieben worden? Ich setze/ zum Beispiel/ dieses Geschmiere. ¶ Was sagt König Salomon/ ¶ […]' | 'Wer hiernächst-folgendes schönes Lied des seel. Gregorii Richters nicht für bäßer hält/ als das vorige/ der verdienet/ daß man ihn/ durch aufsetzung der Midas-Krone/ hochgeohrt mache. ¶ Abmahnung vom Dienst der Eitelkeit. […] ¶ [S] […] ¶ 150 Dieses Lied ist so fürtrefflich und lehrreich/ daß es billig/ nicht nur in der Kirche/ sondern auch in allen Häusern erschallen/ und durch eine weitläufige Rede erkläret werden solte. Solches kan mit lebendiger Stimme geschehen/ durch die Belehrer der [S] Poesy-begierigen Jugend: um/ die schlimme Pöbelwähne von der eitlen zeitlichen Glückseeligkeit/ ihnen aus dem Sinne zu rucken/ und hingegen ihres himlischen Ursprungs sie zu erinnern/ daß sie dahin wieder zu kehren bedacht seyn sollen. Sonsten gibt dieses Lied auch anlaß zu erinnern/ daß die Geistliche Lieder/ wann sie Lehr-Lieder sind/ hinten mit einem GebetSeufzer/ wie hier in den drei letzten Gesetzen beschihet/ sollen beschlossen werden. Sie klingen aber sonst annemlicher/ wann sie Gebet-Lieder sind: da man gleichwol/ hin und wieder/ gute Lehren mit einstreuen kan. [S]' | '152 Bei dem Kind/ wird angeführet/ und als Prophetisch vorverkündet/ wie dorten von Noah/ und von dem Täufer und Vorläufer Christi Johanne/ wie der Sohn an Alter und Gnade bei GOtt und Menschen zunehmen/ was seine Studien und guter Wandel seyn' | '159 Es ist zu beklagen/ daß bei Christlichen Hochzeiten/ meist nur von Uppigkeit geredet wird/ und der HochzeitGedichte absehen ist/ allein Braut und Bräutigam/ samt den Gästen/ mit (oft-schandbaren) ScherzReden zu ergetzen. Es ist ja der Ehestand ein heiliger Stand/ von Gott selbst/ noch im Stand der Unschuld/ eingesezt/ und der nicht allein vielen Lastern wehret/ sondern auch das Reich des Himmels mit seel. Bürgern anfüllet/ und die Welt fortpflanzet. So solte er demnach billig mit Gebet und Ardacht/ gleichwie von den Verlobten angefangen/ also auch von andern eingesegnet werden. Da solte man anführen die schöne Exempel der Heiligen/ wie Adam [S] mit Eva bei dem Hochzeitgesang der Engel/ Isaac mit Rebecca da er ausgegangen zu beten/ Jacob mit Rahel nach großer Mühe und Arbeit/ gleichwie auch Tobias und Sara/ vermählet worden/ und wie Christus dem HochzeitFest zu Cana beigewohnet/ und dasselbige gesegnet: welcher dann billig/ vor allem andern/ zu einer jeden Christlichen Hochzeit soll eingeladen/ und bei der Hochzeit also tractirt werden/ daß er lust bekomme/ der neuen Eheleute ihr Hausgenoß zu bleiben. Man könte auch jedesmal einen Spruch aus H. Schrift/ der vom Ehestand handelt/ unter die Feder nehmen/ und mit einem Geistlichen Gedicht erklären: Insonderheit aber anführen/ wie der Ehestand mit Christi Liebe gegen seiner Gemeine von S. Paulo*[Ephes. 5 V. 25 seqq.] verglichen werde. Kein zweifel ist/ daß die Ehen viel gesegneter seyn und bäßer ersprießen/ wann sie also mit Gott angefangen würden. ¶ 160 Dißorts ein Beispiel zu geben/ weil/ die Menschwerdung des Ewigen [S] und einigen Sohns GOttes JEsu Christi/ sich wol eine ¶ Vermählung der Himlischen Gottheit mit der Irdischen Menschheit ¶ nennen lässet/ wird solche als eine Geistliche Hochzeit/ mit folgendem Gedichte besungen. ¶ Diß ist der Tag/ das Wunder-Fest/ […] [S] […] ¶ 161 Ich will hier noch beibringen einen Christlichen Hochzeitwunsch/ mit welchen ich vor 25 Jahren Herrn Joachim Pipenburg/ bei der wollöbl. Stadt Lüneburg vornehmen Ratsherrn und Gerichts Präsidenten/ verehret. Weil selbiger in einem siebenständigen Sinnbilde bestehet/ und von den Sinnbildern dißorts noch nichts gesaget worden/ so ist zu wissen/ daß selbige mit den GleichnisReden (S § 68 im I Buch 7 Cap.) eine große Verwandschaft haben/ und in selbigen dreien Stücken/ nämlich in der Sache/ von der man redet/ in dem Gleichenden/ und in der Gleichis/ bestehen.' | '162 Alle Dinge und Thaten/ die sich bilden lassen/ sind die Materie von dieser schönen Kunst. Gott selbst/ und sein Sohn unser Heiland/ haben auf Erden/ mit den Profeten und Aposteln durch Gleichniße und Sinnbilder geredet: wie an des Jonas Kürbis zu sehen/ der ihm die Liebe Gottes gegen den bußfärtigen Niniviten vorbilden müßen. Also wird man/ in heiliger Schrift/ viel tausend Sinnbilder finden/ und darf man nur eine Deutschrieft darzu setzen' | 'Sonsten wird deren sonderbare Zierde darinn gesuchet/ wann ein Hemistichion oder halb Vers aus einem bekannten Redner oder Poeten/ oder ein kurzer Spruch aus heiliger Schrift/ darzu genommen wird. Dergleichen hat das Zweite SchäferGedicht des Zweiten Theils der Pegnesis: da der Danae Fabel-Thurn/ mit Gold beregnet/ den Him-[S]melSegen anwünschet/ mit der Beischrift aus Horatij XVI Ode III Buchs V. 8. ¶ Converso in precum Deo ¶ und des Teutschen BibelSpruchs I B. Mos. 15. V. I. Ich bin dein sehr grosser Lohn. ¶ 164 Vor-erwehntes Siebenständiges Hochzeit-Sinnbild/ zeiget I ein beladenes Karrgeschier mit einem zerbrochenen Rad/ da ein Engel-Knab ein neues anstecket: den wieder-vermählten Witwerstand bemerkend. Das Wort ist/ ¶ Komt Eins ihm wieder bei; ¶ Und die Erklärung: ¶ Was ist diß Leben hier? Ein Leidbeladener Wagen/ […] [S] […] ¶ 165 Das zweite Emblema machten zwei SaumRosse/ deren eines unter der aufgebürdeten Last erliget/ dazwischen ein EngelKnab stehend ihme die Last zum theil ab- und dem andern Roß´aufbürdet; mit der Schrift: ¶ Viel leichter tragen Zwei. ¶ Solches wird erkläret/ durch folgende Zeilen: ¶ Freilich sind wir Roß’ und Mäuler. Sünde hat uns eine Last/ […][S] […] ¶ 166 Das dritte Emblema, bringet durch eine Hand aus der Wolken/ auf einer güldnen Schale/ eine köstliche Perle/ darunter ligt ein Herz mit dem Namen GOttes bezeichnet: ausbildend die Sprüche/ daß ein Tugendsam Weib edler dann/ Gold und Perlen sei/ vom HErrn komme/ und dem gegeben werde der GOtt fürchtet. (a [Sir. 7 V. 21 c. 26 V. 3 Spr. 31 V. 10 c. 19 V. 14]) Diß erkläret folgender Spruch/ samt den Versen: ¶ GOtt dieses Gut verleih! ¶ Ein Weib/ das reich an Witz und Tugend-Haab/' | 'Mit denselben haben eine große Verwandschaft/ die KlagLieder oder Threni: also benamet/ weil sie gleichsam mit Threnen geschrieben werden. Es wird damit der Untergang/ nicht allein großer Leu-[S]te/ sondern auch der Städte und Länder beschrieben: dergleichen sind/ die KlagLieder des Profeten Jeremiae/ womit er dem verstörten Jerusalem und Tempel zu Grab gesungen/ welche unser Gekrönter gar schön und beweglich Vers-geteutschet. ¶ 170 Diese Lieder sind recht Poetisch gesetzet/ klagen und reden schön figürlich/ wemmern beweglich/ und sagen alles/ was zu dieser Materie dienlich ist. Dann erstlich beschreibet er die Verwüstung der Stadt und des Landes/ die hinmordung und entführung der Inwohner/ und wie sie ihren Nachbaren ein Spott worden. Dieser Verderbnis/ hält er entgegen/ den vorigen Wolstand. Er bekennet/ daß man solchen Jammer mit Unbusfärtigkeit herbei gezogen: weswegen jeder/ nicht wider den Verderber/ sondern über seine eigne Sünden/ zu murren habe. Er erkennet/ daß diese Straffe von GOtt komme/ der sie/ aus dem Himmel ihrer Glückseeligkeit/ auf die Erde alles Elends geworfen. Er wünschet/ daß GOtt die stolzen Verfolger/ weil [S] sie damit seine Ehre nicht suchen/ sondern allein ihren Frefel üben/ auch also zurichten wolle. Er klaget zwar/ daß GOtt sich versteckt habe/ und kein Gebet zu ihm hindurch wolle. Er tröstet aber hierbei/ daß die Güte des HErrn alle Morgen neu und seine Treu groß sei; daß er nicht ewiglich verstoße/ sondern sich wieder erbarme/ und die Menschen nicht von herzen plage. Darum beschließet er/ es sage ihm sein Herz/ und er hoffe/ daß GOtt an sie gedenken/ sie wieder zu ihm bringen und heimkommen lassen werde. ¶ 171 GOtt bewahre unser Teutschland/ für der Juden Sünde und deren Straffe/ und verhüte/ daß kein Jeremias dergleichen KlagLieder zu verfassen Ursach gewinne. Es ist aber/ solang die Welt stehet/ keine größere Verheerung geschehen/ als da Juden und Heiden sich an den Menschen gesmacht/ in welchen die Fülle der Gottheit/ als in dem rechten Jerusalem/ wohnet/ und ihn am Stamm des Creutzes schmerzlich sterben gemacht. Demnach/ zum Beispiel eines KlagLieds/ [S] werden hiermit angeführet/ diese ¶ Unter dem Creutz Christi vergossene Creutz-Threnen.' | 'Man klaget über das leidige Gesetze der Sterblichkeit und Irdischen [S] Vergänglichkeit: wodurch alles/ was uns labet/ vergehen muß/ und uns wieder genommen wird/ gleichwie es uns auch von GOtt/ nicht geschenket/ sondern nur geliehen worden. Man beneidet das Grab/ daß es forthin das Gefäße sovieler Gaben haben/ und bewemmert/ daß der fürtreffliche schöne Leib verfaulen soll. Alles/ was den Augen begegnet/ redet man an/ und heist es mit trauren. Man klaget/ daß die Bürger und Kinder ihren Vatter/ der Tempel seinen Simeon oder Hanna/ das Haus sein Dach und Grund/ die Armen ihre Wolthaten-Qwelle/ die Befreundten ihre Freude und Zierde verlohren.' | '173 Zu kräftigem Trost wird gedeyen/ wann man ihm selber/ oder andern Leich-betrübten/ vorstellet: wir GOtt diß Kleinod zu sich genommen/ bei dem es nun aufs allerbäste verwahrt sei; wie es nach Gottes Willen ergangen/ deme man nicht widerstreben müße; wie dieser Göttlicher Wille allezeit gut sei/ und auf unser bästes denke/ ob schon die Umstände böse scheinen; wie man/ mit Hiob/ GOtt auch im Creutz loben und sagen müße/ der HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen; wie GOtt/ was er gegeben und genommen/ dort im Himmel wiedergeben werde/ und es billig heiße/ Wiedersehen macht/ daß man Scheidends nicht acht. Man muß anführen/ daß diß Leben ein täglicher Tod sei/ da man nur immer sündigen/ leiden und streiten muß; und wie man im Tode/ der alles Ubel endet/ und die Thür zur Seeligkeit ist/ erst ewig zu leben anfahe; wie der Verstorbene hier beschwerlich in der Fremde gereiset/ mühsam gearbeitet und gelaufen/ gefärlich gekrieget und See-gefahren/ elendiglich [S] gefangen gesessen: den der Tod hingegen nun ins ewige Vatterland heimgeführet/ zu Ruh und in den Himmels-Port gebracht/ mit dem SiegesKranz gekrönet und aus dem Gefängnis erlöset/ die JEsus-vermählte Seele ihrem Bräutigam zugeführet/ und den UnglücksWinter in einen immerwährenden Freuden-Früling verwandlet. Man kan hinzu setzen/ daß es darum ein Neid seyn werde/ wann man den Verstorbenen in seiner Freude betrauren wolte/ und daß man gleichseeligen Wechsel vielmehr zu wünschen habe.' | 'Die Thaten/ sind eine Historie/ als das Opfer Isaacs/ Josefs Keuschheit/ Davids Goliath-Sieg.' | 'Man kan aber nicht allein Lob- sondern auch Scheltreden: maßen jenes Isaac und Jacob/ dieses Ismael und Esau verdienen.' | 'Also kan man/ gegen einer Lucretia und Catharina oder Reinhild/ von ihrer Keuschheit/ gegen einen Joseph von seinem Ehrwachstum reden/ und aus Gabriel Gar-Lieb/ aus Simeon in Mose/ aus Daniel in Adel/ aus Gustavus Augustus/ machen. Wer den Namen über alle Namen/ den [S] allerwürdigsten Namen JEsus liebet/ der wird ihme/ mit mir/ gerne folgendes Bitt- und EhrenLiied widmen. ¶ 1 JEsu! dich verehre ich/' | 'Man vergleicht ihn mit andren/ die vordessen gelebt und ihre Nation errettet: sonderlich mit Abraham/ Josua/ Gideon/ Simson/ David und andren Bekandten des Volks Israel/ und mit andren Helden aus den Welt-Historien.' | '194 Wer ist/ der uns zu mehrerm Dank verbindet/ als der große GOtt/ unser Vatter und Erlöser? Was hülfe uns aber die Erschaff- und Erhaltung/ wann wir nicht von Sünden erlöst und also zum Ewigen Leben erkauft wären. So folget dann hiermit ein zu GOtt aus dem CXVI Psalm abgehendes ¶ DankLied ¶ für die Vergebung der Sünden. […] [S] […] ¶ 195 Solch ein DankGedicht ist auch/ des geistreichen Paul Gerhards Lied/ (Wer wol auf ist und gesund) worinn man GOtt für die Gesundheit danket/ welche/ nach der Seel-Versöhnung/ wol die edelste Gabe Gottes ist. Dieses schöne Lied/ wird mit GOtt/ künftig in meiner Geistlichen HausCapelle zu finden seyn. Bei den Latinern und Griechen/ werden dieser Art Gedichte Soteria genennet. Dergleichen eines/ von dem preiswürdigen Preußen/ H. Kempio A. 1664 an mich geschrieben/ in ermangelung eines andern/ allhier zum Beispiele dienen kan. ¶ Clio! sei mit mir erfreut/' | 'maßen/ da ja in Comödien von Tugenden/ und in Tragödien von Helden und Helden-Thaten gehandelt wird/ jene schicklicher TugendSpiele/ diese Helden-Spiele/ können genennt werden. Dieser letzern Gattung sind/ meine Margenis/ die vom Teutschen Frieden und Unfrieden/ unter dem Fürhang [S] eines Gedichtes handlet/ und der aus H. P. MaseniiLatinischem übersezte Androfilo. Diesen aber ist vorgegangen die Psyche/ welche/ gleich dem vorigen Schauspiel/ unter einem Gedichte/ von der Erschaffung/ Abfall und Erlösung des Menschen handlet/ aber die Historie weiter und bis zur lezten JEsus-Zukunf hinausführet. Und dieses wird/ als ein Beispiel/ drunten zu Ende angehänget.' | 'II Geistlicher Weyrauch: Ein Dutzet AndachtLieder/ samt XII Dutzet TagSeufzer. A. 1652 bei J. Dümlern in 12. Ist abgegangen. ¶ III. Passion-Andachten: In der Dilherrischen CharWoche A. 1653 bei J. A. Endter. in 12. [S] ¶ IV Vom Fato oder GottesGeschicke/ ein Dutzet Sinnbilder und Lieder: bei H. D. Wülfers Vertheid. Gottesgeschicke A. 1655 in 12. ¶ V Teutsche Schau-Bühne: IV Schauspiele I die Verliebte/ Betrübte und Wieder-erfreute Margenis/ 2 Androfilo oder die WunderLiebe/ 3 Silvia oder die Wunderthätige Schönheit/ 4 Bivium Herculis oder Tugend- und Laster-Leben. NB Das erste ist in 12 zu finden bei G. Scheurer in Nürnb. die drei andere sollen folgen.' | 'IX Sonn- und FestTags-Andachten: in der Dilherrischen Hand-Postill. ap. Eosd. in 8. 1661.' | 'Zum beispiel/ der König David kan heißen/ der braune/ liebbare/ dapfere/ großglaubige/ süßspielende/ flüchtige/ herrschende David: wann ich ihn aber nennen wolte den Weidenden/ da er auf dem Thron sitzet/ oder den Gekrönten/ da er der Schafe hütet/ würde es gar übel klappen.' | 'Also kan man sagen/ der dreibeleibte [S] Mann (Geryon,) […] der Gold-gekrönte Poet/ (David)' | 'als wann ich sage/ der Hirt von Bethlehem/ der Mann nach Gottes Herzen/ der Jesse-Sohn und JEsus-Vatter/ der Schleuder-sieger/ König der Poeten/ etc. und darunter den David verstehe.' | 'Morgen-Lied. […] [S] […] ¶ Dieses Lied ist/ aus D. Josua Stegmanns Herzens-Seufzern entlehnt/ und hieher übertragen worden: zum Fürbilde/ daß man zuweilen ein altes Lied wol etwas schicklicher einrichten/ und damit beliebter machen möge.' | '101 Weil diese Art noch neu und etwas ungemein ist/ als wird allhier noch beigefüget/ das Gebet Jesu Sirachs/ (a [Sir. 50. c. 24.]) als ein ¶ Malzeit-DankLied.' | 'Sih/ ich bin des HErren Magd/ […] (a [Luc. 2. V. 38])'

Morhof, Daniel Georg

Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie

| 'thels weil ich in einem Lateinischen Buche solches vollständiger/ ob GOtt will vortragen werde.' | 'Welches alles mit grossen Fleiß untersuchet hat/ mein sehr grosser Gönner und Freund/ Herr Cas-[S]par Voigt/ hochverdienter Bürgermeister der Stad Wißmar/ von welchem die gelehrte Welt dermahleins/ so ihm Gott/ wie ich von Hertzen wünsche/ das Leben fristet/ eine außführliche Arbeit hierüber zu sehen haben wird.' | 'Hierzu kan auch zum Zeugnis dienen/ was Gassendus von dem unvergleichlichem Manne dem Peirescio in der Beschreibung seines Lebens p. 195. auffgezeichnet: Ad Anastasium Nannetensem Capuccinium plurima perscripsit de lingua Aremorica, in quâ consensit plurimas antiquarum vocum latinarum esse radices.' | 'Lutherus hat zwar ein Büchlein von den Nominibus propriis der alten Teutschen/ und Gottfried Wegener Anmerckungen darüber geschrieben.' | 'Man hat auch wie Martinus Martinius in seinem Atlanto Sinico meldet/ ein Buch mit Gothische Buchstaben geschrieben in China gefunden/ dem etwas von der H. Schrifft in Lateinischer Sprache beygefügt gewesen. [S] Vidi, sagt er/ unà cum Sociis hîc apud literatum quendam volumen vetus, Gothicis characteribus diligentissimè exaratum. Adhibita fuit papyri loco tenuissima membrana. Maxima Scripturae Sacrae pars Latinè erat conscripta. Tentavi librum ut consequerer: ad ejus Dominus tametsi gentilis, nec prece nec precio ullo adduci potuit, ut traderet, in sua familia per multas jam nepotum progenies tanquam rarissimum quoddam antiquitatis cimelium ad servatum illud adserens, Es scheinet aber daß dieses Buch nichts anders gewesen/ als die Evangelica Gothica, die auß dem Codice argenteo von Francisco Junio mit seinen Anmerckungen/ und vor etlichen Jahren in Schweden heraußgegeben.' | 'Das Wort Bara [S] bey den AEgyptern, ist/ was bey uns eine Bahr/ Siehe Kircherum in Obelisc. Pamphil. lib. 5. p. 472. dessen Prodromus Copt: viel solche gleichlautende Wörter hat.' | 'Daher meinet Kircherus in Oedip. AEgypt: Synt. 3. c. 6. komme des Jovis Ammonis Beynahme.' | 'Kircherus in seinem Buch de Turri Babel. lib. 3. sect. 3. c. 4. macht die Holländische/ Englische und Westpfälische zu Töchter der Teutschen' | 'Es zeigt zum Theil das Instrumentum plenariae securitatis welches zu Justiniani Zeiten geschrieben/ und Anno 1641. von Gabriele Naudeo auß der Bibliothec des Cardinalis â Balneo (der die Abschrifft aus der Königlichen Bibliothec in Franckreich bekommen) herauß gegeben.' | 'In dem alten Gothischen ist Mats, davon Matza vesci, und das Compositum Matibalg, Pera, ein Speisesack/ das bey den Dänen Madpose/ welches vorkomt in den Gothischen Evangelien Marc. 6, 8. Luc. 9, 3. wie auch Nathamat, Abendmahlzeit/ Undauknimat, Mittagsmahl' | 'Bey den Otfrido lib. 2. Evangel. cap. 11. wird die Mörder-Grube genant scahero luage, und lib. 4. c. 27. 31. die mit Christo gecreutzigte Mörder Scahero, Lutherus nennet sie gleichfals Schächer.' | 'UNda bey den Lateinern/ auch bey den Teutschen ist Unde gebräuchlich. Welches im Lobwasser. Ps. 51. noch gefunden wird/ Lösch die auß mit deiner Gnaden Unden.' | 'In den Gothischen Evangeliis hat man das Wort VVair Luc. 8, 27. VVairos twai, Viri duo. Zween Männer. Luc. 9, 30. [...] So findet man in der Angelsächsischen übersetzung des ersten Psalms: Eath Ver Beatus Vir.' | 'Willeramus in Paraphrasi Cantici Canticorum min Wino dilectus meus.' | 'Hucbaldus Monachus Elromensis in vitâ S. Lebvini Pres-[S]byteri cap.1. Lebvinum carum sibi amicum juxta idioma nominis sui optime congruentis.' | 'es konte ein grosses Buch davon zusammen getragen werden/ und werde ich ob GOtt will hievon absonderlich und außführlich handeln.' | 'Der gelahrte Bischoff Godeau, welcher selbst die Psalmen Davids in die sauberste und zierlichste Frantzösische Verse gebracht/ hat zu seinem Lobe [Malherbe, J.T.] eine eigene Schrifft auffgesetzet/' | "Es wurden auff des Cardinal Richelieu angeben einige Zusammenkünffte gehalten/ darin von allen dieses Werck [Cid, J.T.] gar genau geurtheilet ward / welche Urtheile hervor gegeben/ und ist das jenige was sie getadelt/ wieder von Corneille verthediget worden. Der Herr de Scudery hiedurch auffgemuntert hat eine Tragoedie erfunden/ dessen titul l'Amour Tyrannique, welches dem Cardinal gleichfals ein grosses Vergnügen gegeben. Es hat der Corneille einen Bruder gehabt/ der ihm hierin nichts nachgegeben: Er aber hat endlich diese weltliche Sachen fahren lassen und sich auff den Kempis de Imitatione Christi in Frantzösische Verse zu übersetzen begeben." | 'Sorell gedencket noch des Pere le Moine le Saint Louys, le S. Paul de M. Godeau, le Moyse sauvé de M. de S. Aymant, le Clouis de M. Desmarests, le David de M. de Lesfargue.' | 'Es sein auch etliche auff diese Gedancken kommen/ daß sie die gemeine Italiänische Sprache in öffentlichen Schrifften erhoebn und der Lateinischen vorgezogen/ als Joannes Baptista Evan-[S]gelista Picenus in einer absonderlichen Oration, und Alexander Tasson Pensieri diversi lib. 9. qu. 15.' | 'Castravilla hatte zwey Bücher wieder den Dantem geschrieben/ welche Jacobus Mazonius widerleget/ erweisend daß des Dantes (divini hominis, wie er sagt) Comoedia unbillig getadelt werde.' | 'Selbiger [Claudius Verdierus, J.T.] hat auch Petrarcham beschuldigen wollen/ als hätte er die erfindung seiner Triumphorum auß einem alten Poëten genommen/ dessen Lactantius lib. I. Instit. divin. gedencket.' | 'Es wird von dem Nicolao Antonio auch Gar-[S]sias Laso de la Vega des Königs Ferdinandi Raht und Legatus an den Pabst gelobet/ welcher auß den Lateinischen und Italiänischen Carminibus, die er fleissig gelesen/ die beste ahrt zu poetisiren angenommen/ auch einige Form der Italiänischen Reimgebände der Spanischen Sprache einverleibet. Dessen Wercke sein mit des vornehmen Philologi Francisci Sancti Anmerckungen zu Salmantica im 1574ten Jahr heraußgegeben/ welcher nachgewiesen/ wo der Autor die alten Poeten in seinem Wercke gefolget/ und ihnen die Zierlichkeiten abgeliehen. In Geistlichen Sachen lobt er den Alphonsum de Ledesma welcher in kurtzen Spanischen Versen und Epigrammatibus dieselbe vorgestellet/ und den Zunahmen des Divini bey ihnen erworben. [...] [S] [...] Seine Schrifften sein: Conceptos Espirituales, Epigramas y Geroglyficos al Vida de Christo & c.' | 'Derselbe Spelmannus erwehnet/ in den notis ad §. 43. daß der AElfredus in diesen Gesängen zu machen dem heiligen Aldhelmo der fast in die 200 Jahr vor ihm gelebet/ nachgefolgt. von welchen Malmesburiensis lib. 5. de gestis Pontificum dieses erzehlet: [...] Populum eo tempore semibarbarum parum divinis sermonibus intentum cantatis missis do-[S]mos cursitare solitum. Ideo sanctum virum super pontem, qui urbem & rura continet abeuntibus se opposuisse obicem quasi artem contandi professum. Eò plus quam semel facto plebis favorem & concursum emeritum, sensimque inter ludicra verbis scripturarum insertis cives ad sanctitatem reduxisse, qui si severe & cum excommunicatione agendum putasset, profectò profecisset nihil. Diese sein trefliche Exempel/ wie durch hülffe der Poesi die Leute zur GOttesfurcht und Tugend zu bringen.' | 'Sehet hier ein trefliches Zeugniß/ von einem so grossen Mann/ der dieses John Donne seine Poetische Wercke/ die er in seiner Jugend geschrieben/ (denn in seinem Männlichen Alter hat er als Decanus der S. Paulus Kirchen viel geistreicher Predigten hervorgegeben) so hoch gehalten/ daß er sie des Ubersetzens würdig geachtet/ der in seiner Sprache nicht allein/ sondern auch in der Lateinischen so viel herrlicher sinnreicher Verse geschrieben/ die diese selbst übergehen.' | 'George Herbert hat sehr gute Geistliche Oden geschrieben/ auff welchen Abrah. Cowley eine trefliche Lobschrifft gemacht/ und dem der Cantzler Baco Verulamius seine in Verse übersetzte Psalmen Davids zu geschrieben hat/ welche selber von keinen gemeinen Geiste seyn;' | 'Ich hoffe ob Gott will noch einmahl die Gelegenheit zu haben/ nicht allein ihnen [den Engländern, J.T.] sondern auch andern Nationen, die dergleichen Schnarchereyen über die Teutsche machen/ in einem absonderlichem Werck zu zeigen: daß die Verdienste derselben in allen Wissenschafften grösser sein/ als daß sie von ihnen können erkant und vergolten werden: ja daß wir in vielen Künsten ihre Lehrmeister gewesen.' | 'Es wäre des Verdiers Urthel nicht groß zu achten; aber der gelehrte Cardinal Perronius ist selbst in der Meinung/ denn in den Excerptis, die die fratres Puteani von ihm auffgezeichnet/ seyn diese Worte außdrücklich zu finden p. 284.' | 'Was nun die Uhralte Zeit anlanget/ so haben wir deren keine Nachricht als welche wir beym Tacito finden. Desselben Worte lauten also: Celebrant carminibus antiquis (quod unum apud illos memoriae & annalium genus est (Tui-[S]stonem Deum terrâ editum, & filium Mannum, originem gentis conditoresque.' | '["Herr Rudbeck aus des Taubmanni Vorrede in Culicem Virgilianum" (291) [301], J.T.] Setzet so fort darauff: Verum enim vero nostra ipsorum sponte largiemur eis poëma multo antiquius seculorum nempe octo ex Ottfridi Evangeliis.' | 'Caroli des Grossen Sohn Ludovicus, [S] hat sich zum ersten bemühet die gantze Heilige Schrifft in teutsche Verse zu bringen/ damit auch das gemeine Volck den Verstand haben/ und sie zugleich dem Gedächtniß einverleiben könte. Diß erwehnet Andr. du Chesne tom. 2. p. 326, welcher aus der Vorrede eines alten in Sächsischer Sprache geschriebenen Buchs dieses zum Zeugniß anführet: Cum divinorum librorum solummodo literati atque eruditi prius notitiam haberent ejus studio atque imperii tempore, sed Dei omnipotentia atque inchoantia mirabiliter actum est nuper, ut cunctus populus suae ditioni subditus Theudisca loquens lingua, ejusdem divinae lectionis nihilominus notitiam acceperit. Praecepit namque cuidam uni de gente Saxonum, qui apud suos non ignobilis vates habebatur, ut vetus ac Novum Testamentum in germanicam linguam poëticè transferre studeret: quatenus non solum literatis verum etiam illiteratis sacra divinorum praeceptorum lectio panderetur. [...][S][...] Diese ist ohne zweiffel die älteste Ubersetzung die in den Historien zu finden; nur daß vom Carolo M. einige melden/ ob hätte er das Neue Testament in Teutsch übersetzen lassen/ und Gesnerus in seinem Mithridate p. 46. gedencket/ es weren die Psalmen Davids zu der Zeit verteutscht noch in dem Kloster S. Galli verhanden. Rhenanus schreibet dem Valdoni Episcopo Frisingensi die Ubersetzungen der Evangelien zu/ so im Jahr 800 geschehen. Man hat auch noch daß Gebeht des HErrn/ das Symbolum Apostolicum zu der Zeit oder noch vor derselben geschrieben/ so aus der Bibliotheca Vaticana hervor gekommen/ welche Marquardus Freherus mit Anmerckungen heraußgegeben/ und welche auch bey dem Winckelmann in seiner Notitia Westphaliae l. 3. c. 7. zu finden. Man hat auch noch einige Anglo-Saxoni-[S]sche Psalmen/ welche Johannes Seldenus mit seinen gelahrten Anmerckungen gezieret. Auch ist eine Saxonische und Hochteutsche formul des Symboli vom Boxhornio heraußgegeben. Lambecius hat in lib. 2. comm. de Bibl. Vindobonensi c. 5. p. 38, noch eine Teutsche Beicht formul, die Carolus M. gebraucht haben soll/ und p. 388. die Erzehlung deß was zwischen Christo und dem Samaritanischen Weibe vorgegangen in alter teutscher Sprache. Es wurdert mich daß Hottingerus, da er Bibl. Theolog. l. I. c. 3. so fleissig ist in den vielfältigsten Ubersetzungen der Biebel hervor zu suchen/ dieser/ die von dem Ludovico I. angestellet/ nichts gedencket. Es ist aber vermuthlich daß sie verlohren gegangen. Ich habe zwar einige Sächsche Ubersetzung des Neuen Testaments/ oder vielmehr eine paraphrasin rhythmicam gesehen/ die aber viel neuer gewesen/ und mit vielen andern Erzehlungen vom Leben Christi/ die in der Bibel nicht enthalten/ vermischt. The-[S]odorus Bibliander in seinem Buch de ratione communi omnium linguarum p. 49[/Aq]. hat auch einer Poetischen Ubersetzung des Alten Testaments gedacht. Legi vetus instrumentum versibus germanicis redditum â Rodolfo quodam oriundo ex familia quae nomen habet ab eminente arce in Rhaetia, quam vulgus nominat hohen Ems, idque rogatu & jussu Regis Chonradi, fil: Friderichi secundi Caesaris Augusti: qui versus orthographiâ, verbis, inflexione, structura modoque carminis discrepant â praesente consuetudine. Id quod uno exemplo perstringam: nam de fide Gabeonitis â losua & caeteris Israëlitis data sic canit ¶ Swel man den Ban GOtts breche ¶ [...] ¶ pro illo quod sermo nunc usitatus diceret ¶ Welcher Mann den GOttes Ban bräch ¶ [...] ¶ Diese ist aber/ wie er schreibt/ viel jünger und in Hochteutsch geschrieben. Melchior Goldastus Tom. 1. Rer. Alemanicar, [S] p. 198. thut auch hiervon einige Erwehnung/ und berichtet/ daß sie in der Schobingerschen Bibliothec verhanden. In seinen Anmerckungen über die Teutsche Paraeneses führet er viel aus einer Paraphrasi veteris Testamenti an: aber er nennet den Autorem Anonymum antiquissimum, denn er selbst doch in seinen Alemannicis Rodolphum ab Ems genant/ daß ich also im Zweiffel stehen muß/ ob es dieselbe oder ein ander paraphrasis sey.' | 'Hottingerus erwehnet am vorigem Ohrte einer andern die er vor sehr alt hält/ auß welcher ihm einzige fragmenta zu handen kommen/ deren eins wir hieher setzen wollen aus der Historia von Joseph. ¶ Do der hunger sere/ ie mere und aber meere.' | 'Zu des Lotharii I. Zeiten hat gelebet Ottfriedus ein Munch des Klosters Weissenburg/ hat aber unter Ludovici II. Zeit erstlich die Evangelia in alten Teutschen Versen heraußgegeben/ und dem Luithberto Meintzischen Ertzbischoff zu geschrieben. Er war des Rabani Mauri Lehrjünger. Ist also vielleicht ein Fehler der flüchtigen Feder/ daß der Herr Hoffmann in der Vorrede seiner Getichte ihn unter die Zeit des Lotharii und Friedrichs setzt/ wodurch niemand anders als Lotharius II. und Fridericus Barbarossa könte verstanden werden. Aber er hat vielleicht an stat Fridrichs den Nahmen Ludewig schreiben wollen. Beatus Rhenanus hat zu erst diß Buch gefunden. [S] wie er selbst in seinen rebus Germanicis erzehlet. Hernach hat es Matthias Flacius Illyricus zu Basel heraußgegeben unter dieser Uberschrifft Ottfridi Evangelium, liber veterum Germanorum Grammaticae, poëseos, theologiae praeclarum monumentum. Mit dieser Edition ist der Herr Lambecius lib. 2. comm. de Bibl. Vindobonensi c. 5. nicht zu frieden/ weil er sie vor gantz unvollkommen hält/ und sehr viel Fehler darin angemercket. Er hat eine dreyfache Vorrede: die eine lautet an Salomon einen Bischoff zu Costnitz: die andere an König Ludewig beide in Teutschen Versen/ deren erste Buchstaben wenn sie zusammen gelesen werden einen absonderlichen Verstand machen: welche Carmina bey den Griechen [griech.] genant worden: die dritte an den Ertzbischoff zu Meintz Luitbert in Lateinischer Sprache. Worinnen er zu verstehen gibt/ daß er auff Bitte seiner Brüder und der Kayserin Judithae, der vor andern Weltlichen und unflätigen Gedichten geeckelt [S] die Mühe auff sich genommen/ und ein Theil der Evangelien in Teutsche Verse übersetzet. Woraus denn erhält/ daß doch vorhin einige Lieder und Getichte in Liebessachen müssen gewesen sein. Die Verse sind des Maasses und der rauhen Sprache wegen sehr unlieblich/ über welche er sehr klaget in der Vorrede seiner Evangelien. Die wenigen Verse die der Herr Hoffmann in seiner Vorrede aus ihm anführet und in Verse übersetzet zeigen daß dennoch unter diesem so grobem Kittel der Sprache ein guter Geist verborgen gewesen. Er hat noch andere dinge in Teutscher Sprache geschrieben/ als Predigten über die Evangelia/ Paraphrases in Canticum Esaiae, Ezechiae, Hannae, Moisis, Zachariae, Mariae über das Vater Unser/ über des Athanasii Symbolum, über die Psalmen Davids/ und noch drey grosse Bucher über dieselbe. Lambecius hat l. 2. c. 5. p. 46. als zur Probe den ersten Psalm angeführet/ hält es vor ein sonderliches sel-[S]tenes Gedenckmahl der alten Sprache/ wünschend deß es dermahleins ans Licht gebracht würde: Trithemius in seinem Buch de Scriptorib[?] Ecclesiasticis nennet diesen Ottfridam, Virum in divinis scripturis eruditissimum, & in secularibus Virum egregiè doctum, Philosophum, Rhetorem, Poêtam insignum ingenio excellenti & disertum eloquio. Zu Henrici des III. und IV. Zeiten lebte Willeramus, ein gelehrter Abt zu Merßburg/ welcher über das Hohelied Salomonis eine Lateinische Paraphrasin metro rythmicam geschrieben/ und auch eine Teutsche in ungebundener Rede. Selber gehöret woll nicht unter die Teutsche Poeten/ aber er ist werth/ daß wir ihn hier berühren. Es ist ein schönes Denckmahl der alten Sprache/ und kan man einen sonderlichen Verstand darin mercken. Die Lateinische Verse sind auch nicht so gar zu verachten/ nur daß sie mit der damahls üblichen Reimerey auch angefüllet sein. Der Paulus Merula hat diesen Autorem zu erst her-[S]ausgegeben mit seinen Anmerckungen.' | 'Das eintzige Exempel des Ottfridi, welches er ["Der Herr de Casaneuve in seinem Buch de l\'Origine des Jeuxfleureaux" (321) [331], J.T.] anführet/ widerlegt ihn/ welcher Reime geschrieben/ ehe noch von einigen Frantzosen etwas vorgewiesen worden. Es ist bekant/ daß die Provinciales Potae etwa vor fünffhundert Jahren erstlich angefangen. Man kan keine Aeltere bringen/ und hat der erste den Claude Fauchet setzet/ im Jahr 1155 geschrieben/ welches eben in die Regierung des Friderici Barbarossae fällt/ da die Teutsche Poesey in vollem schwange war/ und nach ihrer Art/ ja so gut und besser als der Provençalen ihre außgeübt. Ottfridus aber hat lange zuvor seine Verse geschrieben/ [S] und ist er nicht der erste gewesen/ der Reymen geschrieben/ wie de Casaneuve meint: denn Ottfridus gedenckt selbst in seiner Vorrede der Liebeslieder/ die damahls im schwange gerwesen/ ob gleich die Sprache grob und ungeschickt/ darüber Ottfridus klagt. Denn es folget nicht: Ottfridus klagt über die Mühe/ die er der rauen Sprache halber gehabt/ darum ist er der erste gewesen/ der die Reime gemacht. Carolus M. hat die Grammatic zu seiner Zeit erstlich zu schreiben angefangen/ und waren doch vor ihm von Taciti Zeiten her und drüber Lieder gewesen/ die er in ein Buch versamlen lassen. Wir haben droben erwiesen/ daß auf Ludovici I. Befehl eine Paraphrasis des Alten und Neuen Testaments in alten Sächschen Versen verfertiget/ die noch älter als des Ottfridi seine. Ist also falsch/ daß diese des Ottfridi ersten Reime gewesen.' | 'auch des St. Annonis, eines Cölnischen Ertz Bischoffen/ Teutsche Verse/ vor etwa 600. Jahren geschrieben/ die Herr Opitz noch kurtz vor seinem Tode mit Anmerckungen heraußgegeben.' | 'Wir haben dessen ein unvergleichliches Exempel an dem Hoch-[S]würdigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Ferdinand/ Bischoffen zu Münster/ dessen Hochfürstl. Gnade selbst die Feder zur Hand genommen und die unsterbliche Arbeit Monumentorum Paderbornensium zu aller Gelehrten verwunderung der Welt als einen kostbahren Schatz geschencket.' | 'Von diesem Petro Dresdensi und seinen Liedern kan ein mehres bey dem Herrn Thomasio in einer absonderlichen Dissertation de Petro Dresdensi gelesen werden. Matthias Flacius gedencket in seinem Catalogo Test. Veritatis lib. 19.' | 'Zu derselben Zeit des Hugo von Trimbergs lebte Freydanck/ der von jenem offt angeführet wird/ hat ein Buch in teutschen Reimen geschrieben/ so er die Laien Bibel nennet/ darinnen er die fürnehmste Historien altes und neues Testaments in teutsche Verse verfaßt/ und allerhand feine Lehren mit untermischt. Er hat auch einen Außzug der siebenden Zahl aus der Bibel und den Chronicken hervorgegeben/ dessen doch Leonhard Wurffbain in seinem Buch de Septenario keine Erwehnung gethan. Sie sein zu Franckfurth Anno 1569. gedruckt.' | 'Der ware Autor aber ist Melchior Pfintzing/ er solches dem Carolo V. zugeschrieben im Jahr 1517. Er nennet sich I. Majestät Capellanen zu St. Alban bey Meintz und St. Seebald zu Nürnberg Probsten.' | 'Daß wir in Teutschland ältere gehabt haben/ ist droben er-[S]wiesen/ und schrieb um Ludovico II. Zeit der Ottfridus seine Evangelia.' | 'Dann die geistliche Lieder und Psalmen/ die bey ihnen in Verse gesetzt/ und das Finni-[S]sche Chronicon in Finnischen Reimen/ so zu Abo 1658. heraußgegangen/ sein wie ich vermeine/ uach art der Schwedischen eingerichtet. Petrus Bäng Professor Theologiae auff der Finländischen Academia zu Abo hat in seiner Historiâ Ecclesiasticâ Sueo-Gothorum lib. 6. cap. 6. auß des Agricolae, eines Wiburgischen Bischoffs Poetischen Vorrede über die Psalmen Davids/ einige Finnische Verse angeführet/ worinnen die Nahmen der alten Finnischen Götter erzehlet werden/ diese sein aber nach art der Teutschen gemacht.' | 'Wir sein dem Sehl. Herrn Oleario sehr verpflichtet/' | 'Ich muß zwar bekennen/ daß bißweilen auch bey den gemeinen ungelehrten Leuten ein Tichter-Geist sich erreget/ sich über deren Verstand erhebet/ und was ungemeines bey sich führet/ wie dann der jenige Baur Benedictus gewesen/ dessen Jan. Nic. Erythraeus gedencket/ welcher nach verrichteter Baurarbeit Verse geschrieben/ und unter andern Illustre poëma, (wie ers nennet) quod cum omnibus ab aliis editis eruditione elegantiaque aequari conferrique posse videatur, de Ignatio Lojolâ Soc. Jesu fundatore.' | 'Hingegen sein gelehrte Leute die in Lateinischer Sprache die grösten Poeten sein/ und in Teutscher gantz [S] außarten/ nach des Ennii art/ ingenio maximi, arte rudes, wie Jacob Balde in seinen Teutschen Carminibus de vanitate Mundi und Zacharias Lundius in seinen Teutschen Poëmatibus, die doch beyde schöne Lateinische Carmina geschrieben.' | 'Diese [Sibylla Schwarz, J.T.] war traun ein Wunder ihrer Zeit/ dann sie hat von dem dreyzehenden Jahr ihres Alters [S] bis zum siebenzehnden/ worin sie seeligen Todes verblichen/ Verse geschrieben/ die vor solche zarte Jugend und zwar einer Frauenperson/ unvergleichlich sein.' | "Nach ihrem [Sibylla Schwarz', J.T.] Tod sein ihre Verse von M. Samuel Gerlach zu Dantzig Anno 1650. in 4to[/Aq] heraußgegeben/ und mit des Herrn Pastorii und Herrn Titii auffrichtigen Lobsprüchen beehret." | 'Wir müssen auch allhier der Frauen Gertrud Müllerin des Sehl. Hn. Petri Müllern gewesenen Med. D. und Professoris auff der Königsbergischen Academie, Eheliebsten/ gebohrnen Eifflerin/ nicht vergessen/ welche ein Buch Teutscher Oden/ die so woll gesetzet sein/ als sie der beste Poet setzen mag/ an das Licht gegegen.' | 'Der Wallefridus Strabo de Vitâ Galli cap. 6. nennet linguam Alemannicam barbaricam locutionem. Derselbe hat de reb. Ecclesiast. c. 7. diese Worte. Dicam secundum nostram barbariem, quae est Theodisca.' | 'Diese des Caroli M. Grammâtica ist wie Gesnerus in seiner Bibliothecâ erwehnet noch zu seiner Zeit verhanden gewesen. Sie ist aber dennoch nicht zur Vollkommenheit gebracht: denn es klaget nachgehends der Ottfridus in der Vorrede seiner Evangelien sehr über die härtigkeit und unfreundlichkeit der Sprache.' | 'Welches vom Herrn Becchero in seinem Charactere Universali, und nachgehends von Kirchero in seiner Polygraphia, vorgestellet worden' | 'Man hat einige alte Glossaria, so billig in hohem werthe zu halten sein/ weil in diesen der ietzigen Sprache Stammwörter zum theil stecken; Da ist des Rabani Mauri Glossarium Latino-Theodiscum, in tota Biblia Veteris & Novi Testamenti, so noch nimmmer hervorgegeben. Dieses Buch hat Lambecius auff seine Tyrolischen Reise irgend in einem Schloß unter alten Büchern gefunden/ [S] und der Keyserlichen Wienischen Bibliotheck einverleibet/ hat auch versprochen in seinem Syntagmate rerum Germanicarum es hervorzugeben/ welche Hoffnung nun verloschen. Er setzet den Anfang dieses Glossarii lib. 2. com. de Biblioth. Vindob. c. 5. p. 416. welcher also lautet Pikinnant Samenunga Uuorto fona dero nivum anti deru altun Euu. Inchoant congregationes verborum ex novo & vetere testamento. Dieses ist warlich eine schöne antiquität; dann es ist etwa Anno Chr. 847. geschrieben.' | 'Es hat auch ferner ein Munch zu S. [S] Gallen Kero genant/ Interpretationem vocabulorum barbaricorum, wie er die Teutsche Wörter nennet/ geschrieben/ so an eben demselben Ohrt bey Goldasto à p. 69. usque 92. befindlich.' | 'Derselbige Melchior Goldastus hat in seinem Tom. I. Rerum Alemannicarum ein Glossarium hinzugesetzt/ wie auch Marq. Freherus in dem seinigen/ welcher auch ein vollständiges Lexicon Etymologium der Teutschen Sprache versprochen/ wie Melchior Adami in seiner Lebensbeschreibung bezeuget. Er hat auch vorgehabt [griech.] f. de nominibus propriis Alemannorum tractatum. Wovon der Herr Lutherus ein absonderlich Büchlein auch geschrieben/ das von Gottfried Wegener mit Anmerckungen neulich wieder heraußgegeben.' | 'Diß muß insonderheit in acht genommen werden/ daß in allen Sprachen die Syntaxis in Carmine von der Syntaxi in Prosa verschieden sey/ wie dieses in Griechischer und Lateinischer Sprache bekant ist/ und solches in dieser Masenius Palaestr. Eloq. ligatae lib. 2. c. 12. gar artig außgeführet.' | 'Dergleichen artificium eignet ihm Kircherus im Lateinischen zu/ gleich wie er auch einige Erfindungen hat einen der Music unwissenden dahin zu bringen/ daß er etwas richtig in die Music setzen solle.' | 'So hat auch Quiri-[S]nus Kuhlman in seinem Prodromo Quinquennii mirabilis ein Buch verheissen/ dessen Titul sehr weit hinauß siehet: Ars magna Poëtica, Versificatoria, Rhythmica in quâ porta ad Germanicam triplicem Poesin cum Deo aperienda, multa millia carminum genera docenda, Epitheta plusquam 100000 Poëtica virtute inventorum novorumm artis Alphabetorum eruenda: verbo: in paucis quibusdam methodus demonstranda tantae perfectitudinis, ut Teutonica lingua cum aliis non de copiâ solum, sed de ipso principatu elaborationis possit contendere facillime. In seiner Epistel de mirabilibus quibusdam inventis, gedencket er auch dieser Erfindung/ und gibt zu verstehen/ daß solches in einer Rotâ Naturae bestehe. Worauß zu sehen/ daß es dem Artificio Lulliano gleich sein müsse.' | 'Es ist aber gleich viel/ ob ich die Artem Lullianam oder die zehn Praedicamenta dazu gebrauche. Wovon ich ob ob GOtt will in einem Buche de arguta dictione mit mehren handeln will.' | 'So hat auch Masenius ein Lateinisches Saufflied in seiner Comoedia, Bacchi Schola eversa, und einer Petermann des Risten Himmlische Lieder in Lateinische Reimen gebracht.' | "Die so genandte Versus Leonini haben sonst in der Lateinischen Sprache zeitig den Anfang genommen/ und erweiset Naudaeus Addition. à l'Histoire de Louys XI. p. 146, daß schon Anno Chr. 480, man dergleichen art Verse gehabt. [S] Nachgehends sind dieselben so in den Gebrauch gekommen/ daß man keine andere als diese beliebet/ insonderheit in dem zwölfften seculo. Worunter des Bernhardi Morlanensis[/Aq], die er de contemptu mundi geschrieben/ die allerartigsten sein." | 'Unter allen diesen Arten [S] sein des Rabani Mauri Lateinische Carmina, darin so vielerley art Kreutze gebildet werden verwunderns würdig: dann es muß dieser Mann eine unglaubliche Mühe gehabt haben/ deren so gar verschiedene Formen/ in so vielerley art Verse zu verfassen.' | 'Zu solchem Ende kan man in der Teutschen Tichterey eben solche Excerpta machen/ wie in der Lateinischen/ davon ich/ ob GOtt will/ in einem andern Buche mit mehrem handeln will.' | 'Masenius hat einen kurtzen Außzug aus ihm [Cesare Ripa, J.T.] und andern gemacht in seinem Speculo imaginum veritatis occultae.' | 'Es sagt der Cardinal Perronius in seinen Excerptis gar artig.' | 'Der Cardinal Perron hat gar weißlich geurtheilet/ wie in den Excerptis p. 193. zu sehen/ daß die Sprachen den Ursprung von der Nothwendigkeit haben/ aber durch die affectation verdorben werden/ welche mehrentheils in den metaphoris bestehet.' | 'Es will zwar der Cardinal Perron behaupten/ daß die Frantzösische Sprache sich besser zu einen Epico Carmine schicke/ als die Italiänische/ aus Uhrsachen/ daß bey den Italiänern lauter Weibliche Reime sein. [...] Er tadelt auch an seinen Landsleuten/ daß sie nicht die Gedult haben ein weitläuffti-[S]ges Werck außzuarbeiten/ das eines Menschen Leben erfodere. Er selbst/ spricht er/ hätte in seiner Jugend ihm vorgenommen ein Poema epicum von der Kinder Israel Außzug aus Aegypten unter dem titul la Mosaide zu schreiben.' | 'Der Cardinal de Richelieu hat es seinem Geistlichen Stande nicht unanständig gehalten/ daß er der Schauspiel halber gewisse Ordnunge gemacht/ und nachdem [S] er sie von den Unsauberkeiten gereiniget/ selbst Anlaß gegeben/ daß solche gespielet/ und vorgestellet worden. Wie er dann die vortreflichsten Geister seiner Zeit durch die gröste Belohnungen dazu auffgemuntert.' | 'Insondheit muß hier die Außbildkunst woll verstanden werden/ weil das meiste schier darin bestehet/ dazu dann die Iconologia des Caesaris Ripae, Masenii Speculum imaginum veritatis occultae gute Anleitung geben kan.' | 'Es ist einem Ballette nicht unähnlich die artige Vorstellung/ die [S] dem Kaiser Carolo V. geschehen (davon Masenius in seinem Speculo Imaginum l. 6. c. 3. §. 2. gedencket/ darinnen dem Kayser alles was in Religions-Sachen theils von ihm theils von andern vorgenommen und versehen gewesen/ vorgehalten.' | 'Es hat mein sehr wehrter Freund Hr. von Horn/ bey seiner neulichen Zurückkunft aus Muscow/ [S] mir Simeonis Polocensis, eines Rußischen München Predigten vorgezeiget/ und erkläret/ die in Warheit den sinnreichsten Meditationibus der Italiäner und Engelländer/ nicht allein nicht nachgeben/ sondern fast zuvor thun. Derselbe hat auch die Rußische Poesie erstlich angefangen/ und zur Vollkommenheit gebracht/ wie er dann die Psalme Davids in allerhand bey uns üblichen arten der Reimgebände übersetzet/ deren treflichkeit er nicht gnug rühmen können.' | 'Weiln ich aber dasselbe zu einer absonderlichen Arbeit de argutâ dictione verspare/ so will ich solches allhie übergehen. Mercerius, Carolus à S. Antonio, Masenius und andre haben einige gewisse fontes angewiesen/ worauß die Erfindungen zu ziehen.' | 'Endlich hat Lehman in seinem Florilegio Politico unter gewisse tituln, alle Sprichwörter und scharffsinnige Reden zusammen gesucht/ welches der Schuppius so hoch hält/ daß ers nach der Bibel setzet.' | 'Es hat auch Quirinus Kuhlman in seinem Prodromo Quinquennii mirabilis artem magnam s. Harmoniam adagiorum omnium populorum verheissen.' | 'Die Erfindung derselben können von eben denselben fontibus der Epigrammatum genommen werden/ wovon Masenius in Speculo Imaginum veritatis occultae mit mehrem handelt.' | 'Bey dem Masenio sein etzliche artige Exempla Symbolorum, als da er aus dem Wapen des Fabii Chisii einen Adler nimt/ worauß er 50. Symbola macht/ und auß der Pamphiliorum Wapen/ eine Taube und Oelbaum/ von welchen er gleichfalls 50. Symbola erfunden. Der Index Masenii, darin er alle Ordnungen der Dinge durchgeht/ uud von jeden kürtzlich die Eygenschafft setzt/ am Rande aber den sensum moralem, nützt treflich zu den Erfindungen.' | 'Im Englischen hat Franciscus Quarles Geistliche Emblemata geschrieben/ wie auch Epigrammata, die er divine fancies, nennet. Aber die Emblemata sein mehrentheils aus des Hermani Hugonis piis desideriis genommen/ [S] da er doch derselben mit keinem Worte gedencket.' | 'Die Rätzel gehören auch zu den Sinnbildern/ welche gleichfalls ihre fontes inventionum in den vorigen locis haben und bestehen theils in Bildern/ theils in Schrifften. Von jenen handelt Masenius weitläufftig in Speculo Imaginum.' | 'Wir wollen hiemit in GOttes Nahmen diese unsre Betrachtungen von der Teutschen Sprache und Poesie schliessen.' | 'Sein [Torquato Tasso, J. T.] herrlicher Verstand leuchtet hierauß hervor/ daß er in dem siebenzehenden Jahr seines Alters Theologiae, Jurisprudentiae und Philosophiae Doctor geworden/ welche Dinge er aber alle hernach verlassen hat/ und sich auff die Poeterey allein begeben.' | 'sondern es ist nur eine Synopsis Capitum des gantzen Werkes [von Georg Stiernhielm, J. T.] dessen Titul: RUNA SUETICA sein sollen/ zu meinen Händen gekommen. Worinnen er die Hebraeische [S] und fast alle andere Sprachen zu dialectos der Scythischen gemacht/ und endlich ein Systema verheisset/ von einer gewisser Anzahl Radicum Universalium, darauß so viel andere Wörter in allen Sprachen folgen. Ich will/ diesen Synopsin; weilen er sonsten nicht leicht zu finden/ allhie gantz hersetzen; die Capita des ersten Systematis sein diese. ¶ 1. VIderi omnes Linguas, que in Orbe cognito extiterunt, & hodiè extant, ortas ex una, & ad unam posse reduci. ¶ 2. Naturae conveniens, imò omninò necessarium fuisse, ex una Lingua multas oriri. ¶ 3. Ex confusione Babylonica nullam novam Linguam exortam: & si qua exorta est, momentaneam, & ad breve tempus extitisse. ¶ 4. Hebraeam, Phoeniciam, Chaldaeam, Syram, Arabicam, AEgyptiam, AEthiopicam, Phrygiam, Persicam, Dialectorum, non linguarum esse vocamina. ¶ 5. Temporum & Locorum intervallis, Dia-[S]lectos abire in Linguas. ¶ 6. Ex Scythica ortas Linguas Primas, non minùs Orientales, quàm Septentrionales, & Occidentales. ¶ 7. Thraces & Getas, fuisse Scythas. ¶ 8. Ex his profectos primos Populos, Primamque Linguam Graeciae, quam aliàs dictam Barbaram cultu novo politam, minimè vero extirpatam, posterioribus temporibus demùm Hellenicam, & Graecam nuncupaverunt. ¶ 9. Graecos cultum, elegantias, poësin, Musas, sacra, Deosque ex Thracia habuisse. ¶ 10. Scytharum propaginem praetereà esse Europaeos, Germanos, Gallos, Iberos, Britannos, Aborigines, sive Umbros, primos Italiae Incolas. Hisce omnibus unam Linguam fuisse Scythicam, in varias Dialectos postmodum scissam. ¶ 11. Germaniae Caput & Principium, olim fuisse Scythiam Europaeam Minorem, Peninsulam nimirùm Scandiam; quam & Scanziam & Scandinaviam, antiquissimi verò Scriptores Balthiam, Basiliam, Aba-[S]lum, Bannomannam, &c. Hyperboreorum Insulam indigitarunt. ¶ 12. Ex hac Insula (reverà Peninsula) derivatos in Germaniam, & diversas Orbis Terrarum Regiones, non solum multos Populos; sed etiam Sacra, Ritus, & Deos. ¶ 13. Peninsulae ejusdem, & Hyperboreorum Gentem Principem fuisse Sueonas, sive Suezios, quos hodie Suethos, Suecos, & Suedos vocitant. ¶ 14. Graecis cum Hyperboreis ab antiquissimis usque temporibus communionem fuisse Sacrorum, Amicitiae, & mutuae Necessitudinis; & quod magis est, Graecos Deos, coluisse inter Maximos, apud Hyperboreos natos. ¶ 15. Suethis cum Thracibus & Byzantinis communes fuisse Deos; adeoque ipsos Deos Phrygios ad Hyperboreos migrasse. ¶ 16. Linguam Latinam ex tribus ortam potissimùm; Aboriginum, sive Thusca, Graeca, & Phrygia. ¶ 17. Ciceronem & Varronem, qui propter peculiarem linguae Latinae peritiam, ha-[S]bitus fuit Romanorum omnium sapientissimus; linguam Latinam non intellexisse; nec Demosthenem, ipsumque Platonem linguae Graecae fundamentalem scientiam habuisset. ¶ 18. Linguam Hebraeam, non minùs quàm Chaldaeam, Chananaeam, & Arabicam, Dialectum esse linguae Primae; minimè verò ipsam linguam Primam. ¶ 19. Indolem, & Proprietates vocum linguae Hebraeae veras impossibile esse, dari posse, nisi ex radicibus linguae Scythicae. ¶ 20. Voces Adamaeas, cujus generis sunt Adam, Eva, Cain, Seth, Noah, &c. quas pro antiquitate linguae Hebraeae, vulgò, ejus Assertores adducunt; non minùs Scythicas, imò Suethicas esse magis, quàm Hebraeas. ¶ 21. Ex vocabulis priscae linguae, Gallicae, & Ibericae, reliquiis; eas probari Scythicas fuisse. ¶ 22. Antiquas voces Thuscas, quae supersunt ex linguâ Aboriginum Scythicas esse. ¶ 23. Linguam Cambricam, que vetus est Cim-[S]brica, Dialectum esse liguae Scythicae. ¶ 24. Voces quae supersunt linguae veteris Phrygiae, Scythicas esse. ¶ 25. Linguam Persicam hodiernam, ut & Armenam, maximam partem constare ex lingua Scythica. ¶ 26. Deorum Nomina, pleraque omnium Gentium, origine esse Scythica, & in illis Sanctum DEI Nomen Tetragammaton [hebr.] Origine esse Scythicum; nec ullum hactenus Hebraeum aut Cabalistam, veras nominis istius proprietates, multo minus mysteria aperire potuisse. Quae Deo dante, reddet author. ¶ 27. Ultimo, Sermonem, Primo homini concreatum, aut cum ipsa Ratione, cujus character est, & index in sensum incurrens, infusum.' | "Und ist mercklich was Claude Duret, Histoire de l'origine des langues p.m. 860. saget von einem Ertzbischoff zu Toledo, welcher davor gehalten que l'Alphabet des lettres Gothes a esté le premier Alphabet des premiers & plus anciennes lettres, les quelles furent données de Dieu à commencement du monde a nostre premiere Pere Adam." | 'Bey den AEgyptiern ist das Wort Mene auch ein Nahm der Könige gewesen. Goropius Becanus in lib. I. Gallicorum. und andern Orthen mehr hat über dieses Wort Man seine sonderliche schier cabalistische einfälle/ welche ich an seinen Ohrt gestellet sein lasse. Denn weil das Wort Man umgekehrt Nam macht/ so meinet er/ es sey hiedurch als durch eine Prophetische Figur/ die andere Person der Dreyeinigkeit abgebildet/ welche wahrer Mensch und zugleich auch das Wort des Vaters ist. Es ist nicht unangenehm zu lesen/ was er für vielfältige Betrachtungen hat/ wegen der verkehrung der Wörter in der Teutschen Sprachen/ welche so sonderlich ist/ als immermehr die cabala der Juden und Araber sein kan. Cluverus in dem vorher [S] angeführtem Ohrte/ meinet daß der bey den Teutschen gepriesene Mannus niemand anders als Adam sey/ womit Vossius in seinem Buch de Idololatria und Böcler. Exerc. in Joseph. lib. I. c. 2. Antiq. Judaic übereinstimmen. [...] I. C. Scaliger hat über diesem Wort Man eine sonderliche Betrachtung/ in der treflichen Rede/ die er zum Ruhm der ienigen gehalten/ die in dem Türcken Kriege vor Wien geblieben/ welche nebst seinen Briefen herauß gegeben. Wie er nun die Teutsche Nation vor allen andern erhebt/ und besser Urtheil von ihr fället/ als sein Sohn Josephus gethan: So hat er auß dem Nahmen MAN, der durch alle Völcker gegangen/ die vortreflichkeit des Teutschen Volcks erwiesen. Der Ohrt ist würdig allhie hergesetzet zu werden: Hoc numen Terrae filium, sicuti Etrusci Tagem, ita hunc [S] putarent Majores nostri: cujus proles fuerit MAN. Unde etiam nunc apud nos, quemadmodum apud Hebraeos, primi Parentis nomen hominem significat. [...] Nam cum illi novos homines atque avorum obscuritate ignotos Terrae filios appellarent, eosdem quoque MANIOS dixerunt.' | 'Selbige [die "Haravec", J.T.] haben von natürlichen dingen Verse geschrieben/ und einige Fabeln mit untermischt/ nemlich wie der Schöpffer der Welt/ eine Jungfrau vom Himmel gesandt/ in der Hand einen Krug Wasser haltend/ welcher [S] wann er von ihrem Bruder zerbrochen wird/ Donner und Regen erreget/ und andere dergleichen/ welche er aus P. Blas Valera geschriebenem Buche angeführet/' | 'Es seind hiedurch etliche bewogen worden/ daß weiln die Reime viel sanffter und nachdencklicher in den Ohren klingen/ sie viel lieber die Geistlichen Hymnos in Lateinische reimende Verse/ als in die sonst üblichen Oden und Lyrica Carmina verfassen wollen; wie des Heiligen Thomae Hymni von dieser art und noch ältere verhanden. Barthius hat in seinen Adversariis lib. 32. c. 12. eines München Erinfredi, der Anno 806. gelebet Carmen Rhythmicum, so er in der Mertzpurgischen Bibliothec gefunden/ vorgebracht/ dessen Anfang also lautet: ¶ Felicitatis Regula ¶ [...] [S] ¶ Der Herr Buchner urtheilet in seiner 99. Epistel des ersten Theils von diesen Lateinischen Reim-Oden also: Hoc genus poëseos etsi aut ignorarunt veteres, aut non probarunt magnoperè, ut minus grave; non aspernandum tamen penitus est: praecipuè cum pietati inservit. Quare superioribus quoque seculis nonnulli pii & sancti viri eò inprimis se delectarunt. Dieses schreibt er an den Tobiam Hausconium, welcher ein Buch von solchen Lateinischen Odis geschrieben.' | 'Es sein auch einige die von den Hebräern die Reime herziehen wollen/ welche aber hierin irren; dann die Juden hierin den Christen gefolget/ und haben ettwa vor 500. Jahren seit des R. David Kimchi seiner Zeit dergleichen Verse wie die unsern geschrieben. Dann ihre alte Poësis ist gar verlohren/ welche zu erforschen sich viele vergeblich bemühet und die Köpffe drüber zerbrochen haben. Scaliger vermeinet/ daß man niemahls einig metrum in Hebraicis gehabt: Andere/ es sey eine gewisse Zahl der Silben gewesen/ ohne eintziger quantität zusammen gesetzet/ und nun in solchen Periodum gebracht/ daß man sie desto füglicher singen können. Gomerus in seiner Lyrâ Davidica meinet was sonderliches gefunden zu haben/ in dem er alle art der Pedum und metro-[S]rum in den Psalmen Davids so zerstreuet/ auffgesuchet. Aber Capellus wendet dagegen ein/ und zwar nicht ohne Fug/ daß wann man auff solche art die metra in den Reden suchen wolte/ nie keine Prosa sein würde/ darin sich nicht viele finden würde. Bleibt also bey ihnen alles ungewiß.' | 'Weiln nun das metrum nicht allein belustiget/ sondern auch die Rede gleichsam befestiget und verewiget/ so hat man zu dem Gottesdienst und der Helden Lob solche Gesänge erwehlet. Es ist nicht ungläublich/ daß auch vor der Sündfluth dergleichen gewesen. Nach derselben sind keine ältere als des Mosis seine/ welchen hernach die Heidnischen gefolget/ die Campanella gar artig degeneres Prophetas nennet. Solche Carmina sind bey den Griechen Oden/ bey den Teutschen Lieder genant. Das Wort [S] Ode ist ein Griechisch Wort/ so nun auch bey den Teutschen fast das Bürgerrecht gewonnen. Ronsard hat es zu erst in Frantzösischer Sprache gebracht/ will auch die Lyrica metra in derselben zu erst erfunden haben; dem aber einige den Clement Marott vorwerffen/ der die Psalmen Davids schon vorhin in gewisse Lieder gebracht. Hievon kan mit mehren beym Menagio in seinen Anmerckungen über Malherbe Poemata p. 563, 564, 565. gelesen werden.' | "Es können alle Sachen sich zu den Oden schicken/ Geistliche/ Sittliche/ Liebreitzende/ Kriegrische und dergleichen mehr: da dann zum Theil auch die Redensart sich nach der materie schicken muß. Was die Geistlichen anlanget/ so sein bey den Griechen und Lateinern des vielfältigen Götzendienstes halber unterschiedliche Arten derselben gewesen/ welche Franc. Patricius in seinem andern Theil della poetica nach der länge erzehlt. Das gemeine Wort/ damit sie genennet worden ist Hymnus ein Lobgesang. Bey den alten ward die höheste Redensart in denselben gebraucht/ im Teutschen aber wird der Music und des gemeinen Gebrauchs halber eine Maasse hierin zu halten sein. Es sein aber die Geistlichen Lieder nicht alle Hymni, son-[S]dern haben auch andere verschiedene Arten unter sich. Wir müssen hie von den Liedern gedencken/ die der Sehl. Herr Lutherus gemacht/ welche voll Geistes und nachdrücklicher Wörter sein/ darin ein richtiges metrum ist: dann er hat gar genau auff die Sylben gesehen/ welches von den Frantzosen und Italiänern nur am meisten in acht genommen wird. Die quantitas ist zwar nicht allezeit beobachtet; Es müssen aber solche kleine Fehler in so wichtigen Dingen/ da die Wörter und der Verstand vollenkommen/ über sehen werden. Dann man würde der Vollenkommenheit eine Gewalt anthun/ wann man hierin etwas ändern wolte. Vor Lutheri Zeiten sein auch verschiedene Hymni und Geistliche Lieder auch im Pabstthum schon geschrieben/ darin etliche nicht so gar übel gemacht/ und des Alters halben in Ehren zu halten/ und hat mir einer berichtet/ daß ein absonderlich Gesang-Buch von denselben zusammen gelesen und [S] jemand heraußgegeben/ das ich aber nicht gesehen. Man hat im übrigen Hr. Risten/ Hn. von Stöcken/ und vieler anderer Geistliche Lieder/ welche ihren Fleiß hierin rühmlich angewandt/ und niemand unbekant sein. Hr. Rölings seine Geistliche Oden sein voll Tieffsinnigkeit und an Erfindung reich. In der alten Kirchen hat man keine andre Psalmen zugeben wollen/ als die aus den Büchern der Heil. Schrifft genommen/ nemblich die Psalmen Davids und andre Lobgesänge. Die sonsten gemacht wurden/ würden [griech.] Psalmi Plebei genant/ und waren verboten in öffentlichen Versamlungen zu singen. Davon sagt der LIX. Canon des Concilii Laodiceni also: [griech.] Quod non oportet plebeios Psalmos in Ecclesiâ legere; aut libros non canonicos. Balsamon und Zonaras erwehnen allhie in ihren Anmerckungen/ daß unter den Psalmis Plebeis die Psalmi Salomonis verstanden werden/ [S] die man damahls gehabt/ und nicht für auffrichtig gehalten. Es erhellet aber aus unterschiedlichen Oehrtern der Historia Ecclesiasticae des Eusebii, das viele Psalmi von privatis gemacht/ die man in den Kirchen gesungen/ wie dergleichen einer bey dem Clemens Alexandrino am Ende seines dritten Buchs sich findet auff den Herrn Christum/ und auch Plinius lib. 10. Ep. 97. von den Christen solches erwehnet. Von den Therapeutis (davon doch noch zweiffelhafftig ob sie Christen gewesen) schreibt Eusebius lib. 2. c. 17. [griech.]. [...] Widerum lib. 5. c. 28. sagt er/ daß viel Psalmen von den gläubigen Brüdern geschrieben/ die Christum als einen wahren GOtt loben und erkennen/ und lib. 7. c. 30. von dem Paulo Samosateno, daß er die zu Christi Ehren gemachte Psalme/ unter diesem [S] Vorwand abgethan/ daß sie neulich erstlich/ und nicht von den alten gemacht/ welches dann der Synodus so wieder ihn außgeschrieben getadelt/ weil er dadurch die Ehre Christi angefochten. Ist also gläublich daß solcher Psalmen viel in der Kirchen gewesen/ welcher aber in dem angeführten Canone deßhalben verbotten worden/ weiln man zur Ehren GOttes lieber die von dem Geist GOttes selbst gesetzte/ als die von Menschen erdachte Hymnos gebrauchen wollen. Valesius hat dieses angemerckt in seinem Commentario über den Euseb. lib. 7. c. 24. Disertè prohibetur ne Psalmi [griech.] id est à privatis hominibus compositi in Ecclesiâ recitentur. Invaluerat enim haec consuetudo, ut multi Psalmos in honorem Christi componerent, eosque in Ecclesiâ cantari facerent. Deßhalben wurden auch [griech.] in den Kirchen bestellet/ welche gewisse Psalmen auff gewisse art und Weise singen müsten/ wie Bevereggius in den Anmerckungen ü-[S]ber den XV. Canon. Conc. Laodiceni weitläufftiger außführet/ und insonderheit der Cardinal Bona in seiner Psalmodia. S. Agorbardus, der im Jahr 840. gestorben/ dessen Wercke der Stephanus Baluzius heraußgegeben/ handelt hievon auch in einem absonderlichen Buch de divinâ Psalmodia. Dann er spricht: Reverenda concilia Patrum decernunt nequaquam plebeios psalmos in Ecclesia decantandos, & nihil poëtice compositum in divinis laudibus usurpandum. Durch welche letzten Verse der Baluzius verstehet levia carmina & faciles versus, cujusmodi sunt, quae moteta hodie dicimus. Zu dessen Beweiß führet er einen Ohrt an aus den Gulielmo Durandi, Episcopo Mimatensi, in seinem andern Buche de modo generalis concilii celebrandi cap. 19. Videretur valde honestum esse, quod cantus indevoti & inordinati motetorum, & similium non fierent in Ecclesia. Diese haben sie aber nur bloß einmahl im Jahr bey dem Weynachtfest gebrauchet/ [S] welche Gesänge Noels das ist Natalitia Carmina genant worden. Pasquier des Recherches de la France l. 4. ch. 14. beschreibt diese Nouels daß sie gewesen/ Chansons spirituelles faites en l'honneur de la Nativite de nostre Seigneur. Es ist aber auch diß Wort gebraucht worden/ wann das Volck Königen und Fürsten ein Freuden Geschrey gemacht/ da sie dasselbe ihnen zu geruffen/ wie Pasquier weitläufftiger an selben Ohrte anführet. Dieses habe ich bey dieser Gelegenheit von den Geistlichen Gesängen beybringen wollen/ in welchen man es gerne bey dem alten bleiben lässet. Der Heilige Agobardus ist sehr sorgfältig hierin gewesen; daß er nichts hat zugeben wollen/ als was auß den Büchern der Heil. Schrifft genommen/ wie aus seinem Buche de correctione Antiphonarii zu sehen. Der Baluzius thut denckwürdig hinzu. Constat res semel receptas in Ecclesia non facile mutari, cautioresque in his rebus debere esse Pontifices, ne ministerium eorum vi-[S]tuperetur. Sic Urbanus VIII. hymnos correxit, & tamen semper hymni antiqui canuntur in Ecclesiâ. Deßhalben erinnert auch Campanella Poeticor. c. 8. art. 2. daß man auff einige kleine Fehler des metri nicht so gar genau in den Geistlichen Gesängen sehen soll. Non tam metri curanda est regula, quam sonus auribus gratus & doctrina recondita bene restricta & destillata. Si S. Thomas mensuras inspexisset, non sic altè locutus esset, mirabili lepore doctrinam profundissimam exprimendo. Derselbe Autor, der ein Mann von seltzamer und wunderlicher Wissenschaft gewesen/ hat selbst einige Hymnos geschrieben/ wie er art. 4. an dem vorigen Ohrte schreibet. Nos triplicem Psalmodiam scripsimus de rerum naturâ: in primâ caelestia & incolas, in secunda terrestria, in tertia hominem cecinimus & Dei laudes ex his & gratiarum actiones expressimus. Fecimus & poemata metaphysica, unum de summa potentia, unum in tribus cantilenis de summâ sapientiâ: [S] unum de primo Amore: duo de summo bono. Er hat auch an denselben Ohrte art. 1. gar artig dargethan/ wie in den Psalmen Davids alle arten der Carminum, so viel ihr sein mögen enthalten; Drum man billig demselben als einem Göttlichen Wercke seiner Vollenkommenheit halber den Vorzug geben muß. ¶ Nechst den Geistlichen Oden folgen die/ welche ein argumentum morale haben/ welches sich zu den Oden sehr wol schicket." | 'Es findet sich in dieser Chronic ["einer Limpurgischen" (341) [351]] auch ein Gesang einer die man wieder ihren Willen zur Nonnen gemacht. Dasselbe meldet/ daß ums Jahr 1370[/Aq]. auff dem Mayn ein Außsätziger Barfüsser Mönch die besten Lieder und Reihen in der Welt von Gedicht und Melodeyen gemacht/ daß ihm niemand auff Reinestroom/ oder in selbigen Landen woll gleichen möchte: und was er sang das sungen die Leut alle gern/ und alle Meister pfiffen/ und andere Spielleute führten den Gesang und diß Gedicht.' | 'Ich will hie zu ergötzung des Lesers ein Schlacht-Lied/ so ein solcher Meisterge-[S]sänger/ der die Historia des Henrici Aucupis beschrieben und wie eine Comoedia in gewisse Actus eingetheilet/ derselben mit einverleibt: Dann er führet einen Poeten ein/ der für Anfang der Schlacht ein Lied/ nach dem alten Gebrauch der Teutschen absinget/ ist nicht gar alt/ und auß einem gestümleten Buche von meinem hochgeehrten Collega Herr D. Reihern mir mitgetheilet. ¶ VIel Krieg hat sich in dieser Welt/ ¶ [...] [S] [...] ¶ Es ist nichts lächerliches in diesem gantzen ungeschmackten Liede/ als wann er das Kyrieleison unter Pom bidi Pom mischet/ lautet fast eben so/ als wann man Schertz oder Sprichwortsweise sagt: Fein lustig/ daß GOtt erbarm. Es scheinet aber/ daß dieses ein Gebrauch bey den Schlachten gewesen/ daß sie das Wort Kyrieeleison geruffen: Daß die alten Norweger solches gethan/ bezeuget Janß Dolmer in seiner Anmerckung über die Norske Hirdskraa/ (ist ein Buch von der Hoffhaltung) welches in uhralter Dänischer Sprache beschrieben/ er heraußgegeben und erkläret. Denn er führet in [S] der Anmerckung über das 5. Cap. auß einer Norwegischen alten Chronic. p. 483. an. Gamle Norbagger hafve icke alleniste brugt desse Ord/ deres Kongers Kroning/ men end ocfaa udi Striid. Erling Skak befalede sit Folck/ udi Striiden mod Grafve Sigurd/ at de skulle paakalde Gud/ siunge Kyrie eleison/ oc flaa paa deres Skiolde. Es haben auch die alten Gothen wenn sie mit den Römern gestritten die Wort Herre dig forbarme ist so viel als Kyrie eleison gebraucht/ und haben die Römer solches von ihnen gelernt/ wie ein Ohrt bey dem Augustino Epistolâ 178. solches anzeigt. Si enim licet dicere non solum barbaris lingua sua sed etiam Romanis Si hora armen, quod interpretatur: Domine miserere, cur non liceret in conciliis patrum in ipsa terrâ Graecorum, lingua propria homousion confiteri. Es ist aber diß Si hora armen auß dem vorigen Herre dig forbarme verfälschet.' | 'Es wird auch noch heute unter den Kirchengesängen/ das Lied In dulci jubilo gebraucht/ so auff diese art von dem Petro Dresdensi etwa Anno 1410. oder noch wol ehe gemacht. Es meinen etzliche/ daß er vor gehabt die Teutsche Gesänge in der Kirchen auffzubringen/ und were es vom Pabste also vermittelt/ daß ihm diese Vermischung mit dem Lateinischen vergönnet/ oder er hätte es deßhalben gethan/ daß allgemach der Weg zu den Teutschen Liedern gebahnet würde' | 'Diß Buch [Brants Narrenschiff, J.T.] hat Nicolaus Honiger mit Anmerckungen gezieret/ und hat ein Straßburger Theologus Johan Geiler Këiserberg Predigten darüber gehalten wie Moscherosch in der Vorrede des Buchs/ das Gumpelzhaimer de Exercitiis Academicorum geschrieben;' | 'Es ist auch [S] im Hebräischen ein Buch [hebrä.] Mischle Schualim, Fabulae Vulpium, welches ein Rabbi Berachias Ben-Natronai gemacht/ daß dem Titul nach/ dem Reincken Fuchs gleich zu sein scheinet. [...] Es ist zu Mantua Anno 1557. gedruckt/ und wird von Plantavicio in seiner Bibliotheca Rabbinicâ num. 425. sehr hoch gehalten [...] Melchior Hânel ein Jesuit hat dasselbe nebst der Lateinischen Ubersetzung zu Prag Ao. 1661. [S] in 8vo. heraußgegeben. Man hat auch ein altes Teutsches Buch von den losen Füchsen dieser Welt/ welches zu Dreßden Anno 1585 gedruckt/ worinnen die Laster aller Stände unter Fabeln/ Bildern und Gesichtern von Füchsen vorgestellet worden: solches ist älter als der Reinicke Fuchs/ wozu dieses Autoris Buch vielleicht anlaß kan gegeben haben. Dann wie im Titul desselben stehet/ und der Editor in der Vorrede gedencket/ ist es in Brabandischer Sprache Anno 1495. außgegangen. Worauß dann zu sehen/ daß es dem Herrn D. Luthero nicht kan zu geschrieben werden/ wie einige wollen.' | 'Auß dieser Ursache/ halte ich/ sein des Jacobi Balde eines Bayern Carmina, die er seinen Lateinischen de Vanitate Mundi mit eingemischt/ so unförmlich und hart/ ob gleich die Sachen [S] gut sein.' | 'Der in der Teutschen Bibel ungefehr vorfallende Hexameter ist auch von unterschiedlichen anmerckt: Und Isaac schertzet mit seinem Weibe Rebecca. Burchardus Berlichius der ein Buch de Ju-[S]re Novercarum geschrieben Anno 1628. hat die versus Leoninos im Teutschen nachahmen wollen/ indem er die Pflicht der Stieffmütter in solche art Verse begrifffen/ welche aus dessen Buch part. I. art. 5. sect. 8. der kurtzweil halber ich hieher setzen will: ¶ Ein fromm Stieffmutter thut die verstorbene Mutter' | 'Bey den Ißländern hat man ein sonderlich Buch die Edda gehabt/ welches war die Mythologia Poetica der alten Nordischen Völcker/ oder vielmehr ihre Theologia, Physica und Ethica. Es sind zweyerley Eddae gewesen/ die eine als die älteste/ ist in alte unverständliche Verse verfasset von Sämund Sigfuson/ der mit dem Zunahmen Froda/ daß ist/ der Weise genant worden/ und An. 1077. zu Odde in Ißland Prediger gewesen. Die neue Edda hat gemacht Snorrre Sturläson/ ein Vornehmer kluger Mann/ und Ober-Richter über Ißland im Jahr 1222. und auß der ältern des Sämunden zusammen gezogen/ welche Petrus Resenius mit sehr nützlichen Anmerckungen/ und einer weitläufftigen Vorrede heraußgegeben/ darinnen er mit mehren von diesen beyden ddis handelt. In der Königlichen Schwe-[S]dischen Bibliothec soll noch eine andere und besser verhanden sein/ wie Herr Rudbeck meldet. Dieser Snorre Sturleson hat die alte Eddam etwas verändert/ und auff ihre Poeterey gerichtet. Wie nun die Edda ihre Mythologia, so ist die Scalda ihre Metrica und Prosodia gewesen. Arngrimus sagt von dieser also: Scalda est liber de arte Poëticâ Islandorum, qui est quasi praxis Eddae ut Edda inventionem, Scalda usum vel artem adiuvet,'

Kornfeld, Theodor

Selbst-Lehrende Alt-Neue Poësîe Oder Vers-Kunst Der Edlen Teutschen-Helden-Sprache

| 'Ein Creutz: [S] dessen Exempel mir beliebet aus meiner Geistl: Verlöbniß pag. 13. so anno 1664. zu Giessen habe drücken lassen/ hieher zu setzen/ juxta Matth. 16. V. 24. ¶ Das Creutz nim auff' | 'Ein Pocal; Aus eben-selbigen kurtzen Tractätlein meiner Geistl: Verlöbnüß. p. 29. Ex. Joh. 7. V. 3. Trauet/' | 'Ein Licht aufn Leuchter/ von p. 24. oben gemelter Geist-Verlöbnüß. ¶ Drümb gehet Chrißt Braut zum Himmel richtig fort. […] Joh. 8. V. 12. Psalm. 119. V. 105.'

Männling, Johann Christoph

Europäische Parnassus, Oder kurtze und deutliche Anweisung Zu der Deutschen Dicht-Kunst

| 'Welchen <aq>Hieronymus in Praef. Esdr. & Nehem. fol. 9. Tom. 4. <aq>macht: <aq>judicare tantum de aliis, & ipsi nihil facere noverunt<aq>.' | '§. 7. Und wann über diß auch kein anderer Nutzen daraus entstünde/ als ein geweihtes Lorbeer-Blat/ welches Kayser <aq>Fridricus II.<aq> dem ersten Poeten <aq>Celtes<aq> hat reichen wollen/ in einem Crantze/ dergleichen Crantz <aq>Otto I.<aq> der Kayser/ schon längst vorhero um das Jahr 965. unter der Regierung Pabst <aq>Leonis VIII.<aq> zu Maintz/ den Meistersängern hat Gölden verehrt/ nebst grossen <aq>privilegiis<aq>' | '§. 4. Nicht genung ists/ wie etliche meinen/ wenn man nur reimen könne/ und dörffe man dahero keiner nothwendigen <aq>prosodi<aq>; allein von denen heist es/ was Lutherus zu einem sagte/ welcher meinete/ er könne eine Predigt vom Zaune brechen/ ja sprach Lutherus/ man hört es auch ziemlich prasseln. Wer ohne Regeln schreibet/ der ist gewiß aus der Stamm-Linie der Meister-Sänger die Knittel-Reyme machen.' | 'Der erste Urheber ist im Jahr 1560. gewesen <aq>Michael Stivelius<aq>, ein Prediger in Sachsen/ der solche erfunden/ diesem ist anietzt nachgefolget <aq>M. Johann Henningius<aq> in Quedlinburg/ welcher nicht allein die einfache/ sondern auch die andern Sorten in einem sonderbahren Tractätchen/ so er <aq>Cabbalogiam<aq> nennt/ gar deutlich angewiesen/ deßgleichen <aq>Paschasius in Poesi artificiali<aq>, und andere mehr.' | 'Worbey ich etliche Sachen/ so noch niemahlen das Tage-Licht gesehen/ dörffte anhencken/ so fern mir GOtt Leben und Gesundheit verleihet' | 'Die Fabeln und Gedichte waren nichts anders als der Mantel der Alten/ worein sie ihre Sachen wickelten/ und wer etwas verborgenes wolte vorstellen/ der that es in Versen/ in welchen die Warheit verborgen lag. Denn gleich wie eine vergoldete Pille/ die Bitterkeit verdeckt/ also verdeckte man den Nachdruck seiner Rede mit dieser Art zu schreiben/ wie <aq>Georgius Sabinus<aq> redet/ weilen keine andere Wissenschafft die Freyheit hat/ die diese Kunst ihr nimmet. Sie war der Spiegel/ so den Menschen in geist- und weltlichem Leben alles vorstellete/ was ihnen zur Sitten und Tugend lehre/ ja selbst zur Gottesfurcht vonnöthen solte seyn. ¶ §. 4. <aq>Marcellinus Lib. 5.<aq> und <aq>Strabo Lib. 5. Geograph.<aq> schreiben: Es waren dreyerley Leute/ die man in höchsten Ehren hielt: <aq>Bardi, Vates<aq>, und <aq>Druiden<aq>. Die <aq>Bardi<aq>, welche Sachsen und die <aq>Lombardeu<aq> bewohneten/ so hernach von <aq>Carolo M<aq>.sind bekehret worden/ die sungen ihre Lob-Gedichte/ und waren Poeten/ welche <aq>Nonius, Nobilitatis Cantores<aq>, und <aq>Diodorus Siculus, Poetas Melodiarum<aq> nennen <aq>Lib. 16.<aq> Von diesen kamen hernach die Meister-Sänger. Die Vates opfferten und betrachteten die Natur aller Dinge. Die Druiden pflegten über die natürliche Wissenschafft auch von guten Sitten zu unterrichten. Besiehe hievon <aq>Lucanum L. 1.<aq> von bürgerlichem Kriege. <aq>Polydorum Virgilium<aq>. Herr <aq>D. Scharffens<aq>, meines hochgeehrten <aq>Patro-<aq> [S] <aq>nis<aq>, welchen Gott mit Segen kröne/ seine <aq>Disputation, de Gallorum Druidis<aq>. ¶ §. 5. <aq>Zoroaster, Eumulphus, Museus, Orpheus, Homerus, Plato, Johannes Grammaticus<aq> und andere vornemlich Grichen/ die sind die ersten Anherren dieser Kunst gewesen/ daß man also wohl sagen kan: die Dichter waren eher als die Redner und Geschicht-Schreiber: welchem <aq>Lactantius<aq> selbst und <aq>Strabo Lib. I. Geograph.<aq> Beyfall giebet: Die Poeterey sey nach der Alten Sprichwort/ die erste <aq>Philosophi<aq>, daher sie in den grichischen Städten zu erst die Knaben in der Dichterey unterweisen ließen/ daß sie theils Sittsamkeit lehreten/ theils auch desto grössere Lust zum Studiren schöpfften; und hielten die Heyden die Poeten vor Propheten wie die Schrifft weiset <aq>Act. 17. 28. Tit. I. 12. I. Cor. 15. 33<aq>. besiehe Sr. <aq>Excellentz<aq> Herr <aq>D. Scharffens Problemata Poetica<aq>. ¶ §. 6. <aq>Aristoteles, Cicero<aq>, die gaben zu erst ihre Meinungen in gebundener Rede heraus; Ja wie <aq>Livius<aq> und <aq>Cicero<aq> selbst gedencket/ so habe man alles damahls abgesungen. Und so wir das Zeit-Maß von Adam anziehen/ so will <aq>Polydorus Virgilius Lib. I. c. 14. de rerum invent<aq>. daß die Reim-Kunst dem Adam wäre von GOtt nebst andern Wissenschafften mitseinem Leben eingeblasen worden/ welcher sie den dem Seth, und der folgends seinen Nachkommen beygebracht hätte. Daher hernach Moses/ als er durch das rothe [S] Meer glücklich gegangen wäre/ Gott zu Ehren/ in Versen sein Danck-Opffer gebracht; nach <aq>Josephi<aq> Bericht <aq>Lib. 2. Antiquit. Judaic<aq>. welchem David hernach mit seinen Psalmen/ Assaph mit seinen Liedern/ Salomon mit seinem Hohenliede/ und andere mehr gefolget. Besiehe Herr <aq>M. Küpffenders Disput<aq>. vom Lob der Poesie/ desgleichen <aq>Meisnerum de Leg. p. 8<aq>. ¶ §. 7. Was <aq>Homerus<aq>, der zur Zeit des Königes Assä lebte/ und also noch vor Elia/ vor Erfindungen gehabt/ davon will noch nicht der Ruhm schweigen. Von den Griechen worde solche Kunst in dem ersten <aq>Seculo<aq> durch <aq>Livium Andronicum<aq>, und <aq>Paccuvium<aq> zu den Römern gebracht& biß sie nach und nach solche <aq>Maecenates<aq>, und Augustos erweckte/ die sie beföderten/ und es hernach <aq>Seculo X. XII. & :III<aq>. so hoch darinnen kam/ daß man es die goldene Zeit der Poeten nennete.' | 'Alle Künste so nicht einen Nutzen sollen nach sich ziehen/ die verdienen mehr geflohen als geliebt zu werden; Allein unsre edle Poesie erzeiget einen dreyfachen Nutzen; Da ist sie (1) nützlich wegen GOttes/ (2) wegen unsers Nechsten (3) wegen unser selbsten. ¶ §. 2. Nützlich ist diese annehmliche Wissenschafft wegen Gottes/ denn da kan ein verpflichteter Mensch die Ehre seines Schöpffers ausbreiten/ wie Rist/ Opitz und andere gethan. Kayser Ludwig der Gottselige genannt/ wolte diesen Nutzen im Wercke weisen/ in dem er aus Liebe zu der Poesie die Biebel in Reime bringen ließ/ wie das Register <aq>Testium Veritatis pag. 1035<aq>. berichtet / und <aq>Otfridus Wissemburgensis<aq>, wie eben daselbst <aq>pag. 934<aq>. zu finden ist/ ließ ein Theil des Evangelien-Buches in deutsches Verse bringen/ um seine <aq>Devotion<aq> gegen GOtt zu bezeugen.' | 'Es werden diese [vers communs, J.T.] am meisten zu Glückwünschungen/ zu Freuden-Zeiten angewendet/ wie ich dergleichen Verße bey Einweihung der <aq>Catheder Lutheri<aq> in Wittenberg/ so Ihro <aq>Magnificentz<aq> Herr <aq>D. Joh. Frid.<aq> Mayer/ mein vielgeehrter Patron/ und an Vater Statt geliebter Gönner/ den GOtt mit zeitlichem und ewigen [S] Seegen beschütte/ anstellete/ Anno 1685. den 23. ¶ April/ unter eines andern Nahmen setzte. ¶ Auff kluge Welt/ betrachte Zeit und Glantz/' | 'Mit Gegenhaltung der Worte <aq>Augustini<aq>. ¶ 63 40 128 4 52 26 76 ¶ <aq>Inter Brachia Salvatoris D. Jesu mei, vivere<aq>, ¶ 26 52 61 39 22 19 44 640. ¶ <aq>& mori cupio, ut in eo maneam<aq> ¶ Worauff hernach die Verße können eingerichtet werden also: ¶ So donnre Hagel/ Blitz/ auff meine Scheitel zu/' | 'Ein Exempel einer <aq>Parodie<aq> giebt Herr <aq>D.<aq> Müller in seiner Creutz- und Leidens-Schule über die Worte des weltlichen Liedes: [S] ¶ Lebt iemand so wie ich/ so lebt er kümmerlich etc.'

Stieler, Kaspar von

Die Dichtkunst des Spaten 1685

| 'Der Rist stößt rüstig an des Sions Halltrompeten:' | 'Gott! Was ist da vor Schreyen. ¶ So wird die Kunst verhurt, geschändet, misgebraucht ¶ und die Beredtsamkeit zur Unzeit ausgehaucht, [S.i.O.] ¶ wo man doch schweigen soll.' | 'Was kan auch Menschenhand, ¶ wie mühsam sie schon ist, der sterbliche Verstand ¶ und eitle Bettelkunst, die man doch nur muß borgen, ¶ wol gegen Gottes Macht mit allem Fleiß und Sorgen? ¶ Vor solch ein Meisterstück bleibt es ein Flickwerk nur ¶ und Schönes auf den Schein. Des Höchsten Magd, Natur, ¶ macht das Original: Wir ahmen in Kopeyen ¶ den Hauptriß spöttlich nach.' | 'ja Gottes Konterfey, der Mensch, hat selbst sein Leben ¶ nicht sicher und gewiß. Wie eine Lilje schlafft, ¶ wird todtengelb und faul: So wird auch hingerafft ¶ der Mensch das edle Tier: Und dennoch ist diß Ganze ¶ üm seinetwegen da. Der Liljen Fürst der Franze, ¶ hat einen Liljenschild, wormit Er würdig prangt, ¶ aus eines Engels Hand vom Himmel selbst erlangt. ¶ Was waren anders dort die Blumen an den Schalen, ¶ der Leuchter, so der Sohn des Amrams dem Bezalen ¶ zubilden anbefohl? Was anders jene Pracht, ¶ so König Salomo durch Hiram hat gemacht, [S.i.O.] ¶ als güldne Lilien? So läßt ihm Gott gefallen ¶ der Liljen Meisterguß von andern Blumen allen. ¶ Der Liljen Ursprung wird von Heyden auch geschätzt ¶ und in die Galaxie zu ihrem Ruhm gesetzt.' | "Ihr Wort muß Werk und Taht ¶ und ungebrochen seyn: such- und erwerben Freunde, ¶ mit Dienst und Höflichkeit, vertragen Neid und Feinde, [S.i.O.] ¶ vermeiden die Gefahr, gehts nur nicht an die Ehr', ¶ arbeiten, halten haus, doch sparen sie nicht sehr, ¶ Kommts auf den Wohlstand an: Sonst halten sie zusammen, ¶ was ihnen Gott bescheert." | 'Allein der David tödt ¶ den Riesen Goliaht. Nur Jonas wird verschlungen ¶ vom Wallfisch ohn Verderb: Astyages verdrungen ¶ bloß von Kambysens Sohn.' | "Drückt Gottlieb, Dagobert nicht Gottesfurcht und Tugend, ¶ Haldan nicht den Bestand, nicht Trautwin Lieb' und Jugend, ¶ nicht Reinhart Ehrlichkeit, Ernst, Grimhold strengen Sinn ¶ Alwin den Adel nicht, nicht Winbrecht Sieg, Gewinn, ¶ und Asch den Priester aus?" | 'Jedoch bey solchem Stücke, ¶ da Wahrheit der Geschicht uns auf Erscheinen weist, ¶ wie dort des Engels Ruf von Isaks Schlachtung reißt ¶ den Vater Abraham, tuht so ein Knotentrennen ¶ ganz unümgänglich noht.' | 'Des Himmels Wundergüte, ¶ der Hoffnung Anderfall, des Glaubens frische Blüte, ¶ der Andacht Feuerglut.' | "Die Fränkische Poeten: ¶ Otfried und Willeram, Winsbek und andre mehr ¶ verdienen ja so viel und sind in gleicher Ehr' ¶ als Ennius, Packuv und Akzius zuschätzen:" | "Ich schweig' und halte still' und denke, Gottes Wille ¶ ist stets gerecht und gut." | 'So wird ein kleines Leiden ¶ durch Marter ausgebrült, der Heyligste der Heyden ¶ ein Seneka gegrüßt, gerechter Schutz ein Mord.' | 'Man lese Teutschlands Schreiben ¶ an ihre Kinder durch, das Flemmings Eyfertreiben ¶ der Nachwelt hinterließ, wie Hofmanswaldau schön ¶ drückt aus den Thränenfluß Marien Magdalen ¶ und Jeftens eingen Kinds, auch, wie sein Kato wütet, ¶ und was der Feuergeist hiervon hat ausgebrütet ¶ der andern Dichter mehr.' | "Gott hat Poeten lieb. Ihr Geist wird aufgelüftet ¶ durch mehr als Menschenwitz. Wenn Moses dicht und stiftet ¶ ein hohes Heldenlied, Debora sieghaft singt, ¶ und Davin einen Reim in seine harfe zwingt ¶ hört ihnen merksam zu das himmelheer und schallet ¶ ein schönstes Echo nach. Also, wenn nachtigallet ¶ das Ständlein Salomos üms Bett der Sulamit, ¶ brennt ihres Freundes herz, erwallet, hitzt und glüht, ¶ mit Flammen, die mehr stark sind, als der Tod und helle. ¶ Wer stürzt ein Trähnen Meer nicht aus der Augenquelle ¶ wenn er das winseln hört, das Jeremias treibt, ¶ in dem er Salems Sturz und Mauerfall beschreibt ¶ mit einem kiel, den ihm recht in Parnaßen Mitten, ¶ (Ich meine Sions Burg) Melpomene geschnitten? [S.i.O.] ¶ kein Redner, möcht er auch Demostenen bestehn, ¶ und deme von Arpin an Nachdruck übergehn, ¶ gleicht ie dem donnermund' aus dem ein hiob wittert ¶ und Gottes Recht verficht, daß Unschuld drob auch zittert. ¶ Fällt schon ein Zweyfel vor, wie der und jener denkt, ¶ die Schriften wären nicht in Versen eingeschrenkt! ¶ macht doch der große Geist, wär' auch die Red' unbündig, ¶ den Himmelstrieb verklärt und den Poeten kündig, ¶ der sich nicht bergen kan, wie tief er gleich sich deckt:" | "Doch ist es nicht gewehrt ¶ wenn solch ein Rasekiel an- den Verrähter -fährt, ¶ schärft am Herostratus, am Nero seine Spitze, ¶ tobt wieder Julian mit Wuht und toller Hitze ¶ und macht des Timons Haß mit scharfem Schelten aus. ¶ Der Kain, Absolon, und, der in stetem Saus' ¶ ohn Nahmen zwar, gelebt, verdienen wol diß Wüten, ¶ Herodes, Judas auch. Sonst soll ein Christ sich hüten ¶ von Ehrraub Schmach und Fluch, wormit ein solch Gedicht ¶ dicht' angefüllet ist."

Spengler, Johann Friedrich

Wittenbergischer Poeten-Steig

| 'Die erste ist/ weil/ nächst Gotte/ dem Hochfürstl. Hause Brandenburg-Onolzbach ich das meiste meiner zeit-[S]lichen Wolfahrt zu danken.' | 'Und als dieser fromme Fürst dieses Zeitliche gesegenet/ hat die damalige Hochfürstl. Hochlöbl. Vormundschaftliche Regierung mit ungemeiner Gnade mich angesehen/ und mit dem Kostgelde auf die Universität versehen. Darauf/ als E. HochFürstl. Durchl. hochgepriesener Herr Vatter/ der bey Hohen und Niederen höchstangenehme Markgraf Herr Johann Friderich/ Christlöblichsten Ange-[S]gedenkens/ die Regiments-Sorge übernommen/ hat dessen Durchleuchtigkeit mir das Stipendium/ dann die verledigte Diaconat-Stelle/ und endlich die Ober-Caplanen hier in Krailsheim Gnädigst angedeyhen lassen.' | 'Werde nicht unterlassen/ für Deroselben und des ganzen HochFürstl. Hauses Wachstuhm und hohes Wolwesen/ wie bisher/ also auch noch fürter/ andächtig zu beten/ wie ich denn/ nach tiefester Entfehlung/ zu sterben begehre' | 'Der gute GOtt/ dessen Ehre durch diesen Poeten-Steig gesuchet wird/ gebe/ daß er denen /die es nicht bässer wissen/ Nuzzen schaffe/ und halte noch ferner über uns Teutschen/ wie wir auf ihn hoffen/ Amen!' | 'MIt diesem Namen begrüsset meine Feder Jhro WolEhrwürden das erstemal/ den der Seelig-Edle Floridan allbereit vor 10. Jahren unserer Gesellschaffts Rolle eingezeichnet hat. Weil ihm aber seine geschwinde Himmel-Anwanderung nicht zugelassen den Stand und Zustand des Benameten zu entdecken/ hat inzwischen bey uns Verlangen und Zweifel gewaltet/ des jenigen Kentnus zuerlangen/ der doch allbereit Unser ware; und solches so lang: bis die kräfftige Empfehlung des Edelsten Lentilius unsere Augen öffnete/ und die Begierde sättigte. Weil wir nun die Gedanken des verhimmelten Floridans wegen Zueignung der Blume nicht zu errahten wusten/ wurde mir einige zu benennen von meinen Groswehrtesten Mitgenossen aufgetragen; derer Neigung mit eigener Freude zu vergnügen/ wehlte ich aus dem Blumen-Reiche Engeltrank (Alisma Diosco-[S]rid: & Matthioli, Chrysanthemon latifol: Dodonaei, Doronicum 4 Clusij, Doronicum folijs Plantaginis Hofmanni &c.) Deren Bildnüs eine kluge Nadel/ die mit dem Mahler-Pinsel wettstreitet/ dem beyliegenden Ordens-Band eingesticket hat. Meine einfältige Gedanken hierüber wird die Beylage weisen. So gebrauche demnach der Preiswürdigste Charicles dieses weiße Band nach seiner Weise: ¶ Den Himmel zu ehren/' | 'Wie nu dieses möge bewerkstelliget werden/ soll diese unsere Arbeit/ welche der Himmel segnen wolle!' | 'Zum Exempel kan aus dem Poetischen Trichter des unter den Seeligen Spielenden' | 'so schreibet zwar der Seel. Buchner in seiner Anleitung zur Deutschen Poeterey' | 'als wenn der Seel. Herr von Birken im 373. Bl. des Nider-Sächs. Lorbeerhayns' | 'sagt der Seel. Hr. Harsdörfer' | 'aus dem Seel. Opizzen' | 'als aus dem gelehrten Mureto der Seel. Erwachsene von den Gebändligen oder Epigrammatibus erfodert.' | 'so haben wir dem Seel. Herrn von Birken eine feine Art abgesehen' | 'der Seel. Erwachsene' | 'den Seel. Spielenden' | 'der Seel. Herr Sigmund von Birken' | 'Und ist zu Verstehen der Spruch Davids / daß Gott den jungen Raben auch ihre Nahrung gebe/ Ps. CXLVII. 9. Es haben nämlich die Naturkündiger als ein sonderbares Stükk der Göttlichen Vorsorge angemerket. Die Raben sollen ihre noch unbefederte Jungen/ weil sie ihre schwarze Farbe nicht haben/ verlassen/ die Verlassene aber soll der barmherzige Gott wunderbarer Weise erhalten/ entweder von dem Morgentaue/ oder von Würmlein/ die im Neste wachsen/ oder von Mukken/ die um die Nester herum fliegen/ bis sie befedert/ von den Eltern erkennet/ ernehret und auferzogen werden.' | 'Der Slesier reimet u und o/ wie Herr Opizz Seel./' | 'Ja es will der Seel. H. Harsdörffer das c niemals wie das k ausgesprochen haben/' | 'Augustinus/ [...] Tertullianus' | '4. Nächst und nach diesen haben sich vor andern hervor getahn der Bresslauische Atlas/ Teutsche Mecenas und Horatius in einer Person/ Herr Christian von Hofmannswaldau/ welcher vor vier Jahren in dem HErrn seelig gestorben/' | '5. Der Anfang zum lesen kann gemachet werden bey dem Seel. Opizzen/ welcher in der Fruchtbringenden Gesellschaft beygenamet ist der Gekrönte.' | 'GOtt allein die Ehre!' | '4. Hier gibts Gelegenheit zu reden/ ob/ und wie fern wir/ als Christen/ die Heydnische Gözzen-Namen und Fabeln/ in unseren Gedichten/ gebrauchen dörfen? Der Rüstige/ in dem nohtwendigen Vorberichte seines Teutschen Parnasses/ scheinet den Gebrauch und Misbrauch mtieinander aufzuheben/ wenn er fast zu Ende desselben also schreibet: Ist schon ein guhter Teil lustiger Hochzeit- und anderer dergleichen frölicher Gedichte in diesem Buche enthalten/ so wird man doch weder von Venus/ noch Cupido/ weder von Hymen noch Adonis/ weder von Leda noch Jupiter/ und wie die saubere Burß alle mehr heisset/ etwas darin zu lesen finden/ diese Künste lasse ich den elenden und närrischen Reimmacheren/ die keine andere/ noch bässere Erfindungen aus Ihrem dummen Gehirn/ an den Tag wissen zu geben. Und ein wenig hernach fähret er also fort: Wir dürffen uns in Auffsetzung vielerhand Gedichten der heidnischen Lügen und Ihrer verfluchten Abgötzen schändlicher Laster und Untugenden so weinig bedienen/ so weinig wir von nöhten haben/ daß wir auß Teutschland in Indien schiffen/ und daselbst zur Erhaltung [S] des Lebens/ Ihre Wurtzlen/ Aypi und Maniol [?] genant/ oder auch Ihr Korn/ welches Sie Abati/ andere aber Mais nennen/ in diese Länder bringen/ dieweil wir/ Gottlob/ aus Weitzen und Rokken viel besser Brod/ als aus den dürren Indianischen Wurtzlen und gahr zu dichten Korn oder Maitz können machen. ¶ 5. Der Erwachsene/ in seiner Anweisung im 63. und folgenden Blättern/ ist auch stark darwider/ und zihet/ für die verneinende Meinung/ den Spruch an aus dem andern B. M. am XXIII. 13. Anderer Götter Namen sollt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Munde sollen sie nicht gehöret werden. Welchen er fast etwas zu weit ausspannet/ in dem das Randglösslein darüber dieses Lautes ist: Ihr sollt von keinen Heiligen predigen/ als von Göttern/ die euch helfen/ noch dafür danken/ sondern Gott allein. Denn Gedencken heisset/ hie so viel als predigen/ rühmen/ dancken/ Gottesdienst pflegen/ ut, hoc facite in mei commemorationem. Daraus schliessen wir/ daß nicht eben die blosse Erwehnung anderer Götter/ welche in H. Schrift selber Erzehlungs- und Warnungs-weise geschihet/ sondern derselben Göttliche Verehrung/ verbotten sey. Lassen uns unterdessen nicht übel gefallen die von ihm angeführte Worte eines Gotteslehrers: Es ist zu zweiflen/ ob Gott deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öfter die Venus/ als die Gottes [S] Mutter Maria/ den Cupido/ als das HimmelKind Immanuel/ den Phoebum, als den H. Geist/ den Berg Parnaß/ als den Oelberg/ die Elysische Felder/ als das Paradeis/ und Fabeln/ als das himmlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? Denn diesem haben wir in dem 3. Absazze dieses Ganges bereit vorgebauet/ mit der Erfoderung/ daß man hierinn sparsam und behutsam fahren solle. ¶ 6. Etwas milder ist dißfalls der Spielende/ welcher in dem Fünften Th. S. Gesprächsp. im 36. 37. und 38. Blättern/ auch diese Frag erörtert: Ob die Christen/ in ihren Gedichten/ der Heidnischen Gözzen Namen gebrauchen sollen? zu Beantwortung dieser Frage/ saget er/ ist erstlich zu wissen/ daß der Poet die Personen nicht erdichtet/ welche er/ zu Vorstellung wahrer Geschichte/ auf den Schauplazz führet/ sondern er ist schuldig/ selbe auszubilden/ nach ihrer Ankunft/ Religion/ Gemütsneigungen/ Begierden/ Tuhn und Lassen. Diesen Personen leget er seine Worte in den Mund; iedoch dergestalt/ daß sie/ so viel möglich/ ihren Gedanken/ Worten und Sitten gemäß und anständig kommen/ und verstellet sich gleichsam in die ienige/ welche er vorstellet. Zu solchem Ende holet und entlehnet der Poet aus allen Religionen/ was ihm von nöhten ist. Er führet aber der Helden Redarten nicht in der Kirche Gottes/ sondern auf dem [S] Schauplazze/ nicht ihren Gözzen zu Ehren/ sondern zur Verachtung/ nicht die Wahrheit in der Christen Herzen zu verfinstern/ sondern die abscheuliche Laster und grosse Blindheit der heidnischen Greuel ihren Augen und Ohren vorzuweisen. Solcher gestalt haben die Christliche Poeten sich iederzeit der Götter Namen bedienet/ aber iedesmals was anders darunter verstanden/ wie auch die Väter der ersten Kirchen/ und die H. Schrift selbst. Sollte nun hierbey einige Abgötterey zu befahren gewesen seyn/ würde dergleichen nicht gefunden werden. Wer weiß nicht/ daß Neptun das Meer/ Mars den Krieg/ Apollo die Poeterey/ Pallas die Wissenschaft/ Musa die Kunst/ Venus die Wollust/ Ceres die Erden/ Bacchus den Wein/ Vulcan das Feur/ Jupiter den Regen/ Juno die Luft/ bedeutet? Die Liebe/ der Neid/ die Furcht/ die Gewissens-plage sind so mächtig in den Menschen/ daß die Heiden solche für Götter und Beherrscher der Menschen Herzen gehalten. Wir Christen lassen sie für Gözzen gelten/ nennen ihren Namen und gebrauchen ihrer Gestalt/ um sie abscheulich und verhasst zu machen: weil ihre Vorstellung sich mit der Eigenschaft der Laster/ und Lasterstrafen artig gleichet: So ist mir wol erlaubt/ von dem Avernischen Reiche/ von den Elyser-Felder zu sagen/ aber ich muß sie nicht beschreiben/ wie sie die Heiden beschrieben haben. Das wäre des Spielenden Erörterung. ¶ 7. Unsere Meinung über diese Frage zu eröffenen/ halten wir dafür/ man könne zu Zeiten der Heydnischen Fabel und Gözzennamen sich noch bedienen/ und zwar mit diesen Bedingungen: [S] ¶ (1) Wenn ich mit einem Zusazze zu verstehen gebe/ was ich von solchen Namen halte/ als wenn ich sage/ der Weingözz Bacchus/ so höret man schon/ daß ich ihn nicht vor einen Gott halte/ wie die Heyden getahn haben/ weil ich ihn einen Gözzen heisse. ¶ (2) Wenn ich dergleichen Namen und Fabeln remotivè oder Verwerfungs-Weise anführe/ wie ich einst in einem Klag- und Trost-Liede von den Parzen solcher gestalt geredet/ und aus nachkommendem Sazze erhellet: ¶ Der Himmel weiß/ und zwar am allerbästen/ ¶ [...] ¶ Also hat Herr Sieber/ in seiner Poetisirenden Jugend/ am I. Blate/ sein geistl. Gedichte: Der Bethlehemitische Wunder-Stall/ mit folgenden Versen angefangen: ¶ Hier/ wo der Lebens-Fürst in einer Krippen lieget/ ¶ [...][S] ¶ (3) Wenn ich solche Fabeln auf einen andern Zweg richte/ als wohin die Heyden gezielet haben. Wenn ich z.b. durch die Elisäische Felder den Himmel/ und durch das Avernische Reich die Hölle verstehe. Hieher gehöret auch/ was der Seel. Herr von Birken in einem Ehren-Glükkwunsche an Den Hoch- und Wohlgebohrnen Grafen und Herrn/ Herrn Franz Albrechten/ Grafen von Harrach etc. etc. folgendes Schlages gesezzet/ und in dem 351. und folgenden Blättern des Ostländ. Lorbeerh. befindlich ist: ¶ Nein! es ist ie kein Gedicht/ alles was die Dichter schreiben. ¶ [...][S] ¶ Wie er ferner auf die Röm. Keyserl. Majestät/ die Herren ReichsRähte/ und insonderheit auf den Grafen von Harrach die Zueignung mache/ kann am besagten Orte nachgesuchet werden. Also wird hoffentlich ohne alle Gefahr seyn/ wenn man durch den Parnaß oder Pindus eine iede Universität/ durch den Phoebum den Rectorem Magnificum oder Decanum, durch den Musen-brunn die Collegia, durch das Trinken aus demselben den Kunst-Fleiß u.f.m. verstehen will. ¶ 8. Das sey gesaget von der Erlaubniß. Doch ist die Christliche Jugend dahin zu bedeuten/ es sey am sichersten/ man überlasse den Heyden ihren Heydnischen Gözzentand/ und halte sich zu der H. Schrift/ welche eine reiche Schazzkammer ist/ woraus sie haben kann/ was sie verlanget. Und ist ein falscher Wahn darbey/ wenn man in den Gedanken stehet/ es falle alle Zier der Gedichte hinweg/ wenn die Heydnische Fabeln und Gözzen-Namen davon bleiben müssen. Denn hat doch der Teuffel/ als Gottes Affe/ sein Gaukel-Werk alles/ aus dem H. Göttl. Schriftbuche/ abgesehen/ und Ovidius die Geschicht von der Welt Erschaffung fast ganz aus dem ersten B. Mose genommen. Will man aber Historien haben/ und seine Gedichte damit auszieren/ was ist schöner/ als die Welt-erschaffung/ nach dem Wahrheitsgrunde/ beschrieben? kühner/ als der Babylonische Thurnbau? himmlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen? tröstlicher/ als die Erhaltung des Loths/ des Josephs/ des Kinds Mose? beweglicher/ als das Opfer Isaac? anmuhtiger/ als der Traum und Schäferstand [S] Jacobs? denkwürdiger/ als dessen Ringen mit dem Sohne Gottes? kläglicher/ als der leidige Sündenfall? schrekklicher/ als die Sündflut/ der Feur- und Schwefel-Regen/ welcher über die ganze Sodomer-Gegend ergangen/ die zehen Egyptische Plagen/ die Verschlingung der aufrührischen Rotte Korah/ Dathan und Abiram? wundernswürdiger/ als die reiche Zuführung der Wachteln/ das Man oder Himmelbrod/ das Gehen durch das rohte Meer und den Jordan/ das Grünen/ Blühen und Mandeln-tragen des Stekkens Aarons/ das Stehen der Sonne zu Josua Zeiten? Was annehmlicher/ als die Traum-Auslegung und Erhöhung Josephs/ die Eroberung des gelobten Landes? u.s.f. Wollen wir Berge haben? so erhöhen sich die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon. Wollen wir einen Föbus haben? da ist Jesus Christus/ der rechte Föbus und die Sonne der Gerechtigkeit/ welcher den höllischen Python erwürget. Wollen wir eine Venus und einen Cupido haben? da stehet die keusche Gottesgebärerinn Maria/ mit ihrem allerschönesten Jesulein. Wollen wir Poeten haben? da sind berühmet David / Salomon/ Assaph/ Ethan der Esrahiter/ Heman/ Chalchal und Darda. Poetinnen? da sind die Vorsingerinn Mirjam/ Aarons Schwester und die Prophetinn Debora. Wollen wir Tyrannen und Risen haben? da tretten hervor der gewaltige Jäger Nimrod/ der drängende Pharao/ Ahiman/ Sesai/ Thalmai/ Goliath und andere. Wollen wir einen Kunstbrunn haben? da schleichet der stillgehende Brunn Siloha/ an den Wurzeln des [S] Berges Sion. Bedörfen wir etwan einen Herkules? der Simson stellt ihn. Sonst tapfere Helden? Gideon/ Jephthah/ Jasabeam/ Eleasar/ Abisai/ Benaja und andere Helden Davids bieten sich an. Kurz: es ist nichts zu ersinnen/ damit uns das H. Schriftbuch/ auf bedörfenden Fall/ nicht an die Hand gehen könnte. Daß mir demnach die jenige kein Genügen tuhn/ welche/ da sie wol Mandeln auffezzen könnten und sollten/ nur Eicheln fürtragen. Ich will sagen/ sich mit heydnischen Fabeln schleppen/ da sie es/ aus der Bibel/ und sonst/ weit bässer haben könnten.' | 'Und fehlet es einem an Bildern und Gemählden/ der nehme das H. Bibel-Buch/ darinn wird Er viele Sinnbilder finden/ die [S] er nur mit einem Deutspruche zu versehen. Als über den Regenbogen kan er schreiben: temperat iras, Er legt den Grimm. Uber den Kasten des Noah: extra nulla salus, Sonst ist kein Heil. Durch welches lezztere die wahre Gottes-Kirche überaus schön gesinnbildet wird/ als auser welcher keine Seeligkeit zu hoffen.' | 'z. b. Mancher machet etwas zu einer Disputation, worinn weder von der Materia gehandelt/ noch des Autoris Name gemeldet wird/ also/ daß sich ein solches Gebände zu einer Theologischen/ Juristischen/ Medicinischen/ Philosophischen und Philologischen Streit-Rede eignen lässet. Dafür man sich fleissig zu hüten. Wer von der Erfindung ausführlicher will belehret seyn/ der hat in des Seel. Erwachsenen Anweisung zu lesen vom 162. Blate an bis auf das 293ste.' | 'Oder welches fast eben so viel ist/ wenn die zwey Figuren Hypotyposis und Prosopopoeia gebrauchet werden. Welches denn auch auser dem Gebände/ ja gar in einer Predigt zulässig ist/ weil wir die H. Schrift da zur Vorgängerinn haben. Als wenn wir den zur [S] Rache und Straffe bereitfertigen GOtt gleichsam vor Augen sehen wollen/ so schreibet uns solchen der VII. Psalm/ 12--14. GOtt ist ein rechter Richter/ und ein Gott/ der täglich dräuet. Will man sich nicht bekehren/ so hat er sein Schwert gewetzt/ und seinen Bogen gespannet/ und zielet/ und hat darauf gelegt tödtliche Geschosse/ seine Pfeile hat er zugericht zu verderben. Wollen wir die Gestalt der Verhungernden und Verschmachtenden mit lebendigen Farben abgemahlet haben/ so finden wir solche in den Klagliedern Jerem. im IV. Cap. 8. Ihre Gestalt ist so tunckel für Schwärtze/ daß man sie auf den Gassen nicht kennet/ ihre Haut hänget an den Beinen/ und sind so dürre/ als ein Scheit. Wer die allzuspäte Reue und das Jammerliedlein der Verdammten in der Hölle sich für Augen und Ohren stellen will/ der lese die erste Helfte des V. Cap. aus dem Buche der Weisheit. Im LXXXV. Psalm/ 11. wird der Güte und Treue/ der Gerechtigkeit und dem Frieden ein menschliches Tuhn zugeleget/ wenn gebetten wird/ daß Güte und Treue einander begegnen/ Gerechtigkeit und Friede sich küssen. In der Epistel an die Röm. am IX. [S] 20. lässet der auserwehlte Rüstzeug einen Topf reden/ mit den Fragworten: Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machest du mich also? Also mag ich wol sagen: Die Sünde ist ein stolzes und unbändiges Thier/ deme man einen starken Zaum auf die Nase und ein hartes Gebiß ins Maul legen muß/ wenn wir nicht zu Sandreutern werden wollen.' | "Allein ich halte dafür/ der Seel. Mann [Buchner, J. T.] rede von den zweysilbigen Gebändzeilen/ wenn aus ihnen allein ein Gedichte bestehen sollte/ nicht aber wenn sie andern längeren nur untermenget sind/ wie im folgenden Sazze: ¶ O Fürstenkind aus David Stamm'" | '15. Es reimet auch der Seel. Opizz i und ö/ als Sinnen-können/ in dem 57. und 58. Verse seines Lobgesanges über den freudenreichen Geburtstag unsers HErrn und Heylandes JEsu Christi; und nimmt: kömmt/ auf den Anfang des 1621. Jahrs/ fast gegen das Ende; und drey Seiten zurükke/ en und öw/ Scheuen und Löwen: welches zwar in unsern Ohren etwas hart klinget/ nach seiner Mundart aber wol angehet.' | '6. Und weil der Seel. Herr von Birken/ in seiner vielberegten Anweisung im 96. Bl. der Hoch-wolgebornen Freyinn von Greifenberg/ der Hochfürtrefflichen Teutschen Uranie/ in dieser Redgebänd-Art ein grosses zumisset/ als mag folgendes Exempel langkurzer Art/ ein Zeuge seyn ihres unvergleichlichen Geistes: ¶ Göttliche Wunder=Regierung. ¶ Wer kan deinen Sinn ersinnen/ unersinnter Gottheit-Schluß' | '8. Ein Sonnet/ Anapästischer Art/ habe ich/ unter eines andern Namen/ auf die Magisters-Ehre meines liebwehrten Freundes und damaligen Stuben-Gesellens in Wittenberg/ Tit. Herrn M. Georg Oswalds/ iezt Hochf. Brandenb. Onolzb. wolverdienten Pfarrers zu Mark Breit/ im [S] Christen=Jahre 1673. gefertiget/ worinn der Candidat also redend eingeführet wird: ¶ Bellona! was zeigst du vor grimmige Wut?' | 'Daher ich kein Bedenken genommen/ erst dort mich dieser verantwortlichen [S] Freyheit zu bedienen/ als auf den vor unsern Augen allzufrühen/ doch hochseeligen Todes-Hintritt Des Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Johann Friderichs/ Marggrafens zu Brandenburg/ zu Magdeburg/ in Preussen/ Stettin/ Pommern/ der Cassuben und Wenden/ auch in Schlesien zu Crossen und Jägerndorf Herzogens/ Burggrafens zu Nürnberg/ Fürstens zu Halberstadt/ Minden und Cammen/ Grafens zu Hohenzollern N. N. Unsers Gnädigsten/ leider! gewesenen Landes-Fürsten und Herrn/ ich folgendes Klagelied gesezzet/ welches auch hier in Crailsheim/ bey der Hochfürstl. Leichbegängniß/ nach der beweglichen Sangweise/ in des von Zesen Dichterischen Rosen- und Liljen-Tahles 32. und 33. Blättern gesungen worden: ¶ 1. ¶ O Jhr Tannen heulet laut!' | 'Also hat der nunmehr unter den Seeligen Spielende in des grossen Schauplazzes jämmerlicher Mordgeschichte 485. und 486. Bl. in ein Jrrgedichte gebracht die Worte/ welche Daniel in der Löwengrube vermutlich geführet.' | 'Jch will aus unterschiedlichen von mir gemachten/ die an seinem Orte sollen mit-getheilet werden/ folgende kurze hieher sezen/ die meinem Seel. Herrn Schwehervatter/ Wolffgang Bauern/ Hochfürstl. Brandenb. treuverdient-gewesenen Landschaft-Secretario in Onolzbach/ unter der Wittib/ Kinder und meinem Namen/ ich der Leich-Predigt andrukken lassen: [S] ¶ So weiß der Weise Vatter im Himmel uns unverständige und erdelende Kinder zu seinem vorhin guten Willen zu bequemen und mürbe zu machen! ¶ Mir/' | '3. Wer ein Exempel verlanget mit einem Gemählde/ der kan das nehmen/ welches der Spielende auf die Krankheit Herrn Sauberts folgenden Schlages gemachet: ¶ Johann Saubert ¶ Jonas Abentruh. ¶ Das darzu gehörige Gemähl ist zu ersehen und besehen in der 186. Blatseite vierdten Theils der [S] Gesprächspiele. Die Erklärung bestehet in nachkommenden ¶ Klingreimen: ¶ Als Jonas kam zu Land/ durch Gottes Wundertaht/' | '6. Es mag auch wol ein einziger Buchstab eine Erfindung abgeben/ wie wir uns einer solchen bedienet auf das Hochzeitliche Ehren-Fest Tit. Herrn Johann Jacob Bekkens/ damals Hochfürstl. Brandenb. Onolzb. wolverordneten Pfarrers zu Berolzheim/ izt zu Königshofen: ¶ Das B das will Jhm wol/ wirds zu dem Ekk gesellet/' | '10. So kann auch lezlich zur Erfindung eine durchgehende Gleichniß dienen/ nämlich eine solche/ in welcher die Erfindung eines ganzen Gedichtes bestehet. Dergleichen wir uns/ bey Christlöbl. Beerdigung Tit. Herrn Johann Georg Merzens/ von Unterschüpf aus Franken/ der H. Schrift eiferigst-ergebenen/ so den 14. Brach- oder Rosen-Monats des 1675sten Christen-Jahrs geschehen/ im Namen der damals in Wittenberg studirenden Franken/ bedienet/ und dieses Trauer-Gedichte/ worinnen zwischen den Blumen und Menschen/ in der Hinfällig- wie auch Mannigfaltigkeit/ eine durchgehende Gleichheit gezeiget worden/ betitelt ¶ Die im Elyser-Felde ¶ blühende ¶ Merzen-Blume. ¶ Die Ausführung ware folgende: [S] ¶ Diß Welt-Gebäu gleicht einem Blumen-Garten.' | 'Schlecht/ die Worte Salomons: es ist alles ganz eitel/ also: ¶ Es ist der Eitelkeit doch alles hier verpfändet. ¶ Beweglich/ wenns durch die Ausschreyung verändert wird: ¶ Wie ist der Eitelkeit doch alles hier verpfändet. ¶ [...][S] ¶ Oder durch eine Frage: ¶ Geh/ sag mir/ was hier nicht der Eitelkeit verpfändet und unterworfen sey?' | 'Also kann der König David genennet werden der braune/ liebbare/ tapfere/ grossglaubige/ süssspielende/ flüchtige/ herrschende/ kriegende/ siegende David.' | 'Also geben Adam/ [S] Abraham/ Floridan/ Florinda/ Marggraf/ Ober-Hofmarschalk/ Ober-Amtmann/ GrossCanzler/ Grossvatter/ Stadtvogt/ Obervogt/ Andacht/ Altar/ hochachtbar/ sonderbar/ Alabaster/ StadtPfarrer/ StadtCaplan etc. etc. einen hohen und starken Klang; hingegen einen gelinden und weichen: ewig/ seelig/ erbitten/ belieben/ beleben/ geschwind/ Geschwindkeit/ gelind/ Gelindikeit etc. etc.' | 'Folgen/ als eine Zugabe/ drey geistliche Lieder/ aus so vielen Andachten Müllerischer Erquikkstunden gezogen [...]'

Händel, Christoph Christian

Deo. O. M. Clementer

| 'DEO. O. M. CLEMENTER. ASSISTENTE. PERMITTENTE.' | 'I. N. D. N. J. C.' | 'Quod fieret, si, contra naturam alicujus rei, Emblema aliquod excogitaremus; item ubi grandibus applicaremus vilia, & vice versâ. Lemma sive Inscriptio maximè à Brevitate commendatur, & mutuatur optimè à Sacris Literis, ab Excellentissimis Poëtis, Oratoribusque. [...] Caeterùm tamen usitatum admodùm est, ipsa Emblemata, cujuscunque ea Inventionis fuerint, teneri à pusillis sive Infantibus quibusdam denudatis: quae, si Emblemata sacras res tractant, Angelorum; si morale quid continent, muscarum alas gerunt; si verò mali quid denotant, verspertilionum remigiis deformantur.' | 'Excell. DN. D. Rosini Lentilii, S. Imp. Urbis Nordlingae Phys. Ord. & Academ. Imper. Curiosi, dicti Oribasii: qui (memorante hoc Viro Plur. Rev. & Praecl. DN. Joh. Frid. Spenglero, Ecclesiae Creilsheim. Ministro fideliss. & in Florigera ad Pegnesum Societate Charicles dicto in seinem Wittenbergischen Poeten-Steig p. 149. 150. 151.)' | 'Nempe ego, cùm, solenni ante annum ritu, Philosophiae Magister, & Poëta Caesareus, in hac Alma nostra Musarum Sede, crearer, actis, variô Carmine, Gratiis, DEO T. O. M. Reliquisque, queis post DEUM grates debui; Studiosis denique & Hospitibus easdem, ceu mos fasque erat, sequenti solvi Echo, omnemque eâdem Actum clausi: ¶ Annon jam satis imbibêre prata?' | 'tale est illud, quando ex venerabili Nomine sacratissimae Caesareae Majestatis, (Cui Immortale summumque Numen Vitam, Fortunam, Prolem, Gloriam & Victorias indies magis magisque adaugere velit clementissime!)LEOPOLDUS,'

Weise, Christian

Curiöse Gedancken Von Deutschen Versen

| 'DEUS autem, quem ordinis, luminis & veritatis auctorem honoramus, fortunam Tibi servet ordinatissimam, lucidissimam, certissimam, h. e. qualem omnes boni studioremque fautores precantur.' | 'Drum kunte nichts manierlichers erdacht werden/ als daß er [Horaz, J. T.] die Freunde um GOttes willen bat/ sie möchten reinen Mund halten/ und mit ihren Plauter-Maule sich selbsten die Göttliche Straffe nicht über den Hals ziehen. Nun frag ich/ ob der Jesuit Jodocus de Mares dem guten Horatio nicht Gewalt angethan hat/ wenn er an gdachtem Orte commentirt: Digraditur ac pene aberrat Horatius ad laudem silentii, quô maximè tuemur fidem. Und Masenius, mag es auch verantworten/ wenn er de poes. lyr. c. 3. so schreibet: Episodia sua auctoritate Horatius magis ac Pindari imitatione, quàm virtute orationis rectè ordinatae tuetur.' | 'Wo ich hinsehe/ da wird der Isaac mit seinem Weibe Rebecca allegirt/ da ich doch in der Bibel wol bessere Zeilen antreffen wolte/ welche den hexameter praesentirten.' | 'Er [der Autor des "l\'etat de la France 1678", J. T.] sagt noch ferner/ daß anno 1669. zu Arles oder Arelat in der Provence eine eben solche Königliche Academie aufgerichtet worden/ darinne zwantzig von Adel/ NB. die würcklich in derselben Stadt gewohnet/ eingenommen worden/ wie dergleichen Academie 1675. zu Soison auf Genehmhaltung des Königes unter der Protection des Cardinals d\'Etrées aufgerichtet worden.' | 'Ist man zur Music inclinirt/ wie im vorigen Seculo der Hr. Lutherus, in diesem Hr. Opitz/ so darff man sich nur in eine lustige oder traurige Fantasie einlassen/ das Gemüth wird sich schon gefangen geben.' | 'Wird GOtt gute Zeit erhalten/ so wird es auch an guten ingeniis nicht ermangeln' | 'XXXV. Was in den gemeinen Kirchen-Liedern vor Madrigalische Oden sind/ da sonderlich der Herr Lutherus und andere/ welche ihm gefolget sind/ dessentwegen freye Zeilen gelassen haben/ daß sie mit ihren Centner-Worten/ desto besser haben können zurechte kommen/ das ist eine Sache/ die wenig von unsern neuen Leuten verstehen wollen/ und die sich wol der Mühe verlohnt/ daß unten absonderlich und ausführlich davon gehandelt wird.' | 'VI. Doch so schlecht als sich die Sorge von vielen seculis angelassen/ so ein guter Wechsel entstund auch mit der Deutschen Sprache zu Anfang des vorigen seculi, welchen wir der wunderbaren providenz Gottes zuschreiben müssen. Denn gleich wie GOtt/ als er dort eine Stiffts-Hütten vonnöthen hatte/ den Bezaleel mit einer geschickten Hand begabete/ daß er in Sti-[S]cken/ Schnitzen/ Goldarbeiten/ Steinschneiden und andern/ dergleichen Dinge praestirte/ die er von andern weder gesehen noch gelernet hatte; so war es auch dazumahl beschaffen/ als Gott das wichtige reformations-Werck wolte vor sich gehen lassen/ da bekam der Herr Lutherus so eine unvergleichliche und wunderschöne Manier deutsch zuschreiben/ daß er bey seiner guten Sache zugleich mit dem ungemeinen stylo durchdringen konte. ¶ VII. Nun kamen allerhand gute studia mit der Religion empor/ und da man der Jugend die besten Autores wiederum in die Hände kommen ließ/ so kunte es nicht fehlen/ es muste auch etwas darvon den deutschen Versen eingepflantzet werden; ja der Herr Lutherus war ein guter Musicus darbey/ hatte auch correspondenz mit den vornehmsten Musicis, und dannenhero ward er in seinen Versen durch drey sonderbahre Stücke treflich secundirt. Vor eins hatte er die Realität/ das ist/ er verstund die Sache wol/ und ließ sichs einen Ernst seyn die Worte mit einem tapffren Nachdruck hinzuschreiben. Darnach hat-[S]te er die Reinigkeit und die geschickte construction der Sprache. Endlich den Verstand von der Scansion und der Liebligkeit/ das ist/ die conformität der Worte mit dem Gesange. ¶ VIII. Ich weiß wol/ des Herrn Lutheri Verse sind dreyerley: Etliche hat er gezwungen gemacht/ wenn er ein Lateinisch Lied hat vertiren wollen; etliche hat er geschwinde hingemacht/ wenn er guten Freunden zugefallen etwas geschrieben/ dazu er keinen sonderlichen Fleiß gebraucht/ und also zu reden/ die damahlige Mode der Meister-Sänger mit gehalten hat: an etlichen aber hat er seine Kunst und seine Andacht gewiesen/ hat auch vermuthlich etwas praestiret/ darinne er noch von keinem poëten ist übertroffen worden. ¶ 1. Wenn dieser theure Mann kein Lied gemacht hätte/ als: Nun freuet euch/ lieben Christen gemein/ oder: Eine feste Burg ist unser GOtt etc. so würde er dieß Lob verdienen; denn wie hat jedwedere Zeile ihren eigenen Verstand? Wie deutlich und ungezwungen läufft der Sensus? und war vor ein unvergleichlicher Macht-Spruch steckt allzeit in der letzten Zeile/ welche deswegen an keinen Reim gebunden ist/ damit der emphatischen Rede nichts abgebrochen wird. [S] ¶ 2. Ist etwas curieuses in diesen Liedern/ so ist es die freye Madrigalische Art mit der letzten Zeile: Denn ob gleich die Brüder in Böhmen ihre Lieder meistens so eingerichtet haben/ daß die letzte Zeile mit den obigen den dritten Reim macht; ob auch wohl die meisten/ zu unserer Zeit etwas kluges in dem Reime gesucht haben. Z. E. Herr Rist: ¶ GOtt sey gelobet/ der allein ¶ [...] ¶ So hab ich doch aus besserem Nachdencken gefunden/ daß man sich durch den gezwungenen Reim viel Krafft und Nachdruck muß entgehen lassen. ¶ 3. Ja/ wenn der Herr Lutherus nach Erfoderung der Sache/ wenn er einen eyfrigen raptum hatte/ was hohes und oratorisches mit einmischen wolte/ so gieng es ihm nicht unglücklich von statten. Man sehe nur das Lied an/ welches er 1522. auf die zwey Studenten gemacht/ die zu Brüssel wegen der Religion verbrant wurden. Die zehende Strophe ist diese: ¶ Die Asche will nicht lassen ab/ ¶ [...][S][...] ¶ Und mit dieser ward beschlossen: ¶ Die laß man liegen immerhin/ ¶ [...] ¶ IX. Nachdem nun die Schrifften und die Lieder allenthalben ausgebreitet und gelesen wurden/ so liessen sich viel ingenia darzu auffmuntern/ daß sie vornehmlich in geistlichen Liedern/ die wir noch in der Kirche behalten haben/ was sonderliches thaten. ¶ 1. Was D. Justus Jonas vor einen Geist gehabt/ und wie schön er die freye Zeile hat anbringen können/ solches sieht man aus dem Liede: Wo GOtt der HErr nicht bey uns hält. [S] ¶ 2. Es hat sich auch der Herr Lutherus trefflich gefreuet/ wenn sich etliche geistreiche Männer des Werckes wol angenommen haben. Z. E. Es hatte der bekandte Paulus Speratus in Preussen das Lied gemacht: Es ist das Heil uns kommen her. Solches bringt ein Bettler mit nach Wittenberg/ und singet es gleich gegen über/ wo der Herr Lutherus sein Logement hat. Der rufft den Bettler und läst sichs auch singen/ und erfreut sich von Hertzen drüber/ daß GOtt sein Evangelium auch durch solche wolgesetzte Lieder ausbreiten wolte. ¶ 3. Wiewol unter allen/ welche sich in diesem Stücke wol hervor gethan haben/ hat meines Bedünckens niemand so eine liebliche und richtige Manier zuführen gewust/ als Bartholomaeus Ringewald Pfarrherr zu Langenfeld in der Marck unter dem Amte Sonnenburg gelegen/ davon man nur die zwey Lieder zur Probe nehmen kan: Es ist gewißlich an der Zeit/ und: HErr JEsu Christ du höchstes Gut. Wenn man auch seine zwey Bücher die lautere Warheit und den treuen Eckhart ansiehet: so merckt man wol/ daß sich der stylus allemahl durch etwas ungezwungenes recommendirt. Z. E. Wenn er eine böse Magd beschreibt: ¶ Darzu zerbricht auch dieser Rüssel ¶ [...][S] ¶ X. Im Jochims Thal hat der Pfarrher Johannes Matthesius und der Cantor Nicol Herman was sonderliches gethan: denn mehrentheils hat Herr Matthesius die realia und der andere die formalia darzu getragen. Also muß man sich vielmahl über die sententiöse Manier verwundern. Denn der vielfältigen Kirchen-Lieder zugeschweigen/ so sehe man nur die Haus-Regeln an/ da ich nur etwas zum Exempel setze: ¶ [...] ¶ Ferner: ¶ Was du wilst/ das man dir nicht thu/' | 'Also setzte ich bey dem Tode der kleinen Jungfer Seeligmannin/ über die Worte Christi/ Marc. 10, 16. Er hertzte sie/ er legte die Hände auff sie/ und segnete sie. ¶ GOTT liebet dieses Kind.' | 'Ach wer möchte das nicht/ damit der alte Apt zu Posen in Thüringen eine Nonne und den Closter-Schreiber absolvirt hat. ¶ Strephon kriegt die Jungfer.' | 'VIII. Als ich dem vornehmen und im die Zittauische Kirche hochverdienten Prediger Herr Mag. Zacharias Seligmannen den 5. Augusti 1687. zum letzten Andencken was schreiben solte: so fand ich im Lebens-Lauffe/ daß er alle Tage sein Gebet mit dieser Formul beschlossen: ¶ HErr JEsu Christ/ du höchstes Gut/' | 'IX. So wolte ich den 22. Jan. 1691. meinem geliebten Bruder und Schwager Hrn. Johann Christian Neseno was zum Troste schreiben/ als er sein eintziges und hertzgeliebtes Töchterlein Jungfer Johannen Elisabeth begraben ließ/ und weil der Marien/ ihre Worte gleich im Evangelio waren erkläret worden: was er euch saget das thut/ und wiel eine Maria als Groß Frau Mutter mit interessiret war/ welche sich sonst des Englischen Zuspruchs zugetrösten pflegt: Fürchte dich nicht/ Maria/ [S] du hast Gnade bey GOtt funden: so fand sich die resolution gar leicht/ daß ich bey dem Jambischen genere würde verbleiben müssen. ¶ MEin Bruder/ soll ich dieß die Liebes-Woche nennen/' | 'VI. Das erste auf den Todesfall Hrn. Michael Herfarths S. S. Theol. Stud. den 7. Decemb. 1686. ¶ SO fällt ein frommer Sohn/ der GOtt im Hertzen liebet/' | 'XXXVIII. Bey dem Begräbnisse des obgedachten Hrn. M. Seligmanns ward über diese Worte aus dem Leichen-Texte Esa. LX. 19. 20. Der HErr wird dein ewiges Licht seyn/ etc. diese Arie gesungen: ¶ ACh GOtt du bist mein rechtes Licht/' | 'Hat doch zu Anfang dieses Seculi Jacob Vogel ein Bader zu Stössen im Ammte Weissenfels, welcher auf Anordnung eines Comitis Pala-[S]tini zum Deutschen Poeten ist gekrönt worden/ dadurch so hochmüthige Gedancken geschöpfet/ daß er den Prologum in einer comoedie so anfangen läst: ¶ Deutschland hat zwar einen Lutherum, ¶ [...] ¶ So viel wuste sich der einfältige Mann/ daß er sich rühmen kunte/ wie der Herr Lutherus das donum propheticum oder die Gabe zu lehren in einem unvergleichlichen gradu bekommen hätte/ so wäre ihm auch das donum poëticum oder die Gabe zierliche Verse zumachen/ so kräfftig beygelegt/ daß er niemand seines gleichen/ in gantz Deutschland finden könte.' | 'XXI. Uber die Worte Zachariae/ Luc. I. ¶ Daß wir errettet von der Hand unserer Feinde/ ihm dienen ohne Furcht unser Lebe-[S]lang/ in Heiligkeit und Gerechtigkeit/ die ihm gefällig ist. ¶ Nach der Melodey: ¶ HErr GOtt/ dich loben alle wir. ¶ WAch auf/ mein Hertz/ und dencke dran/' | 'III. Als Mons. Wolff Albrecht von Löben/ dessen oben p. 363. in einem betrübten Carmine gedacht/ seinen Abschied aus unserm Gymnasio nahm/ ward in regard des Hoch-Adl. Herrn Vaters als Amt-Hauptmanns in Fürstenthume Görlitz die Invention genommen vom Gott-gefälligen Amts-Hauptmann in dem Fürstenthum der kleinen Welt. ¶ DEr Mensch die kleine Welt/ des Schöpffers höchster Ruhm/' | 'V. Als zwey werthe Freunde von Reval wegreiseten/ und einer ein Studiosus [S] Theologiae, der andere ein Studiosus Legum war/ zielete die Invention hierauf. Und erstlich zwar ward der Studiosus Theologiae also beschrieben. ¶ WOldem der allen Fleiß auff GOttes-Lehre wendet/' | 'VII. Als fünff Brüder allerseits vornehme Medici Herr Balthasari Bleccio berühmten Theologo in Stetin zum Doctorat Glück wünscheten: ¶ WEr hätte diß vermeynt? Ein Mann der GOttes Lehre' | 'X. Als Herr Johann Christian Meyer Vornehmer Herr des Raths/ seine Eheliebste Fr. Annen Rosinen geb. Baderin begraben ließ/ floß die Allegorie von der unergründlichen See der Göttlichen Liebe/ aus dem Dicto Chrysostomi ad 2. Corinth. I. Homil. I. p. m. 729. ¶ Quemadmodum, si exiguam scintillam in magnum pelagus injicias, eam protinus extinxerit: eodem modo molestia omnis, quamlibet ingens, si in animum bene sibi conscium inciderit, confestim perit & evanescit. ¶ EIn Kind ist schon zu viel/ wann solches unsre Thränen/'

Wagenseil, Johann Christoph

Praecepta De Poesi Germanica

| 'Der König David kan heissen/ der braune/ tapfere/ [S] süß-spielende/ herrschende David.' | 'Als/ wann ich sage: Der Hirt von Betlehem/ der Mann nach GOttes Hertzen/ der Jesse Sohn/ und darunter den David verstehe.' | 'Zum Beyspiel kan dienen die verwunderbare That des tugendlichen Jünglings Nicetae aus dem H. Hieronymo. Diesen hat der Tyrann Decius in eines lieblichen Gartens Sommerhaus führen/ und durch eine angestellte Hur zur Wollust verleiten lassen: nachdem er aber kein Gehör geben wollen/ hat man ihm Hände und Füsse gebunden/ und als hierauf die geile Dirne sich zu ihm gemacht/ biß er ihm selbst die Zunge ab/ und speyte solche der Metzen in das Angesicht. Dieses hat der Edle Herr Harßdörffer Seel. in ein solches Heldenlied abgefasset: ¶ Neceta geht uns vor/ er kan uns lehren kriegen/' | 'Zum Beyspiel sey/ das unvergleichliche Schäfferische Abendlied/ der/ mehr wegen hohen und Himmelanflammenden Geistes/ als Standes/ preißwürdigsten Frauen Catharina Regina/ Frauen von Greiffenberg/ Freyherrin von Seysenegg/ u. a. m. deren geneigte Gewogenheit/ und Uberschickung der so vielen fürtreflichen Bücher/ zugleich mit gebührenden Danck erkannt wird. ¶ 1. ¶ Ietzund in der Schatten-Stille/' | "Es gibt auch in ungebundener Rede versus fortuitos, oder zufällige Verse/ wie Luc. 2/38. ¶ Sih' ich bin des HErren Magd/" | 'Ein Beyspiel gibt der Herr von Bircken/ des Gelehrten Emanuelis Thesauri Rätsel von Adam/ dem Ersten Menschen nachahmend: ¶ Stehe/ Wanderer! du wirst Wunder lesen.' | 'Ein Beyspiel ist in Heiliger Schrifft der Heldin Deborae Ruhm-Lied/ welches Herr Rist/ folgender Gestalt/ sehr herrlich in Teutsche Reimen gebracht. ¶ 1. ¶ Ihr Völcker kommt mit mir/ kommt zu der Singer-Orden/'

Hübner, Johann

Poetisches Handbuch

| 'Gott befohlen!'

Hofmann, Johann

Lehr-mässige Anweisung/ Zu der Teutschen Verß- und Ticht-Kunst

| '11. Wir wollen aber in GOttes Nahmen zu der Sachen selbst schreiten' | 'Dannhauerus.' | 'Fagius.' | 'Finckius.' | 'Misander.' | 'Neander.' | 'Owenus.' | 'Pelargus.' | 'Spee.' | 'in der Theatralischen Darstellung des König Davids von jenem belobten Poeten (b. [= Herr Schottelius Lib. III. Cap. 3. p. 928.]' | 'der Engelländische Tichter Owenus bey der gelehrten Welt in Lateinischer Sprach einen grossen Nahmen erworben' | 'So haben wir dann unser Vorhaben so fern durch GOttes Gnad zu End gebracht' | '14. Dieser Titel/ gleichwie gedruckt worden ist/ lautet also: Der Christlichen Teutschen Wahrheit gehabte Audientz bey dem Allerchristlichsten König Ludwig XIV. zu Versailles am Tag des H. Apostels Thomae den 21. Decembris 1689. Worinn/ im Nahmen des Christlichen EUROPAE, der König seines bißherigen Verfahrens erinnert/ und deswegen Rechenschafft von ihm begehrt wird. Freyburg gedruckt im Jahr 1690.' | '4. Und ist demnach kein Wunder/ daß denen Poeten sonderliche Nahmen beygeleget werden/ welche bedeuten/ daß Sie von den Musen oder Göttinnen der freyen Künste gleichsam angefeuret werden/ und daß Phoebus selbst ihr Gemüth entzünde/ indem sie sagen: (e. [= Ovidius Lib. VI. Fastorum. vers. 5.]) ¶ Est Deus in nobis, agitante calescimus illo, ¶ Impetus hic sacrae femina mentis habet. ¶ Welches ich dorten (f. [In Viridario meo Poëtico Parte II. p. m. 35.]) also teutsch gegeben. ¶ Es ist ein GOtt in uns/ so sagen die Poeten/ ¶ Wann der sich in uns regt/ so wird uns warm gemacht; ¶ Und was durch dessen Trieb von uns wird vorgebracht/ ¶ Ist anders nicht/ als wanns herkäm von den Propheten. ¶ 5. Und ist dieses Orts nicht zu verschwei-[S]gen/ daß etzliche von denen alten Vättern und Lehrern der ersten Christlichen Kirchen die Poeten anders nicht genennt haben als Propheten-Diebe: Weil sie nemlich viel aus der H. Schrifft gestohlen oder genommen haben/ wie fürnemlich in des Ovidii Buch/ Metamorphosis genannt/ oder die Verwandelung/ aus welchem es scheint/ daß er viel mit unter sein Fabelwerck/ und erdichtete Schrifft mit eingemenget habe. ¶ 6. Sonst werden sie auch Brüder der Natur genennt; Weil sie nemlich nicht allein ein Ding klug und sinn-reich erfinden und fürstellig machen/ als wann sichs in der That und Wahrheit also befände; sondern auch/ weil sie der Zeuge-Mutter aller Dinge/ der Natur/ dergestalt nachahmen/ daß sie alles eigentlich u. natürlich vorstellen/ wie es an sich selbst ist' | '7. Exempel [zu den Sonetten, J.T.] finden sich hin- und wieder/ sonderlich bey dem Hrn. Gryphio, deme sie sonderlich beliebet/ daher ich dann auch grossen Lusten darzu bekommen/ so daß ich alle Evangelia/ so durchs ganze Jahr hindurch gefunden werden/ auf gewisse Maaß in Sonneten gebracht habe. Uber das hatte ich zu Speyer/ eine geistliche Kunst Kammer aus der H. Schrifft zusammen getragen/ welche in 400. Sonneten bestunden. Aber! Ach leyder! Aber diese nutzliche Sachen haben kein ander Licht gesehen/ als daß sie mit der grausamen Einäscherung der Marggräfflichen Residenz Durlach zugleich verbrennet worden/ und sind also jämmerlich zu Grund gegangen. ¶ 8. Damit aber doch etwas von meiner Arbeit dieses Orts mit eingeruckt werde/ so will ich ein geistliches/ und zwar ein Passions-Sonnet/ und zwar nach diesem unterzeichneten Schemate verfertiget worden ist/ auf die Bahn bringen. ¶ 9. Wer aber andere Gattungen/ als von funffzehen-Sylbigen lang-gekürtzte Reymen/ über Gottes unbegreiffliche Regierung aus (Tit.) Fräuleins Catharinae Reginae von Greiffen-Berg etc. genommen/' | '[zu den Paragrammatibus, J.T.] 7. Dieses Orts kan ich mit unverantwortlichem Stillschweigen nicht vorbey gehen daß dieses tiefsinnige Kunst-Stück sich in unserm H. Bibel-Buch auch blicken lässet/ indem an seinem Ort ein recht wunderns-würdiges Exempel (b.[= Apocal. 13. vers. 18.] gelesen wird: Dann wann Johannes vom Antichrist redet/ so bricht er unter andern in diese nachdenckliche Wort heraus/ und sagt: Hier ist Weißheit. Wer Verstand hat/ der überlege die Zahl des Thiers; dann es ist eines Menschen Zahl/ und seine Zahl ist. 666. ¶ 8. Wann man nun diese beyde Wort: Römischer Pabst/ nach denen numeris monadicis ausrechnet/ so kommt/ welch sich zu verwundern ist/ die angeregt Zahl 666. vollkommlich heraus/ welches wir aber auf sich beruhen lassen' | '3. Was ihren [der Romane, J.T.] Ursprung anbetrifft/ so können wir zwar dieses Orts keine verläßliche Nachricht davon vorstellig machen; Daß es aber keine neue/ sondern ziemlich alte Erfindung seye/ will fast daher erscheinen/ weil sich auch dergleichen in den Biblischen Historien finden lassen. ¶ 4. Dann als der Prophet und königliche Hof-Prediger der Nathan dort (a. [= 2. Samuel XII. vers. 1. seqq.]) eine recht gefährliche Commission an den König David bekäme/ welchen er seine Laster vortragen sollte/ so ware er nicht so einfältig und so thöricht/ daß er ihm gesagt hätte: Höre Herr König! Dir soll ich sagen: Du seyest ein Ehbrecher und Mörder; sondern es bediente sich dieser kluge Prophet einer Nachdencklichen Geschicht Gedicht/ durch welche er den König gar artlich dahin brachte/ daß er sich selbst sein eigen Urthel fällte/ und er also zur Erkänntniß seiner Sünden gebracht wurde. ¶ 5. Die Sache verhält sich kürtzlich also: als Nathan vor den König kame/ erzehlte er ihm/ daß zween Männer/ ein reicher der sehr viel Schaf und Rin-[S]der gehabt; und ein Armer/ der nur ein eintziges Schäflein gehabt/ an welchem er all seine Freude gesehen/ die er sich in der gantzen Welt hätte wünschen mögen. Nun aber habe sichs zu getragen/ daß dem reichen Mann ein Gast zu Hauß kommen; dem er gern hätte etwas zu richten lassen wollen. Ob er nun zwar besagter massen sehr viel Schaf und Rinder gehabt/ so habe er doch derselbigen allmiteinander verschonet/ und habe dem armen Mann sein einziges und recht liebes Schäflein genommen/ habe dasselbige geschlachtet/ und habe dasselbige vor seinen Gast zu gerichtet. Als David dieses recht unbilliche Verfahren angehöret/ ist er wieder diesen recht gewalthätigen reichen Mann im Eyffer entbrannt/ und hat ihm ein ziemlich schwehres Urtheil gefället/ und gesagt: so wahr der HErr lebt/ der Mann ist ein Kind des Todes/ der das gethan hat. Darzu soll er das Schaf vierfältig wiedergeben/ darum/ daß er solches gethan/ und nicht verschonet hat. Kaum David diese Wort außgeredet/ da zog der Nathan die Larve vom Gesicht/ redete den König getrost an und sprach: Du bist derselbige Mann! Du hast das Wort des HErrn verachtet! Uriam den Hethiter hastu erschlagen mit dem Schwerdt! Sein Weib hastu dir zum Weib genommen/ ihn aber hastu erwürget mit dem Schwerdt der KinderAmmon. Hierdurch hat Nathan den König so mürb gemacht/ daß er in sich gegangen/ sein Unrecht erkennt/ bitterlich geweinet/ und GOtt seine Sünde abgebetten. ¶ 8. Ein ander recht bedenckliches Exempel wird uns an seinem Ort (b. [Judic. IX. 7. seqq.]) vorgestellt an den Bäumen/ [S] was dieselbige vor merckwürdige Reden unter sich gehalten haben/ da sie einen König unter sich haben erwehlen wollen. Dann als Jotham der jüngste Sohn Jerub Baal, (der von siebenzig Brüdern/ so alle erwürget worden/ übergeblieben war) den Sichemitern ihre Undanckbarkeit/ so sie am Hause Gideon begangen/ nachdrücklich verweisen wolte/ bediente er sich folgenden Geschicht Gedichts/ indem er die Bäume/ als redende Personen aufgeführet/ welche den Oelbaum mit freundlichen Worten angesprochen/ daß er ihr König seyn solte. Als aber dieser eine abschlägliche Antwort von sich gegeben; Seyen sie zum Feigen-Baum gegangen/ und (weil auch dieser nicht gewolt) von dem zum Weinstock. Als nun alle sich mit ehrlichen Ursachen entschuldiget/ und keiner unter ihnen die königliche Regierung übernehmen wollen; seyen alle Bäum zum Dornbusch gegangen/ und gesagt: ists wahr/ daß ihr mich zum König salbet über euch? So kommt und vertrauet euch unter meinen Schatten! Wo aber nicht? So gehe Feuer auf vom Dornbusch und verzehre die Zedern Libanon! ¶ 9. Allhier muß man nun nicht meynen daß es ein blosses Mährlein/ lächerliche Fabel/ oder ein ersonnenes Gedicht seye; sondern es wird unter diesem Gedicht eine merckliche Geschicht bemäntelt/ welche sich wahrhafftig begeben/ als die Sichemiter so viel Königs inder unrechtmässiger Weise erwürget/ und den Abimelech umgebracht haben/ wie dann solches die Historie mit mehrern Umständen ausfündig macht. ¶ 10. Ob nun diese Exempel nicht vor eine Roman [S] oder ein sinnreiches Geschicht Gedicht/ könne gehalten werden/ lasse ich andere verständige Leut urtheilen. ¶ 11. Gesetzt aber? Es werde widersprochen! daß dergleichen Geschicht Gedichte in der H. Schrifft gefunden werden/ wie wir uns deswegen mit keinem Menschen in einigen Wort-Streit uns einzulassen gedencken; (sondern wir lassen einem jeglichen seine Gedancken) so kan doch dieses durchaus nicht geläugnet werden/ daß die geschickteste Leute sich dergleichen Art zu schreiben gemeiniglich bedienen/ indem sie nemlich gleichsam in einem Gedicht eine wahrhafftig geschehene Sache in annehmlicher Erzehlung vorstellen/ und der gantzen Welt kund machen.' | 'was ich dort […] nach Anleitung des Englischen Lob-Gedichts ex Esa. VI. auf die Bahn gebracht habe. ¶ 1. ¶ Komm liebste Seel! Und lerne hier/' | '7. Solches zu beweisen will ich einige Strophe von meiner Arbeit allhier mit anfügen/ worinn die siegende Jael eine Aufmunterung thut zu einem frölichen Lob- und Danck-Lied. […] [S] ¶ 1. ¶ Höret ihr Himmel und fasset zu Ohren!'

Dunckelberg, Conrad

Zur Teutschen Prosodi Vierstuffichte Lehr-Bahn

| 'Ey denn/ Kunst-würdige Künstlinge/ die ihr theils albereit den Vorschmack nützlicher Poesie eingenommen/ theils das Gängelen erwartet/ nahet euch in JEsus-Nahmen auff diese Vierstuffichte Lehr-Bahn […].' | 'Der Andere Theil wird durch GOttes Beyhülffe künfftig erfolgen.' | 'möchten auch wol die übrige/ so GOtt wil/nachkommen.' | 'Möchten auch/ so GOTT will/ von unser Hand die vor 18. Jahren angefangene und nu verfertigte Reim-Gänge nachkommen.' | 'Daß auch hoch-treibende Palm-Zweige vor diesem Sieges-Zeichen/ tapffere Helden zu beehren/ gewesen/ ist aus 1. Macch. 13. vers. 51. 2. Macch. 10. v. 7. Joh. 12. v. 13. Apoc. 7. 9. und anders woher sattsam bekannt.' | 'Gönnet GOtt das Leben/ so mögen auch noch Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Madrigalien durchs gantze Jahr ausgeliefert werden.' | 'Jedoch lässet er [Morhof, J.T.] zur Verwunderung des Rabani Mauri seine Carmina, darinnen so vielerley Arten Creutze gebildet werden.' | 'GOtt allein die Ehre!' | '§. 142. Cabbala [hebr.] bedeutet in Ebräischer Sprache eine Nehmung/ da man ieden Alphabets-Buchstab in gewisser Geltung angesetzt/ daß er so oder so viel gelten soll/ als: […] ¶ Dieses Alphabets Cabbala dienete jenem Simon Wolff Branden/ Schutz-Jüden in Berlin/ daß er aus dem 21. Psalm Davids eine Weissagung erfunden/ worinnen er die Köngliche Crönung des Durchlauchtigsten/ Großmächtigsten Herrn Friederichs III. Chur-Fürsten zu Brandenburg/ So den 18. Januar. Anno 1701. zu Königsberg in [S] Preüssen celebriret wurde/ sehr genau untersuchet/ daß auch der Gecrönete/ der Crönungs-Ort und die Salbungs-Zeit in Wunder-voller Cabbala heraus gebracht worden/ so artig/ als wenn in solcher Davidischen Ode gäntzlich auff die Hohe Friedrichs-Crönung der David gezielet hätte: Denn aus des Psalms Worte/ [hebr.], Melech, das ist/ König/ bringt er Cabbalisticè 90. heraus/ und eben so viel trägt auch die Vocula, [hebr.], Ducs, womit die Ebräer einen Chur-Fürsten zu benennen pflegen.' | 'Dergleichen Cabbalisches Werck hat auch Herr Daniel Ernst Bablonski Ihro Königl. Majestät in Preüssen Hoff-Prediger/ nachsinnlich eben solche Darids-Ode in Cabbala befunden. ¶ Denn er calculirt aus des Psalms Uberschrifft: ¶ 40.' | '§. 201. Arien sind kurtze Verse von Fallenden/ oder/ Steigenden/ auch wolSpringenden Wörtern/ so Satz- oder/ Strophen-Weise zur Music bequem ausgearbeitet werden. Dergleichen sind/ so D. Luther und andere Väter der Kirchen gesetzt haben. Vid. Riemers Schatz M. p. 114.' | 'Also in Propriis: Pharo, Aron, Isac, aus Pharao, Aaron, Isaac.' | 'Fügen hinzu aus Lucae cap. 16. ¶ I. Der verdammliche Höll-Bruder. ¶ Ich leide Pein! Die Pein ist unbeschreiblich.' | '§. 137. In Form eines Rhombi, oder geschobenen Quadrate möchte die Englische Weynacht-Freude also abgebildet werden. ¶ E […] ¶ Praesentiret nach der inwendigen Länge und Breite ein Creutz/ welches den gecreützigten Frieden-Fürst/ oder Friede-Sprächer/ JEsum/ andeutet: Von aussen wird die Figur von dem E/ auff unsern Emanuel deutenden/ rings umher geschlossen.' | 'Endlich fügten sich die 12 Heilige JEsus-Legaten auff einem Dodecaëdio, dessen iede hedra einen der Apostel nach seiner erduldeten Todes-Marter in einem Hexametro Latino auffführete.' | 'Solche Art hat auch gefallen jenem Petro Dresdensi, welcher etwa Anno 1410/ oder noch wol eher/ die feine Weynachts-Ode: In dulci jubilo &c. mit vermischten Versen auffgesetzet und unserer Kirchen überlassen. Diesem zur Nachfolge setzen wir folgende vermischte Strophen aus dem wohl-bekannten Jesus-Liede: ¶ 1. ¶ Ach mein Hertz-liebes JEsulein!'

Ludwig, Gottfried

Deutsche Poesie dieser Zeit

| 'Die Reguln sind aus den Poeten unsrer Zeit von mir in den neun Jahren zusammen gelesen/ die ich durch GOttes Gnade bey öffentlicher Schul-Arbeit in Leipzig und Schleusingen zugebracht/' | 'Anietzt wünsche von Hertzen/ daß/ nachdem so Reguln/ als Exempel/ auch andern Gemüthern zu Dienst/ dem Druck übergeben sind/ ein gleicher Succes von GOtt erfolge/ und die kommende Zeiten also beschaffen seyn mögen/ daß wir unsre Poetische Gedancken auf beliebliche Fälle einzurichten haben/ den geneigten Leser der allwaltenden Güte GOttes treulichst empfehlend! Geschrieben in Schleusingen zu Ende des Jahrs 1702. da kurtz zuvor Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. zu Sachsen-Naumburg/ Unser Gnädigster Nutritor, Dero Hennebergische Lande mit besonderer Landes-Regierung und Consi-[S]storio gnädigst versehen/ weßwegen das HochFürstl. Sachsen-Henneb. Gemeinschafftl. Gymnasium nach der von mir gehaltenen solennen Oration de novis Hennebergiae Saxo-Numburgensis dotibus, die gehörige Auffwartung in einer Abend-Music und Ode darzulegen gesucht/ die/ statt fernern Eingangs/ hier billig angeführet wird: ¶ 1. ¶ Auf Antheil Hennebergs/ du Land des theuren Printzen/' | 'die vom Masenio genannte 4. Fontes am meisten' | 'In Herrn D. Carpzovs Rätzeln/ die nur angeführet sind/ war der Clavis das Evangelium.' | '2.) Die Rätzel pflegen offt den Hochzeit-Carminibus und insgemein aus den Nahmen der Verlobten angehängt zu werden/ welches/ so man in seinen Schrancken bleibt/ nicht uneben ist/ weil die Ge-[S]wonheit Rätzsel auf den Hochzeiten vorzutragen von den alten Hebräern auf die Griechen/ und von diesen auf die Römer gekommen. Ich weiß auch/ daß An. 1693. der sel. Theologus, Herr D. Carpzov in Leipzig/ vermöge seines damahligen Methodi Schematicae ex Evangelio Dom. II. post. Epiph. seinen Zuhörern drey Hochzeit-Rätzel vorlegte: ¶ 1. Bey der allerherrlichsten Hochzeit mangelt es am Getränck. [...]' | 'XXI. Ich dörffte fast bey den Spiel-Gedichten zum Beschluß diejenigen Klapp-Reime anführen/ deren sich ihrer annoch viel in den Dispositionibus ihrer Predigten bedienen/ solcher Gestalt aber mit Zwang den Vortrag in Reimen abfassen/ weil ich keine andere Ursache solches Verfahrens sehen kan/ als daß man sein Poetisch Ingenium zur Unzeit zu weisen denckt/ und dem Text öffters die höchste Gewalt thut. Also trug einer einst in einem Collegio Homiletico ex I. Petr. V, 10. vor: GOttes Treuheit/ und des Creutzes Schlechtheit/ wozu der Theologus in der Censura sagte: Warum nicht auch/ der Menschen Narrheit? Doch wider diesen Lusum, der vor Alters noch (besiehe Hn. Morhof. Unterricht p. m. 606.) hat mögen excusiret werden/ wird mehr in den Libellis und Collegiis Homileticis geredt. ¶ XXII. Es giebt auch endlich noch einige/ die es denen Alten nachthun wollen/ und nach denen in der Kirche beliebten Liedern/ Puer natus &c. In dulci, &c. Teutsche und Lateinische/ oder auch anderer Sprachen Verse unter einander mischen. Welches aber/ wie es sich durch genannte Lieder nicht behaupten läst/ bey deren Ursprung [S] gantz ein andrer Zustand war/ viel weniger durch ältere Zeugnisse/ als da die Wissenschafft der Teutschen Poësie nicht so weit kommen; also kan man es anietzo nicht anders/ als Lusum ingenii tituliren. Und so viel von den Spiel-Gedichten/ über welchen ich mich fast müde geschrieben habe.' | 'Dem [...] Wohlgebohrnen Herrn Joachim Ernst von Beust/ [S][...] daß GOTT die an Dessen Geburts-Tage von dem HochFürstl. Gemeinschafftl. Gymnasio in Schleusingen abgeschickte/ und in folgender Teutschen Poesie befindliche Seuffzer völlig erfüllen wolle/ d. h. daß die Aufferziehung der Geburt gleich und erwünscht geschehe/' | 'Ist An. 1700. bey Christlicher Beerdigung Fr. Magdalena Barbara/ gebohrner Schadin/ gewesenen Eheliebsten Herrn M. Christiani Junckers/ wohlmeritirten Con-R. bey dem Gymnasio in Schleusingen/ welcher den 2. Maj. a. e. gemeldte seine Liebste früh bey sich im Bette an seiner Seite wider alles Vermuthen todt erblicket/ nomine Gymnasii verfertiget worden. ¶ Wir selber mögen uns nicht recht vor Kummer fassen/' | 'an der andern Hochzeit d. 28. Jun. gemeldten Herrn M. Junckers A. 1701. mit Jgfr. Maria Elisabeth Wagnerin/ nomine Gymnasii übergeben. ¶ An den sel. ¶ Herrn Vater ¶ der ¶ Jungfer Braut. ¶ Frommer Wagner! soltest du noch anitzt das Leben haben/' | 'Solches begreifft eine Anrede der Praeceptorum unsers Gymnasii bey Beerdigung eines frommen Scholarens/ Joh. Seb. Hammers/ A. 1698. den 19. Jun. an die zurück gebliebene Commilitones: ¶ Nun Glück zu auff deine Reise/ von uns liebgehaltener Sohn/' | 'VII. Folgen dahero einige Exempel zur Erläuterung obiger Reguln/ daraus die unterschiedliche Arten von blossen und vermischten Oden/ die Alexandrinischen Oden/ die Imitationes der Kirchen-Melodien/ die Endigung des Sensus mit einer Strophe/ die bräuchliche Zahl der Zeilen in einer Strophe/ und a. m. zu erkennen; sonderlich/ wenn man dazu nimmt/ was unten von Madrigalischen Oden wird gesagt werden. ¶ I. ¶ Als dem Hoch-Wohlgebohrnen Herrn/ Herrn Adam Liebmann von Beust [...] ein Hoch Adel. Männl. Erbe erwünscht gebohren wurde/ erwieß das Gymnasium allhier seinen gehorsamsten Respect in einer Nacht-Music und folgender Ode: [S] ¶ I. ¶ Wir wollen nicht hinfort als Schuldner bleiben/ ¶ [...][S][...] ¶ II. ¶ Herrn Ephori, Friedrich Ernst Meisens/ Hoch-Ehrwürden ward nach dem am 10. Nov. 1699. in Leipzig erhaltenen Gradu Doctoris Theologiae folgende Ode in geziemender Observantz und unter einer A-[S]bend-Music vom gedachten Gymnasio abgesungen: ¶ 1. ¶ O du wohlgeprießner Mann! ¶ [...][S][...] ¶ III. ¶ In mehr genanntem Gymnasio gehn die me-[S]ditationes poenitentiales acht Tage vor der Beichte an. Da ich nun A. 1697. solche mit einer Buß-Ode anzufangen pflegte/ hierzu aber im Winter das Evang. IV. Adv. und der Tag Thomae gute Anlaß gaben/ geriethen die Verse auff die Melodey: Wer nur den lieben GOtt läst walten etc. also: ¶ 1. ¶ Wer bistu? heist ietzund die Frage/' | 'Ein Exempel/ das ich zur Buß-Andacht An. 1701. um Michaelis aus Matth. XXV. v. 1. 23. welche Parabel zugleich den Locum de [S] Ecclesia aus dem Compendio Theologico erkläret hat/ im Auditorio mit meinen Untergebenen auf die Melodie: Wer nur den lieben GOtt etc. verfertiget: ¶ 1. Ecclesia dum comparatur' | 'Auf den Tod Hn. M. Sauerbiers/ Wohlverdienten Archi-Diaconi in Schleusingen/ machte ich nebst einem Syrischen/ Griechischen und Lateinischen Carmine diß Epigramma, mit Noten: [S] ¶ Ein Obadias Leib [...] liegt hier durch uns begraben;' | 'II. ¶ Der fürnehme Theologus und Hochfürstl. Hof-Prediger zu Moritzburg an der Elster/ Herr Michael Christian Ludwig/ starb den 27. May An. 1700. und ich stellte aus behöriger Observantz in einer solennen Lateinischen Oration in hiesigem Gymnasio denselben als HEROEM ECCLESIAE CIZENSIS vor/ wozu mir Gelegenheit gab das Elogium, so man BUCERO an einem Ort gesetzt: In Bucero fuit Augustini acumen, Hieronymi linguarum varietas & doctrina, disciplina Cypriani, Ambrosii autoritas, Origenis scientia, Chrysostomi in docendo perspicuitas, Bernhardi integritas in vita. Etsi uberiora haec fuerint in illis priscis ECCLESIAE HEROIBUS, tamen particulas ex omnibus excellentissimis Bucerus tanto studio arripuit, tot ornamentis perpolivit, ut, si non unus cum omnibus, tamen separatim cum singulis comparari possit. ¶ Er selbst/ der selige Theologus, hatte diese Verse in dem von ihm hinterlassenen Curriculo vitae zu Anfang gebraucht: ¶ Jesus me fecit, Jesu cum sanguine purus ¶ [...][S][...] ¶ Nun solten sothane Materien zugleich zu einem Inscriptions-Exempel/ vielleicht nach folgendem Abriß/ wohl gedienet haben: ¶ Zu so vielen unglückseligen Oertern muß sich nunmehro leider! auch die Hochfürstl. Residentz zur Moritzburg an der Elster zehlen!' | 'III. ¶ Eine Epitaphische Inscription könte diese auf hiesigen nunmehro sel. Archi-Diaconum, Herrn M. Sauerbier/ dessen oben Meldung geschehen/ seyn [S] ¶ Geehrter Leser!' | 'Ein Exempel/ da ich bey unsern Meditationibus Poenitentialibus aestivis An. 1701. den Locum ex Esa. VIII, 1. 2. 3. 4. nach Anleitung des sel. Herrn D. Carpzovs Predigt/ die er Festo Johannis An. 1693. gehalten/ erkläret/ und zugleich den Locum in Compendio de Christo, hieraus aber eine Inscriptions-Materie Teutsch gegeben/ und eine Lateinische Inscription aus der Ubersetzung zu machen gesucht habe/ wird das Werck und den Nutzen solcher Teut-[S]schen Inscriptions-Exercitationum zeigen: ¶ Eine recht sonderliche Zeit/ da Johannes der Täuffer/ dessen Gedächtniß wir in unserer Buß-Woche feyren/ gebohren ward!' | 'I. ¶ Ein Leichen-Gedicht im Verß-Briefe. ¶ Denn als einer von meinen Tisch-Genossen/ Joh. Gottfried Seidensticker/ den 20. Jan. 1699. starb/ berichtete ich an dessen Herrn Vater c. T. Herrn Anton Seidenstickern/ fürtrefflichen JCtum [...]/ wie auch des Käyserlichen freyen Exemt-Stiffts SS. Simonis & Judae in Goßlar Dechanten/ die Kranckheit und Tod folgender massen: ¶ Hochschätzbarer Patron/' | 'Weil mir in dieser Brieff-Freyheit gleich der Ebräische Brieff in die Hände kömmt/ den ich bey Christlicher Beerdigung eines frommen Discipuli, Joh. Abel Altmüllers/ von Wasungen/ an den Herrn Diaconum daselbst/ nebst einem Teutschen Carmine An. 1699. drucken lassen/ will ich ihn hier beyfügen/ um auch dadurch zu weisen/ daß statt eines Carminis ein Brieff passire. [S] ¶ [hebr.]' | 'Poëta Poenitentialisproponit ex Loco Matth. XVIII. v. 6. ¶ I. Emblema, inque eodem [...]' | 'An. 1699. den 17. Decembr. muste ich bey Christ-Adelichen Begräbniß-Solennien der Wohlgebohrnen Frau Agnesen Euphrosynen Zastro/ gebohrnen von Witzleben/ die Danck-Rede in hiesiger Stadt-Kirche ablegen; weil mir nun beyde Geschlechts-Wapen deren von Zastro und von Witzleben gute Gelegenheit gaben/ daraus das Leben und Tod der Hoch-Adelichen Matron vorzustellen/ so geschahe es unter solchen Emblematischen Versen. Bey den Witzlebischen Sparren hieß es ¶ Quantum in cantheriis instar!' | 'Auf den Tod ¶ Herrn Superint. Rumpels in Saltzungen verfertigte ein Untergebener diese Urnam: ¶ O Tod!' | 'Hierzu füge ich die Disposition, welche Herr D. Carpzov sel. in Leipzig in einer Leichen-Predigt über Apoc. XIV. 13. A. 1693. gehabt hat: ¶ Das Echo gläubiger Christen. ¶ Sie rufen ¶ I. Mühseligkeit. das Echo ist Seligkeit.' | '(1.) Ein Ebräisches auf das Jahr 1702. aus Jer. XXXI, 22. ¶ [hebr.]' | "4.) Und wer will an solcher Möglichkeit zweifeln/ da die/ so de versibus fortuitis geschrieben/ unterschiedene Exempel aus der [S] Teutschen Bibel anführen/ darinnen solche Zeilen ausgesprochen sind/ die sich zu mehr genannten Lateinischen Generibus bringen lassen. Dergleichen Versus fortuiti sind: ¶ Luc. I, 38. ¶ Sieh' ich bin des HErren Magd/ ¶ [...] ¶ Gen. XXVI, 8. ¶ Daß Isaac schertzte mit seinem Weibe Rebecca. ¶ I. Cor. IX, 24. ¶ Lauffet nun also/ daß ihr es ergreiffet. ¶ Esa. XXI, 14. ¶ Bringet den Dürfftigen Wasser entgegen. ¶ Act. II, 40. ¶ Lasset euch helffen von diesen unartigen Leuten. ¶ Gen. IX, 7. ¶ Und reget euch auf Erden/ ¶ [...]" | 'Als tot. Tit. Herr D. Gottlob Friedrich Seligmann/ Prof. Theol. des Chur- und Fürstl. Consistorii Assessor und Pastor zu S. Thomas in Leipzig/ seine ältere Jungfer Tochter/ Tit. tot. Jungfer Johannam Catharinam/ tot. Tit. Hn. M. Heinrich Pippingen/ damahls Mittags-Predigern in Leipzig/ zur Ehe gab/ ward an gemeldten Herrn D. Seligmanns Magnificentz von mir folgendes Carmen überschickt: ¶ Seint mich des Höchsten Winck ein Amt hier heisset treiben/' | 'II. ¶ Zum besten Andencken oben bereits genennten Herrn M. Rumpels/ Superint. zu Saltzungen sel. ward in unserm Gymnasio bey einer Elaboratione menstrua folgendes Dramatische Gedicht abgelesen: ¶ Des Morpheus starcker Dampff zog mich einst in sein Garn/' | 'Es er- [S] zehlt ein gewisser Theologus, es habe einer in der Braut-Suppe die verstorbene Jungferschafft vorgestellt/ und hierauff aus dem Liede/ Nun last uns den Leib begraben/ eine Parodie gemacht.' | 'In des sel. Hn. Morhoffs Operibus Poëticis p. m. 602. stehen unterschiedene Strenae, auch eine/ da er den Theologis sub auspicium anni summum finem wünscht/ mit folgenden Versen: ¶ Dent alii gemmas, multa auri pondera donent, ¶ [...] ¶ Solcher Wunsch ward An. 1696. in Poetischen Stunden mit diesen Worten übersetzt/ die nach veränderter Application zum N. J. Wunsch an einen Patron dienen können. [S] ¶ Wer reich von Silber ist/ der mag ihm Schätze bringen/' | 'Ich habe in den Lectionibus poëticis bißher die Cantica Hennebergica zum Griechisch-Lateinisch- und Teutsch-Poetischem Exercitio angewendet/ und besinne mich/ daß/ da des seel. Herrn D. Samuel. Zehneri Lied/ Ach HErre du gerechter GOtt/ etc. zu einer teutschen Variation im Genere Alexandrino dienen solte/ ich [S] den Sensum behielt/ die Phrases[/Aq] auch guten theils/ den Rhythmum aber zum gemeldten Genere aussuchte: Welches/ damit es klärer erhelle/ und die Jugend erkenne/ wie auch aus den Kirchen-Gesängen so gottselige als Poetische Ubungen vorzunehmen/ will ich (1.) gedachten Herrn Zehners drey Verse/ so variiret worden sind/ und im Gesang-Buch stehen/ ordentlich hersetzen/ (2.) die Materie, die von mir zur Variation gegeben ist/ beyfügen/ (3.) das Carmen selbst hinzu thun/ das sich auff obgemeldte Freyheit im variiren bezieht. ¶ I. ¶ Herrn D. Sam. Zehners Lied: ¶ Drum laß auch ietzt die gottloß Rott' | 'Noch besser geschicht eine solche Ubersetzung aus Biblischen Sprüchen/ worinnen zum Exempel dienen kan die Ubersetzung des Macht-Spruchs Joh. III. Also hat GOtt die Welt geliebet/ etc. in folgende Ode: ¶ I. ¶ Also/ also hat GOtt die Welt/'

Uhse, Erdmann

Wohl-informirter Poët

| 'Denn der Herr M. Hilscher/ Diaconus in Alt-Dreßden ist eine Species von Rednern.' | 'Wolte man auf den Tod des seel. Herrn Samuel von Puffendorff ein Carmen machen/ so dürffte man nur auf folgende Umstände sehen. Der Herr von Puffendorff war ¶ […] ¶ 2.) Fromm/ welches sein Leben und Absehen in seinen Schrifften bezeuget.' | 'Als der damahlige Herr Licentiat Ittig zum Superintendenten in Leipzig bestätiget ward/ verband sich eine gewisse Compagnie daß ein jeder etwas Poëtisches auf diesen Hochgelehrten Mann verfertigen solte/ und da brachte einer folgende Arbeit: ¶ Ihr edlen Leipziger/ wischt eure Thränen ab/' | 'Wer sonst einen kurtzen Abriß von einem Epigrammate haben will/ der mercke nur die zwey Verse des Masenii, Omne Epigramma sit instar apis, sit aculeus isti' | 'Gesetzt ich wolte über das Bekäntnüß Petri Matth. 16. Du bist Christus des lebendigen GOttes Sohn! Verse machen/ so könte ich aus den Anfangs-Buchstaben der Zeilen den Namen Petrus folgender Gestalt herausbringen: ¶ Prellt Höllen-Pforten weit zurücke/' | 'Also machte ein Gefangener auf Pabst Pium II. folgendes Epigramma: ¶ Laus tua, non tua fraus, virtus, non copia rerum ¶ […] ¶ Wenn solches zurück gelesen wird/ so hat es einen gantz anderen Verstand und lautet also: ¶ Eximium decus hoc fecit te scandere rerum' | 'Hingegen/ wenn einer bey Beerdigung einer geliebten Tochter: den seine [S] Tochter beweinenden Jephtha vorgestellet hätte/ könte man durch Veränderung der Personen bey Beerdigung eines geliebten Sohnes: den seinen Joseph beweinenden Jacob aufführen.' | 'Wolte man nun eine Imitation hierauf machen/ so wäre die Disposition dazu folgende: ¶ Protasis: Es ist kein Mensch ohne alle Sünde. ¶ Amplif. â Confut. ubi ¶ 1. Object. Thes. Man höret aber in der heiligen Schrifft von vielen heiligen Leuten. ¶ Amplif. ab Exemplo: Dergleichen war Enoch/ Johannes/ Maria. ¶ 2. Respons. Allein alle diese Personen sind nicht ohne alle Sünde gewesen/ sondern haben nur nicht so grobe Sünden begangen. ¶ Amplif. â Chria Accessor. ubi1. Thes. Accessor. Ein Mensch ist zwar frömmer/ als der ander/ doch kan er nicht ohne alle Sünde seyn. ¶ 2. Amplif. â Simili: Auch der reineste Atlas ist nicht ohne alle Flecke. [S] ¶ Conclusio: Es bleibet wohl wahr: Kein Mensch ist ohne Sünde. Doch müssen rechtschaffene Christen der übrigen Sünde aufs möglichste widerstehen. ¶ Probatio: Denn das will ihre Christen-Pflicht haben. ¶ Die Elaboration soll folgende seyn: ¶ Kein Mensch ist ohne Sünde;'

Reimmann, Jacob Friedrich

Poesis Germanorum Canonica & Apocrypha Bekandte und Unbekandte Poesie der Teutschen

| '812. Hat Ludovicus Pius die gantze Bibel in Deutsche Verse übersetzet/ welche glorwürdige Version aber in denen nachfolgenden trübseeligen Zeiten wiederum verlohren gangen. (3 [Morhoffius im Unterricht von der Deutschen Sprache c. 7. p. 311.]) ¶ 860. Hat Ottfridus ein Mönnich des Closters Weissenburg die Evangelia in alte Deutsche Verse übersetzet/ welche [S] Arbeit noch bis dato vorhanden ist (4 [Morhoffius I. c. p. 317. Hoffmans-Waldau in der Vorrede derer Deutschen Gedichte.])' | '1410. Hat Petrus Dresdensis das bekante Lied: In dulci Jubilo, nun singet und seyd froh; verfertiget und damit den Weg zu denen deutschen Kirchen-Gesängen algemach gebahnet. (13 [[Morhoff, J.T.] I. c. p. 368.])' | '1522. Giebet der Nic. Baumann Secretarius bey dem Hertzog in Mecklenburg den so genannten Reiniken Voß zum erstenmahl ans Licht/ darinn er die Arglistigkeit der Welt und die Beschaffenheit des Hof-Lebens so scharffsinnig vorgestellet/ daß der Janus Guilielmus Laurenbergius davon geurtheilet; Es sey kein besser [S] Buch nechst der Bibel. (17 [Morhoff I. c. p. 366.]) ¶ 1524. Hat der Seel. Lutherus verschiedene Geistl. Lieder oder Oden gemachet/ die voll Geist und nachdrücklicher Worthe sind. (18 [Morhoff c. 15. p. 712.])' | 'WEnn wir die Hieroglyphica nach ihren ersten Uhrsprung betrachten/ so sind sie in der Wahrheit nichts anders/ als pallia ignorantiae, das ist solche Bilder/ derer sich die Aegyptischen Priester vor Zeiten an statt der Schrifft bedienet/ wenn sie die Blösse ihrer armseeligen Theologie und Philosophie vor denen Augen des gemeinen Mannes nicht prostituiren wollen; Denn daß ich an die elenden Sachen anitzo nicht gedencke/ die durch diese H. Bilder-Schrifften [S] zu weilen abgeschattet worden/ was konte wohl ungesaltzener und abgeschmackter ausgesonnen werden/ als die albernen Merckmahle selbst/ die zu der Bedeutung derselben gebrauchet wurden. Da muste ein kleines Kind den Eintritt des Menschen in die Welt/ ein alter Mann ihren Ausgang aus derselben/ ein Falcke den Allgewaltigen GOTT/ und ein Crocodill das unverschämte Wesen bedeuten. Und wenn denn diese zweifelhaffte Figuren nun endlich mit grosser Mühe fertig worden; So bestand das gantze Geheimnis darinn/ daß dadurch diese einfältige und überall bekannte Warnung solte abgebildet werden; O ihr Menschen/ die ihr in die Welt kommet und daraus gehet/ GOtt hasset das unverschämte Wesen. Wannenhero der scharffsinnige und wohl belesene Engelländer Edvardus Stillingfleet in seinen Origin. Sacris c. 2. p. m. 244. diese [S] Aegyptischen Characteres nicht uneben mit unter die difficiles nugas rechnet/ und sich über den Athanasium Kircherum moquiret/ daß er in seinen Oedipo Aegyptiaco mit diesen elenden Träumen so viel Zeit verspielen wollen.' | '§. 3. Und freylich wenn wir elenden Menschen nach dem Fall noch so viel Vermögen hätten/ daß wir die himmlischen und irrdischen Dinge recht klar erkennen/ und dieselben so wohl nach ihrem [S] Wesen als auch nach ihren Eigenschafften fein gründlich vor Augen stellen könten: So wolte ich dem Empedocli selst Beyfall geben und die Oratores und Poetas Parabolicos dem AEsopischen Hund vergleichen helffen/ der nach dem Schatten schnappete und das Fleisch aus dem Munde entfallen ließ; Allein weil nebst der Heil. Schrifft auch die tägliche Erfahrung bezeuget/ daß es unserm Verstand in dem Erkäntnis der Dinge nicht viel besser gehet als denen blöden Augen der Fleder-Mäuse/ die in dem schönsten Lichte der Sonnen erblinden müssen: So kan ich biß dato noch nicht absehen/ warum die Oratores und Poeten zu tadeln seyn/ die die Beschaffenheit der Sache mit einem Gleichnis erleutern/ davon sie das wahre Wesen noch nicht deutlich vor Augen stellen können. Ein Bräutigam vergnüget sich an dem Brust-Bilde seiner Geliebten/ wenn er dieselbe in Person noch [S] nicht besitzen kan. Und wir alle mit einander halten das Contrafait unsers Heylandes JESu Christi in hohen Ehren/ ungeachtet wir von der Aehnlichkeit desselben nichts allerdings überzeuget sind. Und wenn wir hiebey bemercken/ wie sehr sich der Heil. Geist in denen Schrifften des Alten und Neuen Testaments in die Gleichnisse verliebet hat; so werden wir von uns selbst erkennen/ daß wir den wahren Gebrauch derselben wegen des vielfältigen Mißbrauchs nicht gäntzlich aufheben dürffen. Ich geschweige daß unter einem Logico und Oratore eine grosse Klufft befestiget/ und daß der Augustinus in seiner 119. Epist. von denen Similibus nicht unrecht geschrieben hat; Quemadmodum multa per vitrum & succinum per lucent jucundius; Ita magis delectat veritas per allegoriam relucens.' | '§. 2. Jemehr aber diese wohlgemeinte Absicht an einem Christen zu loben ist/ je weniger wird ihm von denen unpartheyischen Gemüthern verübelt werden können/ wenn er sich der Fabeln in solchen Fall als eines angenehmen Mittels der Erbauung bedienet. Als dort der Jotham denen Bürgern zu Siechem remonstriren wolte/ wie unbedachtsam sie gehandelt/ daß sie den Abimelech zu ihrem Könige erwehlet/ da [S] erdichtete er seinen sinnreichen Apologum von denen Bäumen. Und als der Nathan dem König David zu Gemüthe führen wolte/ wie sehr er sich vergriffen/ daß er dem Uria sein Weib weggenommen/ da erzehlet erihm vorhero eine Fabel von einem Schaafe. Und gesetzt auch daß diejenigen was Fabel-hafftes zu behaupten trachten/ die die Fabeln AEsopi dem König Salomoni zuschreiben wollen; so lässet sich doch aus denen angeregten Exempeln so viel erkennen/ daß der rechtschaffene Gebrauch der Fabuln nicht gäntzlich verbothen sey/ und daß der Paulus I. Tim. 4. v. 7. nicht alle sondern nur die Unchristlichen und Alt-Väterischen Fabuln verworffen.' | 'Z. E. Paulus I. Timoth. am 6ten schreibet: ¶ Der Geitz ist eine Wurtzel alles Ubels.' | 'Z. E. als Anno 1699. der hochwürdige und hochgelahrte Herr Joh. Melchior Götze der [S] Heil. Schrift Doctor, Fürstl. Sächs-Consistorial-Rath/ an der hiesigen Haupt-Kirche St. Martini Past. Prim. und Scholarcha eben in dem Rosen-Monat von denen Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Rudolph August, und Anton Ulrich/ Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg etc. etc. zum Consistorial-Rath verordnet wurde/ habe ich meine Pflichtmäßige Beyfreude und Vergnügung unter dem Bilde eines bepurperten Rosen-Stocks in nachfolgender Ode entschatten wollen. ¶ I. ¶ Hochwürdiger/' | '§ 7. Von der Ersten Gattung [Carmina discreta in Strophes, J.T.] habe ich Anno 1702. ein Exempel gegeben/ da wir in einem Actu Oratorio von der ersten Decade derer Halberstädtischen Bischöffe peroriren ließen. ¶ I. ¶ LAß sich AEgypten Arm an Pyramiden bauen' | '§. 6. Als Anno 1698 der Hoch-Ehr-würdige und Hochgelahrte Herr Johann Melchior Götze der Heil. Schrifft D. an der hiesigen Haupt-Kirchen zu S. Martini Past. Prim. und Scholarcha von dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Johann Wilhelm/ Hertzogen zu Sachsen etc. etc. zu dero Consistorial-Rath verordnet wurde/ habe ich meine Vergnügung hierüber in nachfolgenden Madrigal zu erkennen gegeben. [S] ¶ Madrigal. ¶ DIe Ceder wächst im Stehen.' | '§. 13. Als der Hoch-Edle Vest und Hochgelahrte Herr Johann Chri-[S]stian Reichhelm/ ICTUS und Erb-Herr des Adelichen Freyen Ritter-Guthes zu Güstern/ das mit der Hoch-Edlen und Tugend-hochbegabten Jungfrau Maria Elisabetha Cellariin, Herrn Heinrici Cellarii Weyland Doctoris Medicinae, Weitberühmten Practici und eines Hochw. Dom-Capituls allhie Physici Ordinarii ältesten nachgelassenen Tochter/ geschlossenen Ehe-Verlöbniß Anno 1700. den 3. Augusti Christ-gebührend vollenziehen wolte; Habe ich einem von meinem damahligen Discipulis dieses nachfolgende Parabolische Sonnet in die Feder dictiret: ¶ Sonnett. ¶ Itzt da der Reiche-Halm den Ackermann vergnüget.' | '§. 6. Hingegen als der Wohl-Ehrwürdige Groß-achtbahre und Wohlgelahrte Herr Johannes Conradus Schwan/ der Christl. Gemeinde zu Athenstädt treumeinender Seel-Sorger mit der Wohl-Edlen viel Ehr- und Tugend begabten Jungfer Cathari-[S]na Elisabetha Stieglitz/ das Weyland Wohl-Ehrwürdigen/ Groß-achtbahren und Wohlgelahrten Herren Matthiä Stieglitz/ wohl meritirten Pastoris zu Athenstedt nachgelassenen Jungfer Tochter den 25. Junii 1699. sich höchst vergnüglich vermählen liesse: habe ich nach der Anleitung derer Nahmen die nuptias heterogeneas oder die ungleiche Gleichheit derer unterschiedenen Verliebten in der nachfolgenden Elegia Paradigmatica entworffen. ¶ DEr Liebes-GOTT verknüpfft nicht immer gleich und gleiche.' | 'So wird es der geneigte Leser nicht vor übel nehmen/ wenn ich demselben von dieser Gattung nur ein eintziges Exempel zur Probe übergebe/ [S] welches ich Anno 1699. entworffen/ als der Wohl-Edle/ Vest und Wohlgelahrte Hr. Andreas Feur-Stacke/ der hiesigen S. Martinis Schulen wohl verdienter Sub-Con-Rector mit der Wohl Edlen viel Ehr- und Tugend-begabten Jungfer Margaretha Elisabetha Germerinn/ des Weyland Wohl-Ehrwürdigen/ Groß-Achtbahren und Wohlgelahrten Herrn Herrn Johann Germers wohl-meritirten Pastoris zu Hauß-Neuendorff hinterlaßenen Jungfer Tochter sich höchst-vergnüglich vermählen ließ. ¶ DEr Schlaff besuchte mich mit seinen dreyen Söhnen.'

Omeis, Magnus Daniel

Gründliche Anleitung zur Teutschen accuraten Reim- und Dicht-Kunst

| 'Gegen Meinen hochgeehrten Herrn Schwagern könte ich/ aus vielen Bewegnißen zu dieser meiner Kühnheit/ billich hier an die Spitze stellen die nun über etlich-dreißig Jahre lang/ durch GOttes Gnade/ unter uns fortwärende Freundschaft/ welche/ auf ihrer Seite mit annehmlichster Höflichkeit und vielen Gutthaten/ meinerseits aber mit aufrichtiger Liebe und Dank-schuldigster Treue unterstützet/ bei immer-grünem Flor erhalten worden.' | 'das reife Urtheil des Verstandes/ der sich vergleichet einer Quelle vieler so ernstlich- als galanten Wißenschaften; daraus/ wie aus dem Musen-Brunnen Aganippe/ nicht nur die studirende Lehrlinge/ sondern auch berühmte Gottes- und Weißheit-Lehrer ihren Durst öffters zu leschen Verlangen tragen' | 'Ich könte vor allen gedenken der ungefärbten Gottesfurcht; ohne derer Liecht die Klugheit blind/ die Beredtsamkeit ein Sirenen-Gesang/ die Weißheit Unwißenheit/ auch andere schön-gleißende Gemütes-Gaben verlarvte Laster sind/ und Bilder ohne Leben. Dieser Mutter aller waarer Tugenden gleichwie Mein wehrtester Patron von Jugend auf [S] sich gewidmet/ und seine Gedanken/ Wort- und Werke/ nach GOtt/ dem höchsten Heil- und Angel-Stern/ gerichtet; eben so läßet Er sein Glaubens-Liecht unabläßig leuchten vor den Menschen durch gute Werke/ und mildeste Wolthätigkeit gegen allerhand arme/ verfolgte und nohtleidende; also daß/ was Valerius Maximus von dem Agrigentinischen Gillias mit schönen Worten aufgezeichnet: * [L. IV. c. 8.] Subnectam Agrigentinum Gilliam, quem propemodum ipsius liberalitatis praecordia constat habuisse: erat opiobus excellens, sed multo etiam animo quam divitiis locupletior ; semperque in eroganda potius, quam in contrahenda pecunia occupatus: adeo ut domus ejus quasi quaedam [S] munificentiae officina crederetur; ebenmäßig von unserm Norischen Gillias kan gesaget werden/ Er trage selbst der Freygebigkeit ihr Herz in seinem Busen ; und ob er wol mit großem Reichtum von GOTT gesegnet/ so seye er doch am Gemüte als Glückes-Gütern viel reicher/ und iederzeit mehr darauf bedacht/ wie er das Geld unter die bedürftige austheile/ als eincaßire: so gar/ daß seine Behausung billich vor der Wolthätigkeit Werkstatt und Wohnplatz gehalten werde.' | 'wie dann insonderheit die Löbl. Altdorfische Universität/ und dero Theologisch- und Philosophische Facultäten/ so viel merklich- und wirkliche Denk-Zeichen der Ingolstätterischen Groß-Freygebigkeit nimmermehr vergeßen/ sondern durch ihre Schrifften/ dieses Patrons (GOtt gebe spat!) verhimmelten Geist auf Erden erhalten/ und die Asche im Grab beleben werden.' | 'Poliander/ deme an zeitlicher Glückseeligkeit/ auser den leiblichen Namens-Erben/ nichts abgehet/ wird unsere Gesell-[S]schaft/ als eine wolverpflegte fruchtbare Tochter hinterlaßen/ welche durch ihre Schrifft-Kinder seine rühmlichste Gedächtniß auf die Nachwelt befördern/ und in das Buch der Ewigkeit wird einschreiben.' | 'Ich habe nemlich [S] durch Gottes Gnade nun schon eine geraume Zeit und von vielen Jahren her verschiedenen Herren Studiosis artium elegantiorum, auf dero Ansuchen/ Collegia academica über die Teutsche Poësie gehalten' | 'Habe mich derowegen/ aus einiger Patronen und geliebter Freunde Ansuchen/ mit GOtt entschloßen/ eine gründliche Anleitung zur T. Poësie (wie sich diese ietziger Zeit im schönsten Flor befindet) ihren beeden Theilen/ als der Reim- und Dicht-Kunst/ nach/ in ein von bewährten Lehr-Sätzen [S] und reinen kurzen Exempeln bestehendes Systema oder richtige Lehr-Ordnung zu bringen; worüber von mir ferner hin/ so GOtt will/ mehrere Collegia Poëtica können gehalten/' | 'Wolten derer mehrere von einigen Liebhabern verlanget werden/ so stehe ich bereit/ künftig/ geliebts GOtt/ so wol mit dergleichen als insonderheit geistlichen Gedichten/ worauf ich fürohin meine meinste Gedanken lenken werde/ gar willig zu dienen.' | 'und bitte GOtt/ daß meine Arbeit zu seiner Ehre/ und des Nechsten/ sonderlich der studirenden Jugend/ Nutzen und Erbauen gereichen' | 'Im Anfang des XVI Seculi hat Herr Melchior Pfinzing/ zu St. Alban bei Mainz/ und St. Sebald zu Nürnberg Probst/ die gefährlich- und hochberühmte Geschichten des Helden und Ritter Theurdanks (darunter er den Prinzen/ und hernach-gewordenen Keiser Maximilian den I verstehet) in Teutschen zwar einfältigen/ doch den Erfindungen nach nicht ungeschickten Versen beschrieben;' | 'Es war dieser Herr Johans Freyher zu Schwarzenberg und hohen Landsberg/ Herrn Sigmund von Schwarzenberg etc. Sohn/ ein sehr fromm- und gelehrter Cavalier [...]. Er hat/ nebst mehrern Schrifften [...] auch ein Buch/ Memorial der Tugend betitelt/ mit Figuren und T. Reimen durch und durch verfertiget: darinnen er erstlich handelt von den vornehmsten Historien des A. und N. Testaments/ hernach von einigen Griechischen/ Römischen/ und neuen Geschichten/ auch überall seine Lehren mit beigefüget; z.e. bei der Historie von Simson schreibet er: ¶ Merck Samson kam umb seinen Leib/ ¶ [...][S] ¶ Vom reichen Mann Lucae XVI singet er also: ¶ Der reich Man/ Gottes hi vergaß/ ¶ [...] ¶ Er hat ingleichen über den Tod seiner Gemahlin/ Fr. Kundigund/ gebohrnen Gräfin zu Rynegk/ die er innigst geliebet/ ein langes T. Carmen, genannt der Kummer-Trost/ geschrieben/ deßen Schluß ist: ¶ Mein sün und töchter nemet war/' | 'Von A. 1516 bis 1567 hat ein ehrlicher Burger und Schuhmacher anfangs/ hernach Schulmeister/ zu Nürnberg/ Hannß Sachs/ etliche tausend Stücke/ d.i. geistlich- und weltliche T. Reim-Gedichte/ Comoedien/ Tragoedien/ und allerhand seltsame Spiele/ kurzweilige Gespräche/ wunderbare Geschicht- und Fabeln geschrieben/ und zum Druck nach und nach verfertiget; auch derer noch sehr viel ungedruckt hinterlaßen. Es finden sich darunter Sachen von guter Erfindung; und ist zu bewundern/ daß ein Handwerksmann/ der Lateinisch- und anderer Sprachen unkündig/ so [S] mancherlei Geist- und weltliche Gedichte/ in nicht gar ungeschickten Reimen/ selbiger Zeit nach/ zu Mark bringen können. Sein geistreiches Lied/ Warum betrübst du dich mein Herr etc. wird annoch von vielen frommen Seelen sehr wehrt gehalten.' | 'Barthol. Regenbogen/ seines Handwerks ein Schmidt/ und Muscatblüt/ (derer Töne erst gedacht worden) waren zu ihrer Zeit benamte Dichter; und hat jener/ nebst andern/ zum Gedächtnis des Frauenlobs an die I. Maria im Zug-Tone ein Lied gestellet; dieser aber sehr viele hinterlaßen/ unter denen sind: Von der Schöpfung und Adams Fall zwey; das Geistliche Ackerwerk; die Geistliche Mühle; [...] von frommen Weibern' | 'Ingleichen gehöret hieher Bartholme Ringwaldt/ welcher unter andern auch ein scriptum de Plagio Ernesti & Alberti Ducum Saxoniae hinterlaßen. Dieser war Pfarrherr in Langfeld/ und hat A. 1588 ein Buch von T. Reimen/ welches er die Lauter Warheit nennet/ ausgehen laßen; darinnen angezeiget wird/ wie sich ein weltlich- und geistlicher Kriegsmann in seinem Beruf verhalten soll [...]. Seine Lieder/ Kommt her zu mir/ spricht GOttes Sohn etc. Es ist gewißlich an der Zeit etc. und andere mehr/ werden noch in unsren Kirchen gesungen.' | 'Es hat auch/ zu Ende des bißher gemeldten sechzehenden seculi, Elias Noricus, Pfarrherr zu Sommerstorf/ ein Buch in T. Reimen herausgegeben/ betitult/ das Neue Jahr/ worinnen ieglichen/ weß Standes er ist/ angezeiget wird/ nach der Hauß-Tafel/ sich zu erinnern/ wie er im alten Jahre haußgehalten/ und/ wofern was versehen/ sich im neuen Jahr beßern möge; gedruckt zu Helmstett A. 1593.' | 'Bald hierauf ist eine kurze Chronic/ darinnen die fürnehmste Geschichte/ so sich von der Welt Anfang biß 1606 nach Christi Geburt/ in allen Landen zugetragen/ in T. Reimen herausgegangen/ durch Conrad Baurn in Nürnberg f. 8. 1607.' | 'Es haben nemlich die Geistlich- und weltliche T. Poëten vor ihme [Opitz, J.T.] in ihren Versen nicht auf die pedes und quantitatem syllabarum gesehen/ sondern nur die Syllben gezehlet' | 'Alle seine Geist- und weltliche Gedichte sind durch die neueste edition zu Breßlau A. 1690 f. 8. zu grossem Vergnügen der gelehrten Welt/ zusammen gedrucket herausgegeben worden.' | 'A. 1627 hat Jo. Valentin Andreae, der folgends hochbenamte Theologus und Philologus, erstgedachten Herrn von Bartas Triumph des Glaubens in hochteutsche Verse übersetzet/ und Matth. Berneggero überschrieben.' | 'Herr Rist/ Simon Dach und Röling/ sind wegen ihrer schönen geistlichen Lieder/ auch der erste etlicher andern Schrifften wegen/ billigst zu loben; unter denen doch die letztere scripta die ersten weit übertreffen.' | 'Zu des Ordens Sinnbild haben sie [die Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens, J.T.] anfangs gesetzet die siebenfache Rohr-Pfeife Pans; damit anzudeuten/ daß/ gleichwie diese unterschiedliche Rohre in einer Pfeife vereiniget/ zu einen Ton zusammen-stimmen/ also auch diese Pegniz-Hirten mit ihren Liedern und Gedichten alle auf einen Zweck/ nemlich zu GOttes Ehre/ zur Tugend-Lehre/ und Teutscher Sprache und Dicht-Kunst Ausübung und Vermehrung/ abzielen sollen. Durch den Pan haben sie nicht so wol den alten Hirten-Götzen/ als den unsterblichen GOtt/ der alles in allem ist/ verstanden; und diesem Sinnbilde beigeschrieben: ¶ Melos conspirant singuli in unum. ¶ Alle zu einem Ton einstimmende. ¶ Nach Strefons seeligsten Abschied wurde Floridan dieser Gesellschaft anderer Praeses oder Fürseher; welcher/ etwan bei Erinnerung seines in dem Fruchtbringenden Palmen-Orden geführten Namens/ des Erwachsenen/ auch in Betrachtung/ daß es schicklich wäre/ wann diese von den Blumen benamte Gesellschaft auch eine Blume zum Sinnbild darstellete/ mit Genehmhaltung seiner wehrten Weid-Genoßen/ hierzu die Granadillo oder Passion-Blume ersonnen; derer man beischreiben kan: ¶ Divini scena doloris. ¶ Das Leidens-Fürbild unsers Erzhirten. [S] ¶ Und dieses noch mehr/ weil auch der hochseelige Strefon die Paßion-Blume allen andern Blumen fürgezogen/ und folgende schöne Reim-Zeilen darüber verfertiget: ¶ Als einst/ in den Sommer-Stunden/ ¶ [S]' | 'Zum Beispiel/ der gewesene dritte Fürsteher/ Herr Martin Limburger/ ein Keiserl. gekrönter und scharfsinniger Poët/ auch sehr beredter GOttes-Lehrer zu Krafftshof/ allwo er/ als Norischer Dädalus/ den von [S] vielen fremd- und einheimischen bewunderten Labyrinth und Musen-Wald angeleget/ bekam bei der Einnahme den Ordens-Namen Myrtillus/ und die blaue Kornblume/ mit dem Beiwort: ¶ Nach dem Himmel gefärbet! ¶ und deßen Erklärung: ¶ Es hat des Himmels-Farb mein Herz und meine Blum. ¶ [...]' | 'Bestehet auch dieser Orden [der Blumenorden, J.T.] noch von verschiedenen Herren Standes- und Adelichen Personen/ Fürstl. Geheimen- Hof- und Consistorial-Rähten/ Theologiae, Jurium, Medicinae, Philosophiae Doctoribus und Professoribus, auch in andern ansehnlichen Geistlich- und weltlichen Aemtern sich rühmlichst-verdienenden Mitgliedern: machet anbei/ durch des Himmels gnädigen Einfluß/ die Hoffnung/ und verspricht/ künftighin mehrere [S] seine Fleißes und Tugend-Proben an den Tag zu legen.' | 'da dann die gegenwärtige Pegnitz-Hirten ein oder mehrere T. Gedichte mitbringen/ die abwesende aber dergleichen einsenden: aus denen künftighin/ so GOtt will/ die auserlesenste/ samt noch andern Schrifften/ der gelehrten Welt durch den Druck sollen vor Augen geleget werden.' | 'Sind auch versichert/ wann der seel. Herr Morhof noch leben solte/ (welcher wir ob publicum rei literariae commodumherzlich wünscheten) und verschiedene Gedichte/ so bei einigen Jahren her an der Pegnitz geschrieben worden/ derer mehrere auch mit GOttes-Hülf sollen dargelegt werden/ durchlesen mögte/ er würde darinnen wenig zu tadeln noch zu verbeßern finden' | 'Nach der Pegnesischen hat sich eine andere Gesellschaft in Teutschland hervor gethan A. 1660/ unter An- und Aufführung Herrn Joh. Risten/ Comitis Palat. Caesarei, und berühmten Predigers zu Wedel an der Elbe; derer Ordens-Zeichen war ein verguldter Schwan an einem Himmel-blauen Band abhangend/ davon sie/ wie auch von der [S] Gegend/ die Schwanen-Gesellschaft an der Elbe genannt worden.' | 'und erfreue mich/ daß durch Göttlichen Segen/ und erstbelobter tapferer Männer unermüdeten Fleiß und Nachsinnen/ unsere T. Poësie im jüngst-zurückgelegten Jahrhundert/ so reine/ galant[/q] und hochgetrieben worden/ daß sie der ausländischen nichts mehr nachgiebet/ auch höher zu steigen kaum vermag. GOtt verhüte/ daß es nicht mit ihr wie anderer Sachen fatalibus periodis, heißen möge [...]' | 'denen bei den Lateinern gleichen die Dithyrambi. Jac. Balde nennet sie Carmina vaga. Daniel Heinsius und Hugeniushaben deren etliche Lateinisch geschrieben/ die sie [griech.] nennen. Vid. [S] Dan. Heinsii Carm. p. 123. & seqq. edit. Amstel. 1649. Jac. Balde Tom. I. Lyric. p. 368 seqq. & 412 seqq. edit. Colon.' | 'Ferner wird sich der ienige in der Erfindung und Dicht-Kunst viel fertiger aufführen/ welcher zuvor nicht allein die beste Teutsche Poëten/ sondern auch die Griechische/ [...] gelesen/ auch unter den jüngern des Balde, Masenii, Sarbievii, H. Grotii, Heinsii, Barlaei, Santolii, u. d. Poëmata wol durchgekrochen/ und ihnen ihre Künste abgelernet hat.' | 'De Fictionibus Poëticis & Inventionibus Mythologicis vid. Masenius in Palaestr. Eloqu. Lig. Cap. IV und vielen folgenden Libri I. De Fictione Poëtica hat auch artige Praecepta Balbinus in Verisimilibus Cap. V. Part. l. §. 5 & 6. p. m. 96 & seqq.' | 'Masenius in seiner Palaestra Eloquentiae Ligatae Lib. I. cap. 16' | 'Vid. Jos. Stegmanni Christognosiam T. I. sub tit. Christi Strenophori' | 'daß GOtt zur Ertragung dieser Last (nam Honos est onus) Leibes- und Seelen-Kräfften verleihen wolle' | 'Ferner danket man/ nechst GOtt/ dem [S] Uberwinder' | 'D. Hildebrandi Tract. de Veterum Christianorum Arte bene moriendi, Ott. Aicheri Theatrum funebre, Masenii Speculum Imaginum & c.' | 'Jac. Masenius in Arte nova Argutiarum P. I. [...] Balbinus in Veri-[S]-simil. Cap. V. §. 6. p. 142.' | 'Balbinus in Verisimil. Human. Disciplin. Cap. VII' | 'Also weiset Jac. Masenius das ganze Systema Aeneidos Virgilianae in Palaestra Eloquentiae Ligatae Lib. I. Cap. 16. pag. 48 & seqq.' | 'wie auch Franc. Vavassor S. J. de Ludicra dictione' | 'und Jac. Balde, qui inter Satyricos nostrorum temporum Latinos familiam ducit' | 'dergleichen Schrifften sind Callistrati Expositiones Statuarum, Philostrati liber Iconum; Ant. Verderii Imagines Deorum, Lugd. Batav. 1610. Caes. Ripae Iconologia, Romae f. 4t. 1603, cum amplificatione Jo. Zaratini, Venet. f. 4t. 1645. u. a. m. ingleichen Masenii Speculum Imaginum veritatis occultae.' | 'Die praecepta solche argutas Inscriptiones wol zu fertigen/ sind anzutreffen bei Jac. Masenio in Arte nova argutiarum, im erst-belobten Tractatu Herrn Weisens/ Balbini Verisimilibus human. disciplin. Cap. VI, Morhofii Commentatione [S] de Disciplina argutiarum u. a. m. In dieser Schreib-Art excelliren/ unter vielen andern/ Emanuel Thesaurus, Aloysius Juglaris, Jac. Masenius, Nic. Avancinus, und Petrus Labbe.' | 'Viele der Heiden haben derer Erfindung dem Apollo/ die Aegyptier dem Osiris/ die Thracier dem Orpheus zugeschrieben. Andere haben denen Musen die Pallas vorgesetzet/ und gedichtet/ daß diese aus des Jupiters Gehirne gebohren worden: anzudeuten/ daß alle Weißheit und [S] gute Wissenschafften von GOtt herkommen. Einige Christ-gelehrte stehen in dieser frommen Meinung/ als hätten schon die aller-älteste heilige Väter/ wann sie im grünen/ bei unschuldig-guter Muße sich erlustiret/ oder ihrem Feld- und Welt-Bau obgelegen/ Lob- und Dank-Lieder/ zur Ehre GOttes/ gedichtet und angestimmet. Zumaln aus heiliger Verwunderung und Erforschung der Natur und Welt-Geschöpfe/ die Hymni oder Göttliche Lobgesänge entsproßen; gleichwie aus der Betrachtung des menschlichen Lebens und Wandels/ die Sitten- und Tugend-Lieder/ auch Straff- und Stichel-Gedichte/ in Gebrauch gekommen. Ingleichen seye es warscheinlich/ fügen sie hinzu/ daß noch vor der Sündflut in der Schule Henoch/ der ein göttliches Leben geführet/ der Höchste mit geistlichen Psalmen und Liedern wäre verehret worden. Ob Noah/ bald nach der Sündflut/ bei dem Opfer etwann auch einen Lob- und Dank-Gesang gen Himmel geschicket/ daran ist fast nicht zu zweifeln: gewißer aber dieses/ daß einige hundert Jahre hernach Hiob und Moses/ als geistig- und geistliche Dichter/ sich haben hervor gethan; und dieser absonderlich ein schönes Dank-Lied dem HErrn angestimmet/ nach dem triumfirenden Auszug der Kinder Israel durch das rohte Meer: * [2. B. Mos. XV.] worbei auch seine Schwester Mirjam das ihrige beigetragen/ und den Weibern am Reigen vorgesungen. Welcher Gestalt besagt-Israelisches Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunnen/ ein Lied wechselweiß gesungen/ hat eben deßelben Heer-[S]führer und Capellmeister Moses in seinem IV Buch ** [Cap. XXI. v. 17. 18.] angeführet. Nicht gar anderthalb-hundert Jahr hernach trat im Volke GOttes hervor die Richterin/ Prophetin und Poëtin Debora; welche samt dem Barac/ nachdem sie die Cananiter besieget/ GOtt mit einem herrlichen Triumph-Lied gedanket. ***[B. der Richter Cap. V.] Und glauben etliche/ daß diese Debora eine von den alten Sibyllen gewesen; welche auch Poëtinnen waren/ und ihre Weißagungen in Versen beschrieben. Bald darauf haben die Griechen ihren Amphion aufgestellet/ und von ihm erzehlet/ daß er durch seine liebliche Dicht- und Sing-Kunst die Steine zu den Mauren der Stadt Thebe versammlet; oder vielmehr/ durch seine geschickte Poësie und Wolredenheit/ die hart- und wilden Leute bezähmet habe/ Städte zu erbauen/ und friedlich beisammen zu wohnen. Diesem folgten ihre annoch-berühmte alte Poëten/ Linus/ Orpheus/ Musaeus; wie auch in Italien die Carmenta/ Evanders Mutter/ welche aus Arcadien/ einer Griechischen Provinz/ die Poësie solle dahin gebracht haben. ¶ Um das Jahr der Welt 2890 schwange sich die Poësie mit dem David auf den Könglichen Thron; von welchem Mann und Dichter nach dem Herzen GOttes/ die Poëtische Fabel von dem Apollo und seinen Musen auf dem Parnassus-Berg/ nach etlicher fromm-gelehrter Meinung/ soll herstammen. David nemlich hatte um sich viel Hof-Musicanten/ den Assaph/ Ethan/ Heman/ Jedithun/ und andere/ mit denen er heilige Sängereien [S] angeordnet/ und er selbst auf der Harpfe gespielet. Also hat der Satan/ GOttes Affe/ zu Delphis Pythische Gesang-Spiele angestellet/ und dem Apollo die Leyer/ auch seinen Musen verschiedene Instrumenten in die Hand gegeben. David hat den Riesen Goliath/ und der Sohn Davids den höllischen Python erwürget: dergleichen Thaten werden auch dem Apollo angedichtet. Zu Jerusalem waren zween heilige Berge/ Sion und Morijah/ auf derer jenem David residirte; diesen beeden Bergen wurde der zwei-gespitzte Parnaßus nachgebildet. In Jerusalem war das Jüdische Sanhedrim; also auch zu Delphis der hohe Griechen-Raht der Amphictyonen. Aus dem Berg Sion entsprang der Brunn Siloah/ daraus ein blind-gebohrner sich sehend gewaschen/ und anderseits die Brunnen Gihon/ Rogel und mehrere; welche durch die Dichter in die Kunst-Brunnen am Parnaßus und Helicon verwandelt worden/ als daraus man sich Kunstsehend und gelehrt trinken könne. Diese geistliche Erklärung lassen wir in ihrem Wehrt: und wißen freilich/ daß die Heiden/ weil sie vieler Sachen und Künste Ursachen nicht erkennen können noch mögen/ selbige ihren Göttern zugeschrieben; dahero auch die Erfindung der Dicht-Kunst (wie schon gemeldet worden) dem Apollo zugeeignet/ weil er durch das Delphische Orakel/ von uralten Zeiten her/ in gebundener Rede geantwortet/ und andere dergleichen Oracula oder Götzen-Stimmen Versweiße geweissaget. ¶ Nach Davids und seines Sohnes Salomo (welcher über tausend Lieder gedichtet/ * [1 B. der König. IV. 32.] von denen [S] das so genannte Hohe Lied noch vorhanden ist) weisester Regierung/ ließ sich in Griechenland hören Homerus/ der Fürst selbiger Poësie/ und Vater der Mythischen/ das ist/ der allerältesten Philosophie;' | 'Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die Magi oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die Hierophantae, bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die Pontifices, den fastis und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem [S]gentis conditoremque. Tuistonem, sagt er/ oder wie Conringius und andere lesen/ Tuisconem sive Teutonem; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn Mannum; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner Mas, und der Aegyptier Man und Men fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten Mannum den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ ex traditione majorum vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.' | 'und hier nicht übergehen/ was Lambecius [S] Lib. II Comment. de Bibl. Vindob. p. 772 meldet/ daß in diesem Keiserl. Bücher-Schatz vorhanden sey eine alte membrana, darauf die Sonntags- und Fest-Episteln/ samt andern fragmentis A. und N. Testaments/ in alt-Teutschen Reimen meistentheils zu lesen/ um das Jahr Christi 1210 verfertiget/ derer Titul und Anfang also lautet: ¶ Hye hebt sich der Epistler an. ¶ [...] ¶ Eod. lib. II p. 959 gedenket wolermeldter Lambecius einer Historiae Sacrae Vet. Testamenti in Germanicam linguam rhythmice translatae, derer Anfang: ¶ Christ Herre über alle Krafft/ ¶ [...] ¶ Sonsten hat auch Hottingerus in seinem Bibliothecario quadripartito p. 148. 149 einige fragmenta einer Biblischen Ubersetzung des Alten Testamentes in T. Reimen/ herausgegeben/ und sehr beklaget/ daß das ganze Werk verlohren gegangen. Allein daß selbiges annoch in der fürtrefflichen Wolfenbüttelischen Bibliothec anzutreffen/ bezeuget b. Avunculus meus, D. Jo. Saubertus, in seiner Palaestra Theologico-Philologica [S] p. 193, 194, da er schreibet: [...]. Ferner sind eadem in Palaestra folgende T. Verse excerpiret/ welche den 26 Versicul Exod. IIX sollen ausdrucken: ¶ Sie sprachen/ des mag nicht geschehen/ ¶ [...] ¶ Es nennet Saubertus diese Ubersetzung vetustissimam Versionem Bibl. Germanicam, ante plus quam quingentos annos conscriptam. Der Auctor soll gewesen seyn Rudolf von Hohen-Ems/ welcher diese Ubersetzung aus Befehl König Conrads/ Friderici II Sohnes/ um das Jahr Christi 1250 soll vorgenommen haben. Ja/ es gedenket auch des dritten Exemplars einer in alt-Teutsche Reimen Biblischen Ubersetzung Herr Conringius, in Epist. Gratulatoria Natalis duode-[S]nonagesimi ad Ducem Augustum Lüneb. gloriosiss. mem. p. 59 schreibend: Inter ducentas sane sex & viginti sive universae Scripturae sive V. Testamenti, Novi item Testamenti separatas septuaginta sex editiones, quas tua manu, Principum decus, in augustam bibliothecam, thesaurum illum librarium incomparabilem, retulisti, comprehenditur etiam MSta Bibliorum translatio vernacula perantiqua, proso sermone bis, & ter verso; quas inter & illa est, cujus specimen in Theologicae Blibliothecae volumine pronuper exhibuit meritis in rem omnem sacram profanamq; celeberrimus Hottingerus. ¶ Im Anfang des XIVten seculi, nemlich A. 1303 hat Hugo von Trimberg sein weitleuftiges Werk von Teutschen Reimen zu Ende gebracht/ so der Renner genennet wird/ darinnen er die Laster selbiger Zeiten des Geistlich- und weltlichen Standes entdecket/ und zur Gottseeligkeit/ Erbarkeit und andern Tugenden gute Vermahnung giebt. Von diesem Renner stehen auch zwei alte MSta in der Wolfenbüttelischen Bibliothec, aus denen man ersehen kan/ wie sehr das Werk im gedruckten verändert worden; und soll auch eines auf Papier/ in der Pauliner-Bibliothec zu Leipzig/ anzutreffen seyn. Zu der Zeit des Hugo von Trimberg lebte Freydank/ der ein Buch verfertiget/ so er die Lajen-Bibel nennet/ worinnen er die fürnehmsten Geschichte des A. und N. Testaments in Teutsche Reimen gebracht. Es werden in der mehr belobten Hochfürstl. Bibliothec zu Gotha unterschiedliche geschriebene seiner Gedichte [S] vorgezeiget/ mit der Uberschrifft/ Freigedank. Und schreibet obangezogener Spangenberg: Man hielte damals auf keinen Spruch nichts/ den nicht Herr Freidank gedichtet. A. 1317 starb Heinrich von Frauenlob/ welcher der H. Schrifft Doctor zu Mainz gewesen/ und solchen Zunamen daher bekommen/ weil er zu Lob des weiblichen Geschlechts sehr viel Lieder gedichtet/ insonderheit etliche von der H. Jungfrauen Maria/ die man unserer Frauen Lied geheißen; und ist er/ am Andreas Tag gedachten Jahres/ von etlichen fürnehmen Matronen aus seinem Hause biß in den Domm zu seiner Grabstette getragen/ auch diese von ihnen mit Wein begoßen worden. ¶ Vielleicht in diesem oder folgendem Jahrhundert mag geschrieben seyn worden das alte T. Reimen-Buch de Infantia Christi; welches auch in Griechisch- und Arabischer Sprache zu finden: massen Lambecius Lib. VII Comment. de Biblioth. Vindob. p. 270. 271 meldet/ daß ein Griechisches MStum in der Keiserl. Bibliothec zu Wien anzutreffen/ deßen auctor Thomas Israëlita genennet wird; und soll ein gleiches MStum in der Königl. Bibliothec zu Paris verwahret werden. Des Golii Arabisches MStum hat vor 6 Jahren/ nemlich A. 1697, Henr. Sike, cum versione Latina & Notis f. 8. zu Utrecht im Druck herausgegeben/ unter dem Titul: Evangelium Infantiae, vel Liber Apocryphus de Infantia Servatoris. In der Hochfürstl. Bibliothec zu Gotha aber wird vorgezeigt eine Teutsche Version auf Pergamen/ unter dem Titul: Hie hebt sich an unsers Herrn [S] Kindheit und sein Leben. Es kommen darinnen unterschiedliche Mährlein vor. Unter andern/ ¶ Daz Jesus ainem Kind sein Krüglein wieder ganz macht. ¶ An einem Tag daz kint Jesus. ¶ [...] ¶ Etliche nennen dieses Buch Evangelium quintum, oder Evangelium Pueritiae, und halten solches in sonderem Wehrt. Es urtheilet aber Lambecius sehr wol davon/ wann er schreibet: Sive sub Thomae Israëlitae nomine, sive sub nomine S. Matthaei Apostoli, sive sub quocunque alio specioso titutlo Liber de Infantia Christi se venditet, certo tamen constat, eum, tanquam fabulosum & supposititium, omnique autoritate & fide carentem, a sancta Ecclesia Catholica jam olim merito improbatum & rejectum esse. Hierauf führet Lambecius die gemeine Meynung der Kirchen-Vätter an/ daß Christus vor dem ersten Zeichen zu Cana in Galilaea kein Zeichen oder Wun-[S]der gethan; und beweiset solches aus dem Epiphanio, Chrysostomo und Baronio. Ein gleiches judicium hat schon zu seiner Zeit Lutherus hierüber gefället im VII Haubt-Stuck der Tischreden/ vom HErrn Christo/ p.m. 93: Viel Fabeln sind von vielen erdichtet/ was JEsus in seiner Kindheit und Jugend gethan habe/ wie zu sehen ist im Buch mit dem Titul/ de Infantia Salvatoris, oder de Vita Jesu. Weil aber in demselben Buch viel lächerlich närrisch Ding stehet/ hat es nie kein Ansehen gehabt bei den Christen. ¶ Zu Ende des vierzehenden/ und Anfang des fünfzehenden Seculi, regierte eine Reimsucht von Teutschen und Lateinischen Reimen untermischet/ dieser Art/ als das noch bekannte Weihnacht-Lied ist/ In dulci jubilo, nun singet und seyd fro! Von deßen auctore, Petro Dresdensi und seinen Liedern/ ein mehrers kan gefunden werden in Disputatione Acad. Jac. Thomasii de Petro Dresdensi, so zu Leipzig A. 1678 gehalten worden. Im funfzehenden Jahr-hundert lebte unter andern Sebastian Brand/ ein berühmter Rechts-gelehrter und Keiserlicher Raht/ welcher ein Lateinisch-poëtisches Büchlein/ de Moribus & facetiis mensae, sive Thesmophagiam, in T. Reimen übersetzet. Der Beschluß des Werklein lautet also: ¶ Ob nun wer ander sytt und wise/ ¶ [...][S][...]' | 'Im andern Theil dieses Werkes zeiget sich eine Teutsche Mythologie/ oder Lehre von den Poëtischen Fabeln/ welche ich iederzeit [S] zu Ende meiner Collegiorum Poëticorum kürzlich tractiret; nicht zwar/ daß wir bloß hin der erdichteten heidnischen Gottheiten Herkunft und Begrebniße erzehlet/ und also nur an der Schale wären hangend geblieben/ (wie es gemeiniglich von den Mythologischen Scribenten zu geschehen pfleget) sondern wir haben anbei den Kern gekostet/ und den Theologischen/ Sittlichen/ Natürlichen/ Historischen Verstand und Bedeutung kürzlich an- und hier viel weitläuftiger ausgeführet; auch nun in dem gedruckten Anhang zugleich gezeiget/ wie die meinste dieser heidnisch-Poëtischen Gedichte aus den Büchern Mose und andern Schrifften des Alten Testaments ihren Ursprung genommen.' | 'Hieher gehören die Hymni oder Lob-Gesänge/ so zu Ehren der Heidnischen Götter abgesungen werden: als des Opitzen Lobgesänge dem Bacchus und dem Kriegs-Gotte zu Ehren verfaßet; dergleichen zwar zu verfertigen einem Christen nicht wol anstehet. Vielmehr sind hier zu loben Dan. Heinsii Lobgesang JEsu Christi/ welches erstermeldter Herr Opitz aus dem Holländischen ins Hochteutsche gebracht; item selbsten des Opitzen Lobgesang über die Geburt Christi u. d. m. ¶ Von den Lateinern kan hier gelesen werden Claudianus de Laudibus Stiliconis, & Serenae Reginae; Panegyris Heroica Caroli V, in Masenii Palaestra Eloqv. Lig. p. 214 & seqq. Barlaeus Tom. I Carm. de Laudibus Card. Richelii, & Friderici Arausiorum Principis, P. II p. 251 u. a. m. Insonderheit aber vid. Morhosii Hyle Invent. Poët. p. 142. allwo die Encomiastica Carmina Personarum, und p. 143. 144 variarum Rerum & Imaginum Laudes angezeiget werden. Add. Jo. Dekeni Observatt. Poët. Edit. Kilon. p. 90 & seqq. wo von dem Carmine Panegyrico oder exornativo gehandelt wird.' | 'Von diesen und dergleichen mehreren sind zu besehen die schon belobte Caes. Ripae Iconologia, und Jac. Masenii Speculum Imaginum Capp. 19 & 20. Absonderlich von Ausbildung- und Vorstellungen der heidnischen Götter und Göttinnen/ besiehe erstgedachten Masenii Speculum Imag. Capp. 22. 23. 24. Ant. Verderii Imagines Deorum; Balbinus in Verisimil. Cap. V §. 4, da er handelt de Imaginibus Poëticis; wie auch P. Franc. Pomey in seinem Pantheo Mythico sive Fabulosa Deorum Historia, Francofurti f. 8. 1701.' | 'Dieses Großen Carls Sohn Ludwig der Fromme/ soll sich bemühet haben/ die ganze Heilige Schrifft/ per Poëtam quendam Saxonem, in Teutsche Verse zu bringen; welche Ubersetzung aber vermuhtlich nicht mehr vorhanden. Zu den Zeiten Keisers Lotharii I und Ludwigs des II hat Ottfried/ ein Mönch des Closters Weißenburg/ gelebet/ welcher die Evangelien in T. Versen heraus gegeben/ und Luitberto dem Erz-Bischoffen zu Mainz überschrieben. Dieses Werk (so genannt wird Ottfried Evangelien-Buch) hat B. Rhenanus zu erst gefunden; wie er in seinen Rebus Germanicis erzehlet. Die Verse/ davon Herr Hofmann einige anführet/ sind noch sehr rauh und unverständlich/ doch von zimlich-gutem Geist. Es ist von diesem Evangelien-Buch ein MStum in der höchstschätzbaren Keiserlichen Bibliothec zu [S] Wien/ und vom Lambecio Lib. II Comment. de Biblioth. Vindobon. Cap. V. p. 415. seqq. weitläuftig recommendiret ; welches auch dem ienigen/ daraus Matthias Flacius Illyricus den Otfridum zu Basel drucken lassen/ weit vorgezogen wird. GOtt gebe/ daß wir das herrliche Werk bald sehen mögen/ so der hochverdiente Herr D. Schilter zu Straßburg A. 1698, nî fallor, in einem sonderbaren edito specimine heraus zu geben versprochen/ unter folgendem Titul: Volumen Evangeliorum Otfridi, Monachi Weissenburgensis, in quinque libros distinctum, ante annum Christi 876 conscriptum. Nunc infinitis locis emendatius editum, interpretatione Latina, variis lectionibus notisque illustratum a Joanne Schiltero. Im zehenden Jahr-hundert/ unter der Regierung der Keiser Otten I und II, sind die Meister-Singer schon entsprungen; derer Lieder Reineccius in seiner Oration de Historiae dignitate, nach den alten Helden-Liedern stellet. M. Cyriacus Spangenberger in seinem Buch/ so er von der edlen und hochberühmten Kunst der Musica/ und deren Ankunft/ Lob/ Nutz und Wirkung/ wie auch von Aufkommen der Meister-Singer/ zu Ehren der löbl. und ehrsamen Gesellschaft der Meister-Singer zu Straßburg/ im Jahr 1598 verfertiget/ schreibet unter andern/ daß die Meister-Singer für Keiser Otten A. 691 auf dem Reichs-Tag zu Wormbs von dem Geistlichen Stande seyn verklagt worden/ als wann sie verschiedene Lieder zu dieses Standes Verkleinerung erdichtet/ und unter die Leute gebracht hätten. Es [S] hätte sie aber Keiser unschuldig befunden/ und sie vielmehr privilegiret' | 'Dieses ist allhier von der Meister-Singer Ursprung zu merken. Wir wollen aber bald hernach ein mehrers von ihnen anführen; und hier noch gedenken der Lebens-Beschreibung des Cöllnischen Erzbischoffen Annonis, in alt-Teutschen Reimen; welche etwan vor 600 Jahren geschrieben/ und von Martin Opitzen zu Danzig A. 1639 ex membrana veteriherausgegeben/ auch mit sehr nutzlichen Anmerckungen vermehret worden.' | 'Von den Oden/ oder Geist- und Weltlichen Liedern. ¶ Wann man mehrere Vierlinge/ Sechslinge/ Achtlinge und dergleichen/ in unterschiedlichen Strophen nacheinander setzet/ so werden Oden daraus/ d.i. Geistlich- und Weltliche Lieder. ¶ Ode [griech.] ist ein Griechisches Wort/ hat aber nun auch bei den Teutschen fast das Burgerrecht überkommen. Vor alters/ da man die Schreib-Kunst noch nicht gehabt/ hat man die denkwürdige Sachen/ so man auf die Nach-Welt bringen wollen/ in Lieder oder Gesetze verfaßet. Auch weil zwischen der Music und Poësie die genaueste Verwandtschaft ist/ als hat man zu den Gottesdienst und der Helden Lobe/ solche Gesänge erwehlet/ die aus beeder Kunst eine doppelte Harmonie bei sich führen. Zu Zeiten Mosis sind solche Oden oder Lieder schon gebräuchlich gewesen; auch bei den ältesten Griechen und den Ur-alten Teutschen; von derer Carminibus, so sie bei ihren Opfern und Kriegs-Zügen gesungen/ wir oben Meldung gethan.' | 'Es sind aber der Oden zweierlei/ Geistliche und Weltliche. Die Geistliche/ welche man GOtt zu Ehren verfaßet/ werden Hymni oder Geistliche Lieder genennet; dergleichen bei uns Christen billich die meinsten seyn solten: und derer viele schöne von HH. Risten/ Röling/ Dachen/ Paul Gerhard/ und andern/ gemacht worden.' | 'Aber auf den heutigen neuen Medaillen, werden entweder suo Marte erdichtete/ oder aus einem bekannten Poëten entlehnte hemistichia, ganze Verse/ zuweiln wol gar disticha, oder auch dicta S. Scripturae ausgedrucket. Auf die vor dreien Jahren vorgegangene Päbstliche Wahl Clementis XI hat ein fürtrefflicher Geist ein sehr schönes Numismaangegeben/ da auf einer [S] Seite zu sehen die Bildniß Ihrer Päbstlichen Heiligkeit/ vormals Cardinaln Albani' | 'Nun fragt sichs/ Ob die Schau-Spiele/ wovon wir bißhero gehandelt/ heut zu Tage unter den Christen in wol angeordneten Republiquen zu erdulten? Viele von denen Gelehrten antworten mit ja: indem nirgend in H. Schrifft gelesen wird/ daß dergleichen Ergetzlichkeiten schlecht hin verboten; ja es werden von Luthero und andern die Bücher Job/ Judith und Tobiae vor schöne Comoedien gehalten. Die jenige Schau-Spiele sind freilich nicht zu billigen/ die GOtt verunehren/ und den Leser und Zuschauer ärgern; aus welchen manche Matronen und Jungfrauen/ die schamhaft und züchtig in das Spiel-Haus gegangen/ geil und frech wieder herausgehen. Und solches geschicht gemeiniglich heut zu Tage bei uns/ durch die gemeine Comoedianten und ihre schändliche Nach-Spiele; daher dann die Leute/ so von solchen liederlich- und ärgerlichen Schau-Spielen Beruf [S] machen / und um das Geld den Leuten die Laster durch die Augen in das Herz spielen/ in alten und neuen Zeiten/ denen Taschen-Spielern/ Gaucklern/ Seil-Tanzern und andern verächtlichen Personen gleich geachtet worden. Aber Schau-Spiele vernünftig schreiben und spielen/ die Jugend damit zu üben/ auch zu feinen Sitten und beherzter Redfertigkeit anzugewöhnen/ solches ist nicht unlöblich noch sträflich; und schreibet der gelehrte Erasmus an einem Ort/ Es wäre gut/ wann man alle: Biblische Historien zu Schau-Spielen machte/ und die Jugend sich darinnen öffentlich üben liesse; maßen solches offt mehr als eine übereilte Predigt verfangen und nutzen würde. Jedoch will ich dieser Frage wegen iederman bei seiner Meynung gerne laßen / und darüber mit niemand einigen Streit anfangen.' | 'als wann dort die Jünger Johannis den Heiland fragen: Bist du/ der da kommen soll? darf der Vers nicht so lauten: ¶ Bist du/ der da kommen soll? ¶ sondern/ ¶ Bist du/ der kommen soll?' | 'der Rein- und harte Diamant/ eines rechtschaffenen GOttes-Lehrers Bildniß / auf Herrn Reinharts Theol. seel. Ableiben' | 'Also kan z. B. König David ex Loco Adjunctorum genannt werden/ der braune/ Gott-geliebte/ tapfere/ groß glaubige/ süß spielende/ flüchtige/ herrschende/ siegreiche.' | 'Christ. Gryphii Poët. Wälder p. 663. 665. 674. 676. 677. 679. 682. 685, auf hoher Patronen und Gönnerinnen Namens-Lichter; p. 698. 701, auf eines vornehmen Geistl. Namens-Fest.' | 'Man vergleichet ihn [den Feldherrn] ex Loco Parium & Exemplorum mit dem Josua/ Gideon/ Juda dem Maccabaeer/ mit dem Alexander/ Caesar/ und mehrern aus den Historien' | 'Da wird gesagt: Von GOTT komme Leben und Tod; GOttes Wille sey der beste; ein frommer Christ spreche mit Hiob: Der HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen v. Unser Glaube werde durch solche Betrübniße/ wie das Gold im Feuer/ probiret; und müßen denen / die GOtt lieben/ alle Dinge zum besten dienen. Wir seyen Menschen/ und müßen alle sterben: es wäre ja beßer den Port bald erreichen / als lang auf dem Meere wallen; beßer die Crone bald erhalten/ als lange streiten u. s. w. Die Seele ruhe in Abrahams Schos/ und der Leib in seiner Kammer/ biß auf den jungsten Tage/ da es heißen wird: Wiedersehen macht/ daß man das scheiden nicht acht. Man kan des Verstorbenen Seele/ oder einen Engel erzehlend einführen/ in was Freuden sie ietzt lebe. Man kan eine Trostschrifft stellen/ als wann sie der Seelige seinen be-[S]trübt-hinterlaßenen vom Himmel herab gesandt hätte.' | 'Wie dann der Cardinal Perron, ein Franzos/ diese Ungedult an seinen Lands-Leuten vor andern tadelt; auch von sich bekennet/ daß er in seiner Jugend ihme vorgenommen ein Poëma Epicum von der Kinder Jsraël Auszug aus Aegypten/ unter dem Titul la Mosaide, zu schreiben: aber er habe es der Weitleuftigkeit wegen bleiben laßen' | 'als P. Masenii sein Mauritius Orientis Imperator [...]; oder eine erdichtete Geschicht: als ejusdem Masenii Rusticus imperans, und Bacchi Schola eversa: Herrn von Birken Psyche/ Margenis u.d.' | 'Sonsten wann ich z. B. dem Erhenkten Judas/ unter dem Baum/ daran er sich erhänget/ eine Grabschrifft machen wolte/ so könnte sie/ ad imitationem Herrn Kienens/ und zwar viel kürzer/ ex Loco Circumstantiarum & Consequentium, also verfaßet werden ¶ Wanders-Mann' | 'Noch eins: wann Jac. Masenius in Arte Nova Argutiarum p. m. 218. 219. de Apostolo Petro also schreibet: ¶ Sta, quisquis in hac vita nunquam subsistis, ¶ viator! ¶ [...][S][...] ¶ So könnte dieses ins Teutsche also versetzet werden: ¶ Steh still Wanderer/' | 'Dergleichen folgendes über den seeligsten Hintritt Tit. Herrn Herrn Georg Ferdinand Pernauers/ Freyherrn von Perney u. von mir verfertiget/ und an deßen hinterlaßene Hochwolgebohrne Herren Söhne gehorsamst eingeschicket worden. ¶ Klag- und Trost-Schreiben. ¶ Es klopfet hier ein Brief von dienst-verbundnen Händen/' | 'Dieses Herzog Ulrichs Sohn/ Przetislaus entführte nachmals Fräulein Jutten/ Keiser Ottens des Andern Tochter / aus dem Nonnen-Closter zu Regenspurg; wovon Herr von Hofmannswaldau in seinen Helden-Briefen am 25 und nachfolgenden Blättern zu lesen.'

Redtel, Friderich

Ein Nohtwendiger Unterricht von der Teutschen Verskunst Entworffen

| 'So habe ich mich endlich dazu bequemet und/ solchen Unterricht in GOttes Nahmen herauß gegeben.' | 'Wir wollen geliebter kürtze halber hiemit unsern Pöetischen Unterricht und Anweisung schliessen/ und GOtt Dancken/ der uns biß daher hat Gnade/ dieses zu schreiben/ gegeben.' | 'Doch schreibet der Sehl. Herr Lutherus und die Meisten andern Deutsch/ [S] und nicht Teutsch.' | 'Insonderheit werden die Gedichte/ was die Objecta oder Dinge von welchen sie handeln/ [S] getheilet/ betrifft. In geistlich- und weltliche Liedern/ deren unterschiedene gute vornehme Pöeten/ als Hr. Simon Dach/ Hr. Rist./ Hr. Francke/ Hr. Held/ etc. gemacht und geschrieben haben.' | 'Wenn aber Herr Lutherus übersetzet Vater Unser/ so ist nicht davor zu halten/ alß solte er nicht gewust haben/ daß das Adjectivum muste vor dem Substantivo stehen/ sondern er hat dadurch die Kindliche Liebe andeuten wollen/ die zuvor Vater muß sprechen/ ehe sie Unsere Nichtigkeit erwehnet/ wie davon die Theologi. Den ersetzet offt auch in seiner Bibel Unser Vater.' | 'alß wenn sage: Es ist vielen bekand/ Und der Seel Herr Lutherus Luc. 2. Sihe diesser wird gesetzt zu einem Fall und aufferstehung vieler in Ißrael: also auch Herr Opitz im 104. Psalm. ¶ Dem Menschen muß die Erde Kräuter geben.' | 'Es ist falsch/ wen man im Gebet des HErren spricht: Verlaß uns unser schuld. Den es solt erlaß uns unser schuld heissen/ wie auß des Herrn Lutheri verdolmetschung Matth: 18. 27. und Johann. 20. 20. zu sehen ist.' | 'Wir müssen fort/ Gott hat es so beschlossen […] Rist. 4. 6.' | 'Item Herr Stegman: ¶ Es ist einmahl genung die Kirchen sind verhert' | 'Also auch bey Herr Risten in seiner verschmäheten Eitelkeit/ in dem Liede des andern Seelen-Gesprächs: ¶ Rauch geht aus deiner Nasen' | 'Vermischt stehe sie bey Herr Risten in nachgesetztem Gedichte. ¶ Alle/ die ihr Kunst/ Verstand/' | 'welche Herr Opitz am 27. Sontag nach Trinitatis aus der 1. Ep. Petri Cap. 3. gesetzet/ zu sehen ist: ¶ Seyd jetzt und allezeit' | 'bey Herr Risten/ in seinen Himmlischen Liedern lesen wir: ¶ Ich wil für allen Dingen' | 'Herr Opitz hat sie auff eine andere Art eingemischt im hohen Liede und zwar im 3. Liede desselben/ da die Sulamitinspricht: ¶ Läßt Salomon sein Bette nicht ümbgeben' | 'In der Uranie des Fräuleins von Greiffenberg ist dieses: ¶ 1. ¶ Unglück ist mein Täglich Brod:' | 'Bildreime nebst einem angehengten Bild-Gedichte. ¶ So wir für einen andern auff Herr M. Frid: CRAMERI, Pastoris ad D. Nicolai Nahmens-Tag mit fliegender Feder auffgesetzet hatten. ¶ 1. Waß behaget/'

Hunold, Christian Friedrich

Die Allerneueste Art/ Zur Reinen und Galanten Poesie zu gelangen

| 'Doch ist ihm [E.N., J.T.] auch nicht unbewust/ das Er in einem Stande nunmehro lebet/ darinnen man der Leute Wahn viel zu Gefallen thun müsse/ und ein Priester auch zur Gesundheit seines Leibes keine Pfeiffe Toback/ den doch GOtt zum rechten Gebrauch so wohl als andere Kräuter erschaffen/ in Gegenwart solcher Leute rauche/ die aus blinden Irrthum sich daran ärgern. ¶ Aus diesen und keinen andern Ursachen enthalte mich seiner besondern Benennung der Weltlichen Gedichte wegen/ weil er/ wie mir bekandt/ seine Muse nunmehro zu Gottes Ehren allein/ und trefflich hören läst; und wende mich zu dem Herrn Ober-Hof-Prediger bey dem Reichs-Grafen von Promnitz/ Hrn. Erdmann Neumeister/ dessen geistlicher Cantaten wir oben bereits erwehnet. Ich will sie nicht rühmen/ sondern solche zu lesen/ oder sie in denen vielen Kirchen/ wo man sie mit der Music eingeführt/ zu hören bitten/ so werden Seufftzer/ Thränen oder eine innerliche Tugendhaffte Bewegung ihre besten Lob-Reden seyn. Was die Poesie [S] anbelangt/ so ist solche desto schöner/ weil sie der Schrifft-gemäß/ und von keinen hochtrabenden Menschlichen Gedancken ist. Will man sagen/ weil sie so natürlich geistlich/ so habe er nur in wohlfliessende Reime gebracht/ was in der Schrifft in ungebundener Rede stünde? O nein/ man siehet die Züge und die Gänge seiner edlen Genie und Poesie gar wohl/ und ist desto vortrefflicher/ daß er sie durch den Heil. Geist aus seinem Geiste genommen. ¶ Nach diesem Muster habe mich bemühet/ meine wenige geistliche Gedichte zu verfertigen/ und nach solchem werde auch meine übrigen/ deren der Himmel viel wolle seyn lassen/ einrichten. Die Music nun solcher geistlichen Cantaten, legt der Würdigkeit der Poesie keine Unehre/ sondern eine nicht gemeine Krafft zu andächtiger Bewegung vollends bey/ und wird solches zu glauben genug seyn/ wenn man weiß/ daß es der berühmte und in Kirchen-Stücken besonders vortreffliche Herr Capell-Meister Krüger am Hochfürstlichen Weissenfelßischen Hofe gemacht;' | 'Eben daselbst sind unsers Herrn Ober-Hof-Predigers Cantaten in der Schloß-Kirche eingeführet worden/ als an welchem berühmten Hofe unter andern Wissenschafften die edle und vielen grossen Herrn angenehme Poesie, durch Ihn den hohen Beyfall der höchsten Personen/ und durchgehends so viel Ruhm als Würckung erworben.' | "Der hochgelehrte Hr. Doctor und Professor Mencke/ in Leipzig/ führet mit einer zierlichen und in der Poesie geschickten Feder in dem Gratulations Carmine auff den Herrn Ober-Hof-Prediger Neumeister/ oder in der Frage: Ob ein Poete wohl Superintendens seyn könne? unter andern an: daß Marcus Antonius Flaminius einer [S] von den Frömsten und Gelehrtsten gewesen/ von dem Monsieur Bayle saget: Sa pieté n'empecha pas, qu'il ne fit un tres grand nombre de Vers amoureux, & tres-amoureux, quoi qu'il fût Ecclesiastique. Conf. Menage Anti-Baillet T. I, p. 337. Ob er gleich im geistlichen Stande/ und dabey von besonderer Frömmigkeit war/ so verhinderte dieses dennoch nicht/ daß er eine grosse Menge verliebter/ und zwar sehr verliebter Verse machte. Und Mademoiselle de Scudery, welche den Affect der Liebe in ihren Gedichten und Romanen vortrefflich ausgedruckt/ soll gleichwohl selbst davon frey geblieben seyn. ¶ An welchen und vielen andern angeführten Poeten wohlgedachter Herr Professor Mencke nicht die Liebe/ sondern nur den Mißbrauch dieser edlen Passion in der Poesie getadelt; Und darinnen bin ich so wohl mit ihm eins/ als mit mir selber uneins bin/ in meinen ersten und vor 5. Jahren heraus gegebenen Gedichten/ einige schlüpffrige Gedancken durch die Feder fliessen zu lassen. Sie sollen Virtualiter darinnen ausgelöscht seyn; und wiederhol ich hier zum Beschluß: [S] Daß keine vergnügtere und dabey edlere Beschäfftigung ist/ als seine Poesie dem Himmel/ sich selber/ oder seiner Gemühts-Zufriedenheit/ und hohen/ wie auch andern tugendhafften oder Tugend bedürfftigen Personen zu Gefallen und Ruhm verfertigen. ¶ Was den Himmel und die Zufriedenheit anbelangt/ so hat/ wie der Herr Doctor Mencke in gedachten gelehrt-geschickten Carmine anführet/ Gregorius Nazianzenus, welcher den Poetischen Geist/ den Geist Gottes genannt/ sein Ertz-Bischoffthum zu Constantinopel im 55sten Jahres seines Alters aufgegeben/ üm die Poesie besser abzuwarten." | 'Ja der dem Himmel/ sein eigen/ und doch der galant-gelehrten Welt/ wie ausser dem Hochgeschätzten Herrn E. N. dem Wunsche nach ist ¶ Dero [...] ¶ Menantes.' | 'XXI. Das weiß ohnedem schon ein jeder/ daß die Alten auch Teutsche Verse gemacht. Doch wer sie vor D. Luthers Zeiten betrachtet/ derselbe mus lachen/ oder doch zum wenigsten das Maul rümpfen.' | 'Denn es will fast nicht möglich seyn/ stylum & acrimoniam Satyrarum in gewisse Regeln und Praecepta zu fassen. Zwar wer darinnen etwas tentiren will/ muß nohtwendig der Welt die verhaßte Wahrheit sagen/ und wird folglich den Teuffel/ und alle die sich getroffen finden/ auf dem Halse haben.' | 'Wenn sich wenige Philosophi zu Poeten/ so schicken sich alle rechtschaffene Poeten hauptsächlich Philosophi zu seyn/ wegen ihres vor andern vor Natur empfangenen durchdringenden und zur Er-[S]kentniß verborgener Warheit fähigen Geistes. Denn diese Göttliche Wissenschafft hat/ ich weiß nicht was geheimes und verborgenes in sich/ welches allen nicht gegeben noch offen stehet/ sondern nur dem ¶ Ingenium cui fit, cui mens divinior. ¶ der einen gleichen Verstand/ und ein erleuchtetes Gemüht hat. Sind nicht meine sondern des Flacci Worte; wie auch Plato an vielen Orten nicht undeutlich lehret/ ob er gleich den Mißbrauch verwirfft. ¶ Will einer vielleicht einwenden/ die Weißheit in der Poesie habe nicht das Absehen/ noch die Wirckung in Erbauung der Menschen/ als die andere eigentlich genannte Philosophie; dem antworte: bey manchen Poeten vielleicht beydes nicht/ und bey manchen auch mehr; oder in Lesung der Poesie hat die darinnen begriffene Weißheit offt mehr heilsame Wirckung bey manchen Leuten/ als die andere Scholastische Philosophie. Des vortrefflichen alten und jungen Herrn Grüphien geistliche Lieder und Gedichte/ wie auch des Hrn. Hofmanns-Waldau seine/ etc. nebst dieser beyden und des Herrn von Lohensteins höchst-schätzbaren Sit-[S]ten-Lehre. Ja des Herrn Ober-Hof-Predigers Neumeisters an dem Reichs-Gräflichen Promnitzischen Hofe/ Geist-reich bewegende geistliche Cantaten, anderer itzo nicht zu erwehnen/ könten zu einiger Behauptung meiner Meinung angezogen werden.' | 'Es gibt so Kluge unter sie/ [der Opern-Frauenzimmer, J.T.] daß wenn sie so schön leben/ als schön (manchmahl auch garstig) sie zu raisonniren wissen/ so würde lauter Lob-Reden vor sie verfertigen. Gleichwol will aus Christlicher Hoffnung/ es werde eine vielleicht einen Anfang darzu machen/ mich im Voraus darauff befleißigen/ und ihnen zu Liebe annoch gantz kurtz den Grund ihrer Fehler untersuchen/ damit/ wenn selbiger gehoben/ ein edler Leben folgen könne. ¶ Alles Opern-Frauenzimmer ist von Natur von einem wollüstigen Temperament: denn daher kömmt es/ daß sie zur Music incliniren/ freundlich/ höflich und leutseelig sind. Wenn man denn solche Frauenzimmer jung in die Opern thut/ so wird ihre Passion zur Wollust vermehret/ die Neigung ihres Hertzens befriediget/ und ihnen Lebens-Unterhalt dabey geschafft. Was ist vermögender/ einen in übler Lebens-Art zu er-[S]halten/ als Vergnügen und Interesse? Vielmahls habe dergleichen Personen/ wenn ihnen ein Priester oder sonst jemand das Hertz gerührt/ über ihre Sünde weinen gesehen. Wollüstige Personen sind leicht zu bewegen/ und also lassen sie zuweilen eine Reue und Neigung zu einem edlen Leben blicken; allein wo ist das Beharren/ da auf der andern Seiten das Interesse? Wodurch ernehren sie sich/ wie sie gewohnet? Die Tugend dürffte endlich siegen/ wenn die Wollust durch einen anständigen/ und das Interesse durch einen solchen Liebsten contentirt würde/ der sie ausser denen Opern honneter halten könte; und solches wünsche als ein guter Freund von Grund der Seelen. Was aber die Männer anbelangt/ solches müssen zu einer friedseeligen Ehe eine gute Opinion, und wenn sie ja nicht viel gutes glauben können/ in Regard der künftigen Auffuhrung die Christliche Maxime aus dem Corpore juris canon. vor Augen haben: ¶ Meretricem in uxorem ducere, est bonum opus facere. ¶ Und legen endlich Ubelgesinnte meine wohlmeinende Gedancken hierüber als eine [S] Verläumdung aus/ was saget denn die Schrifft darzu: Sirach cap. 9. Fleuch die Bulerin/ daß du nicht in ihre Stricke fallest. Gewöhne dich nicht zur Sängerin/ daß sie dich nicht fahe mit ihrem Reitzen. Also will lieber mit dem Himmel ein Verläumder/ als mit den Menschen ein Schmeichler seyn. ¶ Viele schöne Regeln hat nun der Herr Autor in diesem Wercke von den Opern entworffen; allein ob und wie man mit eben dem tugendhafften Gemühte aus/ wie in die Opern gehen/ und die Stimme des Frauenzimmers hören/ ohne die Sirenen Charmes in das Hertz dringen lassen könne/ hat er mir/ ich weiß nicht/ ob einem mehr Erfahrnen / oder sonst warum/ auszuführen übergeben/ so auch nächst GOtt in einem andern Tractat mit aller bescheidenen Höflichkeit geschehen soll.' | 'Dieses heist recht Aergerniß geben; dieses aber ein Aergerniß aus seinem bösen Hertzen nehmen/ oder Gifft aus Rosen saugen/ wenn man aus wohl anständiger Beschreibung einer keuschen Liebe böse Flammen fängt. Die ehliche Liebe ist ja eine Tugend/ [S] und eine Tugend angenehm vorzustellen/ wird ja kein Laster seyn. Der Himmel befiehlt ja/ keusch zu lieben/ also wird er nicht davon zu schreiben verbiehten. Es ist vielmehr edel/ von einer keuschen Liebe schön zu schreiben/ noch edler/ dadurch einer geliebten Person das Hertz zu rühren/ daß sie uns wieder liebt/ denn wer den Ehestand so heilig schätzt/ der wird alle Mittel/ darzu honnetement zu gelangen/ nicht verwerfflich halten. Eine angenehme/ bewegliche und scharffsinnige Poesie von tugendhaffter Liebe/ ist wie ein Gesicht/ das die Natur vor andern schön gebildet: wer nun aus dessen zarten Zügen und Annehmlichkeiten verbotene Glut sauget/ über wen könte dieser klagen/ über den Himmel oder über sich?' | 'Ich bin nicht ein so hoffärtiger Papst/ sondern bescheide mich selber/ daß viel defecte können gezogen werden.' | 'CCLXIV. Ehe wir aber zu den Fontibus inventionis kommen/ wolte ich kürtzlich noch gedencken/ ob man auch Biblische Geschichte in einer Opera vorstellen dürffte? ¶ CCLXV. Ich weiß/ daß solches von vielen/ als etwas profanes ausgeschrien wird; gleichwol/ wann keine Umstände darzu kommen/ welche contra ana-[S]logiam fidei, bonos mores, &, quod maximum, contra gloriam & sanctificationem Nominis divini lauffen/ sehe ich nicht/ warum man einer impietaet sollte beschuldiget werden/ wenn man auch eine Biblische Opera verfertigte. ¶ CCXLVI. Es könte hiervon weitläufftig disseriret werden/ so aber hat uns Herr Elmenhorst/ weyl. Prediger zu Hamburg/ der Mühe überhoben/ welcher einen gantzen Tractat, den er Dramatologiam nennet/ hiervon geschrieben. ¶ CCLXVII. Näher also zur Sache zu kommen/ so nehme man nun entweder eine Heydnische Fabel ex Mythologicis, oder eine wahrhafftige Historie/ sie sey geistlich oder weltlich/ oder fingire selber etwas.' | 'XLVIII. Wir wollen aber eben nicht eine neue Division des Styli, und eine Distinction zwischen dem Stylo Ecclesiastico und Politico machen/ weil doch jener mit diesem eine grosse Verwandschafft hat/ ohne nur/ daß er sich mit seinen Realien auf die heilige Schrifft und Glaubens-Lehre gründet/ und in Worten/ und Phrasibus seine Richtschnur gemeiniglich nach unserer Teutschen Bibel nimmet. [S] ¶ XLIX. Und dannenhero muß man sich in geistl. Liedern vor allen Dingen an Biblis. Worte und Phrases binden und halten/ wo es sich thun läst/ und dergleichen zur vorhabenden Materie vorhanden sind. Man redet doch lieber mit dem heiligen Geiste/ als aus Menschlicher Weißheit und eigner Speculation. So dann wird es auch an Kern und Nachdruck nicht fehlen. ¶ L. Hiernächst schreibe man so deutlich und geistlich-einfältig/ als man immer kan/ und setze sich Lutherum/ Bartholomäum Ringwalden/ Johann Francken/ Simon Dachen/ Johann Herrmannen/ Paul Gerharden/ und andere geistreiche Männer/ zur Imitation vor/ nehmlich qua dictionem & realia, nicht aber/ zu mahl bey den Alten/ qua constructionem & Rhytmos, welche hier eben so rein/ wie in andern Gedichten seyn müssen. ¶ LI. Man machet sonst einen grossen Staat von Johann Risten. Allein mein Judicium, ohne jemanden zum Praejudiz von ihm zugeben/ so finde ich in dem zehenden Gesange kaum ein bisgen Safft und Krafft/ welches ein andächtiges Hertze recht vergnügen könne. Wie konte es aber auch anders kommen? Indem er den Buchführern alle Lieder/ und derer gantze Lasten voll/ ums Geld ausfertigte. Gleichwol waren sie in grosser Estime, das macht/ er hatte einen Mantel um/ welcher Opinio heisset.' | 'Und wenn man kein ander Fundament hat/ so redet und schreibet man auff die Arth/ wie D. Luther die heilige Bibel übersetzet.' | 'XLI. Locus Testimoniorum schliesset den Troup, und beziehet sich entweder auff ein Dictum Biblicum, oder Hypothesin und Principium, so schon insgemein von der klugen Welt recipiret ist/ oder schön Apophthegma, und Sententiam eines weisen Mannes/ oder Emblema, oder Medaille, oder Gewohnheit/ oder Symbolum, und was dergleichen Curioesitaeten mehr sind. Z. E. Sirach spricht: Gewöhne dich nicht zur Sängerin/ daß sie dich nicht fahe mit ihren Reitzen. Einer mahlete eine Sirene/ und schrieb darzu: Incantat dum cantat, &c.' | 'Es ist aber fingiret/ daß Amnon geschrieben/ ehe er die Blut-Schande begangen. ¶ Amnon an Thamar. ¶ DIe Banden der Gedult sind Amnons Brunst zerrissen.' | 'Thamar an Amnon. ¶ DEr Anblick deine Briefs ist mir vergnügt gewesen/' | 'Auf gleichen Schlag waren andere Briefe verfertiget/ welche sie einander nach vollbrachter That geschrieben/ und da die Liebe in Haß verwandelt war. Item einen der Thamar an Absolom/ darinnen sie es ihm klaget/ und einen von Absolom an sie/ darinnen er sie tröstet. Doch sie sind mir gestohlen worden.' | 'Zu Herrn D. Riemers/ Superint. in Hildesheim/ ehedessen Profess. in Weissenfels/ Gemählde. ¶ DU Held in Israel/ du theurer Gottes-Mann/' | 'Matth. XI, 28. ¶ Kommet her zu mir alle/ die ihr mühseelig und beladen seyd/ ich will euch erquicken. ¶ Aria. ¶ UNd warum kömmt mein arm Gebet vor dich.' | 'Ps. LXXIII, 12. XLIX, 7. Job. XXXI, 24. Ps. XL, 18. Thren. III, 14. ¶ Siehe/ die Gottlosen sind glückseelig in der Welt/ und werden reich. Sie verlassen sich auf ihr Guth/ und trotzen auf ihren grossen Reichthum. Sie stellen das Gold zu ihrer Zuversicht/ und sagen zu dem Gold-Klumpen: Mein Trost! Ich bin arm und elend/ der HErr aber sorget vor mich. Der HErr ist mein Theil/ spricht meine Seele/ drum will ich auf ihn hoffen. [S] ¶ Aria. ¶ 1. GUt und Geld' | 'Prov. XI, 28. Ps. IX, 10, 11. ¶ Wer sich auf Reichtum verläst/ der wird untergehen/ aber die Gerechten werden grünen/ wie ein Blat. Und der HErr ist des Armen Schutz/ ein Schutz in der Noht. Drum hoffen auf dich/ die deinen Nahmen kennen. Denn du verlässest nicht/ die dich/ HErr/ suchen. ¶ Eine Braut-Messe. ¶ Sir. XXVI, 1. ¶ Wohl dem/ der ein tugendsam Weib hat. ¶ Aria. ¶ KEine Kostbarkeit von Schätzen' | 'Tob. VII, 15. ¶ Der GOtt Abraham/ der GOtt Isaac/ und der GOtt Jacob/ sey mit euch/ und helffe euch zusammen/ und gebe seinen Seegen reichlich über euch. ¶ Aria. ¶ GEbet seelig/ edles Paar!' | 'Als da ist Joseph in drey Operen zu Dreßden; Ulysses in zweyen zu Wolfenbüttel/ praesentiret worden.' | 'CCXCI. Es ist mir allemahl lächerlich vorkommen/ wenn man die Historie von Joseph oder vom verlohrnen Sohn gespielet; und den Personen Teutsche/ Lateinische odrr Christliche Nahmen zugeleget hat. Das gehöret mit unter die absurda Comica.' | 'Exemplum, Salomonis/ Simsons etc.' | 'Eva/ die Mutter alles Frauenzimmers/ bedeckte ihre Schande mit Feigen-Blättern. Doch ihre Töchter hingegen sind gar aus der Art geschlagen/ die entblössen lieber alles/ was die Schamhafftigkeit will bedeckt haben.'

Weise, Johann Ernst

Unvorgreiffliche Gedancken von Von Teutschen Versen

| 'Wie ich dann meinem GOtt täglich Danck-Opffer abschicke/ daß er mich den Grund zu meinem Studieren unter diesem galanten Lehrer hat legen lassen/ vor dessen Gloir und Wohlergehen ich allezeit dem Vater Römischer Dicht-Kunst folgenden Wunsch abborge: ¶ O mihi tam longae maneat pars ultima vitaeSpiritus & quanhtum fat erit tua dicere facta. [S] ¶ Oder wie es Teutsch heissen möchte: ¶ Läßt GOTT mein Lebens-Ziel in festem Zirckel gehen/ ¶ Soll Feder/ Mund und Hertz auf FERBERG Nach-Ruhm sehen.' | 'Inzwischen lasse der höchste GOTT sein wachendes Auge über Dero gesammte Hochwerthe Familien allezeit offen stehen/ Ihre Verrichtungen umkräntze Er mit ersinnli-[S]cher Glückseeligkeit/ und umziehe Sie mit seinem Seegen/ daß ich in Zukunfft immerdar darthun möge' | 'Nach ihm hat Masenius Societatis Jesu ein scharffsinniger Kopff den Kunst-Griff auß dem Fundament gewiesen in einem Tractat, welcher Ars Nova Argutiarum, genennet wird. ¶ Balbinus ein anderer Jesuiter, hat in seinen Verisimilibus auch ein besonder Capitel den Inscriptionen vorbehalten.' | 'Ursent. […] Haben nicht die heiligste Männer ersterer Zeit ihre GOtt-ergebene Andachten in gewissen Liedern der spaten Nachwelt aufgesetzet hinterlassen. Wer solte demnach so verkleinerende Gedancken von der edlen Poësie bey sich hegen. ¶ Mel. Er erlaube mir/ daß ich mich einer Apologie unterfange: Dieser gelehrte Mann [Heinrich Cornelius Agrippa, J.T.] mag wol auf den Heydnischen Mißbrauch dieser Kunst gesehen haben/ da man ihm billich nicht in Abred seyn kann/ ihre Poësie habe nichts denn schandliche/ ärgerliche und anzügliche Geburten ans Liecht gestellet. ¶ Urs. Seiner angeführten Meynung will ich durch ein deutlich Gleichnuß die Hertz-Wurtzel leicht außstechen. Man siehet/ daß viele den edlen Wein schändlich mißbrauchen/ sich damit vollfüllen/ und der Gesundheit mercklichen Abbruch thun; Gleichwol aber [S] wird niemand so verwegen seyn/ und behaupten wollen/ dieses Gewächs seye zu dergleichen Sünden hervor gekommen/ oder man müsse deßwegen den Wein-Bau stracks verbieten. ¶ Mel. So wird man mir doch nimmermehr läugnen können/ daß die Dicht-Kunst ihre vermeynte Zierlichkeit als eine Bettlerin von andern Wissenschafften entlehne. ¶ Urs. Ich muß zwar frey bekennen/ daß die Poësie nach dem Außspruch des gelehrten Jesuiters Balbini der Pandoraegleich komme/ von deren die Poëten dichten/ daß alle Götter sie mit ichtwas gewisses beschencket. Jedoch aber folgt keines Wegs/ die Dicht-Kunst seye verächtlich. Eben wie jene vielmehr hoher und vollkommener geschätzet worden.'

Grüwel, Johann

Hochteutsche kurze/ deutliche und gründliche Vers- Reim- Und Dicht-Kunst

| 'Herr Johann Rist/ Comes Palatinus, Consistorial-Raht und Prediger zu Wedel' | 'DIe Hochteutsche Vers-Reim- und Dicht-Kunst erfodert Sachchen und Wôrte. Die Sachchen sind entweder Geistlich oder Weltlich. Unter den Geistlichen bekanten ist das Lîd Mosis und Mirjam wol das älteste/ das sie gesungen/ als GOtt den Pharao mit den Egyptern im roten Mär ersäufet hatte/ das zu sehen im 15. Cap. des andern Buchs Mosis. Sonderlich aber sind die Psalmen/ oder Lider/ des Königs David/ auch sehr alt. Denn man hält dafür das der David gelebet zu der Zeit als Troja von den Grichen verstöret worden. Hundert und 50. Jahr darnach hat [S] Homerus Gelegenheit genommen/ seine Rhapsodias von dieser Verstörung zuschreiben und also sind die Lider des Mosis und Davids vîl älter als des Homeri Schriften/ den man für den ältesten weltlichen Poëten hält.' | 'Inn dem vorigen sibenzehenden Seculo ist die Hôchteutsche Poëterey berühmt worden/ und haben sich hervor gethan mit teils geistlichen/ teils weltlichen Sachchen Herr Opitz/ Harsdörfer/ Rist/ Buchner Caesius, Hofmanns-Waldo/ Lohenstein etc.' | '24. Sententiae, Lehr-Sprüchche/ dadurch etwas geleret wird/ ohn ein Bild/ auch ohn ferner nachsinnen des Lesers. Solche Lehr-Sprüchche fangen inn M. Weltl. No. [S] 207. und endigen sich 235. Wer dy Sprüche Solomonis hiher wil zihen/ der wird vîl gute Leren inn Geistlichen und Weltlichen darinn finden. Ob es Verse sind/ davon mögen dy Hebräisten urteilen/ meine sind Verse und Reime' | 'II. Müßen gute hôchteutsche Wörter gebraucht werden/ wo dy Verse sollen angenehm seyn/ nehmlich solche Wörter/ wy sy von D. Luttern inn der Teutschen Bibel/ von gelehrten Predigern auf der Canzel gelesen und gehöret werden.' | 'Er muß auch ferner bey den Ahrten zu reden und schreiben inn Acht nemen/ daß diselbe seind ¶ 1. Höflich nicht schandbahr. Also schreibet dy Heilige Schrift: Saul sey inn eine Höle gegangen seine Füße zu dekken. d.i. Dy Nohtdurft zu tuhn. Also: zu Stule gehen/ oder dy Wand mit den blossen Rükken ansehen.' | 'Paul Gerhart inn Crügers 67. Lid. v. 5. Deine Engel. v. 7.' | 'Agatha d.i. Vaterkelter. Abida/ (kunstreicher Vater) Abisua/ (Heilvater) Adama/ (bluhtroht) Zidonia (herrschender Herr) Ahaliba (meine Hütte.) Asia (ein Prophêt I. Reg. II. v. 10.) Alia (der Herr ist hôch.) Atara (Krôn I. Par. 2. v. 26.) Athalia (ein gottlos Weib 2. Reg. 8. v. 26.) Batseba (ein schön Weib wird Königinn 2. Sam. II. v. 4.) Dise und dergleichen fremde Wörter geben ein Reim-Wôrt auf ja/ und zeigen zugleich an/ daß ein Poët nicht ein Fremdling sey inn der heiligen Schrift/ und inn den weltlichen Historien.' | 'Weil aber die Wörter/ so sich mit ihm [S] reimen schôn No. 3. Lit. B. gesetzet/ so wird der Leser es da wyderholen/ und dabey die fremden Wörter nicht vergessen/ dy sich mit ihm reimen e.g. Abinadab. Matth. 2. v. 4. Ahab Jer. 29. v. 22. I. Reg. 16. v. 29. & seqq. Eliab (GOTT Vater/ I. Reg. II. v. 23.) Joaab (gelîbter Num. 10. V. 29.) Joab 2. Sam. 2. v. 13. Jobab (Schreier Gen. 36. v. 33.) Jonadab (freygêbig 2. Reg. 10. v. 15. &c. &c.' | 'Man könte Sy wol nachkünsteln/ wy im I. Buch Mosis der Herr Luterus ungefehr einen solchen gesetzt hat: ¶ Vater Isaac scherzte mit seinem Weibe Rebecca' | 'Ein solches Lîd ist/ welches man inngemein das güldene ABC nennet/ und ich nach der rechten Vers- und Reim-Kunst eingerichtet habe/ wy solches unter meinen Geistl. verbesserten Lîdern befindlich ist/ No. 37. Also hat der Göttliche Poët und Prophêt König Davîd seinen 119. Psalm nach Ordenung des Hebreischen Alphabêts inn 22. Absätzen/ oder Strophen/ geteilet/ deren jede acht Verse/ (so alle mit einerley hebreischen Buchstaben anfangen/) begreifet.' | 'Also wird auß Leid/ Lied/ wy der König David durch sein grôßes Leid ermuntert worden/ so manches schönes Lied zu dichten/ und es allen Creuzträgern trôstgebend zu hinterlassen.' | 'als: der Mann ist grôß/ dy Frau ist fromm/ das Ding ist löblich. Sonst heißt es: Der grôße Mann/ dy fromme Frau/ das löbliche Ding. Herr Rist: O GOtt sehr reich/ für: O sehr reicher GOtt.' | 'Joh. Heermann/ 262. L. Str. 1. Als solches ward geschlagen an/ für: angeschlagen. 268. L. Str. 3. Bald traten sy der Krippen zu/ für: bald traten sy zu der Krippen. [S] ¶ Paul Gerhard/ 144. L. Str. 7. Wer sich nun da stellet ein/ für: einstellet. 242. L. Str. 7. Wilst du nicht sehen an/ für: ansehen. 273. L. Str. 12. Wirst du inn Gnaden nemen an/ für: annemen. Denn in futuro stehet dy Praepositio allzeit vorn. ¶ J. Franc, 149. L. Str. 8. Man wird das Feu’r der Lîb auf dem Altàr dîr zünden an/ für: dîr anzünden.' | 'Solches soll gezeiget werden auß des êdlen Herrn Risten schönem Morgen-Lide: ¶ GOtt der du selber bist das Licht/'

Wahll, Johann Samuel

Poetischer Wegweiser

| 'Es ist solche der studirenden Jugend zum Besten geschrieben/ so [S] lasse auch der Grundgütige GOtt selbige zu förderst zu seiner H. Ehre/ und denn zur Wohlfahrt der Jugend/ auch sonderlich des hiesigen Gymnasii ausschlagen/ als bey welchem ich sie durch seine Gnade nun ins fünffte Jahr her bey meinem Ammte nicht ohne allen Nutzen verspüret. ¶ Weil ich sonst auch schon bey der ersten Aufflage zur Erläuterung dieses Werckgens meine Poëmata, so viel ihrer selbst haben kan/ heraus zu geben versprochen/ und es aber bis dato nicht füglich geschehen können/ als habe auch diese Messe mit etwas Geistl. meiner Geistlichen Hauß-Capelle darzu den Anfang machen wollen. Finden sich gute Verleger/ so soll sich/ wenn GOtt Leben und Gesundheit verleihet/ bald ein Band meiner Carminum, auch wohl andere der Jugend nützliche Dinge zeigen. Hiermit GOtt befohlen.' | 'Jedoch wird man sich, so viel möglich, an solche Ordnung genau binden/ und nach selbiger mit GOtt das gantze Werck glücklich absolviren.' | 'Doch wer davon ein mehrers verlanget, kan des sel. HErrn M. Weisenborns gründliche Einleitung zur teutschen und lateinischen Oratorie wie auch Poesie/ von pag. 152. bis 157. nachlesen, woselbst er gar fein darvon gehandelt hat.' | 'Doch kan ich nunmehro denen Worten des sel. Herrn Buchneri keinen Glauben beymessen, wenn er in der 51. Epist. Part. I. von der teutschen Poesie Herr Opitzens also schreibet' | 'und so denn mit GOtt den ersten Theil dieses Werckgens beschliessen.' | 'Kircherus [S] meldet in seinem Oedipo AEgyptiaco, daß der Heydnische König in Egypten Psammilaus einen sehr hohen Obeliscum zu Heliopolis der Sonnen aufgerichtet/ welchen auch Käyser Augustus der Sonne gewiedmet.' | 'GOtt gebe nur nechstens Zeit und Gelegenheit' | 'Durch die Zeiten sind zu verstehen so wohl die Haupt-Eintheilungen des Jahres in Frühling, Sommer, Herbst und Winter, als auch die Monate, Wochen und Tage, so wohl nach ihrer Benennung derer darauf gelegten Nominum Propriorum, als auch nach ihren wöchentlichen Nahmen, ingleichen die vier Haupt-Theile des Tages: Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht, so auch die Stunden des Tages, und alles, was sich in solcher Zeit iedesmahls zugetragen, wobey gleichfalls die Sonn- und Fest-Tags Evangelia nicht hindan zu setzen, ja sogar die himmlischen Zeichen, so auf ieden Tag fallen, geben öffter zu Inventionibus nicht unebene Gelegenheit, auch die gantze Natur, und [S] was in derselben vorgehet, muß wohl observiret werden. ¶ [...] Im Sommer bei einer Gratulation: Die kühlen Winde göttlicher Gnade. [...] Auf die Sonntage Cantate und Jubilate bey einer Leichen: Das himmlische Cantate, der Frommen Jubel-Fest im Himmel. Auf den Palmen Sonntag: Der Gläubigen Palmen-Fest im Himmel. Wenn einer in der Marter-Woche stürbe: Das in der Marter-Woche gehaltene Opfer-Fest; ingleichen auf Pfingsten: Das Lauber-Hütten-Fest im Himmel, oder auf den Sonntag, da von denen Arbeitern im Weinberbe gehandelt wird: Der Feyerabend menschlichen Lebens, oder der erfreuliche Groschen zum Tage-Lohn, desgleichen von Johanne im Gefängniß, auf Begräbniß eines Johannis: Johannes ausser dem Kercker. [...] [S] [...] Auf Ostern bey einer Leichen: Das Fest der ungesäuerten Brode. [...] Bey einer Leiche am Sonntage Rogate: Das erhörte Gebet der Frommen, oder Exaudi bey Rogate. Dergleichen Themata sind auf die Nahmen der Tage: [...] Der auf den Donnerstag des Creutzes erfolgte Freytag. Der ewige Sonntag der Frommen. [...] Wenn eine auf den Tag Regina stürbe: Die bekröhnte Himmels-Königin, oder in der Jahrmarckts-Woche: Das ewige Jahrmarckts-Fest im Himmel. [...] Wenn einer über der Mittags-Mahlzeit stürbe: Das vollführte Mittags-Mahl im Himmel. Wenn einer des Morgens stürbe: Das schleunig erhörte Morgen-Gebet.' | 'WAs Exempel sind, ist allen Kindern bekannt, nehmlich alle alte und neue, geistliche und weltliche Begebenheiten und Gebräuche, wie etliche Exempel weisen werden. ¶ Wenn ich bey einem Leichen-Carmine, da einem Vater ein eintzig geliebtester Sohn gestorben, das Exempel Abrahams als er auf Befehl GOttes seinen Sohn Isaac aufopfern wolte. zum Grunde stellte/ ist das Thema: Der von Abraham willig aufgeopferte Isaac. Ingleichen wenn einer durch Feuer, Wasser, Krieg oder Diebstahl um das Seine gekommen, könnte man den gedultigen Hiob, welcher auch alle seine Kinder u. Güther verlohren zum Exempel vorstellen, u. denn so das Thema ziehen: Der unschmertzlich Verlust irrdischer Dinge. Wenn man auch lieset, daß der Heydnische Philosophus Anaxagoras alle seine Güther abgetreten und verschenckt/ damit ihm selbige von himmlischen Betrachtungen nicht abziehen möchten, ingleichen, wie er stets nach den Himmel gewiesen und gesagt, die weltlichen Güther verhinderten ihn, nach den allgemeinen Vaterlande zu trachten' | 'Eben also abgeschmackt ists auch, wenn man die Worte oder Syllben über Gebühr verkürtzet oder verlängert, wie in diesen Kirchen-Gesängen: ¶ Gib deinem Volck einerley Sinn auf Erd etc. ¶ [...] ¶ Denn im ersten muß es völlig Erden, im andern aber nur GOtt heissen. Hier protestire ich zwar einmahl vor allemahl wider alle Läster-Zungen, welche mich etwan beschuldigen möchten, als wenn ich die Geistreichen Kirchen-Gesänge Gottseliger Alten bößlich durchzöge, allein ich sage von Grund des Hertzens, daß ich sie ihrem Geiste und der guten Intention derer seel. [S] Autorum nach höher aestimire, als die galantesten Arien der heutigen Poeten. Sie haben freilich die reine Poesie dazumahl nicht gehabt, inzwischen lassen sich die Fehler daraus am besten zeigen. Wiewohl es finden sich auch Kirchen-Gesänge, welche fast nach allen Grund-Sätzen der heutigen Welt richtig sind, wie mich dann unter andern das Lied: HErr JEsu Christ/ du höchstes etc. offt inniglich vergnüget. [...] Ich gestehe, wie gesagt, gerne, daß dabey wenig oder keine Andacht, vielmehr aber Aergerniß empfinde, und getraue mir mit einem andächtigen Vater-unser etc. GOtt einen weit grössern Dienst zu thun. Soll und muß es aber gesungen seyn, so will ich ja lieber einen Psalm oder Lobgesang/ in ungebundener Rede anstimmen, ehe ich etwan in Ermangelung eines reinen poetischen Liedes der galanten teutschen Sprache so viel Gewalt thun wolte. Denn da ist es gewiß, daß in einem eintzigen: O! du GOttes Lamm/ das der Welt Sünde trägt etc. oder Christe, du Lamm GOttes, der du trägst die Sünde der [S] Welt, erbarme dich unser, desgleichen in dem gewöhnlichen Gesange: GOtt sey uns gnädig und barmhertzig etc. oder in dem Lobgesange Mariä: Meine Seele erhebt den HErrn etc. etc. mehr Krafft enthalten, als in hundert so ungereimten Liedern. Ich will der Autorum zu schonen in Exempeln anzuführen mich nicht aufhalten; gebe aber einem ieden selbst zu überlegen, woher es komme/ daß nicht nur der ungelehrte Pöbel, sondern auch wohl verständige Leute öffters ins Gelack hinein singen, daß kein Verstand heraus kömmt, und niemand verstehet, was er singet, und bey GOtt haben will. Ob, und wie solchem Ubel abzuhelffen, will ietzo, weil es eben meines Ammtes nicht, nicht berühren. So viel sage nur noch, daß ich mir öffters selbst neue Lieder nach alten beweglichen Kirchen-Melodeyen machen müssen, wenn ich in diesen oder jenen Stücke meine Andacht recht haben wollen, und in denen Gesang-Büchern nichts tüchtiges habe finden können.' | 'Zum Exempel aber einiger Madrigalischen Verse wollen wir als ein Stück eines Theatralischen Gedichtes die Anrede Rebeccens an ihren Jacob beysetzen, als sie ihn zu ihren Bruder Laban in Haran fliehen heisset: ¶ ARIA. ¶ Weiber List kan alles zwingen,' | 'Dieses Genus hat absonderlich in Arien und Oden grosse Lieblichkeit und Nachdruck und hat mein seel Groß-Groß-Vater, Herr. M. Joseph Clauder, ehemals Rector des Gymnasii, hernach Archi-Diaconus der Kirchen zu Altenburg, dreyhundert dergleichen geistliche lateinische Gesänge, unter teutschen Melodien und Metris heraus gegeben, so gut man zu derselbigen Zeit das Reimen verstanden, welche sich alle mit sonderbahrer Andacht singen lassen. Da man aber anjetzo die Art recht zu reimen genauer verstehet, können freylich viele, der Reime wegen, nicht passiren. Doch will ich davon folgendes anführen, welches auch nach heutiger Reim-Art seine völlige Richtigkeit hat, nehmlich der Anfang folgender Lieder aus dessen Psalmodiae novae. Centuria I. als: ¶ Hertzlich thut mich verlangen etc. p. 605. ¶ Ardenter ingemisco ¶ [...] ¶ HErr JEsu Christ, ich weiß gar etc. p. 671. ¶ Mihi quod hinc Jesu, scio ¶ [...][S][...] ¶ O Welt ich muß dich lassen etc. p. 543. ¶ Te, Munde, derelinquo ¶ [...] ¶ Ach! GOtt und HErr etc. p. 399. ¶ Ah! mi Deus, ¶ [...] ¶ HErr JEsu Christ, wahr Mensch etc. p. 457. ¶ Jesu potens Homo-Deus,' | 'Thema singulare, welches sich nur auf ein Individuum beziehet, wäre: Petrus ist ein bußfertiger Sünder; Christus ist das höchste Gut der Frommen. ¶ Wer in der Logica die Doctrin de Enunciatione begriffen, wird auch hierinnen leichtlich weiter fortkommen.' | 'Collatione geschicht es, wenn zwey Personen gleiches Nahmens mit einander verglichen werden. Bey Beerdigung eines Priesters, der Elias geheissen, wäre das Thema: Der im [S] Himmel-gefahrne Elias. Oder auf einen Priester, Nahmens Michael: Der mit dem Drachen streitende Michael etc. ¶ Oppositione, wenn man erweiset, daß zwey Personen gleiches Nahmens einander ungleich sind. Also könnte man einen Joseph durch folgendes Thema durchziehen: Der unkeusche Joseph, oder der unrecht benahmte Joseph. Auf einen Saul: Der GOtt dienende Saulus. Johannes ausser dem Kercker. ¶ Significatione, da ich die Bedeutung des Nahmens vor mich nehme, und erweise, daß eine Person damit übereinkomme, oder nicht. v. g. Auf einen Petrum: Der unwanckelbahre Felß: Auf einen, der Petrus Müller heisset: Die auf den Felß gegründete Mühle: Auf einen Priester/ der Petrus Fischer heisset: Der reiche Fischzug Petri. Auf einen, der Samuel heisset: Der von GOtt erbetene Samuel. Auf eine Braut Dorothea: Die beste Gabe GOttes. Eine die Maria heisset: Die wohlgeplagte Mara. Auf einen Priester/ Nahmens Kinder-Vater: Der im Werck und Nahmen getreue Kinder-Vater. Auf einen, der Christoph Maurer heisset: Die auf Christum gegründete Mauer etc. Auf den König in Franckreich, welcher allezeit Christianissimus heisset: Der aller unchristlichste Christianus.' | 'Zum Exempel: Weberus führet in seiner Arte discurrendi p. 3. und 5. von denen Nahmen Adam und Maria artige Gedancken. Adam hält alle vier Theile der Welt in sich, wenn man einen ieden Buchstaben vor ein Griechisches Wort nimmt, nehmlich: [griech]. Welches die vier Theile der Welt: Morgen, Abend, Mitternacht und Mittag bedeutet. Drum schickte sich das Thema: Die Vortrefflichkeit des Nahmens Adam. Und auf den Nahmen Maria schickte sich das Thema: Der aller vollkommenste Weiber-Nahme, weil solches Worts Buchstaben fünff heilige Weibs-Personen in sich begreiffen: Mariam, Mosis Schwester, [S] die demüthige Abigail, schöne Rahel/ die tapffere Judith/ und die fromme Annam/ die Mutter Samuelis.' | 'Drum schickt sich auf einen Hertzog von Sachsen-Gotha das Thema: Der wieder-lebende oder unsterbliche Ernestus, der Fromme.' | 'Weil nun um Jena her viel Berge liegen, als schicket sich auf einen vornehmen Mann des Orts: Der Jenaische Wunder-Berg. Wenn ein Mitglied eines Ober-Consistorii stürbe: Der höchste Rath des Allerhöchsten. Wittenberg, heist so viel, als ein weiser Berg, drum schickte sich auf eine Promotion daselbst: Der überstiegene Berg der Weißheit. Und weil Lutherus daselbst gelebet, wäre auf einen vornehmen Theologum solcher Stadt dieses [S] Thema zu ziehen: Der wiederlebende Lutherus.' | 'Ingleichen wer bey Beerdigung eines guten Freundes, die Condolenz Davids über seinen Jonathan: Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan/ anbringen wolte, muß allerdings darzu lange Jambische Verse nehmen. Und stehet es gewißlich schön und beweglich, wenn man dergleichen Biblische oder Profan-Sentenzen und Sprichwörter in seinen Carminibus mit ihren selbst eignen Worten mit einmischet.' | 'Illustratio. Die Alten musten GOtt offt unter Bäumen dienen. ¶ Probatio. Abraham hat solches gethan im Hayn Mambre.' | 'Es ist nehmlich nur berührtes und disponirtes Carmen Anno 1709. den 24. Junii auf einen Schönburgischen Theologum in Waldenburg gedrucket worden'

Rottmann, Johann Friedrich

Lustiger Poete

| 'daß er [Opitz, J. T.] die teutsche Poesie/ wo nicht zur höchsten Vollkommenheit/ jedoch so weit und so hoch gebracht/ daß die vorhergehende/ wie eine Finsterniß gegen [S] diesem neu aufgehenden Licht zu achten/ wie Hr. Lic. Feller. in der Vorrede der teutschen Ubersetzung der Meditationum Gerhardi von Tob. Richtern/ meldet.' | 'DIeser besungene Pamphilus, hätte vielleicht klüger gethan/ wann er mit Davids Knechten so lange zu Jericho verblieben/ biß ihm der Bart besser gewachsen/ und mochte er vielleicht mehr in des Ovidii Büchern de Arte amandi, als de Remedio amoris gelesen haben' | '§. XV. ¶ WIeweit aber obiger Pamphilus in Geometricis profunditatem Virginum erforschet/ erhellet aus der Multiplicatione Prolis, deren bereits fünff vorhanden; Woraus dann zu schliessen/ daß er nicht/ wie er zum ersten mahl den Brey verschüttet/ mit des Jephtae Tochter seine Jungfrauschafft beweinet/ sondern mit dem Pabst AEnea Sylvio sich vielmehr über den Auszug aus dem zwei-blättrichten Schuld-Buche der Liebe müsse gefreuet haben/ angesehen er sonst die Finger nicht wieder an den Ort würde hingestecket haben/ wo er sie bereits einmahl verbrandt.' | 'Wie dann solche Art auch jenem Petro Dresdensi gefallen/ indem er etwa Anno 1410. die Weyhnachts-Ode: In dulci jubilo, mit vermischter Sprache verfertiget.' | '§. II. ¶ DIese teutsche Tichter-Kunst ist bereits vor vielen Jahren erfunden/ zumahlen einige darthun wollen/ daß um die Zeit/ als Abraham gestorben/ bey denen Celten der erste/ Nahmens Bardus, die Kunst/ Lieder in gewisse Reime und Verse zu fassen/ erfunden/ anbey die Thaten der alten teutschen Helden in [S] besondere Lieder und Reime zu schliessen/ und bey denen Zusammenkünfften des Volcks/ in die Leyre/ Harffe oder andere Instrumenten zu singen/ erdacht.' | 'Auch glaube ich/ daß/ falls den [S] Urschreiber obigen Gedichts/ die Worte des Augusti Paoletti, welche in dessen Discursib. pag. 168. zu lesen/ wären beygefallen/ er solche gar bequem hätte anbringen/ und seine Sachen noch mehr damit bekräfftigen können. Es schreibet aber derselbe folgender Gestalt: Legisse memini in Artemidoro somniorum Interprete, explicationem somni admirandam. Somniat quispiam se crucifigi: Praesagium est nuptiarum. Brevi Nuptiae sunt futurae. Ut sic forte ostenderet, nunquam posse melius, quàm Cruce statum conjugalem & Nuptias exprimi. Viro celebri in somnis crucifigi, Nuptias designat. Quidam cum adhuc esset liber, credere non potuit, ad postquam expertus, fateri ultro compellebatur. ¶ Ut potiar, patior, memini me dicere nuper. ¶ [...] ¶ Theodorus antiquus Philosophus, Nuptias senectuti comparabat, fortassis, quia sicut ea inter aetates hominis miserrima est. Crediderim etiam, Larvae infernalis hoc stratagema fuisse, quo Jobum aggrederetur, mulierem interire non est passus. Credite, nunquam Job in majori fuit periculo, ut caderet, patientiam amitteret & animam, quàm dum eum invasit mulier. Diabolus ergo uxorem non occidit, quia uti eâ voluit, ut ultimum faceret insultum, ut bene hoc expressum à Poeta: [S] ¶ Divitias Jobo, sobolemque ipsamque salutem ¶ [...] ¶ Narratur quoque, in patria longinqua hoc factum, ubi homines simplices erant valde. Audiebant è Suggestu Religiosum, dicentem verba ista Salvatoris: Qui vult venire post me, abneget semet ipsum, & tollat crucem suam, & sequatur me. Singuli ponderosam fabricant sibi crucem, & humeris imponunt: Unus è reliquis loco crucis uxorem bajulabat &c. Aber hievon genug/ und mag sich/ das so sehr angegriffene Frauenzimmer mit jener 72. jährigen Jungfer trösten/ welche/ als sie einst von verschiedenen lustigen Brüder aufgezogen wurde/ mit diesem Worten aufffuhr: Der Gerechte muß viel leyden/ und der Gottlose hat viel Plage! Vermeynend sie hätte sich dadurch treflich verantwortet.'

Weißenborn, Christoph

gründliche Einleitung zur Teutschen und Lateinischen ORATORIE wie auch POESIE

| 'Gestalt denn ein Verständiger/ so bald er es genauer anschauet/ nach seinen Gout den Werth von selbst erkennen wird; sondern um des seeligen Herrn Autoris hierunter geführte Intention kund zu machen. Solchemnach hat derselbe/ nachdem er auf der Academie Jena der studierenden Jugend [S] so wohl mit Collegiis Philosophicis, als auch Homileticis, Oratoriis und Poeticis nützlich an die Hand gegangen/' | 'Nachdem aber der unvermuthet einfallende Todt Ihn d. 24. Iun. 1711. aus seiner mühseeligen Schul-Arbeit führete/ und in die vergnügte Ruhe der See-[S]ligkeit versetzete/ ist zwar das Vorhaben unterbrochen worden/' | 'Insonderheit hat der seel. Herr Auctor, weil ihm bekannt/ daß das Fundament zu der Rede auf dem Periodo beruhe/' | 'inmassen ein vernünfftiger sich vor allen den Endzweck einer Verrichtung gefallen lässet/ der diesesmahl lediglich GOttes Ehre und der Jugend Nutzen gewesen; wünschen in übrigen daß der Leser auch diesen finden möge!'

Neumeister, Erdmann

Die Allerneueste Art/ Zur Reinen und Galanten Poesie zu gelangen

| 'Doch ist ihm [E.N., J.T.] auch nicht unbewust/ das Er in einem Stande nunmehro lebet/ darinnen man der Leute Wahn viel zu Gefallen thun müsse/ und ein Priester auch zur Gesundheit seines Leibes keine Pfeiffe Toback/ den doch GOtt zum rechten Gebrauch so wohl als andere Kräuter erschaffen/ in Gegenwart solcher Leute rauche/ die aus blinden Irrthum sich daran ärgern. ¶ Aus diesen und keinen andern Ursachen enthalte mich seiner besondern Benennung der Weltlichen Gedichte wegen/ weil er/ wie mir bekandt/ seine Muse nunmehro zu Gottes Ehren allein/ und trefflich hören läst; und wende mich zu dem Herrn Ober-Hof-Prediger bey dem Reichs-Grafen von Promnitz/ Hrn. Erdmann Neumeister/ dessen geistlicher Cantaten wir oben bereits erwehnet. Ich will sie nicht rühmen/ sondern solche zu lesen/ oder sie in denen vielen Kirchen/ wo man sie mit der Music eingeführt/ zu hören bitten/ so werden Seufftzer/ Thränen oder eine innerliche Tugendhaffte Bewegung ihre besten Lob-Reden seyn. Was die Poesie [S] anbelangt/ so ist solche desto schöner/ weil sie der Schrifft-gemäß/ und von keinen hochtrabenden Menschlichen Gedancken ist. Will man sagen/ weil sie so natürlich geistlich/ so habe er nur in wohlfliessende Reime gebracht/ was in der Schrifft in ungebundener Rede stünde? O nein/ man siehet die Züge und die Gänge seiner edlen Genie und Poesie gar wohl/ und ist desto vortrefflicher/ daß er sie durch den Heil. Geist aus seinem Geiste genommen. ¶ Nach diesem Muster habe mich bemühet/ meine wenige geistliche Gedichte zu verfertigen/ und nach solchem werde auch meine übrigen/ deren der Himmel viel wolle seyn lassen/ einrichten. Die Music nun solcher geistlichen Cantaten, legt der Würdigkeit der Poesie keine Unehre/ sondern eine nicht gemeine Krafft zu andächtiger Bewegung vollends bey/ und wird solches zu glauben genug seyn/ wenn man weiß/ daß es der berühmte und in Kirchen-Stücken besonders vortreffliche Herr Capell-Meister Krüger am Hochfürstlichen Weissenfelßischen Hofe gemacht;' | 'Eben daselbst sind unsers Herrn Ober-Hof-Predigers Cantaten in der Schloß-Kirche eingeführet worden/ als an welchem berühmten Hofe unter andern Wissenschafften die edle und vielen grossen Herrn angenehme Poesie, durch Ihn den hohen Beyfall der höchsten Personen/ und durchgehends so viel Ruhm als Würckung erworben.' | "Der hochgelehrte Hr. Doctor und Professor Mencke/ in Leipzig/ führet mit einer zierlichen und in der Poesie geschickten Feder in dem Gratulations Carmine auff den Herrn Ober-Hof-Prediger Neumeister/ oder in der Frage: Ob ein Poete wohl Superintendens seyn könne? unter andern an: daß Marcus Antonius Flaminius einer [S] von den Frömsten und Gelehrtsten gewesen/ von dem Monsieur Bayle saget: Sa pieté n'empecha pas, qu'il ne fit un tres grand nombre de Vers amoureux, & tres-amoureux, quoi qu'il fût Ecclesiastique. Conf. Menage Anti-Baillet T. I, p. 337. Ob er gleich im geistlichen Stande/ und dabey von besonderer Frömmigkeit war/ so verhinderte dieses dennoch nicht/ daß er eine grosse Menge verliebter/ und zwar sehr verliebter Verse machte. Und Mademoiselle de Scudery, welche den Affect der Liebe in ihren Gedichten und Romanen vortrefflich ausgedruckt/ soll gleichwohl selbst davon frey geblieben seyn. ¶ An welchen und vielen andern angeführten Poeten wohlgedachter Herr Professor Mencke nicht die Liebe/ sondern nur den Mißbrauch dieser edlen Passion in der Poesie getadelt; Und darinnen bin ich so wohl mit ihm eins/ als mit mir selber uneins bin/ in meinen ersten und vor 5. Jahren heraus gegebenen Gedichten/ einige schlüpffrige Gedancken durch die Feder fliessen zu lassen. Sie sollen Virtualiter darinnen ausgelöscht seyn; und wiederhol ich hier zum Beschluß: [S] Daß keine vergnügtere und dabey edlere Beschäfftigung ist/ als seine Poesie dem Himmel/ sich selber/ oder seiner Gemühts-Zufriedenheit/ und hohen/ wie auch andern tugendhafften oder Tugend bedürfftigen Personen zu Gefallen und Ruhm verfertigen. ¶ Was den Himmel und die Zufriedenheit anbelangt/ so hat/ wie der Herr Doctor Mencke in gedachten gelehrt-geschickten Carmine anführet/ Gregorius Nazianzenus, welcher den Poetischen Geist/ den Geist Gottes genannt/ sein Ertz-Bischoffthum zu Constantinopel im 55sten Jahres seines Alters aufgegeben/ üm die Poesie besser abzuwarten." | 'Ja der dem Himmel/ sein eigen/ und doch der galant-gelehrten Welt/ wie ausser dem Hochgeschätzten Herrn E. N. dem Wunsche nach ist ¶ Dero [...] ¶ Menantes.' | 'XXI. Das weiß ohnedem schon ein jeder/ daß die Alten auch Teutsche Verse gemacht. Doch wer sie vor D. Luthers Zeiten betrachtet/ derselbe mus lachen/ oder doch zum wenigsten das Maul rümpfen.' | 'Denn es will fast nicht möglich seyn/ stylum & acrimoniam Satyrarum in gewisse Regeln und Praecepta zu fassen. Zwar wer darinnen etwas tentiren will/ muß nohtwendig der Welt die verhaßte Wahrheit sagen/ und wird folglich den Teuffel/ und alle die sich getroffen finden/ auf dem Halse haben.' | 'Wenn sich wenige Philosophi zu Poeten/ so schicken sich alle rechtschaffene Poeten hauptsächlich Philosophi zu seyn/ wegen ihres vor andern vor Natur empfangenen durchdringenden und zur Er-[S]kentniß verborgener Warheit fähigen Geistes. Denn diese Göttliche Wissenschafft hat/ ich weiß nicht was geheimes und verborgenes in sich/ welches allen nicht gegeben noch offen stehet/ sondern nur dem ¶ Ingenium cui fit, cui mens divinior. ¶ der einen gleichen Verstand/ und ein erleuchtetes Gemüht hat. Sind nicht meine sondern des Flacci Worte; wie auch Plato an vielen Orten nicht undeutlich lehret/ ob er gleich den Mißbrauch verwirfft. ¶ Will einer vielleicht einwenden/ die Weißheit in der Poesie habe nicht das Absehen/ noch die Wirckung in Erbauung der Menschen/ als die andere eigentlich genannte Philosophie; dem antworte: bey manchen Poeten vielleicht beydes nicht/ und bey manchen auch mehr; oder in Lesung der Poesie hat die darinnen begriffene Weißheit offt mehr heilsame Wirckung bey manchen Leuten/ als die andere Scholastische Philosophie. Des vortrefflichen alten und jungen Herrn Grüphien geistliche Lieder und Gedichte/ wie auch des Hrn. Hofmanns-Waldau seine/ etc. nebst dieser beyden und des Herrn von Lohensteins höchst-schätzbaren Sit-[S]ten-Lehre. Ja des Herrn Ober-Hof-Predigers Neumeisters an dem Reichs-Gräflichen Promnitzischen Hofe/ Geist-reich bewegende geistliche Cantaten, anderer itzo nicht zu erwehnen/ könten zu einiger Behauptung meiner Meinung angezogen werden.' | 'Es gibt so Kluge unter sie/ [der Opern-Frauenzimmer, J.T.] daß wenn sie so schön leben/ als schön (manchmahl auch garstig) sie zu raisonniren wissen/ so würde lauter Lob-Reden vor sie verfertigen. Gleichwol will aus Christlicher Hoffnung/ es werde eine vielleicht einen Anfang darzu machen/ mich im Voraus darauff befleißigen/ und ihnen zu Liebe annoch gantz kurtz den Grund ihrer Fehler untersuchen/ damit/ wenn selbiger gehoben/ ein edler Leben folgen könne. ¶ Alles Opern-Frauenzimmer ist von Natur von einem wollüstigen Temperament: denn daher kömmt es/ daß sie zur Music incliniren/ freundlich/ höflich und leutseelig sind. Wenn man denn solche Frauenzimmer jung in die Opern thut/ so wird ihre Passion zur Wollust vermehret/ die Neigung ihres Hertzens befriediget/ und ihnen Lebens-Unterhalt dabey geschafft. Was ist vermögender/ einen in übler Lebens-Art zu er-[S]halten/ als Vergnügen und Interesse? Vielmahls habe dergleichen Personen/ wenn ihnen ein Priester oder sonst jemand das Hertz gerührt/ über ihre Sünde weinen gesehen. Wollüstige Personen sind leicht zu bewegen/ und also lassen sie zuweilen eine Reue und Neigung zu einem edlen Leben blicken; allein wo ist das Beharren/ da auf der andern Seiten das Interesse? Wodurch ernehren sie sich/ wie sie gewohnet? Die Tugend dürffte endlich siegen/ wenn die Wollust durch einen anständigen/ und das Interesse durch einen solchen Liebsten contentirt würde/ der sie ausser denen Opern honneter halten könte; und solches wünsche als ein guter Freund von Grund der Seelen. Was aber die Männer anbelangt/ solches müssen zu einer friedseeligen Ehe eine gute Opinion, und wenn sie ja nicht viel gutes glauben können/ in Regard der künftigen Auffuhrung die Christliche Maxime aus dem Corpore juris canon. vor Augen haben: ¶ Meretricem in uxorem ducere, est bonum opus facere. ¶ Und legen endlich Ubelgesinnte meine wohlmeinende Gedancken hierüber als eine [S] Verläumdung aus/ was saget denn die Schrifft darzu: Sirach cap. 9. Fleuch die Bulerin/ daß du nicht in ihre Stricke fallest. Gewöhne dich nicht zur Sängerin/ daß sie dich nicht fahe mit ihrem Reitzen. Also will lieber mit dem Himmel ein Verläumder/ als mit den Menschen ein Schmeichler seyn. ¶ Viele schöne Regeln hat nun der Herr Autor in diesem Wercke von den Opern entworffen; allein ob und wie man mit eben dem tugendhafften Gemühte aus/ wie in die Opern gehen/ und die Stimme des Frauenzimmers hören/ ohne die Sirenen Charmes in das Hertz dringen lassen könne/ hat er mir/ ich weiß nicht/ ob einem mehr Erfahrnen / oder sonst warum/ auszuführen übergeben/ so auch nächst GOtt in einem andern Tractat mit aller bescheidenen Höflichkeit geschehen soll.' | 'Dieses heist recht Aergerniß geben; dieses aber ein Aergerniß aus seinem bösen Hertzen nehmen/ oder Gifft aus Rosen saugen/ wenn man aus wohl anständiger Beschreibung einer keuschen Liebe böse Flammen fängt. Die ehliche Liebe ist ja eine Tugend/ [S] und eine Tugend angenehm vorzustellen/ wird ja kein Laster seyn. Der Himmel befiehlt ja/ keusch zu lieben/ also wird er nicht davon zu schreiben verbiehten. Es ist vielmehr edel/ von einer keuschen Liebe schön zu schreiben/ noch edler/ dadurch einer geliebten Person das Hertz zu rühren/ daß sie uns wieder liebt/ denn wer den Ehestand so heilig schätzt/ der wird alle Mittel/ darzu honnetement zu gelangen/ nicht verwerfflich halten. Eine angenehme/ bewegliche und scharffsinnige Poesie von tugendhaffter Liebe/ ist wie ein Gesicht/ das die Natur vor andern schön gebildet: wer nun aus dessen zarten Zügen und Annehmlichkeiten verbotene Glut sauget/ über wen könte dieser klagen/ über den Himmel oder über sich?' | 'Ich bin nicht ein so hoffärtiger Papst/ sondern bescheide mich selber/ daß viel defecte können gezogen werden.' | 'CCLXIV. Ehe wir aber zu den Fontibus inventionis kommen/ wolte ich kürtzlich noch gedencken/ ob man auch Biblische Geschichte in einer Opera vorstellen dürffte? ¶ CCLXV. Ich weiß/ daß solches von vielen/ als etwas profanes ausgeschrien wird; gleichwol/ wann keine Umstände darzu kommen/ welche contra ana-[S]logiam fidei, bonos mores, &, quod maximum, contra gloriam & sanctificationem Nominis divini lauffen/ sehe ich nicht/ warum man einer impietaet sollte beschuldiget werden/ wenn man auch eine Biblische Opera verfertigte. ¶ CCXLVI. Es könte hiervon weitläufftig disseriret werden/ so aber hat uns Herr Elmenhorst/ weyl. Prediger zu Hamburg/ der Mühe überhoben/ welcher einen gantzen Tractat, den er Dramatologiam nennet/ hiervon geschrieben. ¶ CCLXVII. Näher also zur Sache zu kommen/ so nehme man nun entweder eine Heydnische Fabel ex Mythologicis, oder eine wahrhafftige Historie/ sie sey geistlich oder weltlich/ oder fingire selber etwas.' | 'XLVIII. Wir wollen aber eben nicht eine neue Division des Styli, und eine Distinction zwischen dem Stylo Ecclesiastico und Politico machen/ weil doch jener mit diesem eine grosse Verwandschafft hat/ ohne nur/ daß er sich mit seinen Realien auf die heilige Schrifft und Glaubens-Lehre gründet/ und in Worten/ und Phrasibus seine Richtschnur gemeiniglich nach unserer Teutschen Bibel nimmet. [S] ¶ XLIX. Und dannenhero muß man sich in geistl. Liedern vor allen Dingen an Biblis. Worte und Phrases binden und halten/ wo es sich thun läst/ und dergleichen zur vorhabenden Materie vorhanden sind. Man redet doch lieber mit dem heiligen Geiste/ als aus Menschlicher Weißheit und eigner Speculation. So dann wird es auch an Kern und Nachdruck nicht fehlen. ¶ L. Hiernächst schreibe man so deutlich und geistlich-einfältig/ als man immer kan/ und setze sich Lutherum/ Bartholomäum Ringwalden/ Johann Francken/ Simon Dachen/ Johann Herrmannen/ Paul Gerharden/ und andere geistreiche Männer/ zur Imitation vor/ nehmlich qua dictionem & realia, nicht aber/ zu mahl bey den Alten/ qua constructionem & Rhytmos, welche hier eben so rein/ wie in andern Gedichten seyn müssen. ¶ LI. Man machet sonst einen grossen Staat von Johann Risten. Allein mein Judicium, ohne jemanden zum Praejudiz von ihm zugeben/ so finde ich in dem zehenden Gesange kaum ein bisgen Safft und Krafft/ welches ein andächtiges Hertze recht vergnügen könne. Wie konte es aber auch anders kommen? Indem er den Buchführern alle Lieder/ und derer gantze Lasten voll/ ums Geld ausfertigte. Gleichwol waren sie in grosser Estime, das macht/ er hatte einen Mantel um/ welcher Opinio heisset.' | 'Und wenn man kein ander Fundament hat/ so redet und schreibet man auff die Arth/ wie D. Luther die heilige Bibel übersetzet.' | 'XLI. Locus Testimoniorum schliesset den Troup, und beziehet sich entweder auff ein Dictum Biblicum, oder Hypothesin und Principium, so schon insgemein von der klugen Welt recipiret ist/ oder schön Apophthegma, und Sententiam eines weisen Mannes/ oder Emblema, oder Medaille, oder Gewohnheit/ oder Symbolum, und was dergleichen Curioesitaeten mehr sind. Z. E. Sirach spricht: Gewöhne dich nicht zur Sängerin/ daß sie dich nicht fahe mit ihren Reitzen. Einer mahlete eine Sirene/ und schrieb darzu: Incantat dum cantat, &c.' | 'Es ist aber fingiret/ daß Amnon geschrieben/ ehe er die Blut-Schande begangen. ¶ Amnon an Thamar. ¶ DIe Banden der Gedult sind Amnons Brunst zerrissen.' | 'Thamar an Amnon. ¶ DEr Anblick deine Briefs ist mir vergnügt gewesen/' | 'Auf gleichen Schlag waren andere Briefe verfertiget/ welche sie einander nach vollbrachter That geschrieben/ und da die Liebe in Haß verwandelt war. Item einen der Thamar an Absolom/ darinnen sie es ihm klaget/ und einen von Absolom an sie/ darinnen er sie tröstet. Doch sie sind mir gestohlen worden.' | 'Zu Herrn D. Riemers/ Superint. in Hildesheim/ ehedessen Profess. in Weissenfels/ Gemählde. ¶ DU Held in Israel/ du theurer Gottes-Mann/' | 'Matth. XI, 28. ¶ Kommet her zu mir alle/ die ihr mühseelig und beladen seyd/ ich will euch erquicken. ¶ Aria. ¶ UNd warum kömmt mein arm Gebet vor dich.' | 'Ps. LXXIII, 12. XLIX, 7. Job. XXXI, 24. Ps. XL, 18. Thren. III, 14. ¶ Siehe/ die Gottlosen sind glückseelig in der Welt/ und werden reich. Sie verlassen sich auf ihr Guth/ und trotzen auf ihren grossen Reichthum. Sie stellen das Gold zu ihrer Zuversicht/ und sagen zu dem Gold-Klumpen: Mein Trost! Ich bin arm und elend/ der HErr aber sorget vor mich. Der HErr ist mein Theil/ spricht meine Seele/ drum will ich auf ihn hoffen. [S] ¶ Aria. ¶ 1. GUt und Geld' | 'Prov. XI, 28. Ps. IX, 10, 11. ¶ Wer sich auf Reichtum verläst/ der wird untergehen/ aber die Gerechten werden grünen/ wie ein Blat. Und der HErr ist des Armen Schutz/ ein Schutz in der Noht. Drum hoffen auf dich/ die deinen Nahmen kennen. Denn du verlässest nicht/ die dich/ HErr/ suchen. ¶ Eine Braut-Messe. ¶ Sir. XXVI, 1. ¶ Wohl dem/ der ein tugendsam Weib hat. ¶ Aria. ¶ KEine Kostbarkeit von Schätzen' | 'Tob. VII, 15. ¶ Der GOtt Abraham/ der GOtt Isaac/ und der GOtt Jacob/ sey mit euch/ und helffe euch zusammen/ und gebe seinen Seegen reichlich über euch. ¶ Aria. ¶ GEbet seelig/ edles Paar!' | 'Als da ist Joseph in drey Operen zu Dreßden; Ulysses in zweyen zu Wolfenbüttel/ praesentiret worden.' | 'CCXCI. Es ist mir allemahl lächerlich vorkommen/ wenn man die Historie von Joseph oder vom verlohrnen Sohn gespielet; und den Personen Teutsche/ Lateinische odrr Christliche Nahmen zugeleget hat. Das gehöret mit unter die absurda Comica.' | 'Exemplum, Salomonis/ Simsons etc.' | 'Eva/ die Mutter alles Frauenzimmers/ bedeckte ihre Schande mit Feigen-Blättern. Doch ihre Töchter hingegen sind gar aus der Art geschlagen/ die entblössen lieber alles/ was die Schamhafftigkeit will bedeckt haben.'

Woken, Franz

Anleitung zur Teutschen Poesie, Zum bequemen Gebrauch Seiner Auditorum entworffen

| 'Zum Beschluß wünsche/ daß es dem Leser nützen möge/ daß hieraus erwachse ¶ GOTTES EHRE.'

Statius, Johann Joachim

Der Wohlgebahnte Weg zu der Teutschen Poesie

| 'Johanne Joachimo Statio, Rivop. S.S. Theol. ac Phil. Cultore.' | 'daß der höchste Gebieter wolle das Hoch-Fürstliche [S] Ost-Friesische Haus bis auf die späteste Zeit in Seegen grünen und blühen lassen/ damit noch mancher Musen-Sohn/ und ich auch unter denen als der allergeringste/ nächst GOtt/ Rath/ Trost/ Schutz/ Hülffe und Erquickung finde.' | 'Solte nun diese der Jugend zum Nutzen dienende Arbeit denen Liebhabern der Edlen Dicht-Kunst nicht mißfallen/ so wird man/ wo GOtt will! der lieben Jugend mit anderen Adminiculis an die Hand gehen.' | '(10.) M. Michaelis Bergmanns, Pastoris zu Woltin in Vor-Pommern/ Teutsches AErarium Poeticum, oder die Poetische Schatzkammer.' | '(3.) Johann Rist, Pastor zu Wedel/ hat Musam Teutonicam der Nach-Welt hinterlassen/ item den Poetischen Schau-Platz und Parnassum, wie auch seine himlische sonderbahre Lieder/ welche zu Lüneburg per Fratres Stellatos, durch Hans und Heinrich Sternen sehr sauber ediret sind.' | '(6) Hr. Andreas Heinrich Buchholtz, Super. Brunsuicensis, war ein feiner Poete. Dessen geistliche Poemata meritiren gelesen zu werden' | '(7.) Paul Gerhard seel. hat viele schöne Lieder verfertiget/ darinn Geist und Leben/ Saft und Kraft/ wie solches unter andern erhellet aus denen bekandten Liedern: Nicht so traurig nicht so sehr etc. item: Warum solt ich mich denn grämen/ item: Schwing dich auf zu deinem GOtt etc.' | 'Der Hr. Harsdörffer ist auch der Meynung/ wenn er an einem Orte spricht: Die Poesie ist gleich einer keuschen Jnngfrauen/ die allem unreinen Wesen feind ist. Aber leyder! zu unserer Zeit wird sie als eine liederliche Dame prostituiret/ und zu allerhand Uppigkeit und Unfläterey von vielen angewendet. Dem sey aber/ wie ihm wolle/ so bleibet doch diß ein richtiger und vernünfftiger Satz: Abusus non tollit usum. Und wer demnach aufs Fleisch säet/ der wird vom Fleische erndten/ Galath. VI. 7.' | 'REise-Gedichte sind/ da man der von hinnen ziehenden Persohn etwas aufsetzet zum geneigten Andencken/ wobey man denn deroselben den Seegen GOttes und den Schutz der Heiligen Engel anwünschet. So that der alte Tobias, als sein Sohn in die Fremde reisete/ wie zu ersehen c. 5. vs. 23. Tobiae: GOtt sey mit euch auf dem Wege/ und sein Engel geleite euch. Und auf diese Weise wünschet der alte Jacob seinen Söhnen die Barmhertzigkeit GOttes/ als sie in Aegypten zogen/ Getraide zu kauffen/ wie diß erhellet Genes. c. 43. vs. 14. […] Gleichwol aber muß man dem Abreisenden sein Gemüht zu erkennen geben/ daß die Freundschaft wol zwar in etwas/ doch nicht gäntzlich aufgehoben sey/ und der Verlust der Abwesenheit könne [S] schriftlich wieder eingebracht werden/ so GOtt wolle.' | 'EIn Hochzeit-Gedichte ist nichts anders/ als eine wolmeinende Gratulation, da man denen jungen Ehe-Leuten alles [S] Gutes und vielen Seegen von GOtt anwünschet und erbittet. Wie die Heimführung der Rebeccae, die Isaac aus Verhängniß GOttes zum Weibe bekam/ geschahe/ hieß es Cap. XXIV. Genes. vs. 60. Und sie segneten Rebeccam und sprachen zu Ihr: Du bist unsere Schwester/ wachse in viel tausendmahl tausend/ und dein Saame besitze die Thore seiner Feinde. Ein gleiches sehen wir/ als der junge Tobias Saram Raguelis Tochter wolte zum Weibe nehmen/ denn da heist es Cap. 7. Tobiae vs. 15. Der GOtt Abraham, der GOTT Isaac und der GOtt Jacob sey mit euch/ und helffe euch zusammen/ und gebe seinen Seegen reichlich über euch.' | 'TRauer-Gedichte sind nichts anders/ als daß man den Unfall wehmühtigst vorstellet/ und zugleich daran arbeitet/ wie man das Leydwesen möge versüssen. Welcher Christliche Ritus annoch zu unserer Zeit sehr gebräuchlich ist/ daß man dadurch das gute Andencken der entseeleten Persohn suchet zu stabiliren und zu erneuren. So schreibet auch darvon gar emphatisch der weise Sirach Cap. 44. vs. 12. 13. Und ihr Lob wird nicht untergehen. Sie sind in Frieden begraben/ aber ihr Nahme bleibet ewiglich. Man muß aber einem jedweden diese Ehre ohne meriten nicht beylegen/ denn diß ware entweder eine Eclipsis judicii, oder eine falsche Verstellung; sondern diejenigen verdienen solche Grab- und Denckmahle/ die christlich geleb’t haben und seelig verstorben sind. Denn andere sind es nicht werth/ wie solches der Geist Gottes selbst exprimiret durch den Mund des Propheten Jeremiae Cap. 22. vs. 18. 19. Darum spricht der HErr von Jojakim dem Sohne Josiae, dem Könige Juda: Man wird ihn nicht klagen: Ach! Bruder/ ach! Schwester; man wird ihn nicht klagen: Ach! Herr/ ach! Edeler. Er soll wie ein Esel begraben werden/ zerschleift [S] und hinaus geworffen vor die Thore Jerusalems.' | 'Denn eben dadurch kan man in seiner Mutter-Sprache allerhand erbauliche Lieder componiren/ die da dienen zur Ermunterung und Aufweckung den höchsten GOtt zu loben und ihm zu dancken. Es ist auch solches ferner sehr nützlich/ nach der Ermahnung des Apostels Pauli ad Ephesos Cap. 5. vs. 19. 20. Redet untereinander von Psalmen und Lob-Gesängen/ und geistlichen Liedern; singet und spielet dem HErrn in eurem Hertzen. Und saget Danck allezeit für alles GOtt und dem Vater in dem Nahmen unsers HErrn JEsu Christi. Und in dem 3. Cap. ad Collossenses vs. 16. Lasset das Wort Christi [S] unter euch reichlich wohnen in aller Weisheit. Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen/ und geistlichen lieblichen Liedern/ und singet dem HErrn in eurem Hertzen. Diß haben denn auch wohl inachtgenommen die theuren Männer Gottes/ als Lutherus, Gerhardus, Ristius und andere/ welchen auch zu unseren Zeiten viele nachgefolget. Und warum wolte man dieses nicht thun/ so GOtt darzu Gnade und Kraft giebet. Es dienet ja einem mannichmahl zur Stärckung und Erquickung/ wie der seel. Spenerus auch dieses selbsten an einem Orte bekärftiget.' | 'Vor dißmahl lasse ich davon judiciren Celeberrimum Theologum Danhauerum, welcher davon in Conc. 45. Part. II. Lactis Catechismi oder der Catechismus-Milch also spricht: Die Comoedien oder Schau-Spiele haben ihre fürtreffliche Nutzbahrkeit/ indem sie gleichsam mentem ac ingenium ad vivum abschildern und formiren. Die alten Historien werden eben dadurch gleichsam erneuret/ der Wille und dessen Affecten werden von Lastern abgemahnet/ die jungen Gemühter werden in denen moribus exerciret/ die Gestus werden nach der Beschaffenheit der Sache permutiret/ die Parrhesiastellet sich auch dadurch ein/ und der todte Buchstab wird gleichsam beseelet/ und so weiter. So hat auch der seel. Doctor Lutherus dieselben nicht gäntzlich verworffen/ wie solches die Vorrede des Büchleins Judiths und Tobiae an den Tag geben und eröffnen. Der berühmte Opitz machet viel Wesens davon/ und extendiret sie weiter als nöthig. Die erste Comoedie soll in Teutschland gehalten seyn Anno 1497. die Reuchlinus in honorem Johannis Episcopi Dalbergensis Worma-[S]tiae componiret hat.' | 'Letztlich warne ich nochmahls die Jugend hertzlich/ daß sie sich doch enthalten wolle der Lesung der charmanten Gedichte; und gesetzet/ daß sie solten wider ihren Willen dieselbe antreffen/ auch mit in denen Büchern/ die ich anfänglich als subsidia recommendi[/aq[ret habe/ so wird das beste Mittel seyn/ daß sie sich praeserviren mit einem eifrigen Gebet/ damit sie nicht dadurch berücket und bestricket werden zum Nachtheil ihres Heyls. Wer diese Erinnerung nicht in den Wind schläget/ der wird davon gewißlich grossen Nutzen haben. Indessen so empfehle den aufrichtigen und lehrbegierigen Leser der gnädigen Protection Gottes.' | 'D. Martinus Luther. Lehrt uns die Armut' | 'So machet es der liebe David, als er den Tod seines andern Ichs/ des Jonathans, schmertzlich bedaurete/ wie zuersehen 2. Sam. I. 26. Daselbst stehen nachdrückliche Worte: Es ist mir Leyd um dich mein Bruder Jonathan &c.' | 'Diß observirete denn auch wol Jeremias, als er den Tod des Königs Josiae wehmühtigst beklagete/ wie solches erhellet 2. Paral. [S] XXV. 25. Und hiernach hat man sich zu richten/ daß man nemlich die ehret/ die der Ehren würdig: maaßen es sonsten mera simulatio, davon doch ein Christ/ wie billig/ nach dem Exempel Pauli abstrahiren soll und muß;' | 'Vor dißmahl lasse ich mir gefallen so wohl den glücklichen als den unglücklichen Zustand des Josephs vorzustellen. Meines erachtens ist diese Historie ohnedem anmuhtig in prosa zulesen: wie vielmehr wird Sie denn in ligata eine feine excitation geben. Der geneigte Leser gebe sich die Mühe/ und perlustire sie ein wenig. Es wird ihm vielleicht nicht gereuen/ sondern vielmehr die Bahn brechen/ andere seine Materien nach diesem Modell zu zuschneiden und einzukleiden. Aber vor dißmahl hievon genug: Sapienti sat! ¶ Descriptio tam culamitosae quam gloriosae Vitae Josephi pii. ¶ Wir wollen deutlich jetzt des Josephs Ruhm beschreiben/' | 'Vor dißmahl communicire ich dem Leser meine einfältige Gedancken/ die ich bey dem Hintritt des Durchl. Erb-Printzens seel. Carol Christianns von Ostfrießland zu meiner eigenen [S] meditation aus höchster Compassion verfertiget habe. Sie lauten/ wie folget. ¶ 1. ¶ Wie plötzlich sich das Glück der Hohen kan verkehren/' | 'Meines theils will ich vor dißmahl dem geneigten Leser eine geistliche Comoedie communiciren/ die da geschmiedet von dem Haman mit der Adprobation des Königes Artaxerxis, und würcklich solte blutig gespielet werden mit dem Israelitischen Volcke / wo nicht Esther und Mardo- [S]chaeus ins Mittel getreten/ und GOtt um die Abwendung der Execution angeflehet hätten. Welches denn GOtt in Gnaden erhörete/ und das Hertz des Königs lenckete/ daß sie wegen der Esther Intercession beym Leben erhalten wurden. Ich habe zwar den Text nicht ad verbum pertractiret/ um beliebter Kürtze willen dieses Büchleins/ sondern nur etwas daraus genommen/ damit ich meinem Versprechen nachkäme/ und auch in diesem Stücke dem Leser nichts schuldig bliebe. Mein Concept ist dieses. ¶ 1. ¶ Artax. Meine grosse Königs-Macht'

Hamann, Johann Georg

Nützlicher und brauchbarer Vorrath von allerhand Poetischen Redens-Arten

| 'GOtt seegne alle unsere Arbeit/' | 'I. N. I.'