Zu des [aq]Lotharii I[/aq]. Zeiten hat gelebet [aq]Ottfriedus[/aq] ein Munch des Klosters Weissenburg/ hat aber unter [aq]Ludovici II[/aq]. Zeit erstlich die Evangelia in alten Teutschen Versen heraußgegeben/ und dem [aq]Luithberto[/aq] Meintzischen Ertzbischoff zu geschrieben. Er war des [aq]Rabani Mauri[/aq] Lehrjünger. Ist also vielleicht ein Fehler der flüchtigen Feder/ daß der Herr Hoffmann in der Vorrede seiner Getichte ihn unter die Zeit des [aq]Lotharii[/aq] und Friedrichs setzt/ wodurch niemand anders als [aq]Lotharius II[/aq]. und [aq]Fridericus Barbarossa[/aq] könte verstanden werden. Aber er hat vielleicht an stat Fridrichs den Nahmen Ludewig schreiben wollen. [aq]Beatus Rhenanus[/aq] hat zu erst diß Buch gefunden. [S] wie er selbst in seinen [aq]rebus Germanicis[/aq] erzehlet. Hernach hat es [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] zu Basel heraußgegeben unter dieser Uberschrifft [aq]Ottfridi Evangelium, liber veterum Germanorum Grammaticae, poëseos, theologiae praeclarum monumentum[/aq]. Mit dieser [aq]Edition[/aq] ist der Herr [aq]Lambecius lib. 2. comm. de Bibl. Vindobonensi c. 5[/aq]. nicht zu frieden/ weil er sie vor gantz unvollkommen hält/ und sehr viel Fehler darin angemercket. Er hat eine dreyfache Vorrede: die eine lautet an [aq]Salomon[/aq] einen Bischoff zu Costnitz: die andere an König Ludewig beide in Teutschen Versen/ deren erste Buchstaben wenn sie zusammen gelesen werden einen absonderlichen Verstand machen: welche [aq]Carmina[/aq] bey den Griechen [griech.] genant worden: die dritte an den Ertzbischoff zu Meintz [aq]Luitbert[/aq] in Lateinischer Sprache. Worinnen er zu verstehen gibt/ daß er auff Bitte seiner Brüder und der Kayserin [aq]Judithae[/aq], der vor andern Weltlichen und unflätigen Gedichten geeckelt [S] die Mühe auff sich genommen/ und ein Theil der Evangelien in Teutsche Verse übersetzet. Woraus denn erhält/ daß doch vorhin einige Lieder und Getichte in Liebessachen müssen gewesen sein. Die Verse sind des Maasses und der rauhen Sprache wegen sehr unlieblich/ über welche er sehr klaget in der Vorrede seiner Evangelien. Die wenigen Verse die der Herr Hoffmann in seiner Vorrede aus ihm anführet und in Verse übersetzet zeigen daß dennoch unter diesem so grobem Kittel der Sprache ein guter Geist verborgen gewesen. Er hat noch andere dinge in Teutscher Sprache geschrieben/ als Predigten über die Evangelia/ [aq]Paraphrases[/aq] in [aq]Canticum Esaiae, Ezechiae, Hannae, Moisis, Zachariae, Mariae[/aq] über das Vater Unser/ über des [aq]Athanasii Symbolum[/aq], über die Psalmen Davids/ und noch drey grosse Bucher über dieselbe. [aq]Lambecius[/aq] hat [aq]l. 2. c. 5. p. 46[/aq]. als zur Probe den ersten Psalm angeführet/ hält es vor ein sonderliches sel-[S]tenes Gedenckmahl der alten Sprache/ wünschend deß es dermahleins ans Licht gebracht würde: [aq]Trithemius[/aq] in seinem Buch [aq]de Scriptorib[/aq][?] [aq]Ecclesiasticis[/aq] nennet diesen [aq]Ottfridam, Virum in divinis scripturis eruditissimum, & in secularibus Virum egregiè doctum, Philosophum, Rhetorem, Poêtam insignum ingenio excellenti & disertum eloquio[/aq]. Zu [aq]Henrici[/aq] des [aq]III[/aq]. und [aq]IV[/aq]. Zeiten lebte [aq]Willeramus[/aq], ein gelehrter Abt zu Merßburg/ welcher über das Hohelied Salomonis eine Lateinische [aq]Paraphrasin metro rythmicam[/aq] geschrieben/ und auch eine Teutsche in ungebundener Rede. Selber gehöret woll nicht unter die Teutsche Poeten/ aber er ist werth/ daß wir ihn hier berühren. Es ist ein schönes Denckmahl der alten Sprache/ und kan man einen sonderlichen Verstand darin mercken. Die Lateinische Verse sind auch nicht so gar zu verachten/ nur daß sie mit der damahls üblichen Reimerey auch angefüllet sein. Der [aq]Paulus Merula[/aq] hat diesen [aq]Autorem[/aq] zu erst her-[S]ausgegeben mit seinen Anmerckungen. (Q3520)

Keine Beschreibung vorhanden
Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
Zu des [aq]Lotharii I[/aq]. Zeiten hat gelebet [aq]Ottfriedus[/aq] ein Munch des Klosters Weissenburg/ hat aber unter [aq]Ludovici II[/aq]. Zeit erstlich die Evangelia in alten Teutschen Versen heraußgegeben/ und dem [aq]Luithberto[/aq] Meintzischen Ertzbischoff zu geschrieben. Er war des [aq]Rabani Mauri[/aq] Lehrjünger. Ist also vielleicht ein Fehler der flüchtigen Feder/ daß der Herr Hoffmann in der Vorrede seiner Getichte ihn unter die Zeit des [aq]Lotharii[/aq] und Friedrichs setzt/ wodurch niemand anders als [aq]Lotharius II[/aq]. und [aq]Fridericus Barbarossa[/aq] könte verstanden werden. Aber er hat vielleicht an stat Fridrichs den Nahmen Ludewig schreiben wollen. [aq]Beatus Rhenanus[/aq] hat zu erst diß Buch gefunden. [S] wie er selbst in seinen [aq]rebus Germanicis[/aq] erzehlet. Hernach hat es [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] zu Basel heraußgegeben unter dieser Uberschrifft [aq]Ottfridi Evangelium, liber veterum Germanorum Grammaticae, poëseos, theologiae praeclarum monumentum[/aq]. Mit dieser [aq]Edition[/aq] ist der Herr [aq]Lambecius lib. 2. comm. de Bibl. Vindobonensi c. 5[/aq]. nicht zu frieden/ weil er sie vor gantz unvollkommen hält/ und sehr viel Fehler darin angemercket. Er hat eine dreyfache Vorrede: die eine lautet an [aq]Salomon[/aq] einen Bischoff zu Costnitz: die andere an König Ludewig beide in Teutschen Versen/ deren erste Buchstaben wenn sie zusammen gelesen werden einen absonderlichen Verstand machen: welche [aq]Carmina[/aq] bey den Griechen [griech.] genant worden: die dritte an den Ertzbischoff zu Meintz [aq]Luitbert[/aq] in Lateinischer Sprache. Worinnen er zu verstehen gibt/ daß er auff Bitte seiner Brüder und der Kayserin [aq]Judithae[/aq], der vor andern Weltlichen und unflätigen Gedichten geeckelt [S] die Mühe auff sich genommen/ und ein Theil der Evangelien in Teutsche Verse übersetzet. Woraus denn erhält/ daß doch vorhin einige Lieder und Getichte in Liebessachen müssen gewesen sein. Die Verse sind des Maasses und der rauhen Sprache wegen sehr unlieblich/ über welche er sehr klaget in der Vorrede seiner Evangelien. Die wenigen Verse die der Herr Hoffmann in seiner Vorrede aus ihm anführet und in Verse übersetzet zeigen daß dennoch unter diesem so grobem Kittel der Sprache ein guter Geist verborgen gewesen. Er hat noch andere dinge in Teutscher Sprache geschrieben/ als Predigten über die Evangelia/ [aq]Paraphrases[/aq] in [aq]Canticum Esaiae, Ezechiae, Hannae, Moisis, Zachariae, Mariae[/aq] über das Vater Unser/ über des [aq]Athanasii Symbolum[/aq], über die Psalmen Davids/ und noch drey grosse Bucher über dieselbe. [aq]Lambecius[/aq] hat [aq]l. 2. c. 5. p. 46[/aq]. als zur Probe den ersten Psalm angeführet/ hält es vor ein sonderliches sel-[S]tenes Gedenckmahl der alten Sprache/ wünschend deß es dermahleins ans Licht gebracht würde: [aq]Trithemius[/aq] in seinem Buch [aq]de Scriptorib[/aq][?] [aq]Ecclesiasticis[/aq] nennet diesen [aq]Ottfridam, Virum in divinis scripturis eruditissimum, & in secularibus Virum egregiè doctum, Philosophum, Rhetorem, Poêtam insignum ingenio excellenti & disertum eloquio[/aq]. Zu [aq]Henrici[/aq] des [aq]III[/aq]. und [aq]IV[/aq]. Zeiten lebte [aq]Willeramus[/aq], ein gelehrter Abt zu Merßburg/ welcher über das Hohelied Salomonis eine Lateinische [aq]Paraphrasin metro rythmicam[/aq] geschrieben/ und auch eine Teutsche in ungebundener Rede. Selber gehöret woll nicht unter die Teutsche Poeten/ aber er ist werth/ daß wir ihn hier berühren. Es ist ein schönes Denckmahl der alten Sprache/ und kan man einen sonderlichen Verstand darin mercken. Die Lateinische Verse sind auch nicht so gar zu verachten/ nur daß sie mit der damahls üblichen Reimerey auch angefüllet sein. Der [aq]Paulus Merula[/aq] hat diesen [aq]Autorem[/aq] zu erst her-[S]ausgegeben mit seinen Anmerckungen.
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