[aq]§. XI[/aq]. Aber wenn wier gleich alle [aq]Fabeln[/aq], so von Natürlichen [G: [aq]Masen. cap. 5[/aq].] Dingen und der SittenLehr handeln/ beyseit setzen und paßiren lassen/ so bleibet dennoch ein nicht geringer Scrupel und Zweiffel übrig/ ob man zulassen soll was von den Göttern gedichtet worden? Es ist unleugbar/ daß die Alten um dem gemeinen Mann ihre Geheimnisse der Lehren zu verbergen/ gleich einem köstlichen Schatz in die Erde/ unter die Fabeln verstecket haben. [aq]Solebant Poetae fabulis quasi nubeculis quibusdam sua & mysteria & praecepta Philosophiae naturalis & moralis operire atque involvere: sicut Medicus acerbiora Pharmaca exhibiturus prius oras pocula circum conspergit mellis dulcis flavoque liquore[/aq]. schreibt mein hoch-geehrter Patron Hr. von Birken [aq]in Monumento Dom. August. Sacr. Teuton. praefix. §. 37[/aq]. Nichts desto weniger ist übel und unrecht gethan/ daß ihrer viel von den Göttern als von groben Säuen geredet/ wie [aq]Scaliger l. 4. c. 1. Poet. p. m. 414[/aq]. klaget. Imgleichen [aq]Tertullian. adversus gentes c. 14[/aq]. Es sey nicht leicht einer unter den alten Poeten gefunden [S] worden/ der nicht die Götter solte beschimpffet haben. [aq]Etsi fabula cantat crimen Numinum falsum, delectari tamen falso crimine, crimen est, urtheilet gar wohl Augustinus lib. IX. de C. D. cap. 12. p. 556[/aq]. Ja selbst der Heyden eigene Zeugnisse seind dawieder/ und bestraffen sie deshalben/ wie bey dem [aq]Isocrate[/aq] in [aq]Busiride[/aq] zuvernehmen. [aq]Pythagoras[/aq] soll gesagt haben/ daß [aq]Homerus[/aq] in der Hölle gemartert würde/ weil er so viel schändliche [aq]Fabeln[/aq] in seine Gedichte gesetzet; [aq]Dionys. Longin[/aq]. [griech.] spricht von ihm. Er hätte aus den Göttern Menschen gemacht/ weil er ihnen so viel Laster und Schand-thaten angedichtet; und die Sternen unter unzüchti- [G: [aq]lib. 10. de Rep. & Dial. a[/aq]. [?] [aq]f. 581[/aq]] ge Bildnisse verhüllet. Dieser Ursache wegen hat [aq]Plato[/aq] weder den [aq]Homerum[/aq] noch andere/ die ebenmäßige Freyheit der Schmachsüchtigen Feder gestattet/ im Stadwesen dulden wollen/ da er doch sonsten den [aq]Poeten[/aq] nicht hat abgeneigt seyn können/ wo er sich selbst nicht hätte zu bestraffen gesuchet/ alldieweil er ein guter [aq]Poet[/aq] mit gewesen/ wie [aq]Jul. Caes. Scaliger apicular. part. I. p. 13[/aq]. andeutet. [aq]Dion. Chrysostom. orat. 53[/aq]. schreibt von des [aq]Platonis[/aq] Gesetz also: [aq]Plato Homerum reprehendit in fabulosis sermonibus de Diis, ut qui nequaquam hominibus conducentia ea dixerit, nempe cupiditates, & mutuas insidias & adulteria & contentiones, litesque de Diis recitans: undè noluit eum participem esse civitatis Reipublicaeque suae sapientis, ut ipse putabat, futurae, ne haec audirent de Diis Juvenes. Conf. Theodoret. lib. 2. de curat. Graec. affect. Euseb. lib. 13. de praeparat. Evang. cap. 1. & 2. Athenaeus lib. 2. Max. Tyrius Serm. 7[/aq]. Das ärgeste ist/ daß sie allerhand Ubelthäter mit unter die Götter gezehlet. Worüber auch [aq]Nazianzenus[/aq] mit diesen Versen geeyfert: ¶ [aq]Nunc Graeci fingunt, quorum vaesania Divos[/aq] ¶ [...] ¶ [G: Verthäd. der Kunstliebenden 2. Theil [aq]p. 200[/aq].] [aq]Jupiter[/aq]-Jungfrau-Raub hatte nicht gnugsam an des Tages Licht kommen können/ da man solchen nicht unter die Sterne gesetzt hät- [S] te. Es wäre nicht genug gewest/ daß man sie in Marmel ausgehauen/ in Metall gegossen/ in die Gemähle gesetzet/ und in offentlichen Freuden-Spielen dargestellet hätte/ wenn man ihnen nicht noch dazu den Himmel zu einem Schauplatz einräumete/ die Sternen durch sie abbildete/ und die gantze Welt zum Beschau einladete. Deßwegen hat die Königin [aq]Dido[/aq] von ihrer eigenen Person bey [aq]Ausonio[/aq] den Leser gewarnet/ daß er nicht alles/ was bey Poeten von ihr gemeldet wäre/ gläuben solte/ wenn sie also heraus gebrachen: ¶ [aq]Vos magis Historicis lectores credite de me[/aq] [G: [aq]Epigramm. III[/aq].] ¶ [...] ¶ Was von mier Geschichte melden könnt ihr Leser besser gläuben/ ¶ [...] ¶ [aq]§. XII[/aq]. Etliche wollen zwar die Poeten hierin entschuldigen/ vorgebend/ sie hätten die Götter nicht nach ihrem Wesen beschrieben/ sondern nur nach dem gemeinen Wahn des Pöfels/ den er von ihnen geschöpffet. Daß sie aber so viel Götter ertichtet/ davon giebt [aq]Cicer. lib. 2. de Natur. Deor[/aq]. den Bescheid: [aq]Suscepit vita hominum consuetudoque communis, ut beneficiis excellentes viros in Coelum famâ, ac voluntate tollerent. Hinc Hercules, hinc Castor & Pollux, hinc Aesculapius[/aq]. Wenn von dem [aq]Jupiter[/aq] geredet wird/ [G: [aq]Voss. lib. I. de Idololatr. cap. 14. p. 110[/aq].] so ist zu wissen/ daß die Alten ihre Fürsten und Könige mit diesem Nahmen beehret/ weil sie über alle eine Gewalt/ und also gleichsam was Göttliches an sich hatten. [...] Andere meinen/ man müß einen Unterscheid halten/ unter denen Sachen die sich in Wahrheit begeben/ und de-[S]nen die Poeten/ also zu reden/ ein Färbchen angestrichen/ welches [G: [aq]Lib. de Fals. Religion. cap. XI. p. m. 27[/aq].] auch [aq]Lactantius[/aq] erinnert/ wenn er von dem [aq]Jupiter[/aq] und der [aq]Danae[/aq] schreibet: [aq]Danaen violaturus Jupiter aureos nummos largiter in ejus sinum infudit. Haec stupri merces fuit. At Poetae, qui quasi de Deo loquebantur, ne auctoritatem creditae majestatis infringerent, finxerunt ipsum in aureo imbre delapsum, câdem figurâ, quâ imbres ferreos dicunt, cum multitudinem telorum sagittarumque describunt. Rapuisse in aquila dicitur Catamitum. Poeticus color est. Sed aut per legionem rapuit, cujus insigne aquila est; aut navis, in quâ est impositus, tutelam habuit in aquila figuratam: sicut taurum, cum rapuit & transvexit Europam. Eodem modò convertisse in bovem traditur Io, Inachi filiam, quae ut iram Junonis effugeret, ut erat jam setis obsita, jambos tranâsse dicitur mare, in Aegyptumque venisse at´que ibi receptâ pristina formâ Dea facta, quae nunc Isis vocatur, &c. Non res ipsas gestas finxerunt Poetae, sed rebus gestis addiderunt quendam colorem: cum Poetae officium sit in eo, ut ea, quae gesta sunt verè, in aliquas species obliquis figurationibus cum decore aliquo conversa traducat[/aq]. ¶ [aq]§. XIII[/aq]. Dem sey nun wie ihm wolle/ und ob gleich etliche Außlegungen zu den nachtheiligen Fabeln gemacht würden/ so ist doch gewiß/ daß dadurch die guten und erbaren Sitten untertretten/ und die züchtigen Gemüther geärgert werden/ deßwegen man sie gantz nicht billigen kan. Zu dem Ende ermahnen auch verständige Leute/ daß Christliche Poeten so viel als müglich dieselbe Getichte/ darinnen schandbare Possen enthalten/ mit Fleiße fliehen/ und in ihren Schrifften sich der Heidnischen Abgötterey nicht gebrauchen sollen. Denn es ist fast unverantwortlich/ daß ein Christ/ der den wahren Gott aus seinem Wort und mannichfaltigen Wunderwercken erkennet/ die ärgerliche Götzen in seinem Munde oder Feder führet/ und unter geistliche Sachen vermänget/ nicht anders als wenn ein Heyde in seinem blinden Wahn von den Göttern und Göttinnen schwärmete. Pfui des Teufflischen Wesens/ saget mein HöstchgeEhrter Hr. Rist im Vorbericht seines Schauplatzes/ und der mehr als Heydnischen Blindheit/ daß [S] ihr/ die ihr euch der wahren Erkäntniß Christi rühmet/ so gar nicht schämet der elenden Heyden-Götter/ welche ihrer Alten Lehrer und Mährlein-schreiber selbst-eigenem Bekäntniß nach/ Hurer/ Ehebrecher/ Diebe und Räuber/ ja gar leibhaffte Teuffel gewesen/ so andächtig anzuruffen/ und so meisterlich heraus zu streichen. Träget aber iemand sonderlich Belieben zu den Alten Poeten/ und begehret etwas daraus zu nehmen/ der sehe wohl zu/ daß er nicht gleichsam mit heißhungerigem Magen alles was ihm vorkommt/ zu sich nehme/ sondern mit Bedachtsamkeit auslese was ihm dienet/ und nicht gar zu schwer verdauen fällt/ damit er keinen Schaden davon tragen dörffe. Er soll es nach [aq]Augustini[/aq] [G: [aq]de Doctrin. Christian[/aq].] Ermahnung anfangen/ wie die Israeliter mit den Egyptern thaten/ da sie die güldene Geschirre aber nicht die Götzen/ ob sie schon gülden waren/ mit sich genommen haben. Er kan die Sichel seines Verstandes auf der Alten Poeten Wetzstein schleiffen/ doch darff er nicht eine Aerndte von diesen Feldern ohne einiges Bedencken anstellen/ damit er nicht statt des Getreides lauter Unkraut/ und vor die Mühe Verdrüßlichkeit einsamle. (Q2752)

Keine Beschreibung vorhanden
Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
[aq]§. XI[/aq]. Aber wenn wier gleich alle [aq]Fabeln[/aq], so von Natürlichen [G: [aq]Masen. cap. 5[/aq].] Dingen und der SittenLehr handeln/ beyseit setzen und paßiren lassen/ so bleibet dennoch ein nicht geringer Scrupel und Zweiffel übrig/ ob man zulassen soll was von den Göttern gedichtet worden? Es ist unleugbar/ daß die Alten um dem gemeinen Mann ihre Geheimnisse der Lehren zu verbergen/ gleich einem köstlichen Schatz in die Erde/ unter die Fabeln verstecket haben. [aq]Solebant Poetae fabulis quasi nubeculis quibusdam sua & mysteria & praecepta Philosophiae naturalis & moralis operire atque involvere: sicut Medicus acerbiora Pharmaca exhibiturus prius oras pocula circum conspergit mellis dulcis flavoque liquore[/aq]. schreibt mein hoch-geehrter Patron Hr. von Birken [aq]in Monumento Dom. August. Sacr. Teuton. praefix. §. 37[/aq]. Nichts desto weniger ist übel und unrecht gethan/ daß ihrer viel von den Göttern als von groben Säuen geredet/ wie [aq]Scaliger l. 4. c. 1. Poet. p. m. 414[/aq]. klaget. Imgleichen [aq]Tertullian. adversus gentes c. 14[/aq]. Es sey nicht leicht einer unter den alten Poeten gefunden [S] worden/ der nicht die Götter solte beschimpffet haben. [aq]Etsi fabula cantat crimen Numinum falsum, delectari tamen falso crimine, crimen est, urtheilet gar wohl Augustinus lib. IX. de C. D. cap. 12. p. 556[/aq]. Ja selbst der Heyden eigene Zeugnisse seind dawieder/ und bestraffen sie deshalben/ wie bey dem [aq]Isocrate[/aq] in [aq]Busiride[/aq] zuvernehmen. [aq]Pythagoras[/aq] soll gesagt haben/ daß [aq]Homerus[/aq] in der Hölle gemartert würde/ weil er so viel schändliche [aq]Fabeln[/aq] in seine Gedichte gesetzet; [aq]Dionys. Longin[/aq]. [griech.] spricht von ihm. Er hätte aus den Göttern Menschen gemacht/ weil er ihnen so viel Laster und Schand-thaten angedichtet; und die Sternen unter unzüchti- [G: [aq]lib. 10. de Rep. & Dial. a[/aq]. [?] [aq]f. 581[/aq]] ge Bildnisse verhüllet. Dieser Ursache wegen hat [aq]Plato[/aq] weder den [aq]Homerum[/aq] noch andere/ die ebenmäßige Freyheit der Schmachsüchtigen Feder gestattet/ im Stadwesen dulden wollen/ da er doch sonsten den [aq]Poeten[/aq] nicht hat abgeneigt seyn können/ wo er sich selbst nicht hätte zu bestraffen gesuchet/ alldieweil er ein guter [aq]Poet[/aq] mit gewesen/ wie [aq]Jul. Caes. Scaliger apicular. part. I. p. 13[/aq]. andeutet. [aq]Dion. Chrysostom. orat. 53[/aq]. schreibt von des [aq]Platonis[/aq] Gesetz also: [aq]Plato Homerum reprehendit in fabulosis sermonibus de Diis, ut qui nequaquam hominibus conducentia ea dixerit, nempe cupiditates, & mutuas insidias & adulteria & contentiones, litesque de Diis recitans: undè noluit eum participem esse civitatis Reipublicaeque suae sapientis, ut ipse putabat, futurae, ne haec audirent de Diis Juvenes. Conf. Theodoret. lib. 2. de curat. Graec. affect. Euseb. lib. 13. de praeparat. Evang. cap. 1. & 2. Athenaeus lib. 2. Max. Tyrius Serm. 7[/aq]. Das ärgeste ist/ daß sie allerhand Ubelthäter mit unter die Götter gezehlet. Worüber auch [aq]Nazianzenus[/aq] mit diesen Versen geeyfert: ¶ [aq]Nunc Graeci fingunt, quorum vaesania Divos[/aq] ¶ [...] ¶ [G: Verthäd. der Kunstliebenden 2. Theil [aq]p. 200[/aq].] [aq]Jupiter[/aq]-Jungfrau-Raub hatte nicht gnugsam an des Tages Licht kommen können/ da man solchen nicht unter die Sterne gesetzt hät- [S] te. Es wäre nicht genug gewest/ daß man sie in Marmel ausgehauen/ in Metall gegossen/ in die Gemähle gesetzet/ und in offentlichen Freuden-Spielen dargestellet hätte/ wenn man ihnen nicht noch dazu den Himmel zu einem Schauplatz einräumete/ die Sternen durch sie abbildete/ und die gantze Welt zum Beschau einladete. Deßwegen hat die Königin [aq]Dido[/aq] von ihrer eigenen Person bey [aq]Ausonio[/aq] den Leser gewarnet/ daß er nicht alles/ was bey Poeten von ihr gemeldet wäre/ gläuben solte/ wenn sie also heraus gebrachen: ¶ [aq]Vos magis Historicis lectores credite de me[/aq] [G: [aq]Epigramm. III[/aq].] ¶ [...] ¶ Was von mier Geschichte melden könnt ihr Leser besser gläuben/ ¶ [...] ¶ [aq]§. XII[/aq]. Etliche wollen zwar die Poeten hierin entschuldigen/ vorgebend/ sie hätten die Götter nicht nach ihrem Wesen beschrieben/ sondern nur nach dem gemeinen Wahn des Pöfels/ den er von ihnen geschöpffet. Daß sie aber so viel Götter ertichtet/ davon giebt [aq]Cicer. lib. 2. de Natur. Deor[/aq]. den Bescheid: [aq]Suscepit vita hominum consuetudoque communis, ut beneficiis excellentes viros in Coelum famâ, ac voluntate tollerent. Hinc Hercules, hinc Castor & Pollux, hinc Aesculapius[/aq]. Wenn von dem [aq]Jupiter[/aq] geredet wird/ [G: [aq]Voss. lib. I. de Idololatr. cap. 14. p. 110[/aq].] so ist zu wissen/ daß die Alten ihre Fürsten und Könige mit diesem Nahmen beehret/ weil sie über alle eine Gewalt/ und also gleichsam was Göttliches an sich hatten. [...] Andere meinen/ man müß einen Unterscheid halten/ unter denen Sachen die sich in Wahrheit begeben/ und de-[S]nen die Poeten/ also zu reden/ ein Färbchen angestrichen/ welches [G: [aq]Lib. de Fals. Religion. cap. XI. p. m. 27[/aq].] auch [aq]Lactantius[/aq] erinnert/ wenn er von dem [aq]Jupiter[/aq] und der [aq]Danae[/aq] schreibet: [aq]Danaen violaturus Jupiter aureos nummos largiter in ejus sinum infudit. Haec stupri merces fuit. At Poetae, qui quasi de Deo loquebantur, ne auctoritatem creditae majestatis infringerent, finxerunt ipsum in aureo imbre delapsum, câdem figurâ, quâ imbres ferreos dicunt, cum multitudinem telorum sagittarumque describunt. Rapuisse in aquila dicitur Catamitum. Poeticus color est. Sed aut per legionem rapuit, cujus insigne aquila est; aut navis, in quâ est impositus, tutelam habuit in aquila figuratam: sicut taurum, cum rapuit & transvexit Europam. Eodem modò convertisse in bovem traditur Io, Inachi filiam, quae ut iram Junonis effugeret, ut erat jam setis obsita, jambos tranâsse dicitur mare, in Aegyptumque venisse at´que ibi receptâ pristina formâ Dea facta, quae nunc Isis vocatur, &c. Non res ipsas gestas finxerunt Poetae, sed rebus gestis addiderunt quendam colorem: cum Poetae officium sit in eo, ut ea, quae gesta sunt verè, in aliquas species obliquis figurationibus cum decore aliquo conversa traducat[/aq]. ¶ [aq]§. XIII[/aq]. Dem sey nun wie ihm wolle/ und ob gleich etliche Außlegungen zu den nachtheiligen Fabeln gemacht würden/ so ist doch gewiß/ daß dadurch die guten und erbaren Sitten untertretten/ und die züchtigen Gemüther geärgert werden/ deßwegen man sie gantz nicht billigen kan. Zu dem Ende ermahnen auch verständige Leute/ daß Christliche Poeten so viel als müglich dieselbe Getichte/ darinnen schandbare Possen enthalten/ mit Fleiße fliehen/ und in ihren Schrifften sich der Heidnischen Abgötterey nicht gebrauchen sollen. Denn es ist fast unverantwortlich/ daß ein Christ/ der den wahren Gott aus seinem Wort und mannichfaltigen Wunderwercken erkennet/ die ärgerliche Götzen in seinem Munde oder Feder führet/ und unter geistliche Sachen vermänget/ nicht anders als wenn ein Heyde in seinem blinden Wahn von den Göttern und Göttinnen schwärmete. Pfui des Teufflischen Wesens/ saget mein HöstchgeEhrter Hr. Rist im Vorbericht seines Schauplatzes/ und der mehr als Heydnischen Blindheit/ daß [S] ihr/ die ihr euch der wahren Erkäntniß Christi rühmet/ so gar nicht schämet der elenden Heyden-Götter/ welche ihrer Alten Lehrer und Mährlein-schreiber selbst-eigenem Bekäntniß nach/ Hurer/ Ehebrecher/ Diebe und Räuber/ ja gar leibhaffte Teuffel gewesen/ so andächtig anzuruffen/ und so meisterlich heraus zu streichen. Träget aber iemand sonderlich Belieben zu den Alten Poeten/ und begehret etwas daraus zu nehmen/ der sehe wohl zu/ daß er nicht gleichsam mit heißhungerigem Magen alles was ihm vorkommt/ zu sich nehme/ sondern mit Bedachtsamkeit auslese was ihm dienet/ und nicht gar zu schwer verdauen fällt/ damit er keinen Schaden davon tragen dörffe. Er soll es nach [aq]Augustini[/aq] [G: [aq]de Doctrin. Christian[/aq].] Ermahnung anfangen/ wie die Israeliter mit den Egyptern thaten/ da sie die güldene Geschirre aber nicht die Götzen/ ob sie schon gülden waren/ mit sich genommen haben. Er kan die Sichel seines Verstandes auf der Alten Poeten Wetzstein schleiffen/ doch darff er nicht eine Aerndte von diesen Feldern ohne einiges Bedencken anstellen/ damit er nicht statt des Getreides lauter Unkraut/ und vor die Mühe Verdrüßlichkeit einsamle.
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