Es gibt so Kluge unter sie/ [der [aq]Opern[/aq]-Frauenzimmer, J.T.] daß wenn sie so schön leben/ als schön (manchmahl auch garstig) sie zu [aq]raisonni[/aq]ren wissen/ so würde lauter Lob-Reden vor sie verfertigen. Gleichwol will aus Christlicher Hoffnung/ es werde eine vielleicht einen Anfang darzu machen/ mich im Voraus darauff befleißigen/ und ihnen zu Liebe annoch gantz kurtz den Grund ihrer Fehler untersuchen/ damit/ wenn selbiger gehoben/ ein edler Leben folgen könne. ¶ Alles [aq]Opern[/aq]-Frauenzimmer ist von Natur von einem wollüstigen [aq]Temperament[/aq]: denn daher kömmt es/ daß sie zur Music [aq]inclini[/aq]ren/ freundlich/ höflich und leutseelig sind. Wenn man denn solche Frauenzimmer jung in die [aq]Opern[/aq] thut/ so wird ihre [aq]Passion[/aq] zur Wollust vermehret/ die Neigung ihres Hertzens befriediget/ und ihnen Lebens-Unterhalt dabey geschafft. Was ist vermögender/ einen in übler Lebens-Art zu er-[S]halten/ als Vergnügen und Interesse? Vielmahls habe dergleichen Personen/ wenn ihnen ein Priester oder sonst jemand das Hertz gerührt/ über ihre Sünde weinen gesehen. Wollüstige Personen sind leicht zu bewegen/ und also lassen sie zuweilen eine Reue und Neigung zu einem edlen Leben blicken; allein wo ist das Beharren/ da auf der andern Seiten das Interesse? Wodurch ernehren sie sich/ wie sie gewohnet? Die Tugend dürffte endlich siegen/ wenn die Wollust durch einen anständigen/ und das Interesse durch einen solchen Liebsten contentirt würde/ der sie ausser denen Opern honneter halten könte; und solches wünsche als ein guter Freund von Grund der Seelen. Was aber die Männer anbelangt/ solches müssen zu einer friedseeligen Ehe eine gute [aq]Opinion[/aq], und wenn sie ja nicht viel gutes glauben können/ in [aq]Regard[/aq] der künftigen Auffuhrung die Christliche [aq]Maxime[/aq] aus dem [aq]Corpore juris canon[/aq]. vor Augen haben: ¶ [aq]Meretricem in uxorem ducere, est bonum opus facere[/aq]. ¶ Und legen endlich Ubelgesinnte meine wohlmeinende Gedancken hierüber als eine [S] Verläumdung aus/ was saget denn die Schrifft darzu: Sirach [aq]cap. 9[/aq]. Fleuch die Bulerin/ daß du nicht in ihre Stricke fallest. Gewöhne dich nicht zur Sängerin/ daß sie dich nicht fahe mit ihrem Reitzen. Also will lieber mit dem Himmel ein Verläumder/ als mit den Menschen ein Schmeichler seyn. ¶ Viele schöne Regeln hat nun der Herr [aq]Autor[/aq] in diesem Wercke von den [aq]Opern[/aq] entworffen; allein ob und wie man mit eben dem tugendhafften Gemühte aus/ wie in die [aq]Opern[/aq] gehen/ und die Stimme des Frauenzimmers hören/ ohne die [aq]Sirenen Charmes[/aq] in das Hertz dringen lassen könne/ hat er mir/ ich weiß nicht/ ob einem mehr Erfahrnen / oder sonst warum/ auszuführen übergeben/ so auch nächst GOtt in einem andern Tractat mit aller bescheidenen Höflichkeit geschehen soll. (Q5395)

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Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
Es gibt so Kluge unter sie/ [der [aq]Opern[/aq]-Frauenzimmer, J.T.] daß wenn sie so schön leben/ als schön (manchmahl auch garstig) sie zu [aq]raisonni[/aq]ren wissen/ so würde lauter Lob-Reden vor sie verfertigen. Gleichwol will aus Christlicher Hoffnung/ es werde eine vielleicht einen Anfang darzu machen/ mich im Voraus darauff befleißigen/ und ihnen zu Liebe annoch gantz kurtz den Grund ihrer Fehler untersuchen/ damit/ wenn selbiger gehoben/ ein edler Leben folgen könne. ¶ Alles [aq]Opern[/aq]-Frauenzimmer ist von Natur von einem wollüstigen [aq]Temperament[/aq]: denn daher kömmt es/ daß sie zur Music [aq]inclini[/aq]ren/ freundlich/ höflich und leutseelig sind. Wenn man denn solche Frauenzimmer jung in die [aq]Opern[/aq] thut/ so wird ihre [aq]Passion[/aq] zur Wollust vermehret/ die Neigung ihres Hertzens befriediget/ und ihnen Lebens-Unterhalt dabey geschafft. Was ist vermögender/ einen in übler Lebens-Art zu er-[S]halten/ als Vergnügen und Interesse? Vielmahls habe dergleichen Personen/ wenn ihnen ein Priester oder sonst jemand das Hertz gerührt/ über ihre Sünde weinen gesehen. Wollüstige Personen sind leicht zu bewegen/ und also lassen sie zuweilen eine Reue und Neigung zu einem edlen Leben blicken; allein wo ist das Beharren/ da auf der andern Seiten das Interesse? Wodurch ernehren sie sich/ wie sie gewohnet? Die Tugend dürffte endlich siegen/ wenn die Wollust durch einen anständigen/ und das Interesse durch einen solchen Liebsten contentirt würde/ der sie ausser denen Opern honneter halten könte; und solches wünsche als ein guter Freund von Grund der Seelen. Was aber die Männer anbelangt/ solches müssen zu einer friedseeligen Ehe eine gute [aq]Opinion[/aq], und wenn sie ja nicht viel gutes glauben können/ in [aq]Regard[/aq] der künftigen Auffuhrung die Christliche [aq]Maxime[/aq] aus dem [aq]Corpore juris canon[/aq]. vor Augen haben: ¶ [aq]Meretricem in uxorem ducere, est bonum opus facere[/aq]. ¶ Und legen endlich Ubelgesinnte meine wohlmeinende Gedancken hierüber als eine [S] Verläumdung aus/ was saget denn die Schrifft darzu: Sirach [aq]cap. 9[/aq]. Fleuch die Bulerin/ daß du nicht in ihre Stricke fallest. Gewöhne dich nicht zur Sängerin/ daß sie dich nicht fahe mit ihrem Reitzen. Also will lieber mit dem Himmel ein Verläumder/ als mit den Menschen ein Schmeichler seyn. ¶ Viele schöne Regeln hat nun der Herr [aq]Autor[/aq] in diesem Wercke von den [aq]Opern[/aq] entworffen; allein ob und wie man mit eben dem tugendhafften Gemühte aus/ wie in die [aq]Opern[/aq] gehen/ und die Stimme des Frauenzimmers hören/ ohne die [aq]Sirenen Charmes[/aq] in das Hertz dringen lassen könne/ hat er mir/ ich weiß nicht/ ob einem mehr Erfahrnen / oder sonst warum/ auszuführen übergeben/ so auch nächst GOtt in einem andern Tractat mit aller bescheidenen Höflichkeit geschehen soll.
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