Teutsche Rede- bind- und Dicht-Kunst (Q111): Unterschied zwischen den Versionen

 
(8 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Programmatik und Funktionen der allegorischen Verwendung antiker Mythenmotive bei Sigmund von Birken (1626–1681). / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Sigmund von Birken. Leben, Werk und Nachleben. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Die Entstehung des Erzählproblems. Untersuchungen zur deutschen Dichtungstheorie im 17. und 18. Jahrhundert. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Inscriptio. Rhetorik und Poetik der Scharfsinnigen Inschrift im Zeitalter des Barock. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Dialogisches Sprechen in Birkens allographer Paratext-Poetik. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Reichsstadt und Schauspiel. Theatrale Kunst im Nürnberg des 17. Jahrhunderts. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Daphnes Metamorphosen. Zur Problematik der Tradition mittelalterlicher Denkformen im 17. Jahrhundert am Beispiel des ‚Progamma Poeticum‘ Sigmund von Birkens. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Dichtungstheorie und Dichterverständnis bei den Nürnbergern. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Die Vereindeutigung der Literatur. Poetik und Konfession bei Harsdörffer, Klaj und Birken. / Rang
 
Normaler Rang

Aktuelle Version vom 29. Juli 2024, 10:02 Uhr

Keine Beschreibung vorhanden
Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
Teutsche Rede- bind- und Dicht-Kunst
Keine Beschreibung vorhanden

    Aussagen

    0 Fundstellen
    1679
    0 Fundstellen
    Nürnberg
    0 Fundstellen
    0 Fundstellen
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [12-19]
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [20-55]
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [56-60]
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [61-62]
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [63-72]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [73]
    Eine Fundstelle
    (517-530) [590-603]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [8]
    Und daher/ glaubt man nicht ohne Warheit-schein/ hat Jubal anlaß genommen/ wie das Buch der Schöpfung von ihm berichtet/ Geigen zu erfinden/ und aus Rohren/ darein der Wind gepfiffen/ ihme Pfeifen zu schneiden. ¶ 2 Plutarchus nennet die Musik/ eine Göttliche Erfindung: (a [griech.]) gleich als wäre sie/ durch die himmlische Heerschaaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ als ein Vorschmack des Himmels/ auf Erden herab gebracht worden/ damit die Menschen etwas hätten/ womit sie ihr [S] Elend trösten mögen. Indem nun/ des Jubals und Jabals Schüler und Schäferei-genoßen/ also aufspielten und sangen/ ward ihre Schwester/ die schöne Naema/ samit ihren Gespielinen damit herzu gelocket: die dann einen Reihen schlossen/ und nach dem Thon ihrer Seiten- und Pfeifenspiele gedanzet. Als nun selbige Feld-Musikanten in diese Dänzerinnen sich verliebet/ wurden sie veranlaßet/ Liebesklagen zu verfassen und in das Seitenspiel zu singen. Und solcher gestalt hat/ die Liebe/ zu erfindung der Poesy/ den ersten anlaß gegeben. So ein Liebgedichte sol vor alters die Erifanis dem Menalcas/ einem berühmten Jäger/ gemacht und gesungen haben. ¶ 3 Dieses thäten die Cainiten. Löblicher aber verfuhren/ die von der Kirche der Erzvätter. Adam/ der Fürst und Vatter unter denselben/ hat ohnezweifel/ mit seiner Eva im Paradeis unter dem Baum des Lebens/ GOtt ihrem Schöp-[S]fer Lob-gesungen. Nachmals/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten sie ihre Gedanken zu Gott/ schwebten damit im Himmel/ den sie über und vor sich sahen/ betrachteten in den Geschöpfen den Schöpfer/ auch an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an stat der eitlen irdischen Liebe raum zu geben/ dichteten sie Lieder zur Ehre GOttes/ und sungen solche bei Verrichtung des Gottesdienstes/ oder ließen sonst Gesänger voll Tugendlehren erklingen. Diß geschahe/ wie zu vermuhten ist/ in der ersten Welt vor der Sündflut: da man ja nicht in der Beehrung GOttes wird gefeiret haben/ sonderlich in des Henochs Schule/ der ein Göttliches Leben geführet. ¶ 4 Nach der Sündflut/ ist/ vor Mose Zeiten/ keiner Poesy oder einiges Lieds gedacht worden: außer daß sich vermuten lässet/ Noah werde/ nach der Sündflut/ beim Opfer/ ein Lob- und Danklied GOtt zu Ehren gesungen/ und [S] der Schäfer Jacob/ zu Haran in Mesopotamien/ auf der Weide bei den Heerden/ seiner schönen Rahel/ die er innigst geliebet und 14 Jahre um sie gedienet/ manches HirtenLied gedichtet haben. Er wohnte nachmals bei den Thurn Eder/ ([aq]a[/aq] [Gen. 23. V. 21]) nahe bei Betlehem/ welcher Ort ohnezweifel von ihm und seiner SchafeTrift/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselbst seinem GOtte/ der ihn beschirmet und gesegnet/ manches DankLied gesungen haben. Daß aber die Hebreer/ und andre Völker in den Morgenlanden/ Poeten gewesen/ erscheinet aus den vielen in Heil. Schrift aufgeschriebenen Liedern und Psalmen/ wie auch aus des Lügen-Profetens Mahumed Alcoran/ welcher in lauter/ wiewol übel-abgemessenen/ Reimzeilen bestehet: aus welchem letzern abzunehmen ist/ daß die Poeterey bei den Arabern/ der Ebreer Nachbaren/ sehr üblich müße gewesen seyn. [S] ¶ 5 Im Jahr der Welt 2415 ungefähr 800 Jahre nach der Sündflut/ lebte mit 40 Jahren der Poet und Profet Mose/ und wohnte ebensoviel Jahre im Land Midian/ bei einem Brunnen/ dahin er aus Egypten geflohen ware: und daselbst hütetete er der Schafe Jethro/ des Priesters in Midian/ der ihm eine von seeinen sieben Töchtern zum Weibe gegeben. Mit diesen sieben Schäferinnen/ insonderheit mit seiner lieben Zipora/ wird Moses sich oft im Singen auf dem Feld ergetzet haben ([aq]b[/aq] [Ex. 2. V. 15/16/24. C. 2. V. 1]). Dann/ daß er ein Poet gewesen/ ist zu ersehen aus dem schönen DankLied/ damit er Gottes Hülfe gepriesen/ da der Feind seines Volks mit allen seinen in rohten Meer ertrunken: worbei seine Schwester Miriam auch das ihre gethan/ und den andern Frauen/ als Sängerinnen/ vorgesungen ([aq]c[/aq] [Ex. 15. V. 21]). Er sange auch/ kurz vor seinem Tod/ ein langes [S] Lied ([aq]d[/aq] [Deut. 32.)/ darinn er aus Profetischem Geist vorgesaget/ wie das erwehlte Volk von GOtt abfallen würde. Es wird auch der Neunzigste Psalm ihme/ durch die Obschrift/ zugeschrieben/ womit er die in der Wüsten sterbende 600000 Israeliten getröstet. Welchergestalt das Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunn/ ein Liedlein wechselweis gesungen/ hat eben dieser ihr Fürst und Capellmeister nicht unerwehnt lassen können. ([aq]e[/aq] [Num. 21. V 17/18.]) ¶ 6 Ein huntert Jahre nach der Zeit Mose/ thäte sich auch in Griechenland die Poesy herfür/ und zwar erstlich in Bäotien zu Dodona und Delfi: da die Götzen oder vielmehr Teufel/ Jupiter/ und nachmals Apollo/ so in seiner Jugend auch/ wie Mose/ ein Schäfer gewesen/ aus Hölen (aus der Hölle) und zwar allemal in Versen/ geredet/ und den Leuten/ die um künftige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher sie Oracula genennt [S] worden: und soll zu Delphi das erste Weib/ durch welche der Geist geredet/ namens Phemonoe/ die Verse-art/ so bei den Griechen und Lateinern [aq]Hexametri[/aq] heißen/ erfunden haben. Es ist aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Griechen erste Geschichten/ und hat der Höllen Fürst/ als jederzeit Gottes Affe solches von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und nachgedichtet. ¶ 7 Im Jahr der Welt 2620 trate im Volke GOttes hervor/ die Heldin/ Richterin/ Profetin und Poetin Debora: welche mit dem Barak/ nachdem sie die Canaaniter geschlagen/ dem Herrn mit einem schönen Lied dafür gedanket ([aq]f[/aq] [B. Richt. 5.]). Von dieser glaubet man/ daß sie eine von den Sibyllen gewesen: welche auch Poetinen gewesen/ und ihre Weissagungen in Versen geschrieben.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [21-27]
    Auf die Debora folgte/ nach 200 Jahren/ im heiligen Volk/ die fromme Hanna/ des Profeten Samuels Mutter: welche diesen ihren Sohn von GOtt erbetten/ und dafür ein schönes DankLied gesungen. ¶ 8 Endlich um das Jahr der Welt [S] 2680 sezte die Poesy sich erstlich auf den Königsthron/ und zwar im Volke Gottes. David der Sohn Isai/ weidete damals bei vor-erwehntem Bethlehem und Thur[?] Eder/ wo Jacob seine Hütten gehabt/ seines Vatters Schafe/ war ein künstlicher Harffenspieler/ fienge an Psalmen zu dichten/ und ward also zugleich ein Schäfer und Poet/ und zwar ein Geistlicher Poet/ ein Himmels-Dichter. Daher haben die Blumgenoßhirten die zugleich Schäfere/ Poeten/ und Gekrönte sind/ und den Spruch Alles zur Ehre des Hummels/ zum Gesellschaft-Wort und zum Absehen ihrer Schriften erwehlet/ diese Hirten und Gold-gekrönten Himmel-Poeten ihren Gesellschafter ([aq]g[/aq] [S. Pegnes. II Theils I Hirtenged. § 3.]) benennet. Seinem Freund Jonathan/ auch seinem Feind und Schweher Saul/ schriebe er/ nachdem sie in der Schlacht umgekommen/ ein klägliches LeichLied/ nennte es den Bogen und ließe es in Is-[S]rael offentlich singen: und hierauf ward er zum König in Israel gekrönet. Seine ewige Ehre ist/ auf Erden und im Himmel/ was Sirach ihm nachrühmet: Für eine jede Wohlthat/ dankte er dem HErrn/ mit einem schönen Lied ([aq]h[/aq] [Sir. 49. V. 9]). Wie er dann derer/ im Psalter oder Ebreischen Liederbuch/ eine große Anzahl hinterlassen: und ersihet man aus selbigem Buch/ und den Obschriften der Psalmen/ das damals und hernach viel Poeten in Israel gewesen. Von seinem Sohn und Reichs-Nachfolger/ dem König Salomo/ schreibt das Biblische Buch der KönigsGeschichten ([aq]i[/aq] [I B. Kön 4. V. 32.])/ daß er über tausend Lieder gedichtet: unter denen aber allein das so-genannte Hohe Lied noch vorhanden ist/ welches ein SchäferGedichte ist/ und unter dem Namen Salomo und Sulamith/ den Sohn Gottes mit seiner Braut/ dem Menschlichen Geschlecht/ verliebt redend einführet. ¶ 9 Nach Davids und seines [S] Sohns zeiten/ wurden in Griechenland berühmt/ der Fürst selbiger Poesy Homerus/ und hernach Hesiodus: deme Tyrtäus/ die Dichterinnen Telesilla und Sappho/ Aleman/ Arion/ und die andern/ nach und nach gefolget. Zwischen denselben waren im Heil. Land berühmt die Profeten und Poeten/ Esaias und Jeremias: deren jener seinem Lieben/ dem König Usia oder Jothan ein Lied seines Vettern/ des Herrn Messias/ gesungen ([aq]k[/aq] [Esa. 5. V. 1]): der andere aber/ seine KlagLieder über die Verstöruug des Jüdischen Landes und der HauptStadt Jerusalem/ angestimmet. Also hat auch die Heldin Judith/ dem HErrn ein DankLied gesungen. Aus bisher-erzehltem erhellet nun/ daß keineswegs die Griechen/ wie zwar von ihnen gerühmet wird/ sondern die Ebreer und Israeliten/ die erste Poeten gewesen/ und zwar nur GOtt zu Ehren Lieder gesungen. Unterdessen hat diese Kunst [S] auch in Italien sich fest gesetzet: maßen/ schon zu [aq]R[/aq]. Numae Zeiten/ die Priester des Kriegs Gottes/ [aq]Salii[/aq] genannt/ gewiße Lieder gesungen. Lang und wol 300 Jahre hernach/ folgten die Poeten Livius/ Ennius/ Lucilius/ Lucretius/ Plaucus/ Terencius/ Virgilius/ Ovidius/ Horatius/ und huntert andere. ¶ 10 Zur Zeit der Hochheiligen Christgeburt sangen im Jüdischen Land/ die hochgelobte Gottes-Mutter Maria/ und ihr Vetter der Priester Zacharias/ zwei schöne Dank- und LobLieder: gleichwie auch die Engel selber/ in der Christ-Nacht/ diese der Welt HeilGeburt feirlich besungen haben. Auf diese folgten/ nach 300 Jahren/ eine große Anzahl Irdischer Engel oder GOtt- und Christliebender Poeten/ als Juvencus/ Hilarius/ Avitus/ Ambrosius/ Augustinus/ Gregorius/ Apollinaris/ Ausonius/ Prudentius/ Nonnus/ Paulinus/ Synesius/ Sedutius/ Sidonius/ Boëtius/ Venantius/ Fortunatus/ Theodulphus/ Bernhardus/ so meistenteils der ersten Kirche Christliche Bischofe gewesen/ und unter denselben auch zwo Weibspersonen/ Proba Falconia und die Käiserin Eudoxia.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [28-33]
    11 So ist nun klar und wahr/ daß die edle Poesy/ nach der Musik/ die ältste Kunst/ und vor allen andern Künsten am ersten sei erfun-[S]den worden/ da noch keine Gottes-Staats-Verstand-Tugend-oder Natur-Lehre am tag gewesen. Ja es sind/ von dieser/ nach und nach die andere Wissenschaften entsprungen. Es hat ja Orfeus/ der ältsten Griechischen Poeten einer und unter den Heiden der erste [aq]Theologus[/aq], die Götter mit [aq]Hymnis[/aq] und Liedern verehret/ und nach dem Vorspiel Amfons/ mit seinen Poetischen Sitten- und Tugend-Lehren/ die wilde in Wäldern und auf Bergen herum schweiffende verstreute Leute/ in Dörfer/ Märkte und Städte zuhauf gesammlet/ und in das Band Menschlicher Gesellschaft eingefangen: daher von ihm die Fabel entstanden/ er habe mit seinem Sing- und Seitenspiel/ die Thiere/ Steine und Bäume an sich gezogen. Die Poesy ist freilich die Kunst/ so mit den Gottes-Liedern angefangen. Sie ist die rechte Pallas/ von deren die Griechen gedichtet/ daß Jupiter sie aus seinem Gehirne [S] gebohren habe: wie dann alle Weißheit von GOtt kommet. ¶ 12 Die Heiden wusten dieses: darum haben sie/ nicht nur eine Pallas oder KunstGöttin/ sondern auch einen Apollo oder Vorsteher der neun Musen erdichtet/ ihm eine Cyther in die Hand/ und die Berge Parnassus und Helikon zur Wohnung gegeben/ einen Brunn daraus herabfließen gemacht/ und vorgegeben/ man trinke Geist-Feuer mit selbigem Wasser in sich/ und man erwache ein guter Poet/ wann man auf dieser Berge einem eingeschlaffen. Dieses hat/ der Feind und Affe Gottes/ von David dem König und Poeten abgesehen: welcher viel Sänger und Poeten/ als Musen/ um und unter sich gehabt/ auf dem Berg Sion gewohnt/ daraus der Brunn Siloha gefloßen/ auf der Harffen gespielet/ und in deren Thon viel Psalmen gesungen. Im I SchäferGedichte des II Theils der Pegnesis/ der Norische Parnaß [S] genannt/ wird dieses umständlicher ausgeführet. ¶ 13 Von den Brunnen insonderheit/ ist bei den Heiden viel Aberglaube gewesen/ und haben sie dieselben/ weil sie also unabläßig rinnen und ihren Lauf behalten/ für Göttlich gehalten/ auch ihneu Nymfen und Najaden zu Vorsteherinnen zugeeignet. Daß aber ein Brunn den Geist der Poesy eingießen soll/ scheinet daher entsprungen zu seyn. In der ersten Welt/ wann die Weibspersonen bei den Brunnen/ um Badens willen/ zusammen kamen/ haben sie die Mannspersonen nach sich gezogen/ welche/ ihre Leibsschönheit zu beschauen/ begierig gewesen: dergleichen mit der Diana und ihren Nymfen/ und mit dem Actäon/ sich zugetragen. Weil nun/ durch solche Anschauung/ in den Herzen der Mannspersonen die Liebe angezündet worden/ haben sie mit Gesang-Rede derselben Weibsbilder Schönheit gepriesen/ und [S] um deren Holdschaft angesuchet. Daher entstunde die Sage und Fabel/ man lerne bei den Brunnen ein Poet seyn/ schöpfe und trinke diese Kunst (mit den Augen/ aber nicht mit dem Munde) aus denselben. Also haben die heilige Hirten Jacob und Mose/ bei Brunnen/ ihre Schönen gefunden die sie hernach geliebet und mit Liedern beehret: wie dann auch sonst gemeinlich junge Poeten/ mit Liebssachen/ zu poetisiren anfangen. Sidonius verlachet solche Brunn-Poeten/ und saget/ Ein Gedichte müße/ nicht aus dem Strom/ sondern aus der Stirn hervorschwitzen. ([aq]l[/aq] [[aq]Carmen non tàm fonte, quàm fronte Sudari[/aq]. I. 8. Cp. 3.]) ¶ 14 Es ist aber ein anderes Wasser/ mit welchem die Dicht-fähigkeit einfließet/ nämlich die Feuer-Flut des himlischen Geistes/ von welchem Plato also redet: Das Gemüte kan keine Brut empfangen oder gebähren/ es werde dann durch einen Strom von Himmel herab über-[S]gossen und beschwämmet. Der Himmel/ oder die Wohnung der Herrlichkeit Gottes/ wo nicht nur Neune/ sondern viel 1000000 Musen wohnen und ein LobLied nach dem andern anstimmen/ ist der rechte Parnassus/ daraus diese Geistes-Flut erqwillet und herabschießet. Gleichwie aber das von oben abfallende Wasser/ wann es durch Röhren in ein Brunngefäß geleitet wird/ in demselben wieder empor und hervorspringet: also soll die DichtKunst/ weil sie vom Himmel einfließet/ wieder gen Himmel steigen und Gott zu Ehren verwendet werden. Sind also die Poeten himlische Spring Brunnen/ oder sie sollen solche seyn/ und das Himmels-Flut Feuer nicht Irdisch verwenden: worauf mit dem Titel-Sinnbild gezielet worden/ da die Poesy und Andacht/ als die wahre Uranie in zweyen Personen/ vor einem solchen Brunnen sitzet. Solcher gestalt wird/ die Erde/ zum Echo und Gegenhall des Him-[S]mels/ und GOtt/ wie billig/ droben und hierunten beehret. ¶ 15 Es haben jederzeit Welt-Hohe sich gefunden/ die nicht allein die Poesy geliebt/ sondern auch selber Poeten gewesen. Waren nicht/ wie erwehnt/ David und Salomon große Könige?
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [33-39]
    Der fürtreffliche Poet [aq]Horatius[/aq], hat hierüber diesen ausspruch hinterlassen: ¶ [aq]Neque enim concludere versum * [Horat. ad. Pison.][/aq] ¶ [aq]dixeris esse satis, neque, si quis scribat, uti mos,[/aq] ¶ [aq]sermoni propiora, putes hunc esse Poëtam.[/aq] ¶ [aq]Ingenium cui fit, cui mens divinior atque os[/aq] ¶ [aq]magna sonaturum, do nominis hujus honorem[/aq]. ¶ Nicht gnug ist/ Zeil und Zeil wol binden/ und wol reimen: ¶ Nicht ist Poetisirn/ all Tages-Reden leimen. ¶ Der Geist und Feuer hat/ der höher denkt und redt ¶ als sonst ein PöbelKopf der heist mir ein Poet. ¶ 127 So folget dann hieraus/ daß ein SylbenKlecker und Reimträumer kein Poet sei/ und daß dieser Name viel ein mehres hinter sich habe/ als die Unwissenden ihnen traumen lassen. Bei [S] den Römern/ gienga das Sprüchwort: [aq]Orator fit, Poëta nascitur[/aq]; Rednere werden gemacht/ nämlich durch die Redkunst-Lehre/ aber Poeten werden gebohren. Solches erkläret [aq]Cicero[/aq], da er saget: ([aq]a[/aq] [[aq]Or. pro. Arch.[/aq]]) [aq]Poëtam naturâ valere, & quasi divino spiritu afflari[/aq]; ein Poet werde von der Natur zum dichten gefähigt/ und gleichsam von einer Göttlichen Begeisterung angeflammet. Und anderswo ([aq]b[/aq] [I [aq]Tuscul. quaest.[/aq]]) schreibet er: [aq]Poëtas gravia carmina coelesti instinctu fundere[/aq]; Die Poeten dichten aus Antrieb einer himmlischen Regung. Vielleicht hat er von dem Plato also reden gelernet/ welcher schreibet: ([aq]c[/aq] [[aq]Pl. in Ion[/aq]. [griech.]]) Sie/ die Poeten/ reden nicht aus eignem Kunstvermögen/ sondern durch Kraft eines Göttlichen Triebs. Sie sinds nicht/ die da reden/ dann ihr Geist ist entzückt/ sondern Gott ist es/ der durch sie redet. ¶ 128 Diese Kunst/ ist freilich etwas [S] Göttliches oder Englisches: wie dann zu vermuten ist/ daß die Engel im Himmel/ die Gott immer mit Lobgesang ehren/ fürtreffliche Poeten seyn müßen. Man sihet/ daß mancher Gelehrter/ der das ganze Buch der Weißheit hinein geschlucket/ mit aller seiner Wissenschaft keinen guten Vers zu wege bringen kan: da hingegen mancher geistiger Kopf oftmals ein Gedicht hervor gibet/ das so angenehm redet/ als wann es von Himmel herab geflogen wäre. [aq]Ovidius[/aq]/ der wol ein gebohrner Poet heißen mag/ weil sein Reden in der Kindheit lauter Verse gewesen/ ([aq]d[/aq] [l. 4.[aq]Trist.[/aq]]) hat dieses wol gewust/ und daher also hiervon geschrieben: ¶ [aq]Est Deus in nobis, agitante calescimus illo:[/aq] ¶ [aq]impetus hic sanae femina mentis habet (e[/aq] [l. 6. Fast.] ¶ [aq]Est Deus in nobis, sunt & commercia coeli:[/aq] ¶ [aq]Sedibus atheriis spiritus ille venit. (f[/aq] [l. 3 de A. A.] ¶ D.i. ¶ [aq]Gott weht und webt in uns/ von dem wir brennend werden:[/aq] ¶ [aq]sein Odem ist die Flamm/ die unsre Sinne speist[/aq][S] ¶ [aq]Gott wohnt in uns/ vermählt den Himmel mit der Erden:[/aq] ¶ [aq]von seiner Sternenburg steigt dieser Dichter-Geist.[/aq] ¶ Und um deß willen ist je billig/ daß dieser Göttliche Trieb nicht zu ungöttlichen Sachen verwendet/ und eine so heilige Regung nicht mit den Koht der Eitelkeit bemailigt werde. ¶ 129 Es wird aber/ solcher Göttlichen Begeisterung/ gleichsam durch die Natur der Weg gebahnet/ mit einpflanzung/ sowol eines hurtigen Geistes/ als einer redfärtigen Zunge oder Feder: welches die Griechen die Wolangeborenheit ([griech.]) nennen. Vor allem muß ein Poet seyn Scharfsinnig/ ([griech]) und ihme von einem Dinge mancherlei Bildungen vorstellen können. Dann seine Kunst und das Dichten/ hat den Namen vom Denken/ und fließet aus den Gedanken in die Worte. Die Scharfsinnigkeit/ muß mit der Wolredenheit vereinigt seyn/ welche wol hervorzugeben wisse/ was jene ersonnen: Daher haben die Alten Römer/ aus ihrer Pallas und dem Mercurius/ aus bei-[S]den eine/ Seule gebildet/ und sie auch mit dem Zwidter-Namen [aq]Hermathena[/aq] ([aq]g[/aq] [[griech].] benennet. Die Erfindung aber ist die Seele des Gedichtes/ und dessen Hauptstuck/ daher jener gesagt: mein Gedicht ist färtig/ bis auf die Worte. ¶ 130 Es folget aber hieraus nicht/ daß ein Poet von Natur ein Poet sey/ und ganz keine Belehrung vonnöten habe.
    Eine Fundstelle
    (167-171) [240-244]
    50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. ([aq]a[/aq] [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ [aq]Homerus[/aq], unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit [aq]Virgilio, Ovidio[/aq] und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon [aq]juvans pater[/aq], ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. ([aq]b[/aq] [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. [aq]Hubertus Golzius[/aq] hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen [aq]Mercurio[/aq] einen [aq]Hymnum[/aq] zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. [aq]Justus Lipsius[/aq] hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. ([aq]c[/aq] [[aq]Epist. Cent. I 27.[/aq]]) Also haben [aq]Dan. Heinsius[/aq] und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen [aq]Marti[/aq] und [aq]Baccho[/aq], Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten ([aq]d[/aq] [[aq]J. V. Andreae Mythol. man. II 35.[/aq]]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten [aq]Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus[/aq] und mehr andere/ die viel schöne [aq]Carmina[/aq] ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ ([aq]e[/aq] [[aq]à rad.[/aq][hebr.], [aq]amoenus, venustus.[/aq]]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche [aq]Ovidius[/aq] fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten [aq]Torquato Tasso[/aq], welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/
    Eine Fundstelle
    (62-71) [135-144]
    Es ist aber damit nicht ausgemacht/ daß man allein suche die Menschen zu belustigen oder zu schrecken. Die blinde Heiden/ die vom wahren Gott nichts wusten/ haben hierinn gröblich und verdammlich geirret/ und sich nicht gescheuet/ allerhand Bosheiten offentlich vorzustellen/ wann sie nur besagten Zweck erreichen mochten: da dann Schauspieler und Spielschauer miteinander dahin gefahren/ wo sie nun/ auf dem feurigen Schauplatz ihres Götzen Plutons ein ewiges Traurspiel spielen. ¶ 231 Wir Christen sollen/ gleichwie in allen unsren Verrichtungen/ also auch im Schauspiel-schreiben und Schau-spielen das einige Absehen haben/ daß Gott damit geehret/ und der Neben-Mensch zum Guten möge belehrt werden: da dann das Belusten/ [S] in seiner Maße mit folgen kan. Dieser Zweck wird aber nicht beobachtet/ wann man nicht allein solche Schauspiele vorschreibet/ die Gott verunehren/ und den Leser ärgern/ sondern auch dieselben offentlich vorstellet: da manche Matron oder Jungfrau/ die schamhaftig und züchtig in das Spielhaus gegangen/geil und frech wieder nach Haus gehet. Und solches geschihet/ wo nicht durch die HauptSpiele/ doch durch die schändliche Nachspiele: zu welchen man ja/ an stat der Buhlereyen und losen Händel/ andere lustige Materien/ deren ganze Bücher voll im Druck sind/ erwehlen könte. Wann man bedächte/ wie Gott und seine Engel überall zugegen seyen/ alles mit ansehen und anhören/ und wie die Teufel alle unnütze Gebärden und Reden aufzeichnen/ derentwegen dort ewig (wie unser Heiland vorsaget) von ihnen Rechenschaft zu fordern: ich weiß/ die Furcht vor dem Allherheiligsten All-Aug und All-Ohr/ und der Höllen-Schrecken/ würden uns bald den Lust vergehen machen/ solche Up-[S]pigkeit zu üben und anzuschauen. Es ist auch zu bewundern/ daß man in Schulen die Jugend aus dem [aq]Terentio[/aq], der ja alle Laster vorträget/ und nicht vielmehr aus dem [aq]Terentio Christiano Schonaei[/aq]/ und andern guten Büchern/ das Latein lernen lässt: da doch Gott einmal nicht fragen wird/ hast du gut Latein geredet? sondern/ bist du ein guter Christ gewesen?
    Eine Fundstelle
    (336-338) [409-411]
    146 Wir wollen nun die Gedichtarten nach einander beschauen/ und wie solche zu erfinden seyen/ in betrachtung ziehen. Die erste unter denselben sind/ die so-genannte [aq]Hymni[/aq] oder GOtt und den Himmel zu Ehren verfasste Geistliche Lieder: dergleichen zwar billig alle Lieder seyn solten. Droben ist erinnert worden/ wie übel es stehe/ wann ein Christlicher Poet/ die Namen der Heidnischen Götzen/ in seinen Gedichten anführet. Was ist dann erst dieses für ein Ubelstand/ wann man solches thut/ in Geistlichen Liedern und Gedichten/ und also die Lade des [S] Bunds neben den Dagon/ den Belial neben Christum/ setztet? Dergleichen Unform/ erscheinet in diesen Reimen: ¶ Wann soll doch mein Leid sich enden/ ¶ […] ¶ Weil Geistliche Lieder für jederman/ auch für Ungelehrte/ gesetzet werden/ so hat man auch darum diesen Unform zu vermeiden. ¶ 147 Es folget aber hieraus nicht/ daß man/ zum gegenspiel/ in dergleichen Gedichten/ alle Poetische und Figürliche Redzierden hinweg lassen/ und nur schlechthin leblose Reimen leimen und daher lirlen müße. GOtt/ der uns den Verstand und die Rede verliehen/ hat uns ja nicht verboten/ zierlich von und vor ihm zu reden. Er hat auch befohlen/ daß man ihm ja nichts gebrechlichs/ dürres oder dergleichen/ sondern etwas gutes und unmangelhaftes/ opfern solle/ ([aq]a[/aq] [3 B. Mos. 22 V. 22]) sonst [S] werde es nicht angenehm seyn. Und wie solte es können GOtt gefallen/ wann ein fauler Gesell/ der das Gehirne nicht anstrengen mag/ ein rechtschaffenes Gedicht zu verfärtigen/ oder verfärtigen zu lernen/ ein leeres Gewörtel ohne Geist und Andacht/ wie es ihm ungefähr und in der Eile zwischen die Backen und Finger kommet/ auf das Papier sudelt/ und solche Schalen ohne Kern/ wie jener/ ihm aufopfert? ¶ 148 Da auch Geistliche Lieder zu des Nächsten Gebrauch/ und daß auch andere GOtt damit verehren/ geschrieben werden: wie kan/ durch ein solches HülfenLied/ die Andacht bei jemand erwecket und dessen Geist angefeuret werden/ da es ohne Geist und Andacht geschrieben worden? Ich setze/ zum Beispiel/ dieses Geschmiere. ¶ Was sagt König Salomon/ ¶ […]
    Eine Fundstelle
    (189-191) [262-264]
    Der fürtreffliche Poet [aq]Horatius[/aq], hat hierüber diesen ausspruch hinterlassen: ¶ [aq]Neque enim concludere versum * [Horat. ad. Pison.][/aq] ¶ [aq]dixeris esse satis, neque, si quis scribat, uti mos,[/aq] ¶ [aq]sermoni propiora, putes hunc esse Poëtam.[/aq] ¶ [aq]Ingenium cui fit, cui mens divinior atque os[/aq] ¶ [aq]magna sonaturum, do nominis hujus honorem[/aq]. ¶ Nicht gnug ist/ Zeil und Zeil wol binden/ und wol reimen: ¶ Nicht ist Poetisirn/ all Tages-Reden leimen. ¶ Der Geist und Feuer hat/ der höher denkt und redt ¶ als sonst ein PöbelKopf der heist mir ein Poet. ¶ 127 So folget dann hieraus/ daß ein SylbenKlecker und Reimträumer kein Poet sei/ und daß dieser Name viel ein mehres hinter sich habe/ als die Unwissenden ihnen traumen lassen. Bei [S] den Römern/ gienga das Sprüchwort: [aq]Orator fit, Poëta nascitur[/aq]; Rednere werden gemacht/ nämlich durch die Redkunst-Lehre/ aber Poeten werden gebohren. Solches erkläret [aq]Cicero[/aq], da er saget: ([aq]a[/aq] [[aq]Or. pro. Arch.[/aq]]) [aq]Poëtam naturâ valere, & quasi divino spiritu afflari[/aq]; ein Poet werde von der Natur zum dichten gefähigt/ und gleichsam von einer Göttlichen Begeisterung angeflammet. Und anderswo ([aq]b[/aq] [I [aq]Tuscul. quaest.[/aq]]) schreibet er: [aq]Poëtas gravia carmina coelesti instinctu fundere[/aq]; Die Poeten dichten aus Antrieb einer himmlischen Regung. Vielleicht hat er von dem Plato also reden gelernet/ welcher schreibet: ([aq]c[/aq] [[aq]Pl. in Ion[/aq]. [griech.]]) Sie/ die Poeten/ reden nicht aus eignem Kunstvermögen/ sondern durch Kraft eines Göttlichen Triebs. Sie sinds nicht/ die da reden/ dann ihr Geist ist entzückt/ sondern Gott ist es/ der durch sie redet. ¶ 128 Diese Kunst/ ist freilich etwas [S] Göttliches oder Englisches: wie dann zu vermuten ist/ daß die Engel im Himmel/ die Gott immer mit Lobgesang ehren/ fürtreffliche Poeten seyn müßen. Man sihet/ daß mancher Gelehrter/ der das ganze Buch der Weißheit hinein geschlucket/ mit aller seiner Wissenschaft keinen guten Vers zu wege bringen kan: da hingegen mancher geistiger Kopf oftmals ein Gedicht hervor gibet/ das so angenehm redet/ als wann es von Himmel herab geflogen wäre. [aq]Ovidius[/aq]/ der wol ein gebohrner Poet heißen mag/ weil sein Reden in der Kindheit lauter Verse gewesen/ ([aq]d[/aq] [l. 4.[aq]Trist.[/aq]]) hat dieses wol gewust/ und daher also hiervon geschrieben: ¶ [aq]Est Deus in nobis, agitante calescimus illo:[/aq] ¶ [aq]impetus hic sanae femina mentis habet (e[/aq] [l. 6. Fast.] ¶ [aq]Est Deus in nobis, sunt & commercia coeli:[/aq] ¶ [aq]Sedibus atheriis spiritus ille venit. (f[/aq] [l. 3 de A. A.] ¶ D.i. ¶ [aq]Gott weht und webt in uns/ von dem wir brennend werden:[/aq] ¶ [aq]sein Odem ist die Flamm/ die unsre Sinne speist[/aq][S] ¶ [aq]Gott wohnt in uns/ vermählt den Himmel mit der Erden:[/aq] ¶ [aq]von seiner Sternenburg steigt dieser Dichter-Geist.[/aq] ¶ Und um deß willen ist je billig/ daß dieser Göttliche Trieb nicht zu ungöttlichen Sachen verwendet/ und eine so heilige Regung nicht mit den Koht der Eitelkeit bemailigt werde. ¶ 129 Es wird aber/ solcher Göttlichen Begeisterung/ gleichsam durch die Natur der Weg gebahnet/ mit einpflanzung/ sowol eines hurtigen Geistes/ als einer redfärtigen Zunge oder Feder: welches die Griechen die Wolangeborenheit ([griech.]) nennen. Vor allem muß ein Poet seyn Scharfsinnig/ ([griech]) und ihme von einem Dinge mancherlei Bildungen vorstellen können. Dann seine Kunst und das Dichten/ hat den Namen vom Denken/ und fließet aus den Gedanken in die Worte. Die Scharfsinnigkeit/ muß mit der Wolredenheit vereinigt seyn/ welche wol hervorzugeben wisse/ was jene ersonnen: Daher haben die Alten Römer/ aus ihrer Pallas und dem Mercurius/ aus bei-[S]den eine/ Seule gebildet/ und sie auch mit dem Zwidter-Namen [aq]Hermathena[/aq] ([aq]g[/aq] [[griech].] benennet. Die Erfindung aber ist die Seele des Gedichtes/ und dessen Hauptstuck/ daher jener gesagt: mein Gedicht ist färtig/ bis auf die Worte. ¶ 130 Es folget aber hieraus nicht/ daß ein Poet von Natur ein Poet sey/ und ganz keine Belehrung vonnöten habe.
    Eine Fundstelle
    (167-171) [240-244]
    Und daher/ glaubt man nicht ohne Warheit-schein/ hat Jubal anlaß genommen/ wie das Buch der Schöpfung von ihm berichtet/ Geigen zu erfinden/ und aus Rohren/ darein der Wind gepfiffen/ ihme Pfeifen zu schneiden. ¶ 2 Plutarchus nennet die Musik/ eine Göttliche Erfindung: (a [griech.]) gleich als wäre sie/ durch die himmlische Heerschaaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ als ein Vorschmack des Himmels/ auf Erden herab gebracht worden/ damit die Menschen etwas hätten/ womit sie ihr [S] Elend trösten mögen. Indem nun/ des Jubals und Jabals Schüler und Schäferei-genoßen/ also aufspielten und sangen/ ward ihre Schwester/ die schöne Naema/ samit ihren Gespielinen damit herzu gelocket: die dann einen Reihen schlossen/ und nach dem Thon ihrer Seiten- und Pfeifenspiele gedanzet. Als nun selbige Feld-Musikanten in diese Dänzerinnen sich verliebet/ wurden sie veranlaßet/ Liebesklagen zu verfassen und in das Seitenspiel zu singen. Und solcher gestalt hat/ die Liebe/ zu erfindung der Poesy/ den ersten anlaß gegeben. So ein Liebgedichte sol vor alters die Erifanis dem Menalcas/ einem berühmten Jäger/ gemacht und gesungen haben. ¶ 3 Dieses thäten die Cainiten. Löblicher aber verfuhren/ die von der Kirche der Erzvätter. Adam/ der Fürst und Vatter unter denselben/ hat ohnezweifel/ mit seiner Eva im Paradeis unter dem Baum des Lebens/ GOtt ihrem Schöp-[S]fer Lob-gesungen. Nachmals/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten sie ihre Gedanken zu Gott/ schwebten damit im Himmel/ den sie über und vor sich sahen/ betrachteten in den Geschöpfen den Schöpfer/ auch an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an stat der eitlen irdischen Liebe raum zu geben/ dichteten sie Lieder zur Ehre GOttes/ und sungen solche bei Verrichtung des Gottesdienstes/ oder ließen sonst Gesänger voll Tugendlehren erklingen. Diß geschahe/ wie zu vermuhten ist/ in der ersten Welt vor der Sündflut: da man ja nicht in der Beehrung GOttes wird gefeiret haben/ sonderlich in des Henochs Schule/ der ein Göttliches Leben geführet. ¶ 4 Nach der Sündflut/ ist/ vor Mose Zeiten/ keiner Poesy oder einiges Lieds gedacht worden: außer daß sich vermuten lässet/ Noah werde/ nach der Sündflut/ beim Opfer/ ein Lob- und Danklied GOtt zu Ehren gesungen/ und [S] der Schäfer Jacob/ zu Haran in Mesopotamien/ auf der Weide bei den Heerden/ seiner schönen Rahel/ die er innigst geliebet und 14 Jahre um sie gedienet/ manches HirtenLied gedichtet haben. Er wohnte nachmals bei den Thurn Eder/ ([aq]a[/aq] [Gen. 23. V. 21]) nahe bei Betlehem/ welcher Ort ohnezweifel von ihm und seiner SchafeTrift/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselbst seinem GOtte/ der ihn beschirmet und gesegnet/ manches DankLied gesungen haben. Daß aber die Hebreer/ und andre Völker in den Morgenlanden/ Poeten gewesen/ erscheinet aus den vielen in Heil. Schrift aufgeschriebenen Liedern und Psalmen/ wie auch aus des Lügen-Profetens Mahumed Alcoran/ welcher in lauter/ wiewol übel-abgemessenen/ Reimzeilen bestehet: aus welchem letzern abzunehmen ist/ daß die Poeterey bei den Arabern/ der Ebreer Nachbaren/ sehr üblich müße gewesen seyn. [S] ¶ 5 Im Jahr der Welt 2415 ungefähr 800 Jahre nach der Sündflut/ lebte mit 40 Jahren der Poet und Profet Mose/ und wohnte ebensoviel Jahre im Land Midian/ bei einem Brunnen/ dahin er aus Egypten geflohen ware: und daselbst hütetete er der Schafe Jethro/ des Priesters in Midian/ der ihm eine von seeinen sieben Töchtern zum Weibe gegeben. Mit diesen sieben Schäferinnen/ insonderheit mit seiner lieben Zipora/ wird Moses sich oft im Singen auf dem Feld ergetzet haben ([aq]b[/aq] [Ex. 2. V. 15/16/24. C. 2. V. 1]). Dann/ daß er ein Poet gewesen/ ist zu ersehen aus dem schönen DankLied/ damit er Gottes Hülfe gepriesen/ da der Feind seines Volks mit allen seinen in rohten Meer ertrunken: worbei seine Schwester Miriam auch das ihre gethan/ und den andern Frauen/ als Sängerinnen/ vorgesungen ([aq]c[/aq] [Ex. 15. V. 21]). Er sange auch/ kurz vor seinem Tod/ ein langes [S] Lied ([aq]d[/aq] [Deut. 32.)/ darinn er aus Profetischem Geist vorgesaget/ wie das erwehlte Volk von GOtt abfallen würde. Es wird auch der Neunzigste Psalm ihme/ durch die Obschrift/ zugeschrieben/ womit er die in der Wüsten sterbende 600000 Israeliten getröstet. Welchergestalt das Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunn/ ein Liedlein wechselweis gesungen/ hat eben dieser ihr Fürst und Capellmeister nicht unerwehnt lassen können. ([aq]e[/aq] [Num. 21. V 17/18.]) ¶ 6 Ein huntert Jahre nach der Zeit Mose/ thäte sich auch in Griechenland die Poesy herfür/ und zwar erstlich in Bäotien zu Dodona und Delfi: da die Götzen oder vielmehr Teufel/ Jupiter/ und nachmals Apollo/ so in seiner Jugend auch/ wie Mose/ ein Schäfer gewesen/ aus Hölen (aus der Hölle) und zwar allemal in Versen/ geredet/ und den Leuten/ die um künftige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher sie Oracula genennt [S] worden: und soll zu Delphi das erste Weib/ durch welche der Geist geredet/ namens Phemonoe/ die Verse-art/ so bei den Griechen und Lateinern [aq]Hexametri[/aq] heißen/ erfunden haben. Es ist aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Griechen erste Geschichten/ und hat der Höllen Fürst/ als jederzeit Gottes Affe solches von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und nachgedichtet. ¶ 7 Im Jahr der Welt 2620 trate im Volke GOttes hervor/ die Heldin/ Richterin/ Profetin und Poetin Debora: welche mit dem Barak/ nachdem sie die Canaaniter geschlagen/ dem Herrn mit einem schönen Lied dafür gedanket ([aq]f[/aq] [B. Richt. 5.]). Von dieser glaubet man/ daß sie eine von den Sibyllen gewesen: welche auch Poetinen gewesen/ und ihre Weissagungen in Versen geschrieben.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [21-27]
    11 So ist nun klar und wahr/ daß die edle Poesy/ nach der Musik/ die ältste Kunst/ und vor allen andern Künsten am ersten sei erfun-[S]den worden/ da noch keine Gottes-Staats-Verstand-Tugend-oder Natur-Lehre am tag gewesen. Ja es sind/ von dieser/ nach und nach die andere Wissenschaften entsprungen. Es hat ja Orfeus/ der ältsten Griechischen Poeten einer und unter den Heiden der erste [aq]Theologus[/aq], die Götter mit [aq]Hymnis[/aq] und Liedern verehret/ und nach dem Vorspiel Amfons/ mit seinen Poetischen Sitten- und Tugend-Lehren/ die wilde in Wäldern und auf Bergen herum schweiffende verstreute Leute/ in Dörfer/ Märkte und Städte zuhauf gesammlet/ und in das Band Menschlicher Gesellschaft eingefangen: daher von ihm die Fabel entstanden/ er habe mit seinem Sing- und Seitenspiel/ die Thiere/ Steine und Bäume an sich gezogen. Die Poesy ist freilich die Kunst/ so mit den Gottes-Liedern angefangen. Sie ist die rechte Pallas/ von deren die Griechen gedichtet/ daß Jupiter sie aus seinem Gehirne [S] gebohren habe: wie dann alle Weißheit von GOtt kommet. ¶ 12 Die Heiden wusten dieses: darum haben sie/ nicht nur eine Pallas oder KunstGöttin/ sondern auch einen Apollo oder Vorsteher der neun Musen erdichtet/ ihm eine Cyther in die Hand/ und die Berge Parnassus und Helikon zur Wohnung gegeben/ einen Brunn daraus herabfließen gemacht/ und vorgegeben/ man trinke Geist-Feuer mit selbigem Wasser in sich/ und man erwache ein guter Poet/ wann man auf dieser Berge einem eingeschlaffen. Dieses hat/ der Feind und Affe Gottes/ von David dem König und Poeten abgesehen: welcher viel Sänger und Poeten/ als Musen/ um und unter sich gehabt/ auf dem Berg Sion gewohnt/ daraus der Brunn Siloha gefloßen/ auf der Harffen gespielet/ und in deren Thon viel Psalmen gesungen. Im I SchäferGedichte des II Theils der Pegnesis/ der Norische Parnaß [S] genannt/ wird dieses umständlicher ausgeführet. ¶ 13 Von den Brunnen insonderheit/ ist bei den Heiden viel Aberglaube gewesen/ und haben sie dieselben/ weil sie also unabläßig rinnen und ihren Lauf behalten/ für Göttlich gehalten/ auch ihneu Nymfen und Najaden zu Vorsteherinnen zugeeignet. Daß aber ein Brunn den Geist der Poesy eingießen soll/ scheinet daher entsprungen zu seyn. In der ersten Welt/ wann die Weibspersonen bei den Brunnen/ um Badens willen/ zusammen kamen/ haben sie die Mannspersonen nach sich gezogen/ welche/ ihre Leibsschönheit zu beschauen/ begierig gewesen: dergleichen mit der Diana und ihren Nymfen/ und mit dem Actäon/ sich zugetragen. Weil nun/ durch solche Anschauung/ in den Herzen der Mannspersonen die Liebe angezündet worden/ haben sie mit Gesang-Rede derselben Weibsbilder Schönheit gepriesen/ und [S] um deren Holdschaft angesuchet. Daher entstunde die Sage und Fabel/ man lerne bei den Brunnen ein Poet seyn/ schöpfe und trinke diese Kunst (mit den Augen/ aber nicht mit dem Munde) aus denselben. Also haben die heilige Hirten Jacob und Mose/ bei Brunnen/ ihre Schönen gefunden die sie hernach geliebet und mit Liedern beehret: wie dann auch sonst gemeinlich junge Poeten/ mit Liebssachen/ zu poetisiren anfangen. Sidonius verlachet solche Brunn-Poeten/ und saget/ Ein Gedichte müße/ nicht aus dem Strom/ sondern aus der Stirn hervorschwitzen. ([aq]l[/aq] [[aq]Carmen non tàm fonte, quàm fronte Sudari[/aq]. I. 8. Cp. 3.]) ¶ 14 Es ist aber ein anderes Wasser/ mit welchem die Dicht-fähigkeit einfließet/ nämlich die Feuer-Flut des himlischen Geistes/ von welchem Plato also redet: Das Gemüte kan keine Brut empfangen oder gebähren/ es werde dann durch einen Strom von Himmel herab über-[S]gossen und beschwämmet. Der Himmel/ oder die Wohnung der Herrlichkeit Gottes/ wo nicht nur Neune/ sondern viel 1000000 Musen wohnen und ein LobLied nach dem andern anstimmen/ ist der rechte Parnassus/ daraus diese Geistes-Flut erqwillet und herabschießet. Gleichwie aber das von oben abfallende Wasser/ wann es durch Röhren in ein Brunngefäß geleitet wird/ in demselben wieder empor und hervorspringet: also soll die DichtKunst/ weil sie vom Himmel einfließet/ wieder gen Himmel steigen und Gott zu Ehren verwendet werden. Sind also die Poeten himlische Spring Brunnen/ oder sie sollen solche seyn/ und das Himmels-Flut Feuer nicht Irdisch verwenden: worauf mit dem Titel-Sinnbild gezielet worden/ da die Poesy und Andacht/ als die wahre Uranie in zweyen Personen/ vor einem solchen Brunnen sitzet. Solcher gestalt wird/ die Erde/ zum Echo und Gegenhall des Him-[S]mels/ und GOtt/ wie billig/ droben und hierunten beehret. ¶ 15 Es haben jederzeit Welt-Hohe sich gefunden/ die nicht allein die Poesy geliebt/ sondern auch selber Poeten gewesen. Waren nicht/ wie erwehnt/ David und Salomon große Könige?
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [33-39]
    50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. ([aq]a[/aq] [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ [aq]Homerus[/aq], unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit [aq]Virgilio, Ovidio[/aq] und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon [aq]juvans pater[/aq], ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. ([aq]b[/aq] [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. [aq]Hubertus Golzius[/aq] hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen [aq]Mercurio[/aq] einen [aq]Hymnum[/aq] zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. [aq]Justus Lipsius[/aq] hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. ([aq]c[/aq] [[aq]Epist. Cent. I 27.[/aq]]) Also haben [aq]Dan. Heinsius[/aq] und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen [aq]Marti[/aq] und [aq]Baccho[/aq], Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten ([aq]d[/aq] [[aq]J. V. Andreae Mythol. man. II 35.[/aq]]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten [aq]Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus[/aq] und mehr andere/ die viel schöne [aq]Carmina[/aq] ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ ([aq]e[/aq] [[aq]à rad.[/aq][hebr.], [aq]amoenus, venustus.[/aq]]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche [aq]Ovidius[/aq] fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten [aq]Torquato Tasso[/aq], welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/
    Eine Fundstelle
    (62-71) [135-144]
    50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. ([aq]a[/aq] [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ [aq]Homerus[/aq], unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit [aq]Virgilio, Ovidio[/aq] und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon [aq]juvans pater[/aq], ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. ([aq]b[/aq] [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. [aq]Hubertus Golzius[/aq] hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen [aq]Mercurio[/aq] einen [aq]Hymnum[/aq] zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. [aq]Justus Lipsius[/aq] hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. ([aq]c[/aq] [[aq]Epist. Cent. I 27.[/aq]]) Also haben [aq]Dan. Heinsius[/aq] und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen [aq]Marti[/aq] und [aq]Baccho[/aq], Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten ([aq]d[/aq] [[aq]J. V. Andreae Mythol. man. II 35.[/aq]]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten [aq]Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus[/aq] und mehr andere/ die viel schöne [aq]Carmina[/aq] ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ ([aq]e[/aq] [[aq]à rad.[/aq][hebr.], [aq]amoenus, venustus.[/aq]]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche [aq]Ovidius[/aq] fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten [aq]Torquato Tasso[/aq], welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/
    Eine Fundstelle
    (62-71) [135-144]
    Es ist aber damit nicht ausgemacht/ daß man allein suche die Menschen zu belustigen oder zu schrecken. Die blinde Heiden/ die vom wahren Gott nichts wusten/ haben hierinn gröblich und verdammlich geirret/ und sich nicht gescheuet/ allerhand Bosheiten offentlich vorzustellen/ wann sie nur besagten Zweck erreichen mochten: da dann Schauspieler und Spielschauer miteinander dahin gefahren/ wo sie nun/ auf dem feurigen Schauplatz ihres Götzen Plutons ein ewiges Traurspiel spielen. ¶ 231 Wir Christen sollen/ gleichwie in allen unsren Verrichtungen/ also auch im Schauspiel-schreiben und Schau-spielen das einige Absehen haben/ daß Gott damit geehret/ und der Neben-Mensch zum Guten möge belehrt werden: da dann das Belusten/ [S] in seiner Maße mit folgen kan. Dieser Zweck wird aber nicht beobachtet/ wann man nicht allein solche Schauspiele vorschreibet/ die Gott verunehren/ und den Leser ärgern/ sondern auch dieselben offentlich vorstellet: da manche Matron oder Jungfrau/ die schamhaftig und züchtig in das Spielhaus gegangen/geil und frech wieder nach Haus gehet. Und solches geschihet/ wo nicht durch die HauptSpiele/ doch durch die schändliche Nachspiele: zu welchen man ja/ an stat der Buhlereyen und losen Händel/ andere lustige Materien/ deren ganze Bücher voll im Druck sind/ erwehlen könte. Wann man bedächte/ wie Gott und seine Engel überall zugegen seyen/ alles mit ansehen und anhören/ und wie die Teufel alle unnütze Gebärden und Reden aufzeichnen/ derentwegen dort ewig (wie unser Heiland vorsaget) von ihnen Rechenschaft zu fordern: ich weiß/ die Furcht vor dem Allherheiligsten All-Aug und All-Ohr/ und der Höllen-Schrecken/ würden uns bald den Lust vergehen machen/ solche Up-[S]pigkeit zu üben und anzuschauen. Es ist auch zu bewundern/ daß man in Schulen die Jugend aus dem [aq]Terentio[/aq], der ja alle Laster vorträget/ und nicht vielmehr aus dem [aq]Terentio Christiano Schonaei[/aq]/ und andern guten Büchern/ das Latein lernen lässt: da doch Gott einmal nicht fragen wird/ hast du gut Latein geredet? sondern/ bist du ein guter Christ gewesen?
    Eine Fundstelle
    (336-338) [409-411]
    11 So ist nun klar und wahr/ daß die edle Poesy/ nach der Musik/ die ältste Kunst/ und vor allen andern Künsten am ersten sei erfun-[S]den worden/ da noch keine Gottes-Staats-Verstand-Tugend-oder Natur-Lehre am tag gewesen. Ja es sind/ von dieser/ nach und nach die andere Wissenschaften entsprungen. Es hat ja Orfeus/ der ältsten Griechischen Poeten einer und unter den Heiden der erste [aq]Theologus[/aq], die Götter mit [aq]Hymnis[/aq] und Liedern verehret/ und nach dem Vorspiel Amfons/ mit seinen Poetischen Sitten- und Tugend-Lehren/ die wilde in Wäldern und auf Bergen herum schweiffende verstreute Leute/ in Dörfer/ Märkte und Städte zuhauf gesammlet/ und in das Band Menschlicher Gesellschaft eingefangen: daher von ihm die Fabel entstanden/ er habe mit seinem Sing- und Seitenspiel/ die Thiere/ Steine und Bäume an sich gezogen. Die Poesy ist freilich die Kunst/ so mit den Gottes-Liedern angefangen. Sie ist die rechte Pallas/ von deren die Griechen gedichtet/ daß Jupiter sie aus seinem Gehirne [S] gebohren habe: wie dann alle Weißheit von GOtt kommet. ¶ 12 Die Heiden wusten dieses: darum haben sie/ nicht nur eine Pallas oder KunstGöttin/ sondern auch einen Apollo oder Vorsteher der neun Musen erdichtet/ ihm eine Cyther in die Hand/ und die Berge Parnassus und Helikon zur Wohnung gegeben/ einen Brunn daraus herabfließen gemacht/ und vorgegeben/ man trinke Geist-Feuer mit selbigem Wasser in sich/ und man erwache ein guter Poet/ wann man auf dieser Berge einem eingeschlaffen. Dieses hat/ der Feind und Affe Gottes/ von David dem König und Poeten abgesehen: welcher viel Sänger und Poeten/ als Musen/ um und unter sich gehabt/ auf dem Berg Sion gewohnt/ daraus der Brunn Siloha gefloßen/ auf der Harffen gespielet/ und in deren Thon viel Psalmen gesungen. Im I SchäferGedichte des II Theils der Pegnesis/ der Norische Parnaß [S] genannt/ wird dieses umständlicher ausgeführet. ¶ 13 Von den Brunnen insonderheit/ ist bei den Heiden viel Aberglaube gewesen/ und haben sie dieselben/ weil sie also unabläßig rinnen und ihren Lauf behalten/ für Göttlich gehalten/ auch ihneu Nymfen und Najaden zu Vorsteherinnen zugeeignet. Daß aber ein Brunn den Geist der Poesy eingießen soll/ scheinet daher entsprungen zu seyn. In der ersten Welt/ wann die Weibspersonen bei den Brunnen/ um Badens willen/ zusammen kamen/ haben sie die Mannspersonen nach sich gezogen/ welche/ ihre Leibsschönheit zu beschauen/ begierig gewesen: dergleichen mit der Diana und ihren Nymfen/ und mit dem Actäon/ sich zugetragen. Weil nun/ durch solche Anschauung/ in den Herzen der Mannspersonen die Liebe angezündet worden/ haben sie mit Gesang-Rede derselben Weibsbilder Schönheit gepriesen/ und [S] um deren Holdschaft angesuchet. Daher entstunde die Sage und Fabel/ man lerne bei den Brunnen ein Poet seyn/ schöpfe und trinke diese Kunst (mit den Augen/ aber nicht mit dem Munde) aus denselben. Also haben die heilige Hirten Jacob und Mose/ bei Brunnen/ ihre Schönen gefunden die sie hernach geliebet und mit Liedern beehret: wie dann auch sonst gemeinlich junge Poeten/ mit Liebssachen/ zu poetisiren anfangen. Sidonius verlachet solche Brunn-Poeten/ und saget/ Ein Gedichte müße/ nicht aus dem Strom/ sondern aus der Stirn hervorschwitzen. ([aq]l[/aq] [[aq]Carmen non tàm fonte, quàm fronte Sudari[/aq]. I. 8. Cp. 3.]) ¶ 14 Es ist aber ein anderes Wasser/ mit welchem die Dicht-fähigkeit einfließet/ nämlich die Feuer-Flut des himlischen Geistes/ von welchem Plato also redet: Das Gemüte kan keine Brut empfangen oder gebähren/ es werde dann durch einen Strom von Himmel herab über-[S]gossen und beschwämmet. Der Himmel/ oder die Wohnung der Herrlichkeit Gottes/ wo nicht nur Neune/ sondern viel 1000000 Musen wohnen und ein LobLied nach dem andern anstimmen/ ist der rechte Parnassus/ daraus diese Geistes-Flut erqwillet und herabschießet. Gleichwie aber das von oben abfallende Wasser/ wann es durch Röhren in ein Brunngefäß geleitet wird/ in demselben wieder empor und hervorspringet: also soll die DichtKunst/ weil sie vom Himmel einfließet/ wieder gen Himmel steigen und Gott zu Ehren verwendet werden. Sind also die Poeten himlische Spring Brunnen/ oder sie sollen solche seyn/ und das Himmels-Flut Feuer nicht Irdisch verwenden: worauf mit dem Titel-Sinnbild gezielet worden/ da die Poesy und Andacht/ als die wahre Uranie in zweyen Personen/ vor einem solchen Brunnen sitzet. Solcher gestalt wird/ die Erde/ zum Echo und Gegenhall des Him-[S]mels/ und GOtt/ wie billig/ droben und hierunten beehret. ¶ 15 Es haben jederzeit Welt-Hohe sich gefunden/ die nicht allein die Poesy geliebt/ sondern auch selber Poeten gewesen. Waren nicht/ wie erwehnt/ David und Salomon große Könige?
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [33-39]
    146 Wir wollen nun die Gedichtarten nach einander beschauen/ und wie solche zu erfinden seyen/ in betrachtung ziehen. Die erste unter denselben sind/ die so-genannte [aq]Hymni[/aq] oder GOtt und den Himmel zu Ehren verfasste Geistliche Lieder: dergleichen zwar billig alle Lieder seyn solten. Droben ist erinnert worden/ wie übel es stehe/ wann ein Christlicher Poet/ die Namen der Heidnischen Götzen/ in seinen Gedichten anführet. Was ist dann erst dieses für ein Ubelstand/ wann man solches thut/ in Geistlichen Liedern und Gedichten/ und also die Lade des [S] Bunds neben den Dagon/ den Belial neben Christum/ setztet? Dergleichen Unform/ erscheinet in diesen Reimen: ¶ Wann soll doch mein Leid sich enden/ ¶ […] ¶ Weil Geistliche Lieder für jederman/ auch für Ungelehrte/ gesetzet werden/ so hat man auch darum diesen Unform zu vermeiden. ¶ 147 Es folget aber hieraus nicht/ daß man/ zum gegenspiel/ in dergleichen Gedichten/ alle Poetische und Figürliche Redzierden hinweg lassen/ und nur schlechthin leblose Reimen leimen und daher lirlen müße. GOtt/ der uns den Verstand und die Rede verliehen/ hat uns ja nicht verboten/ zierlich von und vor ihm zu reden. Er hat auch befohlen/ daß man ihm ja nichts gebrechlichs/ dürres oder dergleichen/ sondern etwas gutes und unmangelhaftes/ opfern solle/ ([aq]a[/aq] [3 B. Mos. 22 V. 22]) sonst [S] werde es nicht angenehm seyn. Und wie solte es können GOtt gefallen/ wann ein fauler Gesell/ der das Gehirne nicht anstrengen mag/ ein rechtschaffenes Gedicht zu verfärtigen/ oder verfärtigen zu lernen/ ein leeres Gewörtel ohne Geist und Andacht/ wie es ihm ungefähr und in der Eile zwischen die Backen und Finger kommet/ auf das Papier sudelt/ und solche Schalen ohne Kern/ wie jener/ ihm aufopfert? ¶ 148 Da auch Geistliche Lieder zu des Nächsten Gebrauch/ und daß auch andere GOtt damit verehren/ geschrieben werden: wie kan/ durch ein solches HülfenLied/ die Andacht bei jemand erwecket und dessen Geist angefeuret werden/ da es ohne Geist und Andacht geschrieben worden? Ich setze/ zum Beispiel/ dieses Geschmiere. ¶ Was sagt König Salomon/ ¶ […]
    Eine Fundstelle
    (189-191) [262-264]
    146 Wir wollen nun die Gedichtarten nach einander beschauen/ und wie solche zu erfinden seyen/ in betrachtung ziehen. Die erste unter denselben sind/ die so-genannte [aq]Hymni[/aq] oder GOtt und den Himmel zu Ehren verfasste Geistliche Lieder: dergleichen zwar billig alle Lieder seyn solten. Droben ist erinnert worden/ wie übel es stehe/ wann ein Christlicher Poet/ die Namen der Heidnischen Götzen/ in seinen Gedichten anführet. Was ist dann erst dieses für ein Ubelstand/ wann man solches thut/ in Geistlichen Liedern und Gedichten/ und also die Lade des [S] Bunds neben den Dagon/ den Belial neben Christum/ setztet? Dergleichen Unform/ erscheinet in diesen Reimen: ¶ Wann soll doch mein Leid sich enden/ ¶ […] ¶ Weil Geistliche Lieder für jederman/ auch für Ungelehrte/ gesetzet werden/ so hat man auch darum diesen Unform zu vermeiden. ¶ 147 Es folget aber hieraus nicht/ daß man/ zum gegenspiel/ in dergleichen Gedichten/ alle Poetische und Figürliche Redzierden hinweg lassen/ und nur schlechthin leblose Reimen leimen und daher lirlen müße. GOtt/ der uns den Verstand und die Rede verliehen/ hat uns ja nicht verboten/ zierlich von und vor ihm zu reden. Er hat auch befohlen/ daß man ihm ja nichts gebrechlichs/ dürres oder dergleichen/ sondern etwas gutes und unmangelhaftes/ opfern solle/ ([aq]a[/aq] [3 B. Mos. 22 V. 22]) sonst [S] werde es nicht angenehm seyn. Und wie solte es können GOtt gefallen/ wann ein fauler Gesell/ der das Gehirne nicht anstrengen mag/ ein rechtschaffenes Gedicht zu verfärtigen/ oder verfärtigen zu lernen/ ein leeres Gewörtel ohne Geist und Andacht/ wie es ihm ungefähr und in der Eile zwischen die Backen und Finger kommet/ auf das Papier sudelt/ und solche Schalen ohne Kern/ wie jener/ ihm aufopfert? ¶ 148 Da auch Geistliche Lieder zu des Nächsten Gebrauch/ und daß auch andere GOtt damit verehren/ geschrieben werden: wie kan/ durch ein solches HülfenLied/ die Andacht bei jemand erwecket und dessen Geist angefeuret werden/ da es ohne Geist und Andacht geschrieben worden? Ich setze/ zum Beispiel/ dieses Geschmiere. ¶ Was sagt König Salomon/ ¶ […]
    Eine Fundstelle
    (189-191) [262-264]
    Eine Fundstelle
    (205) [278]
    159 Es ist zu beklagen/ daß bei Christlichen Hochzeiten/ meist nur von Uppigkeit geredet wird/ und der HochzeitGedichte absehen ist/ allein Braut und Bräutigam/ samt den Gästen/ mit (oft-schandbaren) ScherzReden zu ergetzen. Es ist ja der Ehestand ein heiliger Stand/ von Gott selbst/ noch im Stand der Unschuld/ eingesezt/ und der nicht allein vielen Lastern wehret/ sondern auch das Reich des Himmels mit seel. Bürgern anfüllet/ und die Welt fortpflanzet. So solte er demnach billig mit Gebet und Ardacht/ gleichwie von den Verlobten angefangen/ also auch von andern eingesegnet werden. Da solte man anführen die schöne Exempel der Heiligen/ wie Adam [S] mit Eva bei dem Hochzeitgesang der Engel/ Isaac mit Rebecca da er ausgegangen zu beten/ Jacob mit Rahel nach großer Mühe und Arbeit/ gleichwie auch Tobias und Sara/ vermählet worden/ und wie Christus dem HochzeitFest zu Cana beigewohnet/ und dasselbige gesegnet: welcher dann billig/ vor allem andern/ zu einer jeden Christlichen Hochzeit soll eingeladen/ und bei der Hochzeit also tractirt werden/ daß er lust bekomme/ der neuen Eheleute ihr Hausgenoß zu bleiben. Man könte auch jedesmal einen Spruch aus H. Schrift/ der vom Ehestand handelt/ unter die Feder nehmen/ und mit einem Geistlichen Gedicht erklären: Insonderheit aber anführen/ wie der Ehestand mit Christi Liebe gegen seiner Gemeine von S. Paulo*[Ephes. 5 V. 25 seqq.] verglichen werde. Kein zweifel ist/ daß die Ehen viel gesegneter seyn und bäßer ersprießen/ wann sie also mit Gott angefangen würden. ¶ 160 Dißorts ein Beispiel zu geben/ weil/ die Menschwerdung des Ewigen [S] und einigen Sohns GOttes JEsu Christi/ sich wol eine ¶ Vermählung der Himlischen Gottheit mit der Irdischen Menschheit ¶ nennen lässet/ wird solche als eine Geistliche Hochzeit/ mit folgendem Gedichte besungen. ¶ Diß ist der Tag/ das Wunder-Fest/ […] [S] […] ¶ 161 Ich will hier noch beibringen einen Christlichen Hochzeitwunsch/ mit welchen ich vor 25 Jahren Herrn Joachim Pipenburg/ bei der wollöbl. Stadt Lüneburg vornehmen Ratsherrn und Gerichts Präsidenten/ verehret. Weil selbiger in einem siebenständigen Sinnbilde bestehet/ und von den Sinnbildern dißorts noch nichts gesaget worden/ so ist zu wissen/ daß selbige mit den GleichnisReden (S § 68 im I Buch 7 Cap.) eine große Verwandschaft haben/ und in selbigen dreien Stücken/ nämlich in der Sache/ von der man redet/ in dem Gleichenden/ und in der Gleichis/ bestehen.
    Eine Fundstelle
    (207-212) [280-285]
    Sonsten wird deren sonderbare Zierde darinn gesuchet/ wann ein [aq]Hemistichion[/aq] oder halb Vers aus einem bekannten Redner oder Poeten/ oder ein kurzer Spruch aus heiliger Schrift/ darzu genommen wird. Dergleichen hat das Zweite SchäferGedicht des Zweiten Theils der Pegnesis: da der Danae Fabel-Thurn/ mit Gold beregnet/ den Him-[S]melSegen anwünschet/ mit der Beischrift aus [aq]Horatij XVI Ode III[/aq] Buchs V. 8. ¶ [aq]Converso in precum Deo[/aq] ¶ und des Teutschen BibelSpruchs I B. Mos. 15. V. I. Ich bin dein sehr grosser Lohn. ¶ 164 Vor-erwehntes Siebenständiges Hochzeit-Sinnbild/ zeiget I ein beladenes Karrgeschier mit einem zerbrochenen Rad/ da ein Engel-Knab ein neues anstecket: den wieder-vermählten Witwerstand bemerkend. Das Wort ist/ ¶ Komt Eins ihm wieder bei; ¶ Und die Erklärung: ¶ Was ist diß Leben hier? Ein Leidbeladener Wagen/ […] [S] […] ¶ 165 Das zweite [aq]Emblema[/aq] machten zwei SaumRosse/ deren eines unter der aufgebürdeten Last erliget/ dazwischen ein EngelKnab stehend ihme die Last zum theil ab- und dem andern Roß´aufbürdet; mit der Schrift: ¶ Viel leichter tragen Zwei. ¶ Solches wird erkläret/ durch folgende Zeilen: ¶ Freilich sind wir Roß’ und Mäuler. Sünde hat uns eine Last/ […][S] […] ¶ 166 Das dritte [aq]Emblema[/aq], bringet durch eine Hand aus der Wolken/ auf einer güldnen Schale/ eine köstliche Perle/ darunter ligt ein Herz mit dem Namen GOttes bezeichnet: ausbildend die Sprüche/ daß ein Tugendsam Weib edler dann/ Gold und Perlen sei/ vom HErrn komme/ und dem gegeben werde der GOtt fürchtet. ([aq]a[/aq] [Sir. 7 V. 21 c. 26 V. 3 Spr. 31 V. 10 c. 19 V. 14]) Diß erkläret folgender Spruch/ samt den Versen: ¶ GOtt dieses Gut verleih! ¶ Ein Weib/ das reich an Witz und Tugend-Haab/
    Eine Fundstelle
    (214-217) [287-290]
    Mit denselben haben eine große Verwandschaft/ die KlagLieder oder [aq]Threni[/aq]: also benamet/ weil sie gleichsam mit Threnen geschrieben werden. Es wird damit der Untergang/ nicht allein großer Leu-[S]te/ sondern auch der Städte und Länder beschrieben: dergleichen sind/ die KlagLieder des Profeten Jeremiae/ womit er dem verstörten Jerusalem und Tempel zu Grab gesungen/ welche unser Gekrönter gar schön und beweglich Vers-geteutschet. ¶ 170 Diese Lieder sind recht Poetisch gesetzet/ klagen und reden schön figürlich/ wemmern beweglich/ und sagen alles/ was zu dieser Materie dienlich ist. Dann erstlich beschreibet er die Verwüstung der Stadt und des Landes/ die hinmordung und entführung der Inwohner/ und wie sie ihren Nachbaren ein Spott worden. Dieser Verderbnis/ hält er entgegen/ den vorigen Wolstand. Er bekennet/ daß man solchen Jammer mit Unbusfärtigkeit herbei gezogen: weswegen jeder/ nicht wider den Verderber/ sondern über seine eigne Sünden/ zu murren habe. Er erkennet/ daß diese Straffe von GOtt komme/ der sie/ aus dem Himmel ihrer Glückseeligkeit/ auf die Erde alles Elends geworfen. Er wünschet/ daß GOtt die stolzen Verfolger/ weil [S] sie damit seine Ehre nicht suchen/ sondern allein ihren Frefel üben/ auch also zurichten wolle. Er klaget zwar/ daß GOtt sich versteckt habe/ und kein Gebet zu ihm hindurch wolle. Er tröstet aber hierbei/ daß die Güte des HErrn alle Morgen neu und seine Treu groß sei; daß er nicht ewiglich verstoße/ sondern sich wieder erbarme/ und die Menschen nicht von herzen plage. Darum beschließet er/ es sage ihm sein Herz/ und er hoffe/ daß GOtt an sie gedenken/ sie wieder zu ihm bringen und heimkommen lassen werde. ¶ 171 GOtt bewahre unser Teutschland/ für der Juden Sünde und deren Straffe/ und verhüte/ daß kein Jeremias dergleichen KlagLieder zu verfassen Ursach gewinne. Es ist aber/ solang die Welt stehet/ keine größere Verheerung geschehen/ als da Juden und Heiden sich an den Menschen gesmacht/ in welchen die Fülle der Gottheit/ als in dem rechten Jerusalem/ wohnet/ und ihn am Stamm des Creutzes schmerzlich sterben gemacht. Demnach/ zum Beispiel eines KlagLieds/ [S] werden hiermit angeführet/ diese ¶ Unter dem Creutz Christi vergossene Creutz-Threnen.
    Eine Fundstelle
    (220-223) [293-296]
    Eine Fundstelle
    (228-229) [301-302]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [8]
    Und daher/ glaubt man nicht ohne Warheit-schein/ hat Jubal anlaß genommen/ wie das Buch der Schöpfung von ihm berichtet/ Geigen zu erfinden/ und aus Rohren/ darein der Wind gepfiffen/ ihme Pfeifen zu schneiden. ¶ 2 Plutarchus nennet die Musik/ eine Göttliche Erfindung: (a [griech.]) gleich als wäre sie/ durch die himmlische Heerschaaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ als ein Vorschmack des Himmels/ auf Erden herab gebracht worden/ damit die Menschen etwas hätten/ womit sie ihr [S] Elend trösten mögen. Indem nun/ des Jubals und Jabals Schüler und Schäferei-genoßen/ also aufspielten und sangen/ ward ihre Schwester/ die schöne Naema/ samit ihren Gespielinen damit herzu gelocket: die dann einen Reihen schlossen/ und nach dem Thon ihrer Seiten- und Pfeifenspiele gedanzet. Als nun selbige Feld-Musikanten in diese Dänzerinnen sich verliebet/ wurden sie veranlaßet/ Liebesklagen zu verfassen und in das Seitenspiel zu singen. Und solcher gestalt hat/ die Liebe/ zu erfindung der Poesy/ den ersten anlaß gegeben. So ein Liebgedichte sol vor alters die Erifanis dem Menalcas/ einem berühmten Jäger/ gemacht und gesungen haben. ¶ 3 Dieses thäten die Cainiten. Löblicher aber verfuhren/ die von der Kirche der Erzvätter. Adam/ der Fürst und Vatter unter denselben/ hat ohnezweifel/ mit seiner Eva im Paradeis unter dem Baum des Lebens/ GOtt ihrem Schöp-[S]fer Lob-gesungen. Nachmals/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten sie ihre Gedanken zu Gott/ schwebten damit im Himmel/ den sie über und vor sich sahen/ betrachteten in den Geschöpfen den Schöpfer/ auch an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an stat der eitlen irdischen Liebe raum zu geben/ dichteten sie Lieder zur Ehre GOttes/ und sungen solche bei Verrichtung des Gottesdienstes/ oder ließen sonst Gesänger voll Tugendlehren erklingen. Diß geschahe/ wie zu vermuhten ist/ in der ersten Welt vor der Sündflut: da man ja nicht in der Beehrung GOttes wird gefeiret haben/ sonderlich in des Henochs Schule/ der ein Göttliches Leben geführet. ¶ 4 Nach der Sündflut/ ist/ vor Mose Zeiten/ keiner Poesy oder einiges Lieds gedacht worden: außer daß sich vermuten lässet/ Noah werde/ nach der Sündflut/ beim Opfer/ ein Lob- und Danklied GOtt zu Ehren gesungen/ und [S] der Schäfer Jacob/ zu Haran in Mesopotamien/ auf der Weide bei den Heerden/ seiner schönen Rahel/ die er innigst geliebet und 14 Jahre um sie gedienet/ manches HirtenLied gedichtet haben. Er wohnte nachmals bei den Thurn Eder/ ([aq]a[/aq] [Gen. 23. V. 21]) nahe bei Betlehem/ welcher Ort ohnezweifel von ihm und seiner SchafeTrift/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselbst seinem GOtte/ der ihn beschirmet und gesegnet/ manches DankLied gesungen haben. Daß aber die Hebreer/ und andre Völker in den Morgenlanden/ Poeten gewesen/ erscheinet aus den vielen in Heil. Schrift aufgeschriebenen Liedern und Psalmen/ wie auch aus des Lügen-Profetens Mahumed Alcoran/ welcher in lauter/ wiewol übel-abgemessenen/ Reimzeilen bestehet: aus welchem letzern abzunehmen ist/ daß die Poeterey bei den Arabern/ der Ebreer Nachbaren/ sehr üblich müße gewesen seyn. [S] ¶ 5 Im Jahr der Welt 2415 ungefähr 800 Jahre nach der Sündflut/ lebte mit 40 Jahren der Poet und Profet Mose/ und wohnte ebensoviel Jahre im Land Midian/ bei einem Brunnen/ dahin er aus Egypten geflohen ware: und daselbst hütetete er der Schafe Jethro/ des Priesters in Midian/ der ihm eine von seeinen sieben Töchtern zum Weibe gegeben. Mit diesen sieben Schäferinnen/ insonderheit mit seiner lieben Zipora/ wird Moses sich oft im Singen auf dem Feld ergetzet haben ([aq]b[/aq] [Ex. 2. V. 15/16/24. C. 2. V. 1]). Dann/ daß er ein Poet gewesen/ ist zu ersehen aus dem schönen DankLied/ damit er Gottes Hülfe gepriesen/ da der Feind seines Volks mit allen seinen in rohten Meer ertrunken: worbei seine Schwester Miriam auch das ihre gethan/ und den andern Frauen/ als Sängerinnen/ vorgesungen ([aq]c[/aq] [Ex. 15. V. 21]). Er sange auch/ kurz vor seinem Tod/ ein langes [S] Lied ([aq]d[/aq] [Deut. 32.)/ darinn er aus Profetischem Geist vorgesaget/ wie das erwehlte Volk von GOtt abfallen würde. Es wird auch der Neunzigste Psalm ihme/ durch die Obschrift/ zugeschrieben/ womit er die in der Wüsten sterbende 600000 Israeliten getröstet. Welchergestalt das Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunn/ ein Liedlein wechselweis gesungen/ hat eben dieser ihr Fürst und Capellmeister nicht unerwehnt lassen können. ([aq]e[/aq] [Num. 21. V 17/18.]) ¶ 6 Ein huntert Jahre nach der Zeit Mose/ thäte sich auch in Griechenland die Poesy herfür/ und zwar erstlich in Bäotien zu Dodona und Delfi: da die Götzen oder vielmehr Teufel/ Jupiter/ und nachmals Apollo/ so in seiner Jugend auch/ wie Mose/ ein Schäfer gewesen/ aus Hölen (aus der Hölle) und zwar allemal in Versen/ geredet/ und den Leuten/ die um künftige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher sie Oracula genennt [S] worden: und soll zu Delphi das erste Weib/ durch welche der Geist geredet/ namens Phemonoe/ die Verse-art/ so bei den Griechen und Lateinern [aq]Hexametri[/aq] heißen/ erfunden haben. Es ist aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Griechen erste Geschichten/ und hat der Höllen Fürst/ als jederzeit Gottes Affe solches von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und nachgedichtet. ¶ 7 Im Jahr der Welt 2620 trate im Volke GOttes hervor/ die Heldin/ Richterin/ Profetin und Poetin Debora: welche mit dem Barak/ nachdem sie die Canaaniter geschlagen/ dem Herrn mit einem schönen Lied dafür gedanket ([aq]f[/aq] [B. Richt. 5.]). Von dieser glaubet man/ daß sie eine von den Sibyllen gewesen: welche auch Poetinen gewesen/ und ihre Weissagungen in Versen geschrieben.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [21-27]
    Auf die Debora folgte/ nach 200 Jahren/ im heiligen Volk/ die fromme Hanna/ des Profeten Samuels Mutter: welche diesen ihren Sohn von GOtt erbetten/ und dafür ein schönes DankLied gesungen. ¶ 8 Endlich um das Jahr der Welt [S] 2680 sezte die Poesy sich erstlich auf den Königsthron/ und zwar im Volke Gottes. David der Sohn Isai/ weidete damals bei vor-erwehntem Bethlehem und Thur[?] Eder/ wo Jacob seine Hütten gehabt/ seines Vatters Schafe/ war ein künstlicher Harffenspieler/ fienge an Psalmen zu dichten/ und ward also zugleich ein Schäfer und Poet/ und zwar ein Geistlicher Poet/ ein Himmels-Dichter. Daher haben die Blumgenoßhirten die zugleich Schäfere/ Poeten/ und Gekrönte sind/ und den Spruch Alles zur Ehre des Hummels/ zum Gesellschaft-Wort und zum Absehen ihrer Schriften erwehlet/ diese Hirten und Gold-gekrönten Himmel-Poeten ihren Gesellschafter ([aq]g[/aq] [S. Pegnes. II Theils I Hirtenged. § 3.]) benennet. Seinem Freund Jonathan/ auch seinem Feind und Schweher Saul/ schriebe er/ nachdem sie in der Schlacht umgekommen/ ein klägliches LeichLied/ nennte es den Bogen und ließe es in Is-[S]rael offentlich singen: und hierauf ward er zum König in Israel gekrönet. Seine ewige Ehre ist/ auf Erden und im Himmel/ was Sirach ihm nachrühmet: Für eine jede Wohlthat/ dankte er dem HErrn/ mit einem schönen Lied ([aq]h[/aq] [Sir. 49. V. 9]). Wie er dann derer/ im Psalter oder Ebreischen Liederbuch/ eine große Anzahl hinterlassen: und ersihet man aus selbigem Buch/ und den Obschriften der Psalmen/ das damals und hernach viel Poeten in Israel gewesen. Von seinem Sohn und Reichs-Nachfolger/ dem König Salomo/ schreibt das Biblische Buch der KönigsGeschichten ([aq]i[/aq] [I B. Kön 4. V. 32.])/ daß er über tausend Lieder gedichtet: unter denen aber allein das so-genannte Hohe Lied noch vorhanden ist/ welches ein SchäferGedichte ist/ und unter dem Namen Salomo und Sulamith/ den Sohn Gottes mit seiner Braut/ dem Menschlichen Geschlecht/ verliebt redend einführet. ¶ 9 Nach Davids und seines [S] Sohns zeiten/ wurden in Griechenland berühmt/ der Fürst selbiger Poesy Homerus/ und hernach Hesiodus: deme Tyrtäus/ die Dichterinnen Telesilla und Sappho/ Aleman/ Arion/ und die andern/ nach und nach gefolget. Zwischen denselben waren im Heil. Land berühmt die Profeten und Poeten/ Esaias und Jeremias: deren jener seinem Lieben/ dem König Usia oder Jothan ein Lied seines Vettern/ des Herrn Messias/ gesungen ([aq]k[/aq] [Esa. 5. V. 1]): der andere aber/ seine KlagLieder über die Verstöruug des Jüdischen Landes und der HauptStadt Jerusalem/ angestimmet. Also hat auch die Heldin Judith/ dem HErrn ein DankLied gesungen. Aus bisher-erzehltem erhellet nun/ daß keineswegs die Griechen/ wie zwar von ihnen gerühmet wird/ sondern die Ebreer und Israeliten/ die erste Poeten gewesen/ und zwar nur GOtt zu Ehren Lieder gesungen. Unterdessen hat diese Kunst [S] auch in Italien sich fest gesetzet: maßen/ schon zu [aq]R[/aq]. Numae Zeiten/ die Priester des Kriegs Gottes/ [aq]Salii[/aq] genannt/ gewiße Lieder gesungen. Lang und wol 300 Jahre hernach/ folgten die Poeten Livius/ Ennius/ Lucilius/ Lucretius/ Plaucus/ Terencius/ Virgilius/ Ovidius/ Horatius/ und huntert andere. ¶ 10 Zur Zeit der Hochheiligen Christgeburt sangen im Jüdischen Land/ die hochgelobte Gottes-Mutter Maria/ und ihr Vetter der Priester Zacharias/ zwei schöne Dank- und LobLieder: gleichwie auch die Engel selber/ in der Christ-Nacht/ diese der Welt HeilGeburt feirlich besungen haben. Auf diese folgten/ nach 300 Jahren/ eine große Anzahl Irdischer Engel oder GOtt- und Christliebender Poeten/ als Juvencus/ Hilarius/ Avitus/ Ambrosius/ Augustinus/ Gregorius/ Apollinaris/ Ausonius/ Prudentius/ Nonnus/ Paulinus/ Synesius/ Sedutius/ Sidonius/ Boëtius/ Venantius/ Fortunatus/ Theodulphus/ Bernhardus/ so meistenteils der ersten Kirche Christliche Bischofe gewesen/ und unter denselben auch zwo Weibspersonen/ Proba Falconia und die Käiserin Eudoxia.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [28-33]
    11 So ist nun klar und wahr/ daß die edle Poesy/ nach der Musik/ die ältste Kunst/ und vor allen andern Künsten am ersten sei erfun-[S]den worden/ da noch keine Gottes-Staats-Verstand-Tugend-oder Natur-Lehre am tag gewesen. Ja es sind/ von dieser/ nach und nach die andere Wissenschaften entsprungen. Es hat ja Orfeus/ der ältsten Griechischen Poeten einer und unter den Heiden der erste [aq]Theologus[/aq], die Götter mit [aq]Hymnis[/aq] und Liedern verehret/ und nach dem Vorspiel Amfons/ mit seinen Poetischen Sitten- und Tugend-Lehren/ die wilde in Wäldern und auf Bergen herum schweiffende verstreute Leute/ in Dörfer/ Märkte und Städte zuhauf gesammlet/ und in das Band Menschlicher Gesellschaft eingefangen: daher von ihm die Fabel entstanden/ er habe mit seinem Sing- und Seitenspiel/ die Thiere/ Steine und Bäume an sich gezogen. Die Poesy ist freilich die Kunst/ so mit den Gottes-Liedern angefangen. Sie ist die rechte Pallas/ von deren die Griechen gedichtet/ daß Jupiter sie aus seinem Gehirne [S] gebohren habe: wie dann alle Weißheit von GOtt kommet. ¶ 12 Die Heiden wusten dieses: darum haben sie/ nicht nur eine Pallas oder KunstGöttin/ sondern auch einen Apollo oder Vorsteher der neun Musen erdichtet/ ihm eine Cyther in die Hand/ und die Berge Parnassus und Helikon zur Wohnung gegeben/ einen Brunn daraus herabfließen gemacht/ und vorgegeben/ man trinke Geist-Feuer mit selbigem Wasser in sich/ und man erwache ein guter Poet/ wann man auf dieser Berge einem eingeschlaffen. Dieses hat/ der Feind und Affe Gottes/ von David dem König und Poeten abgesehen: welcher viel Sänger und Poeten/ als Musen/ um und unter sich gehabt/ auf dem Berg Sion gewohnt/ daraus der Brunn Siloha gefloßen/ auf der Harffen gespielet/ und in deren Thon viel Psalmen gesungen. Im I SchäferGedichte des II Theils der Pegnesis/ der Norische Parnaß [S] genannt/ wird dieses umständlicher ausgeführet. ¶ 13 Von den Brunnen insonderheit/ ist bei den Heiden viel Aberglaube gewesen/ und haben sie dieselben/ weil sie also unabläßig rinnen und ihren Lauf behalten/ für Göttlich gehalten/ auch ihneu Nymfen und Najaden zu Vorsteherinnen zugeeignet. Daß aber ein Brunn den Geist der Poesy eingießen soll/ scheinet daher entsprungen zu seyn. In der ersten Welt/ wann die Weibspersonen bei den Brunnen/ um Badens willen/ zusammen kamen/ haben sie die Mannspersonen nach sich gezogen/ welche/ ihre Leibsschönheit zu beschauen/ begierig gewesen: dergleichen mit der Diana und ihren Nymfen/ und mit dem Actäon/ sich zugetragen. Weil nun/ durch solche Anschauung/ in den Herzen der Mannspersonen die Liebe angezündet worden/ haben sie mit Gesang-Rede derselben Weibsbilder Schönheit gepriesen/ und [S] um deren Holdschaft angesuchet. Daher entstunde die Sage und Fabel/ man lerne bei den Brunnen ein Poet seyn/ schöpfe und trinke diese Kunst (mit den Augen/ aber nicht mit dem Munde) aus denselben. Also haben die heilige Hirten Jacob und Mose/ bei Brunnen/ ihre Schönen gefunden die sie hernach geliebet und mit Liedern beehret: wie dann auch sonst gemeinlich junge Poeten/ mit Liebssachen/ zu poetisiren anfangen. Sidonius verlachet solche Brunn-Poeten/ und saget/ Ein Gedichte müße/ nicht aus dem Strom/ sondern aus der Stirn hervorschwitzen. ([aq]l[/aq] [[aq]Carmen non tàm fonte, quàm fronte Sudari[/aq]. I. 8. Cp. 3.]) ¶ 14 Es ist aber ein anderes Wasser/ mit welchem die Dicht-fähigkeit einfließet/ nämlich die Feuer-Flut des himlischen Geistes/ von welchem Plato also redet: Das Gemüte kan keine Brut empfangen oder gebähren/ es werde dann durch einen Strom von Himmel herab über-[S]gossen und beschwämmet. Der Himmel/ oder die Wohnung der Herrlichkeit Gottes/ wo nicht nur Neune/ sondern viel 1000000 Musen wohnen und ein LobLied nach dem andern anstimmen/ ist der rechte Parnassus/ daraus diese Geistes-Flut erqwillet und herabschießet. Gleichwie aber das von oben abfallende Wasser/ wann es durch Röhren in ein Brunngefäß geleitet wird/ in demselben wieder empor und hervorspringet: also soll die DichtKunst/ weil sie vom Himmel einfließet/ wieder gen Himmel steigen und Gott zu Ehren verwendet werden. Sind also die Poeten himlische Spring Brunnen/ oder sie sollen solche seyn/ und das Himmels-Flut Feuer nicht Irdisch verwenden: worauf mit dem Titel-Sinnbild gezielet worden/ da die Poesy und Andacht/ als die wahre Uranie in zweyen Personen/ vor einem solchen Brunnen sitzet. Solcher gestalt wird/ die Erde/ zum Echo und Gegenhall des Him-[S]mels/ und GOtt/ wie billig/ droben und hierunten beehret. ¶ 15 Es haben jederzeit Welt-Hohe sich gefunden/ die nicht allein die Poesy geliebt/ sondern auch selber Poeten gewesen. Waren nicht/ wie erwehnt/ David und Salomon große Könige?
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [33-39]
    Der fürtreffliche Poet [aq]Horatius[/aq], hat hierüber diesen ausspruch hinterlassen: ¶ [aq]Neque enim concludere versum * [Horat. ad. Pison.][/aq] ¶ [aq]dixeris esse satis, neque, si quis scribat, uti mos,[/aq] ¶ [aq]sermoni propiora, putes hunc esse Poëtam.[/aq] ¶ [aq]Ingenium cui fit, cui mens divinior atque os[/aq] ¶ [aq]magna sonaturum, do nominis hujus honorem[/aq]. ¶ Nicht gnug ist/ Zeil und Zeil wol binden/ und wol reimen: ¶ Nicht ist Poetisirn/ all Tages-Reden leimen. ¶ Der Geist und Feuer hat/ der höher denkt und redt ¶ als sonst ein PöbelKopf der heist mir ein Poet. ¶ 127 So folget dann hieraus/ daß ein SylbenKlecker und Reimträumer kein Poet sei/ und daß dieser Name viel ein mehres hinter sich habe/ als die Unwissenden ihnen traumen lassen. Bei [S] den Römern/ gienga das Sprüchwort: [aq]Orator fit, Poëta nascitur[/aq]; Rednere werden gemacht/ nämlich durch die Redkunst-Lehre/ aber Poeten werden gebohren. Solches erkläret [aq]Cicero[/aq], da er saget: ([aq]a[/aq] [[aq]Or. pro. Arch.[/aq]]) [aq]Poëtam naturâ valere, & quasi divino spiritu afflari[/aq]; ein Poet werde von der Natur zum dichten gefähigt/ und gleichsam von einer Göttlichen Begeisterung angeflammet. Und anderswo ([aq]b[/aq] [I [aq]Tuscul. quaest.[/aq]]) schreibet er: [aq]Poëtas gravia carmina coelesti instinctu fundere[/aq]; Die Poeten dichten aus Antrieb einer himmlischen Regung. Vielleicht hat er von dem Plato also reden gelernet/ welcher schreibet: ([aq]c[/aq] [[aq]Pl. in Ion[/aq]. [griech.]]) Sie/ die Poeten/ reden nicht aus eignem Kunstvermögen/ sondern durch Kraft eines Göttlichen Triebs. Sie sinds nicht/ die da reden/ dann ihr Geist ist entzückt/ sondern Gott ist es/ der durch sie redet. ¶ 128 Diese Kunst/ ist freilich etwas [S] Göttliches oder Englisches: wie dann zu vermuten ist/ daß die Engel im Himmel/ die Gott immer mit Lobgesang ehren/ fürtreffliche Poeten seyn müßen. Man sihet/ daß mancher Gelehrter/ der das ganze Buch der Weißheit hinein geschlucket/ mit aller seiner Wissenschaft keinen guten Vers zu wege bringen kan: da hingegen mancher geistiger Kopf oftmals ein Gedicht hervor gibet/ das so angenehm redet/ als wann es von Himmel herab geflogen wäre. [aq]Ovidius[/aq]/ der wol ein gebohrner Poet heißen mag/ weil sein Reden in der Kindheit lauter Verse gewesen/ ([aq]d[/aq] [l. 4.[aq]Trist.[/aq]]) hat dieses wol gewust/ und daher also hiervon geschrieben: ¶ [aq]Est Deus in nobis, agitante calescimus illo:[/aq] ¶ [aq]impetus hic sanae femina mentis habet (e[/aq] [l. 6. Fast.] ¶ [aq]Est Deus in nobis, sunt & commercia coeli:[/aq] ¶ [aq]Sedibus atheriis spiritus ille venit. (f[/aq] [l. 3 de A. A.] ¶ D.i. ¶ [aq]Gott weht und webt in uns/ von dem wir brennend werden:[/aq] ¶ [aq]sein Odem ist die Flamm/ die unsre Sinne speist[/aq][S] ¶ [aq]Gott wohnt in uns/ vermählt den Himmel mit der Erden:[/aq] ¶ [aq]von seiner Sternenburg steigt dieser Dichter-Geist.[/aq] ¶ Und um deß willen ist je billig/ daß dieser Göttliche Trieb nicht zu ungöttlichen Sachen verwendet/ und eine so heilige Regung nicht mit den Koht der Eitelkeit bemailigt werde. ¶ 129 Es wird aber/ solcher Göttlichen Begeisterung/ gleichsam durch die Natur der Weg gebahnet/ mit einpflanzung/ sowol eines hurtigen Geistes/ als einer redfärtigen Zunge oder Feder: welches die Griechen die Wolangeborenheit ([griech.]) nennen. Vor allem muß ein Poet seyn Scharfsinnig/ ([griech]) und ihme von einem Dinge mancherlei Bildungen vorstellen können. Dann seine Kunst und das Dichten/ hat den Namen vom Denken/ und fließet aus den Gedanken in die Worte. Die Scharfsinnigkeit/ muß mit der Wolredenheit vereinigt seyn/ welche wol hervorzugeben wisse/ was jene ersonnen: Daher haben die Alten Römer/ aus ihrer Pallas und dem Mercurius/ aus bei-[S]den eine/ Seule gebildet/ und sie auch mit dem Zwidter-Namen [aq]Hermathena[/aq] ([aq]g[/aq] [[griech].] benennet. Die Erfindung aber ist die Seele des Gedichtes/ und dessen Hauptstuck/ daher jener gesagt: mein Gedicht ist färtig/ bis auf die Worte. ¶ 130 Es folget aber hieraus nicht/ daß ein Poet von Natur ein Poet sey/ und ganz keine Belehrung vonnöten habe.
    Eine Fundstelle
    (167-171) [240-244]
    50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. ([aq]a[/aq] [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ [aq]Homerus[/aq], unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit [aq]Virgilio, Ovidio[/aq] und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon [aq]juvans pater[/aq], ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. ([aq]b[/aq] [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. [aq]Hubertus Golzius[/aq] hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen [aq]Mercurio[/aq] einen [aq]Hymnum[/aq] zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. [aq]Justus Lipsius[/aq] hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. ([aq]c[/aq] [[aq]Epist. Cent. I 27.[/aq]]) Also haben [aq]Dan. Heinsius[/aq] und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen [aq]Marti[/aq] und [aq]Baccho[/aq], Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten ([aq]d[/aq] [[aq]J. V. Andreae Mythol. man. II 35.[/aq]]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten [aq]Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus[/aq] und mehr andere/ die viel schöne [aq]Carmina[/aq] ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ ([aq]e[/aq] [[aq]à rad.[/aq][hebr.], [aq]amoenus, venustus.[/aq]]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche [aq]Ovidius[/aq] fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten [aq]Torquato Tasso[/aq], welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/
    Eine Fundstelle
    (62-71) [135-144]
    Es ist aber damit nicht ausgemacht/ daß man allein suche die Menschen zu belustigen oder zu schrecken. Die blinde Heiden/ die vom wahren Gott nichts wusten/ haben hierinn gröblich und verdammlich geirret/ und sich nicht gescheuet/ allerhand Bosheiten offentlich vorzustellen/ wann sie nur besagten Zweck erreichen mochten: da dann Schauspieler und Spielschauer miteinander dahin gefahren/ wo sie nun/ auf dem feurigen Schauplatz ihres Götzen Plutons ein ewiges Traurspiel spielen. ¶ 231 Wir Christen sollen/ gleichwie in allen unsren Verrichtungen/ also auch im Schauspiel-schreiben und Schau-spielen das einige Absehen haben/ daß Gott damit geehret/ und der Neben-Mensch zum Guten möge belehrt werden: da dann das Belusten/ [S] in seiner Maße mit folgen kan. Dieser Zweck wird aber nicht beobachtet/ wann man nicht allein solche Schauspiele vorschreibet/ die Gott verunehren/ und den Leser ärgern/ sondern auch dieselben offentlich vorstellet: da manche Matron oder Jungfrau/ die schamhaftig und züchtig in das Spielhaus gegangen/geil und frech wieder nach Haus gehet. Und solches geschihet/ wo nicht durch die HauptSpiele/ doch durch die schändliche Nachspiele: zu welchen man ja/ an stat der Buhlereyen und losen Händel/ andere lustige Materien/ deren ganze Bücher voll im Druck sind/ erwehlen könte. Wann man bedächte/ wie Gott und seine Engel überall zugegen seyen/ alles mit ansehen und anhören/ und wie die Teufel alle unnütze Gebärden und Reden aufzeichnen/ derentwegen dort ewig (wie unser Heiland vorsaget) von ihnen Rechenschaft zu fordern: ich weiß/ die Furcht vor dem Allherheiligsten All-Aug und All-Ohr/ und der Höllen-Schrecken/ würden uns bald den Lust vergehen machen/ solche Up-[S]pigkeit zu üben und anzuschauen. Es ist auch zu bewundern/ daß man in Schulen die Jugend aus dem [aq]Terentio[/aq], der ja alle Laster vorträget/ und nicht vielmehr aus dem [aq]Terentio Christiano Schonaei[/aq]/ und andern guten Büchern/ das Latein lernen lässt: da doch Gott einmal nicht fragen wird/ hast du gut Latein geredet? sondern/ bist du ein guter Christ gewesen?
    Eine Fundstelle
    (336-338) [409-411]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [60]
    Und daher/ glaubt man nicht ohne Warheit-schein/ hat Jubal anlaß genommen/ wie das Buch der Schöpfung von ihm berichtet/ Geigen zu erfinden/ und aus Rohren/ darein der Wind gepfiffen/ ihme Pfeifen zu schneiden. ¶ 2 Plutarchus nennet die Musik/ eine Göttliche Erfindung: (a [griech.]) gleich als wäre sie/ durch die himmlische Heerschaaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ als ein Vorschmack des Himmels/ auf Erden herab gebracht worden/ damit die Menschen etwas hätten/ womit sie ihr [S] Elend trösten mögen. Indem nun/ des Jubals und Jabals Schüler und Schäferei-genoßen/ also aufspielten und sangen/ ward ihre Schwester/ die schöne Naema/ samit ihren Gespielinen damit herzu gelocket: die dann einen Reihen schlossen/ und nach dem Thon ihrer Seiten- und Pfeifenspiele gedanzet. Als nun selbige Feld-Musikanten in diese Dänzerinnen sich verliebet/ wurden sie veranlaßet/ Liebesklagen zu verfassen und in das Seitenspiel zu singen. Und solcher gestalt hat/ die Liebe/ zu erfindung der Poesy/ den ersten anlaß gegeben. So ein Liebgedichte sol vor alters die Erifanis dem Menalcas/ einem berühmten Jäger/ gemacht und gesungen haben. ¶ 3 Dieses thäten die Cainiten. Löblicher aber verfuhren/ die von der Kirche der Erzvätter. Adam/ der Fürst und Vatter unter denselben/ hat ohnezweifel/ mit seiner Eva im Paradeis unter dem Baum des Lebens/ GOtt ihrem Schöp-[S]fer Lob-gesungen. Nachmals/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten sie ihre Gedanken zu Gott/ schwebten damit im Himmel/ den sie über und vor sich sahen/ betrachteten in den Geschöpfen den Schöpfer/ auch an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an stat der eitlen irdischen Liebe raum zu geben/ dichteten sie Lieder zur Ehre GOttes/ und sungen solche bei Verrichtung des Gottesdienstes/ oder ließen sonst Gesänger voll Tugendlehren erklingen. Diß geschahe/ wie zu vermuhten ist/ in der ersten Welt vor der Sündflut: da man ja nicht in der Beehrung GOttes wird gefeiret haben/ sonderlich in des Henochs Schule/ der ein Göttliches Leben geführet. ¶ 4 Nach der Sündflut/ ist/ vor Mose Zeiten/ keiner Poesy oder einiges Lieds gedacht worden: außer daß sich vermuten lässet/ Noah werde/ nach der Sündflut/ beim Opfer/ ein Lob- und Danklied GOtt zu Ehren gesungen/ und [S] der Schäfer Jacob/ zu Haran in Mesopotamien/ auf der Weide bei den Heerden/ seiner schönen Rahel/ die er innigst geliebet und 14 Jahre um sie gedienet/ manches HirtenLied gedichtet haben. Er wohnte nachmals bei den Thurn Eder/ ([aq]a[/aq] [Gen. 23. V. 21]) nahe bei Betlehem/ welcher Ort ohnezweifel von ihm und seiner SchafeTrift/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselbst seinem GOtte/ der ihn beschirmet und gesegnet/ manches DankLied gesungen haben. Daß aber die Hebreer/ und andre Völker in den Morgenlanden/ Poeten gewesen/ erscheinet aus den vielen in Heil. Schrift aufgeschriebenen Liedern und Psalmen/ wie auch aus des Lügen-Profetens Mahumed Alcoran/ welcher in lauter/ wiewol übel-abgemessenen/ Reimzeilen bestehet: aus welchem letzern abzunehmen ist/ daß die Poeterey bei den Arabern/ der Ebreer Nachbaren/ sehr üblich müße gewesen seyn. [S] ¶ 5 Im Jahr der Welt 2415 ungefähr 800 Jahre nach der Sündflut/ lebte mit 40 Jahren der Poet und Profet Mose/ und wohnte ebensoviel Jahre im Land Midian/ bei einem Brunnen/ dahin er aus Egypten geflohen ware: und daselbst hütetete er der Schafe Jethro/ des Priesters in Midian/ der ihm eine von seeinen sieben Töchtern zum Weibe gegeben. Mit diesen sieben Schäferinnen/ insonderheit mit seiner lieben Zipora/ wird Moses sich oft im Singen auf dem Feld ergetzet haben ([aq]b[/aq] [Ex. 2. V. 15/16/24. C. 2. V. 1]). Dann/ daß er ein Poet gewesen/ ist zu ersehen aus dem schönen DankLied/ damit er Gottes Hülfe gepriesen/ da der Feind seines Volks mit allen seinen in rohten Meer ertrunken: worbei seine Schwester Miriam auch das ihre gethan/ und den andern Frauen/ als Sängerinnen/ vorgesungen ([aq]c[/aq] [Ex. 15. V. 21]). Er sange auch/ kurz vor seinem Tod/ ein langes [S] Lied ([aq]d[/aq] [Deut. 32.)/ darinn er aus Profetischem Geist vorgesaget/ wie das erwehlte Volk von GOtt abfallen würde. Es wird auch der Neunzigste Psalm ihme/ durch die Obschrift/ zugeschrieben/ womit er die in der Wüsten sterbende 600000 Israeliten getröstet. Welchergestalt das Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunn/ ein Liedlein wechselweis gesungen/ hat eben dieser ihr Fürst und Capellmeister nicht unerwehnt lassen können. ([aq]e[/aq] [Num. 21. V 17/18.]) ¶ 6 Ein huntert Jahre nach der Zeit Mose/ thäte sich auch in Griechenland die Poesy herfür/ und zwar erstlich in Bäotien zu Dodona und Delfi: da die Götzen oder vielmehr Teufel/ Jupiter/ und nachmals Apollo/ so in seiner Jugend auch/ wie Mose/ ein Schäfer gewesen/ aus Hölen (aus der Hölle) und zwar allemal in Versen/ geredet/ und den Leuten/ die um künftige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher sie Oracula genennt [S] worden: und soll zu Delphi das erste Weib/ durch welche der Geist geredet/ namens Phemonoe/ die Verse-art/ so bei den Griechen und Lateinern [aq]Hexametri[/aq] heißen/ erfunden haben. Es ist aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Griechen erste Geschichten/ und hat der Höllen Fürst/ als jederzeit Gottes Affe solches von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und nachgedichtet. ¶ 7 Im Jahr der Welt 2620 trate im Volke GOttes hervor/ die Heldin/ Richterin/ Profetin und Poetin Debora: welche mit dem Barak/ nachdem sie die Canaaniter geschlagen/ dem Herrn mit einem schönen Lied dafür gedanket ([aq]f[/aq] [B. Richt. 5.]). Von dieser glaubet man/ daß sie eine von den Sibyllen gewesen: welche auch Poetinen gewesen/ und ihre Weissagungen in Versen geschrieben.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [21-27]
    Auf die Debora folgte/ nach 200 Jahren/ im heiligen Volk/ die fromme Hanna/ des Profeten Samuels Mutter: welche diesen ihren Sohn von GOtt erbetten/ und dafür ein schönes DankLied gesungen. ¶ 8 Endlich um das Jahr der Welt [S] 2680 sezte die Poesy sich erstlich auf den Königsthron/ und zwar im Volke Gottes. David der Sohn Isai/ weidete damals bei vor-erwehntem Bethlehem und Thur[?] Eder/ wo Jacob seine Hütten gehabt/ seines Vatters Schafe/ war ein künstlicher Harffenspieler/ fienge an Psalmen zu dichten/ und ward also zugleich ein Schäfer und Poet/ und zwar ein Geistlicher Poet/ ein Himmels-Dichter. Daher haben die Blumgenoßhirten die zugleich Schäfere/ Poeten/ und Gekrönte sind/ und den Spruch Alles zur Ehre des Hummels/ zum Gesellschaft-Wort und zum Absehen ihrer Schriften erwehlet/ diese Hirten und Gold-gekrönten Himmel-Poeten ihren Gesellschafter ([aq]g[/aq] [S. Pegnes. II Theils I Hirtenged. § 3.]) benennet. Seinem Freund Jonathan/ auch seinem Feind und Schweher Saul/ schriebe er/ nachdem sie in der Schlacht umgekommen/ ein klägliches LeichLied/ nennte es den Bogen und ließe es in Is-[S]rael offentlich singen: und hierauf ward er zum König in Israel gekrönet. Seine ewige Ehre ist/ auf Erden und im Himmel/ was Sirach ihm nachrühmet: Für eine jede Wohlthat/ dankte er dem HErrn/ mit einem schönen Lied ([aq]h[/aq] [Sir. 49. V. 9]). Wie er dann derer/ im Psalter oder Ebreischen Liederbuch/ eine große Anzahl hinterlassen: und ersihet man aus selbigem Buch/ und den Obschriften der Psalmen/ das damals und hernach viel Poeten in Israel gewesen. Von seinem Sohn und Reichs-Nachfolger/ dem König Salomo/ schreibt das Biblische Buch der KönigsGeschichten ([aq]i[/aq] [I B. Kön 4. V. 32.])/ daß er über tausend Lieder gedichtet: unter denen aber allein das so-genannte Hohe Lied noch vorhanden ist/ welches ein SchäferGedichte ist/ und unter dem Namen Salomo und Sulamith/ den Sohn Gottes mit seiner Braut/ dem Menschlichen Geschlecht/ verliebt redend einführet. ¶ 9 Nach Davids und seines [S] Sohns zeiten/ wurden in Griechenland berühmt/ der Fürst selbiger Poesy Homerus/ und hernach Hesiodus: deme Tyrtäus/ die Dichterinnen Telesilla und Sappho/ Aleman/ Arion/ und die andern/ nach und nach gefolget. Zwischen denselben waren im Heil. Land berühmt die Profeten und Poeten/ Esaias und Jeremias: deren jener seinem Lieben/ dem König Usia oder Jothan ein Lied seines Vettern/ des Herrn Messias/ gesungen ([aq]k[/aq] [Esa. 5. V. 1]): der andere aber/ seine KlagLieder über die Verstöruug des Jüdischen Landes und der HauptStadt Jerusalem/ angestimmet. Also hat auch die Heldin Judith/ dem HErrn ein DankLied gesungen. Aus bisher-erzehltem erhellet nun/ daß keineswegs die Griechen/ wie zwar von ihnen gerühmet wird/ sondern die Ebreer und Israeliten/ die erste Poeten gewesen/ und zwar nur GOtt zu Ehren Lieder gesungen. Unterdessen hat diese Kunst [S] auch in Italien sich fest gesetzet: maßen/ schon zu [aq]R[/aq]. Numae Zeiten/ die Priester des Kriegs Gottes/ [aq]Salii[/aq] genannt/ gewiße Lieder gesungen. Lang und wol 300 Jahre hernach/ folgten die Poeten Livius/ Ennius/ Lucilius/ Lucretius/ Plaucus/ Terencius/ Virgilius/ Ovidius/ Horatius/ und huntert andere. ¶ 10 Zur Zeit der Hochheiligen Christgeburt sangen im Jüdischen Land/ die hochgelobte Gottes-Mutter Maria/ und ihr Vetter der Priester Zacharias/ zwei schöne Dank- und LobLieder: gleichwie auch die Engel selber/ in der Christ-Nacht/ diese der Welt HeilGeburt feirlich besungen haben. Auf diese folgten/ nach 300 Jahren/ eine große Anzahl Irdischer Engel oder GOtt- und Christliebender Poeten/ als Juvencus/ Hilarius/ Avitus/ Ambrosius/ Augustinus/ Gregorius/ Apollinaris/ Ausonius/ Prudentius/ Nonnus/ Paulinus/ Synesius/ Sedutius/ Sidonius/ Boëtius/ Venantius/ Fortunatus/ Theodulphus/ Bernhardus/ so meistenteils der ersten Kirche Christliche Bischofe gewesen/ und unter denselben auch zwo Weibspersonen/ Proba Falconia und die Käiserin Eudoxia.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [28-33]
    11 So ist nun klar und wahr/ daß die edle Poesy/ nach der Musik/ die ältste Kunst/ und vor allen andern Künsten am ersten sei erfun-[S]den worden/ da noch keine Gottes-Staats-Verstand-Tugend-oder Natur-Lehre am tag gewesen. Ja es sind/ von dieser/ nach und nach die andere Wissenschaften entsprungen. Es hat ja Orfeus/ der ältsten Griechischen Poeten einer und unter den Heiden der erste [aq]Theologus[/aq], die Götter mit [aq]Hymnis[/aq] und Liedern verehret/ und nach dem Vorspiel Amfons/ mit seinen Poetischen Sitten- und Tugend-Lehren/ die wilde in Wäldern und auf Bergen herum schweiffende verstreute Leute/ in Dörfer/ Märkte und Städte zuhauf gesammlet/ und in das Band Menschlicher Gesellschaft eingefangen: daher von ihm die Fabel entstanden/ er habe mit seinem Sing- und Seitenspiel/ die Thiere/ Steine und Bäume an sich gezogen. Die Poesy ist freilich die Kunst/ so mit den Gottes-Liedern angefangen. Sie ist die rechte Pallas/ von deren die Griechen gedichtet/ daß Jupiter sie aus seinem Gehirne [S] gebohren habe: wie dann alle Weißheit von GOtt kommet. ¶ 12 Die Heiden wusten dieses: darum haben sie/ nicht nur eine Pallas oder KunstGöttin/ sondern auch einen Apollo oder Vorsteher der neun Musen erdichtet/ ihm eine Cyther in die Hand/ und die Berge Parnassus und Helikon zur Wohnung gegeben/ einen Brunn daraus herabfließen gemacht/ und vorgegeben/ man trinke Geist-Feuer mit selbigem Wasser in sich/ und man erwache ein guter Poet/ wann man auf dieser Berge einem eingeschlaffen. Dieses hat/ der Feind und Affe Gottes/ von David dem König und Poeten abgesehen: welcher viel Sänger und Poeten/ als Musen/ um und unter sich gehabt/ auf dem Berg Sion gewohnt/ daraus der Brunn Siloha gefloßen/ auf der Harffen gespielet/ und in deren Thon viel Psalmen gesungen. Im I SchäferGedichte des II Theils der Pegnesis/ der Norische Parnaß [S] genannt/ wird dieses umständlicher ausgeführet. ¶ 13 Von den Brunnen insonderheit/ ist bei den Heiden viel Aberglaube gewesen/ und haben sie dieselben/ weil sie also unabläßig rinnen und ihren Lauf behalten/ für Göttlich gehalten/ auch ihneu Nymfen und Najaden zu Vorsteherinnen zugeeignet. Daß aber ein Brunn den Geist der Poesy eingießen soll/ scheinet daher entsprungen zu seyn. In der ersten Welt/ wann die Weibspersonen bei den Brunnen/ um Badens willen/ zusammen kamen/ haben sie die Mannspersonen nach sich gezogen/ welche/ ihre Leibsschönheit zu beschauen/ begierig gewesen: dergleichen mit der Diana und ihren Nymfen/ und mit dem Actäon/ sich zugetragen. Weil nun/ durch solche Anschauung/ in den Herzen der Mannspersonen die Liebe angezündet worden/ haben sie mit Gesang-Rede derselben Weibsbilder Schönheit gepriesen/ und [S] um deren Holdschaft angesuchet. Daher entstunde die Sage und Fabel/ man lerne bei den Brunnen ein Poet seyn/ schöpfe und trinke diese Kunst (mit den Augen/ aber nicht mit dem Munde) aus denselben. Also haben die heilige Hirten Jacob und Mose/ bei Brunnen/ ihre Schönen gefunden die sie hernach geliebet und mit Liedern beehret: wie dann auch sonst gemeinlich junge Poeten/ mit Liebssachen/ zu poetisiren anfangen. Sidonius verlachet solche Brunn-Poeten/ und saget/ Ein Gedichte müße/ nicht aus dem Strom/ sondern aus der Stirn hervorschwitzen. ([aq]l[/aq] [[aq]Carmen non tàm fonte, quàm fronte Sudari[/aq]. I. 8. Cp. 3.]) ¶ 14 Es ist aber ein anderes Wasser/ mit welchem die Dicht-fähigkeit einfließet/ nämlich die Feuer-Flut des himlischen Geistes/ von welchem Plato also redet: Das Gemüte kan keine Brut empfangen oder gebähren/ es werde dann durch einen Strom von Himmel herab über-[S]gossen und beschwämmet. Der Himmel/ oder die Wohnung der Herrlichkeit Gottes/ wo nicht nur Neune/ sondern viel 1000000 Musen wohnen und ein LobLied nach dem andern anstimmen/ ist der rechte Parnassus/ daraus diese Geistes-Flut erqwillet und herabschießet. Gleichwie aber das von oben abfallende Wasser/ wann es durch Röhren in ein Brunngefäß geleitet wird/ in demselben wieder empor und hervorspringet: also soll die DichtKunst/ weil sie vom Himmel einfließet/ wieder gen Himmel steigen und Gott zu Ehren verwendet werden. Sind also die Poeten himlische Spring Brunnen/ oder sie sollen solche seyn/ und das Himmels-Flut Feuer nicht Irdisch verwenden: worauf mit dem Titel-Sinnbild gezielet worden/ da die Poesy und Andacht/ als die wahre Uranie in zweyen Personen/ vor einem solchen Brunnen sitzet. Solcher gestalt wird/ die Erde/ zum Echo und Gegenhall des Him-[S]mels/ und GOtt/ wie billig/ droben und hierunten beehret. ¶ 15 Es haben jederzeit Welt-Hohe sich gefunden/ die nicht allein die Poesy geliebt/ sondern auch selber Poeten gewesen. Waren nicht/ wie erwehnt/ David und Salomon große Könige?
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [33-39]
    50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. ([aq]a[/aq] [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ [aq]Homerus[/aq], unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit [aq]Virgilio, Ovidio[/aq] und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon [aq]juvans pater[/aq], ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. ([aq]b[/aq] [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. [aq]Hubertus Golzius[/aq] hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen [aq]Mercurio[/aq] einen [aq]Hymnum[/aq] zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. [aq]Justus Lipsius[/aq] hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. ([aq]c[/aq] [[aq]Epist. Cent. I 27.[/aq]]) Also haben [aq]Dan. Heinsius[/aq] und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen [aq]Marti[/aq] und [aq]Baccho[/aq], Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten ([aq]d[/aq] [[aq]J. V. Andreae Mythol. man. II 35.[/aq]]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten [aq]Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus[/aq] und mehr andere/ die viel schöne [aq]Carmina[/aq] ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ ([aq]e[/aq] [[aq]à rad.[/aq][hebr.], [aq]amoenus, venustus.[/aq]]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche [aq]Ovidius[/aq] fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten [aq]Torquato Tasso[/aq], welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/
    Eine Fundstelle
    (62-71) [135-144]
    Es ist aber damit nicht ausgemacht/ daß man allein suche die Menschen zu belustigen oder zu schrecken. Die blinde Heiden/ die vom wahren Gott nichts wusten/ haben hierinn gröblich und verdammlich geirret/ und sich nicht gescheuet/ allerhand Bosheiten offentlich vorzustellen/ wann sie nur besagten Zweck erreichen mochten: da dann Schauspieler und Spielschauer miteinander dahin gefahren/ wo sie nun/ auf dem feurigen Schauplatz ihres Götzen Plutons ein ewiges Traurspiel spielen. ¶ 231 Wir Christen sollen/ gleichwie in allen unsren Verrichtungen/ also auch im Schauspiel-schreiben und Schau-spielen das einige Absehen haben/ daß Gott damit geehret/ und der Neben-Mensch zum Guten möge belehrt werden: da dann das Belusten/ [S] in seiner Maße mit folgen kan. Dieser Zweck wird aber nicht beobachtet/ wann man nicht allein solche Schauspiele vorschreibet/ die Gott verunehren/ und den Leser ärgern/ sondern auch dieselben offentlich vorstellet: da manche Matron oder Jungfrau/ die schamhaftig und züchtig in das Spielhaus gegangen/geil und frech wieder nach Haus gehet. Und solches geschihet/ wo nicht durch die HauptSpiele/ doch durch die schändliche Nachspiele: zu welchen man ja/ an stat der Buhlereyen und losen Händel/ andere lustige Materien/ deren ganze Bücher voll im Druck sind/ erwehlen könte. Wann man bedächte/ wie Gott und seine Engel überall zugegen seyen/ alles mit ansehen und anhören/ und wie die Teufel alle unnütze Gebärden und Reden aufzeichnen/ derentwegen dort ewig (wie unser Heiland vorsaget) von ihnen Rechenschaft zu fordern: ich weiß/ die Furcht vor dem Allherheiligsten All-Aug und All-Ohr/ und der Höllen-Schrecken/ würden uns bald den Lust vergehen machen/ solche Up-[S]pigkeit zu üben und anzuschauen. Es ist auch zu bewundern/ daß man in Schulen die Jugend aus dem [aq]Terentio[/aq], der ja alle Laster vorträget/ und nicht vielmehr aus dem [aq]Terentio Christiano Schonaei[/aq]/ und andern guten Büchern/ das Latein lernen lässt: da doch Gott einmal nicht fragen wird/ hast du gut Latein geredet? sondern/ bist du ein guter Christ gewesen?
    Eine Fundstelle
    (336-338) [409-411]
    146 Wir wollen nun die Gedichtarten nach einander beschauen/ und wie solche zu erfinden seyen/ in betrachtung ziehen. Die erste unter denselben sind/ die so-genannte [aq]Hymni[/aq] oder GOtt und den Himmel zu Ehren verfasste Geistliche Lieder: dergleichen zwar billig alle Lieder seyn solten. Droben ist erinnert worden/ wie übel es stehe/ wann ein Christlicher Poet/ die Namen der Heidnischen Götzen/ in seinen Gedichten anführet. Was ist dann erst dieses für ein Ubelstand/ wann man solches thut/ in Geistlichen Liedern und Gedichten/ und also die Lade des [S] Bunds neben den Dagon/ den Belial neben Christum/ setztet? Dergleichen Unform/ erscheinet in diesen Reimen: ¶ Wann soll doch mein Leid sich enden/ ¶ […] ¶ Weil Geistliche Lieder für jederman/ auch für Ungelehrte/ gesetzet werden/ so hat man auch darum diesen Unform zu vermeiden. ¶ 147 Es folget aber hieraus nicht/ daß man/ zum gegenspiel/ in dergleichen Gedichten/ alle Poetische und Figürliche Redzierden hinweg lassen/ und nur schlechthin leblose Reimen leimen und daher lirlen müße. GOtt/ der uns den Verstand und die Rede verliehen/ hat uns ja nicht verboten/ zierlich von und vor ihm zu reden. Er hat auch befohlen/ daß man ihm ja nichts gebrechlichs/ dürres oder dergleichen/ sondern etwas gutes und unmangelhaftes/ opfern solle/ ([aq]a[/aq] [3 B. Mos. 22 V. 22]) sonst [S] werde es nicht angenehm seyn. Und wie solte es können GOtt gefallen/ wann ein fauler Gesell/ der das Gehirne nicht anstrengen mag/ ein rechtschaffenes Gedicht zu verfärtigen/ oder verfärtigen zu lernen/ ein leeres Gewörtel ohne Geist und Andacht/ wie es ihm ungefähr und in der Eile zwischen die Backen und Finger kommet/ auf das Papier sudelt/ und solche Schalen ohne Kern/ wie jener/ ihm aufopfert? ¶ 148 Da auch Geistliche Lieder zu des Nächsten Gebrauch/ und daß auch andere GOtt damit verehren/ geschrieben werden: wie kan/ durch ein solches HülfenLied/ die Andacht bei jemand erwecket und dessen Geist angefeuret werden/ da es ohne Geist und Andacht geschrieben worden? Ich setze/ zum Beispiel/ dieses Geschmiere. ¶ Was sagt König Salomon/ ¶ […]
    Eine Fundstelle
    (189-191) [262-264]
    159 Es ist zu beklagen/ daß bei Christlichen Hochzeiten/ meist nur von Uppigkeit geredet wird/ und der HochzeitGedichte absehen ist/ allein Braut und Bräutigam/ samt den Gästen/ mit (oft-schandbaren) ScherzReden zu ergetzen. Es ist ja der Ehestand ein heiliger Stand/ von Gott selbst/ noch im Stand der Unschuld/ eingesezt/ und der nicht allein vielen Lastern wehret/ sondern auch das Reich des Himmels mit seel. Bürgern anfüllet/ und die Welt fortpflanzet. So solte er demnach billig mit Gebet und Ardacht/ gleichwie von den Verlobten angefangen/ also auch von andern eingesegnet werden. Da solte man anführen die schöne Exempel der Heiligen/ wie Adam [S] mit Eva bei dem Hochzeitgesang der Engel/ Isaac mit Rebecca da er ausgegangen zu beten/ Jacob mit Rahel nach großer Mühe und Arbeit/ gleichwie auch Tobias und Sara/ vermählet worden/ und wie Christus dem HochzeitFest zu Cana beigewohnet/ und dasselbige gesegnet: welcher dann billig/ vor allem andern/ zu einer jeden Christlichen Hochzeit soll eingeladen/ und bei der Hochzeit also tractirt werden/ daß er lust bekomme/ der neuen Eheleute ihr Hausgenoß zu bleiben. Man könte auch jedesmal einen Spruch aus H. Schrift/ der vom Ehestand handelt/ unter die Feder nehmen/ und mit einem Geistlichen Gedicht erklären: Insonderheit aber anführen/ wie der Ehestand mit Christi Liebe gegen seiner Gemeine von S. Paulo*[Ephes. 5 V. 25 seqq.] verglichen werde. Kein zweifel ist/ daß die Ehen viel gesegneter seyn und bäßer ersprießen/ wann sie also mit Gott angefangen würden. ¶ 160 Dißorts ein Beispiel zu geben/ weil/ die Menschwerdung des Ewigen [S] und einigen Sohns GOttes JEsu Christi/ sich wol eine ¶ Vermählung der Himlischen Gottheit mit der Irdischen Menschheit ¶ nennen lässet/ wird solche als eine Geistliche Hochzeit/ mit folgendem Gedichte besungen. ¶ Diß ist der Tag/ das Wunder-Fest/ […] [S] […] ¶ 161 Ich will hier noch beibringen einen Christlichen Hochzeitwunsch/ mit welchen ich vor 25 Jahren Herrn Joachim Pipenburg/ bei der wollöbl. Stadt Lüneburg vornehmen Ratsherrn und Gerichts Präsidenten/ verehret. Weil selbiger in einem siebenständigen Sinnbilde bestehet/ und von den Sinnbildern dißorts noch nichts gesaget worden/ so ist zu wissen/ daß selbige mit den GleichnisReden (S § 68 im I Buch 7 Cap.) eine große Verwandschaft haben/ und in selbigen dreien Stücken/ nämlich in der Sache/ von der man redet/ in dem Gleichenden/ und in der Gleichis/ bestehen.
    Eine Fundstelle
    (207-212) [280-285]
    Sonsten wird deren sonderbare Zierde darinn gesuchet/ wann ein [aq]Hemistichion[/aq] oder halb Vers aus einem bekannten Redner oder Poeten/ oder ein kurzer Spruch aus heiliger Schrift/ darzu genommen wird. Dergleichen hat das Zweite SchäferGedicht des Zweiten Theils der Pegnesis: da der Danae Fabel-Thurn/ mit Gold beregnet/ den Him-[S]melSegen anwünschet/ mit der Beischrift aus [aq]Horatij XVI Ode III[/aq] Buchs V. 8. ¶ [aq]Converso in precum Deo[/aq] ¶ und des Teutschen BibelSpruchs I B. Mos. 15. V. I. Ich bin dein sehr grosser Lohn. ¶ 164 Vor-erwehntes Siebenständiges Hochzeit-Sinnbild/ zeiget I ein beladenes Karrgeschier mit einem zerbrochenen Rad/ da ein Engel-Knab ein neues anstecket: den wieder-vermählten Witwerstand bemerkend. Das Wort ist/ ¶ Komt Eins ihm wieder bei; ¶ Und die Erklärung: ¶ Was ist diß Leben hier? Ein Leidbeladener Wagen/ […] [S] […] ¶ 165 Das zweite [aq]Emblema[/aq] machten zwei SaumRosse/ deren eines unter der aufgebürdeten Last erliget/ dazwischen ein EngelKnab stehend ihme die Last zum theil ab- und dem andern Roß´aufbürdet; mit der Schrift: ¶ Viel leichter tragen Zwei. ¶ Solches wird erkläret/ durch folgende Zeilen: ¶ Freilich sind wir Roß’ und Mäuler. Sünde hat uns eine Last/ […][S] […] ¶ 166 Das dritte [aq]Emblema[/aq], bringet durch eine Hand aus der Wolken/ auf einer güldnen Schale/ eine köstliche Perle/ darunter ligt ein Herz mit dem Namen GOttes bezeichnet: ausbildend die Sprüche/ daß ein Tugendsam Weib edler dann/ Gold und Perlen sei/ vom HErrn komme/ und dem gegeben werde der GOtt fürchtet. ([aq]a[/aq] [Sir. 7 V. 21 c. 26 V. 3 Spr. 31 V. 10 c. 19 V. 14]) Diß erkläret folgender Spruch/ samt den Versen: ¶ GOtt dieses Gut verleih! ¶ Ein Weib/ das reich an Witz und Tugend-Haab/
    Eine Fundstelle
    (214-217) [287-290]
    Mit denselben haben eine große Verwandschaft/ die KlagLieder oder [aq]Threni[/aq]: also benamet/ weil sie gleichsam mit Threnen geschrieben werden. Es wird damit der Untergang/ nicht allein großer Leu-[S]te/ sondern auch der Städte und Länder beschrieben: dergleichen sind/ die KlagLieder des Profeten Jeremiae/ womit er dem verstörten Jerusalem und Tempel zu Grab gesungen/ welche unser Gekrönter gar schön und beweglich Vers-geteutschet. ¶ 170 Diese Lieder sind recht Poetisch gesetzet/ klagen und reden schön figürlich/ wemmern beweglich/ und sagen alles/ was zu dieser Materie dienlich ist. Dann erstlich beschreibet er die Verwüstung der Stadt und des Landes/ die hinmordung und entführung der Inwohner/ und wie sie ihren Nachbaren ein Spott worden. Dieser Verderbnis/ hält er entgegen/ den vorigen Wolstand. Er bekennet/ daß man solchen Jammer mit Unbusfärtigkeit herbei gezogen: weswegen jeder/ nicht wider den Verderber/ sondern über seine eigne Sünden/ zu murren habe. Er erkennet/ daß diese Straffe von GOtt komme/ der sie/ aus dem Himmel ihrer Glückseeligkeit/ auf die Erde alles Elends geworfen. Er wünschet/ daß GOtt die stolzen Verfolger/ weil [S] sie damit seine Ehre nicht suchen/ sondern allein ihren Frefel üben/ auch also zurichten wolle. Er klaget zwar/ daß GOtt sich versteckt habe/ und kein Gebet zu ihm hindurch wolle. Er tröstet aber hierbei/ daß die Güte des HErrn alle Morgen neu und seine Treu groß sei; daß er nicht ewiglich verstoße/ sondern sich wieder erbarme/ und die Menschen nicht von herzen plage. Darum beschließet er/ es sage ihm sein Herz/ und er hoffe/ daß GOtt an sie gedenken/ sie wieder zu ihm bringen und heimkommen lassen werde. ¶ 171 GOtt bewahre unser Teutschland/ für der Juden Sünde und deren Straffe/ und verhüte/ daß kein Jeremias dergleichen KlagLieder zu verfassen Ursach gewinne. Es ist aber/ solang die Welt stehet/ keine größere Verheerung geschehen/ als da Juden und Heiden sich an den Menschen gesmacht/ in welchen die Fülle der Gottheit/ als in dem rechten Jerusalem/ wohnet/ und ihn am Stamm des Creutzes schmerzlich sterben gemacht. Demnach/ zum Beispiel eines KlagLieds/ [S] werden hiermit angeführet/ diese ¶ Unter dem Creutz Christi vergossene Creutz-Threnen.
    Eine Fundstelle
    (220-223) [293-296]
    Eine Fundstelle
    (228-229) [301-302]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [73]
    Eine Fundstelle
    (2) [75]
    Eine Fundstelle
    (5) [78]
    Eine Fundstelle
    (6) [79]
    Eine Fundstelle
    (6) [79]
    Eine Fundstelle
    (6) [79]
    Eine Fundstelle
    (7) [80]
    Eine Fundstelle
    (10) [83]
    Eine Fundstelle
    (11) [84]
    Eine Fundstelle
    (16) [89]
    Eine Fundstelle
    (17) [90]
    Eine Fundstelle
    (18) [91]
    Eine Fundstelle
    (18) [91]
    Eine Fundstelle
    (19) [92]
    Eine Fundstelle
    (19) [92]
    Eine Fundstelle
    (20) [93]
    Eine Fundstelle
    (21) [94]
    Eine Fundstelle
    (21) [94]
    Eine Fundstelle
    (22) [95]
    Eine Fundstelle
    (23) [96]
    Eine Fundstelle
    (23) [96]
    Eine Fundstelle
    (24) [97]
    Eine Fundstelle
    (25) [98]
    Eine Fundstelle
    (26) [99]
    Eine Fundstelle
    (37) [110]
    Eine Fundstelle
    (38) [111]
    Eine Fundstelle
    (44) [117]
    Eine Fundstelle
    (51) [124]
    Eine Fundstelle
    (51) [124]
    Eine Fundstelle
    (53) [126]
    Eine Fundstelle
    (55) [128]
    Eine Fundstelle
    (62) [135]
    Eine Fundstelle
    (76) [149]
    Eine Fundstelle
    (78) [151]
    Eine Fundstelle
    (79) [152]
    Eine Fundstelle
    (83) [156]
    Eine Fundstelle
    (84) [157]
    Eine Fundstelle
    (86) [159]
    Eine Fundstelle
    (91) [164]
    Eine Fundstelle
    (92) [165]
    Eine Fundstelle
    (92) [165]
    Eine Fundstelle
    (98) [171]
    Eine Fundstelle
    (99) [172]
    Eine Fundstelle
    (99) [172]
    Eine Fundstelle
    (105) [178]
    Eine Fundstelle
    (114) [187]
    Eine Fundstelle
    (116) [189]
    Eine Fundstelle
    (124) [197]
    Eine Fundstelle
    (137) [210]
    Eine Fundstelle
    (141) [214]
    Eine Fundstelle
    (143) [216]
    Eine Fundstelle
    (147) [220]
    Eine Fundstelle
    (240) [313]
    Und daher/ glaubt man nicht ohne Warheit-schein/ hat Jubal anlaß genommen/ wie das Buch der Schöpfung von ihm berichtet/ Geigen zu erfinden/ und aus Rohren/ darein der Wind gepfiffen/ ihme Pfeifen zu schneiden. ¶ 2 Plutarchus nennet die Musik/ eine Göttliche Erfindung: (a [griech.]) gleich als wäre sie/ durch die himmlische Heerschaaren/ die Gott ohn unterlaß lobsingen/ als ein Vorschmack des Himmels/ auf Erden herab gebracht worden/ damit die Menschen etwas hätten/ womit sie ihr [S] Elend trösten mögen. Indem nun/ des Jubals und Jabals Schüler und Schäferei-genoßen/ also aufspielten und sangen/ ward ihre Schwester/ die schöne Naema/ samit ihren Gespielinen damit herzu gelocket: die dann einen Reihen schlossen/ und nach dem Thon ihrer Seiten- und Pfeifenspiele gedanzet. Als nun selbige Feld-Musikanten in diese Dänzerinnen sich verliebet/ wurden sie veranlaßet/ Liebesklagen zu verfassen und in das Seitenspiel zu singen. Und solcher gestalt hat/ die Liebe/ zu erfindung der Poesy/ den ersten anlaß gegeben. So ein Liebgedichte sol vor alters die Erifanis dem Menalcas/ einem berühmten Jäger/ gemacht und gesungen haben. ¶ 3 Dieses thäten die Cainiten. Löblicher aber verfuhren/ die von der Kirche der Erzvätter. Adam/ der Fürst und Vatter unter denselben/ hat ohnezweifel/ mit seiner Eva im Paradeis unter dem Baum des Lebens/ GOtt ihrem Schöp-[S]fer Lob-gesungen. Nachmals/ wann diese heil. Vätter im Grünen lagen/ hatten sie ihre Gedanken zu Gott/ schwebten damit im Himmel/ den sie über und vor sich sahen/ betrachteten in den Geschöpfen den Schöpfer/ auch an der Sternenburg den Ursprung ihrer Seelen/ und/ an stat der eitlen irdischen Liebe raum zu geben/ dichteten sie Lieder zur Ehre GOttes/ und sungen solche bei Verrichtung des Gottesdienstes/ oder ließen sonst Gesänger voll Tugendlehren erklingen. Diß geschahe/ wie zu vermuhten ist/ in der ersten Welt vor der Sündflut: da man ja nicht in der Beehrung GOttes wird gefeiret haben/ sonderlich in des Henochs Schule/ der ein Göttliches Leben geführet. ¶ 4 Nach der Sündflut/ ist/ vor Mose Zeiten/ keiner Poesy oder einiges Lieds gedacht worden: außer daß sich vermuten lässet/ Noah werde/ nach der Sündflut/ beim Opfer/ ein Lob- und Danklied GOtt zu Ehren gesungen/ und [S] der Schäfer Jacob/ zu Haran in Mesopotamien/ auf der Weide bei den Heerden/ seiner schönen Rahel/ die er innigst geliebet und 14 Jahre um sie gedienet/ manches HirtenLied gedichtet haben. Er wohnte nachmals bei den Thurn Eder/ ([aq]a[/aq] [Gen. 23. V. 21]) nahe bei Betlehem/ welcher Ort ohnezweifel von ihm und seiner SchafeTrift/ diesen Namen (Heerde) bekommen: und wird er daselbst seinem GOtte/ der ihn beschirmet und gesegnet/ manches DankLied gesungen haben. Daß aber die Hebreer/ und andre Völker in den Morgenlanden/ Poeten gewesen/ erscheinet aus den vielen in Heil. Schrift aufgeschriebenen Liedern und Psalmen/ wie auch aus des Lügen-Profetens Mahumed Alcoran/ welcher in lauter/ wiewol übel-abgemessenen/ Reimzeilen bestehet: aus welchem letzern abzunehmen ist/ daß die Poeterey bei den Arabern/ der Ebreer Nachbaren/ sehr üblich müße gewesen seyn. [S] ¶ 5 Im Jahr der Welt 2415 ungefähr 800 Jahre nach der Sündflut/ lebte mit 40 Jahren der Poet und Profet Mose/ und wohnte ebensoviel Jahre im Land Midian/ bei einem Brunnen/ dahin er aus Egypten geflohen ware: und daselbst hütetete er der Schafe Jethro/ des Priesters in Midian/ der ihm eine von seeinen sieben Töchtern zum Weibe gegeben. Mit diesen sieben Schäferinnen/ insonderheit mit seiner lieben Zipora/ wird Moses sich oft im Singen auf dem Feld ergetzet haben ([aq]b[/aq] [Ex. 2. V. 15/16/24. C. 2. V. 1]). Dann/ daß er ein Poet gewesen/ ist zu ersehen aus dem schönen DankLied/ damit er Gottes Hülfe gepriesen/ da der Feind seines Volks mit allen seinen in rohten Meer ertrunken: worbei seine Schwester Miriam auch das ihre gethan/ und den andern Frauen/ als Sängerinnen/ vorgesungen ([aq]c[/aq] [Ex. 15. V. 21]). Er sange auch/ kurz vor seinem Tod/ ein langes [S] Lied ([aq]d[/aq] [Deut. 32.)/ darinn er aus Profetischem Geist vorgesaget/ wie das erwehlte Volk von GOtt abfallen würde. Es wird auch der Neunzigste Psalm ihme/ durch die Obschrift/ zugeschrieben/ womit er die in der Wüsten sterbende 600000 Israeliten getröstet. Welchergestalt das Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunn/ ein Liedlein wechselweis gesungen/ hat eben dieser ihr Fürst und Capellmeister nicht unerwehnt lassen können. ([aq]e[/aq] [Num. 21. V 17/18.]) ¶ 6 Ein huntert Jahre nach der Zeit Mose/ thäte sich auch in Griechenland die Poesy herfür/ und zwar erstlich in Bäotien zu Dodona und Delfi: da die Götzen oder vielmehr Teufel/ Jupiter/ und nachmals Apollo/ so in seiner Jugend auch/ wie Mose/ ein Schäfer gewesen/ aus Hölen (aus der Hölle) und zwar allemal in Versen/ geredet/ und den Leuten/ die um künftige Dinge gefragt/ Antwort gegeben/ daher sie Oracula genennt [S] worden: und soll zu Delphi das erste Weib/ durch welche der Geist geredet/ namens Phemonoe/ die Verse-art/ so bei den Griechen und Lateinern [aq]Hexametri[/aq] heißen/ erfunden haben. Es ist aber ohnezweifel Fabelwerk/ wie alle der Griechen erste Geschichten/ und hat der Höllen Fürst/ als jederzeit Gottes Affe solches von dem Profeten Mose und der Miriam abgesehen/ und nachgedichtet. ¶ 7 Im Jahr der Welt 2620 trate im Volke GOttes hervor/ die Heldin/ Richterin/ Profetin und Poetin Debora: welche mit dem Barak/ nachdem sie die Canaaniter geschlagen/ dem Herrn mit einem schönen Lied dafür gedanket ([aq]f[/aq] [B. Richt. 5.]). Von dieser glaubet man/ daß sie eine von den Sibyllen gewesen: welche auch Poetinen gewesen/ und ihre Weissagungen in Versen geschrieben.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [21-27]
    Auf die Debora folgte/ nach 200 Jahren/ im heiligen Volk/ die fromme Hanna/ des Profeten Samuels Mutter: welche diesen ihren Sohn von GOtt erbetten/ und dafür ein schönes DankLied gesungen. ¶ 8 Endlich um das Jahr der Welt [S] 2680 sezte die Poesy sich erstlich auf den Königsthron/ und zwar im Volke Gottes. David der Sohn Isai/ weidete damals bei vor-erwehntem Bethlehem und Thur[?] Eder/ wo Jacob seine Hütten gehabt/ seines Vatters Schafe/ war ein künstlicher Harffenspieler/ fienge an Psalmen zu dichten/ und ward also zugleich ein Schäfer und Poet/ und zwar ein Geistlicher Poet/ ein Himmels-Dichter. Daher haben die Blumgenoßhirten die zugleich Schäfere/ Poeten/ und Gekrönte sind/ und den Spruch Alles zur Ehre des Hummels/ zum Gesellschaft-Wort und zum Absehen ihrer Schriften erwehlet/ diese Hirten und Gold-gekrönten Himmel-Poeten ihren Gesellschafter ([aq]g[/aq] [S. Pegnes. II Theils I Hirtenged. § 3.]) benennet. Seinem Freund Jonathan/ auch seinem Feind und Schweher Saul/ schriebe er/ nachdem sie in der Schlacht umgekommen/ ein klägliches LeichLied/ nennte es den Bogen und ließe es in Is-[S]rael offentlich singen: und hierauf ward er zum König in Israel gekrönet. Seine ewige Ehre ist/ auf Erden und im Himmel/ was Sirach ihm nachrühmet: Für eine jede Wohlthat/ dankte er dem HErrn/ mit einem schönen Lied ([aq]h[/aq] [Sir. 49. V. 9]). Wie er dann derer/ im Psalter oder Ebreischen Liederbuch/ eine große Anzahl hinterlassen: und ersihet man aus selbigem Buch/ und den Obschriften der Psalmen/ das damals und hernach viel Poeten in Israel gewesen. Von seinem Sohn und Reichs-Nachfolger/ dem König Salomo/ schreibt das Biblische Buch der KönigsGeschichten ([aq]i[/aq] [I B. Kön 4. V. 32.])/ daß er über tausend Lieder gedichtet: unter denen aber allein das so-genannte Hohe Lied noch vorhanden ist/ welches ein SchäferGedichte ist/ und unter dem Namen Salomo und Sulamith/ den Sohn Gottes mit seiner Braut/ dem Menschlichen Geschlecht/ verliebt redend einführet. ¶ 9 Nach Davids und seines [S] Sohns zeiten/ wurden in Griechenland berühmt/ der Fürst selbiger Poesy Homerus/ und hernach Hesiodus: deme Tyrtäus/ die Dichterinnen Telesilla und Sappho/ Aleman/ Arion/ und die andern/ nach und nach gefolget. Zwischen denselben waren im Heil. Land berühmt die Profeten und Poeten/ Esaias und Jeremias: deren jener seinem Lieben/ dem König Usia oder Jothan ein Lied seines Vettern/ des Herrn Messias/ gesungen ([aq]k[/aq] [Esa. 5. V. 1]): der andere aber/ seine KlagLieder über die Verstöruug des Jüdischen Landes und der HauptStadt Jerusalem/ angestimmet. Also hat auch die Heldin Judith/ dem HErrn ein DankLied gesungen. Aus bisher-erzehltem erhellet nun/ daß keineswegs die Griechen/ wie zwar von ihnen gerühmet wird/ sondern die Ebreer und Israeliten/ die erste Poeten gewesen/ und zwar nur GOtt zu Ehren Lieder gesungen. Unterdessen hat diese Kunst [S] auch in Italien sich fest gesetzet: maßen/ schon zu [aq]R[/aq]. Numae Zeiten/ die Priester des Kriegs Gottes/ [aq]Salii[/aq] genannt/ gewiße Lieder gesungen. Lang und wol 300 Jahre hernach/ folgten die Poeten Livius/ Ennius/ Lucilius/ Lucretius/ Plaucus/ Terencius/ Virgilius/ Ovidius/ Horatius/ und huntert andere. ¶ 10 Zur Zeit der Hochheiligen Christgeburt sangen im Jüdischen Land/ die hochgelobte Gottes-Mutter Maria/ und ihr Vetter der Priester Zacharias/ zwei schöne Dank- und LobLieder: gleichwie auch die Engel selber/ in der Christ-Nacht/ diese der Welt HeilGeburt feirlich besungen haben. Auf diese folgten/ nach 300 Jahren/ eine große Anzahl Irdischer Engel oder GOtt- und Christliebender Poeten/ als Juvencus/ Hilarius/ Avitus/ Ambrosius/ Augustinus/ Gregorius/ Apollinaris/ Ausonius/ Prudentius/ Nonnus/ Paulinus/ Synesius/ Sedutius/ Sidonius/ Boëtius/ Venantius/ Fortunatus/ Theodulphus/ Bernhardus/ so meistenteils der ersten Kirche Christliche Bischofe gewesen/ und unter denselben auch zwo Weibspersonen/ Proba Falconia und die Käiserin Eudoxia.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [28-33]
    50 Es waltet auch hier die Frage/ ob ein Christlicher Poet/ in seinen Gedichten/ der Heidnischen Götter Namen gebrauchen dörfe? Die/ so es be-[S]haupten wollen/ halten dafür / daß der Poesy gröste Zierde in einführung solcher Namen bestehe. Sie wenden auch vor/ man verstehe darunter/ nicht die Heidnische Götter/ sondern die Tugenden/ Laster und andere Eigenschaften Gottes und der Menschen. Ferner spötteln sie/ es seyen nur Worte/ und keine Gefahr dabei/ daß jemand dadurch zum Heiden gemacht werde: weil man sie nur nenne/ aber nicht anbete. ¶ 51 Es ist aber hiergegen zu sagen/ daß GOtt/ nicht allein in dem Ersten von seinen Donner-Geboten verboten/ keine andere Götter neben ihm zu haben/ sondern auch sonst ausdrücklich befihlet: Anderer Götter Namen solt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Mund (Feder) sollen sie nicht gehört werden. ([aq]a[/aq] [2. Buch Mos. 23. V. 13.]) Diese Götter oder Götzen/ sind entweder Menschen/ die den wahren GOtt nicht erkennet/ oder gar Teufel gewesen/ die auch nun in der Hölle beisammen wohnen. Es haben ihnen auch die Heidnsiche Poe-[S]ten allerhand Laster und Bosheiten zugeschrieben/ als daß sie Ehbrecher und Huren/ Diebe/ Mörder/ Säuffer gewesen/ einander geneidet und angefeindet: welches ja die höchste Unvernunft ist/ weil der Gottheit kein Laster eignet/ sondern vielmehr die höchste Unschuld und Tugendvollkommenheit. Deswegen hat auch Plato/ die Poeten/ von seinem Regir-Staat ausgeschlossen. Da nun ein Heide nicht dulten können/ daß man Göttern Bosheit zugeschrieben: wie solte es dan GOtt an seinen Christen nicht misfallen/ wann sie den Dagon neben die Bundslade stellen/ und mit der Hand/ da sie in der H. Taufe ihm gehuldigt und dem Satan abgesaget/ von Teufeln reden und schreiben. ¶ 52 Man wil zwar sagen/ [aq]Homerus[/aq], unter den Poeten (soviel man weiß) der ältste/ habe nur eine Fabel geschrieben/ wie heutigs tags die Romanzen oder Geschicht-Gedichte sind/ und unter den Namen der Götter/ das Verhängnis/ den Krieg/ die Liebe und anders dergleichen verstanden. Es ist [S] aber solches nicht erweislich/ weil der Götzendienst schon vor ihme üblich gewesen: und hat er damit [aq]Virgilio, Ovidio[/aq] und andren folgenden Poeten/ von Götzen zu reden/ Ordnung und Anlaß gegeben. ¶ 53 Es ist wol die gröste Gottslästerung/ wan man GOtt mit einem Namen nennet/ den vordessen ein Götz oder Teufel geführet. Wie sol GOtt gut heißen/ da man ihn Jupiter nennet: ob es schon [aq]juvans pater[/aq], ein Helfe-Vatter/ zu Teutsch heißet. So kan er auch nicht vertragen/ da er die Liebe selber ist/ daß man diese Tugend oder Eigenschaft mit den Namen der geilen Venus bekleide. Die Israeliten/ verstunden/ unter den güldnen Kälbern/ und unter dem Namen Baal/ den wahren GOtt: aber GOtt ergrimmte über das Kalb-Fest/ und wolte darum das ganze Volk verderben. Er sagte auch/ durch den Profeten: Du solst mich nimmer Baal nennen/ und ich wil den Namen der Baalim von ihrem Munde weg thun/ daß man deren nicht mehr gedenken soll. ([aq]b[/aq] [Hos. 2. V. 17.]) [S] ¶ 54 Daß Gefahr hierbei sei/ erhellet gnugsam: da manche sich dermaßen in die Heidnische Altertum-Sachen verlieben/ daß sie darüber/ wo nicht zu Heiden/ jedoch zu Atheisten werden. [aq]Hubertus Golzius[/aq] hat sich nicht gescheuet/ nach verrichteter LänderReise/ dem Wander Götzen [aq]Mercurio[/aq] einen [aq]Hymnum[/aq] zu schreiben. Dergleichen GötzenGedichte/ findet man hin und wieder in den Schriften unserer Poeten/ und werden insonderheit die Venus und ihr Cupido fast von allen/ als Götter/ angeruffen. [aq]Justus Lipsius[/aq] hat/ für seinen Garten/ eine Fürbitte an sie geschrieben. ([aq]c[/aq] [[aq]Epist. Cent. I 27.[/aq]]) Also haben [aq]Dan. Heinsius[/aq] und unser Opitz/ den Kriegs- und Wein-Götzen [aq]Marti[/aq] und [aq]Baccho[/aq], Lobgesänge verfasset. Von solchen Poeten/ kan man mit eines vornehmen GottesLehrer Worten ([aq]d[/aq] [[aq]J. V. Andreae Mythol. man. II 35.[/aq]]) sagen: Es ist zu zweiflen/ ob GOtt deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öf-[S]ter die Venus als die GottesMutter Maria/ den Cupido als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß als den Oelberg/ die Elysische Felder als das Paradeis/ und Fabeln als das himlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? ¶ 55 Daß aber nicht eben alle Zier der Gedichte an diesen Heidnischen Götzengewäsche gelegen sei/ zeigen die erste Christliche Poeten [aq]Juvencus, Prudentius, Venantius Fortunatus[/aq] und mehr andere/ die viel schöne [aq]Carmina[/aq] ohne solchen Götzen-kleck hinterlassen. Die H. Schrift hat viel warhafte schöne Geschichten/ die man/ an stat dieser Lügen/ einführen kan. Es ist auch ohnedas/ der Heidnische Götzen-Krempel/ lauter Affenwerk des Satans/ aus H. Schrift genommen. Was sind Jupiter und Juno anders/ als Adam und Eva/ das erste paar Menschen? Jubal, Tubalkain und Naema/ ([aq]e[/aq] [[aq]à rad.[/aq][hebr.], [aq]amoenus, venustus.[/aq]]) sind Orfeus/ Vulcanus [S] und Venus. Noah/ ist Janus/ Bacchus und Deucaleon. Was sind die Himmelstürmende Riesen anders/ als die Babylonische Thurn-bauer? Was ist gleicher/ als Jacob oder Mose und Apollo/ beiderseits Exulanten und Hirten? Miriam und Diana? Joseph/ und Phryxus mit der Phädra? ¶ 56 Will man das Gedichte mit Historien zieren/ was ist schöner/ als die Welt-Erschaffung/ welche [aq]Ovidius[/aq] fast ganz aus dem Ersten Buch Mose genommen? Was ist trübseliger/ als der Menschen-Fall/ die Sündflut/ der Sodomer-Gegend SchwefelSee? Was ist himlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen/ da er warhafter/ als Baucis und Filemon/ den Gott Elohim bewirtet? Was ist annemlicher/ als das Opfer Isaac/ der Traum und Schäferstand Jacobs/ die Verfolg- und Erhöhung Josefs/ die Hinwerfung und Erhebung des Kinds Mose/ die zehen Plagen von Egypten/ der Gang durch Meer und Jordan/ des Josua Sonnestillstellen/ das Manna oder Himmel-[S]Brod/ die Eroberung des Gelobten Landes? Will man von Tyrannen und Riesen reden: hier sind Nimrod/ Og und Goliath. ¶ 57 Und wil man einen Parnaß und Apollo/ einen Delfis-Tempel/ die Musen und ihren Künste-brunn haben: Hier sind/ die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon; der König David/ mit der Harffe und dem Lieder-Psalter/ mit dem Goliaths-Sieg; der Tempel Salomons mit seiner BundsLade; die gelehrte andächtige Weibspersonen Miriam/ Debora/ zwo Hannen/ die Tochter Jephtha/ die Arabische Königin Maqueda/ die Hulda und Judith/ die H. Gottes Mutter Maria/ und mehr andere; der Jordan/ der Bach Kidron/ und der Brunn Siloha/ so aus dem Berg Sion entqwollen. Und hat nicht JEsus Christus/ der rechte Föbus und Sonne der Gerechtigkeit/ den höllischen Python erwürget/ die Menschheit angenommen/ die Gemeine/ wie Salomon seine Sulamith/ geliebet/ und sie/ wie Perseus die [S] Andromeda/ von dem höllischen Drachen erledigt? Da haben wir/ an stat des Hercules/ den Löwenzwinger Simson und viel andere Helden; an stat der Venus/ die keusche Gottesgebärerin/ da ein Christlicher Poet wol sagen und dichten kan: ¶ Weg mit eurer Huren-Göttin/ Heide/ Mahler und Poet! […] ¶ 58 Aus besagtem wil nun erhellen/ daß auf unsere Frage mit Nein zu antworten sei. Dieses ist zwar erlaubt/ daß man eine Tugend/ oder ein Laster in der person eines Engels oder Knabens/ einer Jungfrauen oder Matron/ oder einen Baum/ wie Jothan in H. Schrift/ einen Fluß/ Stadt oder Land/ und dergleichen/ unter erdichteten Namen/ mit einführet: nur daß es nicht [S] solche seyen/ die von den Heiden angebetet worden. Also kan man dichten/ wie den Paulus ein Engel aus dem Schiffbruch gezogen/ dem Judas Maccabeus ein Schwerd in der Schlacht zugestellt/ und den Tobias in Menschengestalt begleitet; wie ein Gottloser die böse Geister zu Hülfe beruffen. Und hierinn hat man zum Vorgänger den Italischen Poeten [aq]Torquato Tasso[/aq], welcher solches in seinem Erlösten Jerusalem meisterlich zu werk gerichtet. ¶ 59 Es erscheinet auch hieraus/ was von Schau- und Danz-Spielen zu halten sei/ da Heidnische Götter redend oder sigend eingeführet werden: wovon hier/ um kürze willen/ nur noch diese ehmals hierüber verfasste Verse reden. ¶ Sind sie es dann alleine/ die Walonen/
    Eine Fundstelle
    (62-71) [135-144]
    Es ist aber damit nicht ausgemacht/ daß man allein suche die Menschen zu belustigen oder zu schrecken. Die blinde Heiden/ die vom wahren Gott nichts wusten/ haben hierinn gröblich und verdammlich geirret/ und sich nicht gescheuet/ allerhand Bosheiten offentlich vorzustellen/ wann sie nur besagten Zweck erreichen mochten: da dann Schauspieler und Spielschauer miteinander dahin gefahren/ wo sie nun/ auf dem feurigen Schauplatz ihres Götzen Plutons ein ewiges Traurspiel spielen. ¶ 231 Wir Christen sollen/ gleichwie in allen unsren Verrichtungen/ also auch im Schauspiel-schreiben und Schau-spielen das einige Absehen haben/ daß Gott damit geehret/ und der Neben-Mensch zum Guten möge belehrt werden: da dann das Belusten/ [S] in seiner Maße mit folgen kan. Dieser Zweck wird aber nicht beobachtet/ wann man nicht allein solche Schauspiele vorschreibet/ die Gott verunehren/ und den Leser ärgern/ sondern auch dieselben offentlich vorstellet: da manche Matron oder Jungfrau/ die schamhaftig und züchtig in das Spielhaus gegangen/geil und frech wieder nach Haus gehet. Und solches geschihet/ wo nicht durch die HauptSpiele/ doch durch die schändliche Nachspiele: zu welchen man ja/ an stat der Buhlereyen und losen Händel/ andere lustige Materien/ deren ganze Bücher voll im Druck sind/ erwehlen könte. Wann man bedächte/ wie Gott und seine Engel überall zugegen seyen/ alles mit ansehen und anhören/ und wie die Teufel alle unnütze Gebärden und Reden aufzeichnen/ derentwegen dort ewig (wie unser Heiland vorsaget) von ihnen Rechenschaft zu fordern: ich weiß/ die Furcht vor dem Allherheiligsten All-Aug und All-Ohr/ und der Höllen-Schrecken/ würden uns bald den Lust vergehen machen/ solche Up-[S]pigkeit zu üben und anzuschauen. Es ist auch zu bewundern/ daß man in Schulen die Jugend aus dem [aq]Terentio[/aq], der ja alle Laster vorträget/ und nicht vielmehr aus dem [aq]Terentio Christiano Schonaei[/aq]/ und andern guten Büchern/ das Latein lernen lässt: da doch Gott einmal nicht fragen wird/ hast du gut Latein geredet? sondern/ bist du ein guter Christ gewesen?
    Eine Fundstelle
    (336-338) [409-411]
    146 Wir wollen nun die Gedichtarten nach einander beschauen/ und wie solche zu erfinden seyen/ in betrachtung ziehen. Die erste unter denselben sind/ die so-genannte [aq]Hymni[/aq] oder GOtt und den Himmel zu Ehren verfasste Geistliche Lieder: dergleichen zwar billig alle Lieder seyn solten. Droben ist erinnert worden/ wie übel es stehe/ wann ein Christlicher Poet/ die Namen der Heidnischen Götzen/ in seinen Gedichten anführet. Was ist dann erst dieses für ein Ubelstand/ wann man solches thut/ in Geistlichen Liedern und Gedichten/ und also die Lade des [S] Bunds neben den Dagon/ den Belial neben Christum/ setztet? Dergleichen Unform/ erscheinet in diesen Reimen: ¶ Wann soll doch mein Leid sich enden/ ¶ […] ¶ Weil Geistliche Lieder für jederman/ auch für Ungelehrte/ gesetzet werden/ so hat man auch darum diesen Unform zu vermeiden. ¶ 147 Es folget aber hieraus nicht/ daß man/ zum gegenspiel/ in dergleichen Gedichten/ alle Poetische und Figürliche Redzierden hinweg lassen/ und nur schlechthin leblose Reimen leimen und daher lirlen müße. GOtt/ der uns den Verstand und die Rede verliehen/ hat uns ja nicht verboten/ zierlich von und vor ihm zu reden. Er hat auch befohlen/ daß man ihm ja nichts gebrechlichs/ dürres oder dergleichen/ sondern etwas gutes und unmangelhaftes/ opfern solle/ ([aq]a[/aq] [3 B. Mos. 22 V. 22]) sonst [S] werde es nicht angenehm seyn. Und wie solte es können GOtt gefallen/ wann ein fauler Gesell/ der das Gehirne nicht anstrengen mag/ ein rechtschaffenes Gedicht zu verfärtigen/ oder verfärtigen zu lernen/ ein leeres Gewörtel ohne Geist und Andacht/ wie es ihm ungefähr und in der Eile zwischen die Backen und Finger kommet/ auf das Papier sudelt/ und solche Schalen ohne Kern/ wie jener/ ihm aufopfert? ¶ 148 Da auch Geistliche Lieder zu des Nächsten Gebrauch/ und daß auch andere GOtt damit verehren/ geschrieben werden: wie kan/ durch ein solches HülfenLied/ die Andacht bei jemand erwecket und dessen Geist angefeuret werden/ da es ohne Geist und Andacht geschrieben worden? Ich setze/ zum Beispiel/ dieses Geschmiere. ¶ Was sagt König Salomon/ ¶ […]
    Eine Fundstelle
    (189-191) [262-264]
    159 Es ist zu beklagen/ daß bei Christlichen Hochzeiten/ meist nur von Uppigkeit geredet wird/ und der HochzeitGedichte absehen ist/ allein Braut und Bräutigam/ samt den Gästen/ mit (oft-schandbaren) ScherzReden zu ergetzen. Es ist ja der Ehestand ein heiliger Stand/ von Gott selbst/ noch im Stand der Unschuld/ eingesezt/ und der nicht allein vielen Lastern wehret/ sondern auch das Reich des Himmels mit seel. Bürgern anfüllet/ und die Welt fortpflanzet. So solte er demnach billig mit Gebet und Ardacht/ gleichwie von den Verlobten angefangen/ also auch von andern eingesegnet werden. Da solte man anführen die schöne Exempel der Heiligen/ wie Adam [S] mit Eva bei dem Hochzeitgesang der Engel/ Isaac mit Rebecca da er ausgegangen zu beten/ Jacob mit Rahel nach großer Mühe und Arbeit/ gleichwie auch Tobias und Sara/ vermählet worden/ und wie Christus dem HochzeitFest zu Cana beigewohnet/ und dasselbige gesegnet: welcher dann billig/ vor allem andern/ zu einer jeden Christlichen Hochzeit soll eingeladen/ und bei der Hochzeit also tractirt werden/ daß er lust bekomme/ der neuen Eheleute ihr Hausgenoß zu bleiben. Man könte auch jedesmal einen Spruch aus H. Schrift/ der vom Ehestand handelt/ unter die Feder nehmen/ und mit einem Geistlichen Gedicht erklären: Insonderheit aber anführen/ wie der Ehestand mit Christi Liebe gegen seiner Gemeine von S. Paulo*[Ephes. 5 V. 25 seqq.] verglichen werde. Kein zweifel ist/ daß die Ehen viel gesegneter seyn und bäßer ersprießen/ wann sie also mit Gott angefangen würden. ¶ 160 Dißorts ein Beispiel zu geben/ weil/ die Menschwerdung des Ewigen [S] und einigen Sohns GOttes JEsu Christi/ sich wol eine ¶ Vermählung der Himlischen Gottheit mit der Irdischen Menschheit ¶ nennen lässet/ wird solche als eine Geistliche Hochzeit/ mit folgendem Gedichte besungen. ¶ Diß ist der Tag/ das Wunder-Fest/ […] [S] […] ¶ 161 Ich will hier noch beibringen einen Christlichen Hochzeitwunsch/ mit welchen ich vor 25 Jahren Herrn Joachim Pipenburg/ bei der wollöbl. Stadt Lüneburg vornehmen Ratsherrn und Gerichts Präsidenten/ verehret. Weil selbiger in einem siebenständigen Sinnbilde bestehet/ und von den Sinnbildern dißorts noch nichts gesaget worden/ so ist zu wissen/ daß selbige mit den GleichnisReden (S § 68 im I Buch 7 Cap.) eine große Verwandschaft haben/ und in selbigen dreien Stücken/ nämlich in der Sache/ von der man redet/ in dem Gleichenden/ und in der Gleichis/ bestehen.
    Eine Fundstelle
    (207-212) [280-285]
    Sonsten wird deren sonderbare Zierde darinn gesuchet/ wann ein [aq]Hemistichion[/aq] oder halb Vers aus einem bekannten Redner oder Poeten/ oder ein kurzer Spruch aus heiliger Schrift/ darzu genommen wird. Dergleichen hat das Zweite SchäferGedicht des Zweiten Theils der Pegnesis: da der Danae Fabel-Thurn/ mit Gold beregnet/ den Him-[S]melSegen anwünschet/ mit der Beischrift aus [aq]Horatij XVI Ode III[/aq] Buchs V. 8. ¶ [aq]Converso in precum Deo[/aq] ¶ und des Teutschen BibelSpruchs I B. Mos. 15. V. I. Ich bin dein sehr grosser Lohn. ¶ 164 Vor-erwehntes Siebenständiges Hochzeit-Sinnbild/ zeiget I ein beladenes Karrgeschier mit einem zerbrochenen Rad/ da ein Engel-Knab ein neues anstecket: den wieder-vermählten Witwerstand bemerkend. Das Wort ist/ ¶ Komt Eins ihm wieder bei; ¶ Und die Erklärung: ¶ Was ist diß Leben hier? Ein Leidbeladener Wagen/ […] [S] […] ¶ 165 Das zweite [aq]Emblema[/aq] machten zwei SaumRosse/ deren eines unter der aufgebürdeten Last erliget/ dazwischen ein EngelKnab stehend ihme die Last zum theil ab- und dem andern Roß´aufbürdet; mit der Schrift: ¶ Viel leichter tragen Zwei. ¶ Solches wird erkläret/ durch folgende Zeilen: ¶ Freilich sind wir Roß’ und Mäuler. Sünde hat uns eine Last/ […][S] […] ¶ 166 Das dritte [aq]Emblema[/aq], bringet durch eine Hand aus der Wolken/ auf einer güldnen Schale/ eine köstliche Perle/ darunter ligt ein Herz mit dem Namen GOttes bezeichnet: ausbildend die Sprüche/ daß ein Tugendsam Weib edler dann/ Gold und Perlen sei/ vom HErrn komme/ und dem gegeben werde der GOtt fürchtet. ([aq]a[/aq] [Sir. 7 V. 21 c. 26 V. 3 Spr. 31 V. 10 c. 19 V. 14]) Diß erkläret folgender Spruch/ samt den Versen: ¶ GOtt dieses Gut verleih! ¶ Ein Weib/ das reich an Witz und Tugend-Haab/
    Eine Fundstelle
    (214-217) [287-290]
    Mit denselben haben eine große Verwandschaft/ die KlagLieder oder [aq]Threni[/aq]: also benamet/ weil sie gleichsam mit Threnen geschrieben werden. Es wird damit der Untergang/ nicht allein großer Leu-[S]te/ sondern auch der Städte und Länder beschrieben: dergleichen sind/ die KlagLieder des Profeten Jeremiae/ womit er dem verstörten Jerusalem und Tempel zu Grab gesungen/ welche unser Gekrönter gar schön und beweglich Vers-geteutschet. ¶ 170 Diese Lieder sind recht Poetisch gesetzet/ klagen und reden schön figürlich/ wemmern beweglich/ und sagen alles/ was zu dieser Materie dienlich ist. Dann erstlich beschreibet er die Verwüstung der Stadt und des Landes/ die hinmordung und entführung der Inwohner/ und wie sie ihren Nachbaren ein Spott worden. Dieser Verderbnis/ hält er entgegen/ den vorigen Wolstand. Er bekennet/ daß man solchen Jammer mit Unbusfärtigkeit herbei gezogen: weswegen jeder/ nicht wider den Verderber/ sondern über seine eigne Sünden/ zu murren habe. Er erkennet/ daß diese Straffe von GOtt komme/ der sie/ aus dem Himmel ihrer Glückseeligkeit/ auf die Erde alles Elends geworfen. Er wünschet/ daß GOtt die stolzen Verfolger/ weil [S] sie damit seine Ehre nicht suchen/ sondern allein ihren Frefel üben/ auch also zurichten wolle. Er klaget zwar/ daß GOtt sich versteckt habe/ und kein Gebet zu ihm hindurch wolle. Er tröstet aber hierbei/ daß die Güte des HErrn alle Morgen neu und seine Treu groß sei; daß er nicht ewiglich verstoße/ sondern sich wieder erbarme/ und die Menschen nicht von herzen plage. Darum beschließet er/ es sage ihm sein Herz/ und er hoffe/ daß GOtt an sie gedenken/ sie wieder zu ihm bringen und heimkommen lassen werde. ¶ 171 GOtt bewahre unser Teutschland/ für der Juden Sünde und deren Straffe/ und verhüte/ daß kein Jeremias dergleichen KlagLieder zu verfassen Ursach gewinne. Es ist aber/ solang die Welt stehet/ keine größere Verheerung geschehen/ als da Juden und Heiden sich an den Menschen gesmacht/ in welchen die Fülle der Gottheit/ als in dem rechten Jerusalem/ wohnet/ und ihn am Stamm des Creutzes schmerzlich sterben gemacht. Demnach/ zum Beispiel eines KlagLieds/ [S] werden hiermit angeführet/ diese ¶ Unter dem Creutz Christi vergossene Creutz-Threnen.
    Eine Fundstelle
    (220-223) [293-296]
    Eine Fundstelle
    (228-229) [301-302]
    Eine Fundstelle
    (95) [168]
    Eine Fundstelle
    (95) [168]