Sprachgenealogien

Hanmann, Enoch

Anmerckungen In die Teutsche Prosodie

| 'Und was sag ich viel die Mutter aller Sprachen ist nicht so Reine/ daß sie nicht unterweilen etwas solte von ihren Töchtern geliehen haben. Wieviel findestu in dem Ebreischen Chaldeische Wort/ zugeschweigen von dem Syrischen als im 19. Psalmen in 3. Verß [hebräisch] I. Buch Mosyß am 29. Im 21 vers [hebräisch].' | 'Ich kann auch gar wol die Wörter gebrauchen Halleluja/ Kyrieleyson etc. nicht aber Monsieur oder andre die vielmehr bey Liebhaberen der Muttersprache verworffen/ als gebraucht werden.' | 'Doch bin ich nicht in abrede/ daß sie bißweilen gar Glücklichen seynd in daß Lateinische ubergesetzet worden: Und wir können es (GOTT Lob) in unsrer Muttersprache gleichfals thun/ haben es auch zum theil schon gethan. Wie davon H. Schottel in seiner Sprachkunst weitläuffig handelt.' | 'Laurentius à villa vincentio, welcher sich sonsten nit geschewet/ fast sein gantz Buch auß deß Andreae Hyperii zuschreiben/ ohne das er was weniges geendert/ sagt/ da er die Prediger zur reinen Muttersprache ermahnet/ also lib. 3 d. Ratione stud. Theol. cap. 8. pag. 429.'

Zesen, Philipp von

Scala Heliconis Tevtonici

| 'Hierbei ist auch zu erinnern/ daß die Deutschen ihre reim-bände oder das reimen nicht den Ebreern abgesehen haben/ viel weniger den Welschen/ wie etliche zu behaupten gedenken. Dan die Ebreer haben ihre Dichterei/ welche ihre [S]...[S] Sprach-meister die neue nennen/ ehrst für 500 Jahren von uns Kristen gelernet/ wie solches Alstedius/ Jul Zeser Skaliger/ Sigmund Evenius und andere bezeigen.'

Schottel, Justus Georg

Teutsche Vers- oder Reim Kunst

| 'Haec nostra lingua nobis esto sedes quaedam avitae Virtutis, amabile pietatis theatrum, humanitatis Schola, gemma & dulce decus orbis Germanici.' | '„Grata arridet Virtus per verba Germanica, sancta puritas iis inhabitat, simplex & intonans dignitas inest, clarescit inde acerrima Majorum libertas, nec possunt ea considerari sine tacito amore atq; admiratione artificiosae vetustatis, mirandae brevitatis, purissimi roboris, atq; inhabitantis decoris.”' | '2. Was von der Reimung der Wörter/ so unterweilen/ ob zwar gar selten/ bey den Lateineren und Grichen mag gebrachet worden seyn/ davon zu sehen Alstedius in Encyclop. lib. 26. cap. 3. seqq. Iul. scal. poet. lib. 2.c.2. &c. oder wie sie die Frantzosen und Italiäner auffgenommen und beobachten/ davon unter anderen/ Claudius Fauchet, Ronsardus, Duretus, Torquatus Tassus &c. meldung nachrichtlichen thun; oder auch wie die Mönche vormals/ so wol auff Teutsch/ als nach der Teutschen art das Lateinische gelappet und gereimet/ davon die alten Bücher voll seyn; oder auch/ wie die uhralten Teutschen/ die Barden/ die Scalder und die Runen/ das ist die alten Celtischen Poeten gereimet und abgemessen haben/ davon Saxo Danicus, Olaus Magnus, Iohannes Magnus, und absonderlich D. Olaus VVormius in seiner/ vor wenig Jahren außgefertigten [S] Runica, oder Literatura Danica viele Sachen anführet/ Solche und alle derogleichen Reimungen dienen nicht zu unserem Vorhaben/ und gereichen nicht zu dessen nützlichem Zwecke' | 'Unsere Sprache ist gantz ihr eigen/ allerseits nach dero rechtem Uhrsprunge rein und abgesondert von frömden/ davon an anderem Orte ein mehrers ist gesaget worden. Und ist es in diesem Stücke gleichfals damit also bewandt/ daß nemlich die abtheilung der Teutschen Reime nur nach Teutscher art/ Natur und Eigenschafft geschehen muß/ wann sonsten der rechte Teutsche Geist und angeborne Lieblichkeit sol unverlohren und unzerzwungen bleiben.'

Hadewig, Johann Heinrich

Kurtze und richtige Anleitung

| 'Die Heyden machten auß blindem Eyfer ihren Götzen in ihrer Sprache unterschiedliche Ehrengetichten/ und wir Kristen solten träg seyn unsern Gott/ den wir zu Ehren ohne das höchlich verbunden/ in unser MutterSprache zu ehren? Die heiligen GOttes/ haben so wol im alten als Neuen Testament durch Antreib des H. Geistes in ihrer gewöhnlichen Sprache den Drey-Einigen Gott mit Danck-Psalmen und Ehren-Liedern gepriesen/ die von dem HErrn so wehrt geschätzet/ daß sie uns zur Nachfolge in der Schrifft sind gesetzet worden; und uns solte in unser MutterSprach dergleichen zuversuchen einzig verarget und verüblet werden!' | 'warum solte mit Teutschen Worten Verse zu schreiben unmüglich seyn/ da doch die Sprache vollkommen ist/ und sie alles was ihr vorkömpt außsprächen kan? Sprichstu weil sie die übliche quantität der Griechen und Lateiner nicht gebraucht? Ey so wisse daß diese beyden in diesem Stück etwas sonderliches haben/ daß ihnen andere Sprachen in solcher Zierligkeit schwerlich oder nimmer nachthun können; So aber das allein ein Versch ist/ der nach einer Sprachen erfoderung gemacht wird; so werden die Rabbinen (dann sie die quantität auch weit anders als die Griechen und Lateiner suchen;) keine Verse machen können/ und mit ihnen andere Läner sich der Poesie überall enthalten müssen.' | 'Sprichstu aber wir beweisen ja ein anders in dem Gebett des HErrn/ daß wir nach des Herrn Lutherus Verdolmetschung Vatter unser anfangen: Aber daß der Herr Lutherus daselbst [griechisch], Vatter unser verdeutschet/ hat er nicht auß unwissenheit der teutschen Sprache gethan/ dan seine Außlegung viel anders davon zeuget; wenn er saget/ Gott will uns damit locken daß wir gläuben/ sollener sey unser rechter Vatter. Und nicht er sey der rechter Vatter unser. So können auch seine geistreiche Schrifften annoch sattsam außweisen/ daß er vor andern die teutsche Sprache trefflich wohl verstanden/ und derselben Reinlichkeit emsich gesucht und fleißig befodert habe; besihe unter andern den 5. Jenischen Tom. am 140 und folgenden Blättern/ sondern wie das ein sonderlich Gebett/ und von Gott selber gestellet/ [S] so hat er auch mit dem ersten Wort einen sonderlichen Nachdruck andeuten/ und nicht eben so genaw in diesem einzigen die Art unser Muttersprache achten wollen; weil uber das die Meynung der Rede leicht begriffen und vernommen wird.' | 'Dan in den Gedichten muß die Rede nicht wider den rechten Gebrauch der Sprache gesetzet werden/ sondern so wenig im hebraischen Versen wegen des Reimes wider die Art der Sprache gehandelt wird/ eben so wenig ist auch billich daß man in den teutschen Reimen die rechte Eygenschafft der Sprache aufhebe.' | 'Also stehet vom Jona: [hebräisch] Jona der Sohn Amithai/ welche hebraische Endunge Opitz also gegeben: ¶ Der Höchste zu der Zeit als Ninos hoch vermessen/ […] ¶ Und ist solches in den Biblischen eygenen Namen mehrmahls geschehen; Also sagt man/ Esaias, Zacharias, Malachias, Sophonias, Haggaeus, &c. die doch nach der hebraischen Endungen uberall anders müssen außgesprochen werden.' | 'Gleicher weise [wie im Hebräischen, J.T.] ist auch der Reim bey den Teutschen nicht allein längst üblich/ sondern stehet auch in den Versen zierlich/ jedoch daß man den Vers nicht nach dem blossen Reim schätze'

Harsdörffer, Georg Philipp

Poetischer Trichter

| '3. Sind alle Land- und Haubt-Sprachen solchen Veränderungen unterworffen gewesen/ wie solte sich dann unsre Teutsche Sprache allein derselben haben entbrechen können; da sie zumahlen eine von den ältsten/ und ihren Anfang genommen mit den Inwohnern der Mitternächtlichen Inseln wie zulesen in Specimine Philologiae Germanicae Disq. III. & XII. 2. 6.' | '4. Die Heilige Sprache/ welche bey deß Ebers Nachkommen/ benebens der waaren Religion beharret/ hat sich in die Chaldäische/ Syrische/ Punische und Arabische Mund-Art (der Samaritanischen zu geschweigen) getheilet/ daraus nachgehender Zeit besondre Sprachen worden/ daß/ die sie gebrauchet/ einander schwerlich oder nicht mehr verstehen können. In H. Schrifft haben wir ein Exempel an dem Wort Schiboleth/ welches die von Ephraim gleich ihren Brüdern nicht ausreden können/ und gesagt Siboleth Richt. 12. 6. Fast wie etliche Slagen/ Sleuder/ Slingen für [S] schlagen/ Schleuder/ Schlingen geschrieben und zärtlich ausgeredet haben wollen.' | 'daß nun kein Land in der Welt ist/ da man durchgehends Lateinisch [S] zu reden pfleget/ und bleibet sie also der Gelehrten Muttersprache/ mit Verlauff der Zeit ist sie vor ihrem ersten Stammgrund (lingua osca) fast gantz abgekommen/ daß sie noch ein Italianer noch einer der in dem Latein wol beschlagen ist/ nicht verstehen kan; Massen solches klärlich zuersehen/ aus der Poesi Osca/ deß Sinnreichen Jesuit. J. Balde.' | '8. Was wunder ist es dann/ wann unsre uhralte Majestätische Wort und Verstandreiche Teutsche Heldensprache/ von den allgemeinen Gesetzen deß wandelbaren Welt Wesens sich nicht befreyen mögen? Zumahlen sie von den meinsten und grössten Theil der Eurepeischen Volkerschafften gebrauchet worden/ und von fast unerdenklichen Jahren in vielerley Mundarten gesondert/ nach und nach anderst ausgeredet/ anderst geschrieben und anderst verfasset worden; wie hiervon umbständig [S] zu lesen ist/ in den schönen Lobreden/ deß umb gantz Teutschland Wolverdienern/ Herrn Schottelii/ die bey seiner neu aufegelegten Sprachkunste vorgefüget zu finden.' | '18. Gleiches Bewantniß hat es mit den eignen Namen/ die von dem Ebräischen/ Griechischen oder Lateinischen herkommen/ und so wol in der gantzen H. Schrifft/ als in dem gemeinen Gebrauch für Taufnamen ungeändert behalten worden/ und scheinet/ daß solches von dem Christenthumb/ welches in Lateinischer Sprache auf uns Teutsche gebracht worden/ [S] biß auf diese Zeit verblieben seye. 9. Hiervon werden ausgeschlossen der Heydnischen Götzen Namen/ die ein Christlicher Poët billich vermeiden/ und sie auch nicht in dem Munde führen sol/ als zur Verachtung. An solcher Stelle aber dienet die Bildkunst/ daß ich den Früling für die Florem/ den Sommer für Cererem/ den Herbst für Bacchum etc. einführe/ beschreibe und ausbilde/ wie in der Xten Betrachtung folget.'

Tscherning, Andreas

Unvorgreiffliches Bedencken über etliche mißbräuche in der deutschen Schreib-und Sprach-Kunst

| 'Durch Teut aber oder Deut haben die alten Deutschen Poëten den Schöpffer aller Menschen/ wie durch Mann den ersten Sohn des Schöpffers den Adam verstanden/ und darumb einen jeden von dem [S] Manne Mänisch oder Mensch genennet/ wie mit mehrem zu lesen bey Hn. Schotteln in seiner Sprachkunst/ in der dritten lobrede auf dem 66. und 67. blate.'

Kempe, Martin

Neugrünender Palm-Zweig Der Teutschen Helden-Sprache und Poeterey

| "Sie [die deutsche Sprache und Welt, J.T.] ist ja/ die sich mag von Ba- ¶ bels Zeiten preisen/ ¶ Von wannen Ascenas/ des gros- ¶ sen Gomers Sohn ¶ Und aller Helden Haupt/ gebracht ¶ denselben Thon/ ¶ Der uns noch heute kan die teut- ¶ schen Wurzeln weisen. ¶ Denn da nunmehr das volk zer- ¶ streuet und getrennet/ ¶ Da einer diesen Ort und jener ¶ den nahm ein/ ¶ Bedünkt dem Ascenas das Theil ¶ bequem zu sein/ ¶ So biß auf diesen Tag Europa ¶ wird benennet. ¶ Hie bauet er das Land/ und thei- ¶ let sein Geschlechte ¶ In grossen Inseln aus/ (wo He- ¶ cla donnernd bebt/ ¶ Und wo die Norder-See sich ¶ Wolken an erhebt) ¶ Damit er seinen Ruhm auf spä- ¶ te Nachwelt brächte. [S.i.O.] [S] ¶ Diß ist ihr Alterthum von vielen ¶ langen Jahren/ ¶ Als man die teutsche Wort' erst ¶ ausgebildet hat ¶ Und solches grub in Stein/ was ¶ ein papieren Blat ¶ Bei uns wie ein gemerk und denk- ¶ mahl muß bewahren. ¶ Tuiskon ward geehrt mit Lie- ¶ dern und Gedichten/ ¶ Die nach selbst eigner Ahrt der ¶ Sprachen angestellt/ ¶ Wie Tacitus bezeugt/ daraus ¶ zur gnüg' erhellt/" | 'das die teutsche Sprach nicht allererst vor wenig Zeiten aufgekommen/ ist aus alten Merkmahlen zu erweisen. Ihrer viel wollen daß sie von dem Thurmbau zu Babel auf uns hergeleitet/ und nehmen ihre Beweiß-gründe aus den Zeit- und Geschlecht-rechnungen/ [S.i.O.] sonderlich verfasset. Denn nach dem zu Babel die allgemeine Ahrt zureden aus sonderbahrer Schikkung Gottes zertrennet/ und die Menschen in die gantze Welt zerstreuet worden/ hat sich Ascenas als ein Stamm-Vater seines Geschlechts/ durch klein Asien in Europam/ als welches anfangs dem dritten Sohne Noah/ dem Japhet zugeeignet worden/ erhoben/ die Länder ausgetheilet/ und aller derer Völker/ welche hernach in den Ländern gewohnet/ die man ietzund Teutschland/ Frankreich/ Spanien/ Holland/ Norwegen und Thracien heisset/ Oberhaupt und Vater gewesen. Besagter Ascenas aber hat seinen Ursprung von Japhet also: ¶ zeuget ¶ Noah ¶ Japhet ¶ Gomer ¶ Ascenas ¶ Welcher die alte teutsche Sprach der Cimbrer in alle Länder Europae [S.i.O.] [S] ausgebreitet: dannenhero vor längsten die Teutschen von den Juden mit dem Nahmen Ascenacim beleget worden. Massen auch noch heute im gebrauch ist der Nahme Ascanius. Hievon stehen bey Aventino alte Reime/ die/ weil solches Buch nicht in iedermans Händen ist/ ihm der Leser hie nicht wird mißfallen lassen. ¶ Ascenas den man nennet Tuiscon/ ¶ [...] [S.i.O.] ¶ Und obgleich diese meinung von iemand möchte in zweiffel gezogen werden/ wird doch niemand unserer Sprache ihre würde und alter streitig machen/ als die von mehr als 800. Jahren solche Denkzeichen hervor bringen kan/ die leichtlich von einem [S.i.O.] [S] der deutschen Sprach Erfahrenen mögen verstanden werden. Dergleichen in der 3. Lobrede des um unsere Muttersprach hochverdienten Edlen H. Schottelii Opere unterschiedlich zu lesen. Conf. Georg. Henisch. in praefat. Thesauri von der teutschen Sprach. Wolfg. Lazius. l. g. de Suev. Non audiendi sunt, qui ante annos 306. Linguam nostram primùm omnium scribi solitam exstimant. Das wort Teutsch soll seinen Nahmen und Ursprung haben von Theut oder Tuit/ dessen Tacitus de Germ. moribus. gedenket wenn er spricht: Celebrabant carminibus antiquis Tuistonem (sive Teutonem) Deum terrâ editum, & filium ejus Mannum, originem gentis conditoresque. Das ist; sie rühmeten mit ihren alten Gesängen den Gott Tuit oder Teut/ und dessen Sohn Mann. Wo durch die Barden/ welche alte teutsche Poëten gewesen/ den Schöpfer aller Menschen/ und den ersten Sohn des Schöpffers Adam [S.i.O.] verstanden. Sonst ist ausser allem zweiffel/ daß mit diesen Wörtlein die Alten ihre Götter bedeutet/ wie auch aus Lactant. lib. 1. c. 6. kündig/ daß die Aegyptier ihren Gott Teut geheissen/ wo durch sie Mercurium Trismegistum verstanden. Josephus Judaeus, qui auctore Clemente è linguâ Phoenicum in Graecam transtulit Mercurii libros illum vocat Toautum, sive [griech.]. Cic. de Divin. lib. 3. §. 55. & D. Walther dissertat. de praetensâ salute aeternâ Ethnicor. p. 67. Livius etiam memorat Hispanos Deum Teutanem honorasse libr. 36. conf. Schottel. l d. §. 20. 21. 22 23. it. Aventin. prolixè fol. 444. it. fol. 46. ¶ Ibid. Von Babels zeiten preisen. ¶ Babel hat den Nahmen von der Verwüstung. Ab hâc linguarum conturbatione nomen urbs accepit ut Babel diceretur, Sleidan. de 4 Summ. Imper. p. 8. Ubi ex Matth. Beroald. l. 3. Chronic. c. 2. dicit: Babel, unde est Babylonis pro- [S.i.O.][S] fectum vocabulum, id est, ac si dicatur, Ba venit, & Bel, hoc est confusio; i. e. pro gloriâ quam homines DEI securi somniabant & quaerebant, retulerunt justo DEI judicio confusionem & ignominiam. Augustin. de C. D. cit. Roesero in Epistolgraph. Emblemat. p. 547. Hat von dem Thurmbau solche Gedanken: Daß Nimrod/ (filius Chusi. Nepos Chami, pronepos Nohae, cujus mentio fit Gen. 10. v. 9.) die Leute selben ihm bauen zu helffen beredet/ daß es eine Festung und Schloß seiner Grausamkeit wäre/ die er im Sinne gehabt. Die Stadt Babel soll nach Mathematischer calculation 12. teutsche Meilen in der Ringmauer/ und der grosse Thurm/ eine halbe Meil umher in sich gehabt haben. Bunting. Itinerar. p. 193. conf. B. D. Gerhard. Comm. in Gen. 11. c. & Matth. Hostus. l. 3. de mensur. & pondere. die Zerstörung beschreibet Xenophon. und Herodotus.' | 'Also ist unsere ietzige teutsche Sprache/ eben dieselbe uhralte weltweite teutsche Sprache/ die sie vorhin gewesen/ ob sie schon durch mildesten Himmels Segen zu einer mehr prächtigen Zier und Vollkommenheit gerahten ist.' | 'die IV. [Denkzeit der deutschen Sprache, J.T.] fället auf die Zeit des grossen Mannes Lutheri ein' | 'Becman in Manuduct. c. 2. Lingua Hebraica Sancta & prima, Graeca & ipsa antiqua & valdè locuples, Germanica nobilis, domestica, & altioris cujusdam spiritus.'

Neumark, Georg

Poetische Tafeln

| 'DAß unsere geliebte Muttersprache/ derer Ursprung ins ge- [G: Wolffgang. Lazius. de Migrat. Gent. lib. I. p. 17.] mein von dem Babylonischen Thurmbau Babel hergeleitet wird/ eben so wohl als andere Sprachen/ die zahlbare gewißmäßige Kunst/ dadurch ein Vers geschlossen wird/ in acht zu nehmen wisse/ ist mit Schimpff und Schande derer/ die gewähnet/ daß die deutsche Mund-arht zu hart und rauh wäre die zarten Musen aufzunehmen/ von vielen vortrefflichen und Dapffern Leuten erwiesen worden. Und bedarff ein so ungegründeter Irrthum kei-[S]ner weitläufftigen Wiederlegung/ alldieweil wier/ dem Himmel sey Danck! in diesem Falle uns mit dem unsrigen reichlich behelffen können/ und von andern etwas abzuborgen nicht vonnöthen haben.' | 'Julius Caesar erinnert/ daß [G: Lib. VI. Comm. de bello Gallico. Lazius de Migrat. Gent. lib. 3. p. 64. conf. p. 17. & 747.] sie [die "Alten Deutschen", J. T.] zu seiner Zeit die Griechische Buchstaben gebrauchet/ welches auch gläublich scheinet/ weil sich zu den ersten Zeiten/ 130. Jahr nach der Sündflut ihr Sitz von dem Rhein bis in Asien erstrecket/' | 'Von wem aber haben die Griechen und Lateiner an-[S]fangs etwas erlernet? Traun von den Hebraeern und Celten, als [G: Harsdorff. Disquis. 9. in specim. Philol. p. 184. seqq.] derer Gedichte eigentlich in Reimen bestehen; darauf weder die Lateiner noch die Griechen acht haben. Dannenher leichtlich zu ermessen/ daß die Deutsche Poeterey nicht nach der Latein- und Griechischen Thon-forschung zu zwingen sey/ sondern nach ihrer eigenen Sprachen Ahrt beurtheilet werden müsse. Wie nun ferner die Hebraeer die alten und neuen Reime haben/ also ist bey uns die alte Poeterey von der neuen und kunstrichtigen zu unterscheiden.' | '§. II. Wie man sich in allen andern Sprachen höchstes Fleisses um die Rechtschreibung bemühet/ und die Schulknaben/ so oft sie darinnen irren/ bestraffet: also soll man auch in unser Muttersprache solches beobachten/ welche nach der Hebräischen mit allen andern Sprachen üm den Vorzug streiten kan.'

Birken, Sigmund von

Teutsche Rede- bind- und Dicht-Kunst

| 'zumal ja die Teutsche auch eine von den uralten HauptSprachen/ und ja so alt als das Latein ist/ und daher wol verdienet/ hervor gezogen zu werden.' | '39 Unter den vier Haupt-Sprachen/ hat allein die Hebreische Poeterei die Reimung mit der Teutschen gemein: daraus erscheinen will/ daß diese von jener näher/ als die zwei andere/ ausgegangen.'

Morhof, Daniel Georg

Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie

| 'Es sind fast die meisten so geartet/ daß sie vor einheimischen Dingen einen Eckel haben/ sich über alle frembde Sachen verwundern/ und dieselbe hochhalten/ welches die Teutsche Sprache auch erfahren/ die von ihren eigenen Landsleuten geringschätzig gehalten/ und [S] der Hebraeischen/ Griechischen und Lateinischen unterwürffig gemachet: Da sie doch/ wenn ich ja die Hebraeische außnehme/ der Griechischen und Lateinischen am Alter nicht allein nichts nachgiebt/ sondern weit bevor thut; hingegen aber jene in Ansehung der Teutschen neue/ und etwas ehe durch Kunst außgeübet seyn/ als diese/ die hingegen viel gründlicher/ und jenen zum Theil den Uhrsprung gegeben; Welches ob es jemand gleich frembd und ungereimet scheinen solte/ dennoch der Wahrheit gemäß/ und so gründlich erwiesen werden kan/ daß niemand daran zu zweiffeln fug hat/ er habe ihm dann vorgenommen unbesonnener Weise auff seinem Wahn zu verharren/ und keiner Vernunfft zu folgen. Wovon vielleicht von mir mit mehren in einer Dissertatione de Novirate Graecae & Latinae linguae künfftig gehandelt werden kan. ¶ Ich will zwar itzo den Vorzug der Hebraeischen Sprache nicht in Zweif-[S]fel ziehen/ wie Goropius Becanus gethan/ welcher nach aller verständigen Leute Meinung/ mehr Sinnlichkeit als Urtheils gehabt: Und Georgius Stiernhelm ein gelahrter Schwedischer Edelmann/ welcher die Scythische Sprache der Hebraeischen vorgesetzet. Es ist aber dennoch nicht außgemacht/ ob sie eben die erste und allgemeine Sprache gewesen/ davon die andern herstammen: Dann der Grund den Nahmen der alten Väter/ die in derselben vorkommen/ ist nicht so unwidertreiblich/ daß des Grotij und Cluverii Gegeneinwendungen demselben nichts an haben solten/ ob zwar Heidegger in seiner Exercit. XVI. de Linguâ & Literis Patriarcharum sich dieselbe zu beantworten sehr bemühet. Es ist am gläublichsten/ daß keine von den itzo bekandten Sprachen/ als die das meiste von der Kunst entlehnet/ die ersten gewesen/ sondern eine von diesen unterschiedene; von welchen alle Sprachen in ihren Wörtern/ eine aber [S] mehr als die ander/ etwas mit eingemischt haben. Auß diesem Grunde scheue ich mich nicht die Teutsche Sprache mehr für eine Schwester der andern/ als für ihre Tochter anzugeben/ und zwar also/ daß die Hebraeische und uhralte Schytische oder Celtische Sprache/ als ältere vor den andern den Vorzug haben. Wie dann nicht allein Rodornus Schrickius an vielen Oehrtern seiner weitläufftigen Schrifften/ und insonderheit lib. 3. Originum Celticarum behaupten wil/ daß die Hebraeische und Teutsche Sprache nur als dialecti unterschieden sein. Siehe hievon auch Harßtörffer in Specimine Philolog. German. Disquisit. VII. Mit der Dänischen und Brittanischen/ welche ebenfals dialecti der alten Teutschen Sprache sein/ wollen Lysander und Daviesius die Gleichheit erweisen. ¶ Wann wir die Natur hierüber fragen; denn es sein etzliche/ die auff den analogismum nominum & rerum das Alterthum und den Vorzug der Sprachen grün-[S]den: so haben sich zwar einige tiefsehende Leute gefunden/ welche die Hebraeische Sprache gar der Natur gemäß halten; daß sie auch meinen/ es werden die Buchstaben derselben/ wann man sie außspricht/ mit eben solcher Figur von der Zungen im Halse gebildet/ davon sie schon einen anatomischen Abriß gegeben. Der jüngere Helmuntius hat hievon ein eigen Buch geschrieben/ dessen Titul: Delineatio Alphabeti verè naturalis Hebraici, worin man diese mehr als Cabalistische Heimlichkeiten weiter nachsehen kan. Die Rabbinen haben ihnen eingebildet/ sie könten am Himmel die Hebraeische Buchstaben in den Sternen abgebildet lesen/ davon mit mehren Claude Duret in seiner Histoire des Langues, und insonderheit Gaffarel in seinen corieusitez inouyies, handelt. Wir mißgönnen niemand seine Einfälle: So aber auf diesen Grund etwas zu trauen/ so ist unter allen Sprachen keine eintzige/ die der Teutschen hierin vorgehet/ welches der Herr Schottel in seinen Lobreden von der [S] Teutschen Sprache zur gnüge erwiesen/ dem ein weit mehrers hinzugethan werden könte/ wann es an diesem Orte nicht zu weitläufftig were.' | 'Goropius Becanus wird von vielen verlachet/ und zwar nicht ohn Uhrsach/ weil er sich in gar seltzame abstractive speculationes und analogismos vertieffet/ die doch wenig zur Sachen thun und im Grunde nichtes beweisen. Eine sonderliche Probe hierinnen ist in seinen Hieroglyphicis, woselbst er auß dem Hebraeischen Alphabet, welches er auß Cimbrischen Wörtern zusammen setzet/ ein Gebet eines Schulmeisters/ vor seine Lehrjünger/ seltzamer lächerlicher Weise zusammen bringet/ wovon er so viel Wercks machet/ als wann er ein Königreich gewonnen.' | 'und gefält mir in verschiedenen Dingen sein Urtheil besser als des Rodorni Schrieckii, welcher indem er die Gleichheit der Hebraeischen und Niederteutschen Sprache darthun will/ in den Nominibus propriis seltzame weitgesuchte alliterationes herbei holet/ und die primitiva und composita nach seinem eigenen gefallen machet und zusammen setzet/ das man mit allen Sprachen ohne grosse Mühe also anstellen könte.' | 'sondern es ist nur eine Synopsis Capitum des gantzen Werkes [von Georg Stiernhielm, J. T.] dessen Titul: RUNA SUETICA sein sollen/ zu meinen Händen gekommen. Worinnen er die Hebraeische [S] und fast alle andere Sprachen zu dialectos der Scythischen gemacht/ und endlich ein Systema verheisset/ von einer gewisser Anzahl Radicum Universalium, darauß so viel andere Wörter in allen Sprachen folgen. Ich will/ diesen Synopsin; weilen er sonsten nicht leicht zu finden/ allhie gantz hersetzen; die Capita des ersten Systematis sein diese. ¶ 1. VIderi omnes Linguas, que in Orbe cognito extiterunt, & hodiè extant, ortas ex una, & ad unam posse reduci. ¶ 2. Naturae conveniens, imò omninò necessarium fuisse, ex una Lingua multas oriri. ¶ 3. Ex confusione Babylonica nullam novam Linguam exortam: & si qua exorta est, momentaneam, & ad breve tempus extitisse. ¶ 4. Hebraeam, Phoeniciam, Chaldaeam, Syram, Arabicam, AEgyptiam, AEthiopicam, Phrygiam, Persicam, Dialectorum, non linguarum esse vocamina. ¶ 5. Temporum & Locorum intervallis, Dia-[S]lectos abire in Linguas. ¶ 6. Ex Scythica ortas Linguas Primas, non minùs Orientales, quàm Septentrionales, & Occidentales. ¶ 7. Thraces & Getas, fuisse Scythas. ¶ 8. Ex his profectos primos Populos, Primamque Linguam Graeciae, quam aliàs dictam Barbaram cultu novo politam, minimè vero extirpatam, posterioribus temporibus demùm Hellenicam, & Graecam nuncupaverunt. ¶ 9. Graecos cultum, elegantias, poësin, Musas, sacra, Deosque ex Thracia habuisse. ¶ 10. Scytharum propaginem praetereà esse Europaeos, Germanos, Gallos, Iberos, Britannos, Aborigines, sive Umbros, primos Italiae Incolas. Hisce omnibus unam Linguam fuisse Scythicam, in varias Dialectos postmodum scissam. ¶ 11. Germaniae Caput & Principium, olim fuisse Scythiam Europaeam Minorem, Peninsulam nimirùm Scandiam; quam & Scanziam & Scandinaviam, antiquissimi verò Scriptores Balthiam, Basiliam, Aba-[S]lum, Bannomannam, &c. Hyperboreorum Insulam indigitarunt. ¶ 12. Ex hac Insula (reverà Peninsula) derivatos in Germaniam, & diversas Orbis Terrarum Regiones, non solum multos Populos; sed etiam Sacra, Ritus, & Deos. ¶ 13. Peninsulae ejusdem, & Hyperboreorum Gentem Principem fuisse Sueonas, sive Suezios, quos hodie Suethos, Suecos, & Suedos vocitant. ¶ 14. Graecis cum Hyperboreis ab antiquissimis usque temporibus communionem fuisse Sacrorum, Amicitiae, & mutuae Necessitudinis; & quod magis est, Graecos Deos, coluisse inter Maximos, apud Hyperboreos natos. ¶ 15. Suethis cum Thracibus & Byzantinis communes fuisse Deos; adeoque ipsos Deos Phrygios ad Hyperboreos migrasse. ¶ 16. Linguam Latinam ex tribus ortam potissimùm; Aboriginum, sive Thusca, Graeca, & Phrygia. ¶ 17. Ciceronem & Varronem, qui propter peculiarem linguae Latinae peritiam, ha-[S]bitus fuit Romanorum omnium sapientissimus; linguam Latinam non intellexisse; nec Demosthenem, ipsumque Platonem linguae Graecae fundamentalem scientiam habuisset. ¶ 18. Linguam Hebraeam, non minùs quàm Chaldaeam, Chananaeam, & Arabicam, Dialectum esse linguae Primae; minimè verò ipsam linguam Primam. ¶ 19. Indolem, & Proprietates vocum linguae Hebraeae veras impossibile esse, dari posse, nisi ex radicibus linguae Scythicae. ¶ 20. Voces Adamaeas, cujus generis sunt Adam, Eva, Cain, Seth, Noah, &c. quas pro antiquitate linguae Hebraeae, vulgò, ejus Assertores adducunt; non minùs Scythicas, imò Suethicas esse magis, quàm Hebraeas. ¶ 21. Ex vocabulis priscae linguae, Gallicae, & Ibericae, reliquiis; eas probari Scythicas fuisse. ¶ 22. Antiquas voces Thuscas, quae supersunt ex linguâ Aboriginum Scythicas esse. ¶ 23. Linguam Cambricam, que vetus est Cim-[S]brica, Dialectum esse liguae Scythicae. ¶ 24. Voces quae supersunt linguae veteris Phrygiae, Scythicas esse. ¶ 25. Linguam Persicam hodiernam, ut & Armenam, maximam partem constare ex lingua Scythica. ¶ 26. Deorum Nomina, pleraque omnium Gentium, origine esse Scythica, & in illis Sanctum DEI Nomen Tetragammaton [hebr.] Origine esse Scythicum; nec ullum hactenus Hebraeum aut Cabalistam, veras nominis istius proprietates, multo minus mysteria aperire potuisse. Quae Deo dante, reddet author. ¶ 27. Ultimo, Sermonem, Primo homini concreatum, aut cum ipsa Ratione, cujus character est, & index in sensum incurrens, infusum.' | 'Von der Chinesischen Sprache hat ein Engelländer Johannes Webbe behaupten wollen/ daß sie die erste sey: weil die Chineser ein uhraltes Volck/ und ihr Land so fort nach der Sündfluth vor Erbauung des Babilonischen Thurms/ bey welchem sie vermuthlich nicht gewesen/ bewohnet: weil sie mit keinen fremden Völckern vermischet:' | "Und ist mercklich was Claude Duret, Histoire de l'origine des langues p.m. 860. saget von einem Ertzbischoff zu Toledo, welcher davor gehalten que l'Alphabet des lettres Gothes a esté le premier Alphabet des premiers & plus anciennes lettres, les quelles furent données de Dieu à commencement du monde a nostre premiere Pere Adam." | 'Das Wort Matta, Storea oder teges, [S] welches Ovid I. 6. Fastor. gebraucht/ wird beym Martino vergeblich vom Hebräischen abgeführet/ weil es ein rechtes Teutsches Wort/ und in eben demselben Verstande genommen wird.' | 'Die die Hebreische oder Griechische Sprache vor andern lieben/ wollen hievon alles herholen/ wie Bochartus alles von der Punichen.' | 'Er [Jamblichius, J.T.] sagt ferner/ wie die Barbari ernsthafftig und beständig in ihrem Wesen und Reden seyn/ und wie die Barbarische Wörter sehr kürtz seyn/ und einen grossen Nachdruck haben/ und derohalben bequem zu Göttlichen Dingen zu gebrauchen: Die Griechen hätten sie aber verdorben/ die sie mit ihrer Sprache gemischet/ oder mit frembden Wörtern außdrücken wollen.' | 'Bey den AEgyptiern ist das Wort Mene auch ein Nahm der Könige gewesen. Goropius Becanus in lib. I. Gallicorum. und andern Orthen mehr hat über dieses Wort Man seine sonderliche schier cabalistische einfälle/ welche ich an seinen Ohrt gestellet sein lasse. Denn weil das Wort Man umgekehrt Nam macht/ so meinet er/ es sey hiedurch als durch eine Prophetische Figur/ die andere Person der Dreyeinigkeit abgebildet/ welche wahrer Mensch und zugleich auch das Wort des Vaters ist. Es ist nicht unangenehm zu lesen/ was er für vielfältige Betrachtungen hat/ wegen der verkehrung der Wörter in der Teutschen Sprachen/ welche so sonderlich ist/ als immermehr die cabala der Juden und Araber sein kan. Cluverus in dem vorher [S] angeführtem Ohrte/ meinet daß der bey den Teutschen gepriesene Mannus niemand anders als Adam sey/ womit Vossius in seinem Buch de Idololatria und Böcler. Exerc. in Joseph. lib. I. c. 2. Antiq. Judaic übereinstimmen. [...] I. C. Scaliger hat über diesem Wort Man eine sonderliche Betrachtung/ in der treflichen Rede/ die er zum Ruhm der ienigen gehalten/ die in dem Türcken Kriege vor Wien geblieben/ welche nebst seinen Briefen herauß gegeben. Wie er nun die Teutsche Nation vor allen andern erhebt/ und besser Urtheil von ihr fället/ als sein Sohn Josephus gethan: So hat er auß dem Nahmen MAN, der durch alle Völcker gegangen/ die vortreflichkeit des Teutschen Volcks erwiesen. Der Ohrt ist würdig allhie hergesetzet zu werden: Hoc numen Terrae filium, sicuti Etrusci Tagem, ita hunc [S] putarent Majores nostri: cujus proles fuerit MAN. Unde etiam nunc apud nos, quemadmodum apud Hebraeos, primi Parentis nomen hominem significat. [...] Nam cum illi novos homines atque avorum obscuritate ignotos Terrae filios appellarent, eosdem quoque MANIOS dixerunt.' | 'Das teut-[S]sche Wort Mensch ist auch von diesem Wort/ nicht von den Lateinischen Mens oder von dem Hebräischen [hebr.] wie Vossius meinet/ davon Junius in seinem Glossario Gothico und weitläufftig Vorstius in seinem Specimine Observationum in Linguam Vernaculam cap. 2.' | "So meldet auch Ghilini in seinen Theatro d'huomini litterati von einem Antonio Riccardi, der in Welscher Sprache ein Buch geschrieben/ della precedenza delle lingue, worinnen er be-[S] behauptet/ daß die Cimbrische Sprache (wodurch Becanus die Niederländische verstehet) ihres Alters und Vortreflichkeit halber der Hebreischen weit vor zuziehen." | 'Denn daß die unsrige solche von den Griechen und Römern geholet/ kan nicht mit dem geringsten Schein der Warheit gesaget werden; und laufft wider des Dionysii Halicarnassaei, oben angeführtes Zeugnis. Es weren denn solche Wörter mit Einführung der Christlichen Religion, oder auß den verdorbenen Lateinischen terminis, deren sich die ersten teutschen Keiser in ihren öffentlichen Schrifften gebrauchet/ auff uns geleitet/ davon so gar viel nicht zu finden seyn werden.'

Spengler, Johann Friedrich

Wittenbergischer Poeten-Steig

| 'Denn/ unangesehen ich hoffe/ es solle nichts unverantwortliches darinn enthalten seyn/ so ist es doch/ leider! dahin gekommen/ daß/ mitten im Teutschlande/ von vielen Teutschen nichts geringer geschäzzet wird/ als unsere Teutsche Muttersprache/ die uns doch in der Kirche lehret/ im Regimente dem Ubel wehret/ und in unseren Häuseren uns nehret: ia welche von hohen Häubtern und Potentaten als eine teure Beylage des ganzen Teutsch-[S]landes höchstverständig ermessen wird.' | 'EJn Teutsches Gedichte wollen wir schreiben lernen. Die rechte unfehlbare Uhrankunft und Wurzel des Wortes Teutsch ist Teut/ mit welchem Namen unsere uhralte Vorfahren ihren GOtt benamet/ wie solches Herr Schottel unter andern aus dem Tacitus beweiset. Wenn nu zu dem Worte Teut die Haubtendung isch gesezzet wird/ kommt heraus Teutisch/ gleichwie vom Worte Herr und der Endung isch entspringet herrisch/ vom Himmel himmelisch/ vom Weib weibisch u. s. f. Das i ist heraus gestossen/ wie in dergleichen Wörtern wol mehr geschicht. Als vor das Wort Närrisch/ spricht man in Sachsen Närrsch. Heisset also das Wort Teutisch oder Teutsch so viel als Göttisch oder Göttlich. Jst indessen nicht zu tadeln/ noch unsern Altvordern zu verübeln/ daß Sie ihren Namen von ihrem GOtte hergenommen. Denn auch wir Christen von unserm HErrn Christo den Namen führen. Soll man aber Teutsch oder Deutsch schreiben? Man findet beydes bey guten Autoribus.'

Händel, Christoph Christian

Deo. O. M. Clementer

| 'Quid enim? annon ignarus sermonis nostri, summae nos verborum inopiae, ubi tot tantaque ac tàm varia sarcimenta animadvertit, accusabit? annon pauperrimam credet Linguam nostram? quae tamen plures quàm Hebreae radices, majorem, vel certè non minorem verborum copiam, quàm Graeca, & plus suavitatis habet, quàm Latina, omnesque quae inde originem ducunt: ceu sub initium Disputationis jam diximus. Atenim verò quemadmodum nulla regula sine exceptione est, ita & haec suis circumscribitur terminis, easque peregrinarum Linguarum Voces, quae dudum vel in Ecclesia, vel communi Vita, & Re inprimis Militari recepta, & unicuique nota satis sunt superque, neque absque scandalo & grandi difficultate abrogari possunt, non excludit: nam in tali casu Consuetudo pro Lege valet. Sunt autem ejusmodi Voces, Testament/ Sacrament/ [...] absolviren/ Apostel/ Epistel/ Evangelium/ Katechismus/ Sanct/ [...] Engel' | 'Vocabulum Teutsch quod attinet, originem illud suam debet antiquissimo Nomini Teut: quô ipsô Majores nostri DEUM designare consueverunt. Dignum verò non ultimâ laude hoc eorum existit facinus; quod nimirum à Summo rerum omnium Arbitro, à quo & vitam & quae ei annexa sunt bona, habent possidentque omnia, appellationem etiam habere suam voluerint: prorsus ut nos à Servatore nostro CHRISTO Christianorum nobis imposuimus Nomen.'

Hofmann, Johann

Lehr-mässige Anweisung/ Zu der Teutschen Verß- und Ticht-Kunst

| '10. Fürnemlich ist zu beobachten/ daß unsere Teutsche Ticht-Kunst mehrentheils eine sonderliche Art und Eigenschafft habe/ also/ daß sie sich an die Gesetze der Lateiner/ Griechen und Hebräer gar nicht anbinden lässet'

Dunckelberg, Conrad

Zur Teutschen Prosodi Vierstuffichte Lehr-Bahn

| 'Und diese Reim-Arth ist eine alte Eigenschafft der Celtischen Teutschen Sprache/ welcher nachmals alle Europäische/ Griechische/ Lateinische/ Spanische/ Frantzösische/ Englische/ Sclavonische/ ja auch die Morgen-Ländische gefolget/ wie Boedick. Grund-Sätze T. Sp. p. 311. beweisen.' | 'So ahmen wir auch hierinne nach Anderen/ und zwar Hoch-weisen Dichtern/ im gleichen dem Aviano, welcher längsten schon seinen Cla- [S] vem Poëticam in Ebräischer/ Chaldäischer und Syrischer Sprache/ als ein nützliches Reim-Werck ans Liecht geschoben.'

Omeis, Magnus Daniel

Gründliche Anleitung zur Teutschen accuraten Reim- und Dicht-Kunst

| 'Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die Magi oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die Hierophantae, bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die Pontifices, den fastis und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem [S]gentis conditoremque. Tuistonem, sagt er/ oder wie Conringius und andere lesen/ Tuisconem sive Teutonem; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn Mannum; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner Mas, und der Aegyptier Man und Men fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten Mannum den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ ex traditione majorum vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.'

Grüwel, Johann

Hochteutsche kurze/ deutliche und gründliche Vers- Reim- Und Dicht-Kunst

| '(b) Müssen auch dy behalten werden/ da noch sub judice lis est: Ob sy von einer andern Sprache hergenommen; oder ob dy fremde Sprache ein solches Wôrt von den Teutschen entlenet habe. e.g. Fenster/ lateinisch fenestra. Dy Lateinische Sprache [S] hat kein Stamm-Wort/ davon fenestra könte hergeleitet werden. Dy Teutsche aber hat das Wôrt: finster/ davon haben vermuhtlich dy alten Teutschen das Wôrt: Fenster genommen/ weil durch das Fenster das Finstere auß der Stube und Kammer vertrieben wird/ und darüm ist es wahrscheinlich/ daß dy Lateiner den Teutschen das Wôrt: fenestra, abgelihen haben/ und daß dy Teutschen das Wort: Fenster/ als ihr eigentühmliches rechtmäßig bey behalten. Also ist es auch mit dem Wort: Sakk/ beschaffen. Hr. D. Schottelius, 3. Lobr. pag. 38. Hr. Polmann hinter des Hrn. Bödikers Grundsatze/ daß vile Lateinische Wörter von dem Teutschen herkommen/ und daß inn Italien vor langen Jaren Teutsche von Verona und Rhaetia an bis hinter Florenz gewonet hätten/ welche von den Lateinern vertriben worden. Das Land üm Florenz wird heute zu Tage noch Thuscia oder Tuscia genant/ welches Wôrt dem alten Wôrte Teutsch sehr nahe kommt/ und schreibet Conradus Leo, daß dy alten Römer ire Kinder zu den Thusciern geschikkt haben/ von inen dy Prima Principia Studiorum zu lernen. So wäre es nun kein [S] Wunder/ wenn dy alten Lateiner von den Teutschen etliche Wôrte gefaßet/ und inn ire Sprache gleichsam verpflanzet hätten. Es haben aber dy Teutschen dadurch ihr Recht an solchen Wörtern nicht verloren/ sondern sy dennoch behalten/ und brauchen sy noch/ nicht als Fremde; sondern als dy Irige. Gleicher Gestalt verhält es sich auch mit etlichen Grichischen Wörtern/ welche den Teutschen fast gleich sey/ e.g.[griech.] der Strauß/ [griech.] arg/ [griech.] nun. Innsonderheit gibt das Wôrt: [griech.] ein Nachdenken/ daß einige Grichen wegen des Handels/ oder wegen irer berühmten Tapferkeit inn Teutschland mögen gewesen seyn/ daß sy einige ihnen gefällige Wörter aufgefaßet/ und inn Grichenland mit genommen haben. Denn es ist kein Grichisch Wort/ darvon [griech.] könte hergeleitet werden. Zwâr hat einer dises Wôrt vor einigen Jaren wollen von [griech.] deriviren; aber was hat [griech.] (Feuer) mit Burg für eine Verwandschaft? Wahrlich keine! Denn daß er vôrgab man müste inn der Burg Feuer haben/ und daher wäre [griech.] von [griech.] genant worden/ daraus folget weniger denn nichts/ gestalt alle Dörfer würden eine Burg heißen [S] müßen/ wenn Burg von [griech.] entsproßen und genennet wäre. Denn kein Dorf kan das Feuers entraten. Dagegen ist offenbahr/ daß Burg seinen Ursprung habe von dem Teutschen Wôrt: birg/ oder verbirg/ imperfectum: verbarg/ patticipium: verborgen/ davon das verbale: Borg oder Burg entstanden/ und also gutes teutschen Herkommens ist.'