Gründliche Anleitung zur Teutschen accuraten Reim- und Dicht-Kunst (Q128)

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Deutsch
Gründliche Anleitung zur Teutschen accuraten Reim- und Dicht-Kunst
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    1704
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    Nürnberg
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    Altdorf
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    (unpag.-unpag.) [25-31]
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    (unpag.-unpag.) [32-37]
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    (58-59) [95-96]
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    (59-66) [96-103]
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    (129) [166]
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    (368) [405]
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    (unpag.-306) [406-711]
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    (unpag.-382) [712-787]
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    (unpag.) [788]
    Viele der Heiden haben derer Erfindung dem Apollo/ die Aegyptier dem Osiris/ die Thracier dem Orpheus zugeschrieben. Andere haben denen Musen die Pallas vorgesetzet/ und gedichtet/ daß diese aus des Jupiters Gehirne gebohren worden: anzudeuten/ daß alle Weißheit und [S] gute Wissenschafften von GOtt herkommen. Einige Christ-gelehrte stehen in dieser frommen Meinung/ als hätten schon die aller-älteste heilige Väter/ wann sie im grünen/ bei unschuldig-guter Muße sich erlustiret/ oder ihrem Feld- und Welt-Bau obgelegen/ Lob- und Dank-Lieder/ zur Ehre GOttes/ gedichtet und angestimmet. Zumaln aus heiliger Verwunderung und Erforschung der Natur und Welt-Geschöpfe/ die [aq]Hymni[/aq] oder Göttliche Lobgesänge entsproßen; gleichwie aus der Betrachtung des menschlichen Lebens und Wandels/ die Sitten- und Tugend-Lieder/ auch Straff- und Stichel-Gedichte/ in Gebrauch gekommen. Ingleichen seye es warscheinlich/ fügen sie hinzu/ daß noch vor der Sündflut in der Schule Henoch/ der ein göttliches Leben geführet/ der Höchste mit geistlichen Psalmen und Liedern wäre verehret worden. Ob Noah/ bald nach der Sündflut/ bei dem Opfer etwann auch einen Lob- und Dank-Gesang gen Himmel geschicket/ daran ist fast nicht zu zweifeln: gewißer aber dieses/ daß einige hundert Jahre hernach Hiob und Moses/ als geistig- und geistliche Dichter/ sich haben hervor gethan; und dieser absonderlich ein schönes Dank-Lied dem HErrn angestimmet/ nach dem triumfirenden Auszug der Kinder Israel durch das rohte Meer: * [2. B. Mos. XV.] worbei auch seine Schwester Mirjam das ihrige beigetragen/ und den Weibern am Reigen vorgesungen. Welcher Gestalt besagt-Israelisches Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunnen/ ein Lied wechselweiß gesungen/ hat eben deßelben Heer-[S]führer und Capellmeister Moses in seinem IV Buch ** [Cap. XXI. v. 17. 18.] angeführet. Nicht gar anderthalb-hundert Jahr hernach trat im Volke GOttes hervor die Richterin/ Prophetin und Poëtin Debora; welche samt dem Barac/ nachdem sie die Cananiter besieget/ GOtt mit einem herrlichen Triumph-Lied gedanket. ***[B. der Richter Cap. V.] Und glauben etliche/ daß diese Debora eine von den alten Sibyllen gewesen; welche auch Poëtinnen waren/ und ihre Weißagungen in Versen beschrieben. Bald darauf haben die Griechen ihren Amphion aufgestellet/ und von ihm erzehlet/ daß er durch seine liebliche Dicht- und Sing-Kunst die Steine zu den Mauren der Stadt Thebe versammlet; oder vielmehr/ durch seine geschickte Poësie und Wolredenheit/ die hart- und wilden Leute bezähmet habe/ Städte zu erbauen/ und friedlich beisammen zu wohnen. Diesem folgten ihre annoch-berühmte alte Po[aq]ë[/aq]ten/ Linus/ Orpheus/ Musaeus; wie auch in Italien die Carmenta/ Evanders Mutter/ welche aus Arcadien/ einer Griechischen Provinz/ die Poësie solle dahin gebracht haben. ¶ Um das Jahr der Welt 2890 schwange sich die Po[aq]ë[/aq]sie mit dem David auf den Könglichen Thron; von welchem Mann und Dichter nach dem Herzen GOttes/ die Po[aq]ë[/aq]tische Fabel von dem Apollo und seinen Musen auf dem Parnassus-Berg/ nach etlicher fromm-gelehrter Meinung/ soll herstammen. David nemlich hatte um sich viel Hof-Musicanten/ den Assaph/ Ethan/ Heman/ Jedithun/ und andere/ mit denen er heilige Sängereien [S] angeordnet/ und er selbst auf der Harpfe gespielet. Also hat der Satan/ GOttes Affe/ zu Delphis Pythische Gesang-Spiele angestellet/ und dem Apollo die Leyer/ auch seinen Musen verschiedene Instrumenten in die Hand gegeben. David hat den Riesen Goliath/ und der Sohn Davids den höllischen Python erwürget: dergleichen Thaten werden auch dem Apollo angedichtet. Zu Jerusalem waren zween heilige Berge/ Sion und Morijah/ auf derer jenem David residirte; diesen beeden Bergen wurde der zwei-gespitzte Parnaßus nachgebildet. In Jerusalem war das Jüdische Sanhedrim; also auch zu Delphis der hohe Griechen-Raht der Amphictyonen. Aus dem Berg Sion entsprang der Brunn Siloah/ daraus ein blind-gebohrner sich sehend gewaschen/ und anderseits die Brunnen Gihon/ Rogel und mehrere; welche durch die Dichter in die Kunst-Brunnen am Parnaßus und Helicon verwandelt worden/ als daraus man sich Kunstsehend und gelehrt trinken könne. Diese geistliche Erklärung lassen wir in ihrem Wehrt: und wißen freilich/ daß die Heiden/ weil sie vieler Sachen und Künste Ursachen nicht erkennen können noch mögen/ selbige ihren Göttern zugeschrieben; dahero auch die Erfindung der Dicht-Kunst (wie schon gemeldet worden) dem Apollo zugeeignet/ weil er durch das Delphische Orakel/ von uralten Zeiten her/ in gebundener Rede geantwortet/ und andere dergleichen [aq]Oracula[/aq] oder Götzen-Stimmen Versweiße geweissaget. ¶ Nach Davids und seines Sohnes Salomo (welcher über tausend Lieder gedichtet/ * [1 B. der König. IV. 32.] von denen [S] das so genannte Hohe Lied noch vorhanden ist) weisester Regierung/ ließ sich in Griechenland hören Homerus/ der Fürst selbiger Poësie/ und Vater der Mythischen/ das ist/ der allerältesten Philosophie;
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    (1-5) [38-42]
    Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die [aq]Magi[/aq] oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die [aq]Hierophantae[/aq], bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die [aq]Pontifices[/aq], den [aq]fastis[/aq] und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter [aq]Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem[/aq] [S][aq]gentis conditoremque. Tuistonem[/aq], sagt er/ oder wie [aq]Conringius[/aq] und andere lesen/ [aq]Tuisconem sive Teutonem[/aq]; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn [aq]Mannum[/aq]; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner [aq]Mas[/aq], und der Aegyptier [aq]Man[/aq] und [aq]Men[/aq] fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten [aq]Mannum[/aq] den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ [aq]ex traditione majorum[/aq] vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.
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    (7-8) [44-45]
    Viele der Heiden haben derer Erfindung dem Apollo/ die Aegyptier dem Osiris/ die Thracier dem Orpheus zugeschrieben. Andere haben denen Musen die Pallas vorgesetzet/ und gedichtet/ daß diese aus des Jupiters Gehirne gebohren worden: anzudeuten/ daß alle Weißheit und [S] gute Wissenschafften von GOtt herkommen. Einige Christ-gelehrte stehen in dieser frommen Meinung/ als hätten schon die aller-älteste heilige Väter/ wann sie im grünen/ bei unschuldig-guter Muße sich erlustiret/ oder ihrem Feld- und Welt-Bau obgelegen/ Lob- und Dank-Lieder/ zur Ehre GOttes/ gedichtet und angestimmet. Zumaln aus heiliger Verwunderung und Erforschung der Natur und Welt-Geschöpfe/ die [aq]Hymni[/aq] oder Göttliche Lobgesänge entsproßen; gleichwie aus der Betrachtung des menschlichen Lebens und Wandels/ die Sitten- und Tugend-Lieder/ auch Straff- und Stichel-Gedichte/ in Gebrauch gekommen. Ingleichen seye es warscheinlich/ fügen sie hinzu/ daß noch vor der Sündflut in der Schule Henoch/ der ein göttliches Leben geführet/ der Höchste mit geistlichen Psalmen und Liedern wäre verehret worden. Ob Noah/ bald nach der Sündflut/ bei dem Opfer etwann auch einen Lob- und Dank-Gesang gen Himmel geschicket/ daran ist fast nicht zu zweifeln: gewißer aber dieses/ daß einige hundert Jahre hernach Hiob und Moses/ als geistig- und geistliche Dichter/ sich haben hervor gethan; und dieser absonderlich ein schönes Dank-Lied dem HErrn angestimmet/ nach dem triumfirenden Auszug der Kinder Israel durch das rohte Meer: * [2. B. Mos. XV.] worbei auch seine Schwester Mirjam das ihrige beigetragen/ und den Weibern am Reigen vorgesungen. Welcher Gestalt besagt-Israelisches Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunnen/ ein Lied wechselweiß gesungen/ hat eben deßelben Heer-[S]führer und Capellmeister Moses in seinem IV Buch ** [Cap. XXI. v. 17. 18.] angeführet. Nicht gar anderthalb-hundert Jahr hernach trat im Volke GOttes hervor die Richterin/ Prophetin und Poëtin Debora; welche samt dem Barac/ nachdem sie die Cananiter besieget/ GOtt mit einem herrlichen Triumph-Lied gedanket. ***[B. der Richter Cap. V.] Und glauben etliche/ daß diese Debora eine von den alten Sibyllen gewesen; welche auch Poëtinnen waren/ und ihre Weißagungen in Versen beschrieben. Bald darauf haben die Griechen ihren Amphion aufgestellet/ und von ihm erzehlet/ daß er durch seine liebliche Dicht- und Sing-Kunst die Steine zu den Mauren der Stadt Thebe versammlet; oder vielmehr/ durch seine geschickte Poësie und Wolredenheit/ die hart- und wilden Leute bezähmet habe/ Städte zu erbauen/ und friedlich beisammen zu wohnen. Diesem folgten ihre annoch-berühmte alte Po[aq]ë[/aq]ten/ Linus/ Orpheus/ Musaeus; wie auch in Italien die Carmenta/ Evanders Mutter/ welche aus Arcadien/ einer Griechischen Provinz/ die Poësie solle dahin gebracht haben. ¶ Um das Jahr der Welt 2890 schwange sich die Po[aq]ë[/aq]sie mit dem David auf den Könglichen Thron; von welchem Mann und Dichter nach dem Herzen GOttes/ die Po[aq]ë[/aq]tische Fabel von dem Apollo und seinen Musen auf dem Parnassus-Berg/ nach etlicher fromm-gelehrter Meinung/ soll herstammen. David nemlich hatte um sich viel Hof-Musicanten/ den Assaph/ Ethan/ Heman/ Jedithun/ und andere/ mit denen er heilige Sängereien [S] angeordnet/ und er selbst auf der Harpfe gespielet. Also hat der Satan/ GOttes Affe/ zu Delphis Pythische Gesang-Spiele angestellet/ und dem Apollo die Leyer/ auch seinen Musen verschiedene Instrumenten in die Hand gegeben. David hat den Riesen Goliath/ und der Sohn Davids den höllischen Python erwürget: dergleichen Thaten werden auch dem Apollo angedichtet. Zu Jerusalem waren zween heilige Berge/ Sion und Morijah/ auf derer jenem David residirte; diesen beeden Bergen wurde der zwei-gespitzte Parnaßus nachgebildet. In Jerusalem war das Jüdische Sanhedrim; also auch zu Delphis der hohe Griechen-Raht der Amphictyonen. Aus dem Berg Sion entsprang der Brunn Siloah/ daraus ein blind-gebohrner sich sehend gewaschen/ und anderseits die Brunnen Gihon/ Rogel und mehrere; welche durch die Dichter in die Kunst-Brunnen am Parnaßus und Helicon verwandelt worden/ als daraus man sich Kunstsehend und gelehrt trinken könne. Diese geistliche Erklärung lassen wir in ihrem Wehrt: und wißen freilich/ daß die Heiden/ weil sie vieler Sachen und Künste Ursachen nicht erkennen können noch mögen/ selbige ihren Göttern zugeschrieben; dahero auch die Erfindung der Dicht-Kunst (wie schon gemeldet worden) dem Apollo zugeeignet/ weil er durch das Delphische Orakel/ von uralten Zeiten her/ in gebundener Rede geantwortet/ und andere dergleichen [aq]Oracula[/aq] oder Götzen-Stimmen Versweiße geweissaget. ¶ Nach Davids und seines Sohnes Salomo (welcher über tausend Lieder gedichtet/ * [1 B. der König. IV. 32.] von denen [S] das so genannte Hohe Lied noch vorhanden ist) weisester Regierung/ ließ sich in Griechenland hören Homerus/ der Fürst selbiger Poësie/ und Vater der Mythischen/ das ist/ der allerältesten Philosophie;
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    (1-5) [38-42]
    Dieses Großen Carls Sohn Ludwig der Fromme/ soll sich bemühet haben/ die ganze Heilige Schrifft/ per [aq]Poëtam quendam Saxonem[/aq], in Teutsche Verse zu bringen; welche Ubersetzung aber vermuhtlich nicht mehr vorhanden. Zu den Zeiten Keisers [aq]Lotharii I[/aq] und Ludwigs des II hat Ottfried/ ein Mönch des Closters Weißenburg/ gelebet/ welcher die Evangelien in T. Versen heraus gegeben/ und [aq]Luitberto[/aq] dem Erz-Bischoffen zu Mainz überschrieben. Dieses Werk (so genannt wird Ottfried Evangelien-Buch) hat [aq]B. Rhenanus[/aq] zu erst gefunden; wie er in seinen [aq]Rebus Germanicis[/aq] erzehlet. Die Verse/ davon Herr Hofmann einige anführet/ sind noch sehr rauh und unverständlich/ doch von zimlich-gutem Geist. Es ist von diesem Evangelien-Buch ein [aq]MStum[/aq] in der höchstschätzbaren Keiserlichen [aq]Bibliothec[/aq] zu [S] Wien/ und vom [aq]Lambecio Lib. II Comment. de Biblioth. Vindobon. Cap. V. p. 415. seqq[/aq]. weitläuftig [aq]recommendiret[/aq] ; welches auch dem ienigen/ daraus [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] den [aq]Otfridum[/aq] zu Basel drucken lassen/ weit vorgezogen wird. GOtt gebe/ daß wir das herrliche Werk bald sehen mögen/ so der hochverdiente Herr [aq]D[/aq]. Schilter zu Straßburg A. 1698, [aq]nî fallor[/aq], in einem sonderbaren [aq]edito specimine[/aq] heraus zu geben versprochen/ unter folgendem Titul: [aq]Volumen Evangeliorum Otfridi, Monachi Weissenburgensis, in quinque libros distinctum, ante annum Christi 876 conscriptum. Nunc infinitis locis emendatius editum, interpretatione Latina, variis lectionibus notisque illustratum a Joanne Schiltero[/aq]. Im zehenden Jahr-hundert/ unter der Regierung der Keiser Otten I und II, sind die Meister-Singer schon entsprungen; derer Lieder [aq]Reineccius[/aq] in seiner [aq]Oration de Historiae dignitate[/aq], nach den alten Helden-Liedern stellet. [aq]M. Cyriacus[/aq] Spangenberger in seinem Buch/ so er von der edlen und hochberühmten Kunst der Musica/ und deren Ankunft/ Lob/ Nutz und Wirkung/ wie auch von Aufkommen der Meister-Singer/ zu Ehren der löbl. und ehrsamen Gesellschaft der Meister-Singer zu Straßburg/ im Jahr 1598 verfertiget/ schreibet unter andern/ daß die Meister-Singer für Keiser Otten A. 691 auf dem Reichs-Tag zu Wormbs von dem Geistlichen Stande seyn verklagt worden/ als wann sie verschiedene Lieder zu dieses Standes Verkleinerung erdichtet/ und unter die Leute gebracht hätten. Es [S] hätte sie aber Keiser unschuldig befunden/ und sie vielmehr [aq]privilegi[/aq]ret
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    (15-17) [52-54]
    Nun fragt sichs/ Ob die Schau-Spiele/ wovon wir bißhero gehandelt/ heut zu Tage unter den Christen in wol angeordneten [aq]Republiquen[/aq] zu erdulten? Viele von denen Gelehrten antworten mit ja: indem nirgend in H. Schrifft gelesen wird/ daß dergleichen Ergetzlichkeiten schlecht hin verboten; ja es werden von [aq]Luthero[/aq] und andern die Bücher Job/ Judith und Tobiae vor schöne Comoedien gehalten. Die jenige Schau-Spiele sind freilich nicht zu billigen/ die GOtt verunehren/ und den Leser und Zuschauer ärgern; aus welchen manche Matronen und Jungfrauen/ die schamhaft und züchtig in das Spiel-Haus gegangen/ geil und frech wieder herausgehen. Und solches geschicht gemeiniglich heut zu Tage bei uns/ durch die gemeine Comoedianten und ihre schändliche Nach-Spiele; daher dann die Leute/ so von solchen liederlich- und ärgerlichen Schau-Spielen Beruf [S] machen / und um das Geld den Leuten die Laster durch die Augen in das Herz spielen/ in alten und neuen Zeiten/ denen Taschen-Spielern/ Gaucklern/ Seil-Tanzern und andern verächtlichen Personen gleich geachtet worden. Aber Schau-Spiele vernünftig schreiben und spielen/ die Jugend damit zu üben/ auch zu feinen Sitten und beherzter Redfertigkeit anzugewöhnen/ solches ist nicht unlöblich noch sträflich; und schreibet der gelehrte [aq]Erasmus[/aq] an einem Ort/ Es wäre gut/ wann man alle: Biblische Historien zu Schau-Spielen machte/ und die Jugend sich darinnen öffentlich üben liesse; maßen solches offt mehr als eine übereilte Predigt verfangen und nutzen würde. Jedoch will ich dieser Frage wegen iederman bei seiner Meynung gerne laßen / und darüber mit niemand einigen Streit anfangen.
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    (248-249) [285-286]
    Viele der Heiden haben derer Erfindung dem Apollo/ die Aegyptier dem Osiris/ die Thracier dem Orpheus zugeschrieben. Andere haben denen Musen die Pallas vorgesetzet/ und gedichtet/ daß diese aus des Jupiters Gehirne gebohren worden: anzudeuten/ daß alle Weißheit und [S] gute Wissenschafften von GOtt herkommen. Einige Christ-gelehrte stehen in dieser frommen Meinung/ als hätten schon die aller-älteste heilige Väter/ wann sie im grünen/ bei unschuldig-guter Muße sich erlustiret/ oder ihrem Feld- und Welt-Bau obgelegen/ Lob- und Dank-Lieder/ zur Ehre GOttes/ gedichtet und angestimmet. Zumaln aus heiliger Verwunderung und Erforschung der Natur und Welt-Geschöpfe/ die [aq]Hymni[/aq] oder Göttliche Lobgesänge entsproßen; gleichwie aus der Betrachtung des menschlichen Lebens und Wandels/ die Sitten- und Tugend-Lieder/ auch Straff- und Stichel-Gedichte/ in Gebrauch gekommen. Ingleichen seye es warscheinlich/ fügen sie hinzu/ daß noch vor der Sündflut in der Schule Henoch/ der ein göttliches Leben geführet/ der Höchste mit geistlichen Psalmen und Liedern wäre verehret worden. Ob Noah/ bald nach der Sündflut/ bei dem Opfer etwann auch einen Lob- und Dank-Gesang gen Himmel geschicket/ daran ist fast nicht zu zweifeln: gewißer aber dieses/ daß einige hundert Jahre hernach Hiob und Moses/ als geistig- und geistliche Dichter/ sich haben hervor gethan; und dieser absonderlich ein schönes Dank-Lied dem HErrn angestimmet/ nach dem triumfirenden Auszug der Kinder Israel durch das rohte Meer: * [2. B. Mos. XV.] worbei auch seine Schwester Mirjam das ihrige beigetragen/ und den Weibern am Reigen vorgesungen. Welcher Gestalt besagt-Israelisches Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunnen/ ein Lied wechselweiß gesungen/ hat eben deßelben Heer-[S]führer und Capellmeister Moses in seinem IV Buch ** [Cap. XXI. v. 17. 18.] angeführet. Nicht gar anderthalb-hundert Jahr hernach trat im Volke GOttes hervor die Richterin/ Prophetin und Poëtin Debora; welche samt dem Barac/ nachdem sie die Cananiter besieget/ GOtt mit einem herrlichen Triumph-Lied gedanket. ***[B. der Richter Cap. V.] Und glauben etliche/ daß diese Debora eine von den alten Sibyllen gewesen; welche auch Poëtinnen waren/ und ihre Weißagungen in Versen beschrieben. Bald darauf haben die Griechen ihren Amphion aufgestellet/ und von ihm erzehlet/ daß er durch seine liebliche Dicht- und Sing-Kunst die Steine zu den Mauren der Stadt Thebe versammlet; oder vielmehr/ durch seine geschickte Poësie und Wolredenheit/ die hart- und wilden Leute bezähmet habe/ Städte zu erbauen/ und friedlich beisammen zu wohnen. Diesem folgten ihre annoch-berühmte alte Po[aq]ë[/aq]ten/ Linus/ Orpheus/ Musaeus; wie auch in Italien die Carmenta/ Evanders Mutter/ welche aus Arcadien/ einer Griechischen Provinz/ die Poësie solle dahin gebracht haben. ¶ Um das Jahr der Welt 2890 schwange sich die Po[aq]ë[/aq]sie mit dem David auf den Könglichen Thron; von welchem Mann und Dichter nach dem Herzen GOttes/ die Po[aq]ë[/aq]tische Fabel von dem Apollo und seinen Musen auf dem Parnassus-Berg/ nach etlicher fromm-gelehrter Meinung/ soll herstammen. David nemlich hatte um sich viel Hof-Musicanten/ den Assaph/ Ethan/ Heman/ Jedithun/ und andere/ mit denen er heilige Sängereien [S] angeordnet/ und er selbst auf der Harpfe gespielet. Also hat der Satan/ GOttes Affe/ zu Delphis Pythische Gesang-Spiele angestellet/ und dem Apollo die Leyer/ auch seinen Musen verschiedene Instrumenten in die Hand gegeben. David hat den Riesen Goliath/ und der Sohn Davids den höllischen Python erwürget: dergleichen Thaten werden auch dem Apollo angedichtet. Zu Jerusalem waren zween heilige Berge/ Sion und Morijah/ auf derer jenem David residirte; diesen beeden Bergen wurde der zwei-gespitzte Parnaßus nachgebildet. In Jerusalem war das Jüdische Sanhedrim; also auch zu Delphis der hohe Griechen-Raht der Amphictyonen. Aus dem Berg Sion entsprang der Brunn Siloah/ daraus ein blind-gebohrner sich sehend gewaschen/ und anderseits die Brunnen Gihon/ Rogel und mehrere; welche durch die Dichter in die Kunst-Brunnen am Parnaßus und Helicon verwandelt worden/ als daraus man sich Kunstsehend und gelehrt trinken könne. Diese geistliche Erklärung lassen wir in ihrem Wehrt: und wißen freilich/ daß die Heiden/ weil sie vieler Sachen und Künste Ursachen nicht erkennen können noch mögen/ selbige ihren Göttern zugeschrieben; dahero auch die Erfindung der Dicht-Kunst (wie schon gemeldet worden) dem Apollo zugeeignet/ weil er durch das Delphische Orakel/ von uralten Zeiten her/ in gebundener Rede geantwortet/ und andere dergleichen [aq]Oracula[/aq] oder Götzen-Stimmen Versweiße geweissaget. ¶ Nach Davids und seines Sohnes Salomo (welcher über tausend Lieder gedichtet/ * [1 B. der König. IV. 32.] von denen [S] das so genannte Hohe Lied noch vorhanden ist) weisester Regierung/ ließ sich in Griechenland hören Homerus/ der Fürst selbiger Poësie/ und Vater der Mythischen/ das ist/ der allerältesten Philosophie;
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    (1-5) [38-42]
    Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die [aq]Magi[/aq] oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die [aq]Hierophantae[/aq], bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die [aq]Pontifices[/aq], den [aq]fastis[/aq] und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter [aq]Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem[/aq] [S][aq]gentis conditoremque. Tuistonem[/aq], sagt er/ oder wie [aq]Conringius[/aq] und andere lesen/ [aq]Tuisconem sive Teutonem[/aq]; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn [aq]Mannum[/aq]; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner [aq]Mas[/aq], und der Aegyptier [aq]Man[/aq] und [aq]Men[/aq] fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten [aq]Mannum[/aq] den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ [aq]ex traditione majorum[/aq] vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.
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    (7-8) [44-45]
    und hier nicht übergehen/ was [aq]Lambecius[/aq] [S] [aq]Lib. II Comment. de Bibl. Vindob. p. 772[/aq] meldet/ daß in diesem Keiserl. Bücher-Schatz vorhanden sey eine alte [aq]membrana[/aq], darauf die Sonntags- und Fest-Episteln/ samt andern [aq]fragmentis[/aq] A. und N. Testaments/ in alt-Teutschen Reimen meistentheils zu lesen/ um das Jahr Christi 1210 verfertiget/ derer Titul und Anfang also lautet: ¶ [aq]Hye hebt sich der Epistler an[/aq]. ¶ [...] ¶ [aq]Eod. lib. II p. 959[/aq] gedenket wolermeldter [aq]Lambecius[/aq] einer [aq]Historiae Sacrae Vet. Testamenti in Germanicam linguam rhythmice translatae[/aq], derer Anfang: ¶ [aq]Christ Herre über alle Krafft[/aq]/ ¶ [...] ¶ Sonsten hat auch [aq]Hottingerus[/aq] in seinem [aq]Bibliothecario quadripartito p. 148. 149[/aq] einige [aq]fragmenta[/aq] einer Biblischen Ubersetzung des Alten Testamentes in T. Reimen/ herausgegeben/ und sehr beklaget/ daß das ganze Werk verlohren gegangen. Allein daß selbiges annoch in der fürtrefflichen Wolfenbüttelischen [aq]Bibliothec[/aq] anzutreffen/ bezeuget [aq]b. Avunculus meus, D. Jo. Saubertus[/aq], in seiner [aq]Palaestra Theologico-Philologica[/aq] [S] [aq]p. 193, 194[/aq], da er schreibet: [...]. Ferner sind [aq]eadem in Palaestra[/aq] folgende T. Verse [aq]excerpi[/aq]ret/ welche den 26 Versicul [aq]Exod. IIX[/aq] sollen ausdrucken: ¶ [aq]Sie sprachen/ des mag nicht geschehen[/aq]/ ¶ [...] ¶ Es nennet [aq]Saubertus[/aq] diese Ubersetzung [aq]vetustissimam Versionem Bibl. Germanicam, ante plus quam quingentos annos conscriptam[/aq]. Der [aq]Auctor[/aq] soll gewesen seyn Rudolf von Hohen-Ems/ welcher diese Ubersetzung aus Befehl König Conrads/ [aq]Friderici II[/aq] Sohnes/ um das Jahr Christi 1250 soll vorgenommen haben. Ja/ es gedenket auch des dritten Exemplars einer in alt-Teutsche Reimen Biblischen Ubersetzung Herr [aq]Conringius, in Epist. Gratulatoria Natalis duode[/aq]-[S][aq]nonagesimi ad Ducem Augustum Lüneb. gloriosiss. mem. p. 59[/aq] schreibend: [aq]Inter ducentas sane sex & viginti sive universae Scripturae sive V. Testamenti, Novi item Testamenti separatas septuaginta sex editiones, quas tua manu, Principum decus, in augustam bibliothecam, thesaurum illum librarium incomparabilem, retulisti, comprehenditur etiam MSta Bibliorum translatio vernacula perantiqua, proso sermone bis, & ter verso; quas inter & illa est, cujus specimen in Theologicae Blibliothecae volumine pronuper exhibuit meritis in rem omnem sacram profanamq; celeberrimus Hottingerus[/aq]. ¶ Im Anfang des [aq]XIVten seculi[/aq], nemlich A. 1303 hat Hugo von Trimberg sein weitleuftiges Werk von Teutschen Reimen zu Ende gebracht/ so der Renner genennet wird/ darinnen er die Laster selbiger Zeiten des Geistlich- und weltlichen Standes entdecket/ und zur Gottseeligkeit/ Erbarkeit und andern Tugenden gute Vermahnung giebt. Von diesem Renner stehen auch zwei alte [aq]MSt[/aq]a in der Wolfenbüttelischen [aq]Bibliothec[/aq], aus denen man ersehen kan/ wie sehr das Werk im gedruckten verändert worden; und soll auch eines auf Papier/ in der Pauliner-[aq]Bibliothec[/aq] zu Leipzig/ anzutreffen seyn. Zu der Zeit des Hugo von Trimberg lebte Freydank/ der ein Buch verfertiget/ so er die Lajen-Bibel nennet/ worinnen er die fürnehmsten Geschichte des A. und N. Testaments in Teutsche Reimen gebracht. Es werden in der mehr belobten Hochfürstl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Gotha unterschiedliche geschriebene seiner Gedichte [S] vorgezeiget/ mit der Uberschrifft/ Freigedank. Und schreibet obangezogener Spangenberg: Man hielte damals auf keinen Spruch nichts/ den nicht Herr Freidank gedichtet. A. 1317 starb Heinrich von Frauenlob/ welcher der H. Schrifft [aq]Doctor[/aq] zu Mainz gewesen/ und solchen Zunamen daher bekommen/ weil er zu Lob des weiblichen Geschlechts sehr viel Lieder gedichtet/ insonderheit etliche von der H. Jungfrauen Maria/ die man unserer Frauen Lied geheißen; und ist er/ am Andreas Tag gedachten Jahres/ von etlichen fürnehmen Matronen aus seinem Hause biß in den Domm zu seiner Grabstette getragen/ auch diese von ihnen mit Wein begoßen worden. ¶ Vielleicht in diesem oder folgendem Jahrhundert mag geschrieben seyn worden das alte T. Reimen-Buch [aq]de Infantia Christi[/aq]; welches auch in Griechisch- und Arabischer Sprache zu finden: massen [aq]Lambecius Lib. VII Comment. de Biblioth. Vindob. p. 270[/aq]. 271 meldet/ daß ein Griechisches [aq]MStum[/aq] in der Keiserl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Wien anzutreffen/ deßen [aq]auctor Thomas Israëlita[/aq] genennet wird; und soll ein gleiches [aq]MStum[/aq] in der Königl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Paris verwahret werden. Des [aq]Golii[/aq] Arabisches [aq]MStum[/aq] hat vor 6 Jahren/ nemlich A. 1697, [aq]Henr. Sike, cum versione Latina & Notis f. 8[/aq]. zu Utrecht im Druck herausgegeben/ unter dem Titul: [aq]Evangelium Infantiae, vel Liber Apocryphus de Infantia Servatoris[/aq]. In der Hochfürstl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Gotha aber wird vorgezeigt eine Teutsche [aq]Version[/aq] auf Pergamen/ unter dem Titul: Hie hebt sich an unsers Herrn [S] Kindheit und sein Leben. Es kommen darinnen unterschiedliche Mährlein vor. Unter andern/ ¶ [aq]Daz Jesus ainem Kind sein Krüglein wieder ganz macht[/aq]. ¶ [aq]An einem Tag daz kint Jesus[/aq]. ¶ [...] ¶ Etliche nennen dieses Buch [aq]Evangelium quintum[/aq], oder [aq]Evangelium Pueritiae[/aq], und halten solches in sonderem Wehrt. Es urtheilet aber [aq]Lambecius[/aq] sehr wol davon/ wann er schreibet: [aq]Sive sub Thomae Israëlitae nomine, sive sub nomine S. Matthaei Apostoli, sive sub quocunque alio specioso titutlo Liber de Infantia Christi se venditet, certo tamen constat, eum, tanquam fabulosum & supposititium, omnique autoritate & fide carentem, a sancta Ecclesia Catholica jam olim merito improbatum & rejectum esse[/aq]. Hierauf führet [aq]Lambecius[/aq] die gemeine Meynung der Kirchen-Vätter an/ daß Christus vor dem ersten Zeichen zu Cana in Galilaea kein Zeichen oder Wun-[S]der gethan; und beweiset solches aus dem [aq]Epiphanio, Chrysostomo[/aq] und [aq]Baronio[/aq]. Ein gleiches [aq]judicium[/aq] hat schon zu seiner Zeit Lutherus hierüber gefället im [aq]VII[/aq] Haubt-Stuck der Tischreden/ vom HErrn Christo/ [aq]p.m. 93[/aq]: Viel Fabeln sind von vielen erdichtet/ was JEsus in seiner Kindheit und Jugend gethan habe/ wie zu sehen ist im Buch mit dem Titul/ de [aq]Infantia Salvatoris[/aq], oder [aq]de Vita Jesu[/aq]. Weil aber in demselben Buch viel lächerlich närrisch Ding stehet/ hat es nie kein Ansehen gehabt bei den Christen. ¶ Zu Ende des vierzehenden/ und Anfang des fünfzehenden [aq]Seculi[/aq], regierte eine Reimsucht von Teutschen und Lateinischen Reimen untermischet/ dieser Art/ als das noch bekannte Weihnacht-Lied ist/ [aq]In dulci jubilo[/aq], nun singet und seyd fro! Von deßen [aq]auctore, Petro Dresdensi[/aq] und seinen Liedern/ ein mehrers kan gefunden werden [aq]in Disputatione Acad. Jac. Thomasii de Petro Dresdensi[/aq], so zu Leipzig A. 1678 gehalten worden. Im funfzehenden Jahr-hundert lebte unter andern Sebastian Brand/ ein berühmter Rechts-gelehrter und Keiserlicher Raht/ welcher ein Lateinisch-poëtisches Büchlein/ [aq]de Moribus & facetiis mensae, sive Thesmophagiam[/aq], in T. Reimen übersetzet. Der Beschluß des Werklein lautet also: ¶ [aq]Ob nun wer ander sytt und wise[/aq]/ ¶ [...][S][...]
    Eine Fundstelle
    (21-28) [58-65]
    Ich könte vor allen gedenken der ungefärbten Gottesfurcht; ohne derer Liecht die Klugheit blind/ die Beredtsamkeit ein Sirenen-Gesang/ die Weißheit Unwißenheit/ auch andere schön-gleißende Gemütes-Gaben verlarvte Laster sind/ und Bilder ohne Leben. Dieser Mutter aller waarer Tugenden gleichwie Mein wehrtester Patron von Jugend auf [S] sich gewidmet/ und seine Gedanken/ Wort- und Werke/ nach GOtt/ dem höchsten Heil- und Angel-Stern/ gerichtet; eben so läßet Er sein Glaubens-Liecht unabläßig leuchten vor den Menschen durch gute Werke/ und mildeste Wolthätigkeit gegen allerhand arme/ verfolgte und nohtleidende; also daß/ was [aq]Valerius Maximus[/aq] von dem Agrigentinischen Gillias mit schönen Worten aufgezeichnet: * [[aq]L. IV. c. 8[/aq].] [aq]Subnectam Agrigentinum Gilliam, quem propemodum ipsius liberalitatis praecordia constat habuisse: erat opiobus excellens, sed multo etiam animo quam divitiis locupletior ; semperque in eroganda potius, quam in contrahenda pecunia occupatus: adeo ut domus ejus quasi quaedam[/aq] [S] [aq]munificentiae officina crederetur[/aq]; ebenmäßig von unserm Norischen Gillias kan gesaget werden/ Er trage selbst der Freygebigkeit ihr Herz in seinem Busen ; und ob er wol mit großem Reichtum von GOTT gesegnet/ so seye er doch am Gemüte als Glückes-Gütern viel reicher/ und iederzeit mehr darauf bedacht/ wie er das Geld unter die bedürftige austheile/ als eincaßire: so gar/ daß seine Behausung billich vor der Wolthätigkeit Werkstatt und Wohnplatz gehalten werde.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [14-16]
    Eine Fundstelle
    (45-47) [82-84]
    Ich könte vor allen gedenken der ungefärbten Gottesfurcht; ohne derer Liecht die Klugheit blind/ die Beredtsamkeit ein Sirenen-Gesang/ die Weißheit Unwißenheit/ auch andere schön-gleißende Gemütes-Gaben verlarvte Laster sind/ und Bilder ohne Leben. Dieser Mutter aller waarer Tugenden gleichwie Mein wehrtester Patron von Jugend auf [S] sich gewidmet/ und seine Gedanken/ Wort- und Werke/ nach GOtt/ dem höchsten Heil- und Angel-Stern/ gerichtet; eben so läßet Er sein Glaubens-Liecht unabläßig leuchten vor den Menschen durch gute Werke/ und mildeste Wolthätigkeit gegen allerhand arme/ verfolgte und nohtleidende; also daß/ was [aq]Valerius Maximus[/aq] von dem Agrigentinischen Gillias mit schönen Worten aufgezeichnet: * [[aq]L. IV. c. 8[/aq].] [aq]Subnectam Agrigentinum Gilliam, quem propemodum ipsius liberalitatis praecordia constat habuisse: erat opiobus excellens, sed multo etiam animo quam divitiis locupletior ; semperque in eroganda potius, quam in contrahenda pecunia occupatus: adeo ut domus ejus quasi quaedam[/aq] [S] [aq]munificentiae officina crederetur[/aq]; ebenmäßig von unserm Norischen Gillias kan gesaget werden/ Er trage selbst der Freygebigkeit ihr Herz in seinem Busen ; und ob er wol mit großem Reichtum von GOTT gesegnet/ so seye er doch am Gemüte als Glückes-Gütern viel reicher/ und iederzeit mehr darauf bedacht/ wie er das Geld unter die bedürftige austheile/ als eincaßire: so gar/ daß seine Behausung billich vor der Wolthätigkeit Werkstatt und Wohnplatz gehalten werde.
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [14-16]
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    (45-47) [82-84]
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    (168-169) [205-206]
    Viele der Heiden haben derer Erfindung dem Apollo/ die Aegyptier dem Osiris/ die Thracier dem Orpheus zugeschrieben. Andere haben denen Musen die Pallas vorgesetzet/ und gedichtet/ daß diese aus des Jupiters Gehirne gebohren worden: anzudeuten/ daß alle Weißheit und [S] gute Wissenschafften von GOtt herkommen. Einige Christ-gelehrte stehen in dieser frommen Meinung/ als hätten schon die aller-älteste heilige Väter/ wann sie im grünen/ bei unschuldig-guter Muße sich erlustiret/ oder ihrem Feld- und Welt-Bau obgelegen/ Lob- und Dank-Lieder/ zur Ehre GOttes/ gedichtet und angestimmet. Zumaln aus heiliger Verwunderung und Erforschung der Natur und Welt-Geschöpfe/ die [aq]Hymni[/aq] oder Göttliche Lobgesänge entsproßen; gleichwie aus der Betrachtung des menschlichen Lebens und Wandels/ die Sitten- und Tugend-Lieder/ auch Straff- und Stichel-Gedichte/ in Gebrauch gekommen. Ingleichen seye es warscheinlich/ fügen sie hinzu/ daß noch vor der Sündflut in der Schule Henoch/ der ein göttliches Leben geführet/ der Höchste mit geistlichen Psalmen und Liedern wäre verehret worden. Ob Noah/ bald nach der Sündflut/ bei dem Opfer etwann auch einen Lob- und Dank-Gesang gen Himmel geschicket/ daran ist fast nicht zu zweifeln: gewißer aber dieses/ daß einige hundert Jahre hernach Hiob und Moses/ als geistig- und geistliche Dichter/ sich haben hervor gethan; und dieser absonderlich ein schönes Dank-Lied dem HErrn angestimmet/ nach dem triumfirenden Auszug der Kinder Israel durch das rohte Meer: * [2. B. Mos. XV.] worbei auch seine Schwester Mirjam das ihrige beigetragen/ und den Weibern am Reigen vorgesungen. Welcher Gestalt besagt-Israelisches Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunnen/ ein Lied wechselweiß gesungen/ hat eben deßelben Heer-[S]führer und Capellmeister Moses in seinem IV Buch ** [Cap. XXI. v. 17. 18.] angeführet. Nicht gar anderthalb-hundert Jahr hernach trat im Volke GOttes hervor die Richterin/ Prophetin und Poëtin Debora; welche samt dem Barac/ nachdem sie die Cananiter besieget/ GOtt mit einem herrlichen Triumph-Lied gedanket. ***[B. der Richter Cap. V.] Und glauben etliche/ daß diese Debora eine von den alten Sibyllen gewesen; welche auch Poëtinnen waren/ und ihre Weißagungen in Versen beschrieben. Bald darauf haben die Griechen ihren Amphion aufgestellet/ und von ihm erzehlet/ daß er durch seine liebliche Dicht- und Sing-Kunst die Steine zu den Mauren der Stadt Thebe versammlet; oder vielmehr/ durch seine geschickte Poësie und Wolredenheit/ die hart- und wilden Leute bezähmet habe/ Städte zu erbauen/ und friedlich beisammen zu wohnen. Diesem folgten ihre annoch-berühmte alte Po[aq]ë[/aq]ten/ Linus/ Orpheus/ Musaeus; wie auch in Italien die Carmenta/ Evanders Mutter/ welche aus Arcadien/ einer Griechischen Provinz/ die Poësie solle dahin gebracht haben. ¶ Um das Jahr der Welt 2890 schwange sich die Po[aq]ë[/aq]sie mit dem David auf den Könglichen Thron; von welchem Mann und Dichter nach dem Herzen GOttes/ die Po[aq]ë[/aq]tische Fabel von dem Apollo und seinen Musen auf dem Parnassus-Berg/ nach etlicher fromm-gelehrter Meinung/ soll herstammen. David nemlich hatte um sich viel Hof-Musicanten/ den Assaph/ Ethan/ Heman/ Jedithun/ und andere/ mit denen er heilige Sängereien [S] angeordnet/ und er selbst auf der Harpfe gespielet. Also hat der Satan/ GOttes Affe/ zu Delphis Pythische Gesang-Spiele angestellet/ und dem Apollo die Leyer/ auch seinen Musen verschiedene Instrumenten in die Hand gegeben. David hat den Riesen Goliath/ und der Sohn Davids den höllischen Python erwürget: dergleichen Thaten werden auch dem Apollo angedichtet. Zu Jerusalem waren zween heilige Berge/ Sion und Morijah/ auf derer jenem David residirte; diesen beeden Bergen wurde der zwei-gespitzte Parnaßus nachgebildet. In Jerusalem war das Jüdische Sanhedrim; also auch zu Delphis der hohe Griechen-Raht der Amphictyonen. Aus dem Berg Sion entsprang der Brunn Siloah/ daraus ein blind-gebohrner sich sehend gewaschen/ und anderseits die Brunnen Gihon/ Rogel und mehrere; welche durch die Dichter in die Kunst-Brunnen am Parnaßus und Helicon verwandelt worden/ als daraus man sich Kunstsehend und gelehrt trinken könne. Diese geistliche Erklärung lassen wir in ihrem Wehrt: und wißen freilich/ daß die Heiden/ weil sie vieler Sachen und Künste Ursachen nicht erkennen können noch mögen/ selbige ihren Göttern zugeschrieben; dahero auch die Erfindung der Dicht-Kunst (wie schon gemeldet worden) dem Apollo zugeeignet/ weil er durch das Delphische Orakel/ von uralten Zeiten her/ in gebundener Rede geantwortet/ und andere dergleichen [aq]Oracula[/aq] oder Götzen-Stimmen Versweiße geweissaget. ¶ Nach Davids und seines Sohnes Salomo (welcher über tausend Lieder gedichtet/ * [1 B. der König. IV. 32.] von denen [S] das so genannte Hohe Lied noch vorhanden ist) weisester Regierung/ ließ sich in Griechenland hören Homerus/ der Fürst selbiger Poësie/ und Vater der Mythischen/ das ist/ der allerältesten Philosophie;
    Eine Fundstelle
    (1-5) [38-42]
    Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die [aq]Magi[/aq] oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die [aq]Hierophantae[/aq], bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die [aq]Pontifices[/aq], den [aq]fastis[/aq] und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter [aq]Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem[/aq] [S][aq]gentis conditoremque. Tuistonem[/aq], sagt er/ oder wie [aq]Conringius[/aq] und andere lesen/ [aq]Tuisconem sive Teutonem[/aq]; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn [aq]Mannum[/aq]; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner [aq]Mas[/aq], und der Aegyptier [aq]Man[/aq] und [aq]Men[/aq] fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten [aq]Mannum[/aq] den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ [aq]ex traditione majorum[/aq] vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.
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    (7-8) [44-45]
    und hier nicht übergehen/ was [aq]Lambecius[/aq] [S] [aq]Lib. II Comment. de Bibl. Vindob. p. 772[/aq] meldet/ daß in diesem Keiserl. Bücher-Schatz vorhanden sey eine alte [aq]membrana[/aq], darauf die Sonntags- und Fest-Episteln/ samt andern [aq]fragmentis[/aq] A. und N. Testaments/ in alt-Teutschen Reimen meistentheils zu lesen/ um das Jahr Christi 1210 verfertiget/ derer Titul und Anfang also lautet: ¶ [aq]Hye hebt sich der Epistler an[/aq]. ¶ [...] ¶ [aq]Eod. lib. II p. 959[/aq] gedenket wolermeldter [aq]Lambecius[/aq] einer [aq]Historiae Sacrae Vet. Testamenti in Germanicam linguam rhythmice translatae[/aq], derer Anfang: ¶ [aq]Christ Herre über alle Krafft[/aq]/ ¶ [...] ¶ Sonsten hat auch [aq]Hottingerus[/aq] in seinem [aq]Bibliothecario quadripartito p. 148. 149[/aq] einige [aq]fragmenta[/aq] einer Biblischen Ubersetzung des Alten Testamentes in T. Reimen/ herausgegeben/ und sehr beklaget/ daß das ganze Werk verlohren gegangen. Allein daß selbiges annoch in der fürtrefflichen Wolfenbüttelischen [aq]Bibliothec[/aq] anzutreffen/ bezeuget [aq]b. Avunculus meus, D. Jo. Saubertus[/aq], in seiner [aq]Palaestra Theologico-Philologica[/aq] [S] [aq]p. 193, 194[/aq], da er schreibet: [...]. Ferner sind [aq]eadem in Palaestra[/aq] folgende T. Verse [aq]excerpi[/aq]ret/ welche den 26 Versicul [aq]Exod. IIX[/aq] sollen ausdrucken: ¶ [aq]Sie sprachen/ des mag nicht geschehen[/aq]/ ¶ [...] ¶ Es nennet [aq]Saubertus[/aq] diese Ubersetzung [aq]vetustissimam Versionem Bibl. Germanicam, ante plus quam quingentos annos conscriptam[/aq]. Der [aq]Auctor[/aq] soll gewesen seyn Rudolf von Hohen-Ems/ welcher diese Ubersetzung aus Befehl König Conrads/ [aq]Friderici II[/aq] Sohnes/ um das Jahr Christi 1250 soll vorgenommen haben. Ja/ es gedenket auch des dritten Exemplars einer in alt-Teutsche Reimen Biblischen Ubersetzung Herr [aq]Conringius, in Epist. Gratulatoria Natalis duode[/aq]-[S][aq]nonagesimi ad Ducem Augustum Lüneb. gloriosiss. mem. p. 59[/aq] schreibend: [aq]Inter ducentas sane sex & viginti sive universae Scripturae sive V. Testamenti, Novi item Testamenti separatas septuaginta sex editiones, quas tua manu, Principum decus, in augustam bibliothecam, thesaurum illum librarium incomparabilem, retulisti, comprehenditur etiam MSta Bibliorum translatio vernacula perantiqua, proso sermone bis, & ter verso; quas inter & illa est, cujus specimen in Theologicae Blibliothecae volumine pronuper exhibuit meritis in rem omnem sacram profanamq; celeberrimus Hottingerus[/aq]. ¶ Im Anfang des [aq]XIVten seculi[/aq], nemlich A. 1303 hat Hugo von Trimberg sein weitleuftiges Werk von Teutschen Reimen zu Ende gebracht/ so der Renner genennet wird/ darinnen er die Laster selbiger Zeiten des Geistlich- und weltlichen Standes entdecket/ und zur Gottseeligkeit/ Erbarkeit und andern Tugenden gute Vermahnung giebt. Von diesem Renner stehen auch zwei alte [aq]MSt[/aq]a in der Wolfenbüttelischen [aq]Bibliothec[/aq], aus denen man ersehen kan/ wie sehr das Werk im gedruckten verändert worden; und soll auch eines auf Papier/ in der Pauliner-[aq]Bibliothec[/aq] zu Leipzig/ anzutreffen seyn. Zu der Zeit des Hugo von Trimberg lebte Freydank/ der ein Buch verfertiget/ so er die Lajen-Bibel nennet/ worinnen er die fürnehmsten Geschichte des A. und N. Testaments in Teutsche Reimen gebracht. Es werden in der mehr belobten Hochfürstl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Gotha unterschiedliche geschriebene seiner Gedichte [S] vorgezeiget/ mit der Uberschrifft/ Freigedank. Und schreibet obangezogener Spangenberg: Man hielte damals auf keinen Spruch nichts/ den nicht Herr Freidank gedichtet. A. 1317 starb Heinrich von Frauenlob/ welcher der H. Schrifft [aq]Doctor[/aq] zu Mainz gewesen/ und solchen Zunamen daher bekommen/ weil er zu Lob des weiblichen Geschlechts sehr viel Lieder gedichtet/ insonderheit etliche von der H. Jungfrauen Maria/ die man unserer Frauen Lied geheißen; und ist er/ am Andreas Tag gedachten Jahres/ von etlichen fürnehmen Matronen aus seinem Hause biß in den Domm zu seiner Grabstette getragen/ auch diese von ihnen mit Wein begoßen worden. ¶ Vielleicht in diesem oder folgendem Jahrhundert mag geschrieben seyn worden das alte T. Reimen-Buch [aq]de Infantia Christi[/aq]; welches auch in Griechisch- und Arabischer Sprache zu finden: massen [aq]Lambecius Lib. VII Comment. de Biblioth. Vindob. p. 270[/aq]. 271 meldet/ daß ein Griechisches [aq]MStum[/aq] in der Keiserl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Wien anzutreffen/ deßen [aq]auctor Thomas Israëlita[/aq] genennet wird; und soll ein gleiches [aq]MStum[/aq] in der Königl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Paris verwahret werden. Des [aq]Golii[/aq] Arabisches [aq]MStum[/aq] hat vor 6 Jahren/ nemlich A. 1697, [aq]Henr. Sike, cum versione Latina & Notis f. 8[/aq]. zu Utrecht im Druck herausgegeben/ unter dem Titul: [aq]Evangelium Infantiae, vel Liber Apocryphus de Infantia Servatoris[/aq]. In der Hochfürstl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Gotha aber wird vorgezeigt eine Teutsche [aq]Version[/aq] auf Pergamen/ unter dem Titul: Hie hebt sich an unsers Herrn [S] Kindheit und sein Leben. Es kommen darinnen unterschiedliche Mährlein vor. Unter andern/ ¶ [aq]Daz Jesus ainem Kind sein Krüglein wieder ganz macht[/aq]. ¶ [aq]An einem Tag daz kint Jesus[/aq]. ¶ [...] ¶ Etliche nennen dieses Buch [aq]Evangelium quintum[/aq], oder [aq]Evangelium Pueritiae[/aq], und halten solches in sonderem Wehrt. Es urtheilet aber [aq]Lambecius[/aq] sehr wol davon/ wann er schreibet: [aq]Sive sub Thomae Israëlitae nomine, sive sub nomine S. Matthaei Apostoli, sive sub quocunque alio specioso titutlo Liber de Infantia Christi se venditet, certo tamen constat, eum, tanquam fabulosum & supposititium, omnique autoritate & fide carentem, a sancta Ecclesia Catholica jam olim merito improbatum & rejectum esse[/aq]. Hierauf führet [aq]Lambecius[/aq] die gemeine Meynung der Kirchen-Vätter an/ daß Christus vor dem ersten Zeichen zu Cana in Galilaea kein Zeichen oder Wun-[S]der gethan; und beweiset solches aus dem [aq]Epiphanio, Chrysostomo[/aq] und [aq]Baronio[/aq]. Ein gleiches [aq]judicium[/aq] hat schon zu seiner Zeit Lutherus hierüber gefället im [aq]VII[/aq] Haubt-Stuck der Tischreden/ vom HErrn Christo/ [aq]p.m. 93[/aq]: Viel Fabeln sind von vielen erdichtet/ was JEsus in seiner Kindheit und Jugend gethan habe/ wie zu sehen ist im Buch mit dem Titul/ de [aq]Infantia Salvatoris[/aq], oder [aq]de Vita Jesu[/aq]. Weil aber in demselben Buch viel lächerlich närrisch Ding stehet/ hat es nie kein Ansehen gehabt bei den Christen. ¶ Zu Ende des vierzehenden/ und Anfang des fünfzehenden [aq]Seculi[/aq], regierte eine Reimsucht von Teutschen und Lateinischen Reimen untermischet/ dieser Art/ als das noch bekannte Weihnacht-Lied ist/ [aq]In dulci jubilo[/aq], nun singet und seyd fro! Von deßen [aq]auctore, Petro Dresdensi[/aq] und seinen Liedern/ ein mehrers kan gefunden werden [aq]in Disputatione Acad. Jac. Thomasii de Petro Dresdensi[/aq], so zu Leipzig A. 1678 gehalten worden. Im funfzehenden Jahr-hundert lebte unter andern Sebastian Brand/ ein berühmter Rechts-gelehrter und Keiserlicher Raht/ welcher ein Lateinisch-poëtisches Büchlein/ [aq]de Moribus & facetiis mensae, sive Thesmophagiam[/aq], in T. Reimen übersetzet. Der Beschluß des Werklein lautet also: ¶ [aq]Ob nun wer ander sytt und wise[/aq]/ ¶ [...][S][...]
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    (21-28) [58-65]
    Dieses Großen Carls Sohn Ludwig der Fromme/ soll sich bemühet haben/ die ganze Heilige Schrifft/ per [aq]Poëtam quendam Saxonem[/aq], in Teutsche Verse zu bringen; welche Ubersetzung aber vermuhtlich nicht mehr vorhanden. Zu den Zeiten Keisers [aq]Lotharii I[/aq] und Ludwigs des II hat Ottfried/ ein Mönch des Closters Weißenburg/ gelebet/ welcher die Evangelien in T. Versen heraus gegeben/ und [aq]Luitberto[/aq] dem Erz-Bischoffen zu Mainz überschrieben. Dieses Werk (so genannt wird Ottfried Evangelien-Buch) hat [aq]B. Rhenanus[/aq] zu erst gefunden; wie er in seinen [aq]Rebus Germanicis[/aq] erzehlet. Die Verse/ davon Herr Hofmann einige anführet/ sind noch sehr rauh und unverständlich/ doch von zimlich-gutem Geist. Es ist von diesem Evangelien-Buch ein [aq]MStum[/aq] in der höchstschätzbaren Keiserlichen [aq]Bibliothec[/aq] zu [S] Wien/ und vom [aq]Lambecio Lib. II Comment. de Biblioth. Vindobon. Cap. V. p. 415. seqq[/aq]. weitläuftig [aq]recommendiret[/aq] ; welches auch dem ienigen/ daraus [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] den [aq]Otfridum[/aq] zu Basel drucken lassen/ weit vorgezogen wird. GOtt gebe/ daß wir das herrliche Werk bald sehen mögen/ so der hochverdiente Herr [aq]D[/aq]. Schilter zu Straßburg A. 1698, [aq]nî fallor[/aq], in einem sonderbaren [aq]edito specimine[/aq] heraus zu geben versprochen/ unter folgendem Titul: [aq]Volumen Evangeliorum Otfridi, Monachi Weissenburgensis, in quinque libros distinctum, ante annum Christi 876 conscriptum. Nunc infinitis locis emendatius editum, interpretatione Latina, variis lectionibus notisque illustratum a Joanne Schiltero[/aq]. Im zehenden Jahr-hundert/ unter der Regierung der Keiser Otten I und II, sind die Meister-Singer schon entsprungen; derer Lieder [aq]Reineccius[/aq] in seiner [aq]Oration de Historiae dignitate[/aq], nach den alten Helden-Liedern stellet. [aq]M. Cyriacus[/aq] Spangenberger in seinem Buch/ so er von der edlen und hochberühmten Kunst der Musica/ und deren Ankunft/ Lob/ Nutz und Wirkung/ wie auch von Aufkommen der Meister-Singer/ zu Ehren der löbl. und ehrsamen Gesellschaft der Meister-Singer zu Straßburg/ im Jahr 1598 verfertiget/ schreibet unter andern/ daß die Meister-Singer für Keiser Otten A. 691 auf dem Reichs-Tag zu Wormbs von dem Geistlichen Stande seyn verklagt worden/ als wann sie verschiedene Lieder zu dieses Standes Verkleinerung erdichtet/ und unter die Leute gebracht hätten. Es [S] hätte sie aber Keiser unschuldig befunden/ und sie vielmehr [aq]privilegi[/aq]ret
    Eine Fundstelle
    (15-17) [52-54]
    Nun fragt sichs/ Ob die Schau-Spiele/ wovon wir bißhero gehandelt/ heut zu Tage unter den Christen in wol angeordneten [aq]Republiquen[/aq] zu erdulten? Viele von denen Gelehrten antworten mit ja: indem nirgend in H. Schrifft gelesen wird/ daß dergleichen Ergetzlichkeiten schlecht hin verboten; ja es werden von [aq]Luthero[/aq] und andern die Bücher Job/ Judith und Tobiae vor schöne Comoedien gehalten. Die jenige Schau-Spiele sind freilich nicht zu billigen/ die GOtt verunehren/ und den Leser und Zuschauer ärgern; aus welchen manche Matronen und Jungfrauen/ die schamhaft und züchtig in das Spiel-Haus gegangen/ geil und frech wieder herausgehen. Und solches geschicht gemeiniglich heut zu Tage bei uns/ durch die gemeine Comoedianten und ihre schändliche Nach-Spiele; daher dann die Leute/ so von solchen liederlich- und ärgerlichen Schau-Spielen Beruf [S] machen / und um das Geld den Leuten die Laster durch die Augen in das Herz spielen/ in alten und neuen Zeiten/ denen Taschen-Spielern/ Gaucklern/ Seil-Tanzern und andern verächtlichen Personen gleich geachtet worden. Aber Schau-Spiele vernünftig schreiben und spielen/ die Jugend damit zu üben/ auch zu feinen Sitten und beherzter Redfertigkeit anzugewöhnen/ solches ist nicht unlöblich noch sträflich; und schreibet der gelehrte [aq]Erasmus[/aq] an einem Ort/ Es wäre gut/ wann man alle: Biblische Historien zu Schau-Spielen machte/ und die Jugend sich darinnen öffentlich üben liesse; maßen solches offt mehr als eine übereilte Predigt verfangen und nutzen würde. Jedoch will ich dieser Frage wegen iederman bei seiner Meynung gerne laßen / und darüber mit niemand einigen Streit anfangen.
    Eine Fundstelle
    (248-249) [285-286]
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    (60) [97]
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    (61) [98]
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    (68) [105]
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    (69) [106]
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    (74) [111]
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    (77) [114]
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    (80) [117]
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    (95) [132]
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    (97) [134]
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    (140) [177]
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    (143) [180]
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    (190) [227]
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    (210) [247]
    Eine Fundstelle
    (212) [249]
    Viele der Heiden haben derer Erfindung dem Apollo/ die Aegyptier dem Osiris/ die Thracier dem Orpheus zugeschrieben. Andere haben denen Musen die Pallas vorgesetzet/ und gedichtet/ daß diese aus des Jupiters Gehirne gebohren worden: anzudeuten/ daß alle Weißheit und [S] gute Wissenschafften von GOtt herkommen. Einige Christ-gelehrte stehen in dieser frommen Meinung/ als hätten schon die aller-älteste heilige Väter/ wann sie im grünen/ bei unschuldig-guter Muße sich erlustiret/ oder ihrem Feld- und Welt-Bau obgelegen/ Lob- und Dank-Lieder/ zur Ehre GOttes/ gedichtet und angestimmet. Zumaln aus heiliger Verwunderung und Erforschung der Natur und Welt-Geschöpfe/ die [aq]Hymni[/aq] oder Göttliche Lobgesänge entsproßen; gleichwie aus der Betrachtung des menschlichen Lebens und Wandels/ die Sitten- und Tugend-Lieder/ auch Straff- und Stichel-Gedichte/ in Gebrauch gekommen. Ingleichen seye es warscheinlich/ fügen sie hinzu/ daß noch vor der Sündflut in der Schule Henoch/ der ein göttliches Leben geführet/ der Höchste mit geistlichen Psalmen und Liedern wäre verehret worden. Ob Noah/ bald nach der Sündflut/ bei dem Opfer etwann auch einen Lob- und Dank-Gesang gen Himmel geschicket/ daran ist fast nicht zu zweifeln: gewißer aber dieses/ daß einige hundert Jahre hernach Hiob und Moses/ als geistig- und geistliche Dichter/ sich haben hervor gethan; und dieser absonderlich ein schönes Dank-Lied dem HErrn angestimmet/ nach dem triumfirenden Auszug der Kinder Israel durch das rohte Meer: * [2. B. Mos. XV.] worbei auch seine Schwester Mirjam das ihrige beigetragen/ und den Weibern am Reigen vorgesungen. Welcher Gestalt besagt-Israelisches Volk an der Gränze von Moab/ über einen Brunnen/ ein Lied wechselweiß gesungen/ hat eben deßelben Heer-[S]führer und Capellmeister Moses in seinem IV Buch ** [Cap. XXI. v. 17. 18.] angeführet. Nicht gar anderthalb-hundert Jahr hernach trat im Volke GOttes hervor die Richterin/ Prophetin und Poëtin Debora; welche samt dem Barac/ nachdem sie die Cananiter besieget/ GOtt mit einem herrlichen Triumph-Lied gedanket. ***[B. der Richter Cap. V.] Und glauben etliche/ daß diese Debora eine von den alten Sibyllen gewesen; welche auch Poëtinnen waren/ und ihre Weißagungen in Versen beschrieben. Bald darauf haben die Griechen ihren Amphion aufgestellet/ und von ihm erzehlet/ daß er durch seine liebliche Dicht- und Sing-Kunst die Steine zu den Mauren der Stadt Thebe versammlet; oder vielmehr/ durch seine geschickte Poësie und Wolredenheit/ die hart- und wilden Leute bezähmet habe/ Städte zu erbauen/ und friedlich beisammen zu wohnen. Diesem folgten ihre annoch-berühmte alte Po[aq]ë[/aq]ten/ Linus/ Orpheus/ Musaeus; wie auch in Italien die Carmenta/ Evanders Mutter/ welche aus Arcadien/ einer Griechischen Provinz/ die Poësie solle dahin gebracht haben. ¶ Um das Jahr der Welt 2890 schwange sich die Po[aq]ë[/aq]sie mit dem David auf den Könglichen Thron; von welchem Mann und Dichter nach dem Herzen GOttes/ die Po[aq]ë[/aq]tische Fabel von dem Apollo und seinen Musen auf dem Parnassus-Berg/ nach etlicher fromm-gelehrter Meinung/ soll herstammen. David nemlich hatte um sich viel Hof-Musicanten/ den Assaph/ Ethan/ Heman/ Jedithun/ und andere/ mit denen er heilige Sängereien [S] angeordnet/ und er selbst auf der Harpfe gespielet. Also hat der Satan/ GOttes Affe/ zu Delphis Pythische Gesang-Spiele angestellet/ und dem Apollo die Leyer/ auch seinen Musen verschiedene Instrumenten in die Hand gegeben. David hat den Riesen Goliath/ und der Sohn Davids den höllischen Python erwürget: dergleichen Thaten werden auch dem Apollo angedichtet. Zu Jerusalem waren zween heilige Berge/ Sion und Morijah/ auf derer jenem David residirte; diesen beeden Bergen wurde der zwei-gespitzte Parnaßus nachgebildet. In Jerusalem war das Jüdische Sanhedrim; also auch zu Delphis der hohe Griechen-Raht der Amphictyonen. Aus dem Berg Sion entsprang der Brunn Siloah/ daraus ein blind-gebohrner sich sehend gewaschen/ und anderseits die Brunnen Gihon/ Rogel und mehrere; welche durch die Dichter in die Kunst-Brunnen am Parnaßus und Helicon verwandelt worden/ als daraus man sich Kunstsehend und gelehrt trinken könne. Diese geistliche Erklärung lassen wir in ihrem Wehrt: und wißen freilich/ daß die Heiden/ weil sie vieler Sachen und Künste Ursachen nicht erkennen können noch mögen/ selbige ihren Göttern zugeschrieben; dahero auch die Erfindung der Dicht-Kunst (wie schon gemeldet worden) dem Apollo zugeeignet/ weil er durch das Delphische Orakel/ von uralten Zeiten her/ in gebundener Rede geantwortet/ und andere dergleichen [aq]Oracula[/aq] oder Götzen-Stimmen Versweiße geweissaget. ¶ Nach Davids und seines Sohnes Salomo (welcher über tausend Lieder gedichtet/ * [1 B. der König. IV. 32.] von denen [S] das so genannte Hohe Lied noch vorhanden ist) weisester Regierung/ ließ sich in Griechenland hören Homerus/ der Fürst selbiger Poësie/ und Vater der Mythischen/ das ist/ der allerältesten Philosophie;
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    (1-5) [38-42]
    Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die [aq]Magi[/aq] oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die [aq]Hierophantae[/aq], bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die [aq]Pontifices[/aq], den [aq]fastis[/aq] und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter [aq]Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem[/aq] [S][aq]gentis conditoremque. Tuistonem[/aq], sagt er/ oder wie [aq]Conringius[/aq] und andere lesen/ [aq]Tuisconem sive Teutonem[/aq]; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn [aq]Mannum[/aq]; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner [aq]Mas[/aq], und der Aegyptier [aq]Man[/aq] und [aq]Men[/aq] fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten [aq]Mannum[/aq] den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ [aq]ex traditione majorum[/aq] vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.
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    (7-8) [44-45]
    und hier nicht übergehen/ was [aq]Lambecius[/aq] [S] [aq]Lib. II Comment. de Bibl. Vindob. p. 772[/aq] meldet/ daß in diesem Keiserl. Bücher-Schatz vorhanden sey eine alte [aq]membrana[/aq], darauf die Sonntags- und Fest-Episteln/ samt andern [aq]fragmentis[/aq] A. und N. Testaments/ in alt-Teutschen Reimen meistentheils zu lesen/ um das Jahr Christi 1210 verfertiget/ derer Titul und Anfang also lautet: ¶ [aq]Hye hebt sich der Epistler an[/aq]. ¶ [...] ¶ [aq]Eod. lib. II p. 959[/aq] gedenket wolermeldter [aq]Lambecius[/aq] einer [aq]Historiae Sacrae Vet. Testamenti in Germanicam linguam rhythmice translatae[/aq], derer Anfang: ¶ [aq]Christ Herre über alle Krafft[/aq]/ ¶ [...] ¶ Sonsten hat auch [aq]Hottingerus[/aq] in seinem [aq]Bibliothecario quadripartito p. 148. 149[/aq] einige [aq]fragmenta[/aq] einer Biblischen Ubersetzung des Alten Testamentes in T. Reimen/ herausgegeben/ und sehr beklaget/ daß das ganze Werk verlohren gegangen. Allein daß selbiges annoch in der fürtrefflichen Wolfenbüttelischen [aq]Bibliothec[/aq] anzutreffen/ bezeuget [aq]b. Avunculus meus, D. Jo. Saubertus[/aq], in seiner [aq]Palaestra Theologico-Philologica[/aq] [S] [aq]p. 193, 194[/aq], da er schreibet: [...]. Ferner sind [aq]eadem in Palaestra[/aq] folgende T. Verse [aq]excerpi[/aq]ret/ welche den 26 Versicul [aq]Exod. IIX[/aq] sollen ausdrucken: ¶ [aq]Sie sprachen/ des mag nicht geschehen[/aq]/ ¶ [...] ¶ Es nennet [aq]Saubertus[/aq] diese Ubersetzung [aq]vetustissimam Versionem Bibl. Germanicam, ante plus quam quingentos annos conscriptam[/aq]. Der [aq]Auctor[/aq] soll gewesen seyn Rudolf von Hohen-Ems/ welcher diese Ubersetzung aus Befehl König Conrads/ [aq]Friderici II[/aq] Sohnes/ um das Jahr Christi 1250 soll vorgenommen haben. Ja/ es gedenket auch des dritten Exemplars einer in alt-Teutsche Reimen Biblischen Ubersetzung Herr [aq]Conringius, in Epist. Gratulatoria Natalis duode[/aq]-[S][aq]nonagesimi ad Ducem Augustum Lüneb. gloriosiss. mem. p. 59[/aq] schreibend: [aq]Inter ducentas sane sex & viginti sive universae Scripturae sive V. Testamenti, Novi item Testamenti separatas septuaginta sex editiones, quas tua manu, Principum decus, in augustam bibliothecam, thesaurum illum librarium incomparabilem, retulisti, comprehenditur etiam MSta Bibliorum translatio vernacula perantiqua, proso sermone bis, & ter verso; quas inter & illa est, cujus specimen in Theologicae Blibliothecae volumine pronuper exhibuit meritis in rem omnem sacram profanamq; celeberrimus Hottingerus[/aq]. ¶ Im Anfang des [aq]XIVten seculi[/aq], nemlich A. 1303 hat Hugo von Trimberg sein weitleuftiges Werk von Teutschen Reimen zu Ende gebracht/ so der Renner genennet wird/ darinnen er die Laster selbiger Zeiten des Geistlich- und weltlichen Standes entdecket/ und zur Gottseeligkeit/ Erbarkeit und andern Tugenden gute Vermahnung giebt. Von diesem Renner stehen auch zwei alte [aq]MSt[/aq]a in der Wolfenbüttelischen [aq]Bibliothec[/aq], aus denen man ersehen kan/ wie sehr das Werk im gedruckten verändert worden; und soll auch eines auf Papier/ in der Pauliner-[aq]Bibliothec[/aq] zu Leipzig/ anzutreffen seyn. Zu der Zeit des Hugo von Trimberg lebte Freydank/ der ein Buch verfertiget/ so er die Lajen-Bibel nennet/ worinnen er die fürnehmsten Geschichte des A. und N. Testaments in Teutsche Reimen gebracht. Es werden in der mehr belobten Hochfürstl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Gotha unterschiedliche geschriebene seiner Gedichte [S] vorgezeiget/ mit der Uberschrifft/ Freigedank. Und schreibet obangezogener Spangenberg: Man hielte damals auf keinen Spruch nichts/ den nicht Herr Freidank gedichtet. A. 1317 starb Heinrich von Frauenlob/ welcher der H. Schrifft [aq]Doctor[/aq] zu Mainz gewesen/ und solchen Zunamen daher bekommen/ weil er zu Lob des weiblichen Geschlechts sehr viel Lieder gedichtet/ insonderheit etliche von der H. Jungfrauen Maria/ die man unserer Frauen Lied geheißen; und ist er/ am Andreas Tag gedachten Jahres/ von etlichen fürnehmen Matronen aus seinem Hause biß in den Domm zu seiner Grabstette getragen/ auch diese von ihnen mit Wein begoßen worden. ¶ Vielleicht in diesem oder folgendem Jahrhundert mag geschrieben seyn worden das alte T. Reimen-Buch [aq]de Infantia Christi[/aq]; welches auch in Griechisch- und Arabischer Sprache zu finden: massen [aq]Lambecius Lib. VII Comment. de Biblioth. Vindob. p. 270[/aq]. 271 meldet/ daß ein Griechisches [aq]MStum[/aq] in der Keiserl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Wien anzutreffen/ deßen [aq]auctor Thomas Israëlita[/aq] genennet wird; und soll ein gleiches [aq]MStum[/aq] in der Königl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Paris verwahret werden. Des [aq]Golii[/aq] Arabisches [aq]MStum[/aq] hat vor 6 Jahren/ nemlich A. 1697, [aq]Henr. Sike, cum versione Latina & Notis f. 8[/aq]. zu Utrecht im Druck herausgegeben/ unter dem Titul: [aq]Evangelium Infantiae, vel Liber Apocryphus de Infantia Servatoris[/aq]. In der Hochfürstl. [aq]Bibliothec[/aq] zu Gotha aber wird vorgezeigt eine Teutsche [aq]Version[/aq] auf Pergamen/ unter dem Titul: Hie hebt sich an unsers Herrn [S] Kindheit und sein Leben. Es kommen darinnen unterschiedliche Mährlein vor. Unter andern/ ¶ [aq]Daz Jesus ainem Kind sein Krüglein wieder ganz macht[/aq]. ¶ [aq]An einem Tag daz kint Jesus[/aq]. ¶ [...] ¶ Etliche nennen dieses Buch [aq]Evangelium quintum[/aq], oder [aq]Evangelium Pueritiae[/aq], und halten solches in sonderem Wehrt. Es urtheilet aber [aq]Lambecius[/aq] sehr wol davon/ wann er schreibet: [aq]Sive sub Thomae Israëlitae nomine, sive sub nomine S. Matthaei Apostoli, sive sub quocunque alio specioso titutlo Liber de Infantia Christi se venditet, certo tamen constat, eum, tanquam fabulosum & supposititium, omnique autoritate & fide carentem, a sancta Ecclesia Catholica jam olim merito improbatum & rejectum esse[/aq]. Hierauf führet [aq]Lambecius[/aq] die gemeine Meynung der Kirchen-Vätter an/ daß Christus vor dem ersten Zeichen zu Cana in Galilaea kein Zeichen oder Wun-[S]der gethan; und beweiset solches aus dem [aq]Epiphanio, Chrysostomo[/aq] und [aq]Baronio[/aq]. Ein gleiches [aq]judicium[/aq] hat schon zu seiner Zeit Lutherus hierüber gefället im [aq]VII[/aq] Haubt-Stuck der Tischreden/ vom HErrn Christo/ [aq]p.m. 93[/aq]: Viel Fabeln sind von vielen erdichtet/ was JEsus in seiner Kindheit und Jugend gethan habe/ wie zu sehen ist im Buch mit dem Titul/ de [aq]Infantia Salvatoris[/aq], oder [aq]de Vita Jesu[/aq]. Weil aber in demselben Buch viel lächerlich närrisch Ding stehet/ hat es nie kein Ansehen gehabt bei den Christen. ¶ Zu Ende des vierzehenden/ und Anfang des fünfzehenden [aq]Seculi[/aq], regierte eine Reimsucht von Teutschen und Lateinischen Reimen untermischet/ dieser Art/ als das noch bekannte Weihnacht-Lied ist/ [aq]In dulci jubilo[/aq], nun singet und seyd fro! Von deßen [aq]auctore, Petro Dresdensi[/aq] und seinen Liedern/ ein mehrers kan gefunden werden [aq]in Disputatione Acad. Jac. Thomasii de Petro Dresdensi[/aq], so zu Leipzig A. 1678 gehalten worden. Im funfzehenden Jahr-hundert lebte unter andern Sebastian Brand/ ein berühmter Rechts-gelehrter und Keiserlicher Raht/ welcher ein Lateinisch-poëtisches Büchlein/ [aq]de Moribus & facetiis mensae, sive Thesmophagiam[/aq], in T. Reimen übersetzet. Der Beschluß des Werklein lautet also: ¶ [aq]Ob nun wer ander sytt und wise[/aq]/ ¶ [...][S][...]
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    (21-28) [58-65]
    Dieses Großen Carls Sohn Ludwig der Fromme/ soll sich bemühet haben/ die ganze Heilige Schrifft/ per [aq]Poëtam quendam Saxonem[/aq], in Teutsche Verse zu bringen; welche Ubersetzung aber vermuhtlich nicht mehr vorhanden. Zu den Zeiten Keisers [aq]Lotharii I[/aq] und Ludwigs des II hat Ottfried/ ein Mönch des Closters Weißenburg/ gelebet/ welcher die Evangelien in T. Versen heraus gegeben/ und [aq]Luitberto[/aq] dem Erz-Bischoffen zu Mainz überschrieben. Dieses Werk (so genannt wird Ottfried Evangelien-Buch) hat [aq]B. Rhenanus[/aq] zu erst gefunden; wie er in seinen [aq]Rebus Germanicis[/aq] erzehlet. Die Verse/ davon Herr Hofmann einige anführet/ sind noch sehr rauh und unverständlich/ doch von zimlich-gutem Geist. Es ist von diesem Evangelien-Buch ein [aq]MStum[/aq] in der höchstschätzbaren Keiserlichen [aq]Bibliothec[/aq] zu [S] Wien/ und vom [aq]Lambecio Lib. II Comment. de Biblioth. Vindobon. Cap. V. p. 415. seqq[/aq]. weitläuftig [aq]recommendiret[/aq] ; welches auch dem ienigen/ daraus [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] den [aq]Otfridum[/aq] zu Basel drucken lassen/ weit vorgezogen wird. GOtt gebe/ daß wir das herrliche Werk bald sehen mögen/ so der hochverdiente Herr [aq]D[/aq]. Schilter zu Straßburg A. 1698, [aq]nî fallor[/aq], in einem sonderbaren [aq]edito specimine[/aq] heraus zu geben versprochen/ unter folgendem Titul: [aq]Volumen Evangeliorum Otfridi, Monachi Weissenburgensis, in quinque libros distinctum, ante annum Christi 876 conscriptum. Nunc infinitis locis emendatius editum, interpretatione Latina, variis lectionibus notisque illustratum a Joanne Schiltero[/aq]. Im zehenden Jahr-hundert/ unter der Regierung der Keiser Otten I und II, sind die Meister-Singer schon entsprungen; derer Lieder [aq]Reineccius[/aq] in seiner [aq]Oration de Historiae dignitate[/aq], nach den alten Helden-Liedern stellet. [aq]M. Cyriacus[/aq] Spangenberger in seinem Buch/ so er von der edlen und hochberühmten Kunst der Musica/ und deren Ankunft/ Lob/ Nutz und Wirkung/ wie auch von Aufkommen der Meister-Singer/ zu Ehren der löbl. und ehrsamen Gesellschaft der Meister-Singer zu Straßburg/ im Jahr 1598 verfertiget/ schreibet unter andern/ daß die Meister-Singer für Keiser Otten A. 691 auf dem Reichs-Tag zu Wormbs von dem Geistlichen Stande seyn verklagt worden/ als wann sie verschiedene Lieder zu dieses Standes Verkleinerung erdichtet/ und unter die Leute gebracht hätten. Es [S] hätte sie aber Keiser unschuldig befunden/ und sie vielmehr [aq]privilegi[/aq]ret
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    (15-17) [52-54]
    Nun fragt sichs/ Ob die Schau-Spiele/ wovon wir bißhero gehandelt/ heut zu Tage unter den Christen in wol angeordneten [aq]Republiquen[/aq] zu erdulten? Viele von denen Gelehrten antworten mit ja: indem nirgend in H. Schrifft gelesen wird/ daß dergleichen Ergetzlichkeiten schlecht hin verboten; ja es werden von [aq]Luthero[/aq] und andern die Bücher Job/ Judith und Tobiae vor schöne Comoedien gehalten. Die jenige Schau-Spiele sind freilich nicht zu billigen/ die GOtt verunehren/ und den Leser und Zuschauer ärgern; aus welchen manche Matronen und Jungfrauen/ die schamhaft und züchtig in das Spiel-Haus gegangen/ geil und frech wieder herausgehen. Und solches geschicht gemeiniglich heut zu Tage bei uns/ durch die gemeine Comoedianten und ihre schändliche Nach-Spiele; daher dann die Leute/ so von solchen liederlich- und ärgerlichen Schau-Spielen Beruf [S] machen / und um das Geld den Leuten die Laster durch die Augen in das Herz spielen/ in alten und neuen Zeiten/ denen Taschen-Spielern/ Gaucklern/ Seil-Tanzern und andern verächtlichen Personen gleich geachtet worden. Aber Schau-Spiele vernünftig schreiben und spielen/ die Jugend damit zu üben/ auch zu feinen Sitten und beherzter Redfertigkeit anzugewöhnen/ solches ist nicht unlöblich noch sträflich; und schreibet der gelehrte [aq]Erasmus[/aq] an einem Ort/ Es wäre gut/ wann man alle: Biblische Historien zu Schau-Spielen machte/ und die Jugend sich darinnen öffentlich üben liesse; maßen solches offt mehr als eine übereilte Predigt verfangen und nutzen würde. Jedoch will ich dieser Frage wegen iederman bei seiner Meynung gerne laßen / und darüber mit niemand einigen Streit anfangen.
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    (248-249) [285-286]
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    (45-47) [82-84]
    Gleichwie nun bei den Ebreern die Hohenpriester/ bei den Babyloniern und Persen die [aq]Magi[/aq] oder Weisen/ bei den Aegyptiern und Griechen die [aq]Hierophantae[/aq], bei den Indianern die Brachmanen/ und bei den Römern die [aq]Pontifices[/aq], den [aq]fastis[/aq] und Jahr-Büchern vorgesetzet waren: also haben bei den alten Teutschen ihre Priester/ die Barden und Witdoden/ sich der alten Geschichten und Helden-Thaten ihres Volkes fleissig angenommen/ und derer Andenken durch Lieder fortgepflanzet/ auch damit ihren Gott gepriesen. Dann was die Materie dieser ihrer Lieder anlanget/ so schreibet vorbemeldter [aq]Tacitus: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra editum, & filium Mannum, originem[/aq] [S][aq]gentis conditoremque. Tuistonem[/aq], sagt er/ oder wie [aq]Conringius[/aq] und andere lesen/ [aq]Tuisconem sive Teutonem[/aq]; daher auch der Nahme Teutisch oder Teutsch kommet/ und seinen Sohn [aq]Mannum[/aq]; dadurch sie etwann den ersten Menschen Adam verstanden/ und daher noch das Wort Mann und Mensch bei uns verblieben; auch der Lateiner [aq]Mas[/aq], und der Aegyptier [aq]Man[/aq] und [aq]Men[/aq] fast gleiches Lautes sind. Etlichen meynen/ sie hätten durch den alten [aq]Mannum[/aq] den Noah verstanden; indem sie aus Vermischung der Historien von Adam und Noah/ welche vielleicht durch die Fabeln/ als es zu geschehen pfleget/ sehr verdunkelt worden/ [aq]ex traditione majorum[/aq] vernommen/ daß das ganze menschliche Geschlecht ersäufet worden/ und nur ein Mann/ sammt seinen dreien Söhnen/ übergelieben; welche hernach die Erde unter sich ausgetheilet.
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    (7-8) [44-45]