Anleitung zur Poesie (Q141)

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Deutsch
Anleitung zur Poesie
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    (unpag.-unpag.) [11-24]
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    (1-8) [25-32]
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    (170-172) [196-198]
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    (172-220) [198-244]
    Nun aber giebt man sich in die Poesie viele Mühe, mit Zehlung der Sylben, Zusammensetzung der Worte, und Zusammenreimung der Zeilen; und dennoch denckt man dabey offt sehr wenig auf die Verbesserung seines Verstandes und der Jugend, geschweige seines Nächsten. Des heiligen GOttes Absicht, als er den Mose ein Lied lernte, war wohl zugleich unter andern zu zeigen/ worzu sie die Poesie anwenden solten/ nehmlich zum Lobe GOttes. Die alten Hebräer thaten es auch ziemlich, [S] welche durch ihre Lieder GOtt priesen, die Gemüther zur Tugend und Tapfferkeit, vornehmlich die Verzagten ermunterten. In dem letzten Stücke thaten es ihnen die alten Grichen mercklich nach. Was aber das erste anlangt, so führte sie ihr Aberglaube gäntzlih von dem wahren GOttes-Dienst ab; denn ein jeder machte sich einen GOtt nach seinem Gut-Düncken; und wenn sie ja was den Hebräern in ihrem wahren GOttes-Dienste nachahmten, so verstelleten sie es doch so sehr mit allerhand fabelhafften Umständen, daß es dem [aq]Original[/aq] keinesweges mehr [S] ähnlich war. Aus dieser so grossen Abgötterey erwuchs nun der Heyden ihre [aq]Mythologie[/aq]; oder, wie man sie auch heissen möchte, ihre [aq]Theologie[/aq]: Da konte nun kein Poete nichts schreiben/ wenn er nicht jede Zeile mit solchem fabelhafften Zeuge anfüllte. Dieses verderbte nun nicht wenig den Verstand/ massen man offt in vielen Zeilen nicht ein wahres Wort antraf. Solches thaten sie aber wiederum den Hebräern nach, welche sich in ihrer Poesie der heiligen Schrifft, als ihrer [aq]Theologie[/aq], bedienten. Wer nun unter den Heyden am geschicktesten war, [S] sich des fabelhafften Zeuges zu bedienen, oder auch noch mehr darzu auszusinnen/ wurde vor den geschicktesten Poeten gehalten.
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    (unpag.-unpag.) [12-15]
    §. 2. Die Natur hat sich am ersten hervor gethan, und hat sich vielerley Mittel darzu bedienet: der Andacht, der Ergötzung, der Liebe und der Danckbarkeit. §. 3. Die Andacht würckte die ersten Lieder in den Hebräern: und es ist vermuthlich, daß man nicht allein zu den Zeiten Noä, sondern auch vor der Sündfluth schon Lieder gehabt, mit welchen die Gläubigen ihren Schöpffer gelobet. Denn, ob es gleich unstreitig eine Fabel der Talmudisten ist, daß Adam den 92. Psalm verfertiget, und am ersten Sabbath [aq]componiret[/aq] und gesun-[S]gen; so scheint doch des Lamechs Anrede an seine Weiber [aq]Genes. 4. V. 24. 25. [/aq]nicht uneben ein Stücke von einem [aq]Carmine antediluviano [/aq] zu seyn, weil darinnen viele [aq]Rythmi[/aq] und Poetische Ausdrückungen befindlich. Ja weil Jubal schon das Spielzeug erfunden hatte, so werden die Formmen vermuthlich auch etwas erfunden haben, womit sie ihren GOtt gepriesen. Zum wenigsten saget es die Schrifft schon zu Mosis Zeiten. Der berühmte Opitz stehet in seiner [aq]Prosodia Germanica[/aq] in den Gedancken: daß die Poesie Anfangs nicht anders als eine verborgene [aq]Theologie[/aq] und Unterricht von göttlichen Sachen gewesen. Denen Gläubigen folgten hierinnen die Heyden. Ovidius zeigt genug, daß ihre Priester das Gebeth beym Opffer in Versen verrichtet, wenn er an einem gewissen Orte also schreibet: [aq]Exorant magnos carmina saepe DEos.[/aq] Und scheinet nicht so gar unwahrscheinlich zu seyn, daß die Heyden ihre Poetische Fabeln von dem [aq]Apollo[/aq] mit seinen neun [aq]Mus[/aq]en auf dem Berge [aq]Parnassus[/aq], von dem David und seinen Hof-[aq]Musicanten[/aq], dem Assaph, Ethan, Heman etc. entlehnet. So findet man auch, daß die [aq]Drui[/aq]ten bey denen Celten und Teutschen, (welche eben das waren, [S] was bey den Hebräern die Hohen-Priester, bey den Babyloniern und Persern die [aq]Magi[/aq], bey den Egyptiern und Griechen die [aq]Hierophantae[/aq], bey den Indianern die [aq]Brachmaner[/aq], bey den Römern die [aq]Pontifices[/aq].) die Lehre von ihrem Glauben und ihrer Weißheit in viel tausend Verse verfasset, und denen, welche [aq]Druiden[/aq] werden wollten, so beygebracht, daß sie solche auswendig lernen musten, worüber offt mancher 20. Jahr zugebracht; denn sie liessen solche nicht abschreiben, damit ihre Weißheit nicht gemein werden möchte. Besiehe [aq]Cluver. Serm. antiqu. it.[/aq] Lohenstein in seinem [aq]Arminio[/aq]. [aq]Strabo[/aq] schreibt in seinem ersten Buche: daß die Poesie die erste [aq]Philosophie[/aq] gewesen, eine Erzieherin des Lebens, welche die Art der Sitten, der Bewegung, des Gemüths und alles Thuns und Lassens gelehrt: ja die [aq]Stoici[/aq] hätten davor gehalten, daß ein Weiser allein ein Poete sey. So kan man es auch daher abnehmen, daß die Poeten eher als die [aq]Philosophi[/aq] gewesen, weil ein jeder [aq]Scribent[/aq], je älter er ist, desto näher der Schreib-Art der Poeten kömmt. Daher sagt [aq]Causabonus[/aq]: so offt er des [aq]Herodotus[/aq] Historien lese, bedüncke ihn, daß er den [aq]Homerum[/aq] lese. [S] § 4. Die eigene Ergötzung, sich die Zeit angenehm bey Weydung der Heerde zu vertreiben, ist ohnfehlbar der andere Trieb zur Poesie gewesen. Denn weil gleich nach Jabal, der eben die Viehzucht aufgebracht, die meisten Ertz-Väter Hirten waren, so werden sie nicht allein mit der [aq]Music[/aq], welche von Jubal war erfunden worden, die müßige Zeit haben suchen zu verkürtzen, sondern werden Zweiffels ohne allerhand Lieder zur Ergötzung haben drein gestimmet;
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    (9-12) [33-36]
    Das III. Capitel. Von dem Zustande der Poesie bey den Hebräern. § 1. DIe Hebräer sind unter allen Völckern die ersten gewesen, welche der Weißheit obgelegen; dannenhero findet man auch bey ihnen die ersten Lieder. Gesetzt, daß [aq]Marcus Meibomius[/aq] schwerlich Beyfall finden dürffte, da er [aq]statuiret[/aq], es sey der gesammte [aq]Pentateuchus Mosaicus metrice[/aq] geschrieben; so ist doch dieses gewiß, und die heilige Schrifft sagt es ausdrücklich: daß Moses und Israel dem Herrn, als sie denen Egyptern entgangen waren, ein Lied gesungen, 2. B. Mos. 15. desgleichen auch Debora und Barack, als sie den Sissera überwunden, Judic. 5. wie auch Judith, als sie den Holofernes erleget hatte, Judith am 16. GOtt sagte selbst kurtz vor dem Tode des Mosis ihm und seinem Nachfolger ein Lied, welches sie die Kinder Israel lehren sollten, [aq]Deuter[/aq]. 31 & 32 David beklagte in seinem Liede Saul und Jonathan, als sie in der Schlacht waren unkommen, 2. Sam. 1. Und was ist der gantze Psalter anders, als ein Buch voller Lieder. [S] §. 2. Alle diese Lieder sind so vollkommen, daß es ihnen kein weltlicher Meister gleich gethan. Denn weder [aq]Pindarus[/aq], noch [aq]Horatius[/aq] haben sich in ihren Oden so hoch geschwungen, als der Geist derer Heiligen in diesen Liedern. Und ob gleich noch nicht ausgemacht ist, wie eigentlicnh der alten Hebräer Poesien beschaffen gewesen; so ist doch so viel aus den Psalmen zu ersehen: daß schon dazumahl auf die gleich lautende Endung und Anzahl der Sylben gesehen worden, und also [aq]Anacreon[/aq] nicht der Anfänger der Reime gewesen; sintemahl der 146. Psalm fast gantz durch Reim-weise gemacht scheinet. Daß sie auf die Zahl der Sylben, und nicht wie die Grichen und Römer auf die Länge und Kürtze derselben gesehen, erhellet aus dem 3. Psalm; daher zu schliessen, daß der Hebräer Poesie, so wie ihre [aq]Grammatic[/aq], grosse Verwandtschafft mit der Teutschen Poesie und [aq]Grammatic[/aq] gehabt. §. 3. Sie liessen es aber dabey nicht bleiben, sondern sie schrieben auch grosse Wercke. Das Buch Hiob ist ein rechtes Helden-Gedichte, oder ein Poëma epicum. Das Hohe-Lied Salomonis hat viel von der Art der Schäfer-Gedichte. Aus dem Buche Ju-[S]dith aber könnte man gar leicht ein Schau-Spiel machen. §. 4. Ich kan nicht sagen, ob die Poesie bey den Hebräern so gemein gwesen, daß man sie in öffentlichen Schulen gewiesen. Inzwischen finden wir doch, daß sie nicht allein ihre Poeten gehabt, sondern auch die Poeten unter die weisesten Leute gezehlet. [aq]1. Reg. 4. V. 31.[/aq] stehet vom Könige Salomo: Und er war weiser denn alle Menschen, auch weiser als die Dichter, Ethan der Eßrahiter, Heman/ Chaichal und Darda; seine Lieder waren tausend und fünffe. §. 5. Sie setzten zum Grunde der Poesie die Weißheit, und zwar die wahre Weißheit, deren sich die Heyden nicht rühmen konnten Sie legten sich mehr auf geistliche als andere Dinge, und brauchten also die Poesie, worzu sie GOtt selber abgezielet. Und endlich hatten sie zu ihrem Triebe den Geist des HErrn, dessen Aussprache viel herrlicher als aller irdischen Poeten und [aq]Musen[/aq] ist. Demnach konnte es ihnen auch nicht fehlen, sie musten zierlich, sie musten nachdrücklich, sie musten natürlich schreiben. Zu wünschen wäre es demnach, daß wir Chri-[S]sten uns ebenfalls wiederum zu unserer Poesie der wharen Weißheit, nehmlich der heiligen Schrifft, und nicht der Heydnischen [aq]Mythologie[/aq] und Fabeln, bedienten.
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    (20-23) [44-47]
    Wir Christen solten uns nunmehr wohl billig schä-[S]men, daß da wir, wie die Hebräer, die wahre [aq]Theologie[/aq] besitzen, uns noch immer der falschen, nehmlich der heyndischen [aq]Mythologis[/aq]chen Grillen in unseren Poesien bedienen; als wenn wir uns nicht eben wie die alten Hebräer/ mit gleichem [aq]Success[/aq], der wahren [aq]Theologie[/aq] bedienen könnten. Zwar wird mancher einwenden: dieses gehe nur in der geistlichen, aber nicht weltlichen Poesie an. Dem gebe zur Antwort: daß wenn unsere Gedichte nur allezeit auf die Verbesserung des Verstandes und Erweckung der Gemüther zur Tugend giengen, und also darinnen die Er-[S]götzung suchten, so sehe nich, warum man sich nicht eben der Exempel, der [aq]Sententien[/aq] und Gleichnüsse aus der Bibel/ in allen Sorten der Gedichte/ ernsthafften als lustigen/ verliebten und [aq]satyr[/aq]ischen bedienen könne, ohne eines Mißbrauches beschuldiget zu werden. Wir mir nun vor einiger Zeit etliche [aq]Manuscripta[/aq] einiger berühmter Männer, und die sich durch ihre Poetische Schrifften sehr verdient gemacht, als B.N. E.M. C.S. sind [aq]communiciret[/aq] worden, welche eine zwar kurtze doch grübdliche Anleitung zur Poesie [S] geben, und vornehmlich hierinnen mit mir eines Sinnes seyn: daß man das alte fabelhaffte Zeug/ die Hexen und Hexenmeister/ und ander Teuffels-Geschmeiß aus unserer Poesie ausrotten solle; so habe es vor billig und nöthig erachtet, es dem Drucke zu übergeben: Vielleicht dürften einige, wo ja nicht viele, hierdurch gerühret werden, sich in ihren Poesien bescheidener aufzuführen. Nun muß ich wohl gestehen, daß man biß dato noch nicht völlig die [aq]Mythologie[/aq] und ander fabelhafftes Zeug den jungen Leuten kan aus den Hän-[S] den greiffen; massen sie solche noch zu Erlernung und Nachahmung der Lateinischen Poesie brauchen. Da doch aber die Lateinische Poesie ziemlich ins Abnehmen gerathen will, und jedwede Nation nur bemüht ist in ihrer Mutter-Sprache die Poesie zu excoliren; so wäre wohl zu wünschen, daß/ da wir Teutschen ietzo so unvergleichliche Meister in der Poesie haben, sich einige angelegen seyn liessen/ von jeder Sorte der Poesie einige vollkommene Meister-Stücke/ mit Beysetzung aller [aq]Mythologie[/aq] und lügenhafften Zeugs/ zu verfertigen, die hernach [S] der Jugend zu Regeln und Mustern dienen könnten/ und sie also nicht mehr auf die alten Grichischen und Lateinischen Poeten sehen dürfften. Zwar weiß ich wohl, daß auch noch einige wahre Historien in der [aq]Mythologie[/aq] befindlich; und die könnten, so fern sie von andern [aq]Historicis[/aq] bekräfftiget seyn, schon beybehalten werden. Ja es wäre auch zu wünschen, daß man sich aller andern falschen Exempel und Gleichnissen in der Poesie entschlüge; als: das Bocks-Blut erweicht den Diamant: der [aq]Phoenix[/aq] verbrennt sich in seinem Reste, und es ent-[S]stehet aus seiner Asche ein junger [aq]Phoenix[/aq]; weil man doch nur andern hierdurch falsche [aq]Idé[/aq]en i.e. Lügen beybringt. Die möchten allenfalls noch angehen/ die unsern Sinnen zum wenigsten so vorkommen/ wie wir sie in der Poesie gläuben; als: die Sonne steigt aus der See: der Mond mit seinen Hörnern etc. Also würde wiederum durch die Poesie die Ehre GOttes befördert/ die Tugend in der menschlichen Gesellshcaft ermuntert und erwecket/ und eines jeden Verstand mehr und mehr verbessert werden; welche drey Absichten [S] gewiß eines jeden rechtschaffenen Poeten vornehmste Absicht seyn solte.
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    (unpag.-unpag.) [15-22]
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    (209) [235]