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Sprache | Bezeichnung | Beschreibung | Auch bekannt als |
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Deutsch | Wir Christen solten uns nunmehr wohl billig schä-[S]men, daß da wir, wie die Hebräer, die wahre [aq]Theologie[/aq] besitzen, uns noch immer der falschen, nehmlich der heyndischen [aq]Mythologis[/aq]chen Grillen in unseren Poesien bedienen; als wenn wir uns nicht eben wie die alten Hebräer/ mit gleichem [aq]Success[/aq], der wahren [aq]Theologie[/aq] bedienen könnten. Zwar wird mancher einwenden: dieses gehe nur in der geistlichen, aber nicht weltlichen Poesie an. Dem gebe zur Antwort: daß wenn unsere Gedichte nur allezeit auf die Verbesserung des Verstandes und Erweckung der Gemüther zur Tugend giengen, und also darinnen die Er-[S]götzung suchten, so sehe nich, warum man sich nicht eben der Exempel, der [aq]Sententien[/aq] und Gleichnüsse aus der Bibel/ in allen Sorten der Gedichte/ ernsthafften als lustigen/ verliebten und [aq]satyr[/aq]ischen bedienen könne, ohne eines Mißbrauches beschuldiget zu werden. Wir mir nun vor einiger Zeit etliche [aq]Manuscripta[/aq] einiger berühmter Männer, und die sich durch ihre Poetische Schrifften sehr verdient gemacht, als B.N. E.M. C.S. sind [aq]communiciret[/aq] worden, welche eine zwar kurtze doch grübdliche Anleitung zur Poesie [S] geben, und vornehmlich hierinnen mit mir eines Sinnes seyn: daß man das alte fabelhaffte Zeug/ die Hexen und Hexenmeister/ und ander Teuffels-Geschmeiß aus unserer Poesie ausrotten solle; so habe es vor billig und nöthig erachtet, es dem Drucke zu übergeben: Vielleicht dürften einige, wo ja nicht viele, hierdurch gerühret werden, sich in ihren Poesien bescheidener aufzuführen. Nun muß ich wohl gestehen, daß man biß dato noch nicht völlig die [aq]Mythologie[/aq] und ander fabelhafftes Zeug den jungen Leuten kan aus den Hän-[S] den greiffen; massen sie solche noch zu Erlernung und Nachahmung der Lateinischen Poesie brauchen. Da doch aber die Lateinische Poesie ziemlich ins Abnehmen gerathen will, und jedwede Nation nur bemüht ist in ihrer Mutter-Sprache die Poesie zu excoliren; so wäre wohl zu wünschen, daß/ da wir Teutschen ietzo so unvergleichliche Meister in der Poesie haben, sich einige angelegen seyn liessen/ von jeder Sorte der Poesie einige vollkommene Meister-Stücke/ mit Beysetzung aller [aq]Mythologie[/aq] und lügenhafften Zeugs/ zu verfertigen, die hernach [S] der Jugend zu Regeln und Mustern dienen könnten/ und sie also nicht mehr auf die alten Grichischen und Lateinischen Poeten sehen dürfften. Zwar weiß ich wohl, daß auch noch einige wahre Historien in der [aq]Mythologie[/aq] befindlich; und die könnten, so fern sie von andern [aq]Historicis[/aq] bekräfftiget seyn, schon beybehalten werden. Ja es wäre auch zu wünschen, daß man sich aller andern falschen Exempel und Gleichnissen in der Poesie entschlüge; als: das Bocks-Blut erweicht den Diamant: der [aq]Phoenix[/aq] verbrennt sich in seinem Reste, und es ent-[S]stehet aus seiner Asche ein junger [aq]Phoenix[/aq]; weil man doch nur andern hierdurch falsche [aq]Idé[/aq]en i.e. Lügen beybringt. Die möchten allenfalls noch angehen/ die unsern Sinnen zum wenigsten so vorkommen/ wie wir sie in der Poesie gläuben; als: die Sonne steigt aus der See: der Mond mit seinen Hörnern etc. Also würde wiederum durch die Poesie die Ehre GOttes befördert/ die Tugend in der menschlichen Gesellshcaft ermuntert und erwecket/ und eines jeden Verstand mehr und mehr verbessert werden; welche drey Absichten [S] gewiß eines jeden rechtschaffenen Poeten vornehmste Absicht seyn solte. |
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