Wittenbergischer Poeten-Steig (Q116)

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Deutsch
Wittenbergischer Poeten-Steig
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    1687
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    Nördlingen
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    (unpag.-unpag.) [11-17]
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    (unpag.-unpag.) [22-23]
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    (1-3) [40-42]
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    (216-226) [255-265]
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    (unpag.-unpag.) [680-702]
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    (unpag.-unpag.) [703-727]
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    (unpag.-unpag.) [728-729]
    4. Hier gibts Gelegenheit zu reden/ ob/ und wie fern wir/ als Christen/ die Heydnische Gözzen-Namen und Fabeln/ in unseren Gedichten/ gebrauchen dörfen? Der Rüstige/ in dem nohtwendigen Vorberichte seines Teutschen Parnasses/ scheinet den Gebrauch und Misbrauch mtieinander aufzuheben/ wenn er fast zu Ende desselben also schreibet: Ist schon ein guhter Teil lustiger Hochzeit- und anderer dergleichen frölicher Gedichte in diesem Buche enthalten/ so wird man doch weder von Venus/ noch Cupido/ weder von Hymen noch Adonis/ weder von Leda noch Jupiter/ und wie die saubere Burß alle mehr heisset/ etwas darin zu lesen finden/ diese Künste lasse ich den elenden und närrischen Reimmacheren/ die keine andere/ noch bässere Erfindungen aus Ihrem dummen Gehirn/ an den Tag wissen zu geben. Und ein wenig hernach fähret er also fort: Wir dürffen uns in Auffsetzung vielerhand Gedichten der heidnischen Lügen und Ihrer verfluchten Abgötzen schändlicher Laster und Untugenden so weinig bedienen/ so weinig wir von nöhten haben/ daß wir auß Teutschland in Indien schiffen/ und daselbst zur Erhaltung [S] des Lebens/ Ihre Wurtzlen/ Aypi und Maniol [?] genant/ oder auch Ihr Korn/ welches Sie Abati/ andere aber Mais nennen/ in diese Länder bringen/ dieweil wir/ Gottlob/ aus Weitzen und Rokken viel besser Brod/ als aus den dürren Indianischen Wurtzlen und gahr zu dichten Korn oder Maitz können machen. ¶ 5. Der Erwachsene/ in seiner Anweisung im 63. und folgenden Blättern/ ist auch stark darwider/ und zihet/ für die verneinende Meinung/ den Spruch an aus dem andern B. M. am XXIII. 13. Anderer Götter Namen sollt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Munde sollen sie nicht gehöret werden. Welchen er fast etwas zu weit ausspannet/ in dem das Randglösslein darüber dieses Lautes ist: Ihr sollt von keinen Heiligen predigen/ als von Göttern/ die euch helfen/ noch dafür danken/ sondern Gott allein. Denn Gedencken heisset/ hie so viel als predigen/ rühmen/ dancken/ Gottesdienst pflegen/ [aq]ut, hoc facite in mei commemorationem[/aq]. Daraus schliessen wir/ daß nicht eben die blosse Erwehnung anderer Götter/ welche in H. Schrift selber Erzehlungs- und Warnungs-weise geschihet/ sondern derselben Göttliche Verehrung/ verbotten sey. Lassen uns unterdessen nicht übel gefallen die von ihm angeführte Worte eines Gotteslehrers: Es ist zu zweiflen/ ob Gott deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öfter die Venus/ als die Gottes [S] Mutter Maria/ den Cupido/ als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß/ als den Oelberg/ die Elysische Felder/ als das Paradeis/ und Fabeln/ als das himmlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? Denn diesem haben wir in dem 3. Absazze dieses Ganges bereit vorgebauet/ mit der Erfoderung/ daß man hierinn sparsam und behutsam fahren solle. ¶ 6. Etwas milder ist dißfalls der Spielende/ welcher in dem Fünften Th. S. Gesprächsp. im 36. 37. und 38. Blättern/ auch diese Frag erörtert: Ob die Christen/ in ihren Gedichten/ der Heidnischen Gözzen Namen gebrauchen sollen? zu Beantwortung dieser Frage/ saget er/ ist erstlich zu wissen/ daß der Poet die Personen nicht erdichtet/ welche er/ zu Vorstellung wahrer Geschichte/ auf den Schauplazz führet/ sondern er ist schuldig/ selbe auszubilden/ nach ihrer Ankunft/ Religion/ Gemütsneigungen/ Begierden/ Tuhn und Lassen. Diesen Personen leget er seine Worte in den Mund; iedoch dergestalt/ daß sie/ so viel möglich/ ihren Gedanken/ Worten und Sitten gemäß und anständig kommen/ und verstellet sich gleichsam in die ienige/ welche er vorstellet. Zu solchem Ende holet und entlehnet der Poet aus allen Religionen/ was ihm von nöhten ist. Er führet aber der Helden Redarten nicht in der Kirche Gottes/ sondern auf dem [S] Schauplazze/ nicht ihren Gözzen zu Ehren/ sondern zur Verachtung/ nicht die Wahrheit in der Christen Herzen zu verfinstern/ sondern die abscheuliche Laster und grosse Blindheit der heidnischen Greuel ihren Augen und Ohren vorzuweisen. Solcher gestalt haben die Christliche Poeten sich iederzeit der Götter Namen bedienet/ aber iedesmals was anders darunter verstanden/ wie auch die Väter der ersten Kirchen/ und die H. Schrift selbst. Sollte nun hierbey einige Abgötterey zu befahren gewesen seyn/ würde dergleichen nicht gefunden werden. Wer weiß nicht/ daß Neptun das Meer/ Mars den Krieg/ Apollo die Poeterey/ Pallas die Wissenschaft/ Musa die Kunst/ Venus die Wollust/ Ceres die Erden/ Bacchus den Wein/ Vulcan das Feur/ Jupiter den Regen/ Juno die Luft/ bedeutet? Die Liebe/ der Neid/ die Furcht/ die Gewissens-plage sind so mächtig in den Menschen/ daß die Heiden solche für Götter und Beherrscher der Menschen Herzen gehalten. Wir Christen lassen sie für Gözzen gelten/ nennen ihren Namen und gebrauchen ihrer Gestalt/ um sie abscheulich und verhasst zu machen: weil ihre Vorstellung sich mit der Eigenschaft der Laster/ und Lasterstrafen artig gleichet: So ist mir wol erlaubt/ von dem Avernischen Reiche/ von den Elyser-Felder zu sagen/ aber ich muß sie nicht beschreiben/ wie sie die Heiden beschrieben haben. Das wäre des Spielenden Erörterung. ¶ 7. Unsere Meinung über diese Frage zu eröffenen/ halten wir dafür/ man könne zu Zeiten der Heydnischen Fabel und Gözzennamen sich noch bedienen/ und zwar mit diesen Bedingungen: [S] ¶ (1) Wenn ich mit einem Zusazze zu verstehen gebe/ was ich von solchen Namen halte/ als wenn ich sage/ der Weingözz Bacchus/ so höret man schon/ daß ich ihn nicht vor einen Gott halte/ wie die Heyden getahn haben/ weil ich ihn einen Gözzen heisse. ¶ (2) Wenn ich dergleichen Namen und Fabeln remotivè oder Verwerfungs-Weise anführe/ wie ich einst in einem Klag- und Trost-Liede von den Parzen solcher gestalt geredet/ und aus nachkommendem Sazze erhellet: ¶ Der Himmel weiß/ und zwar am allerbästen/ ¶ [...] ¶ Also hat Herr Sieber/ in seiner Poetisirenden Jugend/ am I. Blate/ sein geistl. Gedichte: Der Bethlehemitische Wunder-Stall/ mit folgenden Versen angefangen: ¶ Hier/ wo der Lebens-Fürst in einer Krippen lieget/ ¶ [...][S] ¶ (3) Wenn ich solche Fabeln auf einen andern Zweg richte/ als wohin die Heyden gezielet haben. Wenn ich z.b. durch die Elisäische Felder den Himmel/ und durch das Avernische Reich die Hölle verstehe. Hieher gehöret auch/ was der Seel. Herr von Birken in einem Ehren-Glükkwunsche an Den Hoch- und Wohlgebohrnen Grafen und Herrn/ Herrn Franz Albrechten/ Grafen von Harrach etc. etc. folgendes Schlages gesezzet/ und in dem 351. und folgenden Blättern des Ostländ. Lorbeerh. befindlich ist: ¶ Nein! es ist ie kein Gedicht/ alles was die Dichter schreiben. ¶ [...][S] ¶ Wie er ferner auf die Röm. Keyserl. Majestät/ die Herren ReichsRähte/ und insonderheit auf den Grafen von Harrach die Zueignung mache/ kann am besagten Orte nachgesuchet werden. Also wird hoffentlich ohne alle Gefahr seyn/ wenn man durch den Parnaß oder Pindus eine iede Universität/ durch den [aq]Phoebum[/aq] den [aq]Rectorem Magnificum[/aq] oder [aq]Decanum[/aq], durch den Musen-brunn die [aq]Collegia[/aq], durch das Trinken aus demselben den Kunst-Fleiß u.f.m. verstehen will. ¶ 8. Das sey gesaget von der Erlaubniß. Doch ist die Christliche Jugend dahin zu bedeuten/ es sey am sichersten/ man überlasse den Heyden ihren Heydnischen Gözzentand/ und halte sich zu der H. Schrift/ welche eine reiche Schazzkammer ist/ woraus sie haben kann/ was sie verlanget. Und ist ein falscher Wahn darbey/ wenn man in den Gedanken stehet/ es falle alle Zier der Gedichte hinweg/ wenn die Heydnische Fabeln und Gözzen-Namen davon bleiben müssen. Denn hat doch der Teuffel/ als Gottes Affe/ sein Gaukel-Werk alles/ aus dem H. Göttl. Schriftbuche/ abgesehen/ und Ovidius die Geschicht von der Welt Erschaffung fast ganz aus dem ersten B. Mose genommen. Will man aber Historien haben/ und seine Gedichte damit auszieren/ was ist schöner/ als die Welt-erschaffung/ nach dem Wahrheitsgrunde/ beschrieben? kühner/ als der Babylonische Thurnbau? himmlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen? tröstlicher/ als die Erhaltung des Loths/ des Josephs/ des Kinds Mose? beweglicher/ als das Opfer Isaac? anmuhtiger/ als der Traum und Schäferstand [S] Jacobs? denkwürdiger/ als dessen Ringen mit dem Sohne Gottes? kläglicher/ als der leidige Sündenfall? schrekklicher/ als die Sündflut/ der Feur- und Schwefel-Regen/ welcher über die ganze Sodomer-Gegend ergangen/ die zehen Egyptische Plagen/ die Verschlingung der aufrührischen Rotte Korah/ Dathan und Abiram? wundernswürdiger/ als die reiche Zuführung der Wachteln/ das Man oder Himmelbrod/ das Gehen durch das rohte Meer und den Jordan/ das Grünen/ Blühen und Mandeln-tragen des Stekkens Aarons/ das Stehen der Sonne zu Josua Zeiten? Was annehmlicher/ als die Traum-Auslegung und Erhöhung Josephs/ die Eroberung des gelobten Landes? u.s.f. Wollen wir Berge haben? so erhöhen sich die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon. Wollen wir einen Föbus haben? da ist Jesus Christus/ der rechte Föbus und die Sonne der Gerechtigkeit/ welcher den höllischen Python erwürget. Wollen wir eine Venus und einen Cupido haben? da stehet die keusche Gottesgebärerinn Maria/ mit ihrem allerschönesten Jesulein. Wollen wir Poeten haben? da sind berühmet David / Salomon/ Assaph/ Ethan der Esrahiter/ Heman/ Chalchal und Darda. Poetinnen? da sind die Vorsingerinn Mirjam/ Aarons Schwester und die Prophetinn Debora. Wollen wir Tyrannen und Risen haben? da tretten hervor der gewaltige Jäger Nimrod/ der drängende Pharao/ Ahiman/ Sesai/ Thalmai/ Goliath und andere. Wollen wir einen Kunstbrunn haben? da schleichet der stillgehende Brunn Siloha/ an den Wurzeln des [S] Berges Sion. Bedörfen wir etwan einen Herkules? der Simson stellt ihn. Sonst tapfere Helden? Gideon/ Jephthah/ Jasabeam/ Eleasar/ Abisai/ Benaja und andere Helden Davids bieten sich an. Kurz: es ist nichts zu ersinnen/ damit uns das H. Schriftbuch/ auf bedörfenden Fall/ nicht an die Hand gehen könnte. Daß mir demnach die jenige kein Genügen tuhn/ welche/ da sie wol Mandeln auffezzen könnten und sollten/ nur Eicheln fürtragen. Ich will sagen/ sich mit heydnischen Fabeln schleppen/ da sie es/ aus der Bibel/ und sonst/ weit bässer haben könnten.
    Eine Fundstelle
    (189-197) [228-236]
    Oder welches fast eben so viel ist/ wenn die zwey Figuren [aq]Hypotyposis[/aq] und [aq]Prosopopoeia[/aq] gebrauchet werden. Welches denn auch auser dem Gebände/ ja gar in einer Predigt zulässig ist/ weil wir die H. Schrift da zur Vorgängerinn haben. Als wenn wir den zur [S] Rache und Straffe bereitfertigen GOtt gleichsam vor Augen sehen wollen/ so schreibet uns solchen der VII. Psalm/ 12--14. GOtt ist ein rechter Richter/ und ein Gott/ der täglich dräuet. Will man sich nicht bekehren/ so hat er sein Schwert gewetzt/ und seinen Bogen gespannet/ und zielet/ und hat darauf gelegt tödtliche Geschosse/ seine Pfeile hat er zugericht zu verderben. Wollen wir die Gestalt der Verhungernden und Verschmachtenden mit lebendigen Farben abgemahlet haben/ so finden wir solche in den Klagliedern Jerem. im IV. Cap. 8. Ihre Gestalt ist so tunckel für Schwärtze/ daß man sie auf den Gassen nicht kennet/ ihre Haut hänget an den Beinen/ und sind so dürre/ als ein Scheit. Wer die allzuspäte Reue und das Jammerliedlein der Verdammten in der Hölle sich für Augen und Ohren stellen will/ der lese die erste Helfte des V. Cap. aus dem Buche der Weisheit. Im LXXXV. Psalm/ 11. wird der Güte und Treue/ der Gerechtigkeit und dem Frieden ein menschliches Tuhn zugeleget/ wenn gebetten wird/ daß Güte und Treue einander begegnen/ Gerechtigkeit und Friede sich küssen. In der Epistel an die Röm. am IX. [S] 20. lässet der auserwehlte Rüstzeug einen Topf reden/ mit den Fragworten: Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machest du mich also? Also mag ich wol sagen: Die Sünde ist ein stolzes und unbändiges Thier/ deme man einen starken Zaum auf die Nase und ein hartes Gebiß ins Maul legen muß/ wenn wir nicht zu Sandreutern werden wollen.
    Eine Fundstelle
    (221-223) [260-262]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [8]
    Eine Fundstelle
    (39) [78]
    Eine Fundstelle
    (57) [96]
    Eine Fundstelle
    (86) [125]
    Eine Fundstelle
    (86) [125]
    Eine Fundstelle
    (106) [145]
    Eine Fundstelle
    (184) [223]
    Eine Fundstelle
    (233) [272]
    4. Hier gibts Gelegenheit zu reden/ ob/ und wie fern wir/ als Christen/ die Heydnische Gözzen-Namen und Fabeln/ in unseren Gedichten/ gebrauchen dörfen? Der Rüstige/ in dem nohtwendigen Vorberichte seines Teutschen Parnasses/ scheinet den Gebrauch und Misbrauch mtieinander aufzuheben/ wenn er fast zu Ende desselben also schreibet: Ist schon ein guhter Teil lustiger Hochzeit- und anderer dergleichen frölicher Gedichte in diesem Buche enthalten/ so wird man doch weder von Venus/ noch Cupido/ weder von Hymen noch Adonis/ weder von Leda noch Jupiter/ und wie die saubere Burß alle mehr heisset/ etwas darin zu lesen finden/ diese Künste lasse ich den elenden und närrischen Reimmacheren/ die keine andere/ noch bässere Erfindungen aus Ihrem dummen Gehirn/ an den Tag wissen zu geben. Und ein wenig hernach fähret er also fort: Wir dürffen uns in Auffsetzung vielerhand Gedichten der heidnischen Lügen und Ihrer verfluchten Abgötzen schändlicher Laster und Untugenden so weinig bedienen/ so weinig wir von nöhten haben/ daß wir auß Teutschland in Indien schiffen/ und daselbst zur Erhaltung [S] des Lebens/ Ihre Wurtzlen/ Aypi und Maniol [?] genant/ oder auch Ihr Korn/ welches Sie Abati/ andere aber Mais nennen/ in diese Länder bringen/ dieweil wir/ Gottlob/ aus Weitzen und Rokken viel besser Brod/ als aus den dürren Indianischen Wurtzlen und gahr zu dichten Korn oder Maitz können machen. ¶ 5. Der Erwachsene/ in seiner Anweisung im 63. und folgenden Blättern/ ist auch stark darwider/ und zihet/ für die verneinende Meinung/ den Spruch an aus dem andern B. M. am XXIII. 13. Anderer Götter Namen sollt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Munde sollen sie nicht gehöret werden. Welchen er fast etwas zu weit ausspannet/ in dem das Randglösslein darüber dieses Lautes ist: Ihr sollt von keinen Heiligen predigen/ als von Göttern/ die euch helfen/ noch dafür danken/ sondern Gott allein. Denn Gedencken heisset/ hie so viel als predigen/ rühmen/ dancken/ Gottesdienst pflegen/ [aq]ut, hoc facite in mei commemorationem[/aq]. Daraus schliessen wir/ daß nicht eben die blosse Erwehnung anderer Götter/ welche in H. Schrift selber Erzehlungs- und Warnungs-weise geschihet/ sondern derselben Göttliche Verehrung/ verbotten sey. Lassen uns unterdessen nicht übel gefallen die von ihm angeführte Worte eines Gotteslehrers: Es ist zu zweiflen/ ob Gott deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öfter die Venus/ als die Gottes [S] Mutter Maria/ den Cupido/ als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß/ als den Oelberg/ die Elysische Felder/ als das Paradeis/ und Fabeln/ als das himmlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? Denn diesem haben wir in dem 3. Absazze dieses Ganges bereit vorgebauet/ mit der Erfoderung/ daß man hierinn sparsam und behutsam fahren solle. ¶ 6. Etwas milder ist dißfalls der Spielende/ welcher in dem Fünften Th. S. Gesprächsp. im 36. 37. und 38. Blättern/ auch diese Frag erörtert: Ob die Christen/ in ihren Gedichten/ der Heidnischen Gözzen Namen gebrauchen sollen? zu Beantwortung dieser Frage/ saget er/ ist erstlich zu wissen/ daß der Poet die Personen nicht erdichtet/ welche er/ zu Vorstellung wahrer Geschichte/ auf den Schauplazz führet/ sondern er ist schuldig/ selbe auszubilden/ nach ihrer Ankunft/ Religion/ Gemütsneigungen/ Begierden/ Tuhn und Lassen. Diesen Personen leget er seine Worte in den Mund; iedoch dergestalt/ daß sie/ so viel möglich/ ihren Gedanken/ Worten und Sitten gemäß und anständig kommen/ und verstellet sich gleichsam in die ienige/ welche er vorstellet. Zu solchem Ende holet und entlehnet der Poet aus allen Religionen/ was ihm von nöhten ist. Er führet aber der Helden Redarten nicht in der Kirche Gottes/ sondern auf dem [S] Schauplazze/ nicht ihren Gözzen zu Ehren/ sondern zur Verachtung/ nicht die Wahrheit in der Christen Herzen zu verfinstern/ sondern die abscheuliche Laster und grosse Blindheit der heidnischen Greuel ihren Augen und Ohren vorzuweisen. Solcher gestalt haben die Christliche Poeten sich iederzeit der Götter Namen bedienet/ aber iedesmals was anders darunter verstanden/ wie auch die Väter der ersten Kirchen/ und die H. Schrift selbst. Sollte nun hierbey einige Abgötterey zu befahren gewesen seyn/ würde dergleichen nicht gefunden werden. Wer weiß nicht/ daß Neptun das Meer/ Mars den Krieg/ Apollo die Poeterey/ Pallas die Wissenschaft/ Musa die Kunst/ Venus die Wollust/ Ceres die Erden/ Bacchus den Wein/ Vulcan das Feur/ Jupiter den Regen/ Juno die Luft/ bedeutet? Die Liebe/ der Neid/ die Furcht/ die Gewissens-plage sind so mächtig in den Menschen/ daß die Heiden solche für Götter und Beherrscher der Menschen Herzen gehalten. Wir Christen lassen sie für Gözzen gelten/ nennen ihren Namen und gebrauchen ihrer Gestalt/ um sie abscheulich und verhasst zu machen: weil ihre Vorstellung sich mit der Eigenschaft der Laster/ und Lasterstrafen artig gleichet: So ist mir wol erlaubt/ von dem Avernischen Reiche/ von den Elyser-Felder zu sagen/ aber ich muß sie nicht beschreiben/ wie sie die Heiden beschrieben haben. Das wäre des Spielenden Erörterung. ¶ 7. Unsere Meinung über diese Frage zu eröffenen/ halten wir dafür/ man könne zu Zeiten der Heydnischen Fabel und Gözzennamen sich noch bedienen/ und zwar mit diesen Bedingungen: [S] ¶ (1) Wenn ich mit einem Zusazze zu verstehen gebe/ was ich von solchen Namen halte/ als wenn ich sage/ der Weingözz Bacchus/ so höret man schon/ daß ich ihn nicht vor einen Gott halte/ wie die Heyden getahn haben/ weil ich ihn einen Gözzen heisse. ¶ (2) Wenn ich dergleichen Namen und Fabeln remotivè oder Verwerfungs-Weise anführe/ wie ich einst in einem Klag- und Trost-Liede von den Parzen solcher gestalt geredet/ und aus nachkommendem Sazze erhellet: ¶ Der Himmel weiß/ und zwar am allerbästen/ ¶ [...] ¶ Also hat Herr Sieber/ in seiner Poetisirenden Jugend/ am I. Blate/ sein geistl. Gedichte: Der Bethlehemitische Wunder-Stall/ mit folgenden Versen angefangen: ¶ Hier/ wo der Lebens-Fürst in einer Krippen lieget/ ¶ [...][S] ¶ (3) Wenn ich solche Fabeln auf einen andern Zweg richte/ als wohin die Heyden gezielet haben. Wenn ich z.b. durch die Elisäische Felder den Himmel/ und durch das Avernische Reich die Hölle verstehe. Hieher gehöret auch/ was der Seel. Herr von Birken in einem Ehren-Glükkwunsche an Den Hoch- und Wohlgebohrnen Grafen und Herrn/ Herrn Franz Albrechten/ Grafen von Harrach etc. etc. folgendes Schlages gesezzet/ und in dem 351. und folgenden Blättern des Ostländ. Lorbeerh. befindlich ist: ¶ Nein! es ist ie kein Gedicht/ alles was die Dichter schreiben. ¶ [...][S] ¶ Wie er ferner auf die Röm. Keyserl. Majestät/ die Herren ReichsRähte/ und insonderheit auf den Grafen von Harrach die Zueignung mache/ kann am besagten Orte nachgesuchet werden. Also wird hoffentlich ohne alle Gefahr seyn/ wenn man durch den Parnaß oder Pindus eine iede Universität/ durch den [aq]Phoebum[/aq] den [aq]Rectorem Magnificum[/aq] oder [aq]Decanum[/aq], durch den Musen-brunn die [aq]Collegia[/aq], durch das Trinken aus demselben den Kunst-Fleiß u.f.m. verstehen will. ¶ 8. Das sey gesaget von der Erlaubniß. Doch ist die Christliche Jugend dahin zu bedeuten/ es sey am sichersten/ man überlasse den Heyden ihren Heydnischen Gözzentand/ und halte sich zu der H. Schrift/ welche eine reiche Schazzkammer ist/ woraus sie haben kann/ was sie verlanget. Und ist ein falscher Wahn darbey/ wenn man in den Gedanken stehet/ es falle alle Zier der Gedichte hinweg/ wenn die Heydnische Fabeln und Gözzen-Namen davon bleiben müssen. Denn hat doch der Teuffel/ als Gottes Affe/ sein Gaukel-Werk alles/ aus dem H. Göttl. Schriftbuche/ abgesehen/ und Ovidius die Geschicht von der Welt Erschaffung fast ganz aus dem ersten B. Mose genommen. Will man aber Historien haben/ und seine Gedichte damit auszieren/ was ist schöner/ als die Welt-erschaffung/ nach dem Wahrheitsgrunde/ beschrieben? kühner/ als der Babylonische Thurnbau? himmlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen? tröstlicher/ als die Erhaltung des Loths/ des Josephs/ des Kinds Mose? beweglicher/ als das Opfer Isaac? anmuhtiger/ als der Traum und Schäferstand [S] Jacobs? denkwürdiger/ als dessen Ringen mit dem Sohne Gottes? kläglicher/ als der leidige Sündenfall? schrekklicher/ als die Sündflut/ der Feur- und Schwefel-Regen/ welcher über die ganze Sodomer-Gegend ergangen/ die zehen Egyptische Plagen/ die Verschlingung der aufrührischen Rotte Korah/ Dathan und Abiram? wundernswürdiger/ als die reiche Zuführung der Wachteln/ das Man oder Himmelbrod/ das Gehen durch das rohte Meer und den Jordan/ das Grünen/ Blühen und Mandeln-tragen des Stekkens Aarons/ das Stehen der Sonne zu Josua Zeiten? Was annehmlicher/ als die Traum-Auslegung und Erhöhung Josephs/ die Eroberung des gelobten Landes? u.s.f. Wollen wir Berge haben? so erhöhen sich die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon. Wollen wir einen Föbus haben? da ist Jesus Christus/ der rechte Föbus und die Sonne der Gerechtigkeit/ welcher den höllischen Python erwürget. Wollen wir eine Venus und einen Cupido haben? da stehet die keusche Gottesgebärerinn Maria/ mit ihrem allerschönesten Jesulein. Wollen wir Poeten haben? da sind berühmet David / Salomon/ Assaph/ Ethan der Esrahiter/ Heman/ Chalchal und Darda. Poetinnen? da sind die Vorsingerinn Mirjam/ Aarons Schwester und die Prophetinn Debora. Wollen wir Tyrannen und Risen haben? da tretten hervor der gewaltige Jäger Nimrod/ der drängende Pharao/ Ahiman/ Sesai/ Thalmai/ Goliath und andere. Wollen wir einen Kunstbrunn haben? da schleichet der stillgehende Brunn Siloha/ an den Wurzeln des [S] Berges Sion. Bedörfen wir etwan einen Herkules? der Simson stellt ihn. Sonst tapfere Helden? Gideon/ Jephthah/ Jasabeam/ Eleasar/ Abisai/ Benaja und andere Helden Davids bieten sich an. Kurz: es ist nichts zu ersinnen/ damit uns das H. Schriftbuch/ auf bedörfenden Fall/ nicht an die Hand gehen könnte. Daß mir demnach die jenige kein Genügen tuhn/ welche/ da sie wol Mandeln auffezzen könnten und sollten/ nur Eicheln fürtragen. Ich will sagen/ sich mit heydnischen Fabeln schleppen/ da sie es/ aus der Bibel/ und sonst/ weit bässer haben könnten.
    Eine Fundstelle
    (189-197) [228-236]
    Oder welches fast eben so viel ist/ wenn die zwey Figuren [aq]Hypotyposis[/aq] und [aq]Prosopopoeia[/aq] gebrauchet werden. Welches denn auch auser dem Gebände/ ja gar in einer Predigt zulässig ist/ weil wir die H. Schrift da zur Vorgängerinn haben. Als wenn wir den zur [S] Rache und Straffe bereitfertigen GOtt gleichsam vor Augen sehen wollen/ so schreibet uns solchen der VII. Psalm/ 12--14. GOtt ist ein rechter Richter/ und ein Gott/ der täglich dräuet. Will man sich nicht bekehren/ so hat er sein Schwert gewetzt/ und seinen Bogen gespannet/ und zielet/ und hat darauf gelegt tödtliche Geschosse/ seine Pfeile hat er zugericht zu verderben. Wollen wir die Gestalt der Verhungernden und Verschmachtenden mit lebendigen Farben abgemahlet haben/ so finden wir solche in den Klagliedern Jerem. im IV. Cap. 8. Ihre Gestalt ist so tunckel für Schwärtze/ daß man sie auf den Gassen nicht kennet/ ihre Haut hänget an den Beinen/ und sind so dürre/ als ein Scheit. Wer die allzuspäte Reue und das Jammerliedlein der Verdammten in der Hölle sich für Augen und Ohren stellen will/ der lese die erste Helfte des V. Cap. aus dem Buche der Weisheit. Im LXXXV. Psalm/ 11. wird der Güte und Treue/ der Gerechtigkeit und dem Frieden ein menschliches Tuhn zugeleget/ wenn gebetten wird/ daß Güte und Treue einander begegnen/ Gerechtigkeit und Friede sich küssen. In der Epistel an die Röm. am IX. [S] 20. lässet der auserwehlte Rüstzeug einen Topf reden/ mit den Fragworten: Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machest du mich also? Also mag ich wol sagen: Die Sünde ist ein stolzes und unbändiges Thier/ deme man einen starken Zaum auf die Nase und ein hartes Gebiß ins Maul legen muß/ wenn wir nicht zu Sandreutern werden wollen.
    Eine Fundstelle
    (221-223) [260-262]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [36]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [38]
    Eine Fundstelle
    (11) [50]
    Eine Fundstelle
    (26) [65]
    Eine Fundstelle
    (30) [69]
    Eine Fundstelle
    (36) [75]
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    (37) [76]
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    (43) [82]
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    (45) [84]
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    (50) [89]
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    (52) [91]
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    (101) [140]
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    (150) [189]
    Eine Fundstelle
    (169) [208]
    Eine Fundstelle
    (172) [211]
    Eine Fundstelle
    (172) [211]
    Eine Fundstelle
    (199) [238]
    4. Hier gibts Gelegenheit zu reden/ ob/ und wie fern wir/ als Christen/ die Heydnische Gözzen-Namen und Fabeln/ in unseren Gedichten/ gebrauchen dörfen? Der Rüstige/ in dem nohtwendigen Vorberichte seines Teutschen Parnasses/ scheinet den Gebrauch und Misbrauch mtieinander aufzuheben/ wenn er fast zu Ende desselben also schreibet: Ist schon ein guhter Teil lustiger Hochzeit- und anderer dergleichen frölicher Gedichte in diesem Buche enthalten/ so wird man doch weder von Venus/ noch Cupido/ weder von Hymen noch Adonis/ weder von Leda noch Jupiter/ und wie die saubere Burß alle mehr heisset/ etwas darin zu lesen finden/ diese Künste lasse ich den elenden und närrischen Reimmacheren/ die keine andere/ noch bässere Erfindungen aus Ihrem dummen Gehirn/ an den Tag wissen zu geben. Und ein wenig hernach fähret er also fort: Wir dürffen uns in Auffsetzung vielerhand Gedichten der heidnischen Lügen und Ihrer verfluchten Abgötzen schändlicher Laster und Untugenden so weinig bedienen/ so weinig wir von nöhten haben/ daß wir auß Teutschland in Indien schiffen/ und daselbst zur Erhaltung [S] des Lebens/ Ihre Wurtzlen/ Aypi und Maniol [?] genant/ oder auch Ihr Korn/ welches Sie Abati/ andere aber Mais nennen/ in diese Länder bringen/ dieweil wir/ Gottlob/ aus Weitzen und Rokken viel besser Brod/ als aus den dürren Indianischen Wurtzlen und gahr zu dichten Korn oder Maitz können machen. ¶ 5. Der Erwachsene/ in seiner Anweisung im 63. und folgenden Blättern/ ist auch stark darwider/ und zihet/ für die verneinende Meinung/ den Spruch an aus dem andern B. M. am XXIII. 13. Anderer Götter Namen sollt ihr nicht gedenken/ und aus eurem Munde sollen sie nicht gehöret werden. Welchen er fast etwas zu weit ausspannet/ in dem das Randglösslein darüber dieses Lautes ist: Ihr sollt von keinen Heiligen predigen/ als von Göttern/ die euch helfen/ noch dafür danken/ sondern Gott allein. Denn Gedencken heisset/ hie so viel als predigen/ rühmen/ dancken/ Gottesdienst pflegen/ [aq]ut, hoc facite in mei commemorationem[/aq]. Daraus schliessen wir/ daß nicht eben die blosse Erwehnung anderer Götter/ welche in H. Schrift selber Erzehlungs- und Warnungs-weise geschihet/ sondern derselben Göttliche Verehrung/ verbotten sey. Lassen uns unterdessen nicht übel gefallen die von ihm angeführte Worte eines Gotteslehrers: Es ist zu zweiflen/ ob Gott deme beiwohne/ der an höllischen Götzen gefallen hat? und ob der an den Himmel recht gedenke/ der öfter die Venus/ als die Gottes [S] Mutter Maria/ den Cupido/ als das HimmelKind Immanuel/ den [aq]Phoebum[/aq], als den H. Geist/ den Berg Parnaß/ als den Oelberg/ die Elysische Felder/ als das Paradeis/ und Fabeln/ als das himmlische Wort der Warheit/ in dem Mund seiner Feder führet? Denn diesem haben wir in dem 3. Absazze dieses Ganges bereit vorgebauet/ mit der Erfoderung/ daß man hierinn sparsam und behutsam fahren solle. ¶ 6. Etwas milder ist dißfalls der Spielende/ welcher in dem Fünften Th. S. Gesprächsp. im 36. 37. und 38. Blättern/ auch diese Frag erörtert: Ob die Christen/ in ihren Gedichten/ der Heidnischen Gözzen Namen gebrauchen sollen? zu Beantwortung dieser Frage/ saget er/ ist erstlich zu wissen/ daß der Poet die Personen nicht erdichtet/ welche er/ zu Vorstellung wahrer Geschichte/ auf den Schauplazz führet/ sondern er ist schuldig/ selbe auszubilden/ nach ihrer Ankunft/ Religion/ Gemütsneigungen/ Begierden/ Tuhn und Lassen. Diesen Personen leget er seine Worte in den Mund; iedoch dergestalt/ daß sie/ so viel möglich/ ihren Gedanken/ Worten und Sitten gemäß und anständig kommen/ und verstellet sich gleichsam in die ienige/ welche er vorstellet. Zu solchem Ende holet und entlehnet der Poet aus allen Religionen/ was ihm von nöhten ist. Er führet aber der Helden Redarten nicht in der Kirche Gottes/ sondern auf dem [S] Schauplazze/ nicht ihren Gözzen zu Ehren/ sondern zur Verachtung/ nicht die Wahrheit in der Christen Herzen zu verfinstern/ sondern die abscheuliche Laster und grosse Blindheit der heidnischen Greuel ihren Augen und Ohren vorzuweisen. Solcher gestalt haben die Christliche Poeten sich iederzeit der Götter Namen bedienet/ aber iedesmals was anders darunter verstanden/ wie auch die Väter der ersten Kirchen/ und die H. Schrift selbst. Sollte nun hierbey einige Abgötterey zu befahren gewesen seyn/ würde dergleichen nicht gefunden werden. Wer weiß nicht/ daß Neptun das Meer/ Mars den Krieg/ Apollo die Poeterey/ Pallas die Wissenschaft/ Musa die Kunst/ Venus die Wollust/ Ceres die Erden/ Bacchus den Wein/ Vulcan das Feur/ Jupiter den Regen/ Juno die Luft/ bedeutet? Die Liebe/ der Neid/ die Furcht/ die Gewissens-plage sind so mächtig in den Menschen/ daß die Heiden solche für Götter und Beherrscher der Menschen Herzen gehalten. Wir Christen lassen sie für Gözzen gelten/ nennen ihren Namen und gebrauchen ihrer Gestalt/ um sie abscheulich und verhasst zu machen: weil ihre Vorstellung sich mit der Eigenschaft der Laster/ und Lasterstrafen artig gleichet: So ist mir wol erlaubt/ von dem Avernischen Reiche/ von den Elyser-Felder zu sagen/ aber ich muß sie nicht beschreiben/ wie sie die Heiden beschrieben haben. Das wäre des Spielenden Erörterung. ¶ 7. Unsere Meinung über diese Frage zu eröffenen/ halten wir dafür/ man könne zu Zeiten der Heydnischen Fabel und Gözzennamen sich noch bedienen/ und zwar mit diesen Bedingungen: [S] ¶ (1) Wenn ich mit einem Zusazze zu verstehen gebe/ was ich von solchen Namen halte/ als wenn ich sage/ der Weingözz Bacchus/ so höret man schon/ daß ich ihn nicht vor einen Gott halte/ wie die Heyden getahn haben/ weil ich ihn einen Gözzen heisse. ¶ (2) Wenn ich dergleichen Namen und Fabeln remotivè oder Verwerfungs-Weise anführe/ wie ich einst in einem Klag- und Trost-Liede von den Parzen solcher gestalt geredet/ und aus nachkommendem Sazze erhellet: ¶ Der Himmel weiß/ und zwar am allerbästen/ ¶ [...] ¶ Also hat Herr Sieber/ in seiner Poetisirenden Jugend/ am I. Blate/ sein geistl. Gedichte: Der Bethlehemitische Wunder-Stall/ mit folgenden Versen angefangen: ¶ Hier/ wo der Lebens-Fürst in einer Krippen lieget/ ¶ [...][S] ¶ (3) Wenn ich solche Fabeln auf einen andern Zweg richte/ als wohin die Heyden gezielet haben. Wenn ich z.b. durch die Elisäische Felder den Himmel/ und durch das Avernische Reich die Hölle verstehe. Hieher gehöret auch/ was der Seel. Herr von Birken in einem Ehren-Glükkwunsche an Den Hoch- und Wohlgebohrnen Grafen und Herrn/ Herrn Franz Albrechten/ Grafen von Harrach etc. etc. folgendes Schlages gesezzet/ und in dem 351. und folgenden Blättern des Ostländ. Lorbeerh. befindlich ist: ¶ Nein! es ist ie kein Gedicht/ alles was die Dichter schreiben. ¶ [...][S] ¶ Wie er ferner auf die Röm. Keyserl. Majestät/ die Herren ReichsRähte/ und insonderheit auf den Grafen von Harrach die Zueignung mache/ kann am besagten Orte nachgesuchet werden. Also wird hoffentlich ohne alle Gefahr seyn/ wenn man durch den Parnaß oder Pindus eine iede Universität/ durch den [aq]Phoebum[/aq] den [aq]Rectorem Magnificum[/aq] oder [aq]Decanum[/aq], durch den Musen-brunn die [aq]Collegia[/aq], durch das Trinken aus demselben den Kunst-Fleiß u.f.m. verstehen will. ¶ 8. Das sey gesaget von der Erlaubniß. Doch ist die Christliche Jugend dahin zu bedeuten/ es sey am sichersten/ man überlasse den Heyden ihren Heydnischen Gözzentand/ und halte sich zu der H. Schrift/ welche eine reiche Schazzkammer ist/ woraus sie haben kann/ was sie verlanget. Und ist ein falscher Wahn darbey/ wenn man in den Gedanken stehet/ es falle alle Zier der Gedichte hinweg/ wenn die Heydnische Fabeln und Gözzen-Namen davon bleiben müssen. Denn hat doch der Teuffel/ als Gottes Affe/ sein Gaukel-Werk alles/ aus dem H. Göttl. Schriftbuche/ abgesehen/ und Ovidius die Geschicht von der Welt Erschaffung fast ganz aus dem ersten B. Mose genommen. Will man aber Historien haben/ und seine Gedichte damit auszieren/ was ist schöner/ als die Welt-erschaffung/ nach dem Wahrheitsgrunde/ beschrieben? kühner/ als der Babylonische Thurnbau? himmlischer/ als die Erscheinung Gottes/ dem Abraham geschehen? tröstlicher/ als die Erhaltung des Loths/ des Josephs/ des Kinds Mose? beweglicher/ als das Opfer Isaac? anmuhtiger/ als der Traum und Schäferstand [S] Jacobs? denkwürdiger/ als dessen Ringen mit dem Sohne Gottes? kläglicher/ als der leidige Sündenfall? schrekklicher/ als die Sündflut/ der Feur- und Schwefel-Regen/ welcher über die ganze Sodomer-Gegend ergangen/ die zehen Egyptische Plagen/ die Verschlingung der aufrührischen Rotte Korah/ Dathan und Abiram? wundernswürdiger/ als die reiche Zuführung der Wachteln/ das Man oder Himmelbrod/ das Gehen durch das rohte Meer und den Jordan/ das Grünen/ Blühen und Mandeln-tragen des Stekkens Aarons/ das Stehen der Sonne zu Josua Zeiten? Was annehmlicher/ als die Traum-Auslegung und Erhöhung Josephs/ die Eroberung des gelobten Landes? u.s.f. Wollen wir Berge haben? so erhöhen sich die Berge Sion/ Hermon/ Carmel/ Thabor und Libanon. Wollen wir einen Föbus haben? da ist Jesus Christus/ der rechte Föbus und die Sonne der Gerechtigkeit/ welcher den höllischen Python erwürget. Wollen wir eine Venus und einen Cupido haben? da stehet die keusche Gottesgebärerinn Maria/ mit ihrem allerschönesten Jesulein. Wollen wir Poeten haben? da sind berühmet David / Salomon/ Assaph/ Ethan der Esrahiter/ Heman/ Chalchal und Darda. Poetinnen? da sind die Vorsingerinn Mirjam/ Aarons Schwester und die Prophetinn Debora. Wollen wir Tyrannen und Risen haben? da tretten hervor der gewaltige Jäger Nimrod/ der drängende Pharao/ Ahiman/ Sesai/ Thalmai/ Goliath und andere. Wollen wir einen Kunstbrunn haben? da schleichet der stillgehende Brunn Siloha/ an den Wurzeln des [S] Berges Sion. Bedörfen wir etwan einen Herkules? der Simson stellt ihn. Sonst tapfere Helden? Gideon/ Jephthah/ Jasabeam/ Eleasar/ Abisai/ Benaja und andere Helden Davids bieten sich an. Kurz: es ist nichts zu ersinnen/ damit uns das H. Schriftbuch/ auf bedörfenden Fall/ nicht an die Hand gehen könnte. Daß mir demnach die jenige kein Genügen tuhn/ welche/ da sie wol Mandeln auffezzen könnten und sollten/ nur Eicheln fürtragen. Ich will sagen/ sich mit heydnischen Fabeln schleppen/ da sie es/ aus der Bibel/ und sonst/ weit bässer haben könnten.
    Eine Fundstelle
    (189-197) [228-236]
    Oder welches fast eben so viel ist/ wenn die zwey Figuren [aq]Hypotyposis[/aq] und [aq]Prosopopoeia[/aq] gebrauchet werden. Welches denn auch auser dem Gebände/ ja gar in einer Predigt zulässig ist/ weil wir die H. Schrift da zur Vorgängerinn haben. Als wenn wir den zur [S] Rache und Straffe bereitfertigen GOtt gleichsam vor Augen sehen wollen/ so schreibet uns solchen der VII. Psalm/ 12--14. GOtt ist ein rechter Richter/ und ein Gott/ der täglich dräuet. Will man sich nicht bekehren/ so hat er sein Schwert gewetzt/ und seinen Bogen gespannet/ und zielet/ und hat darauf gelegt tödtliche Geschosse/ seine Pfeile hat er zugericht zu verderben. Wollen wir die Gestalt der Verhungernden und Verschmachtenden mit lebendigen Farben abgemahlet haben/ so finden wir solche in den Klagliedern Jerem. im IV. Cap. 8. Ihre Gestalt ist so tunckel für Schwärtze/ daß man sie auf den Gassen nicht kennet/ ihre Haut hänget an den Beinen/ und sind so dürre/ als ein Scheit. Wer die allzuspäte Reue und das Jammerliedlein der Verdammten in der Hölle sich für Augen und Ohren stellen will/ der lese die erste Helfte des V. Cap. aus dem Buche der Weisheit. Im LXXXV. Psalm/ 11. wird der Güte und Treue/ der Gerechtigkeit und dem Frieden ein menschliches Tuhn zugeleget/ wenn gebetten wird/ daß Güte und Treue einander begegnen/ Gerechtigkeit und Friede sich küssen. In der Epistel an die Röm. am IX. [S] 20. lässet der auserwehlte Rüstzeug einen Topf reden/ mit den Fragworten: Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machest du mich also? Also mag ich wol sagen: Die Sünde ist ein stolzes und unbändiges Thier/ deme man einen starken Zaum auf die Nase und ein hartes Gebiß ins Maul legen muß/ wenn wir nicht zu Sandreutern werden wollen.
    Eine Fundstelle
    (221-223) [260-262]