Curiöse Gedancken Von Deutschen Versen (Q120): Unterschied zwischen den Versionen

 
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Eigenschaft / Bibliographische AngabenEigenschaft / Bibliographische Angaben
Eigenschaft / SekundärliteraturEigenschaft / Sekundärliteratur
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Poet und Praeceptor. Christian Weise (1642–1708) zum 300. Todestag. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Antike Rhetorik und Deutsche Literarische Theorie im 17. Jahrhundert. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Weise, Christian (Killy) / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Vom 'Natürlichen' und 'Ungezwungenen'. Christian Weises poetische Theorie. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Geschichte der deutschen Poetik. Bd. 1. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Christian Weise. Eine litterar-historische Abhandlung. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Sekundärliteratur
 
Eigenschaft / Sekundärliteratur: Poetik und Rhetorik im frühmodernen deutschen Staat. Sozialgeschichtliche Bedingungen des Normenwandels im 17. Jahrhundert. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Themen, Gattungen
 
Eigenschaft / Themen, Gattungen: [aq]XIIX[/aq]. Ich habe hier die Gewohnheit/ in dem ich alle viertel Jahr/ meine untergebenen zum Heil. Abendmahl führe/ so pfleg ich sie durch eine [aq]meditation[/aq] zu [aq]praepariren[/aq]/ daraus sie hernach ein gewisses Buß-Lied machen müssen/ und weil ich ihnen dergestalt meine [aq]elaboration[/aq] schuldig bin/ so hab ich von vielen Jahren her nichts anders gethan/ als daß ich die alten in ihrer deutlichen [aq]realen simplici[/aq]tät habe [aq]imiti[/aq]ren wollen/ und da bin ich viel Dings gewar worden/ welches manchem in seinem Lorber-Krantze verborgen ist. Ich will nur etliche Exempel setzen: ¶ [aq]XIX[/aq]. Eine Ubersetzung des [aq]46[/aq]. Psalm. ¶ Nach der Melodey: ¶ Nun freut euch lieben Christen gemein. ¶ DEr HErr ist unser Zuversicht/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Themen, Gattungen: [aq]XIIX[/aq]. Ich habe hier die Gewohnheit/ in dem ich alle viertel Jahr/ meine untergebenen zum Heil. Abendmahl führe/ so pfleg ich sie durch eine [aq]meditation[/aq] zu [aq]praepariren[/aq]/ daraus sie hernach ein gewisses Buß-Lied machen müssen/ und weil ich ihnen dergestalt meine [aq]elaboration[/aq] schuldig bin/ so hab ich von vielen Jahren her nichts anders gethan/ als daß ich die alten in ihrer deutlichen [aq]realen simplici[/aq]tät habe [aq]imiti[/aq]ren wollen/ und da bin ich viel Dings gewar worden/ welches manchem in seinem Lorber-Krantze verborgen ist. Ich will nur etliche Exempel setzen: ¶ [aq]XIX[/aq]. Eine Ubersetzung des [aq]46[/aq]. Psalm. ¶ Nach der Melodey: ¶ Nun freut euch lieben Christen gemein. ¶ DEr HErr ist unser Zuversicht/ / Fundstelle
 
Seite: (37) [523]
Eigenschaft / Themen, Gattungen
 
Eigenschaft / Themen, Gattungen: Man sehe nur die [aq]Ode[/aq], welche meines Erachtens eine von den besten ist/ darinn er [Opitz, J.T.] auff die [aq]variab[/aq]len [aq]conjunctu[/aq]ren/ die sich im Deutschen Kriege dem Ansehn nach der Religion zum schlechten Vorthel hervorthaten/ recht heroische [aq]meditationes[/aq] suchet. ¶ AUf/ auf/ wer Deutsche Freyheit liebet/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Themen, Gattungen: Man sehe nur die [aq]Ode[/aq], welche meines Erachtens eine von den besten ist/ darinn er [Opitz, J.T.] auff die [aq]variab[/aq]len [aq]conjunctu[/aq]ren/ die sich im Deutschen Kriege dem Ansehn nach der Religion zum schlechten Vorthel hervorthaten/ recht heroische [aq]meditationes[/aq] suchet. ¶ AUf/ auf/ wer Deutsche Freyheit liebet/ / Fundstelle
 
Seite: (47) [533]
Eigenschaft / Themen, Gattungen
 
Eigenschaft / Themen, Gattungen: Es wird dem geneigten Leser nicht unangenehm seyn/ wenn ich etliche kurtze Proben anführe/ damit ich Gottergebenen und Christliebenden Frauenzimmer zuweilen gedie-[S]net habe. [...] ¶ [aq]1[/aq]. ¶ ACh mein JEsu/ laß den Segen/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Themen, Gattungen: Es wird dem geneigten Leser nicht unangenehm seyn/ wenn ich etliche kurtze Proben anführe/ damit ich Gottergebenen und Christliebenden Frauenzimmer zuweilen gedie-[S]net habe. [...] ¶ [aq]1[/aq]. ¶ ACh mein JEsu/ laß den Segen/ / Fundstelle
 
Seite: (110-111) [596-597]
Eigenschaft / Themen, Gattungen
 
Eigenschaft / Themen, Gattungen: [aq]X[/aq]. Als Herr Johann Christian Meyer Vornehmer Herr des Raths/ seine Eheliebste Fr. Annen Rosinen geb. Baderin begraben ließ/ floß die [aq]Allegorie[/aq] von der unergründlichen See der Göttlichen Liebe/ aus dem [aq]Dicto Chrysostomi ad 2. Corinth. I. Homil. I. p. m. 729[/aq]. ¶ [aq]Quemadmodum, si exiguam scintillam in magnum pelagus injicias, eam protinus extinxerit: eodem modo molestia omnis, quamlibet ingens, si in animum bene sibi conscium inciderit, confestim perit & evanescit[/aq]. ¶ EIn Kind ist schon zu viel/ wann solches unsre Thränen/ / Rang
 
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Eigenschaft / Themen, Gattungen: [aq]X[/aq]. Als Herr Johann Christian Meyer Vornehmer Herr des Raths/ seine Eheliebste Fr. Annen Rosinen geb. Baderin begraben ließ/ floß die [aq]Allegorie[/aq] von der unergründlichen See der Göttlichen Liebe/ aus dem [aq]Dicto Chrysostomi ad 2. Corinth. I. Homil. I. p. m. 729[/aq]. ¶ [aq]Quemadmodum, si exiguam scintillam in magnum pelagus injicias, eam protinus extinxerit: eodem modo molestia omnis, quamlibet ingens, si in animum bene sibi conscium inciderit, confestim perit & evanescit[/aq]. ¶ EIn Kind ist schon zu viel/ wann solches unsre Thränen/ / Fundstelle
 
Seite: (156) [642]
Eigenschaft / Themen, Gattungen
 
Eigenschaft / Themen, Gattungen: [aq]XIII[/aq]. Ein Abschied um Weynachten/ darinn auff die Christ-Bescherung [aq]alludi[/aq]rt wird. ¶ NUn weist die liebe Zeit schon auff das Weihnacht-Fest/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Themen, Gattungen: [aq]XIII[/aq]. Ein Abschied um Weynachten/ darinn auff die Christ-Bescherung [aq]alludi[/aq]rt wird. ¶ NUn weist die liebe Zeit schon auff das Weihnacht-Fest/ / Fundstelle
 
Seite: (171) [657]
Eigenschaft / Autoritäten
 
Eigenschaft / Autoritäten: Hat doch zu Anfang dieses [aq]Seculi[/aq] Jacob Vogel ein Bader zu Stössen im Ammte Weissenfels, welcher auf Anordnung eines [aq]Comitis Pala[/aq]-[S][aq]tini[/aq] zum Deutschen Poeten ist gekrönt worden/ dadurch so hochmüthige Gedancken geschöpfet/ daß er den [aq]Prologum[/aq] in einer [aq]comoedie[/aq] so anfangen läst: ¶ Deutschland hat zwar einen [aq]Lutherum[/aq], ¶ [...] ¶ So viel wuste sich der einfältige Mann/ daß er sich rühmen kunte/ wie der Herr Lutherus das [aq]donum propheticum[/aq] oder die Gabe zu lehren in einem unvergleichlichen gradu bekommen hätte/ so wäre ihm auch das donum poëticum oder die Gabe zierliche Verse zumachen/ so kräfftig beygelegt/ daß er niemand seines gleichen/ in gantz Deutschland finden könte. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Autoritäten: Hat doch zu Anfang dieses [aq]Seculi[/aq] Jacob Vogel ein Bader zu Stössen im Ammte Weissenfels, welcher auf Anordnung eines [aq]Comitis Pala[/aq]-[S][aq]tini[/aq] zum Deutschen Poeten ist gekrönt worden/ dadurch so hochmüthige Gedancken geschöpfet/ daß er den [aq]Prologum[/aq] in einer [aq]comoedie[/aq] so anfangen läst: ¶ Deutschland hat zwar einen [aq]Lutherum[/aq], ¶ [...] ¶ So viel wuste sich der einfältige Mann/ daß er sich rühmen kunte/ wie der Herr Lutherus das [aq]donum propheticum[/aq] oder die Gabe zu lehren in einem unvergleichlichen gradu bekommen hätte/ so wäre ihm auch das donum poëticum oder die Gabe zierliche Verse zumachen/ so kräfftig beygelegt/ daß er niemand seines gleichen/ in gantz Deutschland finden könte. / Fundstelle
 
Seite: (9-10) [495-496]
Eigenschaft / Autoritäten
 
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]XXI[/aq]. Uber die Worte [aq]Zachariae/ Luc. I[/aq]. ¶ Daß wir errettet von der Hand unserer Feinde/ ihm dienen ohne Furcht unser Lebe-[S]lang/ in Heiligkeit und Gerechtigkeit/ die ihm gefällig ist. ¶ Nach der Melodey: ¶ HErr GOtt/ dich loben alle wir. ¶ WAch auf/ mein Hertz/ und dencke dran/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]XXI[/aq]. Uber die Worte [aq]Zachariae/ Luc. I[/aq]. ¶ Daß wir errettet von der Hand unserer Feinde/ ihm dienen ohne Furcht unser Lebe-[S]lang/ in Heiligkeit und Gerechtigkeit/ die ihm gefällig ist. ¶ Nach der Melodey: ¶ HErr GOtt/ dich loben alle wir. ¶ WAch auf/ mein Hertz/ und dencke dran/ / Fundstelle
 
Seite: (41-42) [527-528]
Eigenschaft / Autoritäten
 
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]III[/aq]. Als [aq]Mons[/aq]. Wolff Albrecht von Löben/ dessen oben [aq]p. 363[/aq]. in einem betrübten [aq]Carmine[/aq] gedacht/ seinen Abschied aus unserm [aq]Gymnasio[/aq] nahm/ ward in [aq]regard[/aq] des Hoch-Adl. Herrn Vaters als Amt-Hauptmanns in Fürstenthume Görlitz die [aq]Invention[/aq] genommen vom Gott-gefälligen Amts-Hauptmann in dem Fürstenthum der kleinen Welt. ¶ DEr Mensch die kleine Welt/ des Schöpffers höchster Ruhm/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]III[/aq]. Als [aq]Mons[/aq]. Wolff Albrecht von Löben/ dessen oben [aq]p. 363[/aq]. in einem betrübten [aq]Carmine[/aq] gedacht/ seinen Abschied aus unserm [aq]Gymnasio[/aq] nahm/ ward in [aq]regard[/aq] des Hoch-Adl. Herrn Vaters als Amt-Hauptmanns in Fürstenthume Görlitz die [aq]Invention[/aq] genommen vom Gott-gefälligen Amts-Hauptmann in dem Fürstenthum der kleinen Welt. ¶ DEr Mensch die kleine Welt/ des Schöpffers höchster Ruhm/ / Fundstelle
 
Seite: (121) [607]
Eigenschaft / Autoritäten
 
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]V[/aq]. Als zwey werthe Freunde von Reval wegreiseten/ und einer ein [aq]Studiosus[/aq] [S] [aq]Theologiae[/aq], der andere ein [aq]Studiosus Legum[/aq] war/ zielete die [aq]Invention[/aq] hierauf. Und erstlich zwar ward der [aq]Studiosus Theologiae[/aq] also beschrieben. ¶ WOldem der allen Fleiß auff GOttes-Lehre wendet/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]V[/aq]. Als zwey werthe Freunde von Reval wegreiseten/ und einer ein [aq]Studiosus[/aq] [S] [aq]Theologiae[/aq], der andere ein [aq]Studiosus Legum[/aq] war/ zielete die [aq]Invention[/aq] hierauf. Und erstlich zwar ward der [aq]Studiosus Theologiae[/aq] also beschrieben. ¶ WOldem der allen Fleiß auff GOttes-Lehre wendet/ / Fundstelle
 
Seite: (131-132) [617-618]
Eigenschaft / Autoritäten
 
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]VII[/aq]. Als fünff Brüder allerseits vornehme [aq]Medici[/aq] Herr [aq]Balthasari Bleccio[/aq] berühmten [aq]Theologo[/aq] in Stetin zum [aq]Doctorat[/aq] Glück wünscheten: ¶ WEr hätte diß vermeynt? Ein Mann der GOttes Lehre / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]VII[/aq]. Als fünff Brüder allerseits vornehme [aq]Medici[/aq] Herr [aq]Balthasari Bleccio[/aq] berühmten [aq]Theologo[/aq] in Stetin zum [aq]Doctorat[/aq] Glück wünscheten: ¶ WEr hätte diß vermeynt? Ein Mann der GOttes Lehre / Fundstelle
 
Seite: (143) [629]
Eigenschaft / Autoritäten
 
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]X[/aq]. Als Herr Johann Christian Meyer Vornehmer Herr des Raths/ seine Eheliebste Fr. Annen Rosinen geb. Baderin begraben ließ/ floß die [aq]Allegorie[/aq] von der unergründlichen See der Göttlichen Liebe/ aus dem [aq]Dicto Chrysostomi ad 2. Corinth. I. Homil. I. p. m. 729[/aq]. ¶ [aq]Quemadmodum, si exiguam scintillam in magnum pelagus injicias, eam protinus extinxerit: eodem modo molestia omnis, quamlibet ingens, si in animum bene sibi conscium inciderit, confestim perit & evanescit[/aq]. ¶ EIn Kind ist schon zu viel/ wann solches unsre Thränen/ / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Autoritäten: [aq]X[/aq]. Als Herr Johann Christian Meyer Vornehmer Herr des Raths/ seine Eheliebste Fr. Annen Rosinen geb. Baderin begraben ließ/ floß die [aq]Allegorie[/aq] von der unergründlichen See der Göttlichen Liebe/ aus dem [aq]Dicto Chrysostomi ad 2. Corinth. I. Homil. I. p. m. 729[/aq]. ¶ [aq]Quemadmodum, si exiguam scintillam in magnum pelagus injicias, eam protinus extinxerit: eodem modo molestia omnis, quamlibet ingens, si in animum bene sibi conscium inciderit, confestim perit & evanescit[/aq]. ¶ EIn Kind ist schon zu viel/ wann solches unsre Thränen/ / Fundstelle
 
Seite: (156) [642]

Aktuelle Version vom 18. Januar 2025, 18:42 Uhr

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      Aussagen

      (unpag.-unpag.) [23-24]
      [aq]IV[/aq]. Ein Poët/ welcher den Nahmen in der That führen soll/ ist ein solcher Mann/ der in artigen und annehmlichen Gedichten die Göttliche und Menschliche Weißheit vorstellen kan/ wie etwan der alte [aq]Plato[/aq] die Poëterey [griech.], das ist/ alles mit einander/ und den gantzen Begriff der Weißheit zunennen pflegt. Und eben deswegen ist [aq]Homerus[/aq] auch hernach [aq]Virgilius[/aq] in allen Schulen/ so sehr [aq]aestim[/aq]irt und getrieben worden/ nicht/ daß die jungen Leute solten lernen Verse machen/ sondern/ daß sie von den [aq]arcanis[/aq] der Götter/ der Opfer/ und aller Tugenden etwas ausführliches begriffen solten. Und wie etwan bey unsrer waren und von GOtt erleuchteten Religion die Psalmen und Propheten gelesen werden/ nicht daß wir neue Psalmen und Prophezeyungen solten nachmachen/ sondern/ daß wir uns daraus zu unserer Seeligkeit erbauen sollen: so hatten sich die Heyden in ihrer Blindheit auch gewisse [aq]vates[/aq] ausgelesen/ welche bey der Jugend auch nachgehends bey den Leuten/ die man aus Schulen zu nehmen pflegt/ mehr zur [aq]admiration[/aq] als zur [aq]imitation[/aq] dienen solten. [S] ¶ [aq]V[/aq]. Je mehr aber dieselben Gedichte theils [aq]ad theologiam mythicam[/aq], theils [aq]ad prudentiam hieroglyphicam[/aq] geneigt sind; desto weniger haben wir einen Staat darvon zu machen/ nach dem wir die Erkäntniß Gottes und die Lehre der Politischen Klugheit etwas deutlicher und verständlicher in unsren Büchern enthalten wissen. Also ist es kein Wunder/ daß mancher in den alten Poeten weniger findet/ als die Leute vorzeiten darinnen gesucht haben. Wenn auch jemand bey den Christen auff so ein Gedichte gedencken wolte/ so würde doch solches mehr zum Zeitvertrieb angenommen/ als den Schulen/ unter dem Titul eines hochnöthigen Buches/ [aq]recommendiret[/aq] werden.
      (6-7) [492-493]
      (133-134) [155-156]
      [aq]VI[/aq]. Doch so schlecht als sich die Sorge von vielen [aq]seculis[/aq] angelassen/ so ein guter Wechsel entstund auch mit der Deutschen Sprache zu Anfang des vorigen seculi, welchen wir der wunderbaren [aq]providenz[/aq] Gottes zuschreiben müssen. Denn gleich wie GOtt/ als er dort eine Stiffts-Hütten vonnöthen hatte/ den [aq]Bezaleel[/aq] mit einer geschickten Hand begabete/ daß er in Sti-[S]cken/ Schnitzen/ Goldarbeiten/ Steinschneiden und andern/ dergleichen Dinge [aq]praesti[/aq]rte/ die er von andern weder gesehen noch gelernet hatte; so war es auch dazumahl beschaffen/ als Gott das wichtige [aq]reformations[/aq]-Werck wolte vor sich gehen lassen/ da bekam der Herr Lutherus so eine unvergleichliche und wunderschöne Manier deutsch zuschreiben/ daß er bey seiner guten Sache zugleich mit dem ungemeinen [aq]stylo[/aq] durchdringen konte. ¶ [aq]VII[/aq]. Nun kamen allerhand gute [aq]studia[/aq] mit der Religion empor/ und da man der Jugend die besten [aq]Autores[/aq] wiederum in die Hände kommen ließ/ so kunte es nicht fehlen/ es muste auch etwas darvon den deutschen Versen eingepflantzet werden; ja der Herr Lutherus war ein guter [aq]Musicus[/aq] darbey/ hatte auch [aq]correspondenz[/aq] mit den vornehmsten [aq]Musicis[/aq], und dannenhero ward er in seinen Versen durch drey sonderbahre Stücke treflich [aq]secundi[/aq]rt. Vor eins hatte er die [aq]Reali[/aq]tät/ das ist/ er verstund die Sache wol/ und ließ sichs einen Ernst seyn die Worte mit einem tapffren Nachdruck hinzuschreiben. Darnach hat-[S]te er die Reinigkeit und die geschickte [aq]construction[/aq] der Sprache. Endlich den Verstand von der [aq]Scansion[/aq] und der Liebligkeit/ das ist/ die [aq]conformi[/aq]tät der Worte mit dem Gesange. ¶ [aq]VIII[/aq]. Ich weiß wol/ des Herrn Lutheri Verse sind dreyerley: Etliche hat er gezwungen gemacht/ wenn er ein Lateinisch Lied hat [aq]verti[/aq]ren wollen; etliche hat er geschwinde hingemacht/ wenn er guten Freunden zugefallen etwas geschrieben/ dazu er keinen sonderlichen Fleiß gebraucht/ und also zu reden/ die damahlige Mode der Meister-Sänger mit gehalten hat: an etlichen aber hat er seine Kunst und seine Andacht gewiesen/ hat auch vermuthlich etwas [aq]praesti[/aq]ret/ darinne er noch von keinem [aq]poëten[/aq] ist übertroffen worden. ¶ [aq]1[/aq]. Wenn dieser theure Mann kein Lied gemacht hätte/ als: Nun freuet euch/ lieben Christen gemein/ oder: Eine feste Burg ist unser GOtt etc. so würde er dieß Lob verdienen; denn wie hat jedwedere Zeile ihren eigenen Verstand? Wie deutlich und ungezwungen läufft der [aq]Sensus[/aq]? und war vor ein unvergleichlicher Macht-Spruch steckt allzeit in der letzten Zeile/ welche deswegen an keinen Reim gebunden ist/ damit der [aq]emphati[/aq]schen Rede nichts abgebrochen wird. [S] ¶ [aq]2[/aq]. Ist etwas [aq]curieuses[/aq] in diesen Liedern/ so ist es die freye Madrigalische Art mit der letzten Zeile: Denn ob gleich die Brüder in Böhmen ihre Lieder meistens so eingerichtet haben/ daß die letzte Zeile mit den obigen den dritten Reim macht; ob auch wohl die meisten/ zu unserer Zeit etwas kluges in dem Reime gesucht haben. Z. E. Herr Rist: ¶ GOtt sey gelobet/ der allein ¶ [...] ¶ So hab ich doch aus besserem Nachdencken gefunden/ daß man sich durch den gezwungenen Reim viel Krafft und Nachdruck muß entgehen lassen. ¶ [aq]3[/aq]. Ja/ wenn der Herr Lutherus nach Erfoderung der Sache/ wenn er einen eyfrigen [aq]raptum[/aq] hatte/ was hohes und [aq]oratori[/aq]sches mit einmischen wolte/ so gieng es ihm nicht unglücklich von statten. Man sehe nur das Lied an/ welches er [aq]1522[/aq]. auf die zwey Studenten gemacht/ die zu Brüssel wegen der Religion verbrant wurden. Die zehende [aq]Strophe[/aq] ist diese: ¶ Die Asche will nicht lassen ab/ ¶ [...][S][...] ¶ Und mit dieser ward beschlossen: ¶ Die laß man liegen immerhin/ ¶ [...] ¶ [aq]IX[/aq]. Nachdem nun die Schrifften und die Lieder allenthalben ausgebreitet und gelesen wurden/ so liessen sich viel [aq]ingenia[/aq] darzu auffmuntern/ daß sie vornehmlich in geistlichen Liedern/ die wir noch in der Kirche behalten haben/ was sonderliches thaten. ¶ [aq]1[/aq]. Was [aq]D[/aq]. Justus Jonas vor einen Geist gehabt/ und wie schön er die freye Zeile hat anbringen können/ solches sieht man aus dem Liede: Wo GOtt der HErr nicht bey uns hält. [S] ¶ [aq]2[/aq]. Es hat sich auch der Herr Lutherus trefflich gefreuet/ wenn sich etliche geistreiche Männer des Werckes wol angenommen haben. Z. E. Es hatte der bekandte [aq]Paulus Speratus[/aq] in Preussen das Lied gemacht: Es ist das Heil uns kommen her. Solches bringt ein Bettler mit nach Wittenberg/ und singet es gleich gegen über/ wo der Herr Lutherus sein [aq]Logement[/aq] hat. Der rufft den Bettler und läst sichs auch singen/ und erfreut sich von Hertzen drüber/ daß GOtt sein Evangelium auch durch solche wolgesetzte Lieder ausbreiten wolte. ¶ [aq]3[/aq]. Wiewol unter allen/ welche sich in diesem Stücke wol hervor gethan haben/ hat meines Bedünckens niemand so eine liebliche und richtige Manier zuführen gewust/ als [aq]Bartholomaeus[/aq] Ringewald Pfarrherr zu Langenfeld in der Marck unter dem Amte Sonnenburg gelegen/ davon man nur die zwey Lieder zur Probe nehmen kan: Es ist gewißlich an der Zeit/ und: HErr JEsu Christ du höchstes Gut. Wenn man auch seine zwey Bücher die lautere Warheit und den treuen Eckhart ansiehet: so merckt man wol/ daß sich der stylus allemahl durch etwas ungezwungenes [aq]recommendirt[/aq]. Z. E. Wenn er eine böse Magd beschreibt: ¶ Darzu zerbricht auch dieser Rüssel ¶ [...][S] ¶ [aq]X[/aq]. Im Jochims Thal hat der Pfarrher Johannes [aq]Matthesius[/aq] und der [aq]Cantor[/aq] Nicol Herman was sonderliches gethan: denn mehrentheils hat Herr [aq]Matthesius[/aq] die realia und der andere die [aq]formalia[/aq] darzu getragen. Also muß man sich vielmahl über die [aq]sententiö[/aq]se Manier verwundern. Denn der vielfältigen Kirchen-Lieder zugeschweigen/ so sehe man nur die Haus-Regeln an/ da ich nur etwas zum Exempel setze: ¶ [...] ¶ Ferner: ¶ Was du wilst/ das man dir nicht thu/
      (26-32) [512-518]
      [aq]IV[/aq]. Ein Poët/ welcher den Nahmen in der That führen soll/ ist ein solcher Mann/ der in artigen und annehmlichen Gedichten die Göttliche und Menschliche Weißheit vorstellen kan/ wie etwan der alte [aq]Plato[/aq] die Poëterey [griech.], das ist/ alles mit einander/ und den gantzen Begriff der Weißheit zunennen pflegt. Und eben deswegen ist [aq]Homerus[/aq] auch hernach [aq]Virgilius[/aq] in allen Schulen/ so sehr [aq]aestim[/aq]irt und getrieben worden/ nicht/ daß die jungen Leute solten lernen Verse machen/ sondern/ daß sie von den [aq]arcanis[/aq] der Götter/ der Opfer/ und aller Tugenden etwas ausführliches begriffen solten. Und wie etwan bey unsrer waren und von GOtt erleuchteten Religion die Psalmen und Propheten gelesen werden/ nicht daß wir neue Psalmen und Prophezeyungen solten nachmachen/ sondern/ daß wir uns daraus zu unserer Seeligkeit erbauen sollen: so hatten sich die Heyden in ihrer Blindheit auch gewisse [aq]vates[/aq] ausgelesen/ welche bey der Jugend auch nachgehends bey den Leuten/ die man aus Schulen zu nehmen pflegt/ mehr zur [aq]admiration[/aq] als zur [aq]imitation[/aq] dienen solten. [S] ¶ [aq]V[/aq]. Je mehr aber dieselben Gedichte theils [aq]ad theologiam mythicam[/aq], theils [aq]ad prudentiam hieroglyphicam[/aq] geneigt sind; desto weniger haben wir einen Staat darvon zu machen/ nach dem wir die Erkäntniß Gottes und die Lehre der Politischen Klugheit etwas deutlicher und verständlicher in unsren Büchern enthalten wissen. Also ist es kein Wunder/ daß mancher in den alten Poeten weniger findet/ als die Leute vorzeiten darinnen gesucht haben. Wenn auch jemand bey den Christen auff so ein Gedichte gedencken wolte/ so würde doch solches mehr zum Zeitvertrieb angenommen/ als den Schulen/ unter dem Titul eines hochnöthigen Buches/ [aq]recommendiret[/aq] werden.
      (6-7) [492-493]
      [aq]VI[/aq]. Doch so schlecht als sich die Sorge von vielen [aq]seculis[/aq] angelassen/ so ein guter Wechsel entstund auch mit der Deutschen Sprache zu Anfang des vorigen seculi, welchen wir der wunderbaren [aq]providenz[/aq] Gottes zuschreiben müssen. Denn gleich wie GOtt/ als er dort eine Stiffts-Hütten vonnöthen hatte/ den [aq]Bezaleel[/aq] mit einer geschickten Hand begabete/ daß er in Sti-[S]cken/ Schnitzen/ Goldarbeiten/ Steinschneiden und andern/ dergleichen Dinge [aq]praesti[/aq]rte/ die er von andern weder gesehen noch gelernet hatte; so war es auch dazumahl beschaffen/ als Gott das wichtige [aq]reformations[/aq]-Werck wolte vor sich gehen lassen/ da bekam der Herr Lutherus so eine unvergleichliche und wunderschöne Manier deutsch zuschreiben/ daß er bey seiner guten Sache zugleich mit dem ungemeinen [aq]stylo[/aq] durchdringen konte. ¶ [aq]VII[/aq]. Nun kamen allerhand gute [aq]studia[/aq] mit der Religion empor/ und da man der Jugend die besten [aq]Autores[/aq] wiederum in die Hände kommen ließ/ so kunte es nicht fehlen/ es muste auch etwas darvon den deutschen Versen eingepflantzet werden; ja der Herr Lutherus war ein guter [aq]Musicus[/aq] darbey/ hatte auch [aq]correspondenz[/aq] mit den vornehmsten [aq]Musicis[/aq], und dannenhero ward er in seinen Versen durch drey sonderbahre Stücke treflich [aq]secundi[/aq]rt. Vor eins hatte er die [aq]Reali[/aq]tät/ das ist/ er verstund die Sache wol/ und ließ sichs einen Ernst seyn die Worte mit einem tapffren Nachdruck hinzuschreiben. Darnach hat-[S]te er die Reinigkeit und die geschickte [aq]construction[/aq] der Sprache. Endlich den Verstand von der [aq]Scansion[/aq] und der Liebligkeit/ das ist/ die [aq]conformi[/aq]tät der Worte mit dem Gesange. ¶ [aq]VIII[/aq]. Ich weiß wol/ des Herrn Lutheri Verse sind dreyerley: Etliche hat er gezwungen gemacht/ wenn er ein Lateinisch Lied hat [aq]verti[/aq]ren wollen; etliche hat er geschwinde hingemacht/ wenn er guten Freunden zugefallen etwas geschrieben/ dazu er keinen sonderlichen Fleiß gebraucht/ und also zu reden/ die damahlige Mode der Meister-Sänger mit gehalten hat: an etlichen aber hat er seine Kunst und seine Andacht gewiesen/ hat auch vermuthlich etwas [aq]praesti[/aq]ret/ darinne er noch von keinem [aq]poëten[/aq] ist übertroffen worden. ¶ [aq]1[/aq]. Wenn dieser theure Mann kein Lied gemacht hätte/ als: Nun freuet euch/ lieben Christen gemein/ oder: Eine feste Burg ist unser GOtt etc. so würde er dieß Lob verdienen; denn wie hat jedwedere Zeile ihren eigenen Verstand? Wie deutlich und ungezwungen läufft der [aq]Sensus[/aq]? und war vor ein unvergleichlicher Macht-Spruch steckt allzeit in der letzten Zeile/ welche deswegen an keinen Reim gebunden ist/ damit der [aq]emphati[/aq]schen Rede nichts abgebrochen wird. [S] ¶ [aq]2[/aq]. Ist etwas [aq]curieuses[/aq] in diesen Liedern/ so ist es die freye Madrigalische Art mit der letzten Zeile: Denn ob gleich die Brüder in Böhmen ihre Lieder meistens so eingerichtet haben/ daß die letzte Zeile mit den obigen den dritten Reim macht; ob auch wohl die meisten/ zu unserer Zeit etwas kluges in dem Reime gesucht haben. Z. E. Herr Rist: ¶ GOtt sey gelobet/ der allein ¶ [...] ¶ So hab ich doch aus besserem Nachdencken gefunden/ daß man sich durch den gezwungenen Reim viel Krafft und Nachdruck muß entgehen lassen. ¶ [aq]3[/aq]. Ja/ wenn der Herr Lutherus nach Erfoderung der Sache/ wenn er einen eyfrigen [aq]raptum[/aq] hatte/ was hohes und [aq]oratori[/aq]sches mit einmischen wolte/ so gieng es ihm nicht unglücklich von statten. Man sehe nur das Lied an/ welches er [aq]1522[/aq]. auf die zwey Studenten gemacht/ die zu Brüssel wegen der Religion verbrant wurden. Die zehende [aq]Strophe[/aq] ist diese: ¶ Die Asche will nicht lassen ab/ ¶ [...][S][...] ¶ Und mit dieser ward beschlossen: ¶ Die laß man liegen immerhin/ ¶ [...] ¶ [aq]IX[/aq]. Nachdem nun die Schrifften und die Lieder allenthalben ausgebreitet und gelesen wurden/ so liessen sich viel [aq]ingenia[/aq] darzu auffmuntern/ daß sie vornehmlich in geistlichen Liedern/ die wir noch in der Kirche behalten haben/ was sonderliches thaten. ¶ [aq]1[/aq]. Was [aq]D[/aq]. Justus Jonas vor einen Geist gehabt/ und wie schön er die freye Zeile hat anbringen können/ solches sieht man aus dem Liede: Wo GOtt der HErr nicht bey uns hält. [S] ¶ [aq]2[/aq]. Es hat sich auch der Herr Lutherus trefflich gefreuet/ wenn sich etliche geistreiche Männer des Werckes wol angenommen haben. Z. E. Es hatte der bekandte [aq]Paulus Speratus[/aq] in Preussen das Lied gemacht: Es ist das Heil uns kommen her. Solches bringt ein Bettler mit nach Wittenberg/ und singet es gleich gegen über/ wo der Herr Lutherus sein [aq]Logement[/aq] hat. Der rufft den Bettler und läst sichs auch singen/ und erfreut sich von Hertzen drüber/ daß GOtt sein Evangelium auch durch solche wolgesetzte Lieder ausbreiten wolte. ¶ [aq]3[/aq]. Wiewol unter allen/ welche sich in diesem Stücke wol hervor gethan haben/ hat meines Bedünckens niemand so eine liebliche und richtige Manier zuführen gewust/ als [aq]Bartholomaeus[/aq] Ringewald Pfarrherr zu Langenfeld in der Marck unter dem Amte Sonnenburg gelegen/ davon man nur die zwey Lieder zur Probe nehmen kan: Es ist gewißlich an der Zeit/ und: HErr JEsu Christ du höchstes Gut. Wenn man auch seine zwey Bücher die lautere Warheit und den treuen Eckhart ansiehet: so merckt man wol/ daß sich der stylus allemahl durch etwas ungezwungenes [aq]recommendirt[/aq]. Z. E. Wenn er eine böse Magd beschreibt: ¶ Darzu zerbricht auch dieser Rüssel ¶ [...][S] ¶ [aq]X[/aq]. Im Jochims Thal hat der Pfarrher Johannes [aq]Matthesius[/aq] und der [aq]Cantor[/aq] Nicol Herman was sonderliches gethan: denn mehrentheils hat Herr [aq]Matthesius[/aq] die realia und der andere die [aq]formalia[/aq] darzu getragen. Also muß man sich vielmahl über die [aq]sententiö[/aq]se Manier verwundern. Denn der vielfältigen Kirchen-Lieder zugeschweigen/ so sehe man nur die Haus-Regeln an/ da ich nur etwas zum Exempel setze: ¶ [...] ¶ Ferner: ¶ Was du wilst/ das man dir nicht thu/
      (26-32) [512-518]
      [aq]IV[/aq]. Ein Poët/ welcher den Nahmen in der That führen soll/ ist ein solcher Mann/ der in artigen und annehmlichen Gedichten die Göttliche und Menschliche Weißheit vorstellen kan/ wie etwan der alte [aq]Plato[/aq] die Poëterey [griech.], das ist/ alles mit einander/ und den gantzen Begriff der Weißheit zunennen pflegt. Und eben deswegen ist [aq]Homerus[/aq] auch hernach [aq]Virgilius[/aq] in allen Schulen/ so sehr [aq]aestim[/aq]irt und getrieben worden/ nicht/ daß die jungen Leute solten lernen Verse machen/ sondern/ daß sie von den [aq]arcanis[/aq] der Götter/ der Opfer/ und aller Tugenden etwas ausführliches begriffen solten. Und wie etwan bey unsrer waren und von GOtt erleuchteten Religion die Psalmen und Propheten gelesen werden/ nicht daß wir neue Psalmen und Prophezeyungen solten nachmachen/ sondern/ daß wir uns daraus zu unserer Seeligkeit erbauen sollen: so hatten sich die Heyden in ihrer Blindheit auch gewisse [aq]vates[/aq] ausgelesen/ welche bey der Jugend auch nachgehends bey den Leuten/ die man aus Schulen zu nehmen pflegt/ mehr zur [aq]admiration[/aq] als zur [aq]imitation[/aq] dienen solten. [S] ¶ [aq]V[/aq]. Je mehr aber dieselben Gedichte theils [aq]ad theologiam mythicam[/aq], theils [aq]ad prudentiam hieroglyphicam[/aq] geneigt sind; desto weniger haben wir einen Staat darvon zu machen/ nach dem wir die Erkäntniß Gottes und die Lehre der Politischen Klugheit etwas deutlicher und verständlicher in unsren Büchern enthalten wissen. Also ist es kein Wunder/ daß mancher in den alten Poeten weniger findet/ als die Leute vorzeiten darinnen gesucht haben. Wenn auch jemand bey den Christen auff so ein Gedichte gedencken wolte/ so würde doch solches mehr zum Zeitvertrieb angenommen/ als den Schulen/ unter dem Titul eines hochnöthigen Buches/ [aq]recommendiret[/aq] werden.
      (6-7) [492-493]
      [aq]VI[/aq]. Doch so schlecht als sich die Sorge von vielen [aq]seculis[/aq] angelassen/ so ein guter Wechsel entstund auch mit der Deutschen Sprache zu Anfang des vorigen seculi, welchen wir der wunderbaren [aq]providenz[/aq] Gottes zuschreiben müssen. Denn gleich wie GOtt/ als er dort eine Stiffts-Hütten vonnöthen hatte/ den [aq]Bezaleel[/aq] mit einer geschickten Hand begabete/ daß er in Sti-[S]cken/ Schnitzen/ Goldarbeiten/ Steinschneiden und andern/ dergleichen Dinge [aq]praesti[/aq]rte/ die er von andern weder gesehen noch gelernet hatte; so war es auch dazumahl beschaffen/ als Gott das wichtige [aq]reformations[/aq]-Werck wolte vor sich gehen lassen/ da bekam der Herr Lutherus so eine unvergleichliche und wunderschöne Manier deutsch zuschreiben/ daß er bey seiner guten Sache zugleich mit dem ungemeinen [aq]stylo[/aq] durchdringen konte. ¶ [aq]VII[/aq]. Nun kamen allerhand gute [aq]studia[/aq] mit der Religion empor/ und da man der Jugend die besten [aq]Autores[/aq] wiederum in die Hände kommen ließ/ so kunte es nicht fehlen/ es muste auch etwas darvon den deutschen Versen eingepflantzet werden; ja der Herr Lutherus war ein guter [aq]Musicus[/aq] darbey/ hatte auch [aq]correspondenz[/aq] mit den vornehmsten [aq]Musicis[/aq], und dannenhero ward er in seinen Versen durch drey sonderbahre Stücke treflich [aq]secundi[/aq]rt. Vor eins hatte er die [aq]Reali[/aq]tät/ das ist/ er verstund die Sache wol/ und ließ sichs einen Ernst seyn die Worte mit einem tapffren Nachdruck hinzuschreiben. Darnach hat-[S]te er die Reinigkeit und die geschickte [aq]construction[/aq] der Sprache. Endlich den Verstand von der [aq]Scansion[/aq] und der Liebligkeit/ das ist/ die [aq]conformi[/aq]tät der Worte mit dem Gesange. ¶ [aq]VIII[/aq]. Ich weiß wol/ des Herrn Lutheri Verse sind dreyerley: Etliche hat er gezwungen gemacht/ wenn er ein Lateinisch Lied hat [aq]verti[/aq]ren wollen; etliche hat er geschwinde hingemacht/ wenn er guten Freunden zugefallen etwas geschrieben/ dazu er keinen sonderlichen Fleiß gebraucht/ und also zu reden/ die damahlige Mode der Meister-Sänger mit gehalten hat: an etlichen aber hat er seine Kunst und seine Andacht gewiesen/ hat auch vermuthlich etwas [aq]praesti[/aq]ret/ darinne er noch von keinem [aq]poëten[/aq] ist übertroffen worden. ¶ [aq]1[/aq]. Wenn dieser theure Mann kein Lied gemacht hätte/ als: Nun freuet euch/ lieben Christen gemein/ oder: Eine feste Burg ist unser GOtt etc. so würde er dieß Lob verdienen; denn wie hat jedwedere Zeile ihren eigenen Verstand? Wie deutlich und ungezwungen läufft der [aq]Sensus[/aq]? und war vor ein unvergleichlicher Macht-Spruch steckt allzeit in der letzten Zeile/ welche deswegen an keinen Reim gebunden ist/ damit der [aq]emphati[/aq]schen Rede nichts abgebrochen wird. [S] ¶ [aq]2[/aq]. Ist etwas [aq]curieuses[/aq] in diesen Liedern/ so ist es die freye Madrigalische Art mit der letzten Zeile: Denn ob gleich die Brüder in Böhmen ihre Lieder meistens so eingerichtet haben/ daß die letzte Zeile mit den obigen den dritten Reim macht; ob auch wohl die meisten/ zu unserer Zeit etwas kluges in dem Reime gesucht haben. Z. E. Herr Rist: ¶ GOtt sey gelobet/ der allein ¶ [...] ¶ So hab ich doch aus besserem Nachdencken gefunden/ daß man sich durch den gezwungenen Reim viel Krafft und Nachdruck muß entgehen lassen. ¶ [aq]3[/aq]. Ja/ wenn der Herr Lutherus nach Erfoderung der Sache/ wenn er einen eyfrigen [aq]raptum[/aq] hatte/ was hohes und [aq]oratori[/aq]sches mit einmischen wolte/ so gieng es ihm nicht unglücklich von statten. Man sehe nur das Lied an/ welches er [aq]1522[/aq]. auf die zwey Studenten gemacht/ die zu Brüssel wegen der Religion verbrant wurden. Die zehende [aq]Strophe[/aq] ist diese: ¶ Die Asche will nicht lassen ab/ ¶ [...][S][...] ¶ Und mit dieser ward beschlossen: ¶ Die laß man liegen immerhin/ ¶ [...] ¶ [aq]IX[/aq]. Nachdem nun die Schrifften und die Lieder allenthalben ausgebreitet und gelesen wurden/ so liessen sich viel [aq]ingenia[/aq] darzu auffmuntern/ daß sie vornehmlich in geistlichen Liedern/ die wir noch in der Kirche behalten haben/ was sonderliches thaten. ¶ [aq]1[/aq]. Was [aq]D[/aq]. Justus Jonas vor einen Geist gehabt/ und wie schön er die freye Zeile hat anbringen können/ solches sieht man aus dem Liede: Wo GOtt der HErr nicht bey uns hält. [S] ¶ [aq]2[/aq]. Es hat sich auch der Herr Lutherus trefflich gefreuet/ wenn sich etliche geistreiche Männer des Werckes wol angenommen haben. Z. E. Es hatte der bekandte [aq]Paulus Speratus[/aq] in Preussen das Lied gemacht: Es ist das Heil uns kommen her. Solches bringt ein Bettler mit nach Wittenberg/ und singet es gleich gegen über/ wo der Herr Lutherus sein [aq]Logement[/aq] hat. Der rufft den Bettler und läst sichs auch singen/ und erfreut sich von Hertzen drüber/ daß GOtt sein Evangelium auch durch solche wolgesetzte Lieder ausbreiten wolte. ¶ [aq]3[/aq]. Wiewol unter allen/ welche sich in diesem Stücke wol hervor gethan haben/ hat meines Bedünckens niemand so eine liebliche und richtige Manier zuführen gewust/ als [aq]Bartholomaeus[/aq] Ringewald Pfarrherr zu Langenfeld in der Marck unter dem Amte Sonnenburg gelegen/ davon man nur die zwey Lieder zur Probe nehmen kan: Es ist gewißlich an der Zeit/ und: HErr JEsu Christ du höchstes Gut. Wenn man auch seine zwey Bücher die lautere Warheit und den treuen Eckhart ansiehet: so merckt man wol/ daß sich der stylus allemahl durch etwas ungezwungenes [aq]recommendirt[/aq]. Z. E. Wenn er eine böse Magd beschreibt: ¶ Darzu zerbricht auch dieser Rüssel ¶ [...][S] ¶ [aq]X[/aq]. Im Jochims Thal hat der Pfarrher Johannes [aq]Matthesius[/aq] und der [aq]Cantor[/aq] Nicol Herman was sonderliches gethan: denn mehrentheils hat Herr [aq]Matthesius[/aq] die realia und der andere die [aq]formalia[/aq] darzu getragen. Also muß man sich vielmahl über die [aq]sententiö[/aq]se Manier verwundern. Denn der vielfältigen Kirchen-Lieder zugeschweigen/ so sehe man nur die Haus-Regeln an/ da ich nur etwas zum Exempel setze: ¶ [...] ¶ Ferner: ¶ Was du wilst/ das man dir nicht thu/
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