Zwey Bücher Von der Kunst hochdeutsche Verse und Lieder zu machen (Q85): Unterschied zwischen den Versionen

Eigenschaft / Dichtung/Theologie
Denn seine einige und eigentliche meinung ist/ den Leser oder Anhörer zu der Tugend und Weisheit zuführen. Worinnen er ein rechter Philosophus ist. Wie denn Plato c. [In Lys. V. Lips Manud. ad Stoic Philosoph. lib. 1, Dissert. 7.] die Poeten Väter und Führer der Weißheit/ und Maximus Tyrius die Poeterey eine ältere Philosophy nennet. Weil aber die Tugend/ wenn sie so bloß angesehen wird/ den Leuten schwer und verdrießlich vorkommet/ auch niemand ihm gern außdrücklich wil vorschreiben [S] und befehlen lassen/ so ist der Poet bedacht gewesen/ mittel und wege zufinden/ wie er die gemüther unvermerckt/ und gleichsam spielend/ zum guten leiten könne. Hat demnach seine sachen nicht allein durch schöne und zierliche worte/ sondern auch durch einmischung lustiger Fabeln/ lieb und angenehm machen wollen/ damit er die Hertzen der Menschen/ die allezeit zu dergleichen dingen geneigter sind/ desto besser fangen/ und ihnen die Tugend und Wissenschafft füglicher eintröpffeln möchte. Worinnen er den vernünfftigen Ärzten folget […]
 
Eigenschaft / Dichtung/Theologie: Denn seine einige und eigentliche meinung ist/ den Leser oder Anhörer zu der Tugend und Weisheit zuführen. Worinnen er ein rechter Philosophus ist. Wie denn Plato c. [In Lys. V. Lips Manud. ad Stoic Philosoph. lib. 1, Dissert. 7.] die Poeten Väter und Führer der Weißheit/ und Maximus Tyrius die Poeterey eine ältere Philosophy nennet. Weil aber die Tugend/ wenn sie so bloß angesehen wird/ den Leuten schwer und verdrießlich vorkommet/ auch niemand ihm gern außdrücklich wil vorschreiben [S] und befehlen lassen/ so ist der Poet bedacht gewesen/ mittel und wege zufinden/ wie er die gemüther unvermerckt/ und gleichsam spielend/ zum guten leiten könne. Hat demnach seine sachen nicht allein durch schöne und zierliche worte/ sondern auch durch einmischung lustiger Fabeln/ lieb und angenehm machen wollen/ damit er die Hertzen der Menschen/ die allezeit zu dergleichen dingen geneigter sind/ desto besser fangen/ und ihnen die Tugend und Wissenschafft füglicher eintröpffeln möchte. Worinnen er den vernünfftigen Ärzten folget […] / Rang
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Eigenschaft / Dichtung/Theologie: Denn seine einige und eigentliche meinung ist/ den Leser oder Anhörer zu der Tugend und Weisheit zuführen. Worinnen er ein rechter Philosophus ist. Wie denn Plato c. [In Lys. V. Lips Manud. ad Stoic Philosoph. lib. 1, Dissert. 7.] die Poeten Väter und Führer der Weißheit/ und Maximus Tyrius die Poeterey eine ältere Philosophy nennet. Weil aber die Tugend/ wenn sie so bloß angesehen wird/ den Leuten schwer und verdrießlich vorkommet/ auch niemand ihm gern außdrücklich wil vorschreiben [S] und befehlen lassen/ so ist der Poet bedacht gewesen/ mittel und wege zufinden/ wie er die gemüther unvermerckt/ und gleichsam spielend/ zum guten leiten könne. Hat demnach seine sachen nicht allein durch schöne und zierliche worte/ sondern auch durch einmischung lustiger Fabeln/ lieb und angenehm machen wollen/ damit er die Hertzen der Menschen/ die allezeit zu dergleichen dingen geneigter sind/ desto besser fangen/ und ihnen die Tugend und Wissenschafft füglicher eintröpffeln möchte. Worinnen er den vernünfftigen Ärzten folget […] / Fundstelle
Seite: (unpag.- unpag.) [40-41]
 

Version vom 30. Januar 2025, 10:24 Uhr

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      Aussagen

      (unpag.-unpag.) [354-355]
      Zu einer Probe wollen wir hier etliche exempel/ und zwar nur auß den Psalmen Davids/ wie wir die in der gemeinen Dolmetschung haben/ anziehen. Daselbst wird ein Jambischer Sechssylbiger gefunden im 1 Vers. des 102 Psalms: Herr/ höre mein Gebeth. Ein Achtsylbiger im 25 Vers. des 119 Psal: Erquicke mich nach deinem Wort. Ein Neunsylbiger im 1 Vers. des 102 Psal: Und laß mein Schreyen zu dir kommen. Ein Zehensylbiger im 24 Vers. des 44 Psal: Erwecke dich/ Herr/ warumb schläffestu? Und im 1 des 51: Seid ihr denn stumm/ daß ihr nicht reden wollt? Ein Eilfsylbiger im 6 Vers. des 55: Ich sprach/ O hett’ ich Flügel/ wie die Tauben. Im 23 Psalm: Er weidet mich auf einer grünen Awen. Im 25. Gedencke nicht der Sünden meiner Jugend. [S] Errette mich von aller meiner Sünde. Im 39. Ps. Ein Zwelffsylbiger im 6 Vers. des 36 Psal: Herr/ deine Güte reicht/ so weit der Himmel ist. Und im 3 Vers: des 102 Ps: Denn meine Tage sind vergangen/ wie ein Rauch. Ein Dreyzehensylbiger im 28 Vers. des 89 Ps: Ich wil ihm ewiglich behalten meine Gnade. Ein Trochaischer Siebensylbiger ist im 16 Vers. des 51 Psal: Herr thu meine Lippen auf. Ein Achtsylbiger im 25 Vers. des 119 Ps: Meine Seele liegt im Staube. Hilff mir/ Gott/ durch deinen Namen. Im 1 des 54 So werden auch viel zufällige Dactylische Verse hin und wieder gefunden. Denn der anfang des 106 und 117 Ps. giebet ein rechtes Adonisches Verslein/ Danket dem Herren. Lobet den Herren. Ein [aq]Dactylicus Trimeter Catalecticus[/aq] ist im 65 Vers. des 120 Ps. Lehre mich heilsame Sitten. [aq]Trimeter Hypercatalectus[/aq] im 12 Vers. des 21: Denn sie gedachten dir übels zu thun. [aq]Tetrameter Catalectus[/aq] im 10 des 31: Meine gestalt ist verfallen für trauren. [aq]Pentameter Catalecticus[/aq] im 6 des 98 Ps. Lobet den Herren mit Harffen/ mit Harffen und Psalmen. Folgende aber sind richtige [aq]Phalaecii[/aq], Im 7 Vers. des 26: Da man prediget alle deine Wunder. Im 7 Vers. des 116: Sey nun wieder zu frieden/ meine Seele. [S] Gleichfalls sind in nachgesetzten [aq]Trochaei[/aq] und [aq]Dactyli[/aq] vermischet: Laß mir deine Barmherzigkeit wiederfahren. Im 76 Vers. des 120: Mein Hertz bleibe rechtschaffen in deinen Rechten. Im 79. Vers. daselbst. So sind auch zum oftern [aq]Jambi[/aq] und [aq]Anapaesti[/aq] vermenget: Du hast vorhin die Erde gegründet. Im 26 des 102. Psal.
      (unpag.-unpag.) [163-165]