Curiöse Gedancken Von Deutschen Versen (Q120): Unterschied zwischen den Versionen

Eigenschaft / Mythenkritik
 
[aq]X[/aq]. Bey so gestalten Sachen fragt sichs auch/ ob man die Heydnischen Götter Nahmen mit in die [aq]Construction[/aq] bringen soll? Denn das weiß ich wol/ daß die Heydnischen Fantasien mehrentheils durch eine [aq]Prosopopoeiam[/aq] können [aq]excusi[/aq]rt werden; aber die meisten Leser verstehen es nicht/ also werden die Nahmen auch so wol/ als die ungewöhnlichen Wörter zuverwerffen seyn. ¶ Ich weiß wol/ die Leute/ welche sich die [aq]Admiration[/aq] der alten Poeten/ einnehmen lassen/ halten ein [aq]Carmen[/aq] vor tod/ wenn dergleichen Zierrath nicht eingeflicket wird/ und wer ein bißgen nachdencken gelernet hat/ der siehet gar leichte/ was der [aq]Concipiente[/aq] vor ein Absehen haben mag. Ge-[S]setzt er schriebe/ er hätte dem [aq]Cupido[/aq] eine Feder aus dem Flügel gerissen/ und damit das Hochzeit [aq]Carmen[/aq] aufgesetzt/ so weiß ich wol/ daß es [aq]propriè[/aq]/ so viel bedeuten soll: Ich habe entweder meinen eigenen [aq]affectum amoris[/aq], oder doch das Exempel des verliebten Freundes betrachtet/ daß ich mich einer guten [aq]Invention[/aq] habe versichern können. Allein/ ob man nicht ausser diesen Fabeln eben so [aq]curieus[/aq] schreiben könne/ das soll mir niemand in Zweiffel ziehen. [...] ¶ [aq]XI[/aq]. Wenn aber die Nahmen bekant seyn/ und gleichsam als eine [aq]Allusio Rhetorica[/aq] zu der [aq]Elocution[/aq]/ was annehmliches [aq]contribui[/aq]ren sollen/ so kan es gar wol gedultet werden.
Eigenschaft / Mythenkritik: [aq]X[/aq]. Bey so gestalten Sachen fragt sichs auch/ ob man die Heydnischen Götter Nahmen mit in die [aq]Construction[/aq] bringen soll? Denn das weiß ich wol/ daß die Heydnischen Fantasien mehrentheils durch eine [aq]Prosopopoeiam[/aq] können [aq]excusi[/aq]rt werden; aber die meisten Leser verstehen es nicht/ also werden die Nahmen auch so wol/ als die ungewöhnlichen Wörter zuverwerffen seyn. ¶ Ich weiß wol/ die Leute/ welche sich die [aq]Admiration[/aq] der alten Poeten/ einnehmen lassen/ halten ein [aq]Carmen[/aq] vor tod/ wenn dergleichen Zierrath nicht eingeflicket wird/ und wer ein bißgen nachdencken gelernet hat/ der siehet gar leichte/ was der [aq]Concipiente[/aq] vor ein Absehen haben mag. Ge-[S]setzt er schriebe/ er hätte dem [aq]Cupido[/aq] eine Feder aus dem Flügel gerissen/ und damit das Hochzeit [aq]Carmen[/aq] aufgesetzt/ so weiß ich wol/ daß es [aq]propriè[/aq]/ so viel bedeuten soll: Ich habe entweder meinen eigenen [aq]affectum amoris[/aq], oder doch das Exempel des verliebten Freundes betrachtet/ daß ich mich einer guten [aq]Invention[/aq] habe versichern können. Allein/ ob man nicht ausser diesen Fabeln eben so [aq]curieus[/aq] schreiben könne/ das soll mir niemand in Zweiffel ziehen. [...] ¶ [aq]XI[/aq]. Wenn aber die Nahmen bekant seyn/ und gleichsam als eine [aq]Allusio Rhetorica[/aq] zu der [aq]Elocution[/aq]/ was annehmliches [aq]contribui[/aq]ren sollen/ so kan es gar wol gedultet werden. / Rang
 
Normaler Rang
Eigenschaft / Mythenkritik: [aq]X[/aq]. Bey so gestalten Sachen fragt sichs auch/ ob man die Heydnischen Götter Nahmen mit in die [aq]Construction[/aq] bringen soll? Denn das weiß ich wol/ daß die Heydnischen Fantasien mehrentheils durch eine [aq]Prosopopoeiam[/aq] können [aq]excusi[/aq]rt werden; aber die meisten Leser verstehen es nicht/ also werden die Nahmen auch so wol/ als die ungewöhnlichen Wörter zuverwerffen seyn. ¶ Ich weiß wol/ die Leute/ welche sich die [aq]Admiration[/aq] der alten Poeten/ einnehmen lassen/ halten ein [aq]Carmen[/aq] vor tod/ wenn dergleichen Zierrath nicht eingeflicket wird/ und wer ein bißgen nachdencken gelernet hat/ der siehet gar leichte/ was der [aq]Concipiente[/aq] vor ein Absehen haben mag. Ge-[S]setzt er schriebe/ er hätte dem [aq]Cupido[/aq] eine Feder aus dem Flügel gerissen/ und damit das Hochzeit [aq]Carmen[/aq] aufgesetzt/ so weiß ich wol/ daß es [aq]propriè[/aq]/ so viel bedeuten soll: Ich habe entweder meinen eigenen [aq]affectum amoris[/aq], oder doch das Exempel des verliebten Freundes betrachtet/ daß ich mich einer guten [aq]Invention[/aq] habe versichern können. Allein/ ob man nicht ausser diesen Fabeln eben so [aq]curieus[/aq] schreiben könne/ das soll mir niemand in Zweiffel ziehen. [...] ¶ [aq]XI[/aq]. Wenn aber die Nahmen bekant seyn/ und gleichsam als eine [aq]Allusio Rhetorica[/aq] zu der [aq]Elocution[/aq]/ was annehmliches [aq]contribui[/aq]ren sollen/ so kan es gar wol gedultet werden. / Fundstelle
 
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Version vom 29. September 2022, 07:07 Uhr

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Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
Curiöse Gedancken Von Deutschen Versen
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    Aussagen

    0 Fundstellen
    1692
    0 Fundstellen
    Leipzig
    0 Fundstellen
    0 Fundstellen
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [16-22]
    Eine Fundstelle
    (unpag.-unpag.) [23-24]
    Eine Fundstelle
    (4-73) [26-95]
    Eine Fundstelle
    (74-124) [96-146]
    Eine Fundstelle
    (124-213) [146-235]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [486]
    Eine Fundstelle
    (unpag.) [488]
    Eine Fundstelle
    (22-43) [508-529]
    Eine Fundstelle
    (44-60) [530-546]
    Eine Fundstelle
    (78-122) [564-598]
    [aq]IV[/aq]. Ein Poët/ welcher den Nahmen in der That führen soll/ ist ein solcher Mann/ der in artigen und annehmlichen Gedichten die Göttliche und Menschliche Weißheit vorstellen kan/ wie etwan der alte [aq]Plato[/aq] die Poëterey [griech.], das ist/ alles mit einander/ und den gantzen Begriff der Weißheit zunennen pflegt. Und eben deswegen ist [aq]Homerus[/aq] auch hernach [aq]Virgilius[/aq] in allen Schulen/ so sehr [aq]aestim[/aq]irt und getrieben worden/ nicht/ daß die jungen Leute solten lernen Verse machen/ sondern/ daß sie von den [aq]arcanis[/aq] der Götter/ der Opfer/ und aller Tugenden etwas ausführliches begriffen solten. Und wie etwan bey unsrer waren und von GOtt erleuchteten Religion die Psalmen und Propheten gelesen werden/ nicht daß wir neue Psalmen und Prophezeyungen solten nachmachen/ sondern/ daß wir uns daraus zu unserer Seeligkeit erbauen sollen: so hatten sich die Heyden in ihrer Blindheit auch gewisse [aq]vates[/aq] ausgelesen/ welche bey der Jugend auch nachgehends bey den Leuten/ die man aus Schulen zu nehmen pflegt/ mehr zur [aq]admiration[/aq] als zur [aq]imitation[/aq] dienen solten. [S] ¶ [aq]V[/aq]. Je mehr aber dieselben Gedichte theils [aq]ad theologiam mythicam[/aq], theils [aq]ad prudentiam hieroglyphicam[/aq] geneigt sind; desto weniger haben wir einen Staat darvon zu machen/ nach dem wir die Erkäntniß Gottes und die Lehre der Politischen Klugheit etwas deutlicher und verständlicher in unsren Büchern enthalten wissen. Also ist es kein Wunder/ daß mancher in den alten Poeten weniger findet/ als die Leute vorzeiten darinnen gesucht haben. Wenn auch jemand bey den Christen auff so ein Gedichte gedencken wolte/ so würde doch solches mehr zum Zeitvertrieb angenommen/ als den Schulen/ unter dem Titul eines hochnöthigen Buches/ [aq]recommendiret[/aq] werden.
    Eine Fundstelle
    (6-7) [492-493]
    Eine Fundstelle
    (133-134) [155-156]