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Sprache | Bezeichnung | Beschreibung | Auch bekannt als |
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Deutsch | Das III. Capitel. Von dem Zustande der Poesie bey den Hebräern. § 1. DIe Hebräer sind unter allen Völckern die ersten gewesen, welche der Weißheit obgelegen; dannenhero findet man auch bey ihnen die ersten Lieder. Gesetzt, daß [aq]Marcus Meibomius[/aq] schwerlich Beyfall finden dürffte, da er [aq]statuiret[/aq], es sey der gesammte [aq]Pentateuchus Mosaicus metrice[/aq] geschrieben; so ist doch dieses gewiß, und die heilige Schrifft sagt es ausdrücklich: daß Moses und Israel dem Herrn, als sie denen Egyptern entgangen waren, ein Lied gesungen, 2. B. Mos. 15. desgleichen auch Debora und Barack, als sie den Sissera überwunden, Judic. 5. wie auch Judith, als sie den Holofernes erleget hatte, Judith am 16. GOtt sagte selbst kurtz vor dem Tode des Mosis ihm und seinem Nachfolger ein Lied, welches sie die Kinder Israel lehren sollten, [aq]Deuter[/aq]. 31 & 32 David beklagte in seinem Liede Saul und Jonathan, als sie in der Schlacht waren unkommen, 2. Sam. 1. Und was ist der gantze Psalter anders, als ein Buch voller Lieder. [S] §. 2. Alle diese Lieder sind so vollkommen, daß es ihnen kein weltlicher Meister gleich gethan. Denn weder [aq]Pindarus[/aq], noch [aq]Horatius[/aq] haben sich in ihren Oden so hoch geschwungen, als der Geist derer Heiligen in diesen Liedern. Und ob gleich noch nicht ausgemacht ist, wie eigentlicnh der alten Hebräer Poesien beschaffen gewesen; so ist doch so viel aus den Psalmen zu ersehen: daß schon dazumahl auf die gleich lautende Endung und Anzahl der Sylben gesehen worden, und also [aq]Anacreon[/aq] nicht der Anfänger der Reime gewesen; sintemahl der 146. Psalm fast gantz durch Reim-weise gemacht scheinet. Daß sie auf die Zahl der Sylben, und nicht wie die Grichen und Römer auf die Länge und Kürtze derselben gesehen, erhellet aus dem 3. Psalm; daher zu schliessen, daß der Hebräer Poesie, so wie ihre [aq]Grammatic[/aq], grosse Verwandtschafft mit der Teutschen Poesie und [aq]Grammatic[/aq] gehabt. §. 3. Sie liessen es aber dabey nicht bleiben, sondern sie schrieben auch grosse Wercke. Das Buch Hiob ist ein rechtes Helden-Gedichte, oder ein Poëma epicum. Das Hohe-Lied Salomonis hat viel von der Art der Schäfer-Gedichte. Aus dem Buche Ju-[S]dith aber könnte man gar leicht ein Schau-Spiel machen. §. 4. Ich kan nicht sagen, ob die Poesie bey den Hebräern so gemein gwesen, daß man sie in öffentlichen Schulen gewiesen. Inzwischen finden wir doch, daß sie nicht allein ihre Poeten gehabt, sondern auch die Poeten unter die weisesten Leute gezehlet. [aq]1. Reg. 4. V. 31.[/aq] stehet vom Könige Salomo: Und er war weiser denn alle Menschen, auch weiser als die Dichter, Ethan der Eßrahiter, Heman/ Chaichal und Darda; seine Lieder waren tausend und fünffe. §. 5. Sie setzten zum Grunde der Poesie die Weißheit, und zwar die wahre Weißheit, deren sich die Heyden nicht rühmen konnten Sie legten sich mehr auf geistliche als andere Dinge, und brauchten also die Poesie, worzu sie GOtt selber abgezielet. Und endlich hatten sie zu ihrem Triebe den Geist des HErrn, dessen Aussprache viel herrlicher als aller irdischen Poeten und [aq]Musen[/aq] ist. Demnach konnte es ihnen auch nicht fehlen, sie musten zierlich, sie musten nachdrücklich, sie musten natürlich schreiben. Zu wünschen wäre es demnach, daß wir Chri-[S]sten uns ebenfalls wiederum zu unserer Poesie der wharen Weißheit, nehmlich der heiligen Schrifft, und nicht der Heydnischen [aq]Mythologie[/aq] und Fabeln, bedienten. |
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