[aq]§. 13[/aq]. ¶ Das [aq]Naturell[/aq] soll ein gewisser Göttlicher Einfluß in die Gemüther der Poeten seyn, Krafft welchen sie vortreffliche Einfälle hätten, und solche unvergleichliche Sachen unverhofft und ohne Mühe hervor brächten, welche sie bey deren Uberlesung kaum für ihre eigne Arbeit halten könten. Bey den [S] Griechen hieß es [griech.], bey den Lateinern [aq]Furor poeticus[/aq], [aq]Vena[/aq] oder [aq]Indoles poëtica[/aq]; bey uns Teutschen aber ein gutes [aq]Naturell[/aq], Poetischer Geist oder Trieb, wovon weitläufftig und ausführlich handeln [aq]Zentgraphicus & Petrus Petitus de Furore Poetico[/aq], ingleichen [aq]Korthold[/aq] in seiner [aq]Disputation sub Praesidio Muhlii de Enthusiasmo Poetico[/aq]. ¶ [aq]§. 14[/aq]. ¶ Doch ist ein Unterscheid zu machen unter dem [aq]Enthusiasmo Poetico[/aq] und einem fähigen [aq]Naturell[/aq]; dieses bleibt immer in seinem guten Zustande und kömmet uns bey aller Gelegenheit und zu aller Zeit zustatten; aber jener, nehmlich der [aq]Enthusiasmus[/aq] kömmet nicht stets, sondern will erwartet seyn. Allein wann solcher Poetische Geist beginnet zu wallen, hat man in einer Stunde mehr gute Einfälle, als uns sonst wohl in einigen Tagen nicht einfallen können. (Q7307): Unterschied zwischen den Versionen

(‎Ein neues Datenobjekt erstellt: [aq]§. 13[/aq]. ¶ Das [aq]Naturell[/aq] soll ein gewisser Göttlicher Einfluß in die Gemüther der Poeten seyn, Krafft welchen sie vortreffliche Einfälle hätten, und solche unvergleichliche Sachen unverhofft und ohne Mühe hervor brächten, welche sie bey deren Uberlesung kaum für ihre eigne Arbeit halten könten. Bey den [S] Griechen hieß es [griech.], bey den Lateinern [aq]Furor poeticus[/aq], [aq]Vena[/aq] oder [aq]Indoles poëtica[/aq]; bey uns Teutschen aber ein gu…)
 
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Aktuelle Version vom 31. Januar 2025, 13:51 Uhr

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Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
[aq]§. 13[/aq]. ¶ Das [aq]Naturell[/aq] soll ein gewisser Göttlicher Einfluß in die Gemüther der Poeten seyn, Krafft welchen sie vortreffliche Einfälle hätten, und solche unvergleichliche Sachen unverhofft und ohne Mühe hervor brächten, welche sie bey deren Uberlesung kaum für ihre eigne Arbeit halten könten. Bey den [S] Griechen hieß es [griech.], bey den Lateinern [aq]Furor poeticus[/aq], [aq]Vena[/aq] oder [aq]Indoles poëtica[/aq]; bey uns Teutschen aber ein gutes [aq]Naturell[/aq], Poetischer Geist oder Trieb, wovon weitläufftig und ausführlich handeln [aq]Zentgraphicus & Petrus Petitus de Furore Poetico[/aq], ingleichen [aq]Korthold[/aq] in seiner [aq]Disputation sub Praesidio Muhlii de Enthusiasmo Poetico[/aq]. ¶ [aq]§. 14[/aq]. ¶ Doch ist ein Unterscheid zu machen unter dem [aq]Enthusiasmo Poetico[/aq] und einem fähigen [aq]Naturell[/aq]; dieses bleibt immer in seinem guten Zustande und kömmet uns bey aller Gelegenheit und zu aller Zeit zustatten; aber jener, nehmlich der [aq]Enthusiasmus[/aq] kömmet nicht stets, sondern will erwartet seyn. Allein wann solcher Poetische Geist beginnet zu wallen, hat man in einer Stunde mehr gute Einfälle, als uns sonst wohl in einigen Tagen nicht einfallen können.
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