inzwischen ist doch folgends zu mercken/ daß des [aq]Caroli M[/aq]. Sohn [aq]Ludovicus Pius[/aq] die gantze Bibel in deutsche Verse hat übersetzen lassen. Diß erwehnet [aq]Andr. du Chesne tom. 2. p. 326[/aq]. welcher aus der Vorrede eines alten in Sächsischer Sprache geschriebenen Buchs dieses zum Zeugnis anführt: [aq]Cum divinorum librorum solummodo literati atque eruditi prius notitiam haberent, ejus studio atque Imperii tempore, sed Dei omnipotentiâ atque inchoantiâ mirabiliter actum est nuper, ut cunctus populus suae ditioni subditus Theudiscâ loquens linguâ, ejusdem divinae lectionis nihil-[S]ominus notitiam acceperit. Praecepit namque cuidam uni de gente Saxonum, qui apud suos non ignobilis vates habebatur, ut Vetus ac Nov. Testamentum in germanicam linguam poëticè transferre studeret: quatenus non solùm literatis, verum etiam illiteratis sacra divinorum praeceptorum lectio panderetur. Juxta morem verò illius poëmatis omne opus per vitteas distinxit, quas lectiones nos vel sententias possumus appellare[/aq]. Diese Ubersetzung/ meynet Morhof/ wäre wohl die älteste/ ohne daß einige von [aq]Carolo M[/aq]. meldeten/ Er habe das Neue Testament ins deutsch übersetzen lassen. Ob solche [aq]Version[/aq] des [aq]Ludovici[/aq] noch vorhanden sey oder nicht/ weil weder [aq]Hottinger[/aq] noch [aq]Lambecius[/aq] ihrer gedencken/ wie er nicht sagt/ vermeynt doch sie sey vermuthlich nicht mehr vorhanden. Er/ spricht Er/ habe zwar eine Sächsische Ubersetzung oder vielmehr eine [aq]Paraphrasin Rhythmicam[/aq] gesehen/ die aber viel neuer gewesen/ und mit vielen andern Erzehlungen vom Leben Christi/ die in der Bibel nicht enthalten/ vermischt. [aq]Theodorus Bibliander[/aq] in seinem Buch [aq]de ratione communi omnium linguarum p. 49[/aq]. hat auch einer Poetischen Ubersetzung des Alten Testaments gedacht; [aq]Legi vetus instrumentum versibus Germanicis redditum à Rudolpho quodam oriundo ex familia, quae nomen habet ab eminente arce in Rhaetiâ, quam vulgus nominat[/aq] hohen Ems/ [aq]idque rogatu & jussu Regis Conradi fil. Friderichi secundi Caesaris Au-[S]gusti[/aq]. [aq]Hottingerus Bibl. Theol. l. I. c. 3[/aq]. erwehnt einer andern/ die Er vor sehr alt hält/ aus welcher ihm einige [aq]Fragmenta[/aq] zu handen kommen wären. Und setzt Morhof p. 315. ein solches [aq]Fragmentum[/aq] aus der Historie [aq]Josephs[/aq]. Zu des [aq]Lotharii I[/aq]. Zeiten hat [aq]Ottfridus[/aq], ein Mönch des Closters Weissenburg gelebt/ und hernach zur Zeit [aq]Ludovici II[/aq]. die Evangelia in alten deutschen Versen herausgegeben/ und dem [aq]Luithberto[/aq] Meintzischen Ertz-Bischoff zugeschrieben. Er war des [aq]Rabani Mauri[/aq] Lehrjünger. [aq]Rhenanus[/aq] hat diß Buch zu erst gefunden/ hernach hat es [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] zu Basel herausgegeben. In der einem Vorrede (deren 3. sind) und zwar an den Ertz-Bischoff giebt Er zu verstehen/ daß Er auf Bitte seiner Brüder und Käyserin Judithe/ der vor andern weltlichen und unflätigen Gedichten geeckelt/ die Mühe auf sich genommen/ und ein Theil der Evangelien in deutsche Verse übersetzet. Erscheinet also/ daß auch dazumahl einige Liebes-Gedichte sind gewesen. Die Verse sind rauh/ doch noch ein guter Geist darinne. Wie ihn denn [aq]Trithemius[/aq] in seinem Buche [aq]de Scriptoribus Ecclesiasticis[/aq] nennet [aq]Virum in divinis scripturis eruditissimum[/aq] & in [aq]secularibus egregiè doctum[/aq]. Er hat auch sonst noch mehr geschrieben/ als Predigten über die [aq]Evangelia, Paraphrases in Canticum Esaiae, Ezechiae, Hannae, Moisis, Zachariae, Mariae[/aq], über das Vater Unser/ des [aq]Athanasii Symbolum[/aq], die Psalmen Davids/ und noch drey grosse Bücher über die-[S]selbe. [aq]Lambecius l. 2. c. 5. p. 46[/aq]. hält es vor ein sonderliches seltenes Gedenckmal der alten Sprache/ wünschend/ daß es dermahleins ans Licht gebracht würde. Weil aber dieselbe nicht eben hieher gehören/ setzen wir sie beyseit; wie auch den [aq]Willeram[/aq], einen gelehrten Apt zu Merßburg/ welcher über das Hohe-Lied Salomonis eine Lateinische [aq]Paraphrasin metro-rythmicam[/aq] geschrieben/ und auch eine in Deutscher ungebundener Rede. Welches Morhoff ein schönes Denckmahl der alten Sprache nennet. (Q6980)

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Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
inzwischen ist doch folgends zu mercken/ daß des [aq]Caroli M[/aq]. Sohn [aq]Ludovicus Pius[/aq] die gantze Bibel in deutsche Verse hat übersetzen lassen. Diß erwehnet [aq]Andr. du Chesne tom. 2. p. 326[/aq]. welcher aus der Vorrede eines alten in Sächsischer Sprache geschriebenen Buchs dieses zum Zeugnis anführt: [aq]Cum divinorum librorum solummodo literati atque eruditi prius notitiam haberent, ejus studio atque Imperii tempore, sed Dei omnipotentiâ atque inchoantiâ mirabiliter actum est nuper, ut cunctus populus suae ditioni subditus Theudiscâ loquens linguâ, ejusdem divinae lectionis nihil-[S]ominus notitiam acceperit. Praecepit namque cuidam uni de gente Saxonum, qui apud suos non ignobilis vates habebatur, ut Vetus ac Nov. Testamentum in germanicam linguam poëticè transferre studeret: quatenus non solùm literatis, verum etiam illiteratis sacra divinorum praeceptorum lectio panderetur. Juxta morem verò illius poëmatis omne opus per vitteas distinxit, quas lectiones nos vel sententias possumus appellare[/aq]. Diese Ubersetzung/ meynet Morhof/ wäre wohl die älteste/ ohne daß einige von [aq]Carolo M[/aq]. meldeten/ Er habe das Neue Testament ins deutsch übersetzen lassen. Ob solche [aq]Version[/aq] des [aq]Ludovici[/aq] noch vorhanden sey oder nicht/ weil weder [aq]Hottinger[/aq] noch [aq]Lambecius[/aq] ihrer gedencken/ wie er nicht sagt/ vermeynt doch sie sey vermuthlich nicht mehr vorhanden. Er/ spricht Er/ habe zwar eine Sächsische Ubersetzung oder vielmehr eine [aq]Paraphrasin Rhythmicam[/aq] gesehen/ die aber viel neuer gewesen/ und mit vielen andern Erzehlungen vom Leben Christi/ die in der Bibel nicht enthalten/ vermischt. [aq]Theodorus Bibliander[/aq] in seinem Buch [aq]de ratione communi omnium linguarum p. 49[/aq]. hat auch einer Poetischen Ubersetzung des Alten Testaments gedacht; [aq]Legi vetus instrumentum versibus Germanicis redditum à Rudolpho quodam oriundo ex familia, quae nomen habet ab eminente arce in Rhaetiâ, quam vulgus nominat[/aq] hohen Ems/ [aq]idque rogatu & jussu Regis Conradi fil. Friderichi secundi Caesaris Au-[S]gusti[/aq]. [aq]Hottingerus Bibl. Theol. l. I. c. 3[/aq]. erwehnt einer andern/ die Er vor sehr alt hält/ aus welcher ihm einige [aq]Fragmenta[/aq] zu handen kommen wären. Und setzt Morhof p. 315. ein solches [aq]Fragmentum[/aq] aus der Historie [aq]Josephs[/aq]. Zu des [aq]Lotharii I[/aq]. Zeiten hat [aq]Ottfridus[/aq], ein Mönch des Closters Weissenburg gelebt/ und hernach zur Zeit [aq]Ludovici II[/aq]. die Evangelia in alten deutschen Versen herausgegeben/ und dem [aq]Luithberto[/aq] Meintzischen Ertz-Bischoff zugeschrieben. Er war des [aq]Rabani Mauri[/aq] Lehrjünger. [aq]Rhenanus[/aq] hat diß Buch zu erst gefunden/ hernach hat es [aq]Matthias Flacius Illyricus[/aq] zu Basel herausgegeben. In der einem Vorrede (deren 3. sind) und zwar an den Ertz-Bischoff giebt Er zu verstehen/ daß Er auf Bitte seiner Brüder und Käyserin Judithe/ der vor andern weltlichen und unflätigen Gedichten geeckelt/ die Mühe auf sich genommen/ und ein Theil der Evangelien in deutsche Verse übersetzet. Erscheinet also/ daß auch dazumahl einige Liebes-Gedichte sind gewesen. Die Verse sind rauh/ doch noch ein guter Geist darinne. Wie ihn denn [aq]Trithemius[/aq] in seinem Buche [aq]de Scriptoribus Ecclesiasticis[/aq] nennet [aq]Virum in divinis scripturis eruditissimum[/aq] & in [aq]secularibus egregiè doctum[/aq]. Er hat auch sonst noch mehr geschrieben/ als Predigten über die [aq]Evangelia, Paraphrases in Canticum Esaiae, Ezechiae, Hannae, Moisis, Zachariae, Mariae[/aq], über das Vater Unser/ des [aq]Athanasii Symbolum[/aq], die Psalmen Davids/ und noch drey grosse Bücher über die-[S]selbe. [aq]Lambecius l. 2. c. 5. p. 46[/aq]. hält es vor ein sonderliches seltenes Gedenckmal der alten Sprache/ wünschend/ daß es dermahleins ans Licht gebracht würde. Weil aber dieselbe nicht eben hieher gehören/ setzen wir sie beyseit; wie auch den [aq]Willeram[/aq], einen gelehrten Apt zu Merßburg/ welcher über das Hohe-Lied Salomonis eine Lateinische [aq]Paraphrasin metro-rythmicam[/aq] geschrieben/ und auch eine in Deutscher ungebundener Rede. Welches Morhoff ein schönes Denckmahl der alten Sprache nennet.
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