Um dieselbe Zeit gab [aq]Jamblichus[/aq] die so genante Babylonische Freywerbung heraus/ worin er denn/ so biß-[S]hero vor ihn geschrieben/ weit übertroffen. […] ¶ [aq]Heliodorus[/aq] hat es [aq]Jamblicho[/aq] so wohl in der Geschickligkeit des Entwurffs als in allen übrigen zuvor gethan. Zu seiner Zeit hatte man nichts zierlichers noch vollkommeners in der Kunst Romanen zuschreiben gesehen/ als die seltzame Fälle des [aq]Theagenis[/aq] und der [aq]Chariclea[/aq]. Es ist nichts keuschers als ihre Freywerbung/ woraus zu sehen/ daß ohne den Christlichen Glauben/ welchen der [aq]Scribente[/aq] hochgehalten/ seine eigene Tugend ihn zu solcher sitsamen Schreib-Art geleitet/ die in dem gantzen Wercke zusehen; Daß also nicht alleine [aq]Jamblichus[/aq] sondern fast alle andere Roman-Schreiber/ gegen den [aq]Heliodorum[/aq] gegering zu achten. ¶ Seine Verdienste erhuben ihn auch zur Bischöfflichen Würde/ denn er war Bischoff zu [aq]Tricca[/aq], einer Stadt in [aq]Thessalien[/aq], und [aq]Socrates[/aq] rühmet von ihm/ daß er in diesem Lande die Gewonheit eingeführet die Geistlichen abzusetzen/ die sich von den Weibern/ so sie vor ihren geistlichen Stand geheyrathet/ nicht enthielten. Ich weiß nicht/ was ich davon halten sol/ was [aq]Nizephorus[/aq] ein [aq]Scribente[/aq] der sehr leichtgläubig und schwach von Urtheil gewesen und dessen Worten nicht wohl zu trauen ist/ von diesem [aq]Heliodoro[/aq] schreibet/ daß ein [aq]Provincial-Synodus[/aq] sehende die Gefahr/ die junge Leute durch lesen des Romans/ der wegen seines [S] Urhebers in grossen Ansehen war/ geriethen/ ihme zwey Dinge vorgestellet/ nemlich er solte bewilligen daß sein Roman verbrandt würde/ oder sich seines Amts und Bisthum entschlagen/ und daß er das letztere erwehlet haben solle. ¶ Im übrigen kan ich mich nicht gnugsam verwundern/ daß ein gewisser gelehrter Mann dieser Zeit/ ohnerachtet der unverwerfflichen Zeugnissen von [aq]Socrate[/aq], [aq]Photio[/aq] und [aq]Nizephoro[/aq] hät dürffen zweiffeln/ ob auch [aq]Heliodorus[/aq], Bischoff von [aq]Tricca[/aq], der Autor dieses Buches gewesen. […] ¶ [aq]Achillis Tatii[/aq] Art zu schreiben ist einfältiger und natürlicher/ die andern sind hergegen gezwungener und härter. Man sagt/ er sey endlich ein Christ und gar ein Bischoff worden. Ich verwundere mich im übrigen/ daß man die Unkeuschheit dieses Romans so leichtlich vergessen kan und kömmt mir seltzam vor/ daß Käyser [aq]Leo Philosophus[/aq] die Sittsamkeit des [aq]Clitophons[/aq] durch einen Verß/ der uns übergelieben ist/ zuverstehen giebet/ und denen/ die da vor allen in Keuschheit leben wollen/ vergönnet/ ja gar gerathen hat/ ihn von einen Ende biß zum andern durch zulesen. ¶ Vielleicht bin ich zu kühne wenn ich nechst vorhergehenden nun zum Vorschein bringe den [aq]Athenagoras[/aq] unter dessen Nahmen man einen Roman siehet/ betitult/ von der wahren und vollkommenen Liebe; Dieses Buch ist nicht an-[S]ders/ als in Frantzösisch erscheinen durch Ubersetzunge [aq]Fume[/aq], welcher in der Vorrede bekennet/ daß er den Griechischen Text davon ursprünglich gehabt von dem Herrn [aq]Lamane[/aq] des [aq]Cardinals[/aq] von [aq]Armagnac Protonotario[/aq], und daß er es sonsten niemahls und nirgends gesehen habe. […] ¶ Der Ubersetzer spricht/ er glaube daß es ein Werck sey von dem berühmten [aq]Athanageras[/aq], der da vor den Christlichen Glauben eine Verantwortung auff die Manier einer Gesandschafft gerichtet/ die Käyser an [aq]Marcum Aurelium[aq] und [aq]Commodum[aq] und einen [aq]Tractat[/aq] von der Wiederaufferstehung geschrieben hat. […] (Q6963)

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Sprache Bezeichnung Beschreibung Auch bekannt als
Deutsch
Um dieselbe Zeit gab [aq]Jamblichus[/aq] die so genante Babylonische Freywerbung heraus/ worin er denn/ so biß-[S]hero vor ihn geschrieben/ weit übertroffen. […] ¶ [aq]Heliodorus[/aq] hat es [aq]Jamblicho[/aq] so wohl in der Geschickligkeit des Entwurffs als in allen übrigen zuvor gethan. Zu seiner Zeit hatte man nichts zierlichers noch vollkommeners in der Kunst Romanen zuschreiben gesehen/ als die seltzame Fälle des [aq]Theagenis[/aq] und der [aq]Chariclea[/aq]. Es ist nichts keuschers als ihre Freywerbung/ woraus zu sehen/ daß ohne den Christlichen Glauben/ welchen der [aq]Scribente[/aq] hochgehalten/ seine eigene Tugend ihn zu solcher sitsamen Schreib-Art geleitet/ die in dem gantzen Wercke zusehen; Daß also nicht alleine [aq]Jamblichus[/aq] sondern fast alle andere Roman-Schreiber/ gegen den [aq]Heliodorum[/aq] gegering zu achten. ¶ Seine Verdienste erhuben ihn auch zur Bischöfflichen Würde/ denn er war Bischoff zu [aq]Tricca[/aq], einer Stadt in [aq]Thessalien[/aq], und [aq]Socrates[/aq] rühmet von ihm/ daß er in diesem Lande die Gewonheit eingeführet die Geistlichen abzusetzen/ die sich von den Weibern/ so sie vor ihren geistlichen Stand geheyrathet/ nicht enthielten. Ich weiß nicht/ was ich davon halten sol/ was [aq]Nizephorus[/aq] ein [aq]Scribente[/aq] der sehr leichtgläubig und schwach von Urtheil gewesen und dessen Worten nicht wohl zu trauen ist/ von diesem [aq]Heliodoro[/aq] schreibet/ daß ein [aq]Provincial-Synodus[/aq] sehende die Gefahr/ die junge Leute durch lesen des Romans/ der wegen seines [S] Urhebers in grossen Ansehen war/ geriethen/ ihme zwey Dinge vorgestellet/ nemlich er solte bewilligen daß sein Roman verbrandt würde/ oder sich seines Amts und Bisthum entschlagen/ und daß er das letztere erwehlet haben solle. ¶ Im übrigen kan ich mich nicht gnugsam verwundern/ daß ein gewisser gelehrter Mann dieser Zeit/ ohnerachtet der unverwerfflichen Zeugnissen von [aq]Socrate[/aq], [aq]Photio[/aq] und [aq]Nizephoro[/aq] hät dürffen zweiffeln/ ob auch [aq]Heliodorus[/aq], Bischoff von [aq]Tricca[/aq], der Autor dieses Buches gewesen. […] ¶ [aq]Achillis Tatii[/aq] Art zu schreiben ist einfältiger und natürlicher/ die andern sind hergegen gezwungener und härter. Man sagt/ er sey endlich ein Christ und gar ein Bischoff worden. Ich verwundere mich im übrigen/ daß man die Unkeuschheit dieses Romans so leichtlich vergessen kan und kömmt mir seltzam vor/ daß Käyser [aq]Leo Philosophus[/aq] die Sittsamkeit des [aq]Clitophons[/aq] durch einen Verß/ der uns übergelieben ist/ zuverstehen giebet/ und denen/ die da vor allen in Keuschheit leben wollen/ vergönnet/ ja gar gerathen hat/ ihn von einen Ende biß zum andern durch zulesen. ¶ Vielleicht bin ich zu kühne wenn ich nechst vorhergehenden nun zum Vorschein bringe den [aq]Athenagoras[/aq] unter dessen Nahmen man einen Roman siehet/ betitult/ von der wahren und vollkommenen Liebe; Dieses Buch ist nicht an-[S]ders/ als in Frantzösisch erscheinen durch Ubersetzunge [aq]Fume[/aq], welcher in der Vorrede bekennet/ daß er den Griechischen Text davon ursprünglich gehabt von dem Herrn [aq]Lamane[/aq] des [aq]Cardinals[/aq] von [aq]Armagnac Protonotario[/aq], und daß er es sonsten niemahls und nirgends gesehen habe. […] ¶ Der Ubersetzer spricht/ er glaube daß es ein Werck sey von dem berühmten [aq]Athanageras[/aq], der da vor den Christlichen Glauben eine Verantwortung auff die Manier einer Gesandschafft gerichtet/ die Käyser an [aq]Marcum Aurelium[aq] und [aq]Commodum[aq] und einen [aq]Tractat[/aq] von der Wiederaufferstehung geschrieben hat. […]
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